Die wunderbare Elisabeth {bei Instagram lottalove_usa} lebt mit ihrer Tochter in den USA. Wie das so ist, in dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, und was für Unterschiede es zu Deutschland gibt – das erzählt sie uns heute. Ganz herzlichen Dank an dich, Elisabeth. 
 
 
Arbeiten bis die Fruchtblase platzt
Amerika, das Land ohne Mutterschutz 
 
 
Ich bin fassungslos. Jeden Mittwoch Vormittag. Da bin ich in der Bücherei. Vorlesestunde für Kinder von 0-2 Jahren. Und da, vor der großen Tür, hüpfen, krabbeln, essen und weinen die Kleinen und warten bis es endlich los geht. Meine Tochter ist fast die Einzige, die mit ihrer Mama da ist. Die meisten anderen Kinder kommen mit ihrer Tagesmutter (in den USA „Nanny“ genannt), denn ihre Eltern haben keine Zeit. Sie müssen arbeiten. 
 
Amerika ist das einzige entwickelte Land auf der Welt, in dem es bis heute noch keine bezahlte Elternzeit, keinen bezahlten Mutterschutz gibt. Hier schuftet eine Schwangere bis die Fruchtblase platzt – und unter Umständen noch danach für ein paar Stunden. Und genau das macht mich fassungslos, wütend –  und dankbar. Dankbar, dass ich als Deutsche nicht unter diesem Druck ein Kind bekommen muss. 
 
Was das wirklich bedeutet, in einem Land ohne Mutterschutz zu leben, habe ich im Geburtsvorbereitungskurs realisiert. Da wurden wir Schwangere mit praktischen Tipps ausgestattet. Ab der 34. Woche sollten wir einfach immer ein paar Wechselklamotten und Handtücher dabei haben. Wenn dann während der Arbeit die Fruchtblase platzt, könne man sich umziehen und ein Handtuch auf den Stuhl legen. Oft setzten ja die Wehen erst ein paar Stunden später ein. Wenn diese dann nicht mehr auszuhalten seien, sollte man natürlich ins Krankenhaus gehen. Ich dachte wirklich erst, die Hebamme macht einen komischen Witz. Doch das war leider keiner. Und. Ich. War. Sprachlos.
 
Und so muss die Frau, die sich entscheidet ein Kind zu bekommen, eben in den sauren Apfel beißen – und einfach irgendwie klarkommen. 
 
Drei Monate Mutterschutz sind von den meisten US-Unternehmen ab einer bestimmten Größe  gewährleistet, diese sind dann aber unbezahlt. Und deshalb arbeitet hier jede Frau bis zum Tag der Geburt. Schließlich möchte sie so lange wie möglich frei haben, wenn das Kind da ist. 
 
Denn auch nach der Geburt ist hier jede Neu-Mama ganz schön auf sich gestellt. Hebammen, die vor, geschweige denn nach der Entbindung einem mit Rat, Liebe und Sicherheit zur Seite stehen, gibt es hier nicht. Genauso wenig gibt es Angebote wie Rückbildungskurse.  Das einzige, was ich finden konnte sind „Baby and Me“-Yogakurse, die von vielen Yogastudios angeboten werden. Zumindest in größeren Städten. 
 
So habe ich fast alle meine lieben Mama-Freundinnen kennengelernt. Under anderem auch Debbie. Ich werde nie vergessen, wie mir diese glückliche und vom Schlafentzug gezeichnete Mama sieben Wochen nach der Geburt ihres Sohnes von der Suche nach einer geeigneten Kinderbetreuung erzählte. Mit dem Baby im Arm und Überforderung in den Augen schilderte sie, wie sie verzweifelt jeden Tag Bewerbungsgespräche mit jungen und älteren Frauen aus Mexico, Thailand oder Kenia führte. Jeden Tag die Hoffnung diejenige; die Richtige zu finden. Die, der man das eigene, kleine, hilflose Baby morgens in die Arme legt und ohne Sorge das Haus verlassen kann, um zu arbeiten. Diejenige, der man blind vertraut und das Teuerste anvertraut.  Ich spürte, wie Debbies Mutterherz blutete und bekam allein schon bei dem Gedanken mein drei Monate altes Baby mit jemandem anderen von Montag bis Freitag zurück zulassen einen dicken Kloß im Hals. 
 
Stillen, das war Debbie ganz wichtig, wollte sie weiterhin. Auf die stillende, arbeitende Mutter haben sich die meisten Arbeitgeber in den USA eingerichtet und stellen sogenannte Pump-Rooms zur Verfügung. Ein Raum, indem die frisch gebackene Mutter Milch abpumpt, die dann die Nanny dem Baby am nächsten Tag verfüttert. Welch netter Service. Wie bequem. Wie… fortschrittlich? 
 
Meine Bekannte Hope wollte dies nicht. Sie, eine erfolgreiche Anwältin, kündigte ihren Job, weil es in ihren Augen sinnlos war, dass fast ihr gesamtes Gehalt in die Kinderbetreuung gegangen wäre. „Da bleibe ich doch lieber zu Hause bei meinem Sohn“. Sie musste sich entscheiden. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, blieb ihr keine Wahl. 
 
Wenn ich dann meine Freundinnen erschüttert anschaue und ihnen erzähle, wie das System in Deutschland funktioniert – denken sie, sie hören nicht recht. 
 
Meine Tochter ist jetzt ein Jahr. Seit dem sie 9 Monate alt ist, habe ich wieder angefangen als Journalistin freiberuflich zu arbeiten – und war im US-Bekanntenkreis eine der letzten, die nach Geburt wieder in den Beruf einstieg. Und dann noch nicht mal vollzeit. Während in Deutschland die arbeitende Mutter leider häufig noch als Rabenmutter betitelt wird – übrigens, das Wort „Rabenmutter“ existiert im Englischen nicht – habe ich hier eher fast das umgekehrte Problem: Seit dem meine Tochter drei Monate alt ist, muss ich erklären wieso. Ich. Noch. Nicht. Arbeite. Manchmal fühlte ich mich sogar schlecht. Faul. Dachte: um Himmels Willen, du kannst ausschließlich für dein Baby da sein und es versorgen und machst sonst nichts? Und irgendwann verstand ich: Die Amerikaner kennen es einfach nicht anders und sind erstaunt, dass es Länder gibt, in denen die Familie auch vom Staat anerkannt und unterstützt wird.
 
Nun, ich arbeite also wieder und ich genieße es neben storytime, Play Dates und Babysport wieder etwas anderes zu tun. Meine Arbeit fühlt sich so an, als täte ich etwas für mich. Ich kann meinen Kopf anstrengen, meine Horizont erweitern und verdiene mein Geld. Das ist großartig. Und seit dem ich arbeite, genieße ich noch mehr die Stunden und Tage mit meinem Mädchen.  Doch ich hatte die Wahl und die Freiheit und das bleibt in Amerika den meisten Mamas einfach verwehrt.  Und oft haben die sogar das Gefühl doppelt draufzuzahlen: „Dann kommst Du nach Hause, willst nur noch Dein Baby in den Arm nehmen und dann dreht sich das nur weg und will lieber zur Nanny. Das tut weh. Jedes Mal ein Stich ins Mamaherz“, sagte meine Freundin neulich. 
 
Heute werde ich wieder in die Bücherei gehen und auch diesmal werde ich auffallen als Mama. Ich liebe es, jedes Mal zu sehen, an welches Lied, welchen Reim und an welches Fingerspiel sich meine Tochter erinnert. Auch viele Nannys sind wirklich mit Herzblut dabei. Es gibt aber auch welche, die tippen gelangweilt in ihr Handy. 
 
Vergangene Woche saß dort eine Nanny, die hat die Zeit genutzt, um ein Schläfchen zu halten. Das ertrage ich kaum. Weil ich genau weiß, dass die Mama von dem Kind so viel dafür geben würde, selbst dabei zu sein und mit ihrem Kind das alles zu erleben. 
 
Ich bin fassungslos. Nicht nur jeden Mittwoch Vormittag.
 

 

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens.


Ein dumpfes Gefühl im Magen und Unsicherheit sowie die Frage: „Was nun? War es das, kommt da noch was?“. Es fühlt sich noch nicht richtig an, als wäre ich meinen Weg noch nicht gegangen. Irgendwas muss doch noch kommen, muss da noch sein.. 

Will ich vielleicht mehr, erwarte ich mehr? Was genau erwarte ich? Ist es in Ordnung, diese Ansprüche zu haben oder sind sie überzogen? Aber ist es nicht ein Zeichen?

Ich hatte schon als sehr junges Mädchen genaue Vorstellungen von meiner Zukunft. Ich wollte nie Prinzessin werden, niemals Tierärztin. Erst wollte ich Nonne {ernsthaft} werden, dann Pastorin, dann Krankenschwester oder Ärztin. 

„Ich möchte Menschen helfen!“

Das war schon immer mein Wunsch. Einen Beruf auszuüben, mit dem ich nützlich bin, anderen Menschen eine Hilfe sein kann. Ich wollte viel reisen, die Welt sehen, fremde Menschen treffen, ich wollte viel erleben und eine Abenteurerin sein, wie einst mein Opa.  Schon immer wollte ich im Ausland leben, und das war keine fixe Idee. Das war mein festes {Lebens-}Ziel. Und dann überkam mich die Welle an Hormonen in der Pubertät und alles war anders. Ich wusste plötzlich nicht mehr, was ich wollte und wer ich war. Ich war mir selbst fremd. Ich beschloss, dass eine Ausbildung viel besser zu mir passen würde und das Abitur warten kann. Ich bekam Anni, ich heiratete, ich schnupperte in zig verschiedenen Jobs hinein. Mir wurde immer deutlicher, was nicht meins war, aber was ich für mich wirklich wollte, das wusste ich dennoch nicht. Folglich schrieb ich mich für den Studiengang Jura ein und stellte bald fest, ich bin unglücklich damit. Ich wurde dem Druck nicht gerecht und das machte mich fast schon krank. Also setzte ich alles auf eine Karte und wechselte zu Public Relations. Und jetzt, so rückblickend, weiß ich, das war die bisher beste Entscheidung meines Lebens – so neben meinen beiden Mädchen. Ich hab mein Studium geliebt, es war perfekt für mich. 

Jetzt bin ich seit einigen Monaten fertig, ich habe das Studium mit zwei Kindern, Job und ohne jegliche Unterstützung von außen gewuppt – das macht mich stolz. Und doch ist da schon wieder dieses dumpfe Gefühl und die Suche nach dem Grund dafür. Ich brauche Abwechslung, Bewegung, ich brauche Input und Herausforderungen, Veränderungen, eine neue Aufgabe. Es  mag verrückt klingen – aber ich bin schon wieder auf der Suche.  War es das, kommt noch was? Welche Aufgabe steht mir noch bevor? 

Vor einigen Monaten: Ich fischte mein Abschlusszeugnis aus dem Briefkasten, hielt es in den Händen und starrte es an. „Das war es also? Fertig! Das ging aber schnell, und was nun?“. Ich wusste gar nicht, wohin mit mir. Einerseits war ich natürlich sehr glücklich und stolz, und doch hat es sich nicht vollkommen, nicht gut angefühlt. Da muss doch noch etwas sein.

Und seitdem verstärkt sich dieses Gefühl. Ich bin auf der Suche, längst noch nicht angekommen. Doch wohin die Reise geht, das weiß ich nicht. Ich habe überlegt, noch einen Studiengang zu belegen und hadere mit mir – soll ich das wirklich tun, will ich das?! Ich wollte immer viel reisen, gern auch im Ausland leben. Auch das war in den letzten Jahren so natürlich nicht möglich. Der Wunsch nach Freiheit und Abenteuer war aber immer da, er ist nun stärker als je zuvor. Und so breche ich im Juni auf – in das Abenteuer meines Lebens. Ich werde mich treiben lassen, Yoga machen, hoffentlich viele Menschen kennenlernen und auch mal allein sein. Nur mit mir. Und ganz vielleicht finde ich in dieser Zeit auch heraus, was mein nächstes Abenteuer sein wird. 

Vielleicht zeigt mir diese Reise noch so viel mehr, vielleicht weiß ich nach diesen Monaten endlich, wohin die Reise meines Lebens geht. 

Auf der Suche nach dem Glück

Was will ich eigentlich?

Diese Frage kann zermürben, ja – sie kann dich auffressen. Was will ich eigentlich? Was erwarte ich vom Leben, was ist meine Berufung? Was erwarte ich von mir, und vor allem – bin ich glücklich? 

Will ich so leben? 
Anzukommen, im Leben und bei sich selbst, das braucht Zeit. Das ist ein Prozess, es ist das Leben. Schon im Kindergarten wird gefördert und geformt, spätestens in der Grundschule beginnt der Druck. Leistung, Leistung, Leistung – das allein ist wichtig, das allein zählt – so scheint es oft. Sozialkompetenzen, Zwischenmenschlichkeit, Mut, eine freie Entwicklung, Förderung der Persönlichkeit – all das wird weniger und weniger unterstützt und gefördert. Oder nein, es wird schon fast unterbunden, es ist unerwünscht. Ein Mensch, der mutig ist und frei, der ist keine Marionette. Ein solcher Mensch ist {z. B. für Unternehmen} nicht berechenbar. Es scheint, als würden wir uns in der heutigen Zeit nur noch über Leistung definieren. Wer hat den besten Abschluss, wer hat den verantwortungsvollsten Job, wer leistet am meisten, wer verdient am besten. Wir sind bestens ausgebildet und voller Kampfgeist erobern wir die Berufswelt. Immer auf Selbstoptimierung bedacht. 

Selbstoptimierung – wie sehr ich dieses Wort verabscheue. Optimierung von Körper und Geist sowie Optimierung der eigenen Leistungen. Wir, die immer einen genauen Plan haben. Die wissen, was sie wollen und für ihr Ziel extremst hart arbeiten, selten einen Umweg gehen. Weil Umwege Schwäche bedeuten. Aber ist das wirklich so? Und vor allem, wissen wir wirklich, was wir wollen? Unterwerfen wir uns nicht immer häufiger falschen Idealen. Hören wir auch mal auf unser Herz oder immer nur auf unseren Verstand? Halten wir überhaupt noch inne und horchen in uns hinein, endschleunigen, holen Luft und leben? Es scheint mir, als wären wir, diese neue Generation, vollkommen verloren. Einerseits so zielstrebig und erfolgreich, und doch irgendwie lost. Nicht selten leiden wir unter unserem Ehrgeiz, gehen verloren. Eine 60 Stunden Woche und das Leben, welches so bewusst gelebt werden möchte, rauscht nicht selten an uns vorbei. Woche für Woche, Jahr für Jahr. Wir haben uns selbst verloren, sind oftmals unglücklich, verwirrt, nicht glücklich. Immer rastlos, selten mutig. Chronische Erschöpfung ist die Folge. Das Gefühl, in der Krise zu stecken und nicht nicht mehr herauszufinden.

Ist es nicht völlig in Ordnung, sich gegen ein Studium zu entscheiden? Oder seinen Job zu kündigen und neu anzufangen?  Als Spätstudierende/r erfolgreich abzuschließen oder nach dem Abi erstmal eine Auszeit zu nehmen und die Welt zu bereisen? Mal was wagen, dem Herz zu folgen? Ich glaube ja an Fügung. Ich bin viele Umwege gegangen, beruflich wie auch privat. Und ja, es hat sich gelohnt. Mein Mut hat sich immer ausgezahlt und erschien mir in der Vergangenheit eine Situation aussichtslos und falsch, hat sich doch immer etwas Gutes daraus ergeben. Auf das Herz hören, auf sein Bauchgefühl.. Das haben wir verlernt, in jeder Hinsicht. Dabei weiß unser Bauchgefühl so oft viel besser, was gut für uns ist und was nicht. Es zahlt sich aus, seine Komfortzone zu verlassen und sich auf neue Wege zu wagen. Ich selbst habe es immer wieder getan, raus aus der Sicherheit, rein in das „Abenteuer“. Jeder Personaler, der meinen Lebenslauf lesen würde, wäre erschrocken.. Aber – ich wusste lange nicht, was ich will. Dafür aber immer deutlicher, was ich nicht möchte. Das ist doch schon einmal ein Schritt nach vorn. Und irgendwann war mir klar, wie mein Weg ausschauen würde. Das brauchte Zeit und viele Versuche, und das ist ok. Das ist gut. Ich würde es rückblickend nicht anders machen. Niemals. Ich lebe, ich bin zufrieden. Ich arbeite viel für meinen Traum, aber es ist meine Berufung, ich mache es gern, es erfüllt mich und macht glücklich. Dieses Verlassen der Komfortzone kostet immer Überwindung, aber es zahlt sich immer aus. Glaubt es mir, es zahlt sich aus – es beschert ein glückliches, ein zufriedeneres Leben. Es lohnt sich, seine Träume anzugehen und dafür zu arbeiten. Es braucht nur diesen einen kleinen Schubs, diesen einen Funken Mut. Es ist in Ordnung, Umwege einzuschlagen. Es ist gut, denn es erweitert den Horizont. Es ist auch in Ordnung, festzustellen, dass eine zuvor getätigte Entscheidung, die falsche war. Für den Moment, für einen selbst. 

Planst du noch oder lebst du schon?

Leben wir dieses wundervolle, spannende und bunte Leben. Jetzt.