Ich mag mich nicht!
Aus der Lebenskrise zurück zu mir

Ich stehe nach dem Duschen vor dem Spiegel, schaue mich an und bin.. Ja, was bin ich eigentlich? Ich mag mich, ich bin angekommen und viele Unsicherheiten, die ich in den letzten 15 Jahren mit mir herumtrug, habe ich abgelegt. Ich kann es gut mit mir aushalten. Tatsächlich. Und noch vor fünf Jahren war das nicht so. Noch vor fünf Jahren war ich die Unsicherheit in Person.

Ich erinnere mich zurück an eine Zeit, in der es mir schlecht ging. In der ich nicht essen wollte. In der ich über jedes Kilo, das ich verlor, glücklich war. Nein, eine Zeit in der ich über jedes Kilo was ich nicht verlor, verzweifelt war. Ich erinnere mich daran, wie unwohl ich mich in meinem Körper fühlte. Ich immer dachte, ich wäre zu kräftig gebaut. Zu viel Po, zu viel Oberschenkel, zu viel Brust. Von allem zu viel. Zu große Zähne, zu wenig Haare, zu viele Muttermale, zu lange Finger, schiefe Knie, ein hässlicher Bauchnabel, eine zu spitze Nase. So gern ich sagen würde, das wäre überspitzt, aber nein, das ist es nicht. Tagtäglich kämpfte ich gegen mich an. Ein innerer Kampf. Sagte man mir, ich wäre schön, kam das nicht an. Ganz im Gegenteil. Es fühlte sich an wie Hohn. Ist das nicht verrückt? Da sagt dir dein Mann, du würdest schön aussehen und du kannst es nicht annehmen. Es bewirkte viel mehr, dass ich mich unwohl fühle. Noch unwohler. Ich erinnere mich noch heute an die Anspannung. Diese Unsicherheit, sie war fürchterlich. Und um diese Unsicherheit zu überspielen, lachte ich immer besonders laut. Lächelte, strahlte, grinste und versuchte, meine Fassade aufrecht zu erhalten. War ich jedoch allein, war ich zutiefst betrübt. Es sind Sätze von Verwandten oder Freunden, in der frühen Jugend, die vollkommen unbedacht ausgesprochen werden und so viel Nachdruck haben. Ein flapsiges: „Iss nicht so viel, sonst findest du später keinen Mann!“, brennt sich ein, wird niemals vergessen. (mehr …)