Liebe muss man nicht teilen, 
sie verdoppelt sich!

So lange habe ich von einem zweiten Kind geträumt. Es mir gewünscht, mit jeder Faser meines Körpers. Ein kleines Menschenkind, das mich, nein – das uns, komplett macht. Und dann war es soweit. Zwei rosa Striche auf dem Streifen. Schwanger. Wow. Schwanger. Wirklich? Kann das sein? Wirklich wirklich? Ich war allein zu Hause und ließ mich auf die Couch fallen. Da saß ich nun, minutenlang – ganz still und leise, und starrte auf den Test mit diesen zwei Streifen, welche für mich pures Glück bedeuteten. Ich konnte erst einmal gar nichts tun. Nicht denken, nicht reden. Ich saß einfach nur da. Und obwohl ich mir genau das so sehr gewünscht habe, überkam mich plötzlich Panik. Pures Glücksgefühl und leichte Panik, im Wechsel. Wow. Ein Baby. Wie wunderschön. Aber wie soll das werden – kann ich meine Liebe teilen? Kann ich jemanden so sehr und bedingungslos lieben, wie mein kleine Anni? Geht das überhaut? Nach einigen weiteren Minuten war die Panik verflogen und ich rief Henry an, um die frohe Botschaft zu verkünden. All die langen Stunden bei Pinterest auf der Suche nach der schönsten Idee, die Schwangeschaft zu verkünden für die Katz. Ich war einfach viel zu glücklich. Ich musste sofort damit rausrücken. Umgehend. Und so rief ich den Mann direkt an. Hach ja. Ein Baby, unser Baby. Und wieder: Wow!

Wie es sich für beste Freundinnen gehört, klingelte ich auch direkt bei meiner Kathi durch. Wir weinten vor Freude, vor Aufregung und ich teilte meine Sorgen, meine Bedenken und wie immer, fand sie genau die richtigen Worte. Liebe muss man nicht teilen. Sie wächst und gedeiht und vermehrt sich. Mit jedem Kind, das dazu kommt. Und sie sollte, wie so oft, Recht behalten. Die Liebe wächst. Sie wächst ins Unermessliche. Mit dem Babybauch wuchs auch die Liebe. Tag für Tag. Noch nicht auf der Welt, aber schon ein fester Bestandteil unserer kleinen wachsenden Familie. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Ich kann es noch heute kaum. Manchmal möchte ich mich zwicken, um sicher zu gehen, dass dies alles echt ist. Real ist. Kein Traum. 

Nach wenigen Wochen erzählten wir Anni von der Schwangerschaft. Ich weiß es, als wäre es gestern gewesen. Ich lag im Bett, eingekuschelt. Die ersten Wochen ging es mir schlecht. Die Übelkeit hielt mich auf Trab. Wochenlang habe ich es kaum aus dem Bett geschafft und das Bad war mein zweites Schlafzimmer. Und an diesem Tag lagen wir zu Dritt im Bett und ich erzählte ihr, von dem kleinen Geschwisterchen, das  in meinem Bauch heranwuchs. Von ihrem kleinen Geschwisterchen. Sie schaute mich mit großen Augen. „Ein Geschwisterchen? Wirklich Mama? Ich bekomme eine Schwester oder einen Bruder?“ Ihre Augen leuchteten und sie lächelte ungläubig. Der Moment war so schön, so perfekt. Ich hatte mir vorab so viele Gedanken gemacht, mich teilweise gesorgt. Wie kann ich meinem großen Mädchen am besten von dem kleinen Menschenkind in meinem Bauch berichten? Wird sie sich freuen? Wird sie eifersüchtig sein? Immerhin war Anni 11 Jahre Einzelkind und hat all unsere ungeteilte Aufmerksamkeit genossen. Aber nein, Anni war voller Vorfreude. 

Wir bezogen sie ein. Sie ölte und kraulte den wachsenden Bauch, beobachtete die Tanzeinlagen ihrer kleinen Schwester, kam mit zum Ultraschall und suchte schöne Teile aus, die ihr Schwesterchen tragen sollte. Auch durfte sie entscheiden, ob sie während der Geburt an meiner Seite sein möchte. Der Moment, als Anni das erste Mal ihr kleines Schwesterchen sah. Wie sie sie ehrfürchtig mit großen Augen voller Liebe anstrahlte. Wie sie Mimi ganz zärtlich hochhob und uns anstarrte. Ich werde es niemals vergessen – so einzigartig, so wunderschön, so unfassbar ergreifend war dieser Moment. 

Liebe Anni, du bist die beste und tollste große Schwester, die sich Mimi nur wünschen könnte. Du bist ihre Heldin, ihr Vorbild, ihr kleiner Pausenclown, du bist ihr Ein und Alles. Und wir sind unglaublich stolz auf dich. Und wir sind glücklich. Glücklich, ein so tolles großes Mädchen zu haben. Ein großes Mädchen mit einem noch größeren Herzen, welches mit Liebe, Einfühlsamkeit und ganz viel Toleranz gefüllt ist. 

Liebe Mimi, mit deiner Anni hast du eine Löwin an deiner Seite. Eine Schwester, die dich liebt. Die immer deine engste Vertraute sein wird – da sind wir uns ganz sicher. 

Ihr Zwei, ihr seid mein Leben. Unser Leben. 


Für mehr Toleranz unter Müttern!

Vor zwei Wochen lese ich bei Twitter einen Tweet einer Frau. Selbst Mutter. Sie beanstandet, dass der Mann ihrer Freundin keine Elternzeit genommen hat. Dass er nicht zu Hause blieb, bei seiner Frau und stattdessen wieder zur Arbeit ging. Zu diesem Tweet entstand eine Diskussion unter Müttern. Keine hatte Verständnis für die Entscheidung der Neu-Eltern. Nicht Eine. Ganz im Gegenteil. Dieser Tweet stimmte mich einmal mehr nachdenklich. Schon oft habe ich mitbekommen, dass Mütter miteinander sehr hart ins Gericht gehen. Toleranz ist da oft ein Fremdwort. Sie haben oft kein Verständnis für Entscheidungen anderer Mütter. Es gibt viel zu oft nur schwarz und weiß. Und das ist der Punkt – sie liegen falsch. Die Welt ist bunt. Es gibt nicht nur schwarz und weiß.  

Wir sind Mütter. Uns alle verbindet eines – wir haben Kinder. Sicher ist, wir sind Mutter mit Leib, Seele und Leidenschaft. Wir Menschen sind so herrlich bunt und unterschiedlich. Das ist wunderbar und schön und spannend. Das macht uns aus. Unsere Einzigartigkeit. Unser Ich. Und so ist es auch mit den Müttern – jede Mama ist anders. Jede Mama geht mit ihrer kleinen Familie, wie sie auch zusammengestellt sein mag, ihren ganz eigenen Weg. Sie fällt Entscheidungen für sich und ihre Kinder. Tag für Tag. Sie wird immer bestrebt sein, die (für sich und ihre kleine Familie) beste Entscheidung zu treffen. 

Wir Mütter sind stark. Wir gehen unseren Weg. Wir Mütter könnten so viel von einander profitieren. Uns unterstützen und bestärken. Und doch schaut es in der Realität viel zu oft ganz anders aus. Fehlende Toleranz ist an der Tagesordnung. Das stimmt mich traurig, macht wütend und manchmal sogar fassungslos. 

Es scheint oft so, als wäre das Muttersein ein Wettbewerb. Mütter zwingen anderen Müttern ihre Meinung auf. Ungefragt. Eine Mutter hat oft gar nicht die Chance, es für sich richtig zu machen. Die Kritikerinnen lauern überall und haben immer etwas zu sagen. „Oh, du stillst nicht? Du weißt schon, dass stillen wichtig und die Flasche ungesund ist?!“, „Du willst wieder arbeiten gehen? Da ist die Bindungsstörung deines Kindes ja schon vorprogrammiert. Dann hättest du auch kein Kind bekommen müssen“. Oder aber: „Du bleibst zu Hause? Ganze drei Jahre? Noch länger? Na, pass mal auf, dass du nicht verblödest!“. Mein persönlich liebster Spruch ist aber noch immer: „wer sein Kind liebt, der trägt!“. Das ist nur der Anfang. Mütter teilen ihre Meinung mit. Rigoros und ohne Angst vor Verlusten. Stillen oder Flasche, Wegwerfwindel oder Stoffwindel, Familiebett oder doch eher eigenes Zimmer, Kinderwagen oder Tragetuch (oder Tragetuch vs Babytrage), Impfen oder nicht impfen, Working Mom vs SAHM. Mütter vergleichen und tragen mit ihren Schwangerschaften, Geburten und Kindern halbe Wettkämpfe aus. Da wird sich übertrumpft und überboten. Und immer auch beurteilt und bewertet. Kind XY kann z. B. schon mit fünf Monaten laufen, sitzen und chinesisch sprechen. Mutter A findet es ganz und gar nicht in Ordnung, dass die Nachbarin ihr Baby bereits mit sechs Monaten fremd betreuen lässt. Wie kann sie nur?! {den ungläubigen und empörten Blick bitte dazu denken} und Mutter B teilt Mutter C mit, dass sie null Verständnis dafür hat, dass sie ihr Baby nicht stillt. Immer diese Ausreden, es hat nicht geklappt. Sowas will sie nicht hören!

Es fängt im Kleinen an und endet im Großen. 

Auch ich war schon einigen ähnlichen Situationen ausgesetzt. Situationen, in denen mir fremde Frauen ihre Meinung mitteilten. Mich beratschlagten, ungefragt. „Du willst kein Urlaubssemester einlegen? Ich empfehle dir, es doch lieber zu tun! Wieso hat Ihr Kind keine Socken an. Es wird sicher krank! Sie wissen schon, dass Babys wirklich immer eine Mütze tragen sollten?“ 

Nun aber zurück zu dem Tweet. Ich saß also da, ich las ihn. Ich war verärgert. Wieso ist das so? dachte ich mir. Wieso müssen Mütter andere Mütter und ihre Entscheidungen stets beurteilen und bewerten, sie kritisieren? Ist es nicht das Recht einer jeden Mutter und eines jeden Vaters, selbst zu entscheiden, was gut tut und was richtig ist?! 

Ständig und überall beobachte ich dieses Verhalten. Ob im echten Leben oder im Internet. Ich folge bei Instagram vielen Müttern. Ich lese Mom Blogs. Ich tausche mich mit anderen Müttern bei Twitter aus und ich treffe sie tagtäglich im Real Life, wie z. B. im Café oder im Park.  Andere Mütter begegnen mir tagtäglich überall. Allesamt sind sie toll. Sie alle lieben ihre Kinder. Doch anstatt sich zusammen zu tun, sich zu stärken, zu fördern und zu unterstützen, wird viel zu oft bewusst oder unbewusst Unsicherheit geschaffen oder direkt kritisiert. 

Es ist in Ordnung, wenn du dich gegen das Stillen entschieden hast. Und es ist auch in Ordnung, wenn du lieber zu Hause bleibst / wieder arbeiten gehst. All das ist in Ordnung. Es ist gut. Deine Entscheidungen sind gut. Genau so, wie du sie für dich und dein Kind getroffen hast, sind sie fein. Du musst dich mit ihnen wohlfühlen. Du, dein Partner und dein Kind müssen sich damit wohlfühlen. Niemand sonst. 

Liebe Mamas, lächelt beim nächsten Mal und sagt der Mama gegenüber: „du machst das toll!“