EIN POSITIVER GEBURTSBERICHT,
UNSERE HAUSGEBURT
& WIE ICH ICH FRIEDEN FAND!

Ihr lieben Frauen,
ihr Mütter und Väter,

ich nehme euch ein Stück weit mit auf meiner Reise zu einer selbstbestimmten Geburt. Einer Hausgeburt, die mir Heilung brachte und Frieden schenkte.

Ich bin unseren Weg Hand in Hand mit wunderbaren Hebammen und Ärzten gegangen. Am Anfang war da Angst, viel Angst, auch Unsicherheiten klopften immer wieder an, aber letztendlich kam ich zurück in meine Stärke, voller Urvertrauen. Das hier, das ist mein Weg. Es ist unser Weg. Und für uns war dieser Weg richtig und wichtig. Wenn ich an die Geburt denke, mich erinnere, wie mein viertes Kind geboren wurde, dann werd ich ganz weich, mein Herz tanzt und ich spüre das Glück bis in die Fingerspitzen. Auch jetzt noch, Monate später. Ich hatte eine schöne Geburt. Sie war so ganz anders als jede Vorstellung, die ich hatte. Sie war auch anders, als ich es mir erträumt habe. Aber sie war gut. Sie war schön. Wie so oft im Leben hat sich an diesem Tag vor allem eines sehr deutlich gezeigt: Es kommt immer alles anders als man denkt und oft ist das ganz schön gut so!

Mein kleiner Sohn, unser viertes Kind, kam bei uns Zuhause auf die Welt. Eine weitere Hausgeburt also. Und das, obwohl die Monate davor alles auf einen geplanten Kaiserschnitt hindeutete. Ich bin in meine Kraft gekommen. Ich habe mich meinen Urvertrauen hingegeben. Und ich hatte ein unheimlich starkes „Team“ hinter mir. Ich bin unglaublich dankbar, und ich bin glücklich. Oft denke ich zurück, an die Wochen vor der Geburt und dann an die Geburt selbst. An diese Hausgeburt, die fast schon urkomisch war. An diesem Tag, an dem mein zweiter kleiner Sohn geboren wurde, wurde auch ich neu geboren, als Frau und Mutter. Denn diese Geburt hat mich in meine Stärke und vor allem auch wieder in mein Gleichgewicht gebracht.

Auch dieses Mal war die Haugeburt für mich der richtige Weg. Nicht für dich, nicht für irgendwen, nur für mich. Denn jede Frau muss und soll ihren ganz eigenen Weg gehen und eine selbstbestimmte und schöne Geburt ist natürlich genau so auch in einer Klinik oder in einem Geburtshaus möglich. Mein Beitrag soll nicht missionieren. In keinem Fall. Es ist meine persönliche Geschichte. Unsere Geschichte von meiner Hausgeburt. Und ich teile sie mit euch.

Da es so ein persönliches und wirklich sehr sensibles Thema ist, möchte ich euch bitten, achtsam mit euren Worten zu sein. Ich danke euch sehr. Schön, dass ihr den Weg mit uns gegangen seid.

Unsere „Vorgeschichte“ rund um das Thema geplanter Kaiserschnitt findest du HIER.

Meine Artikel rund um die Hausgeburt beim großen Jungen HIER (Teil 1) und HIER (Teil 2)

Alles Liebe,
Janina

 

Meine Hausgeburt,
wie alles doch ganz anders kam!

Der Sommer war heiß und mein Bauch kugelrund. Runder als jemals zuvor. Meine Füße waren dick, mir schmerzte mein Rücken, die Luft war raus. Fast jede Nacht lag ich nun wach und horchte in mich hinein. War aufgeregt und ungeduldig. Wollte ich doch nichts mehr, als dich. Dich in meinen Armen halten. Wollte, dass du dich endlich aufmachst. Hab gehofft und gebangt, dass du kommst. Hab immer wieder innegehalten. „War das eine Wehe?! Könnte es eine gewesen sein?!“.

Dieses Mal war alles anders. Mehrfach dachten wir, dass es los geht. Einmal, früh in der Nacht, hatte ich über einige Stunden Wehen, die immer intensiver wurden und irgendwann wirklich heftig schmerzhaft waren. Ich wiegte mich, kreiste mein Becken und war bereit. Ich scheuchte Henry auf und bat ihn, alles vorzubereiten. Und dann, dann war plötzlich Ruhe im Bauch. Du hattest dich entschieden doch noch zu warten. Ich kann mich noch so gut an diese eine Nacht erinnern. Ich war traurig, enttäuscht irgendwie. Hatte ich doch gehofft, dass du kommst.

Lange schon hab ich immer wieder davon geträumt, wie ich in der Nacht wach werde und diese erste eine verheißungsvolle Wehe spüre. Habe mir vorgestellt, wie ich noch liegen bleibe und auf die zweite Welle warte, um dann aufzustehen. Sah mich die Geburtskerzen anzünden und alles vorbereiten. In meiner Vorstellung war es tief in der Nacht und ich arbeitete mich langsam, Welle für Welle, vor. Stück für Stück. In meiner Vorstellung wurdest du an einem frühen Morgen geboren. Mit der aufgehenden Sonne. Es sollte anders kommen, ganz anders!

 

Ihr erinnert euch…

Und dann, nur sehr wenige Tage später, in einer Nacht bekomme ich kein Auge zu. Bin müde und geschafft, saß zu lange im Büro und hab es erst um kurz nach 2 Uhr ins Bett geschafft. Ich liege in unserem großen Familienbett zwischen meinen zwei kleinen Kindern und Henry. Ich hab Schmerzen. Weiß nicht, wie ich mich hinlegen soll. Stehe immer wieder auf, der Schmerz zwingt mich immer wieder in die Hocke. Aber es sind keine Wehen, denke ich. Immer nur alle 30 – 45 Minuten ein kaum auszuhaltender stechender Schmerz, der mir den Atmen raubt. Keine Wellen, dafür ein Schmerz, der aus dem Nichts kommt und mir Schweißperlen auf der Stirn beschert. Ich leide also vor mich hin. Als es hell wird, bin ich noch immer wach. Fühle mich gerädert. Fühle mich müde. Alles schmerzt. Ich stehe auf, nehme meinen Laptop und arbeite. Schreibe einen Text für einen Kunden, arbeite ein paar Mails ab, führe ein Telefonat. Dann, dann machen wir die Kinder fertig, Henry fährt sie in die Kita und ich arbeite wie gewohnt den frühen Vormittag weiter… um dann im Anschluss zum Arzt zu fahren!

 

UND DA, DA BEGINNT DEINE GESCHICHTE, MEIN KLEINER SOHN.

Es ist etwa 11.30 Uhr, als ich meinen Rechner zuklappe, um ins Bad zu gehen. Ich dusche, trockne mich ab und ziehe mir mein rosa Kleid an, welches ich so gern trage. Das Kleid, dass als DAS GEBURTSKLEID {alle die involviert waren werden jetzt laut
lachen!} in die Geschichte aller Hebammen eingeht.
Ich bin langsamer als sonst, fühle mich träge, alles schmerzt und fällt mir etwas schwerer, nichts geht mir so richtig leicht von der Hand. Ich ächze. Meine Laune ist nicht gut. Nach der Dusche hole ich mein rosa Kleid aus dem Schrank und streife es über. Fried schleicht schon den ganzen Morgen um mich herum, so auch jetzt. Er schmiegte ich an mein Bein und weicht keinen Zentimeter von mir.

Mein allmorgendliches Ritual, mich ein wenig herauszuputzen – das ist mir heute noch so viel wichtiger als sonst. Farbe hilft mir immer gegen kurze Nächte und tiefe Augenringe. An diesem Morgen wird es ganz besonders viel Farbe. Als ich mich zurechtmachen möchte, merke ich das erste Mal bewusst, dass ich mich doch immer wieder am Waschbecken festkralle. Dass ich immer wieder inne halte, mich kreise, tief atme, veratme. In regelmäßigen Abständen fluche ich vor mich hin. Verdränge aber, schiebe weg und lasse dem Schmerz nicht wirklich den Raum, den er wohl bräuchte. Habe keine großen Erwartungen, und ja, glaube auch nicht wirklich daran, dass es jetzt losgehen könnte. Komme gar nicht erst auf die Idee.
Ich lege also mein Make-up auf und schnaufe. Schimpfe. Fluche. Gehe immer wieder in die Hocke, atme tief und plötzlich platzt mir der Kragen. Diese Schmerzen. Es nervt. Henry, der in der Tür steht, schaut mich an.

„Wollen wir lieber mal die Hebamme anrufen?“, fragt er mich.

Da platzt es aus hier heraus. Stinksauer. „Hä, wie? Wieso denn?! NEIN! Ich habe Hunger. Ich möchte zum Inder und überhaupt, in die Stadt möchte ich auch noch, ich brauche eine Sport-BH!!!“. Henry lächelt, lacht auf: „Du hast doch Wehen“, sagt er und fragt mich, warum ich ausgerechnet jetzt einen Sport-BH bräuchte. „NA DESHALB, weil ich ihn nun eben brauche!“. Und ein Foto wollte ich auch noch schießen, bevor wir die Kids wieder abholen. Spätestens da hätte ich mir denken können, worauf das alles hinaus läuft. Aber noch immer merke ich es nicht, will es vielleicht nicht wahrhaben. Vielleicht ist da auch die Angst, dass das ein ganz übler Fehlalarm sein könnte. Ich stöhne, halte mich gebeugt am Waschbecken fest, mir ist ganz warm und ich schwitze. Das ärgert mich und ich schimpfe weiter wie ein Rohrspatz. Meine Stirn ist schon ganz kraus vor Schmerz, aber ich halte daran fest: Ich möchte in jedem Fall noch zu meinem Lieblings-Inder! Egal wie, egal was kommt – nicht ohne mein indisches Essen.

Henry nimmt das Handy zur Hand und ruft unsere Hebamme an. Er spricht mit ihr, sagt, dass ich Schmerzen hätte, fragt sie, wie jetzt der weitere Fahrplan wäre. Ich höre ihre Stimme über den Lautsprecher. Sie wäre gerade auf der Autobahn, sie würde in etwa zwei Stunden kommen und nach mir schauen – sagt sie. Ich stöhne, atme tief ein und aus und brülle {sorry Henry!} aus dem Bad: ICH GEHE IN JEDEM FALL NOCH ZUM INDER!! ICH HABE HUNGER!
Die Hebamme reagiert, vermutlich wird auch ihr in diesem Moment klar, dass da was im Anmarsch ist. Sie würde jetzt sofort umdrehen und wäre in etwa 45 Minuten bei uns, sagt sie. Henry legt auf. Ich bin nun richtig sauer. Immerhin habe ich Hunger und ihr wisst ja, wie das ist – so hungrig. Da wird man auch mal zur Diva. Ich lege meine Wimperntusche auf und merke, dass das nicht mehr so gut geht. Gebe aber nicht auf. Als ich fertig bin, stapfe ich aus dem Bad, werfe Henry einen bockigen Blick zu und gehe die Treppe hinunter ins Erdgeschoss. Es fällt mir gar nicht mehr so leicht und ich halte mich am Geländer fest. Unten angekommen, möchte ich meine hübschen pink-roten Schuhe anziehen – passe aber nicht mehr hinein. Ich ärgere mich, möchte die Schuhe am liebsten in die Ecke pfeffern und fange fast an zu weinen. Diese blöden dicken Füße, diese blöden Schuhe, alles blöd. Es nervt. Dann gehe ich halt barfuss. So.

„Du, die Hebamme müsste in etwa 20 Minuten da sein“, sagt Henry noch einmal. Ja, aber das schaffen wir doch noch schnell – zum Inder hin und zurück. Takeaway? Ich versuche mich an meinen wehleidigsten Blick überhaupt, ihr wisst schon, der Welpenblick – aber Henry blickt noch einmal auf die Uhr und sagt, dass wir das nicht mehr schaffen. Meine Schmerzen werden intensiver und intensiver und ich hab nur noch sehr wenige kurze Pausen dazwischen. Irgendwie wird mir in diesem Moment erst so richtig bewusst, dass sich mein kleiner Sohn wohl doch auf den Weg gemacht hat. Ich kann mich noch so gut an diesen einen Moment erinnern. Ich sitze auf der Treppe im Eingangsbereich und plötzlich spüre ich diese ganz besondere Aufregung. Ich freue mich. Fried sitzt ebenfalls auf der Treppe, er beobachtet mich weiter und lässt mich nicht aus den Augen.

„Können wir noch fix ein Foto machen, Henry?“, frage ich. Er lacht.
Wir gehen vor die Haustür und um die Ecke. Ich muss alle paar Meter anhalten und kralle mich in Henrys Arm, bleibe stehen, atme tief, atme aus, der Schmerz ist unglaublich stark. Wir machen schnell wenige Fotos, in der jeweiligen Wehenpause. Ich halte mir auf den Bildern den Bauch. Mein Bauch ist hart, ich lächle und merke, wie sich meine Stirn verkrampft, weil der Schmerz sich wieder ankündigt. Es zieht, dann baut sich der Schmerz auf und wird kräftig und mächtig und groß. Ich halte mich am Zaun fest. Lehne mich an. Wir gehen zurück Richtung Haus. Es sind nur wenige Meter, nur ein paar Schritte, und trotzdem muss ich zweimal anhalten. Bleibe stehen, veratme. Ich lächle Henry an. Es geht los. Er kommt. Ganz sicher. Und dieser Gedanke ist frei von Angst. Frei von Sorgen. Es die pure Vorfreude auf mein Baby. Ich greife mir ins Haar, wische mir über die Stirn, versuche, den Schmerz irgendwie erträglicher zu machen durch meine Atmung. Der Druck ist heftig. Wir gehen rein, Fried sitzt noch immer auf der Treppe und beobachtet alles ganz genau. Ich spreche in mein Handy. Halte den Verlauf ein wenig fest. Damit ich mich später erinnern kann.

Ich gehe ins Wohnzimmer und bitte Henry, die Kerzen zu holen. Wieder eine Welle. Noch intensiver. Ich klammere mich an unseren Stuhl am Esstisch. Kralle mich rein. Nach vorn gebeugt. Ich versuche, mich ganz bewusst auf meine Atmung zu konzentrieren. Atme tief ein und möchte dem Schmerz die „Luft nehmen“. Das klappt, so lange ich mich darauf konzentiere, gut. Er ist dadurch besser zu ertragen. Ich bin still, ich ziehe mich zurück. Ich bin bereit. Konzentriere mich auf mich und das Baby und den Schmerz, der mir mein Baby bringen wird. Henry kommt mit den Kerzen, wir stellen sie auf. Es ist mir wichtig, dass ich sie selbst anzünde. Henry reicht mir das Feuerzeug. Ich betrachte die Kerzen, noch so neu, nicht abgebrannt. Sie werden unseren Geburtsweg begleiten. Die nächste Welle kündigt sich an. Ich bleibe neben den Kerzen stehen, halte mich am Tisch fest. Veratme. Konzentiere mich. Als die Wehe vorüber ist, mache ich ein Foto von den brennenden Kerzen und schicke es meiner Familie. Kommentarlos. Zum Schreiben, zum sprechen, für all das hab ich gerade nicht mehr die Kraft. Ich genieße die Stille. Genieße die Ruhe. Und ich bin dankbar, dass Henry und ich diese Minuten allein haben. Er steht neben mir. Er schaut mich an. Seine Gesichtszüge sind ganz weich. Er legt seine Hand auf meinen Rücken. Ich spüre die Wärme. Ich bin glücklich. Ich lächle… Ich werde mein Baby bald im Arm alten. Die nächste Wehe kündigt sich an. Es geht schnell. Es zieht und schon bin ich mittendrin, ich schwimme. Es hilft mir, von einem Fuß auf den anderen zu tapsen. Der Schmerz ist krass. „Wow“, denke ich, „ich habe ganz vergessen, wie schmerzhaft das ist!“.

Unsere Reise beginnt hier und jetzt, nicht mehr lang, mein keiner Sohn,
und ich werde dich in meinen Armen halten! 

 

Fortsetzung über unsere Hausgeburt folgt!

 

HIER findest du mich auf Instagram

 

Ein Gastbeitrag:
Selbstbestimmte Geburt in der Klinik

Julia, Mama von zwei Kindern, hat sie erlebt:
Eine selbstbestimmte und wunderschöne Geburt in einer Klinik. Allerdings erst bei ihrem zweiten Kind. Die erste Geburt, ebenfalls in einer Klinik, war traumatisierend. In diesem Beitrag erzählt sie uns, wie sie es geschafft hat, sich die selbstbestimmte Geburt in der Klinik zu ermöglichen. Sie erzählt von ihren Erfahrungen und gibt Tipps, wie man sich am besten vorbereitet.

Generell ist Julia eine inspirierende und kreative Frau. Schon recht lange folge ich ihr und das unheimlich gern. Schaut unbedingt mal bei ihr auf dem Blog oder bei YouTube vorbei.

Geburt Klinik

SELBSTBESTIMMTE GEBURT
IN DER KLINIK

Muss eine Klinikgeburt
immer schlecht sein?

Die liebe Janina  hat mich schon vor ein paar Wochen gefragt ob ich diesen Gastbeitrag für euch schreiben kann. Danke erstmal dafür. Ich freue mich sehr darüber. Schande über mein  Haupt, aber ich bin erst jetzt dazu gekommen. Da dieses Thema eine absolute Herzensangelegenheit ist, wollte ich mir für diesen Text auch eine angemessene Zeit nehmen.

Dann mal los….
(Vorsicht Triggerwarnung: Traumatische Geburt)

Heute möchte ich euch von meinen Klinikgeburten erzählen, die eine schön, die andere weniger.

Aber wie, weshalb, warum dazu jetzt mehr.

Ein Geburtsbericht:
2015.

Das erste Mal schwanger, das erste Mal Tritte spüren, das erste Mal diese magische Zeit erleben. Der errechnete Geburtstermin meiner Tochter war der 15. Dezember, kurz vor Weihnachten. Wir erwarteten also das schönste Weihnachtsgeschenk, das man sich nur wünschen kann. Im Laufe der Schwangerschaft besuchte ich einen Geburtsvorbereitungskurs, las diverse Bücher und durchforstete YouTube nach Geburtsberichten. Ich fühlte mich super wohl und vor allem gut vorbereitet. Fest entschlossen, so natürlich wie möglich zu entbinden, also ohne PDA oder Schmerzmittel, um meiner Tochter den besten Start ins Leben zu ermöglichen. Angemeldet in meiner Wunschklinik, konnte nun also die Geburt jederzeit beginnen.

Drei Tage über dem Termin sollte es dann tatsächlich nachts um 2 Uhr losgehen. Ich wusste direkt, dass diese Wehen anders waren als die, die ich die letzten Tage verspürte. Diese waren stark, schmerzhaft und intensiv. An schlafen war nicht mehr zu denken, die Aufregung stieg. So machten wir uns um 5 Uhr nachts auf den Weg ins Krankenhaus. Ich war mir sicher, bei den Schmerzen müsste ich bei mindestens bei 6 – 7cm sein und die Geburt wäre fast geschafft. Irgendwie hatte ich auch immer im Kopf, dass ich eine Frau bin, die ihre Kinder schnell bekommt. Man las ja so viel von schnellen Geburten, schmerzvoll aber immerhin kurz. Ich war fest überzeugt, so eine habe ich auch. In der Klinik angekommen, die schnelle Ernüchterung. Gebärmutterhals verstrichen, gerade mal 1 cm Muttermund Öffnung. Mit gutem Willen. Ich war fassungslos. Und von diesem Moment an merkte ich, wie ich verkrampfte und jede Wehe als Schlag ins Gesicht wahrgenommen habe, mein Feind.

Bei der nachfolgenden CTG Untersuchung, die im Stehen nicht gemacht werden wollte, kam heraus, dass die Herztöne meiner Tochter schlecht waren. So schlecht, dass ein durchgehendes CTG geschrieben werden musste. Im Liegen natürlich.

Damals hatte ich keine Ahnung was das bedeutete, dass der Geburtsverlauf dadurch so gestört werden würde, dass das Ganze in einer Tortur endete. PDA, Wehentropf, Dammschnitt, Kristaller Handgriff. 19:33 Uhr. Elsa war da. Ich am Ende meiner Kräfte, nicht nur körperlich, sondern vor allem auch seelisch.

Eine normale Klinikgeburt, sollte man meinen. Zu oft höre ich von Frauen mit genau dieser Geschichte. Ungewollte Intervention. Gefühle von physischer und psychischer Vergewaltigung bis hin zur Wochenbettdepression. Möchte man mit einer Klinikgeburt doch nur sein Kind schützen, nur das Beste für den Fall der Fälle.

Aber stimmt das? Die Zahlen sprechen leider eine andere Sprache. Jede Intervention in einen Geburtsverlauf und sei es nur eine Muttermundkontrolle, können im schlimmsten Fall den sensiblen Verlauf stören und zum Geburtsstillstand aka ungewollten Kaiserschnitt führen.

Und warum ich sage,
dass eine Klinikgeburt trotzdem schön sein kann – fragst du dich?

Ich glaube daran, denn ich habe es selbst erlebt. Eine Klinikgeburt kann ein wunderbares selbstbestimmtes Erlebnis sein. Ich erzähle dir gerne warum:

Nach dieser traumatischen Geburt war ich mir sicher, nie wieder ein Kind bekommen zu wollen, obwohl unser Traum doch immer zwei waren und auf einmal verstand ich sogar warum sich viele Frauen einen Wunschkaiserschnitt wünschten.

Der weibliche Körper ist allerdings schlauer als gewollt, denn er verdrängte und vergaß irgendwann die Geburt, die Schmerzen und all das, was passiert ist. Ich wurde wieder schwanger. Im Mai 2017 sollte der kleine Babybruder auf die Welt kommen.

Meine schöne Klinikgeburt
– mehr Vertrauen in den
eigenen, weiblichen Körper

Ich begann mich intensiv mit dem Thema natürliche Geburt auseinander zu setzen, wollte mich unter gar keinen Umständen jemals wieder so hilflos und ausgeliefert fühlen. Ein Geburtshaus kam für mich (leider) nicht in Frage, da die Plätze schon belegt waren. Also doch wieder eine Klinikgeburt. Nur eben anders. Mit meiner Hebamme, die auch in der Klinik arbeitete, arbeitete ich die vergangene Geburt wieder auf, machte mir einen Plan was ich wollte und was ich unter keinen Umständen mehr mit mir machen lassen will. 

Wusstet du, dass das auf dem Rücken liegen während der Geburt ungefähr das ungünstigste ist direkt nach dem Kopfstand?

Das Becken kann sich nicht im vollen Ausmaß weiten, der Kopf nicht tiefer eindringen, folglich werden die Herztöne schlechter, bedingt durch den Druck auf die Hauptschlagader, das Drücken des Köpfchens auf das Becken und das Gewicht von Plazenta und Fruchtwasser, das von oben auf dem Baby lastet. Um dem Baby in so einer Situation eine Pause zu geben, damit die Herztöne sich erholen können, werden die Wehen schwächer. Schlauer Körper.

Im Krankenhaus wird da leider auch immer ein Drama darum gemacht, 1 Stunde Geburtsstillstand und die Panik wird groß. Dabei ist es doch ganz normal, wenn der Körper oder das Baby eine Pause braucht, macht er eine Pause. Einfaches Prinzip. Wir sollten dem weiblichen Körper einfach öfter mal wieder vertrauen und tief in uns herein hören. Wir sind die Mütter, die, die Verantwortung haben, die volle Verantwortung. Und genau das wollte ich! ICH wollte mein Kind auf die Welt bringen, niemand anderes.

Mit jedem Moment, indem ich den Geburtsprozess mehr und mehr durchschaut habe, wurde mir bewusst, was da eigentlich alles schief lief bei Elsas Geburt. Von nicht erfüllten Erwartungen am Anfang (erst 1 cm Muttermund Öffnung), von falschem Veratmen der Wehen, vom nicht Bewegen können, wie ich wollte, bis hin zur totalen Resignation und Abgeben der Verantwortung. Hätte ich all das gewusst, wäre so vieles an diesem Tag anders gelaufen.

Wisst ihr wie eine Katze oder ein anderes Tier unter der Geburt reagiert, wenn Gefahr droht? Alle Sensoren stehen auf Flucht. Damit das kleine Tierbaby nicht herausfällt beim Weglaufen wird alles ganz fest und schließt sich sogar wieder. Nichts anderes passiert, wenn wir uns unwohl fühlen, falsch behandelt oder falsch verstanden fühlen. Unbestimmt. Auch das ist Intervention. Darüber habe ich vorher nie wirklich nachgedacht. Aber es ist alles so verdammt logisch.

Der Tag der Geburt kam also. Niklas machte sich in der Nacht vom 2. Mai auf den Weg. Witzigerweise waren wir zu dem Zeitpunkt auch schon im Krankenhaus. Elsa ist den Abend zuvor  auf den Kopf gestürzt und musste zur Kontrolle eine Nacht bleiben. Was ein Zufall. Ich lag also eng zusammen mit Elsa im Krankenhausbett, als ich merkte, dass die Wehen begannen. Ich bin mir sicher, der Babybruder hätte sich noch Zeit gelassen, wäre die Aufregung vom Vortag nicht gewesen. Nunja. Ich richtete mich auf, setzte mich auf meine Knie und behielt die Wehenabstände im Auge, ließ mich aber nicht aus der Ruhe bringen. Ich war die Ruhe selbst.

Ich war die Ruhe selbst!

Fühlte mich stark und bereit. Wusste, was ich wollte. Mein Traum war es, in der Wanne zu gebären – ohne Intervention. Ich war bereit für alles, was kommt. Öffnete mich beim veratmen  der Wehen. Tief in den Bauch hinein und wieder hinaus. Bei der ersten Kontrolle des Muttermundes war mir das Ergebnis egal. Ich hatte keinerlei Erwartungen: „Es dauert eben so lange wie es dauert“ sagte schon Herr Bulle von Peppa Wutz.

Aber Überraschung, schon 4 – 5 cm. Ich konnte mir ein kleines Grinsen dann doch nicht verkneifen. Ich hatte bis dahin keine Schmerzen. Es war anders. Durch das Atmen wurde alles locker und nicht so verkrampft, wie bei Elsa damals. Ich kämpfte mit der Wehe und nicht gegen sie. Mittlerweile traf auch meine Hebamme ein, ein Segen jemanden bei sich zu haben, dem man absolut vertraut, der die Wünsche kennt und vom dem man weiß, dass nichts passiert, was man nicht will. Ein Gefühl von Sicherheit. Genau das ist es, was man während einer Geburt braucht. Ob Hausgeburt oder Klinikgeburt. Ein sicheres positives Gefühl ist das A und O. Was soll ich sagen, ich gebar Niklas morgens um halb 6, in der Wanne, im knien, interventionslos zu meiner Lieblingsmusik. Es war perfekt. Und das in einer Klinik.

Was ist nun mein Fazit?
Wie kann ich in der Klinik selbstbestimmt gebären?

Vorbereitung und das richtige Mindset ist alles! ALLES! ALLES!
Natürlich kann man nie 100% gewappnet sein. Ein Risiko besteht immer.
Aber man kann die besten Voraussetzung schaffen.

Also was tun, wenn man in einer Klinik selbstbestimmt
gebären möchte:

  1. Informieren bei den richtigen! Quellen. Eine absolute Empfehlung ist meinerseits der Film „Die sichere Geburt“.
    Augenöffnend in jeder Minute. So viele AHA- Erlebnisse hatte ich selten. Ein Segen ist dieser Film.
  2. Einen Geburtsplan schreiben: Was will ich – was will ich nicht. Dieser sollte mit dem Krankenhaus kommuniziert werden. Ich habe bei meinem Gespräch damals sogar gesagt dass ich die Klinik verklage, wenn nur einer auf die Idee kommt, mir auf den Bauch springen zu müssen. Die Ärztin war so geschockt, ich glaube so bestimmt hat sie das auch noch von keinem gehört 😉
  3. Mache dir bewusst, dass du stark bist!
    Das richtige Mindset ist die halbe Miete, nicht nur während der Geburt, sondern während des ganzen Lebens.
    YOU CAN DO THIS! Tschacka.
  4. Unter der Geburt eine sichere, schöne Atmosphäre schaffen. Wenn du merkst, du kannst z.B. mit einer Hebamme einfach nicht und du fühlst dich nicht wohl: Dann schick sie weg oder lass das deinen Mann machen. 😀
    Es geht in diesem Moment nur um dich!
    Um dein Wohlbefinden!
    Darum diesen kleinen Menschen unbeschadet und friedvoll aus deinem Bauch zu begleitet.

Puuuhh ganz schön lang geworden. Aber vielleicht hat man es gemerkt, es ist ein absolutes Herzensthema. In der heutigen Zeit in der es in Kliniken mehr um den Profit geht, als um das Wohlbefinden der Menschen muss man eben selbst den Kochlöffel schwingen und sich nicht auf andere Verlassen. Umso mehr Frauen das machen umso schneller wird sich hoffentlich endlich etwas an dieser Situation ändern.  

Für euch alles alles Liebe!

Julia 

P.S. Wenn dich meine Geburtsberichte interessieren, dann findest du die HIER und HIER  auf YouTube.

Selbstbestimmte Geburt

 

Meine selbstbestimmte Geburt zu Hause,
eine Hausgeburt – Teil 2

 

Ihr Lieben,

ich nehme euch ein Stück weit mit auf meiner Reise zu einer selbstbestimmten Geburt, die eine Hausgeburt war. Für mich war der richtige Weg die Hausgeburt. Das fühlte sich einfach nur gut und richtig an, und war dieses Mal auch irgendwie so vollkommen selbstverständlich.

Jetzt, nachdem ich diese Erfahrung machen durfte, kann ich für mich sagen, es war genau so perfekt. Für mich. Nicht für dich, nicht für irgendwen, nur für mich. Denn jede Frau muss und soll ihren ganz eigenen Weg gehen und eine selbstbestimmte und schöne Geburt ist natürlich genau so in einer Klinik oder in einem Geburtshaus möglich. Für mich aber ist dieser Weg der richtige gewesen und ich kann jetzt sagen, ich würde es wohl immer wieder so machen.

Mein Beitrag soll nicht missionieren. In keinem Fall. Es ist meine Geschichte. Unsere Geschichte von meiner Hausgeburt. Und ich teile sie mit euch. (mehr …)

 

Meine selbstbestimmte Geburt
zu Hause,
eine Hausgeburt – Teil 1

Ihr Lieben,

ich nehme euch ein Stück weit mit auf meiner Reise zu einer selbstbestimmten Geburt, die eine Hausgeburt war. Für mich war der richtige Weg die Hausgeburt. Das fühlte sich einfach nur gut und richtig an, und war dieses Mal auch irgendwie so vollkommen selbstverständlich.

Jetzt, nachdem ich diese Erfahrung machen durfte, kann ich für mich sagen, es war genau so perfekt. Für mich. Nicht für dich, nicht für irgendwen, nur für mich. Denn jede Frau muss und soll ihren ganz eigenen Weg gehen und eine selbstbestimmte und schöne Geburt ist natürlich genau so in einer Klinik oder in einem Geburtshaus möglich. Für mich aber ist dieser Weg der richtige gewesen und ich kann jetzt sagen, ich würde es wohl immer wieder so machen.

Mein Beitrag soll nicht missionieren. In keinem Fall. Es ist meine Geschichte. Unsere Geschichte von meiner Hausgeburt. Und ich teile sie mit euch. (mehr …)

Vertrauen und Achtsamkeit,
die selbstbestimmte Geburt!

Ich treibe im Wasser, die Wellen kommen, drängen nach vorn und weichen zurück – und sie tragen mich. Vollkommen entspannt und voller Vertrauen gebe ich mich dem Meer hin. Der Strand ist nahezu verwaist, ebenso das Meer. Nur sehr vereinzelt befinden sich ein paar wenige Menschen hier und da. Ich lasse mich treiben, denke nichts, fühle nur die Bewegungen der Wogen und die Kraft des Meeres. Ich fühle mich frei und grenzenlos und bin voller Vertrauen, in mich und jede einzelne Welle, in das Meer.

Jede einzelne Welle schiebt mich ein wenig voran, in Richtung Strand. Und auch wenn mich das Abebben einer jeden Welle wieder ein klitzekleines Stück zurückzieht, so ist der Fortschritt groß. Welle für Welle werde ich vorangetrieben. Ganz selbstverständlich. Ich bin so entspannt und frei, dass ich die Augen immer wieder schließe, um die Wogen und die Kraft, die Strömung noch tiefer zu fühlen. Ich bin frei von Ängsten, belastenden Gedanken, frei von allem – einfach nur da, einfach hier, einfach nur ich. (mehr …)

„Rückblickend fühlte ich mich unter der Geburt hilflos und immer wieder frage ich mich: „Habe ich versagt?“


Handle intuitiv, vertrau auf dein Bauchgefühl! 

Ein Buch über die Geburt, welches fasziniert. Ein Buch, das nicht wertet, das nicht vorschreibt. Ein Buch, welches Mut macht und Kraft gibt, bestärkt und aufklärt – mit einem echten Mehrwert für die schwangere Frau. Das Geburtsbuch von Nora Imlau.

(mehr …)