34

Es ist spät in der Nacht  und ich liege im Bett, ich denke nach. Wenn ich morgen früh aufstehe, bin ich wieder ein Jahr älter. 34 Jahre. 34. Ich lasse mir diese Zahl auf der Zunge zergehen und bin verwundert. Nicht, dass ich mich alt fühle, nein, nein, ganz und gar nicht. Aber ich frage mich, in welchem Tempo die letzten zehn Jahre an mir vorbeigezogen sind. Blitzschnell. 34 Jahre.

Vor zwei Tagen fragte man mich, wie alt ich denn werden würde. Und es ist verrückt, ich hatte keine Antwort darauf. Also antwortete ich mit „35“. Knapp daneben, das weiss ich nun. Mein Alter in Zahlen hat keine große Bedeutung mehr für mich. Nicht mehr wie damals, als ich darauf hin fieberte, endlich volljährig zu werden und auch nicht wie in meinen Zwanzigern. Da war jeder Ehrentag ein Ereignis, auf das dich ich mich tagelang freute. Endlich Geburtstag. Ja, es war so bedeutungsvoll für mich. Heute nicht mehr. Und dann gab es die zwei, drei Jahre, da wollte ich meinen Ehrentag einfach unbemerkt vorüberziehen lassen. „Was, schon 29?“. Heute ist es vielmehr ein schöner Tag, an dem man beisammen ist, an dem man mit viel Liebe und Kerzen und Kuchen geweckt wird. Und das ist schön, es fühlt sich herrlich an. Das genau ist auch der springende Punkt, ich bin angekommen in meinem Leben. Mehr als je zuvor. Ich bin da, zufrieden mit dem, was ich bin und was ich habe. Ich bin dankbar für dieses schöne Leben, welches ich mir erst hart erarbeiten musste. Durch viele Tiefen bin ich gegangen, durch sie viele. Durch tiefschwarze Zeiten, durch Einsamkeit. Doch all das hat mich geprägt und mich eines gelehrt, Dankbarkeit und Demut. Oft habe ich das Glück woanders gesucht. In materiellen Dingen oder in Menschen und es doch nicht gefunden. Natürlich nicht. Wie auch, denn dort ist kein Glück zu finden. {Wisst ihr noch? Mein Beitrag „Glück ist unabhängig, Glück kann man nicht finden„}. Heute trage ich das Glück in meinem Herzen, Mal mehr, mal weniger heiter – aber ich trage es in mir, immer, immer bei mir. (mehr …)

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens.


Ein dumpfes Gefühl im Magen und Unsicherheit sowie die Frage: „Was nun? War es das, kommt da noch was?“. Es fühlt sich noch nicht richtig an, als wäre ich meinen Weg noch nicht gegangen. Irgendwas muss doch noch kommen, muss da noch sein.. 

Will ich vielleicht mehr, erwarte ich mehr? Was genau erwarte ich? Ist es in Ordnung, diese Ansprüche zu haben oder sind sie überzogen? Aber ist es nicht ein Zeichen?

Ich hatte schon als sehr junges Mädchen genaue Vorstellungen von meiner Zukunft. Ich wollte nie Prinzessin werden, niemals Tierärztin. Erst wollte ich Nonne {ernsthaft} werden, dann Pastorin, dann Krankenschwester oder Ärztin. 

„Ich möchte Menschen helfen!“

Das war schon immer mein Wunsch. Einen Beruf auszuüben, mit dem ich nützlich bin, anderen Menschen eine Hilfe sein kann. Ich wollte viel reisen, die Welt sehen, fremde Menschen treffen, ich wollte viel erleben und eine Abenteurerin sein, wie einst mein Opa.  Schon immer wollte ich im Ausland leben, und das war keine fixe Idee. Das war mein festes {Lebens-}Ziel. Und dann überkam mich die Welle an Hormonen in der Pubertät und alles war anders. Ich wusste plötzlich nicht mehr, was ich wollte und wer ich war. Ich war mir selbst fremd. Ich beschloss, dass eine Ausbildung viel besser zu mir passen würde und das Abitur warten kann. Ich bekam Anni, ich heiratete, ich schnupperte in zig verschiedenen Jobs hinein. Mir wurde immer deutlicher, was nicht meins war, aber was ich für mich wirklich wollte, das wusste ich dennoch nicht. Folglich schrieb ich mich für den Studiengang Jura ein und stellte bald fest, ich bin unglücklich damit. Ich wurde dem Druck nicht gerecht und das machte mich fast schon krank. Also setzte ich alles auf eine Karte und wechselte zu Public Relations. Und jetzt, so rückblickend, weiß ich, das war die bisher beste Entscheidung meines Lebens – so neben meinen beiden Mädchen. Ich hab mein Studium geliebt, es war perfekt für mich. 

Jetzt bin ich seit einigen Monaten fertig, ich habe das Studium mit zwei Kindern, Job und ohne jegliche Unterstützung von außen gewuppt – das macht mich stolz. Und doch ist da schon wieder dieses dumpfe Gefühl und die Suche nach dem Grund dafür. Ich brauche Abwechslung, Bewegung, ich brauche Input und Herausforderungen, Veränderungen, eine neue Aufgabe. Es  mag verrückt klingen – aber ich bin schon wieder auf der Suche.  War es das, kommt noch was? Welche Aufgabe steht mir noch bevor? 

Vor einigen Monaten: Ich fischte mein Abschlusszeugnis aus dem Briefkasten, hielt es in den Händen und starrte es an. „Das war es also? Fertig! Das ging aber schnell, und was nun?“. Ich wusste gar nicht, wohin mit mir. Einerseits war ich natürlich sehr glücklich und stolz, und doch hat es sich nicht vollkommen, nicht gut angefühlt. Da muss doch noch etwas sein.

Und seitdem verstärkt sich dieses Gefühl. Ich bin auf der Suche, längst noch nicht angekommen. Doch wohin die Reise geht, das weiß ich nicht. Ich habe überlegt, noch einen Studiengang zu belegen und hadere mit mir – soll ich das wirklich tun, will ich das?! Ich wollte immer viel reisen, gern auch im Ausland leben. Auch das war in den letzten Jahren so natürlich nicht möglich. Der Wunsch nach Freiheit und Abenteuer war aber immer da, er ist nun stärker als je zuvor. Und so breche ich im Juni auf – in das Abenteuer meines Lebens. Ich werde mich treiben lassen, Yoga machen, hoffentlich viele Menschen kennenlernen und auch mal allein sein. Nur mit mir. Und ganz vielleicht finde ich in dieser Zeit auch heraus, was mein nächstes Abenteuer sein wird. 

Vielleicht zeigt mir diese Reise noch so viel mehr, vielleicht weiß ich nach diesen Monaten endlich, wohin die Reise meines Lebens geht.