Vater ist man nicht, Vater wird man(n)!
Das Vatersein und die Vaterrolle

Ich höre es immer und immer wieder, Männer haben gerade in den ersten Lebensmonaten ihres Babys Probleme sich in die Vaterrolle hineinzufinden. Doch warum ist das so? Wieso brauchen Männer ihre Zeit, um als Vater aufzublühen und sich in dieser neuen Rolle zurecht zu finden.


Fast zehn Monate trägt Frau ihren Nachwuchs unter ihrem Herzen, erlebt alles hautnah. Sie spürt die Bewegungen und baut bereits in der Zeit der Schwangerschaft eine sehr enge Bindung auf. Der Mann hat dieses Glück leider nicht. Natürlich wird er in der Regel einbezogen –  er darf mit zu den Vorsorgeterminen, darf den wachsenden Bauch cremen und befühlen.

Die Geburt ist für beide Elternteile emotional, wunderschön, aufregend und kaum in Worte zu fassen. Da ist es nun, das kleine Menschenkind, auf welches man so lange gewartet hat und man ist verliebt, von Sekunde eins an. Als Eltern verspürt man Gefühle, wie man sie niemals zuvor erlebt und gespürt hat. Überwältigend, absolut atemberaubend.

Doch gerade in den ersten Wochen und Monaten ist dieses kleine Wesen hilf- und schutzlos. Angewiesen auf seine Eltern, speziell auf seine Mutter. Denn es ist die Mutter, die das Baby stillt und rund um die Uhr umsorgt.

„Irgendwie kann ich jetzt erst so richtig was mit meinem Kind anfangen. Jetzt, da es nicht mehr so hilflos und zerbrechlich wirkt. Jetzt – da mein Kind krabbelt und lacht und ich so viel mit ihm machen kann!“ So oder so ähnlich höre ich es immer wieder. Und genau so war es bei uns auch.

In die Vaterrolle hineinwachsen, das bedarf, so scheint es, Zeit. Das Band zwischen Mutter und Baby ist gerade in den ersten Monaten so unfassbar stark, die Beziehung so innig und eng. Als Frau schließt man sein Baby nach der Geburt direkt in die Arme und fast instinktiv weiß man, was gut und was richtig ist. Mutter Natur hat es gut eingerichtet, es ist immer wieder ein Wunder. Beim frischgebackenen Vater braucht all das Zeit. Nicht selten muss man die Väter an die Hand nehmen, sie ermutigen und einbinden.

Und spätestens wenn die Kleinen krabbeln und mobil werden, wenn sie nicht mehr nur von ihrer Mutter abhängig sind, dann sind die Väter in ihrem Element. Da wird gealbert und gelacht und gespielt. Da sitzt man dann als Mutter und ist verdammt glücklich – so voller Liebe, Stolz und Dankbarkeit. Jeden Tag wachsen sie ein Stück mehr in ihre Vaterrolle hinein, und sie genießen es in vollen Zügen. Endlich angekommen im Vatersein.