Ein Gastbeitrag von Annika 
(Instagram AnnikaOnInsta)

 

EIN SABBATJAHR ALS FAMILIE
– eine lange Reise als Familienauszeit

Studiert, geheiratet, ein Kind bekommen, ein Haus gekauft und noch zwei weitere Kinder bekommen, beruflich weiter entwickelt… Das hört sich an wie im Bilderbuch, oder? Genau, mein Bilderbuch – aber meine Geschichte endet hier nicht mit „und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage“. So einfach ist das nicht.

Den Alltag als vollzeitberufstätige Mama kann ich oft nur schwer genießen. An manchen Tagen nehme ich mir ganz gezielt vor, auf die positiven Dinge zu achten, weil ich mich sonst schäme, nicht dankbarer auf all das zu schauen, was ich erreicht und bekommen habe. Aber ansonsten hänge ich doch ganz schön im Hamsterrad fest – und das selbst so gewählt. In mir ist dieser stete Wunsch nach Veränderung, obwohl mir „zur Ruhe kommen“ mal ganz gut stehen würde.
Ich bin gerade vierzig geworden und im Freundeskreis haben wir die ersten Trennungen, die ersten wirklich schlimmen Schicksalsschläge hinter uns. Immer öfter steht da die Frage: „UND JETZT?“ im Raum. Wohl auch, weil wir uns so lieb haben, weil wir genug Kinder haben und beruflich eben da sind, wo wir sind. In exakt diesem Tempo die nächsten Jahre so weiter machen und weiter powern? Uns ist klar: Das können und wollen wir nicht! Auch wenn wir beide unsere Jobs wirklich gerne machen. Trotzdem möchte man manchmal alles hinschmeißen, schreiend weglaufen oder sogar auswandern. Aber gibt es all das nicht auch in der „light“ Ausführung?!

Meine Fluchten, da wo es mir eben besonders gut geht, sind unsere Reisen, auch unsere kurzen Auszeiten am Wochenende: Dann, wenn wir unser Haus verlassen und unterwegs sind – zu fünft oder mit Freunden, einen Tag oder auch mehrere. In dieser Zeit rücken wir eng zusammen, sind uns besonders nah und machen diese Erinnerungen gemeinsam. Das ist ein unglaublich tolles Gefühl. Das versuchen wir uns so oft es geht zu ermöglichen. Aber Ferien- und Urlaubstage sind endlich. Und die Wochenenden oft mit unliebsamen Terminen zugeknallt (Sportveranstaltungen, Kindergeburtstage, Lernen für Klassenarbeiten,…).

 

Dem Alltag entfliehen!
Ein Sabbatjahr als Familie mit Kindern
– ein Geschenk an uns selbst

Als Lehrerin wusste ich schon immer um die Möglichkeit eines Sabbatjahres – seit einiger Zeit heißt es nun „Teilzeit im Blockmodell“. Das heißt: Man geht normal weiter arbeiten, der Arbeitgeber hält einen Teil des Gehaltes ein und ein paar Jahre später bekommt man das Ersparte als regelmäßiges Gehalt inklusive aller Sozialleistungen ausgezahlt – muss während dieser Zeit aber nicht arbeiten gehen. Irgendwie war es dann aber doch immer fern, zu viele Bedenken: Zu teuer, was ist mit den Kindern, was passiert in der Zeit mit meiner hart erarbeiteten Position, usw.? Und was soll ich mit einem freien Jahr, wenn mein Mann doch arbeiten muss und die Kinder schulpflichtig sind? Aber dann kam auf einmal, so schleichend von der Seite und ganz leise, die Möglichkeit in der Firma meines Mannes, ebenso eine „Auszeit“ zu beantragen. Und trotzdem: Das Haus muss weiter abbezahlt werden, die Kinder zur Schule, unser beruflicher Status aufrecht erhalten werden. Aber…Wenn…und davon gab es viele!

Also haben wir uns im letztes Jahr zu Pfingsten einmal in Ruhe zusammengesetzt: Wäre es bei dieser großartigen Chance nicht grob fahrlässig, diese nicht zu nutzen? Wäre es nicht vielleicht eine wunderbar ausgelebte midlife crisis? Der Ersatz für einen Ehetherapeuten, den man sonst vielleicht irgendwann braucht? Eine burn-out-Prävention? Ich beschloss, direkt am nächsten Werktag meinen Personladezernenten anzurufen und mich erstmal zu erkundigen. Dann ging auf einmal alles ganz schnell: Eine Woche später hatte ich die Bewilligung für mein Sabbathalbjahr auf dem Schreibtisch, mein Mann ebenso das mündliche OK, kurz später ebenso schriftlich.  Keine Zeit mehr länger über die Wenns und Abers nachzudenken. Wir haben es getan! 

Konkret heißt das: Ab August 2021 haben wir ein halbes Jahr frei! Ein ganzes Schulhalbjahr. Es hätte noch diverse andere Möglichkeiten gegeben, aber diese konnten wir uns sowohl finanziell als auch von dem, was wir uns, den Kindern, der Familie und unserer „Karriere“ zumuten, gut vorstellen. Jetzt sparen wir schon über ein Jahr an und das Sabbathalbjahr rückt immer näher. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht voller Vorfreude daran denke und mich wie ein Schnitzel freue. 

Was wir vorhaben? Reisen! Wohin genau, das wissen wir noch nicht, aber es formt sich eine erste Route im Kopf: Sri Lanka, Kambodscha, Bali, Fidji, Australien, Neuseeland, Cook Islands und irgendwo über Mittelamerika zurück. Es werden wahrscheinlich nicht alle Ziele davon realisiert, wir müssen einfach sehen, was wir uns leisten können, wie viel wir bis zum Start unseres Sabbathalbjahres gespart haben, ob wir vielleicht unser Haus vermieten können (wir wohnen praktischerweise direkt neben der Uni) und wie die Schulen der Jungs mitmachen. Der tiefe Wunsch ist, dass sie für diese Zeit gänzlich beurlaubt werden und wir mit den einzelnen Fachlehrern besprechen, was von unterwegs zu leisten ist. Statt des Herbariums vielleicht eine Fotodokumentation der Fauna in Neuseeland? Schildkröten aussetzen in Costa Rica? Ein You-Tube Video über die Teeplantagen in Sri Lanka? Statt Sportunterricht kicken im Kinderheim in Kambodscha? Denn klar ist, dass wir zwar auch egoistisch diese Zeit für uns als Familie nutzen möchten, aber auch immer wieder ehrenamtlich tätig sein wollen.

Drückt uns die Daumen, dass die Schulen mitziehen. Ich bin der Meinung, dass die Jungs da so so viel lernen können. Wenn es „schlecht“ läuft, müssen wir uns in einem Land für längere Zeit aufhalten und dort eine Schule für die Jungs finden. Aber auch da finde ich den Gedanken, dass mein Mann und ich dann in der Schule Waffeln backen, Laternen basteln, eine AG leiten und surfen lernen können ganz entschleunigend – das geht mit unserem hier grad gewählten Lebensmodell nämlich alles nicht oder nur selten oder mit ganz viel Krafteinsatz. Ringsherum würden durch Sommerferien in Deutschland und im Ausland dennoch genug Wochen zum Reisen zusammen kommen.

Für manch einen mag das ganz easy klingen, aber es wird verdammt viel Arbeit sein – alleine die ganzen Buchungen, Unterkunftssuchen, Visa, Zuhause Dinge auf Eis legen (Vereine, Autos abmelden, Betreuung,…), unser Haus vermieten (und vorher aufräumen, haha), Impfungen auffrischen, ggf. zusätzliche Versicherungen abschließen, Kosten kalkulieren, die Schule für die Jungs organisieren… Die Liste wird sicher noch wachsen.  Es gibt also auch einiges zu tun für dieses „Geschenk“ an uns selbst.

Und was ist, wenn beruflich was dazwischen kommt? Wenn einer von uns krank wird? Wenn einer von unseren Eltern krank wird? Ja, auch nachdem wir Fakten geschaffen haben, gibt es noch ganz viele Wenns und Abers – wie im echten Leben halt. Es kann also noch einiges passieren, was uns einen Strich durch die Rechnung macht. Letztendlich gibt es immer noch die Möglichkeit, dass wir uns das Angesparte mit steuerlichem Verlust auszahlen lassen können oder hier zuhause ein freies halbes Jahr haben. Dennoch hat es sich jetzt schon so sehr gelohnt, nicht mehr zu jallern oder gar zu träumen, sondern es tatsächlich in Angriff zu nehmen. Auch wenn das Sabbathalbjahr so nicht zustande kommen sollte – alleine die Vorfreude war es wert! Für uns alle fünf!

Übrigens – unser Ältester wird dann 15 sein. Viele Menschen in unserem Umkreis prophezeien uns, dass wir dann ganz doof für ihn sind und er seine erste große Liebe und seine Clique niemals nicht ein halbes Jahr zurücklassen wird. Damit haben wir ihn konfrontiert: Er hat laut gelacht und gesagt, er sei doch nicht doof, sich diese Chance entgehen zu lassen. Nicht nur, dass er das Reisen mit uns bislang auch sehr genossen hat – hallöchen, ein halbes Jahr Schule und lernen mal ganz anders!

 

Ein Sabbathalbjahr
– für uns als Familie eine große Chance

Was will ich euch eigentlich damit sagen?

Ich habe den Eindruck, viele Mütter, viele Familien stecken in ihren Aufgaben fest, verlieren den Spaß am Alltag, können sich selbst nicht mehr richtig fühlen, haben sich „das Alles“ irgendwie anders vorgestellt. Aber darf man ja nicht sagen, hat man ja so gewollt und ist doch das größte Geschenk. Ja, aber…

Unser Schritt mag für einige eine Nummer zu groß seine – für andere hingegen mögen wir spießig und feige sein. Ganz egal: DU musst für dich entscheiden, was nötig und möglich ist. Vielleicht ist es ja „nur“ der dringend benötigte Abend mit der Freundin, den man viel zu selten erkämpft. Vielleicht ein Wellnesstag. Ein regelmäßiger Yogakurs, für den man sich eine Lücke erarbeiten muss. Vielleicht am Freitag zu sagen: „Kinder, morgen früh geht’s übers Wochenende ans Meer.“ Vielleicht mal eine Kur beantragen. Für sich. Mit Kindern. Ohne Kinder. Doch endlich die Kinder einem Babysitter anvertrauen, um mal wieder Zeit mit dem Partner zu haben. Für einen Spaziergang. Für ein Abendessen. Für ein Wochenende. Mit dem Arbeitgeber über so ein, von mir beschriebenes, Auszeitmodell sprechen. Es gibt viele größere Arbeitgeber, die das anbieten, aber natürlich nicht an die große Glocke hängen. Hinterher sind alle Mitarbeiter auf Weltreise…

Ich habe letztens einer Kollegin davon erzählt, die beruflich und familiär in einer ähnlichen Situation ist. Die wurde gleich ganz nervös: Sie wäre ja nicht so die Reisefreudigste, aber sie wollte schon immer mal einen Malkurs machen. Dafür wären schon drei Monate ausreichend – und das ist bei Beamten erst seit einiger Zeit möglich. Vorher war es immer nur das ganze Jahr und das ist nun mal in jeder Hinsicht eine ganz andere Nummer. Sie wollte sich umgehend erkundigen. Wir wurden beide ganz aufgeregt und hatten hinterher beide Tränen in den Augen.

Oder tatsächlich ganz rigide: Alles verkaufen, verschenken, aus Deutschland abmelden und für immer auf Tour gehen. Gibt’s gar nicht so wenige Familien, die das tun.

Entscheidend ist, dass du dir Inseln schaffst, auf denen es dir gut geht, wo du Glück fühlst. Und dafür muss man aus seinem Trott heraus kommen. Es ist ja nun doch fast immer so, dass einem das keiner abnimmt. Man muss sich manchmal auch für sein Glück anstrengen! Denn es gibt immer Wenns und Abers, die wir dafür beiseite räumen müssen, wenn wir es denn wirklich wollen! 

Damit möchte ich nicht suggerieren, dass unsere Auszeit DAS Therapeutikum für all unsere Alltagsprobleme ist. Das wäre naiv. Ich muss auch weiter aktiv daran arbeiten, mich hier zuhause gut zu fühlen. Aber im Moment merke ich, wie gut es mir mit dieser Entscheidung geht, wie sie mich täglich aufrecht hält und wie verdammt gut es sich anfühlt, mal nicht vernünftig gehandelt zu haben. Wenn die Bilanz positiv ausfällt, beantragen wir gleich im Anschluss die nächste Auszeit. 

 

Schreibt mir doch mal, was ihr Unvernünftiges tut,
wie ihr euch aus eurer Komfortzone bewegt, um euch gut zu fühlen
– oder was ihr euch jetzt vielleicht vornehmt.
Ich würd mich freuen!

Eure Annika

 

DIE GASTAUTORIN

Annika ist Mama von drei Jungs und verheiratet. Sie lebt gern und das sieht man ihren Bildern auf Instagram auch an.
Sie sind fröhlich, sie sind als Familie reisefreudig und das steckt an. Ich folge ihr unheimlich gern!

Ende letzten Jahres erzählte mir Annika (ihr findet sie HIER auf Instagram) von ihren Reiseplänen als Familie – von ihrem Sabbathalbjahr – und ich war total gespannt und direkt Feuer und Flamme.
Um ehrlich zu sein, wusste ich bis dahin nicht einmal um diese tolle Möglichkeit. Und vielleicht geht es euch ja wie mir, nachdem ihr diesen Text gelesen habt – da kitzelt es in den Fingern und man möchte sich direkt auch in ein solches Abenteuer stürzen.

 

sabbatjahr Familie

 

Du hast auch was zu erzählen?
Dann melde dich gern unter info@oh-wunderbar.de

 

 

PARTNERSCHAFT UND LIEBE
AUF WELTREISE

Auf Larissa bin ich gestossen, als ich das erste Mal von ihrer Meergeburt in Thailand gelesen habe. Ich war berührt und fasziniert – von dem Vertrauen und natürlich auch dem Wissen, das Larissa als Hebamme hat und in ihren Videos auf YouTube mit Frauen teilt. Zusammen mit ihrer wachsenden Familie, Larissa erwartet momentan ihr viertes Kind, reist sie um die Welt. Sie sind Dauerreisende. Weltreisende. Sie machen das, wovon viele Menschen träumen. Sind ausgebrochen, aus dem Hamsterrad, in dem sie lange Zeit lebten und haben sich dazu entschieden, zu leben. So richtig zu leben.

Mehr über Larissa und ihre Familie lest ihr auf ihrem Blog oder seht ihr bei YouTube.

 

Mein Mann:
Der Fels und die Brandung

Von Ehe & Beziehung
nach 11 gemeinsamen Jahren und mit bald vier Kindern

Als Oliver mich auf einer Frühlingswiese fand, war ich 20 Jahre alt und er 32. Er kam mit seiner schwarzen Kawasaki Zephyr den Hügel hochgefahren und seine anziehende Aura nahm mich bereits ein, noch bevor er den Helm von seinem Kopf zog.

Seit diesem Tag sind 11 Jahre vergangen. Wir haben in einem regnerischen Winter geheiratet, als ich mit unserem ersten Kind in der 32. Woche schwanger war und seitdem sind zwei weitere dazu gekommen. Das vierte Baby ist auf dem Weg.

 

Bevor wir Eltern wurden, führten wir drei Jahre eine sehr harmonische Beziehung, die frei war von Konflikten, die an den Grundfesten rütteln. Kleinere Streitereien waren auch eher selten und unsere intensive Partnerschaft war geprägt von starker gegenseitiger Anziehung, der Lust nach Abenteuern, irgendwie auch ein bisschen Verruchtheit und, trotz unserer 100%-Jobs als Techniker und Hebamme, viel Zeit für uns.

Nachdem unser Sohn geboren worden war, änderte sich zunächst nichts, auch wenn es großes Neuland für uns bedeutete, ein kleines Baby rund um die Uhr zu versorgen. Wie alle Eltern durchliefen wir eine Menge psychosozialer Entwicklungsschritte und fanden allmählich funktionierende Strukturen als Familie.

Die Geburt unserer Tochter, zweieinhalb Jahre später, bedeutete schließlich die erste große Herausforderung für unsere Partnerschaft. Während sich für meinen Mann nicht viel veränderte, war ich mit der 24h-Verantwortung für Giulio, der keine Betreuungseinrichtung besuchte, und der kleinen Susanna zunehmend gefordert und auch überfordert.
Der Kauf unseres Hauses und die anstehenden Renovierungsarbeiten nur wenige Wochen nach der Geburt verschärften die Lage dramatisch. Denn Olivers Zeit für uns als Familie verkürzte sich durch die zusätzliche Arbeit auf der Baustelle auf ein unerträgliches Minimum, in dem er mir als Partner und Vater unserer Kinder zur Seite stehen konnte.

Dauerhaft Reisen

 

Nach langem Ringen mit uns und unseren jahrelang idealisierten Vorstellungen von einem funktionierenden Lebensmodell mit Haus, Hof und Karriere, das sich in der Praxis als unhaltbar für uns als Eltern herausstellte, entschieden wir uns im Sommer 2015, unser Leben von Grund auf neu auszurichten.

Zu dem Zeitpunkt war Susanna zwei und unser Entschluss, nicht die Arbeit, sondern unsere Familie in den Fokus zu stellen, intensivierte unsere Ehe auf eine Weise, die wir nicht erwartet hätten.
Tatsächlich mussten wir auf einer neuen Ebene zueinander finden, denn auch nach fünf gemeinsamen Jahren, hatten wir noch nie mehrere Wochen am Stück zusammen mit unseren Kindern verbracht.

Ich musste lernen, für mich funktionierende Strukturen als größtenteils allein verantwortliche Mutter loszulassen und Oliver, sich im Gegenzug seine eigenen als Papa anzueignen. Auch wenn es sich als schwieriger als gedacht herausstellte, wir schafften es.

Drei Jahre führen wir nun schon ein ortsunabhängiges Leben auf der Reise, bekamen unser drittes Kind unterwegs in Thailand und wechseln je nach Jahreszeit zwischen unseren Lieblingsländern und -orten.

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Seit dem Tag, an dem wir Eltern wurden, haben wir als Mann und Frau unzählige Höhen und Tiefen erlebt. Und mit der Verantwortung für drei Kinder und unsere umfassende Online-Selbstständigkeit werden wir nach wie vor täglich mit uns selbst und unserer persönlichen Komfortzone konfrontiert.

Es ist eine immer währende Herausforderung, unabhängig von den individuellen und täglich, wenn nicht gar stündlich wechselnden Befindlichkeiten fünf verschiedener Personen, Rituale und umfassende Organisation zu wahren und gleichzeitig den Alltag sinnvoll zu gestalten.

Als Eltern stoßen wir an Grenzen, die wir als Paar ohne Kinder nie hatten und gehen uns in Stress-Situationen mit ihnen manchmal mehr auf die Nerven, als wir uns je hätten vorstellen können.

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Letzte Nacht lagen Oliver und ich mit der kleinen Katharina neben uns im Familienbett des Wohnwagens. Die gleichmäßigen Atemgeräusche von Giulio und Susanna im Hintergrund verstärkten mein Gefühl von Ruhe und Geborgenheit und es ergab sich seit längerer Zeit mal wieder eine Gelegenheit, uns intensiv auszutauschen.

Es war ein schönes Gefühl, den Körper meines Mannes so nah bei mir zu spüren, seine physische Präsenz ungefiltert aufzusaugen und diese vertraute Stimme tief in seinem Brustkorb vibrieren zu spüren.

Ich legte ein Bein über seine Hüfte, um mein zunehmend beanspruchtes Kreuzbein zu entlasten und wir unterhielten uns eine Weile über die Kinder, Freunde, Arbeit und unseren IST-Zustand.

Als wir schließlich auf unsere Partnerschaft kamen, war ich hellwach, was sich nach den allabendlichen und unüberwindbaren Müdigkeitsattacken durch meine vierte Schwangerschaft ganz ungewohnt anfühlte.

Da ich kürzlich einen diskutierten Post auf Instagram zum Thema Frust und Konflikte in meiner Ehe gemacht hatte, kamen wir darauf zu sprechen, denn das Wort „Aggression“ erschien vielen Frauen als nicht passend für eine funktionierende Beziehung.

 

Tatsächlich hat mein Mann die Gabe, mich innerhalb kürzester Zeit in ziemliche Wut zu versetzen. Und zwar genau dann, wenn mehrere ungünstige Faktoren zusammenfallen, was unsere Kinder angeht.
Wenig Schlaf, beruflicher Zeitdruck, nicht erfüllte Aufgaben wie z.B. der Spülberg und eine Menge ungeputzter Kinder-Zähne im gedanklichen Hintergrund, kombiniert mit zunehmender Gereiztheit gegenüber dem zehnten Ausraster einer unserer energetischen Töchter, gehört dabei zu den Klassikern.

Wenn Oliver dann in kurzfristige Hilflosigkeits-Muster verfällt, die nicht unseren Vorstellungen von einem achtsamen Umgang auf Augenhöhe entsprechen, wird es kritisch. Eine Aussage wie z.B. „Ich mache dir nie wieder etwas zu essen!“ oder „Unser wöchentlicher Familienfilm-Abend ist für immer gestrichen!“ bringen mich innerhalb von Sekunden auf die Palme und dann steht mir zusätzlich zur Stress-Situation meine Wut im Weg. Das macht es schwerer, die Lage konstruktiv zu entspannen und erhöht die Spannung zwischen Oliver und mir erheblich.

Interessanterweise triggert unser Sohn meinen Mann mehr als mich, Susanna mich mehr als ihn und unsere kleinste Katharina uns bisweilen beide gleichermaßen.

Reisen mit Kindern

 

Wenn es uns aufgrund erschwerter Rahmenbedingungen also nicht gelingt, die persönlichen Toleranzgrenzen aller Familienmitglieder zu wahren und Stressoren bereits im Vorfeld zu minimieren, machen wir uns als Eltern und Paar mit heftigen Gefühlen und Defensivreaktionen selbst das Leben schwer.

Das betrifft meinen Mann genau wie mich und mal fällt es ihm, mal mir leichter, einen kühlen Kopf zu bewahren und die Kinder in diesem Moment zur Entlastung des Anderen zu übernehmen.
Dabei bewundere ich sehr an Oliver, wie schnell er im Anschluss an Unstimmigkeiten in der Lage ist, wieder auf mich zuzugehen, womit ich meist mehr Schwierigkeiten habe.

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Bei meiner ältesten, ausdrucksstarken Tochter sehe ich es als Privileg, dass sie mir ihre Emotionen ungefiltert zeigt, auch wenn es oft schwer auszuhalten ist. Und vielleicht ist dieser Gedanke auch für die Beziehung tröstlich, denn wo sonst können wir uns schon so pur in unseren Akut-Gefühlen zeigen, wie auf dieser vertrauten, intimen Basis.

Mein Mann kennt mich schon lange, genau wie meine Stärken und Schwächen und ich kenne ihn. Und so sehr, wie wir uns selten aber doch manchmal heftig in die Haare bekommen, können wir uns doch nie lange böse sein.
Wenn Oliver mich nach einem familiären Sturm noch in meiner Abwehrhaltung in die Arme schließt, kann ich, schon bevor mein Kopf seine Schulter berührt, meinen inneren Mauern buchstäblich beim Zerfallen zusehen.

Wir haben schon so vieles gemeinsam erlebt und auch wenn es mal kracht, empfinde ich ihn mehr denn je als Seelenpartner.
Ich weiß, dass ich mich immer auf ihn verlassen kann und dass wir grundsätzlich am gleichen Strang ziehen, wenn es drauf ankommt. Ich spüre täglich, wie wichtig wir uns sind und dass wir aufeinander bauen können.

Und ich weiß auch zu schätzen, dass es Bereiche in unserer Aufgabenteilung gibt, um die ich mich noch nie kümmern musste, weil er sie mit großer Selbstverständlichkeit zuverlässig erledigt.

So habe ich auch nach insgesamt über zwei Jahren Aufenthalt in Wohnmobilen und Wohnwagen kein einziges Mal die Toilette geleert, Wasser aufgefüllt oder bin auch nur einen einzigen Kilometer gefahren. Oliver befördert uns ruhig und sicher an jeden Ort, ist so gut wie immer ein umsichtiger, geduldiger und liebevoller Vater und Lebensgefährte und war nicht zuletzt bei der Meergeburt unserer zweiten Tochter mein buchstäblicher Fels in der Brandung.

 

Ich glaube daran, dass auch Aggressionen und ambivalente Gefühle in unserer Ehe Platz haben dürfen, wenn sie nicht langfristig destruktiv werden.
Konflikte haben eben einfach auch immer das große Potential, uns auf aktuelle Baustellen innerhalb unserer Familienkonstellation hinzuweisen, um die wir uns konstruktiv kümmern können, sobald sich die Wogen geglättet haben.

 

Ich weiß und vertraue auch weiterhin darauf, dass Oliver und ich uns trotz aller kleinen und großen Alltags-Turbulenzen immer wieder finden, um weiterhin gemeinsam voranzugehen – als Mann und Frau, als Eltern, als Familie.

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Und während wir uns gestern ausgiebig über emotionale Berg- und Talfahrten austauschten, zog Oliver mich plötzlich näher zu sich und sagte, mit dem einen Arm um meinen Schultern und dem anderen über dem strampelnden Babybauch: “Ach weißt du Schatz, manchmal bin ich eben nicht nur Fels, sondern auch Brandung aber du kannst dir sicher sein, dass nichts davonschwimmt, solange wir uns an den Händen halten.“

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|| IM INTERVIEW ||
Familie auf Weltreise –
„Sechs Paar Schuhe“, auf Weltreise mit vier Kindern!

 

Auf und davon, und das auf unbestimmte Zeit.
Eine Familie mit vier Kindern auf Weltreise. Auf der Suche nach Freiheit und voller Abenteuerlust. 

Maria und Thor leben in Deutschland, als sie beschließen, gemeinsam mit ihren vier Kindern auf Weltreise zu gehen. Ohne Ziel, ohne großen Plan und vor allem ohne zu wissen, wie lange sie auf reisen bleiben werden. Als sie alles verkaufen, auch ihr Haus in Deutschland, wissen sie noch nicht sicher, wohin die Reise sie führen wird.

Sie bereisen Asien, versacken in Australien und erobern Neuseeland. Sie leben in einer kleinen Hütte im Nirgendwo, reisen mit dem Wohnmobil und treffen besondere Menschen.  Und irgendwann, irgendwann spüren sie, dass es Zeit ist, zurückzukommen. Nur wohin? (mehr …)

Eine Weltreise in 150 Tagen

Meine liebe Leserin Lea hat gemeinsam mit ihrem Freund die Rucksäcke gepackt und ist losgezogen. Einmal um die Welt sozusagen. In 150 Tagen. Sie haben viel gesehen und noch mehr erlebt. Neben wunderschönen Landschaften hatte die Reise noch so viel mehr zu bieten.

Ob man als neuer Mensch von so einer Reise zurückkommt, fragt sich Lea in ihrem Text.

Was denkt ihr? Verändert es einen Menschen nachhaltig und für immer?
Sind die Veränderungen krass oder wirken sie sich irgendwie anders aus?

 

In 150 Tagen um die Welt
– meine Weltreise und was sie mit mir gemacht hat!

 

Drum o Mensch, sei weise, pack die Koffer und verreise.
Wilhelm Busch

Mein Freund und ich haben eine Weltreise gemacht. In 150 Tagen haben wir jeden Kontinent besucht.

Als ich das erste Mal darüber schreiben wollte, habe ich mich verzettelt. Ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte, von welchen Städten und Ländern ich berichten sollte, welche ich getrost auslassen kann und wie ich meine Gefühle beschreiben soll. Ich habe mich gefragt, was ich denn überhaupt schreiben soll oder kann. Es ist nunmal eine Reise, und man kann nicht erklären oder beschreiben, was sich ändert, wenn man über Horizonte, besonders seine eigenen, blickt. Denn es passiert einfach. (mehr …)

Auf Bali hatte ich ein „Blind-Date“ mit Delia {bei Instagram Calicalista} und ihrem Mann. Am Strand. Wir hatten an diesem Abend spannende Gespräche und eines ist sicher, wir sehen uns wieder. Vielleicht auf Sylt. Delia und ihr Mann sind auf Weltreise gegangen, sie hat bereits HIER davon berichtet. Und oft wird sie gefragt, wie man sowas denn finanziert? Ist das nicht viel zu teuer? Nein, sagt Delia. Eigentlich braucht es gar nicht so viel Geld. Aber lest selbst.

 

Ich bin dann mal weg – wie finanziere ich meine Weltreise?

 

Wie finanziert ihr eure Weltreise?

Ja, das ist tatsächlich eine oft gestellte Frage und ich habe den Eindruck, die Angst vor wahnsinnig hohen Kosten hält viele ab, solch eine Reise anzutreten. Dabei ist das eigentlich total schade, denn aus eigener Erfahrung kann ich sagen, eine Reise um die Welt ist auch ohne großes Vermögen möglich. Vielmehr spielen Mut und Kreativität eine entscheidende Rolle.

Die gesamten Kosten unsere Weltreise zu nennen ist mir zu privat. Verallgemeinern lässt es sich aber auch nicht, denn eine Reise ist etwas sehr Individuelles und hängt von vielen Faktoren ab. Hier spielen das Preisniveau der Länder, die Reiselänge, die Art der Unterkünfte, die Fortbewegungsmittel und natürlich das individuelle Verhalten eine große Rolle.

Gerne gebe ich euch aber einen kleinen Einblick in unsere Geschichte:

Wir verbrachten die ersten vier Monate unserer Reise in den USA. Dort haben wir aufgrund des Gehalts meines Mannes ein Grundeinkommen gehabt, welches zur Deckung der Fixkosten reichte, den Rest stockten wir durch unser Sparkonto auf. Das Leben in den USA ist teurer als in Deutschland, Mieten sind höher und Lebensmittel meist teurer und da wir gerne und viel unterwegs waren, haben wir im Alltag versucht zu sparen. Wir kochten viel selbst, anstatt auswärts in Restaurants essen zu gehen. Um günstige Angebote zu erhalten, haben wir uns diverse Mitgliedskarten von Supermärkten besorgt. So konnten wir viel Reduziertes kauften und bevorzugten die Obst- und Gemüsesorten, die in den USA günstig waren. Inlandsflüge sind in den USA meist preiswert zu bekommen, so konnten wir uns auch einige Kurzurlaube leisten. Gebucht haben wir die Unterkünfte meist über eine Plattform mit Prämiensystem, so konnten wir nach einigen Nächten eine Freinacht sammeln. Dieses Prozedere haben wir während des Jahres häufig wiederholt und dadurch ein paar Hotelübernachtungen kostenlos bekommen.

Durch Zufall fanden wir die Möglichkeit, Wohnmobile zurück zu führen (das sogenannte Relocating). Hier bieten Campingvermieter Reisenden an, für einen kleinen Betrag die Fahrzeuge innerhalb einer vorgegeben Zeit von Stadt zu Stadt zu fahren. So haben wir uns für unter 20 Euro am Tag ein fabrikneues Wohnmobil mieten können, welches wir von Chicago nach Las Vegas fuhren. Lediglich für Sprit und Stellplätze (teils auch kostenlos) mussten wir noch bezahlen. Ein unvergesslicher Roadtrip durch den Westen der USA, den wir uns so nicht hätten leisten können.

Da es nicht nur bei Nordamerika bleiben sollte, planten wir eine längere Zeit in Australien ein. Mit der Billig-Airline ließen sich preiswerte Flüge über den Pazifik buchen. Viel unterschätzt, aber von Fluggesellschaften sogar meistens unterstützt, sind längere „Layover“. Da wir von Los Angeles nach Brisbane sowieso einen dreistündigen Zwischenstopp auf den Fidschi Inseln gehabt hätten, haben wir diesen Aufenthalt ohne Aufpreis verlängern können. Dies lässt sich meist über die Option „Gabelflug“ buchen. So haben wir 8 Tage auf der Fidschi Hauptinsel verbracht und nur zusätzlich für die Unterkunft gezahlt.

Ich bin ehrlich, uns wäre es zu unsicher gewesen, weitere 7 Monate ohne Einkommen durch die Welt zu reisen. Für den Notfall haben wir eine bestimmte Summe auf unserem Sparkonto geblockt. So wäre es uns jederzeit möglich gewesen, Rückflüge nach Deutschland zu buchen und zusätzlich wären wir damit auch noch eine Weile über die Runden gekommen.

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Ich habe Delia auf Bali getroffen, zusammen mit ihrem Mann. Ganz kurzfristig und spontan hatten wir dann also über Instagram ein Blind-Date und es war schön. Irgendwie verflogen die Stunden nur so und eines ist sicher, wir sehen uns wieder. Denn gerade haben Delia und ihr Mann ihre Zelte in Australien abgebrochen, ihr ganzes Hab und Gut des letzen Jahres passt in drei Köfferchen. Unser Plan: Wir treffen uns auf Sylt wieder und planen dann, was vielleicht im nächsten Jahr ansteht. 🙂

Ihr findet Delia bei Instagram HIER unter calicalista.

Auf Weltreise: Einmal um die ganze Welt

Warum eigentlich nicht wir? Diese Fragen stellten mein Mann und ich uns, als wir von den Neuseeland Reiseplänen eines befreundeten Paares hörten. Schon früher habe ich mit Begeisterung Auslandsaufenthalte im Bekanntenkreis verfolgt, aber so richtig auf die Idee, dass auch ich mal so eine Auszeit nehmen könnte, darauf kam ich erst an diesem Abend im Februar. „Kommt doch mit“ schlugen unsere Freunde vor. Mmh, Neuseeland und so etwas wie Schafe schären oder Kiwi pflücken, das war irgendwie nicht Unseres.

„Wenn dann USA“, erwiderte mein Mann, aber irgendwie eher scherzhaft. In der gleichen Nacht fragte er mich, ob das eigentlich auch was für mich wäre, so eine Zeit im Ausland. Ich überlegte nicht lange. Es machte irgendwie klick und ich realisierte, dass es eigentlich kein Argument dagegen gab.

Unsere Beziehung war seit Beginn von kleinen und großen Urlauben geprägt, deshalb hatte ich das Vertrauen, dass wir auch unterwegs gut miteinander harmonieren.

Allerdings schaltete sich in den nächsten Tagen mein Verstand ein und ich fing an, diese Idee zu überdenken. Es fing mit Gedanken an wie, was ist mit der Wohnung? Wir haben doch erst alles so schön eingerichtet und diese nun aufzugeben, das wäre doch schade. Aber ist das wirklich ein Argument solch eine Chance nicht zu nutzen? Ist es nicht komisch, in jüngeren Jahren wäre ich viel lockerer an so eine Reise rangegangen, da hätte ich mir über Karriere und Wohnung keine Gedanken gemacht. Nur habe ich als Studentin nicht die finanziellen Mittel gehabt, um auch nur im Entferntesten über eine Weltreise nachzudenken. Und nun hatte sich meine finanzielle Situation verbessert, ich habe den richtigen Partner für so ein Vorhaben und dennoch scheitert es an meinen Bedenken? Das kann es irgendwie nicht sein, beschloss ich, für jede Sorge und jede Hürde wird es schon eine Lösung geben.

Der Zeitpunkt hätte auch nicht besser sein können, denn nur einer von uns hatte einen festen Job. Das Studium meines Mannes würde in wenigen Monaten enden und eine Stelle hatte er zu dem damaligen Zeitpunkt noch nicht in Aussicht. Uns beiden war klar, die unabhängige Lebenssituation ist die beste Voraussetzung für ein gemeinsames Auslandsabenteuer.

Ich erinnerte mich an einen Mitarbeiter, der vor einem Jahr auch eine Weltreise unternahm und anschließend wieder bei meinem Arbeitgeber anfing. Daher bat ich meinen Chef kurzfristig um ein Gespräch und erzählte ihm von unseren Plänen. Es ist wohl seiner Abenteuerlust zu verdanken, dass er sehr positiv reagierte, mich ermutigte, diesen Schritt zu gehen und mir anbot, meine Stelle freizuhalten. Ich unterschrieb daraufhin einen Vertrag für ein unbezahltes Urlaubsjahr und hatte die Gewissheit, nach einem Jahr wieder an meinen Arbeitsplatz zurückkehren zu können.

 

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