Kommentare zu: SEXUELLER MISSBRAUCH AN KINDERN | EIN GASTBEITRAG + ZAHLEN UND PRÄVENTIONSMASSNAHMEN https://oh-wunderbar.de/sexueller-missbrauch-an-kindern-ein-gastbeitrag-zahlen-und-praeventionsmassnahmen/ Fri, 15 Feb 2019 16:28:48 +0000 hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.1.6 Von: Janina https://oh-wunderbar.de/sexueller-missbrauch-an-kindern-ein-gastbeitrag-zahlen-und-praeventionsmassnahmen/#comment-143683 Fri, 15 Feb 2019 16:28:48 +0000 https://oh-wunderbar.de/?p=20544#comment-143683 Als Antwort auf Katja.

Liebe Katja,

mir tut es so unfassbar leid, dass du all das erleben musstest. Ich habe kaum Worte, so traurig macht mich das.
Wie stark du bist und jetzt sogar Kinder hilfst. Ich danke dir, dass du Dir die Zeit genommen hast, diesen Kommentar zu schreiben und die Leserinneren hier teilhaben lässt. Vielleicht können deine Worte ermutigen, ganz sicher sogar.

Danke!

Herzliche Grüße an dich, liebe Katja
Janina

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Von: Katja https://oh-wunderbar.de/sexueller-missbrauch-an-kindern-ein-gastbeitrag-zahlen-und-praeventionsmassnahmen/#comment-143681 Fri, 15 Feb 2019 14:38:59 +0000 https://oh-wunderbar.de/?p=20544#comment-143681 Lange habe ich jetzt überlegen müssen, was ich sagen soll. Ob ich lieber nichts schreibe, denn „das tun ja die anderen“. Aber ist nicht jede Wortmeldung eine kleine Hilfe, Wertschätzung, ein unabdingbares Zeichen, dass gerader dieser Post aktuell und wichtig ist?!
Ja, auch ich bin betroffen. Ich wurde – beginnend als Kleinkind – jahrelang von einem Mann in der Nachbarschaft „angefangen“ und missbraucht. Meine liebevolle aber mit 4 Kindern oft überforderte Mutter merkte nichts an mir. Oft hab ich mir gewünscht, es „findet jemand heraus“. Beendet wurde diese schreckliche Zeit durch einen zufälligen, aber rettenden Umzug.

Verhaltensstörungen hatte ich viele. Ich war angstbesetzt und extrem schüchtern. Ich hatte schreckliche Schlafstörungen, Panikattacken, fühlte mich nie sicher. Ich nässte bis weit in die Schulzeit jede Nacht ein und riss mir die Haare büschelweise aus, so dass ich sie raspelkurz wie Junge tragen musste. Ich hasste mich selbst, fand mich ekelhaft und abstoßend und hielt meine Erlebnisse bald nach dem Umzug für meine perversen und kranken Gedanken und Träume – aber nicht für die Realität.
Meine Eltern sahen besorgt meine Probleme, auch im Kontrast zu meinen Geschwistern. Sie stellten mich Psychologen vor, mit denen ich einmalige Gespräche hatten, in denen ich nach meinen Sorgen und Problemen gefragt wurde und die ich natürlich (aus meiner kindlichen Sicht) „abblitzen“ ließ. Wie sollte ich denen vertrauen – außerdem hätte ich damals außer meinem massiven Selbsthass nichts benennen können.

Meinen Angststörungen MUSSTE ich mich stellen, als ich mit 17 Jahren allein wohnte. Es geschah in den Nächten, in denen ich mit rasendem, angsterfüllten Herzen in meinem Bett saß, die Tür anstarrte mit einem Messer in der Hand, da ich überzeugt war, „geholt zu werden“. Ich kämpfte in diesen Nächten so sehr mit mir selbst und ließ plötzlich den Gedanken zu, ich könne einen Grund haben für meine Angst, für mein Sein, mein Fühlen. Ich stellte mir selbst fragen, versuchte mich zu erinnern… den Ekel beiseite zu schieben und traf mich mit meiner Mutter, um ihr Fragen zu stellen. Zu erfragen, ob es diesen Mann gibt, von dem ich geglaubt habe zu träumen. Meine Mutter und ich weinten viel bei diesem ersten Gespräch, denn es zeichnete sich nach all den Jahren schnell ein Bild von dem, was geschehen war. Die Erinnerungen erschlugen mich fast, taten so unendlich weh. Eine Zeit lang schien es noch schlimmer zu werden. Doch endlich konnte ich so etwas wie Milde und Verständnis für mich entdecken.

Ich begann ein pädagogisch-psychologisches Studium und arbeite heute intensiv mit Kindern, die Probleme mit Emotion und Sozialverhalten haben. Ich sehe Positives in allem, was geschehen ist – für wieviele Jungs und Mädels konnte ich erstmals eine verständige Person sein, jemand, an den sie sich zuverlässig binden können, der sie nicht aburteilt, sondern „hinsehen“ möchte. Diese Form der Empathie habe ich wahrscheinlich nur, weil ich selbst so ein Kind, so eine Jugendliche war. Ich kann diese eine, resilienzfördernde Person für „meine“ Schützlinge sein und kann inzwischen grundsätzlich über mich sagen, dass ich mich wertschätze, mich verstehe, mich annehme.

So, eins von 4 Mädchen erwischt es. 1 von 7 Jungen. Also möchte ich sagen: lasst euch nicht abschrecken! Einmal nachfragen reicht nicht. Seid zuverlässige, beständige, berechenbare Felsen in der Brandung für eure Kinder, Schüler, Nachbarkinder, Kinder von Bekannten usw.. nur eine sichere Bindung kann retten und schützen.

Danke an alle, die bis hierhin gelesen haben 😉

Eure Katja

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Von: Janina https://oh-wunderbar.de/sexueller-missbrauch-an-kindern-ein-gastbeitrag-zahlen-und-praeventionsmassnahmen/#comment-143679 Fri, 15 Feb 2019 08:47:22 +0000 https://oh-wunderbar.de/?p=20544#comment-143679 Als Antwort auf Pauline.

Liebe Pauline,

ich kann mir vorstellen und weiß es auch, dass Menschen ein Leben lang kämpfen und dieses Trauma nur schwer überwinden können. Wie auch.
Es ist einfach unvorstellbar. Ich wünsche mir mehr Aufmerksamkeit für dieses Thema, mehr Achtsamkeit, mehr Aufklärung!
Und wenn wir alle nur ein kleines wenig mehr hinschauen, weil wir wissen, worauf wir achten müssen, dann ist vielleicht schon ein wenig gewonnen.

Ich danke dir sehr für deine Worte!
Janina

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Von: Pauline https://oh-wunderbar.de/sexueller-missbrauch-an-kindern-ein-gastbeitrag-zahlen-und-praeventionsmassnahmen/#comment-143678 Fri, 15 Feb 2019 08:42:49 +0000 https://oh-wunderbar.de/?p=20544#comment-143678 Liebe Janina, vielen Dank für diesen Text zur Sensibilisierung deiner Leser. Beruflich hatte ich auch schon mit einigen Betroffen, die nun ältere Erwachsene sind, zu tun. Sie sind höchst traumatisiert und kämpfen leider dennoch gegen Windmühlen, weil sie bei Ärzten, Therapeuten, Gerichten, DRV, etc. nicht wirklich „gehört“ werden.
Ich wünsche uns allen Mamas, dass wir unsere Kinder schützen können und sie niemals so etwas erleben müssen!

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Von: Im Gespräch mit Christian Rommert: Über sichere Orte für Kinder und Ressourcen - KinderwärtsKinderwärts https://oh-wunderbar.de/sexueller-missbrauch-an-kindern-ein-gastbeitrag-zahlen-und-praeventionsmassnahmen/#comment-37961 Thu, 07 Sep 2017 18:05:17 +0000 https://oh-wunderbar.de/?p=20544#comment-37961 […] Artikel von mir zum Thema Sexueller Missbrauch an Kindern findet ihr hier. Dort gibt es einen Erfahrungsbericht einer Leserin (Triggerwarnung), Fakten und Zahlen, Buchtipps, […]

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Von: Persönliche Verantwortung übernehmen: Wir sorge ich gut für mich selbst? - KinderwärtsKinderwärts https://oh-wunderbar.de/sexueller-missbrauch-an-kindern-ein-gastbeitrag-zahlen-und-praeventionsmassnahmen/#comment-31016 Wed, 19 Jul 2017 18:51:57 +0000 https://oh-wunderbar.de/?p=20544#comment-31016 […] (Übrigens ein ganz wichtiges Thema im Bereich Prävention und Kinderschutz, wozu ich grad erst einen Artikel geschrieben […]

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Von: Isabel https://oh-wunderbar.de/sexueller-missbrauch-an-kindern-ein-gastbeitrag-zahlen-und-praeventionsmassnahmen/#comment-30291 Fri, 14 Jul 2017 15:31:03 +0000 https://oh-wunderbar.de/?p=20544#comment-30291 Als Antwort auf Sabine.

Liebe Sabine, im Grunde genommen möchte sich kaum jemand wirklich mit diesem Thema beschäftigen. Für andere Menschen ist man anstrengend und ich habe auch immer wieder den Eindruck, als hätten sie Angst, dass etwas von den eigenen psychischen Instabilitäten auf sie überspringen könnte, als hätte man eine ansteckende Krankheit. Was ich leider auch schon erleben mußte, war der Satz: „Oh, das ist ja spannend, erzähl mal.“, ja, wirklich sehr spannend, nur leider ist es für mich Realität und keine spannende Geschichte, die man mal eben zum Besten gibt.
Sabine, du schreibst, dass du kein Mitleid möchtest und dir mehr Akzeptanz wünschst, dem möchte ich gerne zustimmen. Auch die Akzeptanz dafür, dass es Menschen gibt, die auf Grund ihrer Erlebnisse anders sind, sich nicht normen lassen. Zum Thema Ärzte: Es ist schwer einen wirklich guten Arzt zu finden, sei es ein Neurologe oder auch ein Psychologe. Von den langen Warztezeiten auf einen Termin mal ganz abgesehen. Traurig finde ich es auch immer wieder mitansehen zu müssen, wenn Betroffene von einem Arzt zum anderen gehen, immer in der Hoffnung, dass der nächste ihnen helfen könnte, dass es ihnen irgendwann besser geht. Um dann eines Tages zu verstehen, dass man sich zwar bis an einen bestimmten Punkt „heranarbeiten“ kann, man aber nie „geheilt“ werden wird. Man läuft lange, viele Jahre einer Illusion hinterher. Was mir selber sehr hilft ist zu akzeptieren, dass ich wegen der Erlebnisse anders bin und auch schon immer war und nicht mehr versuche mich anderen Menschen anzupassen. Das habe ich meine ganze Kindheit, meine Jugend und meine frühen Erwachsenenjahre getan. Ich hatte es schon in meinem ersten Beitrag angedeutet, wie wichtig es sein könnte, dass Betroffene an die Öffentlichkeit gehen. Das Schweigen der Kindheit ablegen, auch auf die Gefahr hin, dass man wieder enttäuscht wird, dass die Reaktionen nicht so ausfallen, wie man es sich vielleicht erhofft und wünscht, dass man auf Ablehnung stößt. Man möchte sich selber schützen, aber ich denke, man trägt auch eine gewisse Verantwortung in sich. Und wer, wenn nicht wir, die die es erleben mußten, sollte wirklich darüber reden können?

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Von: K.M. https://oh-wunderbar.de/sexueller-missbrauch-an-kindern-ein-gastbeitrag-zahlen-und-praeventionsmassnahmen/#comment-30283 Fri, 14 Jul 2017 13:27:49 +0000 https://oh-wunderbar.de/?p=20544#comment-30283 Als Antwort auf Sabine.

Sabine,
Du sprichst mir aus der Seele! Danke dafür. Ich habe es leider auch so erlebt. Oft habe ich es so empfunden, dass einem ein zweites Mal ein Trauma zugefügt wird, wenn man nicht ernst genommen wird oder auch abgewiesen und ausgegrenzt wird, weil man so anders und in manchen Dingen und Phasen schwierig ist.
Liebe Sabine, ich würde mich sehr freuen, wenn wir uns per Email austauschen könnten.
Liebe Grüße und nochmals Danke
Kerstin

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Von: Nana & Nully https://oh-wunderbar.de/sexueller-missbrauch-an-kindern-ein-gastbeitrag-zahlen-und-praeventionsmassnahmen/#comment-30276 Fri, 14 Jul 2017 11:41:38 +0000 https://oh-wunderbar.de/?p=20544#comment-30276 Danke für den ausführlichen Bericht und die vielen Tipps für Prävention.
Es ist wichtig, seine Kinder immer ernst zu nehmen und ihnen zuzuhören, egal wie viel man gerade zu tun hat. Leider tun viele Eltern es immer noch als unwichtig ab, wenn das Kind etwas auf dem Herzen hat.

Die Tage hat mich der Schlag gegen den Kinderpornoring „Elysium“ sehr schockiert und beschäftigt – besonders die Mitgliederzahl von 90.000 Menschen und die Tatsache, dass in einem der Foren sogar schon bei einem Ungeborenen ein künftiger Missbrauch geplant und besprochen worden ist. In was für eine fürchterlichen Welt leben wir, was sind das für Menschen.

Es ist toll und anerkennenswert, dass Ihr das Thema so aufgreift und ich hoffe, dass Euch viele folgen werden.
Das Thema muss viel öfters in den Medien auftauchen, damit die Menschen wachgerüttelt werden und erkennen, wie hoch die Dunkelziffer wirklich ist und eventuelle Andeutungen oder Verhaltensauffälligkeiten der eigenen Kinder nicht mehr als Schnickschnack oder Laune/Phase abtun, sondern ihre Antennen für diese Dinge sensibilisieren und dementsprechend reagieren.

Viele liebe Grüße

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Von: Sabine https://oh-wunderbar.de/sexueller-missbrauch-an-kindern-ein-gastbeitrag-zahlen-und-praeventionsmassnahmen/#comment-30212 Thu, 13 Jul 2017 23:56:41 +0000 https://oh-wunderbar.de/?p=20544#comment-30212 Als Antwort auf K.M..

Liebe Janina, liebe K.M.,

ich bin eher das stillere Wesen und lese den Blog Ab und An. Nicht alles betrifft mich, dafür dieser Beitrag umso mehr. Ich habe mehrere Jahre mit der Aufarbeitung der gesamten Geschehnisse hinter mir und immer noch vor mir. Mein Körper knipste kurz vor meinem jur. Staatsexamen das Licht aus, ich hatte alle Scheine in der Tasche, konnte aber meinem Zerfall zusehen. Ich habe lange Zeit alles verdrängt, nach vorne geschaut. Bis es mich einholte. Ich bin wieder auf dem Besten Weg einen Umgang damit zu finden. Ich schäme mich aber nach wie vor, wenn ich mit einer komplexen Posttraumatischen Belastungsstorung andere Menschen um mich herum konfrontiere. Ich finde den Beitrag wirklich wichtig, da auch ich bemerke, dass ich versuche es nicht jedem auf die Nase zu binden. Aber nur weil ich nicht in einem Rollstuhl sitze und man es mir nicht ansehen mag, kann man mir doch glauben, dass ich die Geschehnisse nur ganz schwer bearbeiten kann. Es ist nur eine Seite der Medialle, wenn sich nahe stehende Menschen entfernen, weil du zugibst dir sei „so etwas“ passiert. Schlimm genug. Der andere Teil ist, dass sich auch Ärzte schwer tun. Mir ging es im Jahre 2014 sehr schlecht und wurde von Ärzten abgelehnt, weil ich doch ganz fit aussehen würde und ich mich nicht „so haben“ soll. Es kostet viel Überwindung und Kraft Ärzte zu „überzeugen“, dass es einem wirklich passiert und wirklich schlecht geht. Die Gesellschaft ist mE. Immer noch nicht soweit hin zu schauen. Ich bin sehr vorsichtig und langsam in meinen Schritten an die Öffentlichkeit zu gehen. Mein Name ist auch hier geändert, nur die Bloggerin selbst sieht eine wirklich bestehende E-Mail Adresse. Man wird für Taten für welche man nichts, überhaupt nichts kann völlig an den Rand der Gesellschaft gezogen. Auch das es hier nicht viele Kommentare (vielleicht noch nicht) gibt zeigt mir, wie tabuisiert das Ganze ist. Ich wünsche mir kein Mitleid, kein „wird-schon-wieder-Kopfstreicheln“ oder dergleichen. Ich wünsche mehr Akzeptanz und vor allen Dingen mehr mit einem wachsamen Auge durchs Leben zu gehen. In meinem ganz persönlichen Fall war ich klein, still und einfach nur schwach, weil ich den Mund zu halten hatte. Alle um mich herum, seien es Verwandtschaft oder Institutionen haben zugeschaut, meine blauen Flecken und traurige Augen gesehen und nichts getan außer mir zu sagen „Ach, gehts dir nicht gut? Dann geh doch nach Hause!“ Genau dahin zurück geschickt, wo ich niemals mehr hinwollte aber zurück musste.

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