Ich habe Delia auf Bali getroffen, zusammen mit ihrem Mann. Ganz kurzfristig und spontan hatten wir dann also über Instagram ein Blind-Date und es war schön. Irgendwie verflogen die Stunden nur so und eines ist sicher, wir sehen uns wieder. Denn gerade haben Delia und ihr Mann ihre Zelte in Australien abgebrochen, ihr ganzes Hab und Gut des letzen Jahres passt in drei Köfferchen. Unser Plan: Wir treffen uns auf Sylt wieder und planen dann, was vielleicht im nächsten Jahr ansteht. 🙂
Ihr findet Delia bei Instagram HIER unter calicalista.
Auf Weltreise: Einmal um die ganze Welt
Warum eigentlich nicht wir? Diese Fragen stellten mein Mann und ich uns, als wir von den Neuseeland Reiseplänen eines befreundeten Paares hörten. Schon früher habe ich mit Begeisterung Auslandsaufenthalte im Bekanntenkreis verfolgt, aber so richtig auf die Idee, dass auch ich mal so eine Auszeit nehmen könnte, darauf kam ich erst an diesem Abend im Februar. „Kommt doch mit“ schlugen unsere Freunde vor. Mmh, Neuseeland und so etwas wie Schafe schären oder Kiwi pflücken, das war irgendwie nicht Unseres.
„Wenn dann USA“, erwiderte mein Mann, aber irgendwie eher scherzhaft. In der gleichen Nacht fragte er mich, ob das eigentlich auch was für mich wäre, so eine Zeit im Ausland. Ich überlegte nicht lange. Es machte irgendwie klick und ich realisierte, dass es eigentlich kein Argument dagegen gab.
Unsere Beziehung war seit Beginn von kleinen und großen Urlauben geprägt, deshalb hatte ich das Vertrauen, dass wir auch unterwegs gut miteinander harmonieren.
Allerdings schaltete sich in den nächsten Tagen mein Verstand ein und ich fing an, diese Idee zu überdenken. Es fing mit Gedanken an wie, was ist mit der Wohnung? Wir haben doch erst alles so schön eingerichtet und diese nun aufzugeben, das wäre doch schade. Aber ist das wirklich ein Argument solch eine Chance nicht zu nutzen? Ist es nicht komisch, in jüngeren Jahren wäre ich viel lockerer an so eine Reise rangegangen, da hätte ich mir über Karriere und Wohnung keine Gedanken gemacht. Nur habe ich als Studentin nicht die finanziellen Mittel gehabt, um auch nur im Entferntesten über eine Weltreise nachzudenken. Und nun hatte sich meine finanzielle Situation verbessert, ich habe den richtigen Partner für so ein Vorhaben und dennoch scheitert es an meinen Bedenken? Das kann es irgendwie nicht sein, beschloss ich, für jede Sorge und jede Hürde wird es schon eine Lösung geben.
Der Zeitpunkt hätte auch nicht besser sein können, denn nur einer von uns hatte einen festen Job. Das Studium meines Mannes würde in wenigen Monaten enden und eine Stelle hatte er zu dem damaligen Zeitpunkt noch nicht in Aussicht. Uns beiden war klar, die unabhängige Lebenssituation ist die beste Voraussetzung für ein gemeinsames Auslandsabenteuer.
Ich erinnerte mich an einen Mitarbeiter, der vor einem Jahr auch eine Weltreise unternahm und anschließend wieder bei meinem Arbeitgeber anfing. Daher bat ich meinen Chef kurzfristig um ein Gespräch und erzählte ihm von unseren Plänen. Es ist wohl seiner Abenteuerlust zu verdanken, dass er sehr positiv reagierte, mich ermutigte, diesen Schritt zu gehen und mir anbot, meine Stelle freizuhalten. Ich unterschrieb daraufhin einen Vertrag für ein unbezahltes Urlaubsjahr und hatte die Gewissheit, nach einem Jahr wieder an meinen Arbeitsplatz zurückkehren zu können.
Mein Mann bewarb sich daraufhin bei diversen amerikanischen Firmen für ein Praktikum. Ohne eine Arbeitsgenehmigung wäre ein längerer Aufenthalt in den USA nicht möglich gewesen. Fast hätte er sich entmutigen lassen, denn ein dortiger Praktikumsplatz, ohne teure Vermittlungsagentur, galt als Königsdisziplin. Nach einigen Wochen und zahlreichen Bewerbungen erhielt er die Zusage für ein 4 monatiges Praktikum. Die erste Hürde war geschafft und wir beide sehr glücklich, denn so war auch ein Teil des USA Einkommens gesichert. Die restlichen 8 Monate der Reisezeit wollten wir offen halten und die Ziele nicht durchplanen, viel mehr wollten wir uns spontan inspirieren und treiben lassen.
Nun sind wir schon seit 11 Monaten auf Reisen, haben 5 Monate in den USA verbracht und dort sehr viele Bundesstaaten und Städte erkundet. Spontan sind wir in der Vorweihnachtszeit nach Kanada gefahren und nach dem Januar-Blizzard nach Mexiko geflogen. Um nicht nur von den Ersparnissen zu leben, haben wir uns entschieden, von Kalifornien (über die Fidschi Inseln, verbunden mit einem einwöchigen Aufenthalt) nach Australien zu fliegen. Die Beantragung der Visa (Work & Travel) war im Gegensatz zu der Arbeitsgenehmigung in den USA ein Kinderspiel. Hier haben wir 5 Monate lang die Möglichkeit gehabt, kleine Jobs anzunehmen und dennoch etwas vom Land zu sehen. Da unsere USA-Zeit teurer war, als ursprünglich angenommen, war dies eine gute Gelegenheit eine zusätzliche Einnahmequelle zu erhalten. Nachdem mein Mann und ich beide gleichzeitig „arbeitslos“ in Australien waren, buchten wir spontan Flüge nach Bali. Nach 6 Tagen kehrten wir gestärkt und mit neuem Mut zurück. Beruflich lief es daraufhin besser als zuvor. Vor einigen Tagen haben wir beschlossen, Australien früher zu verlassen und einen Zwischenstopp in Malaysia und Thailand einzulegen.
Zum bisherigen Verlauf lässt sich sagen, wir haben zahlreiche Orte besucht und noch viel mehr Menschen kennen gelernt. Es gab gute und schlechte Momente, warme und kalte Temperaturen. Wir sind mal schnell und mal langsam gereist, haben Tiere und Landschaften gesehen, welche wir vorher nur von Fotos kannten. Unsere Partnerschaft hat ein ganz neues Level erreicht, sie ist noch intensiver und wir sind unwahrscheinlich zusammen gewachsen.
Ich habe eine innere Ruhe und Gelassenheit in mir entdeckt und gelernt, den Moment zu genießen. So saßen wir heute auf einer Bank am Meer, haben die Sonne genossen und die Möwen beobachtet. Solche Nebensächlichkeiten habe ich im Alltag kaum wahrgenommen. Aber heute, so komplett frei von allen Pflichten und Terminen, saß ich nun dort und meine Gedanken kreisten nur um das, was um uns herum geschah. In Deutschland habe ich Yoga gemacht, um meine Gedanken frei zu bekommen und abzuschalten. Aber noch nie habe ich dabei eine vergleichbare Gelassenheit und Ruhe verspürt.
Die vergangenen Monate waren durch Extreme geprägt. Prioritäten, tägliche Sorgen und Nöte waren von Zeit und Ort geprägt, ganz andere Herausforderungen als in Deutschland kamen auf uns zu. Ich kann nun sagen, dieses Hinauswachsen der eigenen Grenzen, das dadurch wieder entdeckte Lebensgefühl, es hat mich wacher gemacht. Häufig wurde ich mit meinen eigenen Stärken und Schwächen konfrontiert und habe viel über meine Identität philosophiert. Das Leben im Hier und Jetzt, all das hat mich während der letzten Monate sehr geprägt und ich habe erfahren, nach jedem Schauer folgt Sonnenschein. Viele Dinge erschienen im ersten Moment unverständlich und ich habe erst später realisiert, dass sich diese Herausforderungen als versteckte Gelegenheiten entpuppten.
Diese Reise hat mich nicht um 180 Grad verändert, ich bin immer noch der gleiche Mensch. Allerdings habe ich meine persönliche Formel entdeckt: Sinne, Instinkt, Urvertrauen und Bauchgefühl. Dies sind meine täglichen Begleiter, sie ergänzen nun meine Persönlichkeit und ich hoffe sie bleiben mir auch nach Rückkehr im Alltag erhalten.
Sylvia
Wow wie toll das ist. Davon träumen wir auch, mal eine Weltreise zu machen. Was uns hält sind die gleichen Dinge, gute Jobs bei denen keine Auszeit möglich ist.
Liebe Grüsse
Sylvia
http://www.mirrorarts.at/
Josi
Schöner und persönlicher Einblick in eure Reise :)! Viel Spaß an den letzten Tagen!
Linda Duschek
Wow! Ihr seid echt cool! 😉 Hört sich toll an!
Nici
Interessanter Beitrag. Ich mag eure Lebensweise!
Aber… „Neuseeland und so etwas wie Schafe schären oder Kiwi pflücken, das war irgendwie nicht Unseres.“ – Das verbindet man mit Neuseeland? Wir waren dieses Jahr 3 Wochen dort und das ist mir neu. 🙂
Interessanter Beitrag. Ich mag eure Lebensweise!