Augen auf beim Spielzeugkauf!

Gutes Spielzeug, was ist eigentlich gutes Spielzeug und worauf sollte ich beim Kauf überhaupt achten? 

Manchmal verliert man sich in den Massen, fühlt sich regelrecht erschlagen von dem Angebot an Baby- und Kinderspielzeug. Und genau deshalb habe ich heute eine tollen Beitrag zum Thema Spielzug für euch. Meine heutige Gastautorin Katrin ist studierte Medienpädagogin und Mutter von zwei Jungs (1 und 4 Jahre). Zur Zeit ist sie in Elternzeit, zuvor hat sie aber rund neun Jahre lang für verschiedene Spielwarenhersteller gearbeitet. Katrin weiß also, worauf es beim Spielzeugkauf ankommt und gibt uns heute ein paar Tipps für den Kauf von Spielzeug. Der nächste Gang ins Spielwarengeschäft, der gestaltet sich dann schon viel entspannter. Katrin findet ihr HIER auf Instagram.

 

Tipps für die Auswahl und den Kauf von Spielzeug

Gutes Spielzeug? Kinderspiel!

Das beste Mitbringsel zum 1. Geburtstag sind eine leere Schachtel und ein Haufen Geschenkpapier. Wer schon einmal ein Kind mit Spielzeug beschenkt hat weiß, dass das gar nicht so abwegig ist. Für Babys und Kleinkinder ist die Verpackung oft spannender als jeder Inhalt. Auch Alltagsgegenstände wie Schlüssel, Töpfe oder Gießkannen werden hier gerne zum Spielen zweckentfremdet. Man könnte fast meinen, unser Nachwuchs boykottiere uns. Trotzdem machen sich Eltern, Verwandte und Freunde bei der Auswahl von gutem Spielzeug viel (und gerne) Mühe. Schön soll es sein, sicher natürlich und am besten pädagogisch wertvoll. Und Spaß machten sollte es natürlich auch.

Ganz unabhängig von konkreten Produktempfehlungen möchte ich euch heute fünf Tipps für die Auswahl und den Kauf von Spielzeug mit auf den Weg geben.

Gut getestet ist halb gewonnen

Die Sicherheit von Spielzeug wird durch eine EU-Norm geregelt. Alle Spielwaren die in Deutschland verkauft werden müssen bestimmte Standards erfüllen, egal von welcher Marke oder aus welchem Geschäft sie stammen. Sie müssen zum Beispiel nur schwer entflammbar sein und sie unterliegen strengeren Schadstoffrichtlinien als andere (Kinder-)Produkte.

Einen ersten Anhaltspunkt für die Auswahl von gutem Spielzeug bieten die Stiftungen Warentest und Ökotest. Sie prüfen herstellerunabhängig und legen oft strengere Maßstäbe an als gesetzlich vorgegeben – daher schneidet regelmäßig auch Spielzeug schlecht ab, das rein rechtlich absolut unbedenklich ist. Nicht nur die Gesamtnote eines Produkts ist interessant, es lohnt sich auch ein Blick auf die Details: Warum genau gab es Punktabzug? Je nachdem wie streng man sein möchte kommt das Spielzeug ja vielleicht doch in Frage.

Auch andere Institute, Vereine, Websites etc. bewerten Spielwaren. Nicht immer ist jedoch ersichtlich wie die Testverfahren genau aussehen und welche Interessen dahinter stehen. Ein empfehlenswertes Gütesiegel stammt zum Beispiel vom Ulmer Institut „spiel gut“. Hier werden Produkte herstellerunabhängig überprüft und zwar nicht nur auf ihr Material, sondern auch auf ihre inhaltliche Aufbereitung und spielerische Qualität hin.

Augen (und Nase) auf!

Nicht zu jedem Spielzeug gibt es ein Testurteil. In solchen Fällen helfen offene Augen und gesunder Menschenverstand. Wirkt das Produkt (falls es durch die Verpackung hindurch erkennbar ist) gut verarbeitet? Wurde auch die Schachtel ansprechend gestaltet? Gibt es einen klar erkennbaren Herstellernamen mit Adresse, eine Website, Sicherheitshinweise (zum Beispiel zu verschluckbaren Kleinteilen) und weitere Informationen zu Produkt und Marke?

Ich persönlich mache außerdem wenn möglich auch einen Geruchstest. Wenn ein Spielzeug nach reichlich Chemie stinkt, dann ist wahrscheinlich auch reichlich Chemie drin.

Habt ihr in Summe den Eindruck ein Hersteller habe sich Mühe gemacht, ein anständiges Produkt zu präsentieren? Dann ist das zwar noch keine Qualitätsgarantie, aber zumindest ein gutes Zeichen. Wenn etwas lieblos und schlampig wirkt, dann lasst es liegen, auch wenn es vielleicht billig ist. Statt fünf Mal Ramsch kann man am Ende lieber einmal Qualität kaufen.

Wie hältst du’s mit dem Material?

Die Gretchenfrage: Holz oder Plastik? Fast jede Mutter die ich kenne hält Holzspielzeug für schöner, wertiger, schadstoffärmer, einfach besser als Plastik. Auch ich selbst mag Holz sehr gerne. Aber aufgepasst: „Natürlicher“ sind Produkte aus Holz nicht immer. Durch die Behandlung mit Lacken und Farben kommt auch hier oft Chemie ins Spiel und die kann sich durch sabbernde Kindermünder leicht lösen. Ich persönlich bin bei der Auswahl von Holzspielzeug deshalb fast noch kritischer als bei Plastik. Außerdem ist Kunststoff in manchen Situationen hygienischer, denn man kann ihn zur Reinigung einfach in die Spülmaschine stecken. Ich setze deswegen auf einen Mix aus Holz, Plastik und vielen anderen Materialien. Auch aus Kunststoff gibt es heute sehr schöne und hochwertig aussehende Produkte.

Ist das auch pädagogisch wertvoll?

Fördert dies, schult das, unterstützt jenes… viele Spielsachen versprechen nicht mehr einfach nur Spaß, sondern auch einen pädagogischen Zusatznutzen. Selbst wenn man keine überehrgeizige Eislaufmutter ist, dass das eigene Kind „spielerisch“ etwas lernt, hört wohl jede(r) gern. Dabei muss Spielzeug eigentlich überhaupt nicht „pädagogisch wertvoll“ sein. Kinder lernen beim Spielen nämlich immer. Sie versetzen sich in neue Rollen und ferne Welten, konzentrieren sich und kooperieren mit anderen, sie lernen zu verlieren, auf ihre Mitspieler Rücksicht zu nehmen und vieles mehr. Egal was und womit gespielt wird, das Spiel selbst ist für Kinder Lernerlebnis genug. Natürlich kann es Sinn machen, auch mal ein explizites Lernspielzeug zu kaufen – bei uns ist zum Beispiel gerade ein Lernspiel für die Uhrzeit im Einsatz. Im Großen und Ganzen plädiere ich aber dafür, Spielzeug einfach Spielzeug sein zu lassen und nicht zu sehr nach einem zusätzlichen Lerneffekt zu suchen.


Das Kind gibt den Takt vor

Welche Spielzeuge genau einem Kind am Ende Spaß machen, kann vorher niemand sagen. Was der eine heiß und innig liebt, schaut die andere kaum an. Für den Anfang finde ich es wichtig, Kindern unterschiedliche Spielmöglichkeiten anzubieten: Bausteine, Material für Rollenspiele (z.B. Verkleidungen, einen Kaufladen oder einen Arztkoffer), Bastelsachen, Puzzles und erste Brettspiele. Diese Dinge sprechen unterschiedliche Charaktere und Interessen an und die Kinder können ihre spielerischen Vorlieben austesten. Leider ist es auch heute noch so, dass Jungs schnell belächelt werden, wenn sie eine Puppe „bemuttern“ wollen und Mädchen von der Holzeisenbahn zur Kinderküche geschickt werden (alles schon selbst erlebt). Das ist sehr schade und ich würde mir hier viel mehr Offenheit wünschen. Außerdem sollte man sich bewusst machen, was Kinder in einem bestimmten Alter überhaupt können und wollen. Babys zum Beispiel lieben es schon alleine deswegen kunterbunt, weil sie stylishe Pastelltöne optisch noch gar nicht unterscheiden können. Regelmäßig sehe ich außerdem wie Eltern die Altersempfehlungen der Hersteller völlig ignorieren und dann enttäuscht sind, wenn ein Spielzeug zu Hause nur in der Ecke liegt. Auch das muss mit ein bisschen gesundem Menschenverstand nicht sein.

Ich hoffe ich konnte euch einige Anhaltspunkte für den Spielzeugkauf geben. In erster Linie habe ich beim Schreiben an Babys, Klein- und Vorschulkinder gedacht. Auch für den etwas älteren Nachwuchs ist gutes Spielzeug natürlich noch wichtig, aber dann gibt es ganz andere Schwerpunkte und Baustellen. Und das ist ein Thema für einen anderen Tag.

pädagogisch wertvolles Spielzeug

 

Kommentare

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  • Marie
    13 Jul 2016 Antworten

    Liebe Janina, danke für diesen interessanten Beitrag! Ich persönlich habe mich beim Spielzeug unseres Sohnes immer danach gerichtet, dass es „niedrig komplex“ sein sollte Das heißt, es ist vielseitig verwendbar und phantasieanregend. Es ist eben nicht vorgeschrieben, WIE man damit am besten spielt, sondern der Sinn des Spiels liegt darin, mit dem Material zu experimentieren und es in das (spätere) Phantasie-/Rollenspiel einbauen zu können. So ersetzt ein großer Holzbogen eine Brücke, einen Tunnel für Autos, ist das Haus für Figuren oder sogar ein Bügeleisen 😉 Es macht richtig Spaß zu sehen, wie kreativ die Kinder werden! Auch ein guter Tip: Viel Material vom Selben! Sprich Steine, Kastanien, Tischtennisbälle, etc. zum Schütten und Füllen! 🙂

  • Outdoor Spielzeug
    28 Aug 2016 Antworten

    Beim online kaufen, hat man die Qual der Wahl. Deshalb, müssen es immer große Firmen oder bekannte Online Shops, sein, wo man als Endkunde einkaufen kann? Es gibt jede Menge kleine Online Shops im Internet, die z. B. auch Spielzeug für Kinder vertreiben. Diese können bei manchen Produkten sogar preiswerter sein und sind manchmal flexibler und schneller mit der Antwort, wenn man eine Anfrage stellt. Beim Outdoor Bereich für Kinder ist die Auswahl der Online Shops schon geringer.
    Beim Spielfuchs unter: http://www.spielfuchs.com kann man gutes Spielzeug für den Outdoor Bereich erhalten. Es werden Trampolin, Hüpfburg, und Spielhäuser für Kinder angeboten und noch vieles mehr. Letztendlich muss jeder selber entscheiden, wo er gerne online einkaufen möchte.

  • Michael
    16 Jan 2018 Antworten

    Danke für den Beitrag, gefällt mir gut. Es ist immer wichtig, dass Eltern mit dem Spielzeug so zufrieden sind wie die Kinder, wobei beide Seiten verschiedene Kriterien als Maßstab ansetzen. Es gibt die Möglichkeit günstig in China Spielsachen direkt zu kaufen. Haben wir gemacht und die riechen teils extrem nach Chemie. Wichtig sind glaub ich auch Kunststoffe ohne Weichmacher. Schwierig ist es allemal, was zu finden, das kann ich bestätigen.
    Lg

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