Aha. Oho. Aha.
„Arterhaltung?“ wiederhole ich mit einem großen Fragezeichen im Gesicht. Arterhaltung, aha. Das ist also die Entschuldigung, Arterhaltung – denke ich mir. „Ja“, sagt die Hebamme. „Arterhaltung. Nimm es ihm nicht übel, er hört es einfach nicht. Das liegt noch in den Genen, ein Überbleibsel!“
„Das liegt also in den Genen. Arterhaltung.“ denke ich mir in der folgenden Nacht, als mir von rechts der Herr ins Ohr schnarcht und von links das Mimi-Mäuschen ruft. Kann man das wirklich überhören? Anscheinend. Am nächsten Morgen, beim Frühstück, lobt der Herr die entspannte Nacht: „Mensch, die Nacht war gut, oder? Sie war ja nur ein einziges Mal wach. Herrlich.“ Ja, ganz herrlich. Nur mit dem einmal wach, das stimmt so nicht. Aber ich weiß ja nun – Arterhaltung. Das soll so, das ist so.
Das gleiche denke ich mir, als ich Unterlagen ausfüllen muss und weder meinen Nachnamen noch das Geburtsdatum der großen Anni fehlerfrei zu Papier bringen kann. Lediglich Fragezeichen, riesengroße Fragezeichen machen sich in meinem Kopf breit. Gehüllt in den Schleier der Müdigkeit. Ja, jetzt verstehe ich, warum Schlafentzug eine Foltermethode ist.
Ich war wohl ein wenig zu verwöhnt. Ein wenig zu optimistisch. Habe irgendwie nie einen Gedanken daran verschwendet, dass die Nächte mit Baby so ganz schlaflos sein könnten. Also schon eine Umstellung, immerhin hat das Baby in der Nacht Hunger und muss gewickelt werden. Anni war immer ein sehr ruhiges Baby, eine kleine süße Schlaftablette. Anfangs kam sie pünktlich alle vier Stunden – umgerechnet also maximal zweimal die Nacht. Nach wenigen Wochen dann nur noch einmal die Nacht und ganz bald schlief sie durch. Ha. Irgendwie hatte ich gedacht (oder wohl doch eher gehofft), dass es dieses Mal genau so sein wird. Und dann liegen da natürlich elf Jahre dazwischen. Da vergisst man vieles. Oder man verdrängt es.
Und dann kam Mimi, die süße Partymaus. Schon im Bauch hat sie die Nacht immer zum Tage gemacht. Und was soll ich sagen – daran hat sich bis jetzt nichts geändert. Die Nacht kommt sie mindestens alle zwei Stunden, oft auch gern jede Stunde. Und ja – das schlaucht. Die ersten zwei Wochen nach der Geburt, steckt Frau das noch gut weg. Glückshormonrausch und so, ihr wisst schon. Aber spätestens danach spürt man die Müdigkeit. Als Mama steht man bei dem kleinsten Geräusch senkrecht im Bett. Immer wachsam, oft besorgt. Baby gibt einen Piep, schon schießt die Milch ein. Das muss so. Immerhin sind wir der Hauptversorger für dieses kleine Menschenkind, welches ganz und gar auf uns angewiesen ist.
Aber egal wie müde ich bin, die Glückseligkeit lässt nicht nach. Und ganz bald wird es auch wieder Nächte geben, die mehr Schlaf erlauben.
Alter: Morgen ist Mimi sechs Wochen jung. Die Wochen reißen nur so ab. Verrückt. Es scheint, als könne man gar nicht so schnell alles aufsaugen. Jeder Tag ist einzigartig und wunderschön.
Gewicht / Größe: Mimi nimmt stetig zu, wächst und wächst. Spannend finde ich auch, wie sich scheinbar täglich ihr Aussehen verändert. Jeden Tag, so scheint es, stelle ich minimale Veränderungen fest. Mal schaut sie aus, wie Papa, mal wie Anni, mal ein wenig wie ich.
Neuzugänge für das Baby: Ich mag es gar nicht sagen, aber es ist wieder unfassbar viel eingezogen. Ich kann euch z. B. nur Benetton empfehlen. Die haben zum Teil wirklich schöne Baby- und Kinderkleidung, dazu noch schadstoffgeprüft. Ich konnte nicht anders und habe eine kleine Steppjacke in Rosa gekauft. Außerdem war ich wieder einmal bei Ernstings Family. Auch ist ein wundersüßer Sommerstrampler von Hessnatur eingezogen. Außerdem ist Mimi nun stolze Besitzerin von vielen süßen Mützen mit Ankern. Hach ja, Ankerliebe. Ganz klassischer Fall von Insta made me buy it.
Schlafverhalten / Routine: Mimi hat seltener Bauchschmerzen und ist so etwas ruhiger. Dennoch kommt sie die Nacht mindestens alle zwei Stunden – wenn es gut läuft.
Schönster Augenblick der Woche: Mimi liebt meine kleine Schwester. Als sie auf dem Schoß von dieser lag, lächelten sich die beiden ganz rührend an. Da hat mein Herz gehüpft. Mittwochs habe ich immer eine längere Veranstaltung in der Uni und so musste mein Papa die Woche klein Mimi bespaßen. Es macht mich sehr glücklich, zu sehen, wie herzig mein Vater mit Miss Mimi ist. Hach ja. So viel Liebe.
Schreckmoment der Woche: Kein Schreckmoment in dieser Woche.
Meilensteine: Mimi beobachtet ganz aufmerksam und nimmt wahr. Sie reagiert auf Stimmen und lächelt bewusst. Ich habe außerdem das Gefühl, dass sie versucht, die Mimik ihres Gegenübers nachzuahmen. Natürlich funktioniert das noch nicht so recht, aber sie versucht es.
Geschwister: Unverändert ist die Liebe groß.
Stimmung: Glücklich. Der Alltag läuft immer besser.
Clarissa
Zuckersüß! ♥
Ich wünsche dir viel kraft um den schlafentzug auszuhalten. Das kann echt hart sein…
Verrätst du mir woher das goldige Kuscheltier auf dem ersten Bild ist?
Liebe Grüße
Anonym
Ich habe bisher die Kolumne geliebt, doch mit dieser weiß ich nicht so viel anzufangen was meinst du mit Artenerhaltung ?
Ich finde die kleine Mimi kommt noch immer nach dem Herren 🙂
Janinchen von W
Ja, dauerhafte Müdigkeit. Aber ich weiß ja wofür und das Leben als Familie entschädigt so sehr. <3
Ich weiß leider nicht, woher es ist. Das war ein Geschenk von Mimis Oma Hamburg. Ich habe aber mal geschaut, das müsste dieses hier sein: http://www.wenatex.com/de/unternehmen/kids-corner/
Ganz ganz liebe Grüße
Janina
Janinchen von W
Ja, sie kommt total nach dem Herrn. 🙂
Die Hebamme meinte mit dem Begriff Arterhaltung in Bezug auf die schlaflosen Nächte nur, dass Männer die Babys nicht wirklich hören – weil sie eben für die „Jagd“ am Tage zuständig waren. Die Frau war fast ausschließlich für das Aufziehen der Kinder zuständig – also ein Relikt der Vorzeit. 🙂
Sandra
Wieder sehr schön geschrieben!
Bist du die Älteste von deinen Geschwistern?
Dein Papa hat ja durchaus Erfahrung mit kleinen Babymädchen, wenn er alles 5x durch hat 🙂
Anonym
konnte kaum glauben, dass Mimi schon 6 Wochen alt ist.
Anonym
Liebe Janina, wieder einmal ganz toll geschrieben. Aber das mit den schlaflosen Nächten einer Mutter ist so eine Sache. Mein Sohn beginnt gerade abends wegzugehen, d. h. ich habe auch schlaflose Nächte und laufe von Fenster zu Fenster bis ich endlich die Haustüre ins Schloss fallen höre um dann schnell ins Bett zu springen und mich schlafend zu stellen, um nur ja nicht den Verdacht der Übermutter zu erwecken. Also die schlaflosen Nächtr kommen leider wieder
Clarissa
Vielen Dank!
Anonym
Liebre Janina…..Arterhalt. (mein Handy lasst mir es nicht ganz ausschreiben). Mein Mann hat auch darunter „gelitten“, oder besser gesagt ich. Er hat richtig durchgeschlaffen. Und wie der Spruch sagt: Mutter, gibt es nur Eine. (Madre no hay más que una). Meine Tochter kann Fieber haben und der Vater sieht, fühlt, merkt es eben nicht. Ich brauch ihr nur einen Kuss auf der zu geben und ich merke es si fort.
Ich habe dich vor Kurzen „entdeckt“ und ich finde dich einfach toll. Ich liebe sehr wie du Teil deines Lebens mit uns teilst; und wie spontan und normal du bist. Wie eine Freundin. Ich schicke dir einen ganz gross en Kuss. Joana
Die Hebame hat auch wahrscheinlich folgendes Buch gelesen : Warum Manner nicht zuhören und Frauen schlecht einparken! !!!