Gedankenkarussell:
Lebewohl.
Alles Neu macht der August.

Gestern stehen wir da, in den leeren vier Wänden, die unser Heim waren. Unsere urige Wohnung, nun kahl und weiß. Unsere Möbel nicht mehr da, keine Bilder mehr an der Wand, kein lautes Kinderlachen mehr, das durch die hohen Räume hallt. Der magische Babyduft der ersten Wochen verflogen. Stattdessen der Geruch von Farbe, Schritte die laut hallen. Da stehen wir also, Henry und ich – mit unserem neugeborenen Babyjungen auf dem Arm. Wir stehen einfach nur da, still und andächtig. Arm in Arm. Mir laufen die Tränen. Ich bin traurig und es fällt mir, just diesem Moment, sehr schwer loszulassen. Da sind so viele schöne Erinnerungen, so viele Emotionen. 

Knapp zwei wunderschöne Jahre hatten wir hier in dieser Wohnung. Zwei spannende Jahre. Es ist so viel passiert. Hier hat unser kleines Mädchen ihre ersten Schritte gemacht. Hier wuchs mein Bauch ein drittes Mal und unser kleiner Sohn hat hier das Licht der Welt erblickt. Und das vor gerade einmal zwei Wochen. Hier wurde gelacht, geweint und gelebt. Ich habe einfach so viele wunderschöne Erinnerungen an dieses Heim, an unsere geliebte Stadtwohnung. Und das, obwohl es gedauert hat, bis ich mich einlassen konnte – auf das Leben in dieser Wohnung mitten in der Stadt. Anfangs war ich nicht glücklich. Anfangs wollte ich gern wieder zurück aufs „Land“. Und dann, es brauchte einige Monate, habe ich mich so heimisch gefühlt. Ich habe mich gefreut, wenn ich den Schlüssel in die Haustüre steckte und sich die Türe öffnete. Das war unser erstes gemeinsames Heim. Gefüllt mit so viel Liebe und Leben.

Vor zwei Wochen haben ich mein jüngstes Kind hier geboren. Mit der Hilfe von zwei wunderbaren Hebammen, in unserem Wohnzimmer, vor diesem Fenster, auf dessen Fensterbrett ich so gerne saß, um hinaus zu schauen und die Sonnenuntergänge zu betrachten. Unseren Sohn, den ich hier das erste Mal in meinen Armen hielt. Der seinen ersten Schrei hier tat, in unserem kleinen muckeligen Wohnzimmer. Ich denke an die vielen frühen Morgenstunden, die ich ich mit Blick auf den kleinen Stadtpark und der aufsteigenden Sonne, genossen habe. An die Abende mit dem rosa Wolkenhimmel. An die Abende vor der Tür, mit dem Grill auf der Wiese. An die vielen bunten Tüten, die ich uns im Kiosk vor der Tür besorgt habe. All die schönen Alltagsmomente. Diese Ort war gut und hat einen festen Platz in meinem Herzen. Ich merke, es fällt mir gerade nicht leicht, loszulassen schmerzt. Vielleicht auch deshalb, weil in den letzten Wochen so viel passiert ist. So viel Neues. So viel Unvorhersehbares, so viele Planänderungen. Das Leben hat uns in den letzten Wochen gleich mehrmals überrascht.

Gestern war es dann soweit. Es war Zeit „Lebewohl“ zu sagen. Verabschiedung. Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Den Weg weiter zu gehen. Auf in neue Abenteuer. Zeit, unser neues Heim mit Erlebnissen, schönen Stunden und Kinderlachen zu füllen.

Wir stehen also da, ineinander gekuschelt und wir beide sind voller schöner Gedanken. Wir sind erst ganz still und dann erinnern wir uns an die vielen kleinen Alltagsmomente, die großen unvergesslichen Momente, die Feste, die kleinen Katastrophen. Wir halten uns und sprechen über die letzten zwei Jahre hier, die verrückt und voller Ereignisse waren. Wir möchten uns noch einmal ganz in Ruhe verabschieden. Allein. Bevor die neuen Mieter eintreffen, bevor der Makler kommt. Bevor wir die Tür für immer hinter uns schließen, um eine Neue zu öffnen. Nach knapp einer Stunde ist es Zeit zu gehen. Ich beschließe für mich, der Übergabe nicht beizuwohnen. Ich trage mein Baby in meinen Armen, gehe aus der Wohnung, Henry gibt mir noch einen Kuss auf die Stirn und ich ziehe unsere Haustüre für immer hinter mir zu. Klack. Lebewohl. Wir werden uns nicht wiedersehen. Aber ich werde dich auch nie vergessen. Nicht die Zeit, die wir hatten. Nicht die schönen Momente. Auch nicht die Tränen. Nichts von all dem.

Ich steige die Treppen hinunter, verlasse den Hausflur und gehe. Ich setze mich ins Auto und atme durch. Das war es also. Als ich unser Haus hinter mir lasse, schaue ich noch einmal in den Rückspiegel und ich frage mich, welche Abenteuer wohl auf die neuen Mieter hier warten. Später, ich parke das Auto vor unserem neuen Heim, schaue ich hoch und denke mir: Auf in neue Abenteuer!

FamilienlebenLebewohl

 

 

Kommentare

Dieser Beitrag hat 21 Kommentare
  • Delia
    2 Sep 2017 Antworten

    Janina, dieser Beitrag hat mich sehr berührt. Aus jeder Zeile lässt sich erkennen, welche prägende und schöne Zeit euch diese Wohnung geschenkt hat. Lebt euch gut im neuen Heim ein 🙂 Und ich finde der Spruch mit der Tür, die sich schließt, damit eine andere sich öffnen kann, ist hier mehr als nur ein Symbol.

    • Janina
      2 Sep 2017 Antworten

      Liebe Delia,

      ich hoffe ja darauf, dass wir irgendwann (bald) wieder zusammen sitzen. Irgendwo an einem schönen Ort mit unseren Kindern, wir wieder so viel Zeit für schöne Gespräche haben. Ich hoffe, wir sehen uns ganz zeitnah. <3

      Und so lieben Dank dir. Ich war wirklich sehr traurig. Ich habe so viele schöne Erinnerungen an diese Zeit in der Wohnung, aber hier wird es mit der Zeit auch schöne Momente geben. 🙂

      Ich herze dich!
      Janina

      • Delia
        2 Sep 2017 Antworten

        Ganz ehrlich ? Ich kann es kaum erwarten 🙂

        Ich herze zurück und freue mich auf ganz bald <3

  • Xx
    2 Sep 2017 Antworten

    Meinst du nicht den September im Titel?

    • Janina
      2 Sep 2017 Antworten

      Nein, den meine ich nicht. Weil all die Veränderungen im August anstanden. 🙂

  • Juli
    2 Sep 2017 Antworten

    Oh, das glaube ich, dass es schlimm war. Vor allem nach einer so emotionalen Erinnerung, wie einer Geburt. Ich wünsche euch eine schöne Eingewöhnung im neuen Heim. Es wird bestimmt bald so heimisch, wie die alte Wohnung. Alles Liebe Juli

    • Janina
      2 Sep 2017 Antworten

      Liebe Juli,

      so so lieben Dank. Ich hoffe auch, dass es sich hier auch bald so anfühlt. Ich bin gespannt, was diese vier Wände an Abenteuern für uns bereit halten. <3

      Ganz ganz liebe Grüße an Dich
      Janina

  • Claudia
    2 Sep 2017 Antworten

    Der Artikel hat mich persönlich sehr berührt. Auch bei uns steht ein Umzug an…unser Vermieter hat Eigenbedarf angemeldet. Nach 14 Jahren…auch wir haben so wundervolle Zeiten in unserer Wohnung erlebt. Unsere beiden großen Mädels sind hier aufgewachsen und unseren kleinen Sohn haben wir hier in unsere Familie aufgenommen…so viele Erinnerungen. Auch wenn ich weiß, dass die Wohnung für uns fünf nun zu klein ist, wollten wir den Zeitpunkt an dem wir gehen selbst bestimmen. Daher kann ich deine Gefühle so gut nachvollziehen. Aber du hast auch recht…es warten neue Abenteuer auf uns! 🙂

  • Sonja
    2 Sep 2017 Antworten

    So schön von dir zu lesen liebe Janina – gerade mit einer Wohnung verbindet man so viele Emotionen, da fällt das Türe hinter sich zu machen überhaupt nicht einfach. Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute in eurem neuen Heim <3

    Liebe Grüsse, Sonja
    http://littlewhitepages.ch

  • Mimi
    2 Sep 2017 Antworten

    Das hast du so schön geschrieben, denn auch mir ging es bei jedem Wohnungswechsel so, denn die 4 Wände bergen soviele Erinnerungen in sich und sie sind Teil unseres Lebens. Es ist oft schwer loszulassen und oft ertappe ich mich immer noch, wenn ich an diesen Ort vorbei gehe, dass ich an die Zeit zurückdenke.
    Ich wünsche Euch viel Liebe, Glück, Abenteuer und auch Momente der Zufriedenheit in eurem neuen Heim!
    Sei ganz lieb gegrüßt Janina <3

  • Marina
    2 Sep 2017 Antworten

    Liebe Janina,
    ich verstehe dich total. Wir bauen gerade unser Häuschen und obwohl ich mich sehr auf den Umzug freue, bin ich gleichzeitig traurig, dann nächstes Jahr nach 13 Jahren aus unserer kuschligen Wohnung auszuziehen, mit der ich sehr viele schöne Ereignisse verbinde…
    Jedenfalls wünsche ich Euch ganz viel Freude im neuen Heim! Ist es denn jetzt wieder eine Wohnung auf dem Land geworden?
    Liebe Grüße
    Marina

  • Miriam
    2 Sep 2017 Antworten

    Oh liebe Janina,
    mit laufen die Tränen! In 4 Wochen ist es bei uns soweit und mir geht es ähnlich! In unseren 4 Wänden haben wir geliebt, gestritten, unsere Uniabschlüsse unter Schweiß und Tränen beendet, ein Baby gemacht, es aufwachsen lassen. Jeder Winkel, jede Wand und jeder kleiner Fleck an den Wänden erinnert mich an etwas schönes! Eigentlich möchte ich diesen kleinen Ort nicht verlassen, aber auch für uns wird es Zeit für etwas neues und größeres!
    Liebe Janina, ich wünsche euch einen guten Start im neuen Heim! Ach, ich lese jeden deiner Beiträge so unfassbar gern ❤️

  • Brina
    2 Sep 2017 Antworten

    Liebe janina

    Sehr schön geschrieben. Gefühlvoll, voller Emotion. Komm gut an in deinem,in eurem neuen heim. Aber musstet ihr denn raus aus der ao lieb gewonnenen Wohnung? Klingt ja nicht, als würdet ihr gerne gehen und 2 Jahre sind ja auch wirklich eine kurze Zeit ..

  • Chrissi
    2 Sep 2017 Antworten

    Genau das gleiche habe ich vor zwei Jahren auch durchgemacht. Und genauso wie du habe ich mich auch verabschiedet, von unserer Wohnung, von unserem alten zu Hause, von dem Heim wo so unglaublich viel passiert ist. Auch ich habe meinen Schwangeren Bauch in dieser Wohnung gehegt und gepflegt. Auch ich habe ganz oft aus dem Fenster geschaut und den Ausblick genossen. Auch ich habe die Stadtwohnung hinter mir gelassen. Auf’s Land ging es… und das ist jetzt schon zwei Jahre her. Unglaublich! Ich war soooo traurig damals und es hat lange gedauert bis ich mich hier heimisch gefühlt habe. Aber jetzt gerade, nach deinem Post, kamen alle Wehmutsgedanken wieder hoch. Alles war nochmal so nah, gar nicht zwei Jahre weg. Jetzt gerade vermisse ich unser altes zu Hause ganz arg. Ich hoffe dass ich die Erinnerungen an diese Wohnung und unsere Zeit dort nie verlieren werde! Und das wünsche ich dir auch! Viel Glück im neuen zu Hause!

  • Lolalottafee
    2 Sep 2017 Antworten

    Oh ich kann es so nachvollziehen. Wir sind auch zwei Wochen nach der Geburt unseres dritten Kindes umgezogen. Ich war damals auch so emotional und noch heute, wenn ich zufällig an dem Haus vorbei fahre, kommen all die schönen Erinnerung hoch. Ganz lieben Gruß

  • Jana
    2 Sep 2017 Antworten

    Ich kann dich so verstehen, wir hatten auch so einen Abschied, mit Farbe, Pinsel und chinesischem Essen!! Wir haben beide geweint, es tat weh loszulassen und es war spannend und schön!! Lasst es euch gut gehen ❤️

  • Jasmin
    3 Sep 2017 Antworten

    Liebe Janina, wenn eine Wohnung wirklich ein Zuhause geworden ist, bricht es einem das Herz, sie für immer loszulassen. Würdest du eventuell verraten, WIE ihr zukünftig wohnt, größere Stadtwohnung oder Haus außerhalb? Ich bin momentan sehr zwiegespalten, was ich mir für unsere Kinder, aber auch für mich wünsche. Zu dem Thema, wo Kinder am glücklichsten aufwachsen, sprechen sich doch die meisten irgendwann für das Land aus. Gerade auch dann, wenn ein vernünftig bezahlbares Eigenheim gesucht wird. Aber ich kann das urbane Leben mit all seinen verschiedenen Gesichtern und Möglichkeiten irgendwie nicht loslassen. Wäre toll, wenn du eure Entscheidungsfindung irgendwann in einem gesonderten Beitrag darstellen könntest. Vielleicht gibt mir das den entscheidenden Impuls. Alles Liebe für euch

  • Melanie
    4 Sep 2017 Antworten

    Toller Beitrag. Ich kann dich gut verstehen. Die ganzen schönen Erinnerungen,aber freu dich auf Neue in der neuen Wohnung. Ich wünsche euch alles Gute.

  • Maria
    7 Sep 2017 Antworten

    Ich wünsche euch nur das Beste in eurem neuen Heim! Als unsere Kleine in die Welt kam haben wir uns dazu entschieden eine Eigentumswohnung zu kaufen (in München) und leben nun seitdem dort. Natürlich ist diese Wohnung viel besser als die vorherige (alleine schon dadurch, dass es unsere eigene ist), aber ich kenne das Gefühl wenn man dann die Tür hinter sich zu macht, kurz noch die komplett leeren Zimmer sieht und den Schlüssel ein letztes Mal umdreht. Macht einen fast schon traurig.

    LG,
    Maria

    • Janina
      7 Sep 2017 Antworten

      Liebe Maria,

      ja – das ist es. Ich war wirklich traurig. Einfach weil diese Wohnung in so kurzer Zeit zu unserem Heim wurde und wir dort so viel erlebt haben. Aber jetzt ist es an der Zeit, dieses Haus hier mit Erlebnissen und Geschichten zu einem Heim zu machen. 🙂

      Ganz liebe Grüße
      Janina

  • Sandra
    6 Feb 2018 Antworten

    Liebe Janina, es ist unglaublich – aber mir ging es nach der Geburt meines Jüngsten auch so. Drei Wochen nach der Geburt sind wir umgezogen und ich hätte niemals gedacht, dass ich die „alte“ Wohnung so vermissen werde. Auch mein großer Junge hatte erhebliche Probleme sich an die neue Wohnung zu gewöhnen. Ich weiß genau was du denkst und fühlst. Die Vorstellung, dass da jetzt jemamd anders drin wohnt, ist nach wie vor irgendwie komisch. Man sieht seine gewohnten Abläufe, Ereignisse und Momente, was alles in diesen Wänden geschehen ist. Ich habe die Wohnung immer geliebt, aber wie sehr, wurde mir erst klar, als die Tür für immer zu fiel. Auch nach zwei Jahren, habe ich dieses Gefühl zu der „alten“ Wohnung nicht verloren – ich schaue immer noch hoch zu unseren „alten“ Fenstern und ja, ich werde sie sehr wahrscheinlich immer irgendwie vermissen. Offensichtlich hatte ich dort ein Gefühl von „Heimat“ entwickelt und ein Leben lang werd‘ ich mit der „alten“ Wohnung so unendlich viele positive Erinnerungen in mir tragen. Unsere neue Wohnung hat das leider nie geschafft. Auch wenn sie schön ist und viele es überhaupt nicht verstehen können, ich werde mit der Neuen nicht warm. Es ist sogar so, dass ich mich auf den Tag freue, wenn diese Tür für immer zu fällt. Ich hoffe, dass es dir und deinen Lieben nicht so ergeht und das ihr irgendwann und irgendwie doch in eurer neuen Wohnung ankommt. Vielleicht stellt sich demnächst auch dieses Gefühl ein, dass du so viel tolle Dinge mit der schönen, neuen Wohnung verknüpfen kannst. Ich drücke euch ganz fest die Daumen. LG

Schreibe ein Kommentar

Weitere Blogbeiträge