EINE ODE AN DAS ALLEIN REISEN ALS FRAU!
EINFACH MAL MACHEN
– allein reisen als Frau
mit oder ohne Kind
Einfach machen, das denke ich mir doch ziemlich oft und immer häufiger. Einfach machen und auf mein Bauchgefühl vertrauen. Und so war es auch wieder im Januar, als ich kurzerhand mein Ticket nach NYC buchte. Allein. Nur ich und diese wahnsinnig aufregende Stadt, die im letzten Jahr ein Stück meines Herzens erobert hat – und zwar auf die erste Sekunde.
Wochen vorher schon hatte ich die Idee von mir und New York. Und je häufiger ich darüber nachdachte, es nochmal zu wagen, allein auf Reisen zu gehen und mir ein Ticket samt Hotel zu buchen, desto größer war das Kribbeln großer Vorfreude in meinem Bauch. Es fühlte sich gut an. Als ich dann tatsächlich und wirklich auf „Buchen“ klickte, lächele ich. Ein Glücksgefühl. Sofort sind da die Erinnerung an das Jahr 2016. An den Tag, an dem ich Mimi einpackte, meinen Backpack umschnallte und loszog, um die Welt zu entdecken.Damals eine völlig neue Erfahrung für mich. Eine Reise, die für mich mehr war als eine Reise in ferne Länder. Viel mehr war es der erste Schritt einer Reise zu mir selbst.
Allein verreisen? Das war (für mich) vor Jahren noch undenkbar. So völlig weit weg. Wer verreist denn bitte allein? – hab ich mich da immer mal wieder gefragt. Jemand, der allein ins Kino oder Theater geht, muss doch ganz schön einsam sein – dachte ich.
Heute weiß ich: Da war ich ganz schön auf dem Holzweg. Etwas allein zu tun, tut gut. Und allein zu verreisen, ist wunderschön und aufregend und erfüllend.
Grundsätzlich ist „auch mal allein sein“ ziemlich kostbar und wichtig. Dafür muss es nicht einmal groß auf Reise gehen. Aber heute geht es eben genau darum: Allein verreisen – ob nun mit oder ohne Kind/er.
Los geht’s:
Mein Kind, ich und ein riesiger Backpack!
Im Mai 2016 wagte ich zum allerersten Mal den großen Schritt. Ich stieg mit meiner (damals gerade einmal 14 Monate alten) Mimi und einem riesigen Rucksack in einen ICE Richtung Frankfurt Airport. Am Bahnsteig standen meine Schwestern, in ihren Händen ein selbst gemaltes Plakat, und Henry. Das Signal ertönte, die Türen gingen zu und mir wurde in diesem Moment das allererste Mal so wirklich richtig bewusst, was ich da eigentlich tue. Ich fliege allein in den Urlaub. Für ganze 2,5 Monate. Nach Asien. Um zu backpacken. Nur ich und meine kleine Tochter. Jetzt. Und es sollte das Abenteuer meines Lebens sein und auch wirklich werden. Noch nie zuvor hab ich etwas wirklich so Großes (jeder definiert das natürlich für sich selbst) wirklich ganz allein gemacht. Ok, mal abgesehen von den ganzen Ferienfreizeiten als Kind und Teenie und meiner „Hals über Kopf“ Reise nach Missouri. Und nun stand ich da und schluckte. Schluckte nochmal und versuchte mit aller Kraft, die aufsteigende Panik zu unterbinden. „Fang nicht an zu weinen!“, rügte ich mich innerlich selbst und schon liefen die Tränen. Heiß und schwer fühlten sie sich an, kullerten an meinen Wangen herunter und tropften vom Kinn. Mit meinem Ärmel wischte ich sie weg. Plötzlich waren da so viele Zweifel, so viele Ängste und die Frage: War das wirklich eine gute Idee. In Frankfurt am Flughafen wartete mein Freund Georg mit seiner Frau auf uns. Gott sei Dank. Weil ganz ehrlich – ich wäre sonst umgedreht und in den nächstbesten Zug zurück nach Hannover gestiegen.
Ich war mir meiner Sache überhaupt nicht mehr sicher.
So ganz und gar nicht.
Aber so konnte ich die Wartezeit bis zum ersten Flug gut überbrücken – mit guten Gesprächen und einem Abendessen. Als ich dann endlich im Flugzeug saß, verflog die Angst und machte der Aufregung Platz. Von Frankfurt ging es nach Dubai und von Dubai nach Bangkok. Mein erster Stop meiner Südostasienreise und bisher hatte ich keine Ahnung, wohin es als nächstes gehen würde, keinen Flug, keine Unterkunft. Nichts. Ich wollte aus dem Bauch heraus entscheiden und dementsprechend reisen, spontan sein, nicht festgelegt. Ich dachte, das wäre eine gute Idee. Heute denke ich, dass es das nicht war. Nicht für die erste große Reise allein. Nicht für mich. Heute weiß ich, dass Bangkok (und ich war zuvor noch niemals in Asien und dementsprechend auch nicht in Bangkok) ganz schön erschlagend wirkt. Eine Metropole, so ganz anders als alles, was ich zuvor kannte. Laut, stickig, voll. Nein, das war keine Liebe auf den ersten Blick – dafür auf den zweiten (HIER ein Artikel dazu von mir). Als ich am Abend aus dem Flughaften trat, war es schwül und stickig. Ich nahm ein Taxi und fuhr zu meinem Airbnb. Nun ja, kurz gefasst, die erste Woche war ganz und gar kein guter Start. Ich war müde, reizüberflutet, gejetlagged und bereits am ersten Tag fielen die Flöhe im Apartment über uns her. Ich rief weinend zu Hause an und erklärte, wie schrecklich alles wäre, welch doofe Idee es doch war, diese Reise zu machen. Und Henry, der beruhigte mich und riet mir, einfach weiter zu reisen und durchzuhalten. Das tat ich… und lernte das Solo Reisen (mit Kind) lieben.
Selbstbestimmtes reisen, Abenteuer & Ruhe finden
– wunderschön!
Niemals werde ich dieses Gefühl von Freiheit vergessen, von Abenteuer, von Ruhe – vor allem von Ruhe.
Denn, allein zu Reisen bedeutet auch, offen zu sein für Neues und offen zu sein für Stille. Wie oft kommt es im Alltag vor, dass man ganz allein ist und sich ausschließlich auf sich konzentriert. Einfach mal dasitzt und nichts tut. So rein gar nichts, außer lauschen, aufsaugen und alle Sinne spüren. Ich habe gelernt, den Moment zu genießen und zu schweigen. Einfach nichts zu tun, außer lauschen und schweigen. Ich habe gelernt, mich für fremde Menschen zu öffnen und habe auf allen Reisen, an all den vielen Orten immerzu spannende und wunderschöne Bekanntschaften gemacht. Bin Menschen begegnet, denen ich sonst nie begegnet wäre. Habe Dinge erlebt, die ich so sonst nie erlebt hätte. Und, vor allem aber, habe mich selbst besser kennengelernt. Mal eine ganz andere Seite von mir. All das passiert eher selten, wenn man nicht allein reist. Dann fokussiert man sich auf den Reisepartner. Man geht Kompromisse ein.
Zu Schweigen, das fiel mir anfangs gar nicht leicht. Es gab Momente, da kam ein Gefühl von Einsamkeit hoch oder ich ertappte mich dabei, wie ich versuchte. mich mit dem Smartphone abzulenken, statt im Moment zu sein. Aber mit jedem Tag war ich mehr „da“, mehr bei mir und genoss diese Ruhe. Das Rauschen des Windes, den Windhauch auf der Haut, den Geruch, den Duft von Großstadt oder Meer. Alles nimmt man bewusster wahr.Und dann brachte es noch etwas Wundervolles mit sich: Eine noch viel engere, innigere Bindung zwischen meinem Kind und mir. Weil wir die Möglichkeit hatten, fernab von Alltag und vollkommen ohne Ablenkung von Außen, uns noch besser kennenzulernen, uns einzulassen, gemeinsam zu ruhen. Später, das wisst ihr sicher noch, kam Henry mit Anni dazu und zwei Wochen später reiste ich mit meinen zwei Mädchen allein weiter durch Thailand. Auch das nochmal eine neue, wunderschöne Erfahrung. Prägend. Für mich ein echtes Geschenk. Es war nicht immer alles leicht, es gab Momente, in denen ich an meine Grenzen gekommen bin, aber auch diese Momente waren wichtig und gut.
Einmal und immer wieder…
Auf diese Reise sollten noch weitere folgen. Mal nah, mal fern. Mal ganz allein, mal mit Kind/ern. Mexiko, Bali und Lombok, Österreich, Grömitz, New York City, Dubai. Doch jede darauf folgende Reise war anders als die erste. Da war immer diese angenehme Vorfreude und das Wissen, was mich erwarten würde – nämlich viele viele Momente voller Glück, Ruhe und Achtsamkeit. Kleine und große Abenteuer. Keine Angst mehr, keine Panik, wie ich sie vor meiner ersten Reise empfunden habe – dafür neu gewonnene Selbstsicherheit und Vertrauen. Einfach mal machen, einfach mal was wagen.
Mitmenschen reagieren da oft verdutzt. Allein reisen? Wirklich? Warum? Warum tut man das?
Dann schaue ich (nicht selten) in verdutzte Gesichter. Warum? Weil es wunderschön ist. Es ist wunderschön als Familie zu reisen, ja, es ist aber auch genau so schön, als Frau und Mutter (und auch als Mann) allein loszuziehen.
Ich erinnere mich an das Gesicht meines Vaters, als wir ihm damals erstmalig von meinen Reiseplänen erzählten. Wie er die Augenbrauen hochzog und uns überrascht ansah. Ich sah förmlich die Sorge. Wie? Allein? Ganz allein? Ohne Henry? Aber das ist doch gefährlich? Und bitte, Janina, bitte iss nicht an einer der Straßenküchen. Ich lachte und sagte, dass ich das natürlich nicht machen würde, ganz bestimmt nicht und heute erinnere mich zurück, wie ich dann doch an einer dieser Garküchen stand und mir mein erstes Gericht holte. Für ein paar Cents und saulecker noch dazu. In diesem Moment lachte ich in mich hinein und dachte, dass ich sowas sonst wohl nie gemacht hätte. Was wäre mir entgangen. Die Meinungen gingen grundsätzlich weit auseinander. Manche fanden es cool, Andere total mutig und wieder Andere konnten einfach nicht verstehen, warum man allein auf Reisen geht. So ist das. Wir alle sind so unterschiedlich. Und ich, ich selbst hätte mir noch vor ein paar Jahren an den Kopf gefasst. Allein in den Urlaub, pfff. Heute leuchten meine Augen, wenn ich von einer der Reisen erzähle oder nur an sie zurückdenke. Weil ich das große Glück hatte, diese Erfahrung machen zu können. Ich bin auf den Geschmack gekommen und ich habe auf jeder dieser Reisen unheimliche spannende Menschen kennengelernt, denen ich sonst nie begegnet wäre. Hab gelacht, genossen, entspannt und aufgesaugt – wie ein Schwamm.
Alleine reisen hat mir (mehr) Selbstvertrauen geschenkt.
Allein reisen hat mich gelehrt, einfach mal mit mir allein auszukommen und die Stille genießen zu können.
Und dann hat mir allein reisen interessante und spannende Begegnungen und Menschen beschert.
Januar 2019. Ein weiterer kleiner Traum wird wahr. Noch einmal NYC. Dieses Mal, so wie damals in Mexiko, sogar ganz allein. Als ich in den Flieger steige, tanzt mein Herz vor Freude. Und dann, viele viele Stunden später, lande ich in Newark. Müde, kaputt und viel später als geplant. Aber als ich die Skyline von NYC in der Dunkelheit sehe, da bin ich hellwach und platze fast vor Wiedersehensfreude. Eine Woche NYC, ich in dieser großen Stadt und was ich da noch nicht wusste: Diese sieben Tage würden allerlei Abenteuer und noch größere Überraschungen für mich parat halten. Aber dazu vielleicht irgendwann mal mehr.
.