Brasilien – Deutschland:
Eine Liebe über zwei Kontinente

Meine liebe Leserin Luisa (bei Instagram HIER zu finden), führt eine Fernbeziehung. Ganze 10.000 km trennen sie von ihrem Liebsten, der in Brasilien lebt. Wie fühlt sich das an, wenn man sich nicht einfach mal sehen kann? Kann eine Liebe auf Distanz Bestand haben? Aber lest gern Luisas Gedanken dazu, viel Freude damit!

Du hast auch etwas zu erzählen? Dann schick mir doch gern eine Mail an: info@oh-wunderbar.de

Fernbeziehung – 10.000 km, geht das?

Sonntagmorgen, 10 Uhr. Während ich durch meinen Instagramfeed scrolle, der überwiegend aus halbnackten Männern am Frühstückstisch und Hashtags wie #love oder #frühstückzu2 besteht, ärgere ich mich über meinen schimmeligen Käse im Kühlschrank. Wäre mein Freund jeden #sundaymorning zum #breakfastwithaview hier, müsste die Hälfte meines Kühlschrankinhaltes nicht schimmelig im Mülleimer landen.

Ein Blick in mein Whatsapp zeigt mir, dass er um 5:20 Uhr das letzte mal online war. Ich stelle meine alltägliche Rechnung an: Das ist 00:20 Uhr brasilianische Zeit. Bestenfalls wacht er nach 8 Stunden auf, dann könnten wir in dreieinhalb Stunden reden.

Aber von vorne: Mein Freund Gustavo und ich führen seit Sommer letzten Jahres eine Fernbeziehung. Damit meine ich jetzt nicht die Distanz von München nach Freising und dass wir 20 Min. S-Bahn fahren müssen, um uns zu sehen. Nein, zwischen meiner Wohnung im Rheinland und seiner in Belo Horizonte in Brasilien liegen ziemlich genau 10 000 Kilometer, 3 Flüge und 20 Stunden Reise von Tür zu Tür. (mehr …)

Warum ein wenig Wochenendbeziehung gar nicht so verkehrt ist..


Wochenendbeziehung oder sogar Fernbeziehung? Klingt erst einmal nicht ganz so attraktiv, stimmt. 

Henry und ich, wir. Seitdem wir uns kennen haben wir jede einzelne Minute miteinander verbracht – ganz selbstverständlich. Wunderschön war das, jeder Tag ein Fest. Und ich hätte niemals gedacht, dass es irgendwann anders ein könnte. Bis zu dem Tag, als die Zusage für eine neue Stelle in einer anderen Stadt eintrudelte. Henry würde also unter der Woche wegziehen. Ich verdrängte das und wollte auch nicht einen Gedanken daran verschwenden, viel zu traurig machte mich das. Fünf Tage die Woche ohne meinen Henry? Allein mit den Kindern.. Das lag mir wie Blei im Magen.

Und dann war er da, der Tag, an dem Henry mit seinem Koffer Richtung Frankfurt loszog. Booom. Ich brachte ihn zum Auto, drehte mich um und ging. „Bloß nicht weinen, bloß Stärke zeigen, das wird schon. Das wird bestimmt ganz toll“ sprach ich mir selbst Mut zu, glaubte meinen Worten in diesem Moment aber selbst kaum. Ich ging in die Wohnung, schloss die Tür hinter mir und weinte. 

Die ersten Wochen waren nicht toll, so ganz und gar nicht toll. Ich vermisste Henry sehr. Die ganze Woche konzentrierte ich mich auf den kommenden Freitagabend, an dem wir uns wiedersehen würden. Tag für Tag, Woche für Woche. 

Plötzlich, nach den ersten Monaten, änderte sich was bei mir. Ich begann, dieses „Wochenendbeziehungs-Ding“ zu mögen. Klingt verrückt, nicht wahr? Aber es war so. Ich mochte es, ich fand das  spannend.

Die Sehnsucht und die Vorfreude auf das Wiedersehen am Ende der Woche ist toll, es bringt noch einmal ganz neuen Schwung in die Beziehung. Man schätzt sich wieder mehr, und da ist immer so ein Funken Verliebtsein dabei. Ja, es fühlt sich an, als wäre man dauerhaft frisch verliebt, inklusive Kribbeln im Bauch. Und das ist schön. Das gibt unheimlich viel. 

Man hat diesen Alltag nicht mehr, diesen Trott, der oftmals die Liebe einschläfert und letztendlich tötet. Stattdessen wartet man voller Vorfreude darauf, dass der Partner zur Türe hereinkommt, schmiedet Pläne für das Wochenende oder den nächsten Urlaub. Es ist einfach unbezahlbar schön, wenn Henry die Türe öffnet, uns begrüßt, ich seinen Duft einatme und er mir sagt, wie toll ich heute wieder ausschaue. Hach. Wir haben uns wieder so viel mehr zu erzählen, erleben uns viel bewusster und schätzen die gemeinsame Zeit – sie ist nämlich nicht mehr selbstverständlich. 

..ein wenig Wochenendbeziehung bringt das Feuer wieder zum lodern und ist deshalb gar nicht mal so schlecht, finde ich.  

Und doch ist da jeden Sonntag dieser kurze, dumpfe Abschiedsschmerz. Er ist zwar nicht mehr ganz so schlimm, aber er ist doch da. Da sind dennoch die Tage unter der Woche, wo ich mir meinem Partner herbei wünsche – weil er mir fehlt, weil mein Tag einfach unglaublich hart war, weil ich in diesem Moment seine Nähe so bitter nötig hätte. Aber ich habe gelernt, damit umzugehen. Ein kurzes Telefonat, seine Stimme hören, das hilft und muntert auf. 

Ich mag unser Wochenbeziehungsding, für uns als Paar und Eltern. Heute ist Sonntag und nachher werde ich Henry drücken, ihn verabschieden und mich riesig auf Freitag freuen. 

Wie sind eure Erfahrungen in Bezug auf Fern- und Wochenendbeziehung?

Fotos von Natalie Shelton

{Sehnsucht} 

Irgendwie ist es verrückt – wochenlang wussten wir, dass er bald losziehen würde, um neue berufliche Abenteuer zu erleben und all dies in einer anderen, einer neuen Stadt. Ohne uns. Ein Neustart für ihn sozusagen. Und ein Neustart für uns. Ganz neue Verhältnisse und Routinen, in die wir uns einfinden müssen. Wir wussten das alles und doch kam der Abschied an diesem Sonntagabend so unerwartet, so schnell. Zack, Boom, Bääääm – da ist er der, dieser gefürchtete Sonntag. Er steht da, seinen großen roten Koffer in der Hand und ich mag ihn gar nicht anschauen, weil es mich traurig macht. Ich hasse Abschiede. Auch wenn es nur so simple Abschiede wie dieser sind – Abschiede auf Zeit, absehbare Abschiede. Nein, ich mag sie nicht. Und so drücke ich ihn noch einmal fest und wünsche ihm viel Spaß, viel Freude und ganz viel Glück und Erfolg für dieses neue Abenteuer, für diesen neuen Abschnitt seines Lebens – an dem wir leider nur bedingt teilhaben können. 

Die Tür schließt sich und in just diesem Moment schießen sie mir doch in die Augen, die verdammten Tränen. Tränen, die ich die Wochen zuvor unterdrückt habe. Tränen, denen ich keinen Raum geben wollte, weil ich ja ach so stark bin. Es gibt weitaus schlimmeres. Wir haben das Glück, dass der Mann jedes Wochenende Heim kommt. Ich weiß, viele von euch haben dieses Glück nicht – an dieser Stelle: Hut ab, meine Damen. Den Abend ziehe ich mich, deprimiert und traurig wie ich bin, mit Mimi und Anni ins Bett zurück. Wir kuscheln und reden und genießen unsere Mädelszeit, was schön ist und wofür ich in diesem Moment einfach nur dankbar bin. Dankbar, diese wunderbare kleine Familie mein Eigen nennen zu dürfen. Die ersten Tage ohne ihn sind hart und er fehlt mir unter der Woche sehr. Die Abende sind öde – kein Gelächter, keine gemeinsamen Stunden bei gutem Essen auf der Couch oder in der Küche, keine gemeinsamen Spaziergänge, niemand da – der Witze reißt, die mich vor Lachen fast umbringen, keine Zwei- und Viersamkeit. 

Dazu muss ich mich komplett neu organisieren. Kinder, Arbeit, Blog, Haushalt, Einkauf – all das muss ich ab sofort unter der Woche allein wuppen und ich gestehe, von „rund laufen“ kann hier nicht die Rede sein, ganz im Gegenteil. Tag für Tag muss ich Abstriche machen. Ich muss tagtäglich aufs Neue entscheiden, was Priorität hat und ich muss lernen, dass nicht alles geht. Nicht alles zu sofort, nicht alles perfekt und erst Recht nicht zu 200 Prozent. Das läuft nicht mehr. Ein Umdenken musste stattfinden. Irgendwas muss immer warten und da die Kinder dies nicht können, muss mal mehr, mal weniger der Haushalt, die Arbeit und / oder aber ich warten. An schlechten Tagen mache ich einen Freudensprung, wenn ich es dann endlich zum späten Abend unter die Dusche und zum essen schaffe. Manchmal meine ich, annähernd eine Ahnung zu bekommen, was eine Single Mom so alles leistet – Chapeau!

Dazu die Sehnsucht nach ihm, meinem besten Freund, dem besten Vater, meinem liebsten Partner. Ich bin ganz ehrlich – die erste Woche war grauenvoll, wie auch die zweite und die dritte Woche und die Trennung unterhalb der Woche ging (und geht) mir wirklich zu Herzen. Alles ist neu und alles ist anders. Jetzt – die ersten Wochen sind vorüber, wird es besser – ganz langsam aber sicher und ich finde mich immer besser ein, in meine neue Wochen-Routine. Und doch ist da die Sehnsucht, das Verlangen nach gemeinsamen Stunden und nach seiner starken Schulter, die mir so sehr fehlt. 

Ihr lieben Leserinnen, viele von euch hinterließen mir (bei Instagram) so wunderbar liebe und tröstende Worte. Ihr sagtet mir, dass man die gemeinsame Zeit am Wochenende noch mehr schätzt, sich noch mehr schätzt und ihr habt Recht. Genau so ist es. Ich schätze ihn noch mehr – für das was er ist, was er für uns ist, was er für mich ist: ein ganz wunderbarer Vater sowie ein aufrichtiger und liebevoller Mann. Und an dieser Stelle auch ein Hoch auf die heutigen Smartphones inklusive WhatsApp und Co.