DIE ANGST,
DIE MICH UND MEIN LEBEN BESTIMMTE!

Und morgens stehst du auf, und legst deine Maske auf. Deine schützende Fassade. Strahlend. Natürlich strahlend, Lächelnd. Genau so, wie du es von dir erwartest. Weil man es von dir erwartet. Funktionieren. Du musst funktionieren. 

Ich kenne dieses Gefühl. Ich kenne es leider viel zu gut. In meinen dunkelsten Momenten habe ich mein strahlendstes Lächeln aufgesetzt. Bin aufgestanden, stand vor meinen Spiegel, die Angst im Nacken und habe mir mit meinem Make-up, das ich mir für den Tag auflegte, auch mein Lächeln aufgelegt. Keine Schwäche zeigen. Bloß keine Schwäche zeigen. Alles, nur nicht das. 

Damals kam die Angst schleichend. So schleichend, dass ich es viel zu spät bemerkte. Mir viel zu spät eingestand, dass ich beherrscht bin von der Angst. Erst flüsternd und leise, sachte fast, in meinem Ohr, und irgendwann schrie sie mich an, brüllte mich an. Erdrückte mich, ließ mich leiden. War mein Begleiter von morgens früh bis abends spät. 

Ich habe die Signale nicht erkannt. Habe sie dann ignoriert. Weil ich funktionieren wollte. Ich lächelte, während meine Hände schwitzig wurden. Ich lächelte, während erst meine Fingerspitzen zu kribbeln begannen und es mir dann die Luft zuschnürte. Bloß nichts anmerken lassen. Ich strengte mich an. War bemüht um meinen Alltag. 

Eigentlich fing alles mit so einem Gefühl an. Einem, das ich nicht deuten konnte. Herzrasen, feuchte Hände, ein Magen, der sich zusammenzog und ein Kloß in meinem Hals, der anschwoll. Irgendwann waren es die unsichtbaren Hände an meiner Kehle, die sie zuschnürten, bis ich kaum noch Luft bekam. Ich zog mich zurück. Denn Zuhause, in meinen eigenen vier Wänden, konnte ich sein, wie ich war: Verängstigt und vor allem auch traurig. Ich suchte Schutz, Zuhause. Und war dennoch nicht sicher. 

Als es an der Haustüre klingelte, erstarrte ich. Angst. Sie schrie in mir. Ich war wie gelähmt. Es klingelte nochmal. Wie angewurzelt stand ich da, bewegte mich nicht, atmete nicht, stand einfach nur da. Und so stellte ich die Klingel aus. Für immer. Mein Telefon sollte folgen. Ich zog den Stecker, damit das Telefon still blieb. Sie kam zwar schleichend, die Angst, aber sie kam gewaltig. Sie eroberte mich und hatte alle Macht über mich. 

Sie bestimmte mein Leben,
sie bestimmte mich. 

Viele viele Jahre später, sehr viele Jahre später, sitze ich im Auto auf dem Beifahrersitz. Mir geht es gut. Denke ich. Die Sonne scheint. Ich habe gerade sehr gut gegessen. Alles ist gut. Eigentlich. Bis ich die flüsternde Stimme höre, altbekannt, so fern und plötzlich doch wieder da.

Ich bekomme Panik. Meine Hände kribbeln, sie werden ganz schwitzig, ich atme tief ein, versuche Luft zu bekommen und habe Angst vor der Angst. Ich kenne dieses Gefühl. Ich erkenne es sofort. Auch wenn ich es so viele Jahre, weit über ein Jahrzehnt nicht mehr gefühlt habe, so weiß ich doch sofort, wer da anklopft.
Ich mache mich ganz klein in meinem Sitz, versuche mich zu verstecken. Atme schwer, kämpfe gegen diesen Dämonen, will ihm keine Macht mehr geben. Nicht jetzt, nicht morgen, niemals wieder.

„Geht es dir gut, Schatz?“. Ich schüttle den Kopf. Nein, denke ich, innerlich in Schockstarre. Gerade ist nichts gut. Ich werde kreidebleich. Alles dreht sich, immer schneller und schneller und ich quäle mich, die zwei Worte herauszubringen: „HALT AN!“.

So viele Jahre später und ich habe sie sofort erkannt. Sie hat angeklopft, sie hat versucht, sich anzupirschen, wollte die Tür wieder aufstoßen, die ich vor vielen Jahren geschlossen habe. Die Angst. Nur dieses Mal, dieses Mal bin ich vorbereitet. Gut vorbereitet. Dieses Mal kann sie mich nicht überraschen, dafür kennen wir uns zu gut. 

 

 

 

DANN BIST DU HALT DER ARSCH,
DANN IST DAS SO!

Über Meinungen und Angepasstheit

 

Heute ist das so: Jeder, der nicht die eigene Meinung teilt, ist dann ganz schnell der (ein) Arsch! 

Das war aber irgendwie nicht immer so. Früher kam noch gut miteinander aus, auch wenn man in einem oder vielen Bereichen völlig unterschiedlicher Meinung war. Was ja, wenn wir mal ganz ehrlich sind, auch einfach normal ist. Man konnte nicht nur gut miteinander auskommen, man konnte sogar trotzdem miteinander befreundet sein. Denn, man konnte (noch) andere Meinungen und Lebensweisen noch akzeptieren. Konnte sie annehmen, hinnehmen oder sich gar inspirieren lassen. Denn es ist doch so: Es gibt nicht nur DIE EINE Meinung, es gibt zu jedem erdenklichen Thema tausende Meinungen. Und das ist auch gar nicht so verkehrt. 

Heute, so scheint es, geht das nicht mehr. Jeder nimmt sich so wichtig, dass die eigene Meinung das Nonplusultra ist. Es ist nicht mehr ok, anderer Meinung zu sein. Es ist nicht mehr ok, Dinge anders zu machen. Es ist auch nicht mehr ok, sein Leben so zu leben, wie man es für richtig erachtet. Wehe, dann knallt es aber (fast) im Karton. Dann bist du ganz schnell. Hat sie gerade Arsch geschrieben? JA, hab ich, verdammte scheiße! 

Ich hab so ziemlich zu vielen Themen eine eigene Meinung. Ich mache Dinge auch nicht selten anders, als andere. Ich lebe mein Leben so, dass es sich für mich (und für meine Familie) gut anfühlt. Früher hab ich gekuscht. Früher dachte ich, ach komm, was sagen denn die Nachbarn dazu oder XY oder der Sack Reis, der in China umkippt. Ehrlich? Ist doch völlig egal, was der Sack Reis denkt oder gar sagt.

Meine beste Freundin und ich, sind das beste Beispiel dafür, dass es noch anders geht. Wir könnten nicht unterschiedlicher sein, wir könnten nicht unterschiedlichere Leben führen oder Meinungen haben, wirklich, wir sind in den meisten Dingen wie Feuer und Wasser, und dennoch sind wir seit über zehn Jahren die dicksten und loyalsten Freunde und gehen durch dick und dünn. Ich habe Kolleginnen, die packen Dinge anders an, die ticken anders, die haben andere Meinungen und dennoch kommt man klar. Klar, weil: Warum auch nicht. Aber die Mutti aus dem Spielkreis oder der Nachbar aus der elften Querstraße rechts von links oder Gertrude mit ihrem Fake-Account, schnall dich an, die finden, das, was du da machst (oder denkst oder sagst), das geht halt einfach gar nicht, das ist ja schon fast verwerflich (und eigentlich gehörst du fast gesteinigt dafür, du Arsch!). Weil die machen das ja ganz anders und damit natürlich auch viel BESSER (logisch!). Ich sach mal so: Keiner ist hier der Arsch, denn viele Menschen bedeuten viele Meinungen und das bedeutet Vielfalt. Und ob ich (in meinem Beispiel) trotzdem der Arsch bin? Peng, ich frag mal den Sack Reis in China, was er dazu sagt.

Aber mich juckt es jetzt wirklich nicht. Denn, es hat seinen Grund, warum ich eine Meinung zu gewissen Dingen habe und es hat einen Grund, warum ich mein Leben so lebe, wie ich es lebe. Das tue ich nämlich deshalb, weil es für mich so ein gutes Leben und eine gute Meinung ist. Wir wachsen im Leben (bestenfalls), wir entwickeln uns (kann man nur hoffen!) und das allerbeste ist es, lächelnd im Reisebus des Lebens zu sitzen und zu denken: Ja man, das fühlt sich verdammt richtig und verdammt gut an. Und irgendwann, wenn ich hoffentlich uralt bin, dann ist mein Gesicht gezeichnet von Lachfalten, weich und zufrieden, und ich blicke zurück und denke mir, ich hab immer das Beste rausgeholt! 

Früher hatte ich manchmal noch nicht den Mut dazu, mein Leben so zu führen, wie es gut anfühlt. Weil, meine Vorstellung von Leben eben meine ist und sich damit von der Vorstellung anderer Menschen auch abhebt. Ich war schon immer irgendwie ein Stück anders. Und lange dachte ich, dass Anderssein nicht gut ist. Dass ich das verstecken muss. Angepasst sein muss und das sogar MÖCHTE. Ich hab mich bemüht, angepasst zu sein. Ist das nicht verrückt? Wer möchte das denn? Also ich nicht. Das weiß ich zum Glück heute. Und das war auch der Schlüssel zu meinem Glück, endlich das Leben zu leben, nach dem ich mich sehnte. Das bedeutet für mich die ganz große Freiheit. Und dann bin ich halt für manch eine/n der Arsch. Ja, gern sogar, dann ist das so. 

Ich werde immer zu meiner Meinung stehen. Ich werde sie auch kommunizieren, wenn mir danach ist. Und ich find es sogar richtig schnieke, eine Meinung oder Einstellung zu einem Thema zu haben und sich da nicht anzupassen – aus der Bequemlichkeit oder Angst heraus. Auch werde ich immer mein Leben genau so leben, wie es für uns gut ist. Genau so, wie es mir Spaß macht. Denn wir alle haben nur dieses eine Leben und das sollte, wenn möglich, zum größten Teil Freude bereiten. Und wenn man doch mal ins Wanken gerät, erinnert man sich daran, was die Ärzte schon immer wussten: lass die Leute reden, sie haben nichts besseres zu tun. Ein Irgendwer, sei es der Sack Reis oder Gertrude aus dem Netz, die werden immer reden. Die werden immer etwas finden, was ihnen nicht gefällt. Und wenn sie nichts finden, denken sie sich halt kurzerhand was aus. „Stille Post“, das können schon die Kleinsten im Kindergarten.

Deshalb, an dieser Stelle, seid einfach gern der Arsch, bleibt bei eurer Meinung, steht dazu, steht zu euch und lass die Leute reden, in China fällt eh ein Sack Reis um.

 

ICH BIN GEKOMMEN, UM ZU BLEIBEN!
LIEBE IM KOPF

Zehn Jahre und das ist erst der Anfang
– Gedankenkarussell

Vor zehn Jahren hab ich angefangen, mit diesem bloggen. Ohne zu wissen, was ich da eigentlich tue. Ich wusste nicht einmal, dass ich blogge. Ich hab einfach was aus meinem Leben geteilt. Outfits, meine Einkäufe, sowas eben. Nicht wirklich viel mehr. Irgendwann dann aber, begann ich, Menschen auch die Tür zu meinen Gedanken zu öffnen. Ich bat sie herein, in meine gute Stube. Öffnete mein Herz und meine Seele. Vertraute darauf, dass dies richtig ist. Vertraute außerdem darauf, dass man achtsam damit umgehen würde.

Ich teilte schöne Momente, ich teilte aber auch Sorgen.
Ich ließ an Erfolgen und Misserfolgen teilhaben.
Ich zeigte mich stark und ich zeigte mich schwach. Ich machte viel richtig und vieles falsch. 

Ich lernte. Und ich wuchs menschlich daran. 

Ich erzählte einfach frei von der Leber und gerade heraus. Genau das fühlte sich richtig an. Ich bin ein Mensch, der schon immer auf sein Gefühl vertraut. Der genau diesem „Bauchgefühl“ folgt. Ich wusste, dass ich mit meinen Texten berühren kann. Ich wollte Mut machen, wollte bestärken, wollte inspirieren und manchmal wollte ich mir auch einfach mal Luft machen. Ganz intuitiv hab ich auf mein Gefühl vertraut. Hab mich sehr nahbar gezeigt, hab mich geöffnet. Das, was ich zeigte, war ich, war immer sehr nah dran an dem, was ich auch wirklich bin und fühle. Der Blog und all die Texte, die mitten aus meinem Herzen auf digitales Papier flossen, das war mein Leben und ist nun meine Vergangenheit. 

Es war (und ist) für mich das wundervollste dieser Welt, wenn mir Frauen schrieben (und schreiben), dass ich ihnen auf irgendeine Weise (welche auch immer) etwas geben konnte oder kann. Nur deshalb mach ich das auch heute noch. Weil ich hoffe, dass ich etwas mitgeben kann. Dass ich ermutigen kann. Dass ich zeigen kann: „Du bist nicht allein!“. Ich trage gewisse Mails und Nachrichten von Leserinnen bis heute in meinem Herzen. Die Rückmeldung, die ich teilweise bekommen darf, ist für mich kostbar und damit etwas, das mich wiederum ermutigt, weiter zu machen. Diese Rückmeldungen sind alles für mich! 

Mir schrieb mal eine Frau und Mutter, dass sie sich unter der Geburt ihres ersten Kindes an meinen Text erinnerte. Daran, dass ich schrieb, dass es mir enorme Kraft für den Endspurt gab, als ich nach dem bereits geborenen Kopf fühlte. Dass sie deshalb auch nach dem Köpfchen ihres Babys fühlte und ihr das half. DAS, das sind die Momente, die, die mich ermutigen und für die ich dankbar bin. 

Ich hab in meinem Leben echt verdammt viel Mist erlebt. Ich hatte es nicht immer leicht. Ganz und gar nicht. Eigentlich ist es sogar so, dass es einem kleinen Wunder (für mich!) gleicht, dass ich heute da bin wo ich bin. Gewissen Statistiken zufolge, ist das sogar eher ungewöhnlich. Blicke ich zurück, auf das, was mein Leben war, dann fühle ich viel. Allem voran bin ich Stolz, aber auch sehr dankbar. Mein Weg war ein (oftmals sehr) harter Weg. Manchmal war es ein Kampf. Es brauchte viel Biss, es brauchte Fleiß, Durchhaltevermögen und es brauchte eine Vision. Und es gab diese Momente, wo ich dachte, ich ergebe mich allem. Wo ich dachte, es ist eigentlich alles ganz ok so. Vielleicht will ich einfach zu viel. Dem Himmel sei Dank hab ich nie aufgehört, mehr zu wollen für mich und mein Leben, und später für mein Kind und mich. 

Zehn ganze Jahre nehme ich euch also bereits mit auf meiner Reise mit dem Namen „Leben“. In diesen zehn Jahren ist vieles passiert. Ich bin gewachsen – von einer zutiefst verunsicherten jungen Frau hin zu dem Menschen, der ich jetzt bin. Mit jedem Tag lerne ich. Sammle Erfahrungen, arbeite an mir und bin meiner Mitte näher gekommen als jemals zuvor. Die Unsicherheit ist gewichen. Meistens. Die Unruhe hat der Ruhe Platz gemacht. Das lädierte Selbstwertgefühl ist gewichen und heute bin ich die meiste Zeit voller Vertrauen in mich. Ich bin glücklich. Mal mehr, mal weniger – aber so grob, im Großen und Ganzen, bin ich glücklich. Und dieser Weg zu diesem unaufgeregtem Glück war lang. Es hat Zeit gebraucht, zu verstehen, dass Zeit, neben Gesundheit, mein höchstes Gut ist. Und es brauchte gewisse Erfahrungen, um zu begreifen, dass ich meinen Fokus auf mich legen muss. Getreu dem Motto: YOUR BUSINESS IS YOU! Ich habe es abgelegt, nach links und rechts schauen. Ich habe aufgehört, andere beeindrucken oder ihnen gar gefallen zu wollen. Ich habe aufgehört, anderen etwas zu neiden. All das und so viel mehr, hab ich geschafft. Und es fühlt sich gut an. Friedlich. Richtig. 

Zehn Jahre. 2009 tat ich meine ersten Schritte im Social Web. 2010 rief ich meinen Blog ins Leben. Zehn Jahre, in denen ich einen Studienabschluss (mit Kind) erworben und gefühlt zwanzig Jobs hatte. In denen ich mich selbstständig gemacht und drei Kinder geboren habe. Mit einem Mann an meiner Seite, der immer das beste aus mir herausgekitzelt hat. Der mich ermutigt und immer an mich geglaubt hat. Manchmal kann ich es selbst nicht glauben. Zehn Jahre, wie zwei verschiedene Leben, wie zwei vollkommen unterschiedliche Menschen. Die Sache mit dem Leben ist schon eine abgefahrene. Irgendwie bin ich noch immer die Gleiche. Die Janina, die viel (zer-)denkt, manchmal viel zu feinfühlig, chaotisch, bunt, offen, herzgeleitet. Und doch bin ich eine Andere. Eines habe ich mir bis heute zum Glück behalten, Vertrauen. Vertrauen in mich, das Leben und Vertrauen in den Menschen.

Ich bin gekommen, um zu bleiben!

 

 

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Über Dankbarkeit,
und darüber, dass das Leben die besten Pläne macht!

Ich habe vertraut und wurde belohnt!

Er schaut immer wieder hoch, schaut mich an, strahlt und sein Blick ist so viel wacher als gestern noch. In seinen wunderschönen Augen kann ich mich verlieren. Jeden Tag aufs Neue. Ich sauge diese Nähe zwischen uns auf. Er streichelt über meinen Arm. Ich spüre seine zarte Haut auf meiner, diese Wärme. Seine kleinen Fingerchen, ich bewundere sie, staune, streichle sie zart. Er dreht den Kopf und stillt sich weiter. Ich gebe ihm einen Kuss auf seine Stirn und atme tief ein. Dieser Duft, dieser unverkennbare Babyduft – er ist Liebe pur. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass mein Herz in diesem Moment vor Liebe tanzt, ja, fast schon überschäumt vor Glück, bersten möchte.

Ich bin dankbar!
Ich bin so unfassbar dankbar. Dankbar für diesen kleinen Menschen, den ich nun in meinen Armen halte. Für dieses vierte Kind, welches doch irgendwie ganz schön überraschend zu uns gefunden hat. Denn, genau das war es, eine riesengroße Überraschung.

Als ich diesen zarten Strich auf dem Test entdeckte, war ich erst einmal ungläubig. Und als ich sicher wusste, dass da ein kleiner Mensch in mir wächst, war ich voller Angst. Ich war nicht darauf vorbereitet. Ich hatte Sorge, dieser Aufgabe, Mama von gleich vier Kindern zu sein, nicht gerecht zu werden. Ich hatte wirklich Angst. Ich hab mir wie wild den Kopf zerbrochen. Hab gehadert und mich gefragt: Wie kann das klappen, schaffen wir das?!

Dann wurde unser kleiner Sohn geboren. Groß war er, und kräftig. Er lag auf meiner Brust und ich hielt seinen Kopf. Mein Atmen ging schwer, ich war erschöpft von den Geburtschmerzen und von der Arbeit, die mein Körper da geleistet hatte. Meine Hand liegt auf seinem Kopf. Schützend. Streichelt ihn. Er liegt auf und direkt an meinem Herzen. Ganz eng an eng, aneinander gekuschelt, kommen wir an. Er auf dieser Welt, die so neu für ihn ist und ich, als eine frisch gebackene Mama. Wir haben alle Zeit und ganz viel Ruhe. Die ersten Stunden vergehen wie im Flug, alles fühlt sich an wie im Rausch. Mein Baby ist da. Das Baby, das uns so überrascht hat. Unser viertes Kind. Ich bin überglücklich und vor allem bin ich eines: dankbar!

Dieses Dankbarkeitsgefühl überkommt mich immer wieder mit aller Wucht. An nahezu jedem einzelnen Tag, seitdem unser Piet bei uns ist. Alle Ängste waren sofort wie weg geblasen, all die Sorgen, die ich hatte, verschwunden. Stattdessen hat es sich angefühlt, als wäre es nie anders gewesen. Als hätte genau dieser kleine Mensch noch gefehlt. Anders als zuvor hat sich unser ganz eigenes Familiengefüge nicht neu ordnen müssen. Es war alles gleich so „eingespielt“, wir sind hier ein gutes Team. Und unser Piet mit seinem völlig entspannten Wesen und der Sonne im Herzen, bringt hier eine extra Portion Liebe und Glück in unser Heim. Das Leben macht eben doch seine ganz eigenen Pläne. Ich habe vertraut und wurde belohnt.

 

 

 

 

Eine Ode ans Kämpfen

Es lohnt sich zu kämpfen. Für sich selbst.
Für ein glückliches Leben.

Es gab eine Zeit, da hatte ich mein Lachen verloren.
Es gab eine Zeit, da war mein Leben nicht so wie heute.
Ich war unsicher. So unglaublich unsicher, dass ich mir nichts zutraute.
Mein Kopf dachte gegen die Wand. Und jeder Tag kostete mich Kraft.
Ich war nicht {mehr} dankbar. Nein, ganz und gar nicht.
Ich war enttäuscht.
Und vor allem war ich wütend.

Wütend auf die Welt.
Wütend auf andere Menschen.
Aber ganz eigentlich, ganz tief in mir drin, war ich nur eines: Wütend auf MICH selbst.

Mein Leben lief nicht rund, und nichts wollte mir gelingen.
Meine Beziehung war von tiefer Enttäuschung geprägt.
Ich hatte kaum Geld. Auch beruflich befand ich mich in der Sackgasse.
Alles, einfach alles war eine Katastrophe – dachte ich. 

So saß ich da, einfach so richtig stinkesauer – auf das Leben.
Hockte frustriert in meinem kleinen Zimmerchen, das sich für mich anfühlte wie eine Zelle.
Eingeengt. Mein ganzes Leben fühlte sich so an.
Gefangen in meinem Leben.

Nicht im Reinen mit mir selbst. Wütend auf mich selbst. Enttäuscht. Verängstigt.
Ich tobte innerlich. Weinte. Tobte noch lauter. Ruhte mich darauf aus.
Und eines Tages sah ich klar. Ich begriff. Es machte Klick.

Es liegt in meiner Hand, nur in meiner Hand. Ich bin der Schlüssel. Ich habe die Macht.
Mein Leben ist eine Spirale und nur ich weiß, wohin ich möchte. Nur ich kann es steuern.
Hoch, in ein gutes, zufriedenes Leben, oder runter, aufgeben.
Ein Leben führen voller Wut im Bauch, nichts von dem ausgeschöpft, was möglich sein könnte. Game Over. 

Ich entschied mich.
Für den Weg raus.
Für den Weg nach oben.
Ich packte an.
Von jetzt auf gleich.

So stand ich auf, krempelte die Ärmel hoch und machte mich an die Baustelle namens Leben.
Wild entschlossen.
Ich wusste, es würde nicht leicht werden.
Ich wusste, dass ich als allererstes bei mir anfangen müsste. Und das tat ich. 

Das tat weh. Wie es so oft weh tut, wenn man sich erst einmal aufmacht.
Der Weg war steinig.
Der Weg war ein harter. 


Und bald schon, bald schon war da Licht. Und Kraft. Selbstvertrauen.
Dann war da Biss und Ausdauer, und irgendwann war da ganz viel Stolz.
Nämlich dann, als ich auf mein Leben blickte und die Schönheit sah.
Sah, wie ich das erschaffen habe, wovon ich so lange geträumt habe.
Durch viel Arbeit an mir selbst, durch Fleiß und vor allem dem Glauben an mich selbst.
Es stellte sich ein… Dankbarkeit. Und ein Gefühl von Glück. 

Ich habe es in der Hand. Nur ich. 

Kämpfen lohnt sich immer.

 

 

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BEZIEHUNGSKISTEN!

Warum es gut ist, nicht immer herunterzuschlucken.
Und warum es manchmal noch viel besser ist, sich zu lösen.

 

…sag nichts, tu nichts, nimm es einfach hin – sonst stehst du nachher noch alleine da!

Noch nie war ich so bei mir und noch nie habe ich meinen Weg so klar gesehen.
Vor allem aber war ich noch nie so stark. Ich hatte noch nie so ein gerades Rückgrat wie heute und niemals zuvor habe ich so offene, deutliche Worte gefunden, wenn es um meine Gefühle oder meine Meinung geht.

Mein Leben lang wollte ich vor allem eines: Nicht auffallen. Nicht anecken. Ich wollte gemocht werden. Ja, allem voran wollte ich, dass man mich mag, dass man mich lieb hat. Und deshalb hab ich mich angepasst. Ich habe Dinge hingenommen. Immer. Auch dann, wenn sie mich eigentlich, ganz tief in meinem Inneren, verletzten. Dann ist das halt so, dachte ich mir dann. Dann schluckst du die Verletzung halt runter. Dann schluckst du die Enttäuschung herunter. Dann schluckst du die Wut herunter. Dann schluck es einfach. Hauptsache diesen Menschen nicht verletzten. Hauptsache, er bleibt. Bloß keinen Anlass geben dafür, dass es unangenehm wird. Schwierig. Angst. Angst, dass ich im schlimmsten Fall allein dastehe. Dass sich dieser Mensch abwendet.

Ich hatte also Angst. Von klein auf.
Ich hatte Angst, verlassen zu werden.
Ich hatte Angst, dass man mich weniger lieb haben würde, wenn ich nicht dieses oder jenes hinnehme oder tue.

Ich hab also gelächelt.
Hab es weg gelächelt.
Hab immer alles weg gelächelt.
Dieses Lächeln wurde zu meiner, mich schützenden, Maske. Dachte ich. Und so lächelte ich. Ich lächelte und lächelte und je schlimmer etwas weh tat, je breiter wurde mein Lächeln. Ich lächelte um mein Leben. Meine Augen aber, meine Augen waren traurig. Sie waren oft leer. Voller Sorge. Voller Angst. Angst vor dem Verlust. Angst davor, etwas falsches zu sagen oder zu tun. Denn, ich wollte nichts verlieren. Auf gar keinem Fall. Ich war dankbar für die kleinen Bröckchen Liebe oder Zuneigung, die man mir hier und da mal zuwarf.
Ich nahm eben das, was ich bekommen konnte. Wenigstens das. Immerhin.
Schluck es einfach runter und sei dankbar. VERDAMMT NOCHMAL!

Obwohl ich wusste, dass das so nicht richtig ist, spielte ich das Spiel mit. Niemand mag große Gefühlsausbrüche, die eventuell auch noch für alle Beteiligten unangenehm sind. Niemand mag es, wenn man Dinge anspricht. Niemand möchte, dass Dinge einfordert werden. Dinge, die einem eigentlich zustehen und die normal sein sollten. Das ist also ein Muster. Ein Muster, das man lernt. Ein Muster, das man so annimmt und welches man irgendwann in Perfektion lebt. Herunterschlucken. Lächeln. Geradeaus laufen.
In mir drin aber, in mir drin hat es gearbeitet. Das hat sich nie eingestellt. All die Ängste, all die Enttäuschungen, ja, auch die Wut – die war da drin. Ich hab innerlich geweint. Hab innerlich geschrien, und ich hab getobt. Aber raus, raus ließ ich das nie. Denn ich wollte ja die Anerkennung, wollte die Liebe, ein „Du bist toll!“, ein „Ich hab dich lieb!“ oder ein „Ich bin stolz auf dich, du machst das klasse!“. Ich schluckte also und hoffte. Hoffte auf diese oder ähnliche Worte. Hoffte auf einen Anruf. Hoffte auf eine Nachricht. Hoffte darauf, dass da jemand einfach mal vor meiner Tür steht. Mich in den Arm nimmt. Nichts. Stattdessen schwamm ich. Lief hinterher. Versuchte. Machte. Tat. Kämpfte um diese Liebe und um diese Anerkennung, die ich so sehr wollte. Die ich brauchte. Dachte ich. Heute kämpfe ich nicht mehr. Es ist vorbei. Ich habe losgelassen.

Ich bin gewachsen. Auch über mich hinaus.
Ich habe gelernt, dass ich gut bin. Dass ich gut genug bin.
Dass ich mich weder verstellen noch „betteln“ muss.
Muss ich nicht. Ich bin richtig. Ich bin wertvoll.

Dieser Prozess, all das zu verstehen, brauchte lange. Ich lasse Enttäuschung zu. Lasse Wut zu. Ich lasse meine Gefühle zu.

Mein Kopf ist freier, mein Herz so viel reiner.
Kein Kloß mehr im Hals.
Kein Stein im Magen.
Keine Wolke im Kopf.

Ich spreche Gefühle aus. Forme sie in Worte. Ich spreche darüber, was mich bewegt. Ich sage es, wenn sich etwas für mich nicht richtig anfühlt. Ich fordere das ein, was mir zusteht. Ich mache keinen Hehl mehr daraus. Ich bin ich. Ich bin es (mir) wert. Ich muss mich nicht verstellen. Und ich will nichts herunterschlucken. Allem voran das: ICH WILL ES NICHT (mehr)!
Und ich tue es auch nicht mehr. Ich habe einen geraden Rücken bekommen. Ich stehe für mich und meine Kinder, stehe für Freunde und andere Menschen ein – wenn ich denke, es ist gerade richtig und wichtig. Vor allem stehe ich für mich ein. Ich kämpfe für mich und die Achtung meiner Gefühle. Ich lächle nicht mehr und weine innerlich.

„Ich finde das aber nicht richtig…!“,
„Ich wünsche mir aber, dass wir darüber sprechen…“.

Das hab ich in der Vergangenheit immer häufiger getan. Dinge angesprochen. Ungeachtet der Gefahr, dass es unangenehm werden könnte. Oder dass ich danach vielleicht sogar etwas verliere. Einen Menschen in meinem Leben. Dass ich meinen Weg dann vielleicht allein weiter gehen muss. Die Zeit hat gezeigt: Ja, muss ich. Leider. Obwohl, „leider und gut so“ in einem. Ich bin aus meiner alten Haut herausgewachsen. Bin über mich hinausgewachsen. Und ich habe für mich beschlossen, dass ich nicht lächeln und schweigen muss. Dass ich das auch gar nicht möchte. Dass ich nicht jeden kleinen, vertröstenden Brocken, den man mir hinwirft, schlucken muss. Dass es weder gesund ist, noch macht es (mich) glücklich.

Einen heißen Minztee halte ich in meinen Händen und blicke aus dem Fenster, als ich etwas sage, was ich so vorher noch nie laut ausgesprochen haben.

„Ich war noch nie so glücklich, wusste noch nie so sicher und genau, was ich eigentlich möchte und erwarte – und obwohl es mir damit so gut geht wie nie, bin ich im Verhältnis ganz schön „allein“. Die Anzahl der Menschen, mit denen ich gemeinsam durchs Leben gehe, ist ganz schön ausgedünnt. Ich habe sie ausgedünnt. Es sind nicht mehr viele Menschen, ich kann sie an zwei Händen abzählen, aber dafür sind es die Menschen, die mir am Herz liegen. Denen ich aufrichtig am Herzen liege. Mehr brauche und möchte ich gar nicht!“

Ich hab mich also befreit. Ich hab mich frei gemacht. Gelöst aus diesem Korsett. Gelöst aus den Mustern.
Sicherlich, das tut auch mal weh. Manchmal schmerzt es auch verdammt doll. Es ist nicht schön und es ist auch nicht leicht, die „rosarote“ Brille abzunehmen und zu begreifen. Zu sehen, dass man manche Menschen in seinem Leben romantisiert hat, ja, gar auf einen Sockel gestellt. Die Brille ist weg, die Wahrheit ist da. Ich sehe sie und ich nehme sie an. Ich sage nicht auf Wiedersehen, ich sage nicht Tschüß – aber ich sage immer häufiger: Ich schlucke nicht mehr hinunter.

Eine Beziehung. Das ist Teamarbeit.
Das ist ein mit- und ein füreinander. Kein „ich nehme und du gibst“.
Das ist, als würden zwei Menschen eine furchtbar kostbare Vase von sehr hohem Wert halten und tragen. Jeder auf einer Seite. Man muss diese Vase mit aller Sorgfalt halten. Man muss sie hegen und pflegen und Acht auf sie geben. Denn nur eine kleine Unachtsamkeit, und sie kann einen Sprung davontragen.
Und hat sie erstmal einen Sprung, dann ist sie beschädigt. Dann ist sie kaputt. Dann ist es schwer, diesen „Sprung“ wieder zu kitten. Das ist ein Balanceakt.
Es braucht Achtsamkeit und ein Bewusstsein dafür. Wertschätzung. Nicht mehr, nicht weniger. Und genau so ist es im Leben mit zwischenmenschlichen Beziehungen. Es braucht Wertschätzung. Es braucht Achtsamkeit und vor allem bedarf es Arbeit.

 

„Wer nicht in die Welt zu passen scheint, 
der ist immer nahe dran, sich selbst zu finden!“

Hermann Hesse

 

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Foto von Sophie Biebl

 

 

Von Elternschaft und Galgenhumor
– oder aber: Einfach mal raus aus dem Chaos-Haus!

„Ganz ehrlich, ich könnte schon wieder… Einfach mal flüchten, einfach mal raus aus dem Chaos-Haus!“, sagt sie. 
Momente, die wir (vermutlich) alle kennen. 

Gestern treffe ich eine Freundin auf dem Markt. Zufällig, wie eigentlich immer. Sie steht an dem Bauern-Marktstand, ihr Baby im Arm. Sie schaut blendet aus, denke ich noch. Schon so lange sprechen wir darüber, uns auch mal über den Markt hinaus zu treffen. Vielleicht auf einen Kaffee, einen Spazierglas oder ein Glas Wein (haha, irgendwann dann mal oder träum weiter, Janina!). Klappt aber nie. Weil das Leben dazwischen kommt. Wir haben beide kleine Kinder und irgendwie immer die Hände voll.

„Also ich könnte schon wieder… Manchmal denk ich mir echt, einfach mal raus! Also gestern….“ und ich muss lachen. Wir lachen beide. Wir lachen hart. Denn ich weiß genau was sie meint. Erst vor kurzem saß ich allein im Auto. Weil es mir zu bunt wurde Zuhause. Weil ich dachte, jetzt raus, sonst explodiere ich. Und so stieg ich kurzerhand ins Auto und ging allein einkaufen. Auf dem Weg zum Supermarkt drehte ich die Musik so laut auf, dass die Boxen unseres Familienautos kratzen. Tja, die Zeiten sind vorbei. Selbst die Boxen sind auf Familie ausgelegt. Bums war gestern – dachte ich mir noch. Als ich auf den Schnellweg fahre, kommt mir der Gedanke:

„Was, wenn du jetzt einfach Gas gibst (haha, bei maximal 130 ist bei der Kiste eh Schluss) und nicht mehr anhältst. Wenn du einfach immer immer immer weiter geradeaus fährst. Wenn du dann vielleicht in Süditalien strandest. Die Sonne scheint. Das Meer rauscht. Hach ja!“.

Ja, was wäre wenn. Einfach mal Gas geben. Einfach mal laufen, ohne Ziel, einen Fuß vor den anderen. Immer weiter und weiter. Weg vom Alltagschaos. Weg von schlaflosen Nächten. Weg von Zankereien unter den Kindern. Vor dem niemals endenden Wäschebergen. Dem Haushalt. Dem zigsten nervigsten Elternabend, vor dem du dir am liebsten noch einen antrinken möchtest. Reißaus nehmen. Nicht in echt. Aber für den Moment in Gedanken.

Wir stehen noch immer am Marktstand und warten darauf, dass wir rankommen. Wir machen unsere Witze – Galgenhumor. Hinter uns ein Mann, gleiches Alter. Auch er fängt an zu lachen und stimmt ein. Eltern. Wir alle sind Eltern. Und wir alle sind im Club, sitzen im gleichen Boot, haben mit den gleichen Herausforderungen zu kämpfen, erleben ähnliche Dinge. Und es hilft, sich dem bewusst zu sein. Gemeinsam zu lachen. Über dieses verrückte Leben als Mutter oder Vater.

„Gestern dachte ich echt, einfach mal raus…“, sagt sie. Und ich erwidere, dass ich heute noch ins Büro gehe.Zum arbeiten.
Ich zwinkere ihr zu. Aber weißt du was, eigentlich ist das Kurzurlaub. Ein wenig in Ruhe arbeiten, ja, diese himmlische Ruhe, ein paar nette Gespräche, Austausch mit erwachsenen Menschen fernab von Kinderthemen  und Kaffee. Mengen an Kaffee.
Gegen Nachmittag fahre ich dann wirklich ins Büro und sitze an meinem Tisch. Ich starre in den Raum, esse in Ruhe (warm!!) zu Mittag, habe einen heißen (!!) Kaffee und freue mich. Bäääm. So ändern sich die Zeiten. Das ist meine Art von Alltagsurlaub. Einfach mal den Kopf frei haben, um in aller Ruhe (das Wort ist Programm) ein wenig an Ideen zu feilen, mich auszutauschen und zu schreiben. In eben diesem Moment denk ich an meine Freundin, mache ein Foto von meinem Ausblick und verlinke sie. Ihre Antwort: „Sind das da hinten Schaukeln?“. „Ja, das sind Schaukeln. Wir haben auch ne ziemlich bequeme Couch hier!!“, antworte ich. „Ich glaub, ich kündige meine Mitgliedschaft im Fitnessstudio und miete mich da mit ein!“, ploppt es auf. Ich schmunzle. In Gedanken stoße ich mit ihr auf ein Glas Wein an. Gespräche unter Eltern. Unter Verbündeten. Und manchmal, manchmal verlässt man in Gedanken das Schiff und flüchtet kurz. Sei es dann, wenn man im Auto die Musik so laut wie nur möglich aufdreht, auf der Bank am Sandkasten sitzt und mit anderen Eltern Galgenhumor lebt oder sich wirklich mal eine kleine Auszeit nimmt.

Einfach mal raus aus dem Familienchaos. Weil wir alle in einem Boot sitzen. Weil wir sie kennen, diese Momente, an denen man denkt „wo bin ich hier eigentlich gelandet!“. Es mit Humor nehmen und wenn der Humor mal im Keller ist und weint, wirklich mal einfach raus. Und wenn es nur fünf Minuten sind oder es die Toilette ist. Einatmen, ausatmen, von vorn. Manchmal, da braucht es einfach ein wenig Galgenhumor!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gestern treffe ich meine Freundin auf dem Markt. Zufällig. Alles wie immer, denn eigentlich laufen wir uns immer nur dort über den Weg. Obwohl wir immer auch darüber sprechen, uns über den Markt hinaus zu treffen. Auf eine Tasse Kaffee, einen Spaziergang oder eine Glas Wein. Klappt aber nie. Aus Gründen. Wegen dem Leben eben. Und dem Alltagswahnsinn – der überall so herrscht.
Gestern also treffe ich sie wieder. Wie jeden Freitag. An meinem Bauernstand. Sie hat ihr Baby auf dem Arm, ich meines im Buggy, sie erzählt mir, dass sie gerade zum zweiten Mal ansteht – weil sie beim ersten Mal die Hälfte vergessen hat. Ich schmunzle innerlich, „Kenn ich“ – schießt es mir durch den Kopf. Sie wirkt müde. Ich bin müde. Wir machen unsere Späße, unterhalten uns, lassen uns ein wenig über das „Mom Life“ aus. Alles mit einem zwinkernden Auge und einer großen Portion Humor. Ihr kennt das. Aber in jedem Witz steckt eben auch ein Fünkchen Wahrheit. Sie erzählt mir von ihrem gestrigen Tag. So ein typischer Tag zum abhaken. So einer, der halt weg kann – auf direktem Wege in die Tonne. Auch das kennen wir alle. Oder?! Wir lachen. Wir lachen hart.

 

 

 

So machen Sie aus ihrem Kind einen Boss
– oder besser nicht!

 

„So machen Sie aus Ihrem Kind einen Boss“
und weiter „Mutter von YouTube-Chefin gibt Erziehungs-Tipps“
– lautet die Schlagzeile einer bekannten Zeitung mit vier Buchstaben. 

Als ich diesen Auszug in meinem Feed bei Instagram sehe, halte ich das Bild an und lese die Schlagzeile nochmal.
„So machen Sie aus Ihrem Kind einen Boss“. Aha. Irgendwie bereitet mir dieser eine Satz Unbehagen. Denn, möchte ich mein Kind zu einem „Boss“ machen. Ist das meine Aufgabe. Finde ich das überhaupt gut. Und vor allem: Wie würde mein Kind das finden. 

Ich hole jetzt mal weiter aus. Ein kleiner Schwank samt Umweg aus meinem Leben.
Meine Kindheit war Kindheit. Ich war eigentlich immer draußen. Schlechtes Wetter gab es nicht, nur nicht passende Kleidung. Ihr kennt das. Und wenn ich nicht draußen war, dann lag ich mit einem Buch irgendwo herum (oder ich schaute bei Oma und Opa heimlich das A-Team, McGyver oder sonst irgendwas, was das Nachmittagsprogramm an so richtig trüben Tagen hergab). Und sonst war ich irgendwie immer draußen. Draußen im Garten, draußen auf dem Bolzplatz, draußen im Feld oder im Wald. Immer mit einem Groschen in der Tasche, so für den Notfall, falls ich mal telefonieren müsste. Und mit der Ansage im Gepäck: „Wenn die Laternen angehen, kommst du Heim!“. Punkt.
Ja, ich würde sagen, das war Kindheit. Nix da musikalische Früherziehung. Nix da Ballett. Nix da Lernpläne und noch straffere Tagespläne. Ich hab Judo gemacht. Und ich war viele Jahre in der Jugendfeuerwehr. Und sonst wurde ich dazu angehalten, meine Hausaufgaben gewissenhaft zu machen – inklusive Nachbereitung. Und das wars dann. Das wars an meinen Pflichten. Niemand hat mich gedrängt, niemand hat mich durchgetaktet. Und erst Recht wollte mich niemand zum „Boss“ machen. Stattdessen hörte ich dann später immer wieder {und dann immer häufiger}: Such dir einen SOLIDEN Job. Etwas sicheres. Etwas mit Zukunft. Mach was vernünftiges – werd Bankkauffrau. Wie das halt damals so war. Mit dem Hintergedanken, ein ganzes Leben auch sicher in diesem einem Lehrbetrieb zu bleiben. So war das nämlich damals noch. Meine Großeltern waren der Meinung, ein sicherer (sehr sehr langfristiger) Job, ist ein guter Job. 

Niemand, weder meine Eltern noch meine Großeltern, sagten: Also aus dir muss mal ein Chef werden. Aus dir wird mal was Besonderes. Ne. Stattdessen bekam ich zwei der legendären Eltern-Sätze immer wieder zu Ohren.
„Ohne Fleiß kein Preis“ und noch besser, mein Liebling (und dabei muss ich müde lächeln):
„Lehrjahre sind keine Herrenjahre“. Ach ja, und dann kam auf diesen hübschen Satz auch direkt immer noch ein anderer, wie aus der Pistole geschossen: „Was man anfängt, bringt man zu Ende“.
Ansage Ende. So war das. 

Ich schaute mich also um. Eine Ausbildung sollte es sein. Denn so haben es, abgesehen von meinem Vater, der studiert hatte, alle in meiner Familie getan. Erst einmal eine Ausbildung. Was Gescheites lernen. Geld verdienen. Ich war mir bezüglich meiner Berufswahl sehr unsicher. Ich schaute mir so einiges an, bewarb mich auf zig Stellen und bekam auch fast überall eine Zusage. Von Köchin über Einzelhandel über Industriekauffrauu und BüKom war alles dabei. Mein Vater sagte damals, schreib so viele Bewerbungen wie nur möglich – das übt. Geh zu so vielen Bewerbungsgesprächen, wie du nur kannst – du wirst aus jedem etwas mitnehmen. Und das tat ich. Damals, was waren das noch für Zeiten, als ich jedes Bewerbungsanschreiben auf Büttenpapier und mit Füller per Hand schrieb. Letztendlich, besuchte ich noch ein letztes Vorstellungsgespräch. Lust hatte ich dazu eigentlich keine mehr, denn ich hatte mich schon (für einen Ausbildungsbetrieb) entschieden. Aber öffentlicher Dienst, naja, ihr wisst, meine Familie war aus dem Häuschen. Weil, DAS könnte der Job sein, der mich MEIN LEBEN LANG begleitet… Ich ging also hin, in Freizeitkleidung und gab mich unverstellt (weil ich die Stelle eh nicht sonderlich wollte…) und bekam sie, die Stelle. Drei Jahre später war ich fertig. Weil: Was man anfängt, bringt man zu Ende. Und weil: Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Hach ja. Irgendwann nach der Ausbildung kam die Frage auf in Sachen Fortbildung. Wollt ich nicht. Auch nicht mit der Aussicht auf irgendwas… 

Ok, ich überspringe jetzt ein wenig. Einen Großteil der weiteren Geschichte kennt ihr eh. Ich bekam Anni, ich war mit ihr Zuhause und begann dann, mich beruflich auszuprobieren. Weil ich immer noch nicht wusste, wohin die Reise jobtechnisch gehen sollte. Also arbeitete ich nach dem Ausschlussprinzip. Ich probierte so ziemlich alles aus. Und nur wenige Jobs gefielen mir. Also machte ich dann immer kurzen Prozess: Next! 

Und dann kam der Zeitpunkt, wo sich bei mir was veränderte. Ich wollte doch studieren. Nachhaltig beeindruckt hat mich da meine damalige Chefin. Eine Juristin. Knallhart, emanzipiert, klug für zehn und eine Frau, die die Ärmel hochkrempelte. Kurzum: Für mich lange ein ganz großes Vorbild. Und so schrieb ich mich ein. Jura. Der erste Tag, die Begrüßung mit den Worten:

„Sie sind Deutschlands zukünftige Elite! Sie werden Führungspositionen besetzen!“
Plus noch ein paar weitere sehr klischeehafte Parolen. So oder sehr sehr ähnlich waren die Worte des Dekans an diesem Tag. Und ich saß da und war mir meiner Sache plötzlich doch nicht mehr ganz so sicher. Elite? Führungspositionen? Ich hatte nie groß (oder bewusst) drüber nachgedacht, aber beides bin ich nicht und beides möchte ich nicht sein. Ich strebe einfach nicht danach. Und das war der Moment, wo mir das das erste Mal bewusst wurde. 

Ich strebe nicht danach, ein Boss zu sein.
Ich bin weder Elite (noch möchte ich das sein), noch möchte ich Führungspositionen besetzen. 

Das bin ich nicht, das liegt mir nicht, das möchte ich einfach nicht. Das können andere sogar viel besser. 

Sicherlich, es gibt sie, die Menschen, die da total geeignet sind und darin aufgehen. Die extrem gut sind in ihrem Job und die gut führen können. Die mitreißen. Die taff sind. Beeindruckend. Überdurchschnittlich smart, engagiert, geradlinig, aufgeräumt und was weiß ich sind. Menschen, die es schaffen, Verantwortung für gleich viele andere Menschen zu tragen – als Vorgesetzter. Wahnsinn, ja. Bewundernswert. Find ich immer wieder beeindruckend, wenn ich jemanden kennenlernen darf, der genau so tickt. Und der das kann. So ganz anders als ich eben. Es gibt einfach Menschen, die können gut „anführen“ bzw. „führen“ und es gibt Menschen wie mich, die können das nicht. Oder wollen es nicht. Und das ist ok so. Das ist gut so.

„Es kann nicht nur Häuptlinge geben,
es braucht auch (glückliche) Indianer!“, 

Las ich als Antwort auf die Schlagzeile der Zeitung mit den vier Buchstaben. Und ich denke, das trifft es ziemlich gut. Es kann nicht nur Häuptlinge geben. Es kann nicht jeder ein Boss sein. Und es will auch nicht jeder einer sein.

Und ich möchte aus meinen Kindern keinen Boss machen. Das steht mir gar nicht zu. Das ist nicht meine Aufgabe als Mutter.
Stattdessen möchte ich sie einfach bestärken – In ihrer Entwicklung, in ihrem Werdegang. Egal wie der ausschauen mag. Sie sollen einfach sie selbst sein können. Sie sollen glücklich sein. Ach später, mit ihrer Jobwahl. 

Dann gibt es da immer noch einen Satz, den lese und höre ich in Bezug auf Kinder immer häufiger: „Du kannst alles erreichen“.

Und auch hier muss ich leider ein kleiner Elefant im Porzellanladen sein. Denn nein, leider können wir alle auch nicht alles erreichen. Wir können immer unser Bestes geben (und das sollten wir auch tun, egal wann und egal wo), aber es ist schlechtweg nicht alles möglich und machbar. Es gibt immer Grenzen – egal welcher Natur. Und auch das ist ok (und ganz normal). 

„So machen Sie aus Ihrem Kind einen Boss!“. 

Ich sage: „Lassen Sie es sein, tun Sie es nicht, versuchen Sie es erst gar nicht!“.
Denn wer möchte das denn schon für sein Kind? Stattdessen sollten wir Sie Kind sein lassen. Fördern? Ja, sicherlich – in einem gesunden Maße. Unterstützen? Immer! Bestärken? Ja, auch das unbedingt. Aber alles andere entwickelt sich von ganz allein. Wenn wir da sind. Wenn wir Sicherheit schenken. Wenn wir offen sind, aufmerksam und ihnen zuhören. Sie bestärken. Und irgendwann wird sich zeigen, wo unsere Kinder hingehören. Es wird deutlich werden, welche Talente sie haben, welche Stärken und welche Schwächen. Und sie werden ihren Weg gehen. Von ganz allein und mit aller Selbstverständlichkeit. 

 

 

 

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UNGLEICH GLEICH
– WEIL WIR WIR SIND!

Irgendwie waren wir schon immer „ungleich gleich“. Denke ich an meine Kindheit zurück, sind da all diese Erinnerungen an meine „bunten“ Eltern, die so gar keiner Norm entsprachen. Die schon immer anders waren und ihr Ding machten. Ich wurde groß in einer kunterbunten Wohnung und ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, dass unsere Wohnzimmer- wand ein riesengroßes Playboy-Cover war. Meine Eltern mit ihren Jutebeuteln, wohlgemerkt schon in den 80ern und 90ern, mit ihren Frosch-Produkten (die damals noch so gar nicht hip waren) und den abgefahrenen Outfits. Kurzgefasst: Meine Eltern waren alles, aber nicht„normal“. Normal im Sinne von: Nicht, wie andere Eltern. Sie waren nicht die Spießer, wie man sie sich vorstellte. Sie waren sogar ganz weit davon entfernt. Meine Kindheit hab ich auf dem Motorrad oder im Beiwagen verbracht, im heißgeliebten uralten Käfer meines Vaters, ich hatte Steghosen mit Hahnentrittmuster und Leder-Stiefel an, seltsame Sport-Blousons und natürlich hat auch der typische 80er-Jahre Vokuhila-Schnitt nicht gefehlt. Vermutlich waren meine Eltern in den Augen anderer „seltsame Paradiesvögel“. Weil sie, so schien es sicherlichfür Außenstehende, immer aus der Norm fielen und aus der Reihe tanzten. Einfach anders waren. Nicht genormt, nicht immer folgsam. Sie haben immer ihr Ding gemacht, haben kritisch hinterfragt und waren eben auch nicht immer der Meinung der Masse. Ganz im Gegenteil. Niemals vergessen, wie auf dem Auto meiner Mama in Neonfarben (unter anderem) das Peace-Zeichen prankte. Für mich war all das normal. Es war mein Leben und es waren meine Eltern. Die zwar bunt und anders und für manche vielleicht schräg waren, für mich aber eben meine Eltern – die sich, wie alle anderen Eltern auch, bemüht und gesorgt und engagiert haben. Sie haben sich dieselben Gedanken gemacht, haben sich mit den gleichen Themen auseinandergesetzt. Sie waren also ungleich gleich!

Für mich war in jedem Fall immer klar: „Wenn ich groß bin, dann möchte ich mal Spießer werden!“. Mit weniger bunt. Mit weniger laut. Mit weniger aus der Reihe tanzen. Mit weißenKniestrümpfen, Lackschuhen und adrettem Haar.

Ja, und jetzt bin ich fast 37 Jahre alt und Mutter von bald vier Kindern. Und auch wenn ich optisch meinem damaligen Lebensziel Spießer doch sehr nah komme, so würde ich fast behaupten: Spießer? Ne, nicht so wirklich. Eher Typ Wundertüte mit Überraschungseffekt. Denn irgendwie hab ich doch ne bunte Mischung für mich mitgenommen. Ich bin geprägt. Und dann kam auch noch das Leben ins Spiel. Wir alle kennen es: Es kommt immer anders als man denkt. Mit nicht einmal 40 Jahren hab ich einen Lebenslauf, der einer ADAC Straßenkarte gleicht. Alles andere als geradlinig. Ich bin auf dem direkten Weg ins Abenteuer Großfamilie (dabei konnte ich mir das lange überhaupt nicht vorstellen) und lebe Patchwork. Undgrundsätzlich fahre ich mit meiner Einstellung „Bleib deiner Linie treu und mach dein eigenesDing!“ sehr gut. Für viele Menschen passen wir auch irgendwie nicht so richtig ins Konzept.Aber das ist ok. Denn irgendwie sind wir bzw. bin ich auch ungleich gleich. Als Mama habe ich die gleichen Gedanken, Freuden, Nöte und Sorgen wie alle anderen Mütter. Aber dennoch fahre ich immer meine ganz eigene Linie, bleibe mir treu und vertraue auf mein Bauchgefühl, vertraue auf meine Instinkte und lebe die Werte, die mir wichtig sind. In allen Bereichen des Lebens. In Sachen Kindererziehung. In Sachen Lebensführung. In Sachen Glück. Und in Sachen Gesundheit.

 

Ungleich gleich
– weil wir bunt sind und das so gut ist!

Egal wie bunt und unterschiedlich wir sind und egal wie sehr sich unsere Lebensweisen unterscheiden, so sind wir uns doch in vielen Dingen auch sehr ähnlich oder gar einig. Gerade wir Eltern. Denn: Wir möchten das Beste für unser/e Kind/er. In jeder Hinsicht – allem voran aber auch in Sachen Gesundheit.

Ich bin unheimlich froh, dass wir hierzulande gesundheitlich so gut versorgt sind und unsere Kinder dank der regelmäßigen U-Untersuchungen durch den Kinder- bzw. Hausarztgesundheitlich und in ihrer Entwicklung „betrachtet“ und begleitet werden.

Außerdem sind alle meine Kinder (sowie auch ich) nach Empfehlung der STIKO (Ständige Impf-kommission) geimpft. Und zwar ohne Ausnahme. Weil ich möchte, dass sie geschützt sind vor Krankheiten und Infektionen, vor denen man sich bzw., ich sie (als Mama, in diesem Falle) schützen kann. Mit dem vollständigen Impfschutz schütze ich aber nicht nur meine eigenen Kinder und mich, ich schütze vor allem auch Menschen, die aus welchen Gründen auch immer (ein möglicher Immundefekt oder kleine Babys, die noch zu jung für die Impfung sind) (noch) nicht geimpft und damit eben schutzlos sind.

 

Ungleich gleich

 

Wusstest du, dass ein Neugeborenes noch etwa sechs Wochen nach der Geburt einengewissen „Nestschutz“ genießt und durch die Antikörper der Mutter geschützt ist? Dassdieser Schutz dann aber nachlässt, weshalb gerade Babys und Kleinkinder dann besonders gefährdet sind? Impfungen können Kinder eben vor genau dieser Gefahr schützen und das Immunsystem unterstützen. Ein vollständiger und dauerhafter Schutz ist allerdings nur dann gegeben, wenn zeitgerecht und vollständig geimpft wird. Sprich dann, wenn das Kind alle vorgesehenen Impfdosen erhält.

Aus all diesen Gründen sind meine Kinder, nachdem ich mich viel in das Thema eingelesenund damit auseinandergesetzt habe, „durchgeimpft“. Und zwar nach empfohlenem Zeitplan. So sollten innerhalb der ersten zwei Lebensjahre unter anderem die Sechsfach- und die Pneumokokken-Impfung unbedingt vollständig erfolgen. Aber auch die Impfung gegen Rotaviren und die MMR-Impfung (Masern, Mumps, Röteln) sollten (meiner Meinung und der Empfehlung der STIKO nach) selbstverständlich sein.

Das Impfen hat überhaupt erst ermöglicht, dass viele Krankheiten hierzulande kaum noch eine Bedrohung darstellen. Denn gewissenhaftes Impfen ist für mich persönlich (und da kann ich an dieser Stelle wirklich nur von meiner persönlichen Meinung zu diesem Thema sprechen) auch meine Pflicht als Teil unserer Gesellschaft. Um nicht nur uns selbst, sondern auch alle anderen zu schützen. Das gibt mir ein Gefühl von Sicherheit.

* Die STIKO (Ständige Impfkommission) ist ein unabhängiges Expertengremium des Robert Koch-Institut, das von der Geschäftsstelle im Fachgebiet Impfprävention koordiniert wird. Jedes Jahr wird von der STIKO eine aktualisierte Impfempfehlung herausgegeben.
Weiter einlesen und informieren kannst du dich hier:
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/impfen_node.html

* Oder auch hier:
www.impfen-info.de
– Dies ist eine Impf-Informationsseite der BzgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung)

Weitere Infos zur Kampagne findest du hier:

https://www.wirfuersimpfen.de/ungleichgleich

 

*Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Pfizer entstanden.

 

 

 

 

 

Heute ist die Welt einer Schwangeren
doch ganz schön kompliziert!

DU UND DEIN BAUCHGEFÜHL
– einfach mal auf Durchzug schalten!

Liebe Janina, sag mal, ist dein Kaffee entkoffeiniert oder trinkst du deinen Kaffee ganz normal weiter? Ist das etwa offenes Eis? Ich bewundere dich ja, dass du da so entspannt bist. Ich habe gelesen, dass man in der Schwangerschaft kein offenes Eis (ich spreche hier von ganz normalen Eis aus der Eisdiele) mehr essen soll. Wie machst du das eigentlich, wenn du auswärts isst – so mit Salat und Obst? Das soll man ja nicht mehr machen, wegen der Gefahr der Toxoplasmose. Und Janina, sag mal, der Géramont (Camembert) ist doch eigentlich tabu, Rohmilch – oder? Aber du isst den? Meinst du, ich kann den auch essen? Weißt du, wie die das im Sushi-Restaurant halten – benutzen die unterschiedliche Bretter bei der Zubereitung? Weil Sushi soll man ja auch nicht während der Schwangerschaft. Und dein Ei, isst du das wirklich so wächsern? Sag mal, traust du dich an Lakritz? Und wie ist das mit Zimt?

Dies ist also meine vierte Schwangerschaft. Und während ich bei Anni noch vollkommen unbedarft an die Sache herangegangen bin und sehr stark auf mein Bauchgefühl vertraut habe, war ich bei Mimi anfangs sehr verunsichert. Warum? Weil ich viel mehr gelesen habe, als damals – 11 Jahre zuvor. Und auch deshalb, weil ich im Social Web unterwegs war. Da, wo wirklich jeder etwas weiß und damit ja irgendwie auch selbsternannter Experte ist. Du darfst dies nicht und du darfst das nicht. Und fängt man erst einmal an Dr. Google zu fragen, ist es eh vorbei. Sprich, der Austausch, der mir damals 2003 in der Schwangerschaft noch gefehlt hat, war mir 2014 dann manchmal zu viel. 2003 hatte ich genau drei Ansprechpartner: Meine Hebamme, meine Eltern und das eine (und damit einzige) Buch über Schwangerschaft, Geburt und die ersten Monate mit Baby (von GU), das ich besaß. Das war es an wegweisendem Einfluss. Ich vertraute auf das, was meine Hebamme mir erzählte und war froh über die bestärkenden, wissenden oder tröstenden Worte meiner Mutter. Reichte mir das nicht, blätterte ich in meinem Buch und las da nochmal zu speziellen Fragen nach. Fertig.

2003 sah die Welt einer Schwangeren noch
vollkommen anders aus!

2014 hingegen war dann alles anders. Vollkommen anders. Ich war schon fünf Jahre im Netz unterwegs und als ich dann mit Mimi schwanger war, immerhin waren zehn Jahre vergangen, war das irgendwie noch einmal wie komplett neu anfangen. So fühlte es sich zumindest an. Alles war aufregend. Alles war neu. Und es hatte sich viel getan. Ich weiß noch, wie ich mich bei Anni in der Schwangerschaft kleidungstechnisch mit einer Hose durch die Schwangerschaft rettete. Nicht etwa, weil ich es toll fand jeden Tag diese eine Hose (oder die eine ausgeleierte Leggins) zu tragen, nein. Es gab einfach kaum mehr Angebot, das bezahlbar war. Es gab H&M, mit seiner winzigen Ecke an Schwangerschaftsmode (5 Hosen, 5 T-Shirts, 5 Pullover und Still-BH’s zur Auswahl – that’s it), die eher praktisch als schön war und dann gab es sehr wenige Modegeschäfte mit sehr hochpreisiger Umstandsmode (die ich mir damals schlichtweg einfach nicht leisten konnte!). Bei Mimi stellte ich fest, die Welt hatte sich weiter gedreht – und das ziemlich schnell. Eine (gefühlt) riesige Auswahl an Umstandsmode, Babyzubehör und Massen an Websites und Foren rund um das Thema Kinderwunsch, Schwangerschaft und Geburt. Und damit eben auch Massen an Informationen und Meinungen, die nahezu ungefiltert auf mich einprasselten. OooooooK. Wahnsinn. Und so kämpfte ich mich durch. Ich las, was ich alles nicht darf (nämlich gar nichts mehr) und stöberte mich durch Foren und Facebook-Gruppen, wo werdende Mütter sich schon fast an den Hals gingen. Ganz schön militant zum Teil – dachte ich bei mir. Und obwohl ich mir vornahm, der Verunsicherung nicht all zu viel Raum zu geben, kam es natürlich doch dazu. Darf ich das jetzt oder darf ich das jetzt nicht?! Ist das gut, ist das schlecht, kann ich das verantworten… Ich geriet so richtig in den Strudel und ließ mich mitreißen. Was war ich zum Teil verunsichert und bei jeder Frage, die sich ergab, fragte ich Dr. Google (und war am Ende noch verunsicherter). Lustigerweise war mein Gyn, der mich schon bei Anni durch die Schwangerschaft begleitet hatte, da viel gelassener (als damals). Sie haben Hunger auf ein wächsernes Ei? Klar, essen sie das ruhig. Gar kein Problem. Wichtig ist nur, dass sie eben auf Frische achten. Sie haben Appetit auf Sushi? Geben sie dem nach, auch das ist ok – sagte er. Also Kommando zurück. Das Einzige, worauf Sie wirklich achten sollten, Frau Westphal: Verzicht auf Rohmilch, Verzicht auf Schweinefleisch (das nicht durch ist) und waschen Sie ihren Salat gewissenhaft. Aha? Ok!

Hör auf dich!

Lernen, auf das eigene Bauchgefühl zu vertrauen. 
Denn das gibt eigentlich immer den richtigen Ton an. 

Letztendlich, um die Geschichte ein wenig abzukürzen, ist es so wichtig, bei sich zu bleiben. Immer – aber auch gerade in dieser aufregenden Zeit der Schwangerschaft. Denn ist man erst einmal schwanger, dann haben sie alle was zu sagen. Frau Müller aus der Drogerie und Onkel Karl-Otto, die Nachbarin, die Freundin der Freundin der Schwägerin und der Notar hinten links an der Ecke. Man ist Freiwild. Freiwild für all die Menschen, die es gut mit einem meinen. Aber Kind, du kannst doch nicht… Doch, kann ich!

Für mich persönlich war es wichtig, zu filtern. Ich musste lernen zu filtern. Denn das konnte ich anfangs nicht. Ich sog alles in mich auf und mit jeder Information, mit jedem Besuch in irgendeiner Online-Mama-Gruppe hatte ich noch mehr Fragezeichen in den Augen. Ich weiß noch, wie angstgesteuert ich zum Teil war. Wie verunsichert. Dann der Ultraschall-Termin, der nicht „gut“ ausfiel und plötzlich hieß es: Da könnte was nicht in Ordnung sein. Der Kopf viel zu groß, der Rumpf zu klein, der Oberschenkelknochen zu kurz. Ich bin fast durchgedreht. Ich stand da und es fühlte sich an, als würde man mir den Boden unter den Füßen nehmen. Meine Mama, immerhin Mutter von fünf Kindern, wusste es besser. Das sind alles Maschinen, das sind Schätzwerte und viel zu oft liegen die mal daneben. Mal ganz abgesehen davon, dass Kinder in Schüben wachsen. „Wir sind ja keine Roboter!“, sagte sie und fuhr mich noch am gleichen Tag am Abend zum Termin beim Spezialisten. Ein Mann, der sein Fach versteht UND menschlich ist und ziemlich ähnliche Worte fand wie meine Mama. „Ja, da sind zwar Abweichungen“, sagte er. „Aber, wir sehen uns in zwei Wochen noch einmal und ich wette mit Ihnen, dann ist da jemand gewachsen und alles schaut wieder so aus, wie es soll!“. Und so war es dann auch. Die Angst blieb trotzdem. Bis zum Schluss.

Es ist toll, dass wir heute Zugriff haben auf so viele Informationen, auf so viel Wissen. Wir können uns zu jeder Zeit zu jedem Thema belesen und informieren, können recherchieren und, wenn man es mag, eben auch austauschen. Dafür gibt es so viele spannende Plattformen. Das ist schön. Denn wir haben die Wahl. Aber, und da ist auch das berühmte kleine aber, das kann eben auch ordentlich verunsichern. Weshalb es so wichtig ist, für sich seinen Weg zu gehen und vor allem auf eines zu hören: Das eigene Bauchgefühl.

Höre auf dich und dein Bauchgefühl und nur auf das!

Wir sind nämlich die besten Expertinnen für uns und unser Baby (egal, ob es nun noch im Bauch ist oder schon auf der Welt). Neben guten Fachärztinnen und Fachärzten sowie Hebamme. Eine gute Hebamme an seiner Seite zu haben ist Gold wert. Und ein guter Gynäkologe ebenso. Ich habe meinen Gynäkologen in der Schwangerschaft mit dem kleinen Jungen sogar gewechselt, weil ich merkte, das passt nicht mehr so gut und bis heute bin ich froh über diesen Wechsel. Weil ich mich jetzt noch so viel besser aufgehoben fühle, ernst genommen vor allem. Wisst ihr, bei Anni habe ich gewisse Dinge gar nicht hinterfragt – so zum Beispiel das CTG. Zwar habe ich bemerkt, dass mein Baby im Bauch bei jedem CTG unruhig wurde, aber das war halt so. Gehört halt dazu… Bei Mimi dann wieder. Immerzu und bei jedem CTG Termin war da Halligalli im Bauch.
„Wozu eigentlich ein CTG, was ist der Mehrwert?“, kam bei mir die Frage auf und siehe da, beim Kleinen schon verzichtete ich darauf. Natürlich wurden regelmäßig bei der Vorsorge (durch die Hebamme oder den Gyn) kurz die Herztöne gecheckt, ja, aber auf das CTG verzichtete ich. Und dieses Mal halte ich es wieder so. Ich spüre mein Kind, ich spüre es zu jeder Zeit – da sind die Kindsbewegungen und dann ist da noch mein Bauchgefühl, meine weibliche Intuition. Ich habe einen verdammt guten Arzt an meiner Seite und eine Hebamme, die fachlich so kompetent und dabei herzlich, emphatisch und engagiert ist – ich könnte nicht in besseren Händen sein. Das stärkt mich. Das bestärkt mich.

Außerdem habe ich mir meinen ganz persönlichen Tribe an Menschen um mich herum geschaffen, die mir gut tun und mit denen ich mich gern austausche. Ich konsumiere auch Informationen aus dem Netz, aber nur sehr ausgewählt und gezielt. Genau so halte ich es mit dem Austausch. Entweder ich habe eine spezielle Frage, formuliere die und bin dankbar über die Antworten und Erfahrungswerte anderer Frauen und Mütter oder aber eben nicht. Ich habe (für mich sehr gut) gelernt, zu filtern. Mir das mitzunehmen, was ich brauche (und suche) und das auszublenden, was nur verunsichern könnte. Denn – wir sind ja auch alle ganz unterschiedlich. Ein Schwangerschaftsverlauf unterscheidet sich oft. Das merke ich jetzt wieder. Vier Schwangerschaften und jede ist so ganz anders.

Ich habe gelernt, auf mich, meinen Körper und auf das in mir wachsende Kind zu vertrauen. Ich vertraue in die Natur. Und damit fahre ich gut. Ich unterhalte mich noch immer sehr gern über Schwangerschaftsverläufe, über Emotionen, über all das. Aber ich selektiere eben. Ich nehme mir nur das mit, was mir gut tut. In ein Mama-Forum (beispielsweise) habe ich nach Mimis Geburt nie wieder reingelesen. Das hat mir vor allem eines geschenkt: Mehr Gelassenheit. Es hat mein Vertrauen in mich und meinen Körper gestärkt.

Und letztendlich ist es so wie eigentlich immer:
Es gibt nie den perfekten Weg. Weil jede von uns ihren eigenen richtigen Weg hat.

 

Liebe im Bauch

 

BABY BUMP UPDATE
Baby Nummer 4

 

Wie weit bin ich?

Lustigerweise hab ich in den letzten Monaten immer mal wieder ein Baby Bump Update geschrieben, habe den Text dann in den Beiträgen eingepflegt und sie dann doch niemals veröffentlicht. Warum auch immer.
Aber heute, heute werde ich diesen Beitrag veröffentlichen. Ganz sicher. Denn heute ist mir danach. Heute fühlt es sich gut und richtig an.

Ich bin jetzt also hochschwanger. Kugelrund – und gefühlt kurz vor Peng. Gar nicht mehr lange und ich halte mein viertes Kind in meinen Armen. Obwohl die Zeit rennt und die Geburt nicht mehr weit ist, so ist das alles doch noch immer sehr surreal und machmal kann ich es selbst noch immer nicht glauben. Ich hab also nicht mehr lange. Und jeden Tag halte ich mich dazu an, diese letzten Meter zu genießen – was mir aber nicht immer gelingt. Die Kinder fordern mich sehr, generell find ich es zu Hause momentan eher wenig entspannt, ich arbeite recht viel und irgendwie fehlt es mir viel zu oft an Ruhe.

 

Hallo Dickbauch, Gewicht?

Mein Bauch ist wieder einmal riesig. Seit Wochen, ach, seit Monaten werde ich gefragt, ob es denn jetzt soweit wäre. Bin ich ja noch aus der Schwangerschaft vom kleinen OhBoy gewöhnt. Nur dieses Mal stört es mich irgendwie nicht, stattdessen habe ich mir in den letzten Monaten immer einen kleinen Spaß daraus gemacht – nach meiner Antwort in die erstaunten Gesichter zu blicken.

Leider hab ich jetzt doch recht viel zugenommen. Ich hatte mit WW so gut abgenommen und wollte es dieses Mal mit dem Gewicht nicht wieder so ausarten lassen. Aber ich lege einfach gern Polster an, wenn ich schwanger bin. Diese Woche war ich beim Gyn und musste auf die Waage, 81 kg hat sie angezeigt. Wie viel ich jetzt letztendlich insgesamt zugenommen habe, weiß ich gerade gar nicht. Vielleicht 11 oder 12 kg? Aber ich merke es arg. Mein Gesicht ist recht rund geworden und an den Armen und Beinen merke ich es auch. Aber was soll’s, ist halt einfach so.

 

Umstandsmode?  

Ich habe mir in den letzten Monaten doch das ein oder andere schöne Teil geholt. Ein paar Teile hab ich auch noch vom Kleinen gefunden und dann eben regulär, aber mit zwei Nummer größer – ging auch. Mir war es dieses Mal wichtig, dass ich mir ein paar hübsche Kleider zulege, um mich wohl und schön zu fühlen.

 

Neuzugänge für das Baby?

Ehrlich? Ich fühle mich fast schlecht, aber es ist eigentlich kaum etwas Neues eingezogen. Ein Nestchen und eine Bettschlange und ein paar ganz ganz wenige Teile. Häubchen, die ich bei Instagram Second-Hand ergattern konnte plus drei oder vier Höschen und drei oder vier Pullover. Mehr nicht. Ein neues Windel-Abo wollte ich für das Baby jetzt noch anlegen und ich hätte gern noch ein kleines Tagesbettchen für das Wohnzimmer. Einfach, damit das Baby tagsüber sicher im Wohnzimmer liegen kann – bei zwei Geschwistern, die hier wild durchs Haus toben, ist mir das sicherer.

 

Habe ich Schwangerschaftsstreifen?  

Oh ja. Ich meine, ich hab eh viele alte Streifen. Allein in der letzten Schwangerschaft hab ich fröhlich Neue gesammelt. Dieses Mal kommen wieder welche dazu. Henry meint, wenn es erstmal gerissen ist, reißt es dann eben einfach weiter. Nun denn, was soll man tun. Ich pflege reichlich, wie in jeder Schwangerschaft. Creme, öle, massiere. Das nimmt das Spannungsgefühl und den Juckreiz, der sich manchmal meldet. Und es tut auch einfach gut.

 

Wie schlafe ich? Schlafverhalten?

Ich habe ewig sehr schlecht geschlafen. In den letzten Tagen schlafe ich verhältnismäßig gut. Teilweise sogar mal etwas länger am Stück. Ich hab immer meine drei Stillkissen (eins hat heute leider die Katze gekillt, fragt nicht), die ich mir dann so hinlege, dass ich eine relativ bequeme Position finden kann.

 

Mein schönster Augenblick der Woche  

Freitag. Am Freitag habe ich den Kaufvertrag für unser neues Mamataxi und Familienauto unterschrieben und ich sage mal so: Von der Euphorie ist bis jetzt nichts verloren gegangen. Ich freue mich einfach so unfassbar doll und nachdem wir ja wirklich wochenlang kein anderes Thema hatten, fällt mir da auch ein riesiger Stein vom Herzen. Edith, so heißt unsere kleine Französin, ist jetzt also Teil unserer Familie – haha. Das fühlt sich richtig gut an. Und ich hoffe, dass wir viele schöne Jahre zusammen haben.


Verspüre ich Kindsbewegungen?

Aber Holla die Waldfee, ja. Da ist jemand wirklich sehr aktiv und viel in Bewegung. Irgendwie erinnert mich das Baby im Bauch sehr an Mimi. Die war auch immer so aktiv und auch gern in der Nacht. Und tatsächlich blieb es dann nach der Geburt ja auch so. Mal schauen, was uns dieses Mal erwartet.

In jedem Fall hat da jemand viel viel Kraft und ich kann dem Bauch wirklich ständig beim Tanzen zuschauen. Immer wieder magisch und wunderschön.

 

Habe ich Heißhungerattacken?

Wie auch schon beim kleinen Jungen: Obst. Ich bin verrückt nach Beeren und Wassermelone. Erdbeeren? Am liebsten jeden Tag. Wassermelone. Sprudelwasser mit frischer Zitrone. Schafskäse (leider auch echt ein Laster). Sowas eben. Und nun ja, zu einem Eis kann ich bei der Hitze auch nicht nein sagen. Obwohl sich das echt noch in Grenzen hält. Ich glaube fast, ich esse von allen Mitbewohnern hier am wenigsten Eis. Was mich selbst immer wieder wundert.

 

Habe ich Abneigungen gegen gewisse Lebensmittel, Gerüche oder ähnliches?

Fleisch geht irgendwie gar nicht. Ich bin nahezu vegetarisch unterwegs. Fisch geht auch nicht. Sonst ist alles wieder wie beim Alten. Auch Wasser mit Sprudel geht wieder. Verrückt, dass sich das bis jetzt in jeder Schwangerschaft wiederholt hat.

Gibt es erste Geburtsanzeichen?

Nein. Gar nicht. Ich spüre Übungswehen, so ganz klassische. Aber sonst geht es mir gut und ich sehe bisher nichts, was auf Geburt hindeutet. Aber wir alle wissen ja auch, dass es das gar nicht muss.

Irgendwelche Symptome?

Ich habe leider, trotz intensivem Training, echt Schmerzen in Sachen Beckenboden. Das macht mich schier wahnsinnig!
Lange Strecken kann ich deshalb gar nicht mehr laufen und länger stehen ist auch nicht mehr drin. Sonst fallen mir so die Klassiker ein: Rücken, dicke Füße, Laune, Kreislauf. Aber so grundsätzlich kann ich mich vermutlich wirklich nicht beklagen. Die externe Hitze bekommt mir nicht ganz so gut, das merke ich dann direkt. Aber auch hier: Muss ich durch.

 


Bauchnabel, rein oder raus?

Bisher ist alles noch an Ort und Stelle.

 

Aktuelle Stimmung?

Durchwachsen. Anders kann ich es nicht sagen und das beschreibt es am besten. Ich bin voller Vorfreude und ich bin auch ganz gespannt auf die erste Zeit mit unserem Baby. Aber ich habe auch Angst. Immer wieder keimt da die Angst auf. Wie wird die Geburt, wie wird es in den ersten Wochen mit drei kleinen Kindern und einem Teenie. Da sind so viele Fragen in meinem Kopf. Eigentlich war es ja fast immer so, dass sich dann alles gefügt hat – so, als wäre es nie anders gewesen. Aber trotzdem ist da diese Sorge. Schaff ich das, mach ich das gut, wie wird es sein.

Irgendwie bin ich momentan auch oft so erschlagen von diesem Weltschmerz, den ich leider viel zu oft verspüre und der oft meine Freude trübt. Ich kann es gar nicht richtig beschreiben, aber da liege ich wach und hänge meinen Gedanken nach und frage mich, wie soll das alles werden, wie wird das alles sein. Ich bin empfänglich für alles, für den Kummer, die Ängste und die Ungerechtigkeit in dieser Welt macht mich traurig, wütend und müde.

 

Ganz liebe Grüße an euch,
Eure Janina

Alle Baby Bump Updates von mir findest du HIER!

 

 

 

Geschwisterrivalität:
Zwischen Geschwisterplüsch
und ziemlich harten Bandagen
– zwischen Liebe und Zank!

Stellt man sich als Mama oder Papa das Leben mit mehr als einem Kind vor, dann kommen da so ganz romantische Gedanken auf – von ganz viel inniger Geschwisterliebe und noch mehr rosarotem Plüsch. Man stellt sich vor, wie schön das alles sein würde und wie sich immer immer immer lieb haben, die Kleinen. Dann sieht man sie vor seinem inneren Auge schon gemeinsam friedlich spielen. Lachend oder kuschelnd. Hach ja, was wird das alles schön.

Und dann kommt sie, BÄÄÄÄÄM, die Realität und zieht dir mir nichts, dir nichts die Schuhe aus. Nichts da Plüsch. Obwohl doch – im Wechsel halt, mal Hü, mal Hott, mal Geschwisterplüsch, mal Zoff. Das aber im so krassen Wechsel, dass selbst das für seine Unbeständigkeit bekannte deutsche Wetter nicht hinterher kommt. Als Eltern von mehreren Kindern befindet man sich also in einem Wechselbad der Gefühle. Von zuckersüßer Geschwisterliebe bis hin zu ganz harten Bandagen – schreibe ich und sehe aus dem Augenwinkel, wie eine Plastik-Schaufel im hohen Bogen weg fliegt. Natürlich untermalt mit lautstarkem Protest. Und für all das braucht es nur einen einzigen Wimpernschlag. Da spielen sie so friedlich zusammen, die große Schwester säuselt ihre liebsten Kosenamen, die sie so für ihren kleinen Bruder auf Lager hat (Ach du mein kleiner Kacka-Po, Mangolini, Süßipups – und mehr), vor sich hin und sie spielen zusammen. Zwischendurch bekommt er noch einen Kuss und einen liebevollen Tätschler. Alles ist so schön. So perfekt. Ich sitze da, schaue zu und mein Herz macht einen Satz: Hach ja, mein Herz schäumt fast über – vor Liebe und Rührseligkeit. Meine zwei Kleinen. Ein Herz und eine Seele. Hach, hach, hach…

Und Zack Booom, plötzlich, wirklich urplötzlich, brät der Eine der Anderen die Schaufel über, diese fängt an zu weinen und lässt das (natürlich nicht!) auf sich sitzen. Da wird plötzlich gerangelt, gezankt, an den Haaren gezogen, geschubst, weggenommen. Drama. Das ganz ganz ganz große Drama. Und ich, ich sitze mittendrin und bin schockiert. Das geht oft so schnell, dass ich gar nicht weiß, wie mir geschieht: Was, wieso, warum, hääääää?! WAS IST DENN HIER LOS?!
Was genau ist jetzt passiert? Und vor allem: Wann? Vor einer Sekunde herrschte doch noch Einigkeit und Frieden. Jetzt aber heißt es: Achtung Ausnahmezustand! Und wiederum weitere fünf Minuten später, das weiß ich jetzt schon, sind wir wieder zurück im Geschwisterplüsch-Modus. Gefolgt von einem weiteren Kampf um das beste Spielzeug, den besten (Sitz-)Platz, den größten Keks oder aber die meiste Aufmerksamkeit. Denn ja, das Buhlen um die elterliche Aufmerksamkeit ist hier schon fast die Königsdisziplin. Hallo Geschwisterrivalität.

Mein persönlicher Höhepunkt ist erreicht, als ich eines Abends, wir befinden uns seit Tagen im Urlaub, das kleine Kind aus dem Auto heben möchte und mit Erschrecken feststelle, dass ihm jemand (vermutlich) eine ganze Packung HubbaBubba ins Haar massiert hat. Da sitzt er, der kleine Junge, seine Haare mit Kaugummi zu einem Einhorn geformt und schaut mich an. Ok, durchatmen. Tür wieder zu und bis zehn, zwanzig, ach Quatsch, bis hundert zählen. Ooooohm.
„Aber Mama, das schaut doch cool aus!“.
Nachdem wir die Haare dann mit viel Zeit, einem langen Bad und noch mehr Bodylotion (Creme) vor dem Kahlschlag retten konnten, die Kids endlich im Bett lagen und wir fix und fertig auf der Terrasse sitzen, platzt es aus mir heraus:

„Wenn ich noch einmal bei Instagram diesen Geschwisterplüsch par excellence sehe, dann fliegt mir der Hut hoch!“,
sage ich zu Henry und der lacht nur trocken.

„Du weißt doch, wie das ist. Alles nur Ausschnitte. Da läuft es in der Regel überall genau so wie hier. Ist halt so. Geschwister eben. Du weißt doch, bei meiner Schwester und mir lief es doch auch nicht anders. Du kennst doch die Stories, dass zum Beispiel auch immer das Eis genau abgewogen werden musste, damit ja keiner zu kurz kommt oder mehr bekommt als der andere …“.
Ja, weiß ich eigentlich auch. Natürlich weiß ich das. Und ich kann mich selbst zu gut an das Leben mit Geschwistern erinnern. Ok, ich war irgendwie immer raus, wenn es grob um Sachen Geschwisterrivalität ging, so wie bei Anni jetzt (die ist auch irgendwie raus bei dem Thema). Aber es gehört halt dazu. Und nun ja,  es ist ja auch ganz klar, dass man die goldenen Momente teilt und nicht die, wo gerade mal wieder Holland in Not ist. Und dennoch, an diesem Tagen ist es vorbei mit meiner Ruhe und Gelassenheit. Nach Tagen, in dem es wirklich besonders extrem war, hab ich gerade ein Tief. Es ist anstrengend. Und ich find es so schade. Denn natürlich würde ich mir auch wünschen, das hier immer Einigkeit herrscht. Das wäre einfach schön. Ist halt aber nicht so. Was eben auch ganz normal ist. Weil es gehört dazu. Grenzen müssen ausgetestet bzw. gesteckt werden,  Und wir kennen es ja auch, einer Meinung ist man auch nicht immer. Kann man gar nicht immer sein.

Geschwisterrivalität
– kannst du halt nichts machen, ist halt so!

Und Geschwisterrivalität ist halt auch einfach ganz normal. Geschwister rivalisieren untereinander. Sie wollen ihren „Platz“ verteidigen. Sie buhlen um die Aufmerksamkeit. Ich habe mal gelesen, dass die Geschwisterrivalität dann besonders ausgeprägt ausfällt, wenn der Altersabstand gering ist. Und der ist hier gering. Außerdem fließen da noch ein paar weitere Faktoren hinein. Wie das Geschlecht, zum Beispiel. Geschwisterkinder mit einem geringen Altersabstand und dem gleichen Geschlecht, leben Geschwisterrivalitäten besonders intensiv aus. Wir als Eltern können nur da sein, können begleiten, können Verständnis zeigen und sprechen. Können auffangen, ganz ganz viel Liebe schenken und damit Sicherheit geben. Und irgendwann dann, ist auch diese Phase zwischen all den Phasen vermutlich vorbei. Denn wie immer: Es ist nur eine Phase!
Und dann hilft das Wissen, trotz all kurzen Kämpfe, lieben sie sich heiß und innig.

 

 

 

Eine Ode an die Toskana

Ich sitze vor diesem Fenster, schaue hinaus und sehe das Grün der Toskana. Ich höre die Tiere von überall her. Vögel, viele viele Vögel – ein ganzes Konzert. Ich höre den leichten Wind und ich rieche den Sommer. Den typischen Duft der Toskana. Ganz still ist es sonst. Keine anderen Geräusche, nur die Natur, die ihr schönstes Lied spielt. Ein Flattern, ein Zirpen, ein Krähen. Aber kein Autolärm, keine Flugzeuge, einfach nichts, das hier nicht her gehört. Und das Blau des Himmels ist so klar, so sanft, so wunderschön. 

Wie jeden Tag hier, in der Früh, wie  so oft am Mittag oder am Abend, wenn der Tag sich verabschiedet – sitze ich vor diesem Fenster und blicke hinaus. Nichts als wunderschöne Natur. Ich schaue der Sonne beim Aufgehen zu und lausche, wie alles erwacht. Ein Naturschauspiel. Etwas, das wir alle zu Hause kaum noch wahrnehmen. Weil es unser Alltag nicht zulässt. Weil wir zu beschäftigt sind. Weil wir den Blick dafür verloren haben. Dabei ist es so wunderschön und verliert nie seinen Zauber. Und es macht glücklich. Es erdet, es schenkt Ruhe und Kraft und Frieden. 

Da sind wir also wieder, zurück in der Toskana. Der Ort, der sich immer direkt gut anfühlt und uns so wahnsinnig glücklich macht. Irgendwie zieht es uns hier jedes Jahr hin. Und die Vorstellung, mal ein Jahr auszusetzen, ist irgendwie keine Option.

Herzukommen, fühlt sich immer auch nach „nach Hause kommen“ an. Ein wenig wie home away home. Dieser Moment, wenn man die Autobahn verlässt und sich das typische Bild der Toskana zeigt. Die vielen schmalen, kurvenreichen Straßen durch die grünen oder (später im Jahr) gelben Hügel – wunderschön!

Hach, du wunderschöne Toskana, du hast mein Herz!

Erst gestern sagte ich zu Henry:

„Es gibt so viele wirklich wunderschöne Orte auf dieser Welt. Orte, wo man staunt vor Schönheit. Die (nachhaltig) beeindrucken. Die reizen. Und dann gibt es aber noch diese paar wenigen Plätze auf dieser Welt, die ganz besonders fesseln und in die man sich förmlich direkt verliebt. Sie sind so anders, so besonders. Sie berühren. So wie dieser Platz hier, wo wir gerade sind, die Toskana. Mit seinem besonderem Licht. Mit dieser Leichtigkeit. Und der Natur.“

Für mich gibt es genau drei Orte, die sich immer direkt irgendwie heimisch, immer gut anfühlen. Wo bei mir direkt ein „Ich komme nach Hause“-Gefühl einsetzt. Verrückt, irgendwie. Aber auch so schön. Denn irgendwas ist da, das mich in seinen Bann zieht. Das mir dieses eine ganz besondere Gefühl schenkt, das Gefühl von „hier bin ich richtig“, „diesem Ort fühle ich mich verbunden“. Ein „ich bin zu Hause“. 

Ich liebe es, zu reisen und neue Orte und Menschen kennenzulernen. Fast immer bin ich begeistert, fast immer beeindruckt und wirklich immer kann ich mir irgendetwas (für mich) mitnehmen. Und doch komme ich auch immer wieder gern Heim, in unser Zuhause. Die Türe aufzuschließen, den vertrauten Duft unserer Familie zu inhalieren – das ist es, was in mir ein Glücksgefühl auslöst. Sicherheit. Liebe. Unser kleiner sicherer Hafen. Nichts ist vergleichbar. Und doch gibt es da eben diese Orte fernab von Zuhause, die ähnliches schaffen. Wo ich ankomme und zack, schon bin ich durchflutet mit dem gleichen (oder einem sehr ähnlichem) Gefühl. Einem Gefühl von Glück und Vertrautheit. Und dem überraschendem Wissen: Ich bin hier richtig! 

Oh Toskana, ich fühle mich hier ein wenig heimisch und gar nicht, als wäre ich zu Gast – im Urlaub. 

Ich liebe die Landschaft. Und ich mag die Menschen, ihre Art zu Leben und dann ist da noch das gute Essen. Und ich weiß schon jetzt, wir werden immer wieder kommen. Bald mit einem Kind mehr. Die Kinder werden wachsen und sich hoffentlich irgendwann daran erinnern, an die wunderschönen (Familien)Urlaube in der Toskana. 

HIER habe ich euch mal
7 GRÜNDE, WARUM MAN DIE TOSKANA LIEBEN MUSS
aufgeschrieben. Plus ein paar Fun Facts. 

 

Foto von Leni Moretti

 

ICH GAB EINFACH AUF UND VERSTUMMTE
– alles in mir tobte,
aber meine Fassade war eisern und blieb still!

„Und, wie fühlst du dich, Janina?“, fragt mich meine liebe Hebamme und lächelt mich an. Ja, wie fühle ich mich – frage ich mich. Ohne groß darüber nachzudenken, antworte ich auch schon. „Ich fühle mich irgendwie nicht wirklich schwanger. Dieses Mal ist alles so anders als sonst. Normalerweise bin ich schwanger und merke es fast sofort. Spüre die Veränderungen. Spannende Brüste, ein Ziehen im Bauch – sowas eben. Sonst fahre ich immer direkt das volle Programm. Aber dieses Mal? Nö, nichts davon…“. Jedes Kind, jede Schwangerschaft ist doch so anders. Verblüffend. Bisher hab ich, vergleichsweise, den bisher kleinsten Bauch für die Schwangerschaftswoche. Das merke ich natürlich. Ich merke auch, dass auch sonst nicht viel anders ist. Nichts spannt, mir ist nicht übel, ich bin nicht groß emotional. Lediglich müde bin ich. Und das war es auch schon. Ist doch eigentlich auch gut so, denke ich. Und weiß eigentlich, dass da noch was ist. Dass da was lauert. Im Dunklen. Tief in mir. Und eigentlich weiß ich es doch nicht. Weil ich eine riesige Schutzmauer aufgebaut habe. Unüberwindbar. Für mich. Weil ich Angst habe vor dem, was dahinter lauert. Und weil ich Angst habe, dass diese Schutzmauer ins Wanken gerät.

Meine Hebamme nimmt sich sehr viel Zeit für unser Gespräch. Generell nimmt sie sich immer enorm viel Zeit, ist aufmerksam, kompetent, eine wirklich tolle Hebamme (für die ich unfassbar dankbar bin). Aber sie hat auch feine Antennen.
Wir sprechen also über die letzten und damit ersten Wochen der Schwangerschaft, über die letzte Geburt, über das was nach der Geburt geschah und plötzlich spüre ich den Knoten in meinem Hals, der mir fast die Luft abschnürt. Vorbei. Heiße Tränen füllen meine Augen und ich versuche stärker zu sein, eisern, versuche, sie zu verdrängen – aber es gelingt mir nicht. Ich spüre die erste Träne, die sich den Weg frei gekämpft hat, auf meiner Wange. Ich möchte nicht schluchzen. Wenigstens das nicht. Keine Schwäche zeigen. Ich denke an diese Mauer, die mich schützen soll. Die zweit Träne, die dritte, die vierte. Heiß und schwer und voller Kummer und Leid.

Und da ist es, das erste große und laute Schluchzen und es ist vorbei, ich verliere die Haltung und sacke in mich zusammen. Ich fühle mich auf einmal schwach. Fühle mich klein. Fühle mich hilflos und als hätte ich versagt, verloren, als wäre da gerade was zerbrochen.

Meine Hebamme spricht mit ruhiger Stimme mit mir. Sie steht auf, stellt sich hinter mich, legt mir ihre Hände auf die Schultern und das gibt mir in diesem Moment Kraft. Denn auch Nähe ist seit der letzten Geburt für mich eher etwas, was mir Angst macht. Was mir schwer fällt, was ich nur mit Überwindung zulassen kann. Aber in diesem Moment fühlen sich diese Hände auf meinen Schultern an wie die Erlösung. Als würden sie mich in dieser Sekunde, in diesem Moment, von so einer schweren Last befreien. Ich weine noch immer. Und die Tränen sind noch immer warm und schwer. Als hätten sie viel zu lange auf diesen Moment warten müssen. Und so sitze ich da und lasse zu. Lasse raus. Versuche nicht mehr, mit angestrengtem geraden Rücken und aufrechtem Haupt dazusitzen. Die Fassade ist gefallen.

Nach einigen Minuten spüre ich, wie die Tränen Platz gemacht haben für Luft. Die Anspannung, die sich da über die letzten knapp 18 Monate angesammelt hat, weicht. Die dicke, schwere Schutzmauer ist zum Teil eingerissen. Mein Schutzschild ist nicht mehr heil. Und ich weiß in dem Moment noch nicht, ob das gut ist – oder schlecht. Meine Hebamme setzt sich wieder neben mich und schaut mich an. Mit ruhigen Worten sagt sie:
„Siehst du, warum sich das dieses Mal so anders anfühlt? Warum du dich nicht schwanger fühlst?“

Ja, ich sehe es. Ich begreife es auch. Schutz. Selbstschutz. Angst zuzulassen, weil da noch so viel Angst ist, die so tief sitzt und nie ganz und vollständig aufgearbeitet wurde. Diese blanke Angst, die ich damals verspürt habe, ist für mich noch heute kaum auszuhalten. Die Angst um mein Kind. Die Sorge, es zu verlieren. Diese erste Woche mit unserem Sohn hat tiefe Wunden hinterlassen. Körperliche, vor allem aber ganz Seelische.
Ich kann mich erinnern, wie ich wie ein Häufchen Elend, wund, voller Schmerzen, voller Angst, kaum in der Lage zu stehen, neben dem Bett meines Babys saß. Immer. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Zusammengefallen. Weinend. Meine Augen rot und müde. Erschöpft. Hatte ich doch eigentlich selbst absolute Bettruhe, aber die Angst trieb mich an. Ich kämpfte dafür, ihn stillen zu dürfen. Wir kämpften (vergeblich) dafür, dass endlich jemand mit uns sprach und uns sagte, was hier gerade passierte. Ich funktionierte wie ein Roboter – und fühlte mich auch wie ein Roboter. Ich wusste, ich muss wie eine Maschine weiter machen. Wie ein Motor. Zuverlässig im gleichen Takt. Aber ich hab auch nicht vergessen, wie hilflos ich mich fühlte. Dass ich am liebsten laut geschrien hätte vor Angst und Hilflosigkeit. Stattdessen war ich stumm. Und weinte still. Es liefen einfach nur die Tränen. Stumme Zeugen meiner Gefühle.

Im ersten halben Jahr habe ich viel über das, was passiert ist, gesprochen. Mit Henry. Zumindest über das, was wir an Informationen hatten. Ich versuchte, es zu begreifen und wollte es verarbeiten. Aber ich konnte niemals nie nur daran denken, dann kamen schon die Tränen und die Hilflosigkeit und das Gefühl nicht gut genug zu sein. Also begann ich, (m)eine Maske aufzulegen. Mich zu schützen. Arbeitete an dieser Mauer in mir. Stein für Stein brauchte es, um sie dick und sicher aufzurichten. Ich lächelte, ich versuchte, den Kopf aufzurichten, gerade zu sitzen, stark zu wirken. ICH. BIN. STARK!

Ich gab einfach auf.
Für mich, so schien es, war das der leichtere Weg.
Und irgendwann, irgendwann ist das Gefühl von dieser Angst so tief vergraben,
so weit weg, dass es vergessen ist.

Das erste Jahr war schwer. Es war auch schwer für uns als Paar. Weil ich irgendwann nicht mehr redete. Ich verstummte. Weil ich die ersten zehn Monate nicht einmal mehr eine Berührung zulassen konnte. Keine einzige. Eine Hand auf meiner Schulter von dem Mann, den ich unfassbar liebe, machte mir Angst und brachte Beklemmung. Eine Umarmung war für mich nur schwer zu ertragen. Ein zarte Berührung im Vorbeigehen, etwas, was ich sonst immer so liebte und schätzte, trieb mir den Angstschweiß hoch. Oft biss ich die Zähne zusammen. Aber viel viel öfter reagierte ich mit Ablehnung. Geh weg. Fass mich nicht an. Mich wegdrehen. Wegsetzen. Komm mir bloß nicht zu nah. Ich hörte auf zu sprechen. Dabei war es immer genau das, was uns so zusammenhielt. Das miteinander sprechen. Ich konnte es nicht mehr und doch fehlte mir im gleichen Moment all das so unfassbar sehr. Mir fehlte die Nähe. Mir fehlten seine Arme, die sonst immer mein Fels waren. Mir fehlte sein vertrauter Duft. Mir fehlte all das so sehr, dass es weh tat.

Als die Hebamme mich an diesem Tag an meiner Haustür kurz umarmt, ihr warmes Lächeln trägt und sich verabschiedet, schließe ich die Tür und setze mich auf die Couch. Es ist still im Haus. Niemand sonst ist da. Nicht Henry, nicht die Kinder. Ich sitze da und bin plötzlich zutiefst erschöpft und müde. Ich spüre meinen Körper plötzlich wieder. Ich weine nochmal. Und obwohl ich weine, obwohl ich so komplett übermannt bin von meinen Gefühlen und all dem, was gerade in mir tobt, spüre ich auch Erleichterung. Da ist ein Funken Licht. Die Mauer ist eingerissen und ich nehme mir an diesem Tag, in dieser Minute vor, all das Geröll wegzuräumen. Stück für Stück, Stein für Stein. Nach vielen Minuten stehe ich auf und hole mein Telefon. Ich rufe Henry an, ich höre seine Stimme und mir laufen die Tränen. Ich kann nicht sprechen, ich sage nichts, ich weine einfach still ins Telefon. Und er, er hört still zu. Gefühlt eine halbe Ewigkeit. An diesem Tag kommt er früher Heim und ich spreche, ich spreche und spreche und spreche und weine und spreche. Ich bin wieder da. Ich bin ein Stückchen wieder die Alte, wieder ein Stück näher an der Janina, die ich eigentlich bin.

 

 

 

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DU BIST GENAU RICHTIG SO!
Weil wir alle nur mit Wasser kochen
– und Instagram nicht der Maßstab ist

Wie oft lese ich bei Instagram:
„Janina, du hast immer so eine Leichtigkeit. Wie machst du das? Ich fühle mich oft schon mit einem / zwei Kind(ern) überfordert. Wie bekommst du das alles unter einen Hut? Und wie schaffst du es, dabei immer so positiv zu bleiben?“

Mich erreichen regelmäßig so herzliche, liebe und wundervolle Nachrichten. Nachrichten, in denen ihr mir schreibt, wie bewundernswert ihr meine Leichtigkeit findet und wie ich es schaffe, mir diese im Alltag zu bewahren. Manchmal schreibt ihr mir und sagt, dass ihr gestresst seid von genau diesem Alltag. Dass es so scheint, als würde er euch auffressen. Dass ihr eben auch mal unzufrieden seid. Überfordert. Gestresst. Genervt. Und wisst ihr was, das bin ich auch. Genau wie ihr. Genau wie du, und du, und du. Mir geht es da (an manchen Tagen) nicht anders.

Sicherlich, ich lebe mein Leben sehr gern. Und ich habe mir schlichtweg antrainiert, mir mein Lächeln zu behalten. Erst einmal immer das Gute zu sehen. Das war aber nicht immer so. Das wisst ihr, denn davon hab ich euch schon einige Male erzählt. Es gab Zeiten, da fühlte ich mich wie in einem Loch. Da war das Gras überall grüner als bei mir. Da war ich immer auf der Suche. Auf der Suche nach Glück. Und gesucht habe ich dieses in Menschen, in Konsum, in Überfluss und in Ablenkung. Nicht verwunderlich, dass ich es nirgends dort finden konnte. Und logisch auch, dass dieser jeweils kleine Rausch niemals lange anhielt. Und so fing ich an, an mir zu arbeiten. Mir gewissen Dingen klar zu werden. Aufzuräumen. Vor meiner eigenen Haustüre, in mir drin. Das war ein langer, ein nicht immer schöner, ein steiniger Weg. Denn er bedeutete, dass ich mir Dinge eingestehen musste. Ich musste mich selbst reflektieren. Und das ist nicht immer besonders schön. Aber letztendlich hat mich all das zu dem gemacht, was ich heute sein kann. Ein zufriedener Mensch. Der eben in vielen Dingen immer das Gute sieht. Der sein Lächeln selten verliert. Vor allem aber: Ich ärgere mich selten über Dinge, die ich nicht ändern kann. Ich mache mir weniger Stress. Und dennoch: Auch ich koche nur mit Wasser. Auch hier herrscht nicht immer eitel Sonnenschein. Es gibt Tage, da bin ich demotiviert. Es gibt Tage, da bin ich genervt und an manchen Tagen, da zeigt sich der Fluchtreflex und ich möchte einfach nur rennen.

Es wird überall nur mit Wasser gekocht!

Es ist nirgends immer leicht. Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Jeder stellt sich an jedem Tag neu den Herausforderungen des Lebens. Sei es in der Familie, im Job, in der Partnerschaft. Rechnungen müssen bezahlt, ein Haushalt möchte geführt werden. Und wisst ihr was – überall türmt sich mal hier, mal da der Wäscheberg. Überall stapelt sich mal dreckiges Geschirr. Und ich wette, auch fast jeder hat irgendwo seine kleine („Schmuddel“)Ecke, wo der Staub sich sammelt. Abgesehen davon: Ja, auch schlechte Tage sind normal und gehören dazu. Manchmal stehe ich auf und fühle mich wie ein Hausdrachen. Schon bevor der Tag gestartet hat, bin ich mit eben diesem durch.

All das ist normal, ihr lieben Frauen (und Männer). Und all das darf auch sein. 

Ich mag all die schimpfenden Texte über diese verrückte App namens Instagram in der Regel nicht. Und deshalb gibt es sowas bei mir auch eigentlich nicht. Denn ich bin gern bei Instagram. Ich mag diese App auf meinem Handy. Ich stöbere gern durch meinen Feed, folge den Menschen, die ich abonniert habe, gern. Lasse mich inspirieren, berieseln und unterhalten.

ABER, und das ist ein aber, was man IMMER im Hinterkopf behalten sollte: Es ist eine kleine Parallelwelt. Eine kleine fiktive Welt, wo jeder sich seinen Account gestalten kann, wie er mag. Sprich: Jeder wird sich so kreieren, wie er sich gern sehen würde! Das sollte man nie vergessen.

Sicherlich, da stecken diese echten Menschen dahinter, wie ich und du, aber in der Regel wird niemand seine schlechtesten Tage zeigen. Niemand wird drauf halten, wenn es mal wieder ausschaut, wie bei Hempels unterm Sofa (nur schlimmer). Niemand wird in die Kamera fluchen und sagen, dass man heute mal alle zum Mond schießen könnte (oder möchte). Dass man sich gezofft (vielleicht sogar angebrüllt) hat. Dass der Job gerade so richtig kacke ist und dass das Elternsein an diesem Tag evtl. mal so gar keinen Spaß gemacht hat. Aber das heißt nicht, dass es all das (all diese Momente, diese Tage) nicht gibt. Dass all das nicht stattfindet.

Ihr schaut da Menschen zu. Echten Menschen. Mit den gleichen Problemen. Auch wenn ihr die aufgeräumtesten Feeds seht, die strahlendsten Frauen, denen vermeintlich alles so so leicht von der Hand geht, so steht dahinter dennoch ein Mensch – ein Mensch, der, wie ich es schon sagte, auch nur mit Wasser kocht und auf den Pott muss. Wenn man sich das immer wieder ins Gedächtnis ruft, dann schaut die Sache schon ganz anders aus.

Du bist dein Glückes Schmied in deinem Feed! 

So halte ich es. Ich bin Herrin meines Feeds und so folge ich nur Accounts, die irgendwas mit mir machen. Was Gutes. Ich folge Menschen und Accounts, die mich inspirieren. Sei es mit Rezepten, Interieur oder gesellschaftskritischen, wichtigen Texten. Ich folge Menschen, die mir sympathisch sind. Oder deren Alltag ich einfach gern sehe. Wo ich mich freue, wenn etwas von ihnen in meinem Feed aufploppt. Accounts, die mir Unbehagen bereiten, die mir nicht gut tun, die ich nicht sonderlich gern sehe (weil sie sonstwas in mir auslösen), denen folge ich nicht. Die sortiere ich aus. Zack, entflolgt. Aber auch das musste ich erst lernen. Das konnte ich anfangs auch nicht so gut. Mir hilft es einfach, dass ich immer weiß – das was ich da zu sehen bekomme, das sind bewusst gewählte Ausschnitte. Momente, Schnipsel – die der Kopf hinter dem Account – gern mit seinen LeserInnen teilt.

Und so ist es bei mir auch. Während ich diesen Text hier schreibe, liegt hinter meinem Laptop auf dem Boden ein Haufen Wäsche, der sich seit Tagen angesammelt hat. Natürlich sind die Kinder durch und haben alles im ganzen Raum verteilt. Und wer lachen mag, hier steht sogar noch ein nicht ausgepackter Handgepäckskoffer von meiner letzten „Reise“. Wenn ich ihn öffne, werde ich vermutlich Dinge finden, die ich seit einiger Zeit suche und vielleicht hab ich Glück und es fällt mir sogar noch as Süßes in die Hand. Wenn ich gleich runter gehe, dann wird die Küche ausschauen wie ein Schlachtfeld, irgendwer wird wie immer seine Schuhe und seine Jacke einfach in den Flur geschmissen haben, und ich werde wie so oft darüber stolpern und laut fluchen. Der olle Pappmüll wird noch immer da stehen, wo er seit Tagen steht. Nämlich im Weg. Und dann gibt es Tage, da sind die Kinder allesamt zu Hause und ich wünsche mir am Mittag schon den Abend herbei. Wenn sie alle hochfahren, wenn man nur noch schlichtet, nur noch hinterher rennt, wenn man viel zu oft ein lautes, eindringliches „Nein, lass das!“ ruft. Im schlechtesten Fall ist man sich dann nicht einmal mehr mit seinem/ seiner ParterIn einig, diskutiert, ärgert sich, zofft sich vielleicht sogar.

Ich sag es euch, es ist normal!
Macht euch da keinen Stress. Ihr seid normal.
Du bist genau richtig!

In den allerwenigsten Haushalten (eher nirgendwo) tänzelt Mutter in einem weißen Spitzen-Leinen-Kleid zu märchenhafter Musik mit Kindern in elfenhaften immerweißen, sauberen Kleidern und perfekt liegenden Haaren in einem geleckten Haushalt mit (immer)sanfter Stimme im Kreis und alles wirkt wie im Wunderland. Ne, echt nicht. Gibt es nicht. Hab ich so noch nie in echt gesehen. Und werde ich so in echt, im wirklichen Leben, vermutlich auch nie sehen. Habt das immer im Hinterkopf.

Viele weitere Gedanken von mir findet ihr HIER!

Foto von pixababy.com

 

MEIN KIND TRÄGT BUNT, NA UND?!
Farben sind für alle da

„Wie kann man sein Kind nur so rumlaufen lassen… Das sieht fürchterlich aus!
Wie aus der Kleiderspende, schade und dann bekommst du noch ein weiteres Kind!“

Ein Kommentar einer Frau, die unter einem meiner Bilder den Kleidungsstil meiner Tochter kritisiert. Weil eben alles an ihr bunt ist. Eine pinke Mütze, eine Strickjacke in Regenbogenfarben und ihr heiß geliebter pinker Paw Patrol – Schal. Eben all ihre Lieblingssachen in nur einem Bild. Sicherlich, ich selbst würde es {heute als erwachsene Frau} so auch nicht tragen. Und ja, die Mütze bereitet mir nahezu jedes Mal einen kleinen Lachanfall – weil sie eben ist wie sie ist, knallbunt (und so gar nicht mein Geschmack). Und da sind wir schon mittendrin, es muss mir auch nicht gefallen. Denn mir ist nur eines wichtig: Meine Kinder sollen sich entfalten können und wenn sie eben meinen „bunt, bunt, bunt sind alle meine Kleider….“, dann sind sie eben bunt. Sehr gern sogar. Trist und grau wird das verdammte Leben noch früh genug. Und wenn ich unsere Gesellschaft so betrachte, wie sie immer mehr verroht, dann sehe ich nicht grau sondern tiefschwarz.

Mein Kind trägt also fast immer bunt. Es trägt bunt, weil es tragen darf, was es möchte. Mein Kind liebt farbenfrohe Kleidung – und auch wenn es vielleicht nicht mein Geschmack ist, so darf es tragen, was es möchte. Weil es sich entfalten soll. Es muss sich entfalten dürfen. Das ist sie doch, die Kindheit. Geprägt von Abenteuer- und Entdeckungslust, bunt, laut, so voller Spiel und Freiheit. Ich möchte meinem kleinen Kind nicht schon in seiner Kindheit die Möglichkeit zur freien Entfaltung rauben. Warum auch?! Ich möchte meine Kinder nicht in Kleidung zwängen, die ihnen nicht gefällt. Ich werde einen Teufel tun und sie in piekfeinen weißen Zwirn zwingen und vor eine Wand stellen, damit auch ja alles für die Menschen im Netz adrett und perfekt wirkt. Ich bin nämlich kein Hochglanz-Magazin. Hier spielt das Leben. Ich bringe meine Kinder morgens gekämmt und sauber in die Kita und wenn ich sie abhole, sind sie fast immer beides nicht mehr. Weder sauber, noch gekämmt. Dann sehen sie aus wie das pure Leben. Schmutzige Wangen, angemalte Hände, wilde Haare, das T-Shirt mit Flecken vom Mittagessen. Man sieht, dass sie den Tag über aktiv waren und Spaß hatten. Und genau so ist es richtig. Der Ernst des Lebens geht schon früh genug los!

Statt meinen Kindern bunte Kleidung zu verbieten, aus Angst, dass es irgendjemanden nicht passen könnte {merkt ihr, wie absurd?}, möchte ich nämlich viel mehr etwas anderes: Glückliche Kinder. Kinder, die sich frei fühlen und ihre Umwelt und sich selbst entdecken können. Vor allem aber möchte ich Kinder, die sich einer Sache ganz sicher sein können: Liebe und Sicherheit. Ich möchte sie bestärken und werde sie in ihrer Entwicklung immer unterstützen. Mein Job ist es, ihnen Liebe zu schenken. Ich begleite sie auf ihrem Weg des Wachsens. Ich lebe ihnen Empathie und Respekt vor und gehe so auch mit ihnen um.

Jeden Tag lege ich am Abend Kleidung heraus. Verschiedene Variationen und ich kann mir sicher sein, Mimi wählt bunt, pink oder Prinzessin (Tüll). Am liebsten alles gemixt. Ja, meine Güte, dann ist das so. Dann steht sie da und sagt, wie schön es ausschaut und ich freue mich, dass sie eben weiß, was sie schön findet und das völlig frei (und unbedarft) ausleben kann.

 

„…und dein armer Junge läuft schon in rosa Sachen rum!“

Oh nein, stimmt. Rosa an einem Jungen. Skandal. Das geht ja auch wirklich gar nicht. Willst du den denn umbringen?!
Wie schrieb mir vor wenigen Monaten erst eine andere Dame:

Du machst den noch schwul und dann wird er dich hassen!

Also von vorn. Eine rosa Strumpfhose an einem kleinen Jungen, gerade einmal ein Jahr alt, triggert {zum Glück nur sehr wenige} erwachsene Frauen im Netz so sehr, dass sie der Meinung sind, ein Junge könnte dadurch schwul werden, ich wäre schuld daran und er würde mich für sein späteres „Schwul sein“ hassen. Da möchte man doch meinen, das wäre ein {ganz schön} schlechter Scherz. April, April. Aber nein, das meinen diese Damen der Schöpfung ernst. Zum Glück wurde ihnen in der Kindheit niemals etwas Blaues angezogen, sonst wären sie wohlmöglich noch lesbisch geworden. Auch hier: Skandal.

Aber jetzt mal ehrlich.

Farben sind für alle da!

Wenn ein kleiner Junge, in diesem Fall meiner, eine rosa Strumpfhose seiner Schwester trägt, sehe ich daran nichts Verwerfliches. Liegt einfach daran, dass gerade keine andere Strumpfhose zur Verfügung stand {hallo Wäscheberge, ich komme kaum hinterher} und die Kinder eben auch Sachen auftragen. Hallo Ersparnis in Sachen Geld und Ressourcen. Aber selbst, wenn unser Junge jetzt größer wird und sich die pinke Mütze seiner großen Schwester wünscht {die er übrigens anhimmelt}, dann wird er die tragen dürfen. Natürlich. Da muss ich nicht überlegen. Was ist eigentlich mit Henry, der auch manchmal ein rosa Hemd trägt?! Oh weh, führe ich eine Scheinehe. Ist der eigentlich auch schwul und führt mit mir nur ein Doppelleben?!

Und wisst ihr, egal, welche sexuelle Orientierung meine Kinder haben oder haben werden, es ist für mich völlig unrelevant. Jede Liebe ist eine Liebe. Die Liebe ist frei! Und ich als Mutter möchte auch nur eines: Glückliche Kinder. Deshalb sind hier heute und später alle Partnerinnen und Partner herzlich willkommen.

Menschen, die so denken, wie die Kommentatorin, die haben {meiner Meinung nach} etwas im Leben grundsätzlich nicht verstanden. Die wissen nicht worum es geht. Was es bedeutet, Kind zu sein und sein zu dürfen. Und vor allem haben sie auch etwas Entscheidendes nicht mitbekommen: Einen offenen Geist und damit ein offenes Weltbild. Aber genau das braucht es für diese Welt, Menschen mit einem offenen Geist und einem warmen Herzen.

 

 

EINE ODE AN DAS ALLEIN REISEN ALS FRAU!

EINFACH MAL MACHEN 
– allein reisen als Frau
mit oder ohne Kind

Einfach machen, das denke ich mir doch ziemlich oft und immer häufiger. Einfach machen und auf mein Bauchgefühl vertrauen. Und so war es auch wieder im Januar, als ich kurzerhand mein Ticket nach NYC buchte. Allein. Nur ich und diese wahnsinnig aufregende Stadt, die im letzten Jahr ein Stück meines Herzens erobert hat – und zwar auf die erste Sekunde.
Wochen vorher schon hatte ich die Idee von mir und New York. Und je häufiger ich darüber nachdachte, es nochmal zu wagen, allein auf Reisen zu gehen und mir ein Ticket samt Hotel zu buchen, desto größer war das Kribbeln großer Vorfreude in meinem Bauch. Es fühlte sich gut an. Als ich dann tatsächlich und wirklich auf „Buchen“ klickte, lächele ich. Ein Glücksgefühl. Sofort sind da die Erinnerung an das Jahr 2016. An den Tag, an dem ich Mimi einpackte, meinen Backpack umschnallte und loszog, um die Welt  zu entdecken.Damals eine völlig neue Erfahrung für mich. Eine Reise, die für mich mehr war als eine Reise in ferne Länder. Viel mehr war es der erste Schritt einer Reise zu mir selbst.

Allein verreisen? Das war (für mich) vor Jahren noch undenkbar. So völlig weit weg. Wer verreist denn bitte allein? – hab ich mich da immer mal wieder gefragt. Jemand, der allein ins Kino oder Theater geht, muss doch ganz schön einsam sein – dachte ich.
Heute weiß ich: Da war ich ganz schön auf dem Holzweg. Etwas allein zu tun, tut gut. Und allein zu verreisen, ist wunderschön und aufregend und erfüllend.

Grundsätzlich ist „auch mal allein sein“ ziemlich kostbar und wichtig. Dafür muss es nicht einmal groß auf Reise gehen. Aber heute geht es eben genau darum: Allein verreisen – ob nun mit oder ohne Kind/er.

 

Los geht’s:
Mein Kind, ich und ein riesiger Backpack!

Im Mai 2016 wagte ich zum allerersten Mal den großen Schritt. Ich stieg mit meiner (damals gerade einmal 14 Monate alten) Mimi und einem riesigen Rucksack in einen ICE Richtung Frankfurt Airport. Am Bahnsteig standen meine Schwestern, in ihren Händen ein selbst gemaltes Plakat, und Henry. Das Signal ertönte, die Türen gingen zu und mir wurde in diesem Moment das allererste Mal so wirklich richtig bewusst, was ich da eigentlich tue. Ich fliege allein in den Urlaub. Für ganze 2,5 Monate. Nach Asien. Um zu backpacken. Nur ich und meine kleine Tochter. Jetzt. Und es sollte das Abenteuer meines Lebens sein und auch wirklich werden. Noch nie zuvor hab ich etwas wirklich so Großes (jeder definiert das natürlich für sich selbst) wirklich ganz allein gemacht. Ok, mal abgesehen von den ganzen Ferienfreizeiten als Kind und Teenie und meiner „Hals über Kopf“ Reise nach Missouri. Und nun stand ich da und schluckte. Schluckte nochmal und versuchte mit aller Kraft, die aufsteigende Panik zu unterbinden. „Fang nicht an zu weinen!“, rügte ich mich innerlich selbst und schon liefen die Tränen. Heiß und schwer fühlten sie sich an, kullerten an meinen Wangen herunter und tropften vom Kinn. Mit meinem Ärmel wischte ich sie weg. Plötzlich waren da so viele Zweifel, so viele Ängste und die Frage: War das wirklich eine gute Idee. In Frankfurt am Flughafen wartete mein Freund Georg mit seiner Frau auf uns. Gott sei Dank. Weil ganz ehrlich – ich wäre sonst umgedreht und in den nächstbesten Zug zurück nach Hannover gestiegen.

Ich war mir meiner Sache überhaupt nicht mehr sicher.
So ganz und gar nicht.

Aber so konnte ich die Wartezeit bis zum ersten Flug gut überbrücken – mit guten Gesprächen und einem Abendessen. Als ich dann endlich im Flugzeug saß, verflog die Angst und machte der Aufregung Platz. Von Frankfurt ging es nach Dubai und von Dubai nach Bangkok. Mein erster Stop meiner Südostasienreise und bisher hatte ich keine Ahnung, wohin es als nächstes gehen würde, keinen Flug, keine Unterkunft. Nichts. Ich wollte aus dem Bauch heraus entscheiden und dementsprechend reisen, spontan sein, nicht festgelegt. Ich dachte, das wäre eine gute Idee. Heute denke ich, dass es das nicht war. Nicht für die erste große Reise allein. Nicht für mich. Heute weiß ich, dass Bangkok (und ich war zuvor noch niemals in Asien und dementsprechend auch nicht in Bangkok) ganz schön erschlagend wirkt. Eine Metropole, so ganz anders als alles, was ich zuvor kannte. Laut, stickig, voll. Nein, das war keine Liebe auf den ersten Blick – dafür auf den zweiten (HIER ein Artikel dazu von mir). Als ich am Abend aus dem Flughaften trat, war es schwül und stickig. Ich nahm ein Taxi und fuhr zu meinem Airbnb. Nun ja, kurz gefasst, die erste Woche war ganz und gar kein guter Start. Ich war müde, reizüberflutet, gejetlagged und bereits am ersten Tag fielen die Flöhe im Apartment über uns her. Ich rief weinend zu Hause an und erklärte, wie schrecklich alles wäre, welch doofe Idee es doch war, diese Reise zu machen. Und Henry, der beruhigte mich und riet mir, einfach weiter zu reisen und durchzuhalten. Das tat ich… und lernte das Solo Reisen (mit Kind) lieben.

 

Selbstbestimmtes reisen, Abenteuer & Ruhe finden
– wunderschön!

Niemals werde ich dieses Gefühl von Freiheit vergessen, von Abenteuer, von Ruhe  – vor allem von Ruhe.
Denn, allein zu Reisen bedeutet auch, offen zu sein für Neues und offen zu sein für Stille. Wie oft kommt es im Alltag vor, dass man ganz allein ist und sich ausschließlich auf sich konzentriert. Einfach mal dasitzt und nichts tut. So rein gar nichts, außer lauschen, aufsaugen und alle Sinne spüren. Ich habe gelernt, den Moment zu genießen und zu schweigen. Einfach nichts zu tun, außer lauschen und schweigen. Ich habe gelernt, mich für fremde Menschen zu öffnen und habe auf allen Reisen, an all den vielen Orten immerzu spannende und wunderschöne Bekanntschaften gemacht. Bin Menschen begegnet, denen ich sonst nie begegnet wäre. Habe Dinge erlebt, die ich so sonst nie erlebt hätte. Und, vor allem aber, habe mich selbst besser kennengelernt. Mal eine ganz andere Seite von mir. All das passiert eher selten, wenn man nicht allein reist. Dann fokussiert man sich auf den Reisepartner. Man geht Kompromisse ein.

Zu Schweigen, das fiel mir anfangs gar nicht leicht. Es gab Momente, da kam ein Gefühl von Einsamkeit hoch oder ich ertappte mich dabei, wie ich versuchte. mich mit dem Smartphone abzulenken, statt im Moment zu sein. Aber mit jedem Tag war ich mehr „da“, mehr bei mir und genoss diese Ruhe. Das Rauschen des Windes, den Windhauch auf der Haut, den Geruch, den Duft von Großstadt oder Meer. Alles nimmt man bewusster wahr.Und dann brachte es noch etwas Wundervolles mit sich: Eine noch viel engere, innigere Bindung zwischen meinem Kind und mir. Weil wir die Möglichkeit hatten, fernab von Alltag und vollkommen ohne Ablenkung von Außen, uns noch besser kennenzulernen, uns einzulassen, gemeinsam zu ruhen. Später, das wisst ihr sicher noch, kam Henry mit Anni dazu und zwei Wochen später reiste ich mit meinen zwei Mädchen allein weiter durch Thailand. Auch das nochmal eine neue, wunderschöne Erfahrung. Prägend. Für mich ein echtes Geschenk. Es war nicht immer alles leicht, es gab Momente, in denen ich an meine Grenzen gekommen bin, aber auch diese Momente waren wichtig und gut.

Einmal und immer wieder…

Auf diese Reise sollten noch weitere folgen. Mal nah, mal fern. Mal ganz allein, mal mit Kind/ern. Mexiko, Bali und Lombok, Österreich, Grömitz, New York City, Dubai. Doch jede darauf folgende Reise war anders als die erste. Da war immer diese angenehme Vorfreude und das Wissen, was mich erwarten würde – nämlich viele viele Momente voller Glück, Ruhe und Achtsamkeit. Kleine und große Abenteuer. Keine Angst mehr, keine Panik, wie ich sie vor meiner ersten Reise empfunden habe – dafür neu gewonnene Selbstsicherheit und Vertrauen. Einfach mal machen, einfach mal was wagen.

Mitmenschen reagieren da oft verdutzt. Allein reisen? Wirklich? Warum? Warum tut man das?
Dann schaue ich (nicht selten) in verdutzte Gesichter. Warum? Weil es wunderschön ist. Es ist wunderschön als Familie zu reisen, ja, es ist aber auch genau so schön, als Frau und Mutter (und auch als Mann) allein loszuziehen.

Ich erinnere mich an das Gesicht meines Vaters, als wir ihm damals erstmalig von meinen Reiseplänen erzählten. Wie er die Augenbrauen hochzog und uns überrascht ansah. Ich sah förmlich die Sorge. Wie? Allein? Ganz allein? Ohne Henry? Aber das ist doch gefährlich? Und bitte, Janina, bitte iss nicht an einer der Straßenküchen. Ich lachte und sagte, dass ich das natürlich nicht machen würde, ganz bestimmt nicht und heute erinnere mich zurück, wie ich dann doch an einer dieser Garküchen stand und mir mein erstes Gericht holte. Für ein paar Cents und saulecker noch dazu. In diesem Moment lachte ich in mich hinein und dachte, dass ich sowas sonst wohl nie gemacht hätte. Was wäre mir entgangen. Die Meinungen gingen grundsätzlich weit auseinander. Manche fanden es cool, Andere total mutig und wieder Andere konnten einfach nicht verstehen, warum man allein auf Reisen geht. So ist das. Wir alle sind so unterschiedlich. Und ich, ich selbst hätte mir noch vor ein paar Jahren an den Kopf gefasst. Allein in den Urlaub, pfff. Heute leuchten meine Augen, wenn ich von einer der Reisen erzähle oder nur an sie zurückdenke. Weil ich das große Glück hatte, diese Erfahrung machen zu können. Ich bin auf den Geschmack gekommen und ich habe auf jeder dieser Reisen unheimliche spannende Menschen kennengelernt, denen ich sonst nie begegnet wäre. Hab gelacht, genossen, entspannt und aufgesaugt – wie ein Schwamm.

Alleine reisen hat mir (mehr) Selbstvertrauen geschenkt.
Allein reisen hat mich gelehrt, einfach mal mit mir allein auszukommen und die Stille genießen zu können.
Und dann hat mir allein reisen interessante und spannende Begegnungen und Menschen beschert.

Januar 2019. Ein weiterer kleiner Traum wird wahr. Noch einmal NYC. Dieses Mal, so wie damals in Mexiko, sogar ganz allein. Als ich in den Flieger steige, tanzt mein Herz vor Freude. Und dann, viele viele Stunden später, lande ich in Newark. Müde, kaputt und viel später als geplant. Aber als ich die Skyline von NYC in der Dunkelheit sehe, da bin ich hellwach und platze fast vor Wiedersehensfreude. Eine Woche NYC, ich in dieser großen Stadt und was ich da noch nicht wusste: Diese sieben Tage würden allerlei Abenteuer und noch größere Überraschungen für mich parat halten. Aber dazu vielleicht irgendwann mal mehr.

 

 

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Fünfzehn.

Wie jedes Jahr bin ich ganz rührselig und meine Gefühle fahren Achterbahn. Denn morgen früh, um ganz genau zu sein, um 8.27 Uhr, wird meine große Tochter wieder ein Jahr älter. Fünfzehn. Unglaubliche fünfzehn Jahre. Sie wird schon fünfzehn – und ich kann es nicht glauben. Denn diese Zeit, sie fühlt sich an wie ein Wimperschlag. Wie ein Moment, ein sehr kostbarer, aber kurzer Moment.

Ich bin also seit fünfzehn Jahren Mama und dieser siebte Tag im Februar vor eben diesen fünfzehn Jahren ist unvergessen. Unvergessen schön, unvergessen nah. Ich weiß alles. Und ich erinnere mich auch noch ganz genau an den Abend zuvor. Wie ich kugelrund und ungeduldig und müde auf meiner Couch im Wohnzimmer lag und wie ich irgendwann, ziemlich schwerfällig, ins Schlafzimmer tapste. Bereit für die Nacht. Und ohne große Hoffnung, dass es jetzt endlich bald losgehen würde. Ich erinnere mich daran, wie ich dann doch gegen Mitternacht wach wurde, weil es da in meinem Bauch zog – regelmäßig. Und ich überrascht war. Unsicher. All das ist noch so präsent, zum greifen nah. Ich spüre noch die Angst, die ich empfand, als ich in der Badewanne merkte, dass das jetzt echt ist. Dass es jetzt wirklich wirklich los geht. Ich erschrak, meinen Bauch so zu sehen, wie er sich durch die Wehen verformte und ganz spitz wurde. Die Kraft der Wehen zu spüren. Die Schmerzen, die eine bis dahin ungekannte Intensität hatten. Und auch weiß ich noch, wie ich in diesem fensterlosen Bad, in meiner geliebten kleinen Wohnung, ausharrte – weil: Aus der Nummer kommst du nicht mehr raus!

Nein, aus dieser Nummer kam ich tatsächlich nicht mehr raus. Zum Glück.
Denn es ist das größte Geschenk auf Erden, deine Mama zu sein. Dieser Tag, vor fünfzehn Jahren, hat mein Leben grundlegend verändert. Mit dir kam der wahre Sinn für dieses Leben. Und nicht nur das, mit dir kam auch so viel Liebe, so viel Glück, so viele Emotionen.

Dieses kleine Mädchen in meinem Bauch wollte uns also kennenlernen, es war bereit. Und ich war es plötzlich nicht mehr. Aus Angst. Da waren sie, die Ängste, die mich schon in den Monaten zuvor begleitet haben. Die große Angst, zu versagen. Die Furcht, keine gute Mama sein zu können. Alles kam, wie es kommt. Das Baby wollte geboren werden. Nur wenige Stunden später lag ich erschöpft auf dem Bett im Kreißsaal. Ich brüllte und ich schrie, schrie den Schmerz laut heraus. Ich kämpfte wie eine Löwin, presste, schob mit, drückte mit aller Kraft und spürte die Urkräfte – und dann, es war ein wundervoller Wintermorgen, am Siebten des Februars im Jahre 2004, war sie geboren. Ein kleiner Sternengucker. Ein perfektes, kleines Mädchen. Kugelrund. Stark. Eine kleine Kopie von mir, glaubt man meiner Mama.

Anna. Aus dem hebräischem, die Gnade.

An diesem Tag schneite es. Und an diesem Tag schien die Sonne. So strahlend und kraftvoll erschien sie mir selten zuvor. An diesem Tag, dem 07. Februar, habe ich mein Herz verloren. Ich habe es in die Hände meiner wundervollen Tochter gelegt. Und ganz irgendwie wurden wir an diesem Tag beide geboren. Sie in diese Welt hinein, und aus mir wurde eine Mutter.
Seit diesem Tag, gehen wir Hand in Hand – durch dick und dünn, durch Glück und Leid, durch Freude und Trauer.

Ich kann gar nicht sagen, wie eng dieses Band ist und wie stark meine Liebe.
Denn diese Liebe wächst. Sie wächst mit jedem Tag, mit jedem Jahr, mit jedem Moment.

Manchmal, da sehe ich sie an und alles in mir wird warm. Ich bin stolz auf dieses wundervolle Mädchen. So unfassbar stolz. Sie ist großartig und war es schon immer. Sie ist klug – und sie ist so voller Liebe, für alle. Selten habe ich einen Menschen erlebt, der so viel Liebe übrig hat. So viel Verständnis. Ein Mensch, der in diesem Maße emphatisch ist, ist selten. Aber sie ist es. Und irgendwie, so schmunzeln und witzeln wir immer, ist sie hier im Hause auch immer irgendwie die Vernünftigste.

Fünfzehn Jahre ist sie also alt. Dieses kleine kugelrunde Baby von damals, welches heute eine wundervolle, sehr junge Frau ist. Eine junge Frau, die ihren Weg gehen wird. Und ich darf sie begleiten. Stück für Stück, als ihre Mama, als ihr Anker und ihr {Heimat-}Hafen. Für mich das wohl größte Geschenk auf dieser Welt und so kostbar.

Auf ein neues Lebensjahr. Auf Monate, die viel Veränderung bringen werden.
Denn eines ist sicher, deine Zeit ist gekommen und du streckst deine Flügel aus und übst das Fliegen. Du bist nicht mehr das kleine Mädchen, das ich so oft noch in dir sehe, und ich bewundere dich und bin stolz. Da ist ganz viel Glück und manchmal ist da auch eine Träne. Eine Träne der Angst vor dem Tag, an dem du nicht mehr nur übst und stattdessen deine Flügel weit ausstreckst und los fliegst. Aber selbst dann werde ich hinter dir stehen und dich anfeuern.

Mein Mädchen,
für dieses neue Lebensjahr wünsche ich dir alles.
Gesundheit und Glück, noch mehr Liebe und viele spannende Momente.
Glücksmomente. Marmeladenglasmomente. Freiheit und Unbeschwertheit.

Herzlichen Glückwunsch, kleine große Anni!

 

 

 

 

Mein ganz persönlicher Jahresrückblick ist für mich schon fast eine kleine Tradition {HIER sind alle Beitrage dazu} und, ganz anders als bei anderen Beiträgen, schreibe ich diesen Text irgendwie hauptsächlich für mich. Natürlich auch, um euch daran teilhaben zu lassen. Aber letztendlich schreibe ich diese Zeilen für mich, um noch einmal zu schauen, was in in diesem Jahr eigentlich los war, was passiert ist und was nicht. Und wie jedes Jahr durchstöbere ich die alten Texte der Jahre zuvor. Lese mich rein, in all die „Jahresrückblicke“ – und bin dabei immer wieder erstaunt, wie viel man so im Alltagstrubel doch vergisst. Wie Gedanken oder Erfahrungen verblassen oder gar verloren gehen. Oder Dinge sich einfach in so kurzer Zeit verändern.

Die letzten Jahre meines Lebens waren voller Entwicklung. Ich habe mich persönlich entwickelt und bin ein gutes Stück vorangekommen. Ich bin gewachsen, ruhiger geworden, sicherlich auch klüger und bedachter. Die letzten fünf Jahre waren für mich eine Achterbahnfahrt und ich bin dankbar für alles. Für jedes Hoch, jedes Tief, jeden Fehltritt und die darauf folgende Erkenntnis oder Einsicht. Ich habe alles geschätzt. Jeden Erfolg, aber auch jede (persönliche) Niederlage. Denn beides ist wichtig, beides formt und prägt. Allem voran aber bin ich dankbar für meine eigene kleine Familie, für die ich lebe. Die mir alles gibt, was ich brauche, Die mir Glück und Leichtigkeit beschert, mich auffängt oder stärker werden lässt.

Ich habe viel über mein Jahr 2018 nachgedacht und im Gegensatz zu den Jahren davor ist mir vor allem eines aufgefallen: Es ist Ruhe eingekehrt. Da waren keine extremen Höhen oder Tiefen. Alles war irgendwie ohne große Ausschläge. Da ist nichts Großes oder Prägendes passiert. Keine große Aufregung, nichts dergleichen. Stattdessen war da ganz viel Alltagsleben plus die alltäglichen Sorgen, die man so hat als erwachsener Mensch.

Aber von vorn…

Welche Themen definieren mein Jahr 2018?

Nach der Geburt meines dritten Kindes ist mir etwas abhanden gekommen. Etwas, das eigentlich mein großes Ventil und meine Leidenschaft ist. Das Schreiben.

Seit nun einem Jahr hadere ich mit mir. Ich weiß noch, wie es anfing. Da war die eigentlich so wunderschöne (Haus)Geburt, dann die Klinik und das Bangen. Ein Ausnahmezustand für uns alle. Gott wollte, dass wir beisammen sind und wir all das überstehen, er erhörte all meine Gebete. An diesem Tag im August spürte ich seine Anwesenheit, er war da. Das war 2017. Und seitdem ist noch einmal so vieles anders. Denn ich bin mir nun sicherer als jemals zuvor, dass wir nicht alleine sind und gehalten werden.

Noch heute empfinde ich deshalb große Dankbarkeit. Aber dieses Erlebnis ging auch nicht spurlos an mir vorüber und hat mich das ganze neue alte Jahr begleitet. Ich war in Aufruhr und meine Seele braucht bis heute Zeit. Das Erlebte führte auch dazu, dass ich vieles hinterfragte. Mich immer wieder fragte, ob all das hier überhaupt wichtig ist. Ob es nicht vergebene Liebesmüh ist. An manchen Tagen habe ich darüber nachgedacht, das hier einzustampfen. Denn mein Anspruch war es immer, Frauen zu inspirieren (in jeglicher Form) oder sie aufzufangen. Ich wollte echt sein und zeigen: Du bist damit nicht allein!
Ich wollte nicht nur Schönwetter und perfekter Schein sein, ich wollte aufzeigen, dass das Leben eben alles ist: Bunt. Hell, dunkel, schwer, leicht, laut und leise. Wollte vorleben, dass sich Mut und Ausdauer auszahlen.
Ihr glaubt nicht, wie dankbar ich war und bin über jede Nachricht, jede Mail, jeden einzelnen Kommentar mit Gedanken von euch. Das war der echte Lohn für meine Arbeit. Denn das ist es, was mich immer angetrieben hat. Das Wissen, dass meine Worte ankommen und im besten Fall in irgendeiner Form etwas bewirken.

Da ich in diesem Jahr aber kaum in der Lage war, einen dieser vielen Gedanken und Texte niederzuschreiben oder gar zu veröffentlichen, zweifelte ich vermehrt. Was ist dann mein Mehrwert? Ich sah keinen mehr. Ein Teufelskreis. Ich sehe generell vieles mit anderen Augen. Auch beruflich – oder eher: Gerade auch beruflich.

Seit 2009 bin ich online, seit 2010 schreibe ich und teile mit euch ein Stück meines Lebens. Mein größtes Hobby, meine Leidenschaft, wurde damit ein Stück weit auch mein Beruf. Und obwohl das natürlich irgendwie auch ein Sechser im Lotto ist, ist es auch Fluch. Denn ich mag die Entwicklung nicht. Seit etwa zwei Jahren beobachte ich die Branche immer kritischer und ich stelle immer häufiger fest, das, was gefragt wird, bin ich nicht und das möchte ich auch nicht sein.

Ich mag mich nicht verstellen, nur um mithalten zu können. Ich werde nicht betrügen, um zu wachsen oder die Zahlen zu halten. Ich werde zu den Prinzipien, die ich habe, weiterhin stehen. Es ist sogar so, dass mir meine Prinzipien immer wichtiger werden. Viel zu oft fühle ich mich „zwischen den Stühlen“. Es muss sich für mich richtig anfühlen. Aber das, was ich seit knapp zwei Jahren und vor allem in diesem Jahr um mich herum beobachte, schreckt mich ab. Da ist nichts mehr echt. Da haben Content Creatoren ganze Teams hinter sich, inklusive Leute für die Eigen-PR. Sprich, es wird online eine Person geschaffen, die bestmöglichst bei den Followern (von Lesern spricht leider kaum noch einer, was ich total schade finde) ankommt. Aalglatt, ohne große Ecken und Kanten. Nur so liegen dir eben Massen zu Füßen und nur so machst du viel Geld. Das ist auch vollkommen ok so. Aber für mich passt das nicht. Das bin ich nicht. Ich habe kein Team. Und ich hab auch niemanden für meine Eigen-PR. Ich habe einen Steuerberater, den ich dafür bezahle, dass er mir bei meinen Steuern hilft. Und sonst? Bin ich ich. Ohne Scheinrealität, ohne erfundene Persönlichkeit. Halt einfach eine Frau von nebenan mit den gleichen Problemen, wie sie jeder hat.
Ich habe einen Kopf, einen Mund und zwei Hände. Mehr nicht. Sprich, ich kann auch nur Arbeit für eine Person leisten. Zwischenzeitlich hatte ich mal eine Agentur, aber auch da kann ich (jetzt nach meiner Erfahrung) nur sagen, vertraue nur dir selbst. Denn auch das war eine Erfahrung, die zwar nicht schön, dafür aber lehrreich war.

Das letzte Jahr hat also ordentlich nachgehallt und die leichten Nachbeben haben mich bis in dieses Jahr begleitet.

Anfangs waren da so viele Worte in meinem Kopf, es juckte mir in den Fingern, manchmal schrieb ich Texte sogar in einem Atemzug herunter, manchmal begann ich zu schreiben und stockte dann… und ich wollte und konnte sie nicht teilen. In meinem Kopf war da eine Blockade. Anfangs dachte ich noch, es wäre eine simple Schreibblockade. Aber das war es nicht. Denn da waren ja so viele fertige Texte in meinem Kopf. Ich hatte so viel zu erzählen. Ich hab so viel gefühlt, so unfassbar viel erlebt und hab es schlichtweg nicht auf „digitales Papier“ bringen können. Es ging einfach nicht. Auch waren da Zweifel. Erst ganz zart und leise, aber mit der Zeit wuchsen sie und ich zog mich zunehmend zurück. Ich war nicht bereit, zu teilen. Immer wieder sagte ich mir, dass die Zeit mir den Weg weisen würde – aber bisher tut sie das nicht. So endet das Jahr 2018 und ich bin noch nicht zu einer Entscheidung gekommen. Ich weiß noch immer nicht, wohin es für mich geht, ich habe keine Antwort auf all meine Fragen gefunden.

Zweifel und die Frage des Wohin sind für mich in diesem Jahr also sehr präsent. Vermutlich werde ich Ende nächsten Jahres diesen Text lesen und mich fragen, warum ich nicht klarer sehen konnte, obwohl es doch eigentlich so einfach ist. Wer weiß.

Auch in diesem Jahr bin ich gerne gereist. Seitdem ich 2016 für 2,5 Monate mit den Kids aufgebrochen bin, ruft mich die Welt. Ich habe Reisefieber und genieße es, meine freie Zeit an schönen Orten verbringen zu können. Das gibt mir unheimlich viel und nach jeder Reise bin ich dankbar für diese schönen Erlebnisse. So haben wir in diesem Jahr wunderschöne Urlaubstage verbracht. Wir waren in Skagen, Dänemark, da, wo die Nordsee die Ostsee trifft, im wunderschönen Grömitz (manchmal muss es gar nicht weit sein, weil wir die Schönheit auch vor der eigenen Türe haben), dreimal in Österreich und in Italien. Ich war in New York und mit Mimi in Dubai. Und dann durfte ihr ich Lappland sehen. Magisch, sag ich da nur. Absolute Magie. Atemberaubend und selten hat mich etwas so beeindruckt. Mal schauen, was das neue Jahr da für uns an Abenteuer bereithält.

Wir hatten Pläne. Ursprünglich hatten wir geplant, in diesem Winter für eine Zeit auf Reisen zu gehen. Es auf uns zukommen zu lassen. Irgendwie war es wohl auch die Lust auf Abenteuer. Vermutlich auch deshalb, ich mich zukünftig beruflich, fernab von Blog und Co, gern noch verändern möchte. Deshalb hab ich das ganze Jahr irgendwie auch ein Stück auf den Winter hingelebt, in Vorfreude auf das, was wohl kommen mag. Aber wie es so oft im Leben ist, kommt dann doch vieles anders als man denkt, hofft, plant. Und so sind wir noch hier!

2017 war also das Jahr der Zweifel, gleichzeitig aber auch ein Jahr der angenehmen Ruhe. Mal schauen, was die kommenden Monate so für uns parat halten!

Was habe ich in
diesem Jahr erreicht?

Ich könnte euch jetzt erzählen, dass ich dieses oder jenes erreicht hätte, dass ich in diesem Jahr besser als jemals zuvor war, aber das stimmt nicht. Ganz im Gegenteil. Ich habe eigentlich nicht wirklich etwas erreicht. Ich bin in diesem Jahr mehr als jemals zuvor an meine Grenzen gekommen. Der Spagat zwischen dem Mamasein und meinem Job fiel mir sehr schwer.

Ich war in diesem Jahr hauptsächlich müde. Zwei so kleine Kinder, sprich ein Baby und ein Kleinkind, plus ein Teenie-Kind haben mich voll und ganz gefordert und dabei ist viel zu oft die Arbeit liegen geblieben. Jeden Tag war da das schlechte Gewissen. „Morgen aber, morgen arbeite ich ab, da hab ich bestimmt mehr Zeit…“. Ne, Pustekuchen. Der Stapel an Arbeit wuchs und wuchs, Mails blieben teilweise komplett unbeantwortet und ich spürte zwischenzeitlich die Panik. Ich fühlte mich an manchen Tagen wie der größte Versager auf Erden und das tat weh. Ich habe sehr hohe Ansprüche an mich selbst und wenn es dann nicht so funktioniert, wie ich mir das vorstelle, dann ist das für mich ein echtes Problem.
Mein Tag bestand aus Kinderbetreuung, aus Haushalt und dann eben daraus, wenigstens das Gröbste abzuarbeiten. Kein Abend ohne Panik und Sorge. Kein Abend ohne das Wissen, dass da noch ein riesiger Berg an Arbeit wartet.

Seit wenigen Monaten habe ich nun ein „Büro“ in einem Co-Working-Space und trenne Familie und Arbeit vermehrt. Und in den letzten Wochen werde ich immer unabhängiger und finde wieder mehr in meine Routinen. Es macht mir sogar wieder viel Freude, wenn ich arbeiten kann. Ich freue mich darauf, ins Büro fahren zu können. Das war wohl mit eine der besten Entscheidungen der letzten Zeit. Und ich freue mich darauf, im neuen Jahr endlich wieder mehr Zeit mit Arbeit zu verbringen. Denn ich arbeite gern, ich brauche das für mich und es hat mich traurig gemacht, dass ich oft nicht so konnte, wie ich wollte. Das war ein unfassbar unbefriedigendes Gefühl für mich!

Im kommenden Jahr wird sich diesbezüglich einiges ändern. Ein klarer Plan und eine strikte Trennung. Kein Arbeiten mehr von zu Hause und zwischen Kindern und Haushalt. Und generell bin ich dem Jahr 2019 gegenüber sehr offen und gespannt, was es bringen wird. In jedem Fall hoffe ich auf ein gesünderes neues Jahr, denn ich war in 2018 gefühlt mehr krank als fit.



Welche emotionalen Erfahrungen habe ich gemacht?

Dieses Jahr war emotional irgendwie sehr stabil und gleichbleibend. Weniger von allem. Irgendwie scheint sich die Ruhe momentan durch alle Lebenslagen zu ziehen. Ich bin irgendwie ganz schön zufrieden und das, obwohl ich echt nicht alles rund läuft.

Ich habe vor wenigen Wochen an einem Mutterleicht Workshop teilgenommen. Ein Workshop ausschließlich für Frauen, bei dem in einem sehr kleinen Kreise ein wenig die Work-Life-Love-Balance herausgearbeitet wird. Klingt erstmal dröge, hat mich aber nachhaltig sehr beschäftigt. Denn es hat in mir so vieles hervor gekitzelt. Ich habe plötzlich Dinge gesehen, die ich vorher nicht realisiert habe. Es waren zwei unfassbar intensive Tage, in denen ich für mich persönliche Ziele herausgearbeitet habe. Das war eine super emotionale Erfahrung, wozu ich aber sich irgendwann noch einmal mehr schreiben werde.

Was habe ich dieses Jahr gelernt?

Du hältst dein Glück in deinen Händen. Denn nur du bist dein Glückes Schmied!

Definitiv ein Ansatz, der sich in den letzten Jahren bei mir gesetzt hat und ich spüre mit der Zeit, wie es mir mit diesem Wissen einfach immer besser geht. Aus dieser Abwärtsspirale aus negativen Energien, Frust und Neid bewusst auszusteigen, war wohl die beste Entscheidung meines Lebens. Seitdem ist mein Blick klar und seitdem bin ich offen für die Schönheit dieser Welt. Ich lerne tolle Menschen kennen, sehe fast immer das Gute (anstatt primär das Schlechte), ich empfinde echte Dankbarkeit, sie ist einfach da, und das, das ist das allergrößte Geschenk!
Ich glaube fest daran, dass eine positive Grundeinstellung der Schlüssel zu einem glücklicherem Leben ist. Dass es sich immer auszahlt, bei sich zu bleiben. Und dass es sich lohnt, mal genauer hinzuschauen, etwas anzupacken und es zu ändern – auch wenn es erstmal weh tut oder schwer fällt!

Außerdem ein großes Thema:
Sprich Dinge an, wenn sie dir auf dem Herzen liegen.
Es ist niemals klüger, alles in sich hinein zu fressen und mit selbst auszumachen. Ganz im Gegenteil: Kommunikation ist alles. Und das, angewendet auf alles. Berufliche Beziehungen, Freundschaften sowie Partnerschaften. Daran möchte ich in jedem Fall aktiv arbeiten. Meine Freundin hat mir da in diesem Jahr noch einmal einen guten Impuls gegeben und mich mit der Nase darauf gestossen.

Auch habe ich gelernt, mich vom Frust anderer weitestgehend frei zu machen. Klar, es ist menschlich, dass mir das nicht immer zu 100% gelingt – aber ich bin da auf einem sehr guten Weg. Es bringt meist eh nichts, mit solchen Menschen in den Dialog zu gehen. Es bringt allein deshalb nichts, weil es ihnen nicht darum geht, in einen Dialog auf Augenhöhe zu gehen. Ich sage dazu immer liebend gern: Energievampire.
Menschen, die sich ihre Kraft, Erfüllung, Bestätigung (oder was auch immer) auf diesem Wege holen (müssen), sollte man grundsätzlich meiden.


Mein größtes Erfolgserlebnis in diesem Jahr?

Für mich persönlich: Die Möglichkeit in meiner alten Uni als Gast-Dozentin über Influencer Marketing zu referieren. Das hat mir so unglaublich viel Freude bereitet. Es ist schon ein ziemlich tolles Gefühl, über etwas sprechen zu dürfen und Menschen Wissen mit auf den Weg zu geben.


Was habe ich in diesem Jahr vermisst?

Meinen „happy place“ auf Bali und unsere alte Wohnung.


Was musste ich loslassen?

Anni wird langsam aber ziemlich sicher flügge.
Gerade in diesem Jahr ist dahingehend ganz viel passiert und wir spüren deutlich, dass unser kleines Mädchen nun eine junge Erwachsene ist. Dass sie ihre Fühler ausstreckt und so ganz langsam die Welt für sich entdeckt. Das ist auch gut so. Und doch stehe ich manchmal da und weiß nicht so recht, wohin mit meinen Gefühlen.

Ich glaube auch, dass wir nun die letzten Urlaube mit ihr genießen (weshalb ich diese Zeit nochmal intensiver aufsauge). Im kommenden Jahr ist sie gleich mehrmals allein im Ausland und wird eine Sprachreise für knapp einen Monat unternehmen. Das wird dann vermutlich noch einmal eine Herausforderung für mich in Sachen Loslassen.


Worüber habe ich mich gefreut?

Ed Sheeran live zu sehen – und das vollkommen unerwartet. Ihr müsst wissen, dass Menschenmassen eigentlich so gar nicht meins sind und Anni mit meiner Freundin zum Konzert gehen sollte. So war der Plan. Aber, wir hatten es ja schon, es kommt immer alles anders und so hab ich Anni zu Ed nach Hamburg begleitet und es war SO SO WUNDERSCHÖN!

Diese Stimmung war atemberaubend und es ist definitiv ein Erlebnis, das ich so bald nicht vergesse. Ich kann fast noch immer die unglaublich heiße Sommerluft auf meiner schwitzigen Haut spüren, Ed’s Stimme, wie sie pure Glücksgefühle in mir auslöste. In diesem Jahr geht es wieder auf sein Konzert!

Und dann war da noch New York, ein kleiner großer Traum und ich bin eigentlich durchgehend mit offenem Mund durch diese riesige, faszinierende Stadt gelaufen. Es war unvergesslich. Ich hatte einen guten Deal für ein Hotel nah der Wall Street gefunden und die Lage war perfekt. In der Regel bin ich morgens zu Sonnenaufgang los und bin abends zurück gekommen. Ich möchte unbedingt ein weiteres Mal hin.


Aufgehört?

Tja, ich hab jetzt mehrere Tage darüber nachgedacht, aber mir fällt schlichtweg nichts ein. Deshalb skippe ich an dieser Stelle für dieses Jahr. Mal schauen, wie es das kommende Jahr ausschaut.


Begonnen?

Wieder mehr zu lesen. Ich bin schon immer eine Leseratte und doch hab ich es zwischenzeitlich nicht geschafft. In diesem Jahr habe ich aber doch einige Bücher gelesen und mich über jedes weitere Buch in meinem Bücherregal gefreut. Ich habe mir angewöhnt, jeden Abend vor dem Zubettgehen mindestens einige Seiten zu lesen. Egal wie müde ich bin. So komm ich noch ein wenig runter und schaffe jeden Tag ein wenig.


Geliebt?

Meine kleine Familie und das über alles. Ich habe wohl noch nie so viel Liebe gefühlt und es wird nicht weniger.



Hätte ich einen Zauberstab, dann würde ich..?

Da übernehme ich 1 zu 1 den Text vom Vorjahr. Der lautet:

…der Welt gern ins Gleichgewicht helfen.

Frieden für jeden einzelnen Menschen würde ich mir wünschen. Sicherheit. Und keinen Hunger. Überall. Ich würde mir wünschen, dass Bildung für Jedermann frei zugänglich wäre und dass wir wieder mehr nach links und rechts schauen. Ich weiß, dass dieser Wunsch leider nahezu utopisch ist. Aber das wäre mein größter Wunsch. Das wir auf dieser Welt Hand in Hand gehen und füreinander da sind.



Das möchte ich gern noch erleben?

Die Gedanken und Wünsche sind irgendwie noch die gleichen wie im letzten Jahr. Da ist noch immer der tiefe Wunsch, für eine gewisse Zeit im Ausland zu leben und zu arbeiten. Es reizt mich doch sehr und ich denke, ich wäre irgendwann traurig, wenn ich es nicht wenigstens mal probiert hätte. Zum Glück ticken wir da recht ähnlich und wer weiß, wenn es so sein soll, dann fügt es sich und wenn nicht, dann eben nicht. Und ganz vielleicht haben wir ja in diesem Jahr mal Glück mit der Green Card Lottery.


Ich möchte mehr?

Zeit für Henry und mich als Paar.

Außerdem möchte ich mir in dem kommenden Jahr ein wenig Zeit für ein Hobby freischaufeln. Den Gedanken hatte ich schon länger, war mir aber nicht sicher, was ich tun könnte. Ursprünglich hatte ich an einen Malkurs gedacht. Aber jetzt hat sich irgendwie alles gefügt mit unserem Weihnachtsurlaub und ich denke, es wird das reiten werden.



Das Beste, was ich dieses Jahr für jemanden gemacht habe?

Ich habe in diesem Jahr einige Dinge getan, die gut sind – denke ich. Ich habe einige Projekte monetär unterstützt. Manche davon langfristig. Auch schenke ich seit vielen Monaten regelmäßig Zeit. Ich finde es schwierig, es als „das Beste, was ich dieses Jahr für jemanden gemacht habe“ zu bezeichnen. Aber ich denke, es ist wichtig und gut. Ich hatte Phasen im Leben, da ging es mir nicht gut. Ich hatte sogar Phasen, da ging es mir finanziell richtig schlecht. Und ich meine wirklich richtig schlecht. Heute habe ich mir ein gutes, sicheres Leben aufgebaut, und finde es nur richtig, dass ich etwas zurückgebe.


Das Beste, was jemand für mich getan hat?

Eine Kleinigkeit, aber eine ganz große Geste.

Ich war kurz mit dem Auto für einen Termin in der Stadt und als ich mein Ticket für das Parkhaus auslösen wollte, stellte ich fest, dass ich weder Geld noch eine Karte dabei hatte. Ein älterer Herr stand hinter mir und hat mir dann kurzerhand mein Ticket bezahlt. Ich war so dankbar. Das war eine wirklich sehr sehr nette Geste!

Ich freue mich auf 2019, weil..?

…ich gespannt bin, auf alles, was kommt!

Grundsätzlich habe ich aufgehört, große Pläne zu schmieden. Es kommt eh fast immer anders, das haben wir in diesem Jahr ganz besonders gemerkt – und mal ehrlich, das macht ja auch irgendwie die Würze.

Wir haben aber geplant, wieder, wie auch in diesem Jahr, ein wenig zu reisen. Mal schauen, wohin es uns verschlägt. Ich muss gestehen, dass Reisen mein Herz sehr erfüllt. Egal ob nah oder fern.

Und etwas, worauf ich mich sehr freue: Dass ich endlich dabei bin, meine Angst vorm Zahnarzt zu überwinden. Ich hab eine Ärztin gefunden, spezialisiert auf Angstpatienten wie mich, die einfühlsam ist und großartige Arbeit leistet.

 

MEIN MANN, DER WASCHLAPPEN!
Über Gleichberechtigung in der Partnerschaft
& die Frage:
Stecken wir noch im letzten Jahrhundert fest?

 

Darf ich vorstellen: Mein Mann, der Waschlappen!

…und um eines vorweg zu nehmen: Ich wünschte, jeder von uns hätte einen Waschlappen an seiner Seite. Echt, denn mit einem Waschlappen lebt es sich viel schöner, gleichberechtigter und in meinen Augen sollte eine Beziehung so auch immer ausschauen, gleichberechtigt und auf Augenhöhe. Fernab von veralteten Rollen. Ein Du und Ich, das sollte immer ein Miteinander sein, kein A über oder gar gegen B (oder umgekehrt). Sprich, eine Partnerschaft, die ohne Abhängigkeiten oder gar Machtverhältnisse auskommt und in der Respekt und beidseitige Anerkennung gelebt wird.

Aber von vorn…

Vor kurzem schrieb mir jemand im Netz, natürlich anonym, mein Mann (Henry) wäre ein Waschlappen. Ich würde ihm auf der Nase herumtanzen, ihn ausbeuten, in der Welt herumtingeln, während dieser arme Waschlappen, die zu Hause verbliebenen Kinder hüten muss und so ganz grundsätzlich, hätte der Arme so richtig unter mir zu leiden. Ich wäre eine furchtbare Frau, eine ganz schlechte Partnerin, eine schlechte Mutter und der Kerl müsste mal so richtig auf den Tisch kloppen, um mir zu zeigen wo der Hammer hängt.

Ich lese also den Kommentar. Mein erster Impuls: Ich muss lachen und schicke Henry einen Screenshot. Mit den Worten: An den tollsten Waschlappen dieser Welt! Dann denke ich über diese Worte aber nach und ich spüre Traurigkeit und Mitgefühl. Traurigkeit deshalb, weil diese (vermutlich eine) Frau, anscheinend so ein falsches Bild von einer Partnerschaft und dem Zusammenleben hat. Es tut mir leid. Es tut mir sogar ganz wirklich leid. Denn, unsere Mütter und Großmütter haben dafür gekämpft, dass wir heute da sind wo wir sind – angekommen in einem selbstbestimmten Leben. Wir Frauen haben heute alle Möglichkeiten. Wir sind gut ausgebildet, sind in allem frei. Uns steht die Welt offen. Wir können frei entscheiden. Es liegt in unserer Hand, welchen Weg wir gehen. Wir dürfen wählen, ob wir beruflich Karriere machen oder uns voll und ganz unserer Familie widmen möchten – oder ob wir beides gar vereinen. Wir sind frei in der Wahl unseres Partners. Wir können heiraten, müssen es aber nicht. Wir dürfen jeden lieben, dürfen Sex haben wann immer wir wollen und mit wem wir möchten, dürfen wählen gehen, lehren, uns politisch engagieren und haben immer die freie Wahl. Das ist noch nicht lange so. So fern es uns vorkommt, aber all das, was für uns (im besten Fall) selbstverständlich ist, war es vor wenigen Jahrzehnten noch nicht. Dafür, sprich für all diese Rechte (!), haben Frauen (und zum Teil auch Männer) gekämpft. Erst 1958 wurde das Letztentscheidungsrecht durch den Ehemann in allen Eheangelegenheiten gestrichen. Lasst euch das mal auf der Zunge zergehen. 1958. Zwei Jahre später wurde meine Mama geboren. Das ist noch gar nicht so lange her. Vorher durfte eine Frau weder über ihr eigenes Einkommen noch über ihr Vermögen entscheiden. Auch war das Einverständnis des Mannes nötig, wenn eine Frau einen Beruf ausüben wollte. Ich bitte euch – das ist zum Teil gerade einmal knapp 60 Jahre her. In diesen wenigen Jahrzehnten ist so viel Gutes passiert. Und obwohl wir als Frauen in diesem Land in aller Freiheit leben, alle Möglichkeiten haben – scheint es bei vielen zu Hause noch anders auszusehen.

Es scheint, als wäre bei vielen Frauen und auch Männern noch immer nicht angekommen,
was es bedeutet, eine Beziehung gleichberechtigt zu leben.
Das ist schade, denn eine Beziehung auf Augenhöhe ist so bereichernd. Für beide Seiten.

Hier bei uns gibt es nur eine Macht, die Macht der Liebe. Mal rosig, mal weniger blumig – aber doch immer auf einer respektvollen, gleichberechtigten Ebene. Denn wir sind vor allem eines: Gleichwertig. Als Paar und als Eltern.

Das bedeutet, dass wir, Henry und ich, komplett gleichberechtigt zusammenleben. Dass wir alles was wir tun, abstimmen, dass wir im Gespräch sind, dass wir Entscheidungen immer zusammen treffen. Wir teilen alles auf, auch Aufgaben. Es gibt Dinge, die übernehme lieber ich, es gibt aber auch Dinge, die liegen Henry mehr. Dann räumen wir uns jeweils Freiheiten ein. Denn auch das ist wichtig. All das im Ganzen bedeutet, dass keiner von uns hier ein Vorrecht hat. Stattdessen kraulen wir uns hier gern den Bauch. Gekrault? Nimmt sie uns jetzt auf den Arm? Hat sie einen im Tee? Leider nein, aber trotzdem ja, denn, richtig gelesen: gekrault – weil lies mal hier. Vielleicht sollten wir uns alle ein wenig mehr kraulen?

Wie, und was macht das Kind?

Jetzt war ich also mal für ein paar Tage weg, um Qualitätszeit mit Kind Nummer 2 zu haben. Das war wohltunend und hat unsere Beziehung, die meiner kleinen Tochter und mir, weiter gestärkt. Die ungeteilte Aufmerksamkeit für ein Kind, fernab von Alltag und Verpflichtung. Ja, aber was macht denn das andere Kind? Was der Mann? Überraschende Antwort: Das Kind ist (die meiste Zeit) mit seinem Vater. Krass und kaum zu glauben, aber auch das teilen wir uns hier: Die Kinderbetreuung. Und noch krasser, das Kind hat einen Vater und dieser hat sogar die gleichen Rechte und Pflichten wie ich als Mutter. Auch er wechselt Windeln, staubsaugt, kocht, spielt… Er macht als Vater halt auch all das, was ich als Mutter ebenfalls so tue. Weil wir uns die Aufgaben, sowohl die schönen (um die man sich eigentlich reißt) und weniger schönen (die zum Pflichtprogramm gehören) teilen. TEILEN. AUFTEILEN. Im gleichen Maße.

Generell habe ich, lauscht man ein wenig dem Netz, oft das Gefühl, dass der Vater schon fast „unter den Teppich gekehrt wird“. Den gibt es zwar, aber es ist vollkommen selbstverständlich, dass Muttern eben alles macht und der Vater, ja, der Vater, der hat eigentlich keine so große Aufgabe – der ist halt einfach da. Dabei kenne ich es so ganz anders. Schon mein Vater hat so ziemlich alles mitgemacht. Und auch im Freundeskreis ist es Normalität, dass Frau und Mann (als Eltern), alles gleichermaßen wuppen.

Es schaut aber so aus, dass da noch ein Berg Arbeit und viele Diskussionen vor uns liegen, bis das Thema Gleichberechtigung kein Thema mehr ist und stattdessen einfach in Selbstverständlichkeit über geht. Deshalb heute dieser Text von mir. Der aufzeigen soll, dass es schön ist, eine Partnerschaft gleichberechtigt zu leben. Es hat einfach nur Vorteile. Es tut gut. Es verdoppelt das Glück.

Wichtig sind eigentlich nur zwei Dinge, die zählen: Jeder Partner muss mit und für sich glücklich sein, nur dann kann man überhaupt eine gesunde und intakte Partnerschaft leben. Tut man das, dann wird sich das Glück und die Liebe verdoppeln, Wurzeln schlagen und Triebe hervorbringen. Ein weiterer Aspekt für eine gute Beziehung: Im Gespräch bleiben. Sprechen. Immer und immer wieder kommunizieren. Auch wenn man vielleicht manchmal gar keine Lust darauf hat. Sprechen ist der Schlüssel.

In Beziehungssachen ist Sprechen immer Gold!

Wir leben hier bei uns miteinander und nicht gegeneinander – und das funktioniert für uns am Besten. Für uns ist es der richtige Weg. Und natürlich übernimmt hier jeder Hausarbeiten, ist zuständig für „Erziehung“, geht seiner Arbeit nach und hat aber auch Zeit für sich (sofern es der Alltag zulässt).

Wir respektieren uns als Paar und Eltern, und na klar, manchmal gibt es auch Uneinigkeit, das gehört zu einer jeden Beziehung dazu – aber die Kunst ist es, eben auch dann auf Augenhöhe und fair zu bleiben. Deshalb halten wir es beispielsweise so, dass wir uns spätestens zum Zubettgehen wieder „lieb“ und ausgesöhnt haben.. Weil wer mag schon seinen Kummer oder Frust mit ins Bett nehmen?! Eben, niemand. Das tut nicht gut.

Nennt man einen Mann, der sich gleichberechtigt einbringt, einen Waschlappen, dann hat man grundlegend etwas nicht verstanden. Dann ist es allerhöchste Zeit, dass man für sich in einigen ruhigen Stunden einmal überlegt, was vielleicht zu Hause, vor der eigenen Nase, nicht funktioniert und wie es besser ausschauen könnte. Denn wir haben doch nur dieses eine Leben und das ist viel zu kostbar.
Davon abgesehen wollen wir Eltern unseren Kindern doch auch ein gesundes Familienmodell vorleben. Wir sind ihre Vorbilder. Sie werden sich an uns orientieren und ihre Beziehungen später führen wie wir es getan haben. Ich spreche hier nicht davon, dass es wichtig ist Mutter, Vater, Kind zu sein. Familienmodelle können ganz unterschiedlich ausschauen und egal wie eine Familie letztendlich ausschaut und aufgestellt ist, es ist gut so. Wichtig ist nur das Miteinander, der Umgang, wie gleichberechtigt und auf welcher Ebene wir uns als Eltern begegnen. Denn sie werden so sein wie wir. Natürlich haben unsere Kinder die Chance, Dinge zu hinterfragen und anders zu tun – aber sich aus erlernten Mustern zu lösen, ist schwer. Deshalb leben wir unseren Kindern Liebe, Vertrauen und Gleichberechtigung vor. In jeder Phase unseres Lebens.

 

 

 

ENTSCHULDIGEN SIE,
BIN ICH HIER RICHTIG?
Bitte einsteigen ins Gedankenkarussell

Mein Kopf rattert und meine Gedanken stehen nicht still. Immer wieder ploppen da die gleichen Fragen in meinem Kopf auf. Immer wieder sind da die gleichen Gedanken, die gleichen Fragen, die gleichen Sorgen und das dumpfe Gefühl von „ich bin hier nicht richtig“. Ich frage mich, ob ich noch Spaß habe an all dem. An dem, was ich da tue. Ich stelle mein Tun in Frage. Stecke ich vielleicht sogar in einer Schaffenskrise? Klar ist, seit einem Jahr sind da die immer gleichen Gedanken und seit knapp einem Jahr komme ich zu keiner Lösung. Aber von vorn..

Hallo, ich bin Janina, 35 Jahre alt und Mama von drei wundervollen Kindern, die mein Leben rund und schön machen. Manchmal auch ein wenig schlaflos, manchmal auch ein wenig laut und chaotisch – aber ich mag das so. Weil ihr wisst ja, wo kein Schatten ist, ist keine Sonne. Ich lebe in Hannover und habe einen tollen Mann an meiner Seite. Eigentlich sind wir fünf wie jede andere Familie. Hier läuft es mal gut, mal nicht. Wir lachen, weinen und manchmal zoffen wir uns sogar. Ich mag die schönen Dinge und das sind oft Kleinigkeiten – wie Sonnenlicht, das durch mein Fenster tanzt und mich seufzen lässt. Das sind Blumen. Das ist gutes Essen (oooh, was liebe ich es, zu essen) und dazu ein gutes Gläschen Gin Tonic. Und dann ist das Zeit mit Freunden, barfuss laufen, Kerzenschein, das Geräusch von Wind in den Baumkronen und ganz manchmal ist es auch das paar neue Schuhe, der neue Lippenstift oder das neue Kleid. Klar.

Ich war mal eine Tussi. Dann war ich mal keine. Ich war mal ziemlich unglücklich und bin es heute nicht mehr. Ich hab Frösche geküsst, hab geheiratet und festgestellt, dass genau das keine so gute Idee war und dann traf ich Henry… Und in Henry hab ich meinen besten Freund gefunden. Klingt kitschig, klingt wie aus einer Schnulze, ja, ich weiß – ist aber einfach so. Ich hätte es selbst nicht geglaubt, dass sowas wirklich möglich ist. Was kann ich euch noch sagen? Ich bin die wohl schlechteste Hausfrau der Welt. An mir ist definitiv keine Martha Stewart verloren gegangen, was schade ist. Ich koche zwar gern, das aber am liebsten unkompliziert und simpel. Ob das am Ende hübsch ausschaut? Ist mir fast egal, für mich zählt am Ende nur eines, der Geschmack. Dann bin ich ein kleiner Chaot. Halleluja, ja das bin ich. Und als wäre das nicht genug, so bin ich auch noch ziemlich vergesslich und verpeilt (Hallo, Geilo-Verpeilo mein Name!) – fühle mich aber gleichzeitig am wohlsten, wenn ich alles unter Kontrolle habe. Ich hab Prinzipien und Wertvorstellungen – und damit stehe ich mir gern selbst im Weg. Weil ich es mir damit schwer und nicht leicht mache. Ich denke viel zu oft und viel zu viel nach, mache mir Gedanken über Gedanken und bereite mir damit schlaflose Nächte. Ich bin ein Herzmensch, ziemlich sensibel und weich. Das ist nicht immer gut, aber so ist es halt. Wenn ich Nachdenken muss oder Ruhe brauche, setze ich mich immer auf eine Bank und starre in den Himmel oder auf die Bäume. Manchmal suche ich die Ruhe auf dem Friedhof, setze mich hin und bin für mich. Mein Leben war ein auf und ab, ich war ein auf und ab. Und heute fühle ich mich gut und wohl.

Ich bin ein Buntmaler, kein Schwarzmaler und meine Gedanken kann ich am besten in Worten ausdrücken. Schreiben ist für mich so vieles – es ist Leidenschaft. Ich bin oft gar nicht gut darin, mich mündlich mitzuteilen und dann setze ich mich hin und schreibe…    …denn ich fühle in Worten!

Wohin geht es mit mir?
Ich weiß es nicht.

Seit bald zehn Jahren bin ich online. Habe ich mich am Anfang noch in Video-Content auf YouTube probiert, stellte ich schnell fest, dass mir das Schreiben eigentlich viel mehr liegt (und Freude macht). Und so ging 2010 mein erster Blog online. Es war eigentlich mehr eine Art Online-Tagebuch. Da war nicht ein Gedanke, dass das jemand lesen könnte. Oder Bloggen sogar ein Beruf sein kann. So weit war das alles weg. Ich fotografierte das, was mir vor die Linse kam und woran ich Freude hatte. Meistens waren das dann doch Schuhe, Kleider und Lippenstifte. Für viel mehr war da gar kein Platz. Outfits gab es noch und regelmäßig eine Weekly Review. Mein Blog war alles andere als professionell und ich, die vorher nicht wirklich viel mit dem Netz am Hut hatte, hatte eigentlich keine Ahnung von nichts. Ich mach dann einfach mal… Ohne Plan, ohne groß nachzudenken – einfach immer dem Bauchgefühl nach. Mit den Jahren hab ich mich verändert, hab mich entwickelt und bin immer meinen Weg gegangen. Und irgendwie konnte man das auch auf dem Blog verfolgen, denke ich. Ich bin nicht mehr die unsichere Janina, die ich vor acht Jahren war. Und auch bin ich nicht mehr die Frau, die ich vor drei Jahren war. Wir alle entwicklen uns und so auch ich. Alles hat sich seitdem verändert. Mein ganzes Leben ist ein anderes. Es ist schon verrückt, was in so einem Jahrzehnt alles passiert. Und ja, die Dreißiger sind wohl die beste Zeit meines Lebens. Bisher. Gesetzter. Entspannter. Irgendwie auch ein Stück angekommen. Und trotz all der Veränderungen, ist mir immer eines geblieben: Mein Blog. Mein kleiner Ort im Netz.

Mein Blog,
mein kleiner Ort im Netz!

Was anfangs noch sehr oberflächlich und konsumorientiert war, wurde immer mehr zu einem sehr persönlichen Ort. Ich hab euch mitgenommen, wann immer mir danach war. In den Schwangerschaften, im Studium – ja, ich hab euch auch immer wieder anhand von Texten in meinem Kopf gelassen. Und das deshalb, weil ich immer das Gefühl hatte, ich kann damit Impulse setzen, stärken oder gar unterstützen. Mein Ziel ist es, euch, meine lieben Leserinnen, zu begleiten und ganz manchmal vielleicht auch Inspiration zu sein. Ich hab den Blog nie mit dem Gedanken aufgesetzt, groß zu werden oder viel zu verdienen. Reich werde ich damit auch nicht. Wie gesagt, ich wollte einen Mehrwert schaffen. Doch ist da seit fast einem Jahr eine Barriere (in meinem Kopf). Da sind so viele Dinge, die würde ich gern mit euch teilen und euch erzählen, da sind so so so viele Texte, die ich in diesem Jahr geschrieben und nie veröffentlicht habe… Und all das, weil ich es nicht kann. Da sind liebevolle Zeilen an meine Kinder, da sind Geschichten aus meinem Leben, da waren Updates und kleine Katastrophen – und doch wurde nicht ein Artikel davon von mir veröffentlicht. Warum? Das weiß ich selbst nicht. Was ich aber weiß ist, dass ich in einer kleinen Krise stecken. Mit mir und meinen Gedanken.

Anfangs dachte ich, ich hätte ein Schreibblockade, aber das ist es nicht.
Ich kann schreiben. Mein ganzer Kopf ist voller Wörter und Gedanken und manchmal habe ich das Gefühl, dass mich all diese Worte erdrücken würden – weil sie raus wollen.

Weil ich so viel weniger schreibe, als all die Jahre zuvor. Aber ich haue mir auf die Finger und vertröste mich selbst. Ist das nicht absurd? Da sind Wörter, die sich bemerkbar machen, ganzen Texte in meinem Kopf und ich möchte sie nicht zu digitalem Papier bringen. Will sie generell nicht niederschreiben. Und gleichzeitig möchte ich es doch. Eine Misere – in meinem Kopf.

Der Blog ist mein viertes Baby. In ihm steckt so viel Persönlichkeit, so viel Liebe und vor allem Zeit, vieeeel Zeit. Lange Nächte hab ich da gesessen und Texte geschrieben. Gedanken habe ich mir gemacht und niemals werde ich den Moment vergessen, als ich meinen allerersten Kommentar vorfand. Das war so verrückt, so schön, unvergesslich toll. Denn der Austausch hier, das ist es, was ich schätze. Einige von euch kenne ich seit Jahren und wenn ich von euch eine Mail oder Nachricht entdecke, dann ist das, als würde ich mit einer Freundin schreiben. Dann freue ich mich riesig. Eure Rückmeldungen sind wichtig für mich, so unheimlich wichtig. In diesem Jahr habe ich, ich sag es ganz ehrlich, mehrmals darüber nachgedacht, einfach alles offline zu nehmen. Schluss zu machen. Bis…

 

Niemals nie werde ich den Moment vergessen,
als ich fast zu Tränen gerührt war…

Wie jeden Freitag stehe ich auf dem Markt und halte am Fisch-Stand. Während ich da so in der Schlange stehe und darauf warte, meine Bestellung abgeben zu können, bemerke ich den Blick eines jungen Vaters, als er mich auch schon anspricht und mich fragt, ob ich Janina wäre. „Oh, sicher ein alter Kommilitone von Henry“, denke ich mir in dem Moment noch. Aber nein, damit liege ich falsch.

Dieser junge Vater erzählt mir, dass ich Ihnen mit einem meiner Texte (über unsere verschobenen Eingewöhnung in der Kita) helfen konnte. Dass seine Frau meinen Text gelesen hat und sie deshalb noch einmal tief in sich hinein gehört haben. Auf ihr Bauchgefühl vertraut haben. Und danach entschieden, die Eingewöhnung ihres Kindes abzubrechen – was die richtige Entscheidung war, sagte er. Genau das, was ich versuche, mit meinen Texten weiterzugeben. Vertraut auf euer Bauchgefühl. Hört in euch hinein. Fast immer liegt da die Lösung zu allem.

Ich war so ergriffen, so gerührt, so unfassbar froh über diese Rückmeldung, dass ich meine Tränen wirklich zurückhalten musste. Und das war der Moment, in dem es Klick gemacht hat und ich wusste: Ich bleibe!
Nichts da. Da wird nichts offline genommen. Meinen kleinen Blog wird es weiter geben.
„Halte einfach aus, schau, was die Zeit bringt und mach einfach das, wonach dir ist!“, habe ich mir an diesem Tag gesagt. Und so halte ich es. Es kommt, was kommt. Und sicherlich wird es irgendwann auch wieder mehr. Vielleicht fühlt es sich irgendwann richtig an, den „Veröffentlichen“-Button zu drücken. Und wenn nicht, dann bleiben all diese Briefe und Kolumnen eben offline. Auch gut. Ich muss den Druck rausnehmen. Für den Blog ist mir das gelungen, aber auf Instagram… da bisher nicht!

 

Instagram,
bin ich da eigentlich richtig?

Instagram. Über wohl kein Medium wird so viel gesprochen, berichtet und diskutiert. Ursprünglich eine App zum Vernetzen und für das Teilen von spontanen Schnappschüssen, ist Instagram heute eine riesige Business-Maschinerie. Instagram ist wichtig geworden. Ohne Instagram läuft kaum noch etwas. Und vor allem haben sich die User auf allen Seiten professionalisiert. Die Trends haben sich verlagert und perfekte Bilder winken von allen Seiten.

Da sind so viele Fragezeichen in meinem Kopf, so viele Fragen. Manchmal fühle ich mich auf dieser App so fehl am Platz. Auch hier bin ich seit nun fast einem Jahr am grübeln, komme aber (bisher) zu keiner Lösung.

Versteh mich nicht falsch, ich konsumiere meinen Feed gern. Ich mag Instagram. Ich folge wunderbaren, spannenden und kreativen Menschen. Ich schaue mir all das, was mein Feed zeigt, gern an. Aber ich hadere mit mir, mit mir selbst auf dieser Plattform. Ich frage mich, ob ich an diesem Ort, auf dieser App, noch richtig bin. Ob mein Content interessant ist. Denn auch auf Instagram verhält es sich wie auf meinem Blog: Ich mache mir Gedanken, viele Gedanken! Ich möchte dir einen Mehrwert bieten. Ich zeige mich, wie ich bin. Wenn du mich außerhalb der App treffen würdest, dann wäre ich die gleiche wie online.

Anfangs dachte ich, es wäre eine klassische „Müdigkeit“. Wird schon wieder, dachte ich. Aber die Zweifel sind geblieben. Ich hab gar nicht so viel zu erzählen. Ich gehe nicht alle zwei Wochen zum Friseur, ich bekomme nicht jede Woche ein riesiges Paket von einem beliebigen Onlineshop und auch sonst passiert hier einfach nicht ganz so viel. Alltag halt, Familienalltag. Kinder, Arbeit, Partnerschaft, Haushalt. Manchmal noch eine Reise. Aber da hört es dann auch schon auf. Ich fühle mich so ein wenig verloren. Wie zwischen den Seilen. Frage mich, ob ich ohne die obligatorisch zigtausend zur Verfügung gestellten Samples am Tag noch „mithalten“ kann. Ich sehe, dass der Trend eben in diese Richtung geht. Konsum. Das ist auch ok. Ich kaufe selbst auch gern ein und ich hab nicht selten schöne Dinge nachgekauft. Aber bin da natürlich auch begrenzt. Zumal ich in der Schwangerschaft dazu übergegangen bin, mir meine Sachen und die der Kinder im besten Fall lieber selbst zu kaufen. Der Wertschätzung wegen.

Natürlich gibt es auch bei mir Werbung. Das ist klar. Ohne die geht es nicht und ich setze die Kampagnen, die ich annehme, auch gern um. Weil ich die Produkte gut finde und dahinter stehe. Ich schaue genau hin und mache so viele Gedanken, bevor ich etwas zusage. Ich hab da Prinzipien und da ist der Punkt: Ich stehe mir damit oft selbst im Weg. Ich mache es mir schwer. Ich konsumiere also seit Monaten meinen Feed und bekomme zunehmend das Gefühl, dass mein Content und meine Bilder vielleicht nicht mehr das sind, was gern gelesen und angeschaut wird. Und genau diese Gedanken habe ich heute auch in meiner Story mit euch geteilt. Eure ganzen Nachrichten haben mich gerührt und es ist so manche Träne geflossen. Weil ihr mir damit den Nebel für mich lüftet. Ich jetzt gerade in diesem Moment wieder viel klarer sehen kann. So klar, wie ich es seit fast einem Jahr nicht geschafft habe. Warum zweifle ich, warum mache ich mir diese Gedanken. Ich muss lernen, mir weniger einen Kopf zu machen. Ich sollte das tun, was ich so oft predige: Auf mein Bauchgefühl hören. Und so werde ich es halten. Die Zeit wird es zeigen. Danke, an euch. Für jedes Wort, für alles!