EIN POSITIVER GEBURTSBERICHT,
UNSERE HAUSGEBURT
& WIE ICH ICH FRIEDEN FAND!

Ihr lieben Frauen,
ihr Mütter und Väter,

ich nehme euch ein Stück weit mit auf meiner Reise zu einer selbstbestimmten Geburt. Einer Hausgeburt, die mir Heilung brachte und Frieden schenkte.

Ich bin unseren Weg Hand in Hand mit wunderbaren Hebammen und Ärzten gegangen. Am Anfang war da Angst, viel Angst, auch Unsicherheiten klopften immer wieder an, aber letztendlich kam ich zurück in meine Stärke, voller Urvertrauen. Das hier, das ist mein Weg. Es ist unser Weg. Und für uns war dieser Weg richtig und wichtig. Wenn ich an die Geburt denke, mich erinnere, wie mein viertes Kind geboren wurde, dann werd ich ganz weich, mein Herz tanzt und ich spüre das Glück bis in die Fingerspitzen. Auch jetzt noch, Monate später. Ich hatte eine schöne Geburt. Sie war so ganz anders als jede Vorstellung, die ich hatte. Sie war auch anders, als ich es mir erträumt habe. Aber sie war gut. Sie war schön. Wie so oft im Leben hat sich an diesem Tag vor allem eines sehr deutlich gezeigt: Es kommt immer alles anders als man denkt und oft ist das ganz schön gut so!

Mein kleiner Sohn, unser viertes Kind, kam bei uns Zuhause auf die Welt. Eine weitere Hausgeburt also. Und das, obwohl die Monate davor alles auf einen geplanten Kaiserschnitt hindeutete. Ich bin in meine Kraft gekommen. Ich habe mich meinen Urvertrauen hingegeben. Und ich hatte ein unheimlich starkes „Team“ hinter mir. Ich bin unglaublich dankbar, und ich bin glücklich. Oft denke ich zurück, an die Wochen vor der Geburt und dann an die Geburt selbst. An diese Hausgeburt, die fast schon urkomisch war. An diesem Tag, an dem mein zweiter kleiner Sohn geboren wurde, wurde auch ich neu geboren, als Frau und Mutter. Denn diese Geburt hat mich in meine Stärke und vor allem auch wieder in mein Gleichgewicht gebracht.

Auch dieses Mal war die Haugeburt für mich der richtige Weg. Nicht für dich, nicht für irgendwen, nur für mich. Denn jede Frau muss und soll ihren ganz eigenen Weg gehen und eine selbstbestimmte und schöne Geburt ist natürlich genau so auch in einer Klinik oder in einem Geburtshaus möglich. Mein Beitrag soll nicht missionieren. In keinem Fall. Es ist meine persönliche Geschichte. Unsere Geschichte von meiner Hausgeburt. Und ich teile sie mit euch.

Da es so ein persönliches und wirklich sehr sensibles Thema ist, möchte ich euch bitten, achtsam mit euren Worten zu sein. Ich danke euch sehr. Schön, dass ihr den Weg mit uns gegangen seid.

Unsere „Vorgeschichte“ rund um das Thema geplanter Kaiserschnitt findest du HIER.

Meine Artikel rund um die Hausgeburt beim großen Jungen HIER (Teil 1) und HIER (Teil 2)

Alles Liebe,
Janina

 

Meine Hausgeburt,
wie alles doch ganz anders kam!

Der Sommer war heiß und mein Bauch kugelrund. Runder als jemals zuvor. Meine Füße waren dick, mir schmerzte mein Rücken, die Luft war raus. Fast jede Nacht lag ich nun wach und horchte in mich hinein. War aufgeregt und ungeduldig. Wollte ich doch nichts mehr, als dich. Dich in meinen Armen halten. Wollte, dass du dich endlich aufmachst. Hab gehofft und gebangt, dass du kommst. Hab immer wieder innegehalten. „War das eine Wehe?! Könnte es eine gewesen sein?!“.

Dieses Mal war alles anders. Mehrfach dachten wir, dass es los geht. Einmal, früh in der Nacht, hatte ich über einige Stunden Wehen, die immer intensiver wurden und irgendwann wirklich heftig schmerzhaft waren. Ich wiegte mich, kreiste mein Becken und war bereit. Ich scheuchte Henry auf und bat ihn, alles vorzubereiten. Und dann, dann war plötzlich Ruhe im Bauch. Du hattest dich entschieden doch noch zu warten. Ich kann mich noch so gut an diese eine Nacht erinnern. Ich war traurig, enttäuscht irgendwie. Hatte ich doch gehofft, dass du kommst.

Lange schon hab ich immer wieder davon geträumt, wie ich in der Nacht wach werde und diese erste eine verheißungsvolle Wehe spüre. Habe mir vorgestellt, wie ich noch liegen bleibe und auf die zweite Welle warte, um dann aufzustehen. Sah mich die Geburtskerzen anzünden und alles vorbereiten. In meiner Vorstellung war es tief in der Nacht und ich arbeitete mich langsam, Welle für Welle, vor. Stück für Stück. In meiner Vorstellung wurdest du an einem frühen Morgen geboren. Mit der aufgehenden Sonne. Es sollte anders kommen, ganz anders!

 

Ihr erinnert euch…

Und dann, nur sehr wenige Tage später, in einer Nacht bekomme ich kein Auge zu. Bin müde und geschafft, saß zu lange im Büro und hab es erst um kurz nach 2 Uhr ins Bett geschafft. Ich liege in unserem großen Familienbett zwischen meinen zwei kleinen Kindern und Henry. Ich hab Schmerzen. Weiß nicht, wie ich mich hinlegen soll. Stehe immer wieder auf, der Schmerz zwingt mich immer wieder in die Hocke. Aber es sind keine Wehen, denke ich. Immer nur alle 30 – 45 Minuten ein kaum auszuhaltender stechender Schmerz, der mir den Atmen raubt. Keine Wellen, dafür ein Schmerz, der aus dem Nichts kommt und mir Schweißperlen auf der Stirn beschert. Ich leide also vor mich hin. Als es hell wird, bin ich noch immer wach. Fühle mich gerädert. Fühle mich müde. Alles schmerzt. Ich stehe auf, nehme meinen Laptop und arbeite. Schreibe einen Text für einen Kunden, arbeite ein paar Mails ab, führe ein Telefonat. Dann, dann machen wir die Kinder fertig, Henry fährt sie in die Kita und ich arbeite wie gewohnt den frühen Vormittag weiter… um dann im Anschluss zum Arzt zu fahren!

 

UND DA, DA BEGINNT DEINE GESCHICHTE, MEIN KLEINER SOHN.

Es ist etwa 11.30 Uhr, als ich meinen Rechner zuklappe, um ins Bad zu gehen. Ich dusche, trockne mich ab und ziehe mir mein rosa Kleid an, welches ich so gern trage. Das Kleid, dass als DAS GEBURTSKLEID {alle die involviert waren werden jetzt laut
lachen!} in die Geschichte aller Hebammen eingeht.
Ich bin langsamer als sonst, fühle mich träge, alles schmerzt und fällt mir etwas schwerer, nichts geht mir so richtig leicht von der Hand. Ich ächze. Meine Laune ist nicht gut. Nach der Dusche hole ich mein rosa Kleid aus dem Schrank und streife es über. Fried schleicht schon den ganzen Morgen um mich herum, so auch jetzt. Er schmiegte ich an mein Bein und weicht keinen Zentimeter von mir.

Mein allmorgendliches Ritual, mich ein wenig herauszuputzen – das ist mir heute noch so viel wichtiger als sonst. Farbe hilft mir immer gegen kurze Nächte und tiefe Augenringe. An diesem Morgen wird es ganz besonders viel Farbe. Als ich mich zurechtmachen möchte, merke ich das erste Mal bewusst, dass ich mich doch immer wieder am Waschbecken festkralle. Dass ich immer wieder inne halte, mich kreise, tief atme, veratme. In regelmäßigen Abständen fluche ich vor mich hin. Verdränge aber, schiebe weg und lasse dem Schmerz nicht wirklich den Raum, den er wohl bräuchte. Habe keine großen Erwartungen, und ja, glaube auch nicht wirklich daran, dass es jetzt losgehen könnte. Komme gar nicht erst auf die Idee.
Ich lege also mein Make-up auf und schnaufe. Schimpfe. Fluche. Gehe immer wieder in die Hocke, atme tief und plötzlich platzt mir der Kragen. Diese Schmerzen. Es nervt. Henry, der in der Tür steht, schaut mich an.

„Wollen wir lieber mal die Hebamme anrufen?“, fragt er mich.

Da platzt es aus hier heraus. Stinksauer. „Hä, wie? Wieso denn?! NEIN! Ich habe Hunger. Ich möchte zum Inder und überhaupt, in die Stadt möchte ich auch noch, ich brauche eine Sport-BH!!!“. Henry lächelt, lacht auf: „Du hast doch Wehen“, sagt er und fragt mich, warum ich ausgerechnet jetzt einen Sport-BH bräuchte. „NA DESHALB, weil ich ihn nun eben brauche!“. Und ein Foto wollte ich auch noch schießen, bevor wir die Kids wieder abholen. Spätestens da hätte ich mir denken können, worauf das alles hinaus läuft. Aber noch immer merke ich es nicht, will es vielleicht nicht wahrhaben. Vielleicht ist da auch die Angst, dass das ein ganz übler Fehlalarm sein könnte. Ich stöhne, halte mich gebeugt am Waschbecken fest, mir ist ganz warm und ich schwitze. Das ärgert mich und ich schimpfe weiter wie ein Rohrspatz. Meine Stirn ist schon ganz kraus vor Schmerz, aber ich halte daran fest: Ich möchte in jedem Fall noch zu meinem Lieblings-Inder! Egal wie, egal was kommt – nicht ohne mein indisches Essen.

Henry nimmt das Handy zur Hand und ruft unsere Hebamme an. Er spricht mit ihr, sagt, dass ich Schmerzen hätte, fragt sie, wie jetzt der weitere Fahrplan wäre. Ich höre ihre Stimme über den Lautsprecher. Sie wäre gerade auf der Autobahn, sie würde in etwa zwei Stunden kommen und nach mir schauen – sagt sie. Ich stöhne, atme tief ein und aus und brülle {sorry Henry!} aus dem Bad: ICH GEHE IN JEDEM FALL NOCH ZUM INDER!! ICH HABE HUNGER!
Die Hebamme reagiert, vermutlich wird auch ihr in diesem Moment klar, dass da was im Anmarsch ist. Sie würde jetzt sofort umdrehen und wäre in etwa 45 Minuten bei uns, sagt sie. Henry legt auf. Ich bin nun richtig sauer. Immerhin habe ich Hunger und ihr wisst ja, wie das ist – so hungrig. Da wird man auch mal zur Diva. Ich lege meine Wimperntusche auf und merke, dass das nicht mehr so gut geht. Gebe aber nicht auf. Als ich fertig bin, stapfe ich aus dem Bad, werfe Henry einen bockigen Blick zu und gehe die Treppe hinunter ins Erdgeschoss. Es fällt mir gar nicht mehr so leicht und ich halte mich am Geländer fest. Unten angekommen, möchte ich meine hübschen pink-roten Schuhe anziehen – passe aber nicht mehr hinein. Ich ärgere mich, möchte die Schuhe am liebsten in die Ecke pfeffern und fange fast an zu weinen. Diese blöden dicken Füße, diese blöden Schuhe, alles blöd. Es nervt. Dann gehe ich halt barfuss. So.

„Du, die Hebamme müsste in etwa 20 Minuten da sein“, sagt Henry noch einmal. Ja, aber das schaffen wir doch noch schnell – zum Inder hin und zurück. Takeaway? Ich versuche mich an meinen wehleidigsten Blick überhaupt, ihr wisst schon, der Welpenblick – aber Henry blickt noch einmal auf die Uhr und sagt, dass wir das nicht mehr schaffen. Meine Schmerzen werden intensiver und intensiver und ich hab nur noch sehr wenige kurze Pausen dazwischen. Irgendwie wird mir in diesem Moment erst so richtig bewusst, dass sich mein kleiner Sohn wohl doch auf den Weg gemacht hat. Ich kann mich noch so gut an diesen einen Moment erinnern. Ich sitze auf der Treppe im Eingangsbereich und plötzlich spüre ich diese ganz besondere Aufregung. Ich freue mich. Fried sitzt ebenfalls auf der Treppe, er beobachtet mich weiter und lässt mich nicht aus den Augen.

„Können wir noch fix ein Foto machen, Henry?“, frage ich. Er lacht.
Wir gehen vor die Haustür und um die Ecke. Ich muss alle paar Meter anhalten und kralle mich in Henrys Arm, bleibe stehen, atme tief, atme aus, der Schmerz ist unglaublich stark. Wir machen schnell wenige Fotos, in der jeweiligen Wehenpause. Ich halte mir auf den Bildern den Bauch. Mein Bauch ist hart, ich lächle und merke, wie sich meine Stirn verkrampft, weil der Schmerz sich wieder ankündigt. Es zieht, dann baut sich der Schmerz auf und wird kräftig und mächtig und groß. Ich halte mich am Zaun fest. Lehne mich an. Wir gehen zurück Richtung Haus. Es sind nur wenige Meter, nur ein paar Schritte, und trotzdem muss ich zweimal anhalten. Bleibe stehen, veratme. Ich lächle Henry an. Es geht los. Er kommt. Ganz sicher. Und dieser Gedanke ist frei von Angst. Frei von Sorgen. Es die pure Vorfreude auf mein Baby. Ich greife mir ins Haar, wische mir über die Stirn, versuche, den Schmerz irgendwie erträglicher zu machen durch meine Atmung. Der Druck ist heftig. Wir gehen rein, Fried sitzt noch immer auf der Treppe und beobachtet alles ganz genau. Ich spreche in mein Handy. Halte den Verlauf ein wenig fest. Damit ich mich später erinnern kann.

Ich gehe ins Wohnzimmer und bitte Henry, die Kerzen zu holen. Wieder eine Welle. Noch intensiver. Ich klammere mich an unseren Stuhl am Esstisch. Kralle mich rein. Nach vorn gebeugt. Ich versuche, mich ganz bewusst auf meine Atmung zu konzentrieren. Atme tief ein und möchte dem Schmerz die „Luft nehmen“. Das klappt, so lange ich mich darauf konzentiere, gut. Er ist dadurch besser zu ertragen. Ich bin still, ich ziehe mich zurück. Ich bin bereit. Konzentriere mich auf mich und das Baby und den Schmerz, der mir mein Baby bringen wird. Henry kommt mit den Kerzen, wir stellen sie auf. Es ist mir wichtig, dass ich sie selbst anzünde. Henry reicht mir das Feuerzeug. Ich betrachte die Kerzen, noch so neu, nicht abgebrannt. Sie werden unseren Geburtsweg begleiten. Die nächste Welle kündigt sich an. Ich bleibe neben den Kerzen stehen, halte mich am Tisch fest. Veratme. Konzentiere mich. Als die Wehe vorüber ist, mache ich ein Foto von den brennenden Kerzen und schicke es meiner Familie. Kommentarlos. Zum Schreiben, zum sprechen, für all das hab ich gerade nicht mehr die Kraft. Ich genieße die Stille. Genieße die Ruhe. Und ich bin dankbar, dass Henry und ich diese Minuten allein haben. Er steht neben mir. Er schaut mich an. Seine Gesichtszüge sind ganz weich. Er legt seine Hand auf meinen Rücken. Ich spüre die Wärme. Ich bin glücklich. Ich lächle… Ich werde mein Baby bald im Arm alten. Die nächste Wehe kündigt sich an. Es geht schnell. Es zieht und schon bin ich mittendrin, ich schwimme. Es hilft mir, von einem Fuß auf den anderen zu tapsen. Der Schmerz ist krass. „Wow“, denke ich, „ich habe ganz vergessen, wie schmerzhaft das ist!“.

Unsere Reise beginnt hier und jetzt, nicht mehr lang, mein keiner Sohn,
und ich werde dich in meinen Armen halten! 

 

Fortsetzung über unsere Hausgeburt folgt!

 

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Empfehlung: Geplanter Kaiserschnitt
AUS DER UNSICHERHEIT IN DIE KRAFT

Empfehlung: Geplanter Kaiserschnitt. Und darüber, wie alles anders kam. Wie ich aus der Unsicherheit in meine Kraft kam.

Mein Kopf, mein Kopf fuhr Achterbahn. Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte. Alles in mir war in Aufruhr. Alles, wirklich alles, was ich monatelang weggeschoben habe, holte mich nun ein. Da saß ich, der Ärztin in der Klinik gegenüber. Schaute sie an, hörte ihr zu, schluckte schwer. Schluckte immer schwerer, in der Hoffnung, den Tränen keine Chance zu geben. Vergeblich. Natürlich. Ich spürte, wie meine Augen brannten. Ich spürte, wie mein Herz raste. Ich spürte meine schwitzigen Hände. Spürte diesen dicken dicken Kloß in meinem Hals. Ich wusste, das hier, das ist eine gute Klinik. Ich wusste, dass ich hier gut aufgehoben bin. Ich wusste es zu schätzen. War dankbar für die Zeit, die sich diese Ärztin für mich nahm. Wie sie so unheimlich menschlich und verständnisvoll war. Und trotzdem war da diese Angst. Ein Kaiserschnitt. JETZT ist es soweit. Ich kann es nicht mehr wegschieben, ich muss mich dem jetzt stellen. Will es auch tun, aber alles in mir rumort, wirkt wenig klar. Es gibt keine andere Möglichkeit, denke ich noch, denn der geplante Termin für den Kaiserschnitt ist nah. Morgen um die gleiche Zeit wird mein Baby in meinen Armen liegen.

Ich wünschte mir eine versöhnliche Geburt. Eine, die vielleicht sogar heilend für mich ist. Eine, die mir all die Ängste nimmt, durch die ich gegangen bin. Es wäre schön, wenn ich noch einmal eine Geburt erleben dürfte, die mir Frieden bringt. Die versöhnlich ist.
Ein Kaiserschnitt war da irgendwie nicht das, was ich mir vorstellte. Und so handelte ich dieses Mal wieder ganz intuitiv und bemühte mich darum, mir verschiedene Wege offen zu halten…

 

Grundsätzlich hatte ich dieses Mal immer wieder große Angst vor der Geburt. Angst, die immer mal wieder hochkam. Ganz anders als bei meinen anderen voran gegangenen Schwangerschaften, wo ich fast immer sehr viel Vertrauen hatte – in mich und meinen Körper. Aber dieses Urvertrauen war dieses Mal gestört. Angeknackst. Und es hat mich die vielen Monate der Schwangerschaft viel Kraft und Mühen gekostet, mich dieser tiefen Angst zu stellen. Ich musste mir erst einmal eingestehen, dass ich da tief in mir etwas weggeschlossen habe. Begraben. Meine Gefühle. Denn ich wollte nichts fühlen. Das hätte nämlich bedeutet, dass ich nicht nur die (Vor-)Freude auf dieses Baby zulasse, nein, das hätte auch bedeutet, dass die Angst zurückkehrt. Dass meine mühsam aufgebaute Schutzmauer bröckelt. Aber von vorn!

 

WEIL AM ENDE MANCHMAL ALLES GUT WIRD!

Irgendwann, kurz bevor ich die 12. Schwangerschaftswoche beendet habe, saß ich dann bei meinem Gynäkologen. Henry neben mir. Der Ultraschall war gut, dem Baby ging es blendend. Es wuchs und war unheimlich aktiv. 1,5 Jahre liegen also zwischen unserem kleinen Sohn und dem Baby in meinem Bauch. Nicht viel Zeit für (m)einen Körper, der nie so richtig genesen ist nach dieser letzten, sehr schweren (aber schönen) Geburt. Mein Baby war sehr schwer gewesen. Groß und sehr schwer. Man ging davon aus, dass sich das wiederholen könnte. Und dann war da noch noch meine Angst. Viele Gründe, die für einen geplanten Kaiserschnitt sprachen. Und genau deshalb fiel auch bereits bei diesem ersten großen Termin beim Gyn die Empfehlung: Geplanter Kaiserschnitt. Boom. Ich saß meinem Gyn gegenüber und wusste erst einmal nicht, was ich fühlte. Ja, klingt logisch – dachte ich. Ist vielleicht auch gut so.
Wenig später im Auto saß ich neben Henry und wir waren still. Keiner sprach. Er startete den Motor, fuhr los. Ich dachte nach. Für Henry war es klar. Wenn ein Kaiserschnitt die Empfehlung ist, dann ist das so. Ja, dachte ich, dann ist das wohl so. Stell dich drauf ein.

 

Ich habe Angst, Angst, die Kontrolle zu verlieren!
Angst davor, all das noch einmal zu erleben.
Aber auch Angst, die Kontrolle abzugeben.

„Wie fühlst du dich, Janina?“, fragte mich meine wundervolle Hebamme bei einem der früheren Vorsorgetermine dieser vierten Schwangerschaft. Ich war vielleicht im vierten oder frühen fünften Monat. Ich lächelte. „Ich fühle mich gar nicht, als wäre ich schwanger. Keine Symptome einer Schwangerschaft, nichts wie sonst. Keine spannenden Brüste, kein Ziehen im Bauch… Gar nichts davon!“.
Dieses Mal war alles anders. Selbst mein Bauch war noch recht klein (für meine Verhältnisse). Ich saß bewusst kerzengerade da. Wollte nichts und niemanden an mich ran lassen. Und tat es dann doch. Glücklicherweise.
Meine Hebamme mit ihren feinen Antennen spürte, dass da was ist. Etwas, das ich aufarbeiten muss. Letztendlich saß ich da und die Tränen kamen, sie kamen nicht nur, sie brachen aus mir heraus. Und es tat so gut. Es brachte mir so viel Erleichterung. Die Mauer war gebrochen. Das war hart, aber es war gut. Denn nun wusste ich, da muss ich ran, da muss ich ansetzen. Und das tat ich in den kommenden Wochen und Monaten ganz intensiv, während diese vierte Schwangerschaft voranschritt…

Ich entschied mich auch dieses Mal wieder für eine Vorsorge bei der Hebamme. Eigentlich eher, wie auch schon beim letzten Mal, für eine Kombination. Gyn und Hebamme Hand in Hand. Das ist für mich besonders schön. So fühle ich mich besonders sicher. Meine Hebamme hat alle Vorsorgetermine mit mir Zuhause absolviert. Mit offenen Ohren, viel Zeit und ihrer beachtlichen Kompetenz. Mein Gyn, übrigens ein toller Arzt, der jeden Weg mit seinen Patientinnen geht, hat mich in Sachen große Vorsorge-Termine (die mit Ultraschall) betreut und sich sehr viel Zeit genommen. Auch für einen Bluttest entschieden wir uns dieses Mal. Dazu aber sicher irgendwann an anderer Stelle mehr.

Mit der Zeit und dem wachsenden Baby in mir wurde mir immer klarer, dass ein geplanter Kaiserschnitt für MICH vielleicht doch nicht die beste Option ist. Nein, eigentlich ist es sogar so, dass ich es die ganze Zeit wusste. Weshalb ich mich auch direkt von Anfang doppelt und dreifach „absicherte“. Ich wollte mir in Absprache mit allen (Hebammen und Ärzten) Optionen schaffen und mir Wege offen halten. Mit dem Gedanken an einen Kaiserschnitt haderte ich immer wieder. Irgendwann saß ich da und weinte, ich war hin- und hergerissen. Verunsichert allem voran. Mein Herz sagte mir, dass ich mein Baby gern auf dem „natürlichen Wege“ begrüßen möchte. Die andere Stimme in mir aber riet mir etwas anderes. Ich hatte irgendwie auch Angst davor. Angst davor, abzugeben. Angst vor dem Kontrollverlust. Vor allem aber Angst davor, mein Baby nicht in aller Ruhe und Geborgenheit begrüßen zu können. Ich hatte noch keinen Kaiserschnitt und deshalb auch keine Vorstellung. Gleichzeitig hatte ich auch Angst davor, eine Entscheidung für mich zu treffen. Eine Entscheidung, die sich am Ende vielleicht als falsch erweisen würde. Ihr kennt das, wenn der Kopf sich dreht und man zu keiner Lösung kommt. Meine Freundin Ivy machte mir Mut und sprach mir gut zu. Sie erzählte mir von ihrem (nicht geplanten) Kaiserschnitt und wie schön er trotzdem war, irgendwie. Weil das Team gute Arbeit leistete, einfühlsam war und herzlich.

Und so beschloss ich, mir den Druck zu nehmen und alle Optionen zuzulassen.
Ich würde jetzt einen Gang zurückschalten.
Würde weiter an meinen Ängsten arbeiten, würde loslassen und mich darauf besinnen, zu genießen.
Das tat ich. Ich versuchte, alles ein wenig mehr auf mich zukommen zu lassen. 

Meine beiden Hebammen fingen mich auf, hörten zu, bestärkten und berieten mich. Mein betreuender Gynäkologe ebenso. Er nahm sich wirklich sehr viel Zeit und hörte zu – das macht ihn für mich an dieser Stelle einmal mehr zu einem sehr guten Arzt. Er ging den Weg mit mir. Er spürte die Angst und fing mich immer wieder auf. Er  beriet mich, aber drängte sich nicht auf.

In den letzten Wochen und Monaten hatte sich viel verändert. Niemand war sich mehr wirklich sicher, was nun das Beste wäre. Ob ein Kaiserschnitt nun wirklich die Beste Wahl war oder nicht. Das Gewicht des Babys wurde regelmäßig überwacht.

Ich glaube, noch nie zuvor war ich mir meiner Sache so wenig sicher.
Ich sehnte mich nach einer natürlichen Geburt auf der einen Seite, dachte aber, dass eine Bauchgeburt vermutlich die vernünftige Entscheidung wäre.

Soll ich es wagen?

Irgendwann, einige Wochen vor dem ET besuchten wir die Infoveranstaltung der Klinik, von der meine Freundin geschwärmt hat. Ein kleines Klinikum. Auch meine Hebamme hat viel Gutes gehört und wir fühlten uns direkt wohl. Der leitende Arzt war sympathisch, alles wirkte sehr transparent und herzlich. Dennoch war dieser Termin für mich total emotional. Mein letztes Baby bekam ich in meinen eigenen vier Wänden, Zuhause. Das war wunderschön. Jetzt die Wöchnerinnen-Station zu sehen, fühlte sich irgendwie seltsam an.
Und trotzdem, die Entscheidung fiel schnell. Wenn eine Klinik, dann diese hier. Da waren wir uns beide einig. Wir beide hatten ein gutes Gefühl.

Bei meinem Vorstellungsgespräch für den geplanten Kaiserschnitt wurde ich untersucht, das Baby vermessen und der grobe Ablauf für den Kaiserschnitt wurde mir erklärt. Und während des Ultraschalls dann die Neuigkeit, unser Baby hat sich gedreht und liegt quer. Wie in einer Hängematte. Der junge Arzt verabschiedet uns am Ende des Termins mit den Worten: „Wenn das Baby so liegen bleibt, gibt es eh keine andere Möglichkeit. Wir sehen uns in wenigen Wochen!“. Der Termin stand. Ich stieg ins Auto und war traurig und niedergeschlagen. Irgendwie hatte ich insgeheim doch die ganze Zeit gehofft, dass es einfach richtig fix losgehen würde und ich den Kaiserschnitt so umgehen könnte. Leider nein. Henry war in all den Monaten sehr sachlich und viel weniger emotional als ich. Natürlich, vollkommen verständlich. Um ganz ehrlich zu sein, ich ging an manchen Tagen auf dem Zahnfleisch. Ich war mürbe gedacht und schwankte immer wieder zwischen „Taschaka, ziehen wir es durch“ und dem tiefen Wunsch, mein Baby eben doch auf dem natürlichem Wege zu gebären. Am allerliebsten sogar ganz geborgen und ungestört bei uns Zuhause. So wie ich es schon einmal erleben durfte.

Zurück Daheim trug ich den Termin in meinen Kalender ein. Da stand er, wie in Stein gemeißelt. Dieser Tag rückte näher und näher. Unaufhaltsam und immer schneller. Wie es eben so oft ist mit der Zeit. Sie fliegt. Am Tag vor dem geplanten Kaiserschnitt  kam ich also wie verabredet in den Kreißsaal. Noch einmal das Baby ausmessen. Noch einmal schauen, ob alles gut ist. Noch einmal alles durchgehen und die offenen Fragen besprechen.
Ich war allein, Henry im Büro. Und plötzlich übermannte es mich wieder. Ich hatte eine Heidenangst vor dem Termin am nächsten Morgen. Die Ärztin erklärte mir alles ganz genau, nahm sich auch alle Zeit der Welt. Ich hatte Glück und der Kreißsaal war recht leer. Während ich dort war, erblickte sogar ein Baby das Licht der Welt. Es war magisch. Dieses Baby plötzlich schreien zu hören. Ein absolutes Wunder!
Am Ende beschlossen wir, dass ich die Informationen erst einmal sacken lasse und Henry in der kommenden Stunde noch einmal dazu stößt. Zu Dritt entschieden wir dann, dass wir den Termin am kommenden Tag verschieben würden, um dem Baby und mir noch die Zeit bis zum errechneten Geburtstermin zu geben. Ich hatte also noch einmal knapp 2,5 Wochen „gewonnen“. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Aus verschiedensten Gründen.

Die zwei Wochen vor dem ET taten wir alles, um die Geburt irgendwie so in Gang zu bekommen. Ihr wisst schon, Bewegung, bestimmte Nahrungsmittel, all das. Meine zweite Hebamme massierte mich und gab alles. Auch mein Gyn versuchte sich an einer Eipollösung. Aber der kleine Mensch in meinem Bauch wollte noch nicht. War anscheinend noch nicht bereit.

Einen Tag vor dem ET schlug ich dann wie besprochen wieder im Kreißsaal auf. Die Herztöne checken, noch einmal ein letzter Ultraschall, um das Gewicht zu errechnen, die letzten Fragen zu erörtern.. Ich werd es nie vergessen. Die Sonne schien. Ich trug ganz viel Farbe, ein pinker Rock und ein strahlend blaues Oberteil, und ich war irgendwie ganz schön aufgeregt. Ich war mir plötzlich meiner Sache sicher. Alles wirkte klarer. Für den Moment. Das, was ich eigentlich die ganze Zeit schon wusste, sprach ich nun laut aus.

Nein, ich möchte keinen geplanten Kaiserschnitt.
Ich möchte es spontan versuchen! 

Das Baby liegt richtig, mit dem Kopf nach unten ganz tief im Geburtskanal – und ich fühlte mich stark. Ich kann das. Ganz bestimmt – dachte ich bei mir. Das Baby sollte laut Ultraschall knapp 4 kg wiegen. Das bekomme ich hin, ging es mir durch den Kopf. Das ist jetzt nicht übermäßig schwer. Immerhin hatte der große Bruder fast 5,5 kg. Wir besprachen uns also und entschieden, dass ich es auf dem natürlich Weg versuche. Allerdings würde man aufmerksamer sein. Sollte irgendetwas auffällig sein, dann würde man nicht warten und direkt in den OP umziehen. Ok, das ist ok für mich, sage ich.
Denke das erste Mal so richtig klar, nicht von Angst gesteuert, bin gerade jetzt in dem Moment nicht verunsichert. Ich kann das. Alles wird gut. Als ich mit meinem kugelrunden Bauch zum Auto watschle, nimmt Henry meine Hand. Ich spüre den leichten Windzug auf meiner Haut, ich atme ganz tief ein und bewusst wieder aus. Mir laufen warme Tränen der Erleichterung über die Wangen. Ich bin mir sicher. Ich bin mir plötzlich so unglaublich sicher. Ich sehe es, sehe wie ich mein Baby in meinem Arm halte – und ich bin dabei in keinem OP-Saal. Meine Vorstellung ist so echt und nah, greifbar.

Ich rufe meine Hebammen an, wir besprechen uns noch einmal. Henry streichelt mir über den Handrücken. Es ist ein schöner Moment, ein erlösender Moment. Und nachdem ich mich viele Wochen schwach gefühlt habe, bin ich nun stark. Ich fühle mich stark. Ich sehe klar. Ich komme aus der Unsicherheit in meine Kraft. Natürlich sind da noch immer die vereinzelten Ängste, aber ich sehe klarer. Irgendwie hab ich eine Entscheidung gefällt – für mich, für uns.

Errechneter Geburtstermin plus drei. Ich sitze bei meinem Gynäkologen.Er strahlt mich an. „Frau Westphal, damit hab ich aber nun wirklich nicht gerechnet!“, sagt er. Ja, ich hab damit auch nicht gerechnet. Aber ich versuche jede Minute dieser ganz vermutlich allerletzten Schwangerschaft in meinem Leben aufzusaugen. Ich spreche mit meinem Baby. Streichle meinen Bauch immer wieder. Ruhe viel. Lasse alle Gefühle zu. Alle. Die Guten und die weniger Guten.

Und dann, nur sehr wenige Tage später, in einer Nacht bekomme ich kein Auge zu. Ich liege in unserem großen Familienbett zwischen zwischen zwei Kindern und Henry. Ich hab Schmerzen. Weiß nicht, wie ich mich hinlegen soll. Stehe immer wieder auf, der Schmerz zwingt mich immer wieder in die Hocke. Aber es sind keine Wehen, denke ich. Immer nur alle 30 – 45 Minuten ein kaum auszuhaltender Schmerz, der mir den Atmen raubt. Ich leide also vor mich hin. Als es hell wird, bin ich noch immer wach. Fühle mich gerädert. Fühle mich müde. Alles schmerzt. Ich stehe auf, nehme meinen Laptop und arbeite. Schreibe einen Text für einen Kunden, arbeite ein paar Mails ab, führe ein Telefonat. Dann, dann machen wir die Kinder fertig, Henry fährt sie in die Kita und ich arbeite wie gewohnt den frühen Vormittag weiter…

Und da, da beginnt deine Geschichte, mein kleiner Sohn.

 

 

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Warum wir uns gegen den geplanten Kaiserschnitt
entschieden haben

Wir schreiben den 20. August 2019. Es ist 12.06 Uhr. Und eigentlich würde ich heute mein viertes Kind in meinen Armen halten. Genau jetzt. Zu dieser Zeit. In diesem Moment. Denn heute wäre mein Termin für meinen Kaiserschnitt gewesen. Stattdessen sitze ich in meinem gemütlichen Korbstuhl, rund wie eh und je, trinke meinen morgendlichen Kaffee und schreibe diesen Text.
Ich bin müde, denn die Nacht habe ich kein Auge zugetan. Ich konnte nicht schlafen, weil mein Kopf nicht still wurde und sich meine Gedanken im Kreis gedreht haben. Ich würde also genau jetzt Babyduft einatmen. Stattdessen trage ich noch immer schwer. Ich würde wissen, wie mein Baby ausschaut. Wäre vermutlich müde und kaputt, aber sehr sehr glücklich. Aber all das hab ich geschoben. Verschoben. Abgesagt. Aus verschiedenen Gründen. Letztendlich aber deshalb, weil es sich nur richtig angefühlt hat.

Schon vor Monaten bekam ich das erste Mal die Empfehlung, per Kaiserschnitt zu entbinden. Ein Kaiserschnitt wäre vielleicht eine gute Alternative zur natürlichen Geburt, hieß es. Grund dafür gab es gleich mehrere: Ich hab mich körperlich bis heute nicht richtig von der letzten Geburt mit dem 5 kg+ Baby und der Zeit danach erholt. Meine Muskulatur ist angeschlagen. Mein Beckenboden hat gelitten. Zwar konnte ich mit viel gezieltem Training und Krankengymnastik einiges aufholen, aber so wie vorher ist er eben nicht mehr. Dazu meine stark ausgeprägte Rektusdiastase. Plus, zwischenzeitlich lag das Baby auch immer wieder quer in meinem Bauch. Wie in einer Hängematte.

Als ich also das erste Mal von der Idee zum Kaiserschnitt hörte, war ich unsicher, aber ließ das auf mich wirken. Ich hatte ja noch Zeit. Und wie wir wissen: Kommt Zeit, kommt Rat! Also nahm ich den Gedanken erst einmal an. Grundsätzlich hielt ich es dieses Mal so, dass ich mich für alle Optionen öffnen wollte. Einfach, um selbst keinen Druck aufzubauen. Ich wollte mich nicht versteifen (und am Ende vielleicht enttäuscht sein). Wollte mir aber auch nichts rosarot ausmalen. Stattdessen versuchte ich, für alles offen zu bleiben – und mir (m)eine positive Einstellung bezüglich der Geburt zu bewahren.
Aber – ich war auch immer wieder verunsichert.

Ich sprach in den letzten Monaten viel über meine letzte Geburt. Und ich sprach über die anstehende Geburt. Besonders viel mit Henry, mit zwei wundervollen Hebammen, meinem Arzt (der immer ein offenes Ohr hat), meiner Krankengymnastin und meiner Freundin. Denn manchmal ist reden eben doch Gold. Beziehungsweise befreit es. Mir hat es schlichtweg dabei geholfen, der manchmal aufkeimenden Angst Parole zu bieten. Und manchmal ist es auch einfach schön, wenn da jemand ist, der zuhört (und im besten Fall noch einmal gute Ansätze mit hineinbringt) und man sich mit seinen Unsicherheiten ernst genommen fühlt. Ich wollte mich nicht übermannen lassen und das Ruder in der Hand behalten. Ich war also offen für alles. Habe mich auf alle Eventualitäten vorbereitet (und mich auf diese eingelassen). Egal wie es kommen sollte, egal ob Hausgeburt, Klinikgeburt oder geplanter Kaiserschnitt, es wäre für mich ok. Trotzdem war der geplante Kaiserschnitt für mich noch immer die Option, die am weitesten weg war. Meine letzte Option – sozusagen. Für die Eventualität, dass sich körperlich bei mir etwas verändern sollte. Ein sicheres Hintertürchen eben. Vor wenigen Wochen dann, bei einer Kontrolle, das Baby lag wieder quer, bekam ich dann endgültig einen Termin für den Kaiserschnitt. Der 20. August 2019. Und da merkte ich, ich bin ganz schön nieder geschlagen. So richtig gut fühlte sich das nicht an. Aber ich nahm den Termin erst einmal so an.

Trotzdem war da der Wunsch, es erst einmal auf natürlichem Wege zu probieren. Und als dieses Gefühl stärker wurde, es sich (für mich) gut und richtig und sicher anfühlte, besprach ich das mit meinem Arzt. Und er gab mir Rückendeckung. Meine Hebamme stand eh zu jeder Zeit hinter mir und hat mich bestärkt. Ich sag es ganz ehrlich, ich hab ganz schön Respekt vor so einem Kaiserschnitt. Ich hab Angst vor der OP. Auch wenn ich weiß, es ist Routine. Auch wenn ich weiß, dass ein Bonding und ein gutes gemeinsames Ankommen von Mama und Kind eben auch mit einem Kaiserschnitt möglich ist.
Ich sprach mit Freundinnen, die einen Kaiserschnitt hatten – und alle hatten beruhigende Worte. Worte, die mir auch ein Stück weit die Angst nahmen. Und dennoch, der Respekt blieb. Gestern war dann noch einmal Kontrolle. Es wurde geschaut, wie das Baby liegt, wie es sich entwickelt hat und wir hatten noch einmal ein ausführliches Aufklärungsgespräch im Kreißsaal. Was für eine tolle Ärztin. Eine Ärztin, die sich nicht nur viel Zeit für mich nahm und mir viel Zeit (zum Nachdenken und Abwägen) gab, die auch so gut aufgeklärt hat, dass ich mich so sicher wie nur sehr selten in den letzten Wochen gefühlt habe. Ich sprach noch einmal mit Henry, wir überdachten alles – und sagten den Termin für heute ab. In Absprache mit der Ärztin und ihrem Oberarzt, der uns ebenfalls in unserem Entschluss unterstützt. Was für ein gutes Gefühl es ist, so viel kompetente Rückendeckung zu bekommen.
Wir haben uns also gegen den Termin heute entschieden. Auch deshalb, weil ich es mir einfach nicht vorstellen kann, ein Baby ohne meine Anni zu bekommen. Zu wissen, sie ist irgendwo über den Wolken und nicht erreichbar, war keine Option für mich. Außerdem vertraue ich auf meinen Körper. Der kann das. Ganz bestimmt. Und so warte ich jetzt noch ein paar Tage ab und hoffe, dass sich unser Kind auf den Weg macht. Dann, wenn Anni zurück und wir komplett sind und dann, wenn wir alle bereit sind. Diese Entscheidung fühlt sich gut an. Als wäre da ein kleiner Knoten geplatzt.

Nach Hause gegangen bin ich mit einem klareren Blick, bestärkt und mit einem Kontrolltermin in sehr naher Zukunft.
Ich hoffe aber, dass es zu diesem Termin gar nicht erst mehr kommt, weil sich unser „Bebi“ bis dahin entschieden hat, sich selbst auf den Weg zu machen.

 

 

Baby Bump Update

The Final Countdown
– geplanter Kaiserschnitt, Vorfreude und Wehwehchen

BABY BUMP UPDATE
Baby Nummer 4

 

Wie weit bin ich?

Wie auch schon in der letzten Woche: Es kann nun jeden Tag soweit sein. Wir sind im Wartemodus. In jeder Hinsicht. Wir warten auf Anni und wir warten aufs Baby. Eine aufregende Zeit.

 

Hallo Dickbauch, Gewicht?

Seit letzter Woche habe ich mich nicht mehr gewogen. Habe aber das Gefühl, ich nehme momentan täglich zu. Gestern hab ich sogar meine Jeans ein wenig gesprengt. Meine Hände und Füße sind ein wenig angeschwollen und fühlen sich ein wenig unangenehm an. Mal schauen, wie es nach der Geburt sein wird.

 

Umstandsmode?  

Da muss jetzt wirklich nichts Neues mehr einziehen. Irgendwie hab ich dieses Mal aber auch schön überbrücken können, mit Kleidung, die nicht immer unbedingt Umstandsmode sein musste. Ich hab doch so einige alte Teile aus den letzten beiden Schwangerschaften gefunden und aufgetragen, hab mit Teilen gespielt, die eh in meinem Schrank hängen und experimentiert. Ich hatte in dieser Schwangerschaft richtig Freude, mich herauszuputzen.

 

Neuzugänge für das Baby?

Da kam nichts dazu. Aber das kleine Moses-Bettchen kam an und ich bin so verliebt – es schaut wunderschön aus. Und die Vorstellung, dass unser Baby da bald darin liegt, ist doch wirklich sehr schön (und macht die Vorfreude noch greifbarer).

 

Habe ich Schwangerschaftsstreifen?  

Auch hier alles unverändert. Viele Streifen, die leider immer weiter reißen. Es ist, wie es ist.

 

Wie schlafe ich? Schlafverhalten?

Ich schlafe unheimlich schlecht. Mir schmerzt der Rücken sehr und ich quäle mich ein wenig. Finde keine gute Position, versuche mich mit Kissen ein wenig zu retten – aber es hilft alles nichts. Aua.
Außerdem schlafen die Kinder gerade wieder schlechter als sonst. Beide sind keine so guten Schläfer, aber bei Mimi war es jetzt doch eine Zeit lang besser. Aber die Phase ist nun auch vorbei und irgendwie meldet sich immer jemand. Der eine will kuscheln, der andere dreht sich wie ein Propeller im Bett. Es ist immer was los. Gepaart mit meinem eh leichtem Schlaf ist das nicht so doll.

Mein schönster Augenblick der Woche  

Jetzt musste ich doch ein wenig länger nachdenken. Die Woche war ich ganz schön unter Strom. Nestbautrieb vom feinsten. Ich hab gewerkelt, gemalert, umgeräumt, ausgeräumt, geputzt, dabei das größte Chaos veranstaltet und bin ich noch immer mittendrin statt nur dabei. Aber die ersten Ergebnisse zu sehen, macht mich glücklich. So unser „neues“ Schlafzimmer, das so schön heimelig wirkt. Das hat mich dann doch sehr mit Freude erfüllt.

Dann hat der kleine Mann einen richtigen Schub gemacht. Es war irre. Vormittags war er noch der Alte und am Nachmittag dann, plötzlich, gefühlt ein großer Junge. Wörter hat er ganz anders und viel klarer ausgesprochen, Bewegungen waren noch so viel koordinierter und irgendwie schien es, als hätten sich da ein paar Synapsen neu verbunden. Immer wieder ein Wunder.

 

Verspüre ich Kindsbewegungen?

Ja, aber seit ein paar Tagen ist es ruhiger im Bauch.

 

Habe ich Heißhungerattacken?

Obst, Obst, Obst. Und Indisch. Und viel viel viel Knoblauch. Noch mehr als sonst. Tomatensaft ist auch noch immer hoch im Kurs. Aber so richtig Heißhunger? Hmm, eher nicht.

 

Habe ich Abneigungen gegen gewisse Lebensmittel, Gerüche oder ähnliches?

Nein, gar nicht mehr.

 


Gibt es erste Geburtsanzeichen?   

Ich hatte ja eine Zeit lang wirklich jeden Tag ordentlich und regelmäßig Senkwehen. Seit ein paar Tagen ist Stille. Keine einzige Wehe mehr seitdem. Verrückt, oder? Irgendwie wäre ich froh, wenn sich dann ab morgen so richtig was tut. 🙂

 


Irgendwelche Symptome?

Rückenschmerzen. Dicke Hände und Füße. Müdigkeit. Laufen ist auch nicht so wirklich drin. Mir schmerzt das Becken, der Druck vom Baby ist sehr unangenehm. So Klassiker halt.

 

Bauchnabel, rein oder raus?

Dieses Mal ist er nicht rausgekommen. Drin geblieben ist er aber auch nicht. Sagen wir so, ich hab einfach keinen Nabel mehr.

 

Aktuelle Stimmung?

Entspannt, erleichtert, voller Vorfreude. Ich denke, das beschreibt die Sache gut und viel mehr Worte braucht es auch gar nicht. Emotional bin ich noch. Also so richtig emotional – ich weine bei jedem Piep. Entweder weil etwas so schön oder rührend ist – oder weil so viel Schlimmes in der Welt passiert. Ich fühle den Weltschmerz in dieser Schwangerschaft doch sehr intensiv.

 

Ganz liebe Grüße an euch,
Eure Janina

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