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ZWISCHEN LIEBE UND ERSCHÖPFUNG
– MUTTERSCHAFT
Berlin Hauptbahnhof. 14.38 Uhr. Ein Donnerstag. Mein Zug hat reichlich Verspätung. Um mich herum tobt das Leben. Die Züge fahren ein oder reisen weiter. All die Menschen mit ihren Koffern oder Aktentaschen. Ich sitze durchgeschwitzt und wie ein klammer Kartoffelsack auf der kühlen Bahnhofsbank. Mein Baby weint. Die Nacht war schon nicht sonderlich gut, so wie auch all die anderen Nächte der letzten Wochen und Monate – und jetzt bekomme ich es seit über einer Stunde nicht beruhigt.
Ich laufe im Kreis, wiege, wippe und tanze. Kraule seinen weichen Kopf, flüstere ihm liebevoll ins Ohr und singe ihm vor. Nichts hilft. Mein Baby weint und weint und weint. Und ich bin verzweifelt. Am Ende. Ich schlucke schwer, „Bitte, mein kleiner Schatz, weine nicht. Was hast du bloß?“. Ich habe Angst vor den Blicken der Mitreisenden. Angst davor, verurteilt zu werden. Angst, dass jemand etwas sagen könnte. Nicht weinen, sage ich mir immer wieder. Um Gottes Willen, weine jetzt nicht! Und dann fließen die Tränen. Ganz still und langsam kullern sie mir über die Wange und ich spüre wie sie sich von meinem Kinn lösen oder sich ihren Weg den Hals hinab suchen. Ich wippe hilflos vor und zurück, versuche, nicht links oder rechts zu schauen. Ich habe nur einen Wunsch auf den Lippen – mein lieber Sohn, bitte höre auf zu weinen. Bitte. Wenn du so weinst, dann muss ich mitweinen. Eigentlich sind wir so eng verbunden, ich spüre immer, wenn etwas ist oder was er hat. Heute aber weint er einfach – ohne ersichtlichen Grund.
Ich spüre eine warme Hand auf meiner Schulter und blicke auf, schaue in ein freundliches Gesicht. Ruhig und mit einem sanften, aufrichtigem Lächeln sagt sie, dass alles gut ist und wird. Dass es vorübergeht. Und sie fragt, ob sie mir mein Baby kurz abnehmen soll oder ich etwas zu trinken haben möchte. Ich schaue sie an, schüttle mit dem Kopf und bin ihr einfach so unfassbar dankbar. Sie bleibt neben mir sitzen und lächelt, lächelt immer wieder und was das in diesem Moment mit mir macht, kann ich kaum beschreiben. Es tut so gut. Ein fremder Mensch, der mir in diesem Moment so viel Zuspruch schenkt. Mir Hilfe anbietet. Statt einem vorwurfsvollem Blick erhalte ich so viel Gutes. Ein älteres Ehepaar, vermutlich Ende 70, gesellt sich ebenfalls dazu und auch sie finden liebe Worte. „Das kennen wir noch von unserer Tochter, das ist schwer auszuhalten, aber es wird besser und leichter!“. Mir kullern die Tränen. Jetzt allerdings vor Dankbarkeit.
Muttersein, das ist auch Grenzerfahrung
Grenzerfahrung. Das ist Muttersein. Denn als Mutter kommt man immer wieder an seine Grenzen, und manchmal geht man sogar über seine Grenzen hinaus. Funktioniert. Man macht einfach, egal wie müde, egal wie erschöpft man ist. Ja, wir Mamas sind wie ein Stehauf-Männchen. Taff. Stark. Und so stark wir auch sind, wir dürfen auch schwach sein. Schlafentzug, dazu gerade in den ersten Wochen und Monaten völliges Fremdbestimmtsein. Das kann schlauchen. Das kann ganz schön mürbe machen. Und gleichzeitig ist es das wohl wundervollste dieser Welt. Das größte und kostbarste Geschenk. Schon verrückt, oder?!
Ja, ich bin mit Leib und Seele Mama. Ich mache mir keinen Druck, höre auf meine Intuition, auf meinen Bauch und mein Herz – aber manchmal, da ist die Erschöpfung eben doch ganz schön groß. So groß, dass sie droht, mich zu überwältigen. Dann schlage ich morgens, nach einer weiteren sehr kurzen Nacht, meine Augen auf und meine Glieder sind schwer wie Blei. Das darf so sein. Das ist ganz natürlich. All ihr wundervollen Mamas, es ist ganz normal, dass es diese und jene Tage gibt. Dass alles so nah beieinander liegt. Ihr macht einen guten Job, ihr alle seid großartig und tolle Mamas!
Tully – der Film mit Charlize Theron:
ehrlich, echt, nahbar, grandios
& überzeugend gespielt!
Tully mit Charlize Theron, seit letzter Woche in den Kinos.
Ein Film über die Mutterschaft.
Die echte Mutterschaft – mit all seinen kleinen und großen Glücksmomenten
sowie Herausforderungen.
In dem neuen Kinofilm „Tully“ mit Charlize Theron ist genau das Thema. Der Film zeigt auf, wie überwältigend die Mutterschatft ist. Extrem in alle Richtungen. Grenzenloses Glück, pure Liebe und Dankbarkeit, aber genau so auch schwerwiegende Erschöpfung und zum Teil Hilflosigkeit sowie dem Gefühl des Versagens, des nicht „gut genug seins“.
Überzeugend und echt gespielt. So echt und ungeschminkt ehrlich, dass sich der Zuschauer von Minute 1 an hineinfühlen kann in die Rolle dieser Mutter, die gerade ihr drittes Kind bekommen hat. Man ist mittendrin und dabei, zu jeder Zeit. Fühlt sich wie ein Beobachter. Ganz nah. Charlize Theron schauspielerische Leistung in diesem Film ist großartig. Und irgendwie hat mich der Film von der Art ein wenig an „Lost in Translation“ erinnert.
Tully, der Film:
Marlo erwartet ihr drittes Kind und ist bereits ziemlich müde und erschöpft. Das wird nach der Geburt nicht besser, ganz im Gegenteil. Völlig übermüdet und erschöpft, versucht sie, den Familienalltag irgendwie in den Griff zu bekommen, hat aber keine Chance. Ihr Bruder schlägt ihr eine „Nacht Nanny“ vor. Eine Frau, die Nachts das Baby versorgt, damit die Mutter endlich wieder ein wenig Schlaf tanken kann. Nach anfänglicher Scheu gibt sie „Tully“ die Chance und Marlo ist endlich entspannter. Die beiden freunden sich an und verbringen in der Nacht viel Zeit miteinander. Alles läuft besser, so scheint es… Doch ist das wirklich so?! Der Film nimmt eine unerwartete Wendung, die aufrüttelt. Mehr verrate ich euch jetzt aber noch nicht!
Seit dem 31. Mai 2018 in den deutschen Kinos.
Tickets könnt ihr HIER online kaufen.
JETZT IM KINO!