Vor Monaten, noch fast zu Beginn der Schwangerschaft, hatte ich mein erstes Treffen mit der Hebamme vereinbart. Vor dem Termin selbst war ich ein wenig aufgeregt, so voller Vorfreude und positiver Anspannung. Ja, du bist wirklich schwanger und bald ist da noch ein kleiner Erdenbürger mehr in unserem Haushalt. Völlig verrückt. Gerade zu Beginn erscheint einem dieses Glück noch fast surreal. So fern. Aber ich schweife ab…
Da sitze ich, auf der Couch und warte aufgeregt auf die Ankunft meiner Hebamme. Hach ja. Der Mann wuselt hier ebenfalls umher, recht ungesprächig und (wahrscheinlich) völlig im unklaren darüber, was genau hier gleich geschieht und was eine Hebamme überhaupt so macht. Immerhin ist es Henrys erste Schwangerschaft, die er so nah erlebt. Es klingelt. Sie ist da, endlich. Und der Mann auf einmal weg. Verschollen, im Bad. Das Phänomen ist mir nur zu gut bekannt. Ist der Herr aufgeregt, ist er plötzlich taubstumm oder ein kleiner Speedy Gonzales. Ihr wisst schon, diese süße Rennmaus, von der man in der Regel nur noch eine Staubwolke sieht. Und weil ich Henry so gut kenne, weiß ich, dass er irgendwann, ganz vorsichtig um die Ecke spähend, wieder auftauchen wird. Weil die Neugier eben doch fast immer siegt.
Da sitze ich nun, mit meiner Hebamme bei Tee in unsrem Wohnzimmer. Ich mag ihre sehr direkte, taffe und burschikose Art. Da wird nichts verschönt, da gibt es nur klare Informationen und kalte Fakten. Ich find das gut, ich brauche das. Da die Schwangerschaftsdemenz bei mir besonders stark ausgeprägt ist, habe ich mir all meine Fragen vorab aufgeschrieben und diese rattere ich nun herunter.
„Hm, ich kann zur Zeit gar nicht essen. Ist das schlimm? Worauf sollte ich bei meiner Ernährung achten? Vitamine, Ausgewogenheit? Was kann ich gegen die Rückenschmerzen tun und überhaupt – wie war das noch mit dem Beckenboden-Training? Hast du da ein paar simple Übungen für mich?“.
Klar hat sie die. Nicht nur die. Ausgerechnet in diesem Moment stapft Henry ins Wohnzimmer, begrüßt die Hebamme und tut schwer geschäftig. Ein wenig hier was packen, ein wenig da was wegräumen. Innerlich muss ich schmunzeln und weiß – dies ist unter anderem ein Punkt, warum ich ihn so sehr liebe. Wir ticken so ähnlich. Und da kommt es – die Hebamme holt zur radikalen Ehrlichkeit aus.
„Das Beckenboden-Training ist unglaublich wichtig. Du willst ja nach der Geburt nicht an Inkontinenz leiden und überhaupt, du musst auch den Po-Muskel trainieren – ihr wisst schon, dass sich das Po-Loch unter der Geburt soooooo weit öffnet?! Unter der Geburt kann man das Gesicht des Babys durch die Gesäßbacken der Frau spüren, so sehr wird alles gedehnt!“ Um ihre gerade getätigte Aussage bildlich zu unterstreichen, formt sie mit ihrer Hand einen riesigen Kreis (in der Größe des Po-Lochs unter der Geburt, ja danke!) in (genau!) Henrys Richtung. Ich sitze da, laufe tiefrot an und schaue den Herrn an. Kreidebleich wird er. Seine Augen sind weit aufgerissen und starren auf die Hände der Hebamme. Innerhalb von Sekunden ist er zurück – mein ganz persönlicher Speedy Gonzales. Weg. Und wurde erst wieder gesehen, als die Hebamme sich verabschiedet hat.
Lerne – vielleicht sind nicht alle Information und Fakten, gerade Themen rund um die Geburt, für die Ohren (oder gar Augen) des Partners bestimmt. Aber ich kann es mir nicht verkneifen. Denke ich an diese Situation, muss ich schmunzeln – so lustig und absurd war sie.
Wie weit: Gefühlt kann ich dem Bauch derzeit beim Wachsen zusehen.
Gewicht: Am Mittwoch hatte ich meinen Vorsorgetermin und die Waage mir kein Freund. Insgesamt 17 kg mehr schleppe ich derzeit mit mir rum. Eine ordentliche Hausnummer. Mir war klar, dass ich zugelegt habe. Aber mit einer solchen Zahl habe ich nun wirklich nicht gerechnet.
Umstandsmode: Zwei goldene Hosen durften einziehen. Und eine Bommelmütze. Alles nicht aus der Dickbauch-Abteilung.
Neuzugänge für das Baby: Keine Neuzugänge für Mini M. Aber Anni und ich haben uns am Freitagabend hingesetzt und eine Bestandsaufnahme gemacht, um einen Überblick zu bekommen. Danach war die Panik dann doch groß. Gefühlt fehlt noch fast alles.
Schwangerschaftsstreifen: Leider ja.
Schlafverhalten: Ich bin in dieser Woche eine elendige Schlafmütze. Heute habe ich bis 10.30 Uhr geschlafen. Völlig verrückt.
Schönster Augenblick der Woche: Da lag ich also, auf der Liege. Den ganzen Tag über hatte ich geweint und bin fast umgekommen, vor Sorge. Meine Mama neben mir, der Arzt beim Ultraschall, um die Versorgung zu überprüfen. Als der Arzt sagt, dass alles gut ausschaut und Mini durch mich gut versorgt wird und diese Versorgung auch nutzt, fällt mir ein schwerer Stein vom Herzen. Ja, Mini M ist mini. Etwas zu zart. Aber Mini M bekommt alles, was Mini zum wachsen benötigt. Ich habe mir nun fest vorgenommen, mich nicht mehr so verrückt machen zu lassen und mehr Vertrauen in meinen Körper zu haben. Sind die Messungen doch oft viel zu vage. Und das allerschönste: wir konnten Mini M ganz genau sehen. Völlig verrückt, was die Technik heute alles zulässt. Mini schaut aus wie Papa.
Schreckmoment der Woche: Der Vorsorgetermin. Vor den Terminen bin ich immer ganz besonders aufgeregt. Ist die Vorfreude groß, schwingt dennoch immer ein wenig Sorge mit. Normalerweise versucht der Herr immer, sich die Stunde für den Termin beim Arzt freizuschaufeln. Diese Woche hat das leider nicht funktioniert und so machte ich mich schon mit einem unguten Gefühl im Magen auf den Weg. Beim Ultraschall zeigte sich dann, dass Mini M viel zu zart ist und ein asymmetrisches Wachstum aufweist. Da saß ich nun, mit einem dicken Kloß im Hals und einer Überweisung in der Hand. Der Kopf wie leer gefegt. Gott sei Dank fand die Frau Mama tröstende und aufbauende Worte und kümmerte sich direkt um einen Termin beim Spezialisten. Noch am gleichen Abend. Und da sind wir schon beim schönsten Augenblick der Woche. Der Arzt konnte Entwarnung geben und eine Unterversorgung ausschließen. Mini M bekommt also alles, was Mini zum wachsen auch braucht.
Kindsbewegungen: Min M ist ordentlich aktiv. Unser kleiner Tanzbär.
Heißhunger: Heißhunger ist derzeit mein zweiter Vorname. Ich möchte ständig essen. Mein Alltag besteht wohl hauptsächlich aus Rezeptsuche, dem Erstellen von Einkaufszetteln und kochen sowie backen. Gleich geht es weiter, an die nächsten Fuhren Kekse und heute Abend wird es einen leckeren Chorizo-Linsen-Eintopf geben.
Abneigungen: Fisch, Mineralwasser und, aus heiterem Himmel, Kamillentee. Völlig verrückt, was Hormone mit Frau anstellen. Ist Kamillentee doch schon immer mein liebster Tee und ich trinke ihn täglich in Massen. Geht nicht mehr.
Geburtsanzeichen: Gott sei Dank noch keine. Aber ich habe doch immer wieder Senk- oder Übungswehen, vermute ich.
Symptome: Mein Steiß bringt mich um. Deshalb habe ich nun einen Symphysengürtel verschrieben bekommen. Den werde ich mir Montag abholen. Mal schauen, was der kann.
Bauchnabel: Ein Bauchnabel ist kaum noch vorhanden.
Stimmung: Erleichtert, glücklich und voller Vorfreude.