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MEIN KIND TRÄGT BUNT, NA UND?!
Farben sind für alle da

„Wie kann man sein Kind nur so rumlaufen lassen… Das sieht fürchterlich aus!
Wie aus der Kleiderspende, schade und dann bekommst du noch ein weiteres Kind!“

Ein Kommentar einer Frau, die unter einem meiner Bilder den Kleidungsstil meiner Tochter kritisiert. Weil eben alles an ihr bunt ist. Eine pinke Mütze, eine Strickjacke in Regenbogenfarben und ihr heiß geliebter pinker Paw Patrol – Schal. Eben all ihre Lieblingssachen in nur einem Bild. Sicherlich, ich selbst würde es {heute als erwachsene Frau} so auch nicht tragen. Und ja, die Mütze bereitet mir nahezu jedes Mal einen kleinen Lachanfall – weil sie eben ist wie sie ist, knallbunt (und so gar nicht mein Geschmack). Und da sind wir schon mittendrin, es muss mir auch nicht gefallen. Denn mir ist nur eines wichtig: Meine Kinder sollen sich entfalten können und wenn sie eben meinen „bunt, bunt, bunt sind alle meine Kleider….“, dann sind sie eben bunt. Sehr gern sogar. Trist und grau wird das verdammte Leben noch früh genug. Und wenn ich unsere Gesellschaft so betrachte, wie sie immer mehr verroht, dann sehe ich nicht grau sondern tiefschwarz.

Mein Kind trägt also fast immer bunt. Es trägt bunt, weil es tragen darf, was es möchte. Mein Kind liebt farbenfrohe Kleidung – und auch wenn es vielleicht nicht mein Geschmack ist, so darf es tragen, was es möchte. Weil es sich entfalten soll. Es muss sich entfalten dürfen. Das ist sie doch, die Kindheit. Geprägt von Abenteuer- und Entdeckungslust, bunt, laut, so voller Spiel und Freiheit. Ich möchte meinem kleinen Kind nicht schon in seiner Kindheit die Möglichkeit zur freien Entfaltung rauben. Warum auch?! Ich möchte meine Kinder nicht in Kleidung zwängen, die ihnen nicht gefällt. Ich werde einen Teufel tun und sie in piekfeinen weißen Zwirn zwingen und vor eine Wand stellen, damit auch ja alles für die Menschen im Netz adrett und perfekt wirkt. Ich bin nämlich kein Hochglanz-Magazin. Hier spielt das Leben. Ich bringe meine Kinder morgens gekämmt und sauber in die Kita und wenn ich sie abhole, sind sie fast immer beides nicht mehr. Weder sauber, noch gekämmt. Dann sehen sie aus wie das pure Leben. Schmutzige Wangen, angemalte Hände, wilde Haare, das T-Shirt mit Flecken vom Mittagessen. Man sieht, dass sie den Tag über aktiv waren und Spaß hatten. Und genau so ist es richtig. Der Ernst des Lebens geht schon früh genug los!

Statt meinen Kindern bunte Kleidung zu verbieten, aus Angst, dass es irgendjemanden nicht passen könnte {merkt ihr, wie absurd?}, möchte ich nämlich viel mehr etwas anderes: Glückliche Kinder. Kinder, die sich frei fühlen und ihre Umwelt und sich selbst entdecken können. Vor allem aber möchte ich Kinder, die sich einer Sache ganz sicher sein können: Liebe und Sicherheit. Ich möchte sie bestärken und werde sie in ihrer Entwicklung immer unterstützen. Mein Job ist es, ihnen Liebe zu schenken. Ich begleite sie auf ihrem Weg des Wachsens. Ich lebe ihnen Empathie und Respekt vor und gehe so auch mit ihnen um.

Jeden Tag lege ich am Abend Kleidung heraus. Verschiedene Variationen und ich kann mir sicher sein, Mimi wählt bunt, pink oder Prinzessin (Tüll). Am liebsten alles gemixt. Ja, meine Güte, dann ist das so. Dann steht sie da und sagt, wie schön es ausschaut und ich freue mich, dass sie eben weiß, was sie schön findet und das völlig frei (und unbedarft) ausleben kann.

 

„…und dein armer Junge läuft schon in rosa Sachen rum!“

Oh nein, stimmt. Rosa an einem Jungen. Skandal. Das geht ja auch wirklich gar nicht. Willst du den denn umbringen?!
Wie schrieb mir vor wenigen Monaten erst eine andere Dame:

Du machst den noch schwul und dann wird er dich hassen!

Also von vorn. Eine rosa Strumpfhose an einem kleinen Jungen, gerade einmal ein Jahr alt, triggert {zum Glück nur sehr wenige} erwachsene Frauen im Netz so sehr, dass sie der Meinung sind, ein Junge könnte dadurch schwul werden, ich wäre schuld daran und er würde mich für sein späteres „Schwul sein“ hassen. Da möchte man doch meinen, das wäre ein {ganz schön} schlechter Scherz. April, April. Aber nein, das meinen diese Damen der Schöpfung ernst. Zum Glück wurde ihnen in der Kindheit niemals etwas Blaues angezogen, sonst wären sie wohlmöglich noch lesbisch geworden. Auch hier: Skandal.

Aber jetzt mal ehrlich.

Farben sind für alle da!

Wenn ein kleiner Junge, in diesem Fall meiner, eine rosa Strumpfhose seiner Schwester trägt, sehe ich daran nichts Verwerfliches. Liegt einfach daran, dass gerade keine andere Strumpfhose zur Verfügung stand {hallo Wäscheberge, ich komme kaum hinterher} und die Kinder eben auch Sachen auftragen. Hallo Ersparnis in Sachen Geld und Ressourcen. Aber selbst, wenn unser Junge jetzt größer wird und sich die pinke Mütze seiner großen Schwester wünscht {die er übrigens anhimmelt}, dann wird er die tragen dürfen. Natürlich. Da muss ich nicht überlegen. Was ist eigentlich mit Henry, der auch manchmal ein rosa Hemd trägt?! Oh weh, führe ich eine Scheinehe. Ist der eigentlich auch schwul und führt mit mir nur ein Doppelleben?!

Und wisst ihr, egal, welche sexuelle Orientierung meine Kinder haben oder haben werden, es ist für mich völlig unrelevant. Jede Liebe ist eine Liebe. Die Liebe ist frei! Und ich als Mutter möchte auch nur eines: Glückliche Kinder. Deshalb sind hier heute und später alle Partnerinnen und Partner herzlich willkommen.

Menschen, die so denken, wie die Kommentatorin, die haben {meiner Meinung nach} etwas im Leben grundsätzlich nicht verstanden. Die wissen nicht worum es geht. Was es bedeutet, Kind zu sein und sein zu dürfen. Und vor allem haben sie auch etwas Entscheidendes nicht mitbekommen: Einen offenen Geist und damit ein offenes Weltbild. Aber genau das braucht es für diese Welt, Menschen mit einem offenen Geist und einem warmen Herzen.