Ich packte mein Geheimnis mit ein,
in meinen Koffer. Still und klammheimlich…

Ich trug mein Geheimnis also mit mir. Ich trug es sicher. Trug es still und heimlich. In meinem Kopf kehrte Ruhe ein. In meiner Brust aber schlug ein Herz wild und laut. Das Leben also. Das Leben hat seine eigenen Pläne mit uns. Und dieses Mal hat mich das Leben überrascht. Es hat mir ein Geschenk gemacht, das ich als solches nur noch anzunehmen brauchte.
Manchmal schmeißt das Leben auch alles um und im ersten Moment, so scheint ist, überfordert das. Aber fast immer ist es das Beste, sich einzulassen – ohne großen Widerstand. Es einfach annehmen und das Beste daraus machen. Denn das Leben ist das Leben. Und ich weiß nur zu gut: Egal wie sehr ich plane, viel zu oft wird man überrascht und es kommt am Ende doch anders. Und so kam es auch dieses Mal anders: Janina, bald Mama von vier Kindern. Irre verrückt. Irre schön, kann ich jetzt sagen. Und vielleicht, vielleicht ist es genau das, was mir vorbestimmt war. Eine Mama zu sein mit vielen, tollen Kindern. Denn wenn ich ehrlich bin, gab es Zeiten (ich war ein Teenie und dann eine sehr junge Frau), da wollte ich gar keine Kinder. Warum das so war, weiß ich heute nicht – aber es war so. Das war so weit weg. Jetzt, heute, bin ich glücklicher als ich es mir jemals hätte erträumen können. Eine Frau, die mitten im Leben steht und eine Mama von vier Kindern. Und es könnte mich nicht mehr erfüllen. Aber zurück. Zurück zu diesem Tag Anfang des Jahres.

Es war grau. Es war diesig. So typisches Winter-Matsche-Wetter. Ich kam zur Ruhe. Der Sturm in meinem Kopf ebbte etwas ab. Mein Herzschlag verlangsamte sich. Mein Blick wurde klarer. Ich spürte, wie ich langsam zur Ruhe kam. Ich ließ sacken. Ich nahm an. Ich ließ die Freude zu, die mich aber auch gleichzeitig fürchten ließ. Ängste, Gedanken wie: Wie wird das sein? Schaffen wir das?
Denn ich möchte ehrlich sein: Die große Freude brauchte ein wenig Zeit. Sie kam erst langsam. Im ersten Moment, als ich von dieser Schwangerschaft erfuhr, war ich erst einmal baff und dann auch ein wenig voller Sorge. Und ein Stück weit war ich auch überfordert – mit dem Gedanken. Wie das eben so ist, wenn Dinge anders kommen, als man ahnt oder plant.

Meine Gedanken kreisten immerzu um das kleine Baby in meinem Bauch. Das Herzchen, das unter meinem schlug.
An diesem Tag setzte ich mich in unser Schlafzimmer, vor meinen Kleiderschrank, schlug meinen Koffer auf – den, mit all den Aufklebern darauf, mit seinen Schrammen und Dellen, die jedes neue Abenteuer mit sich brachte. Ich hielt den Koffer in meinen Händen und schaute ihn an. Dieser Koffer als Symbol fürs Leben. Für mein Leben. Erst noch ganz neu, makellos, hat noch nichts erlebt und dann, mit jeder Reise, mit jedem Trip, mit jedem Termin kam mal hier ein Kratzer dazu, mal hier eine Delle, mal dort ein Kleber, hier ein wenig Schmutz. Er schaut nach Leben aus. Er hat Geschichte. Ich fühle mich wie mein Koffer. Ich schaue nach Leben aus, weil ich es lebe. Weil jedes Jahr, jedes Ereignis, wirklich alles seine Spuren hinterlässt, weil es mich zeichnet – und damit auch ausmacht.

Ich erhebe mich und stehe vor meinem Schrank. Wähle aus und packe ein. Packe alles ein, was ich für Nötig empfinde. Eine dicke Jacke, Thermostrumpfhosen. Sowas halt. Und dann packe ich mein Geheimnis erst einmal mit in meinen Koffer. Einfach so. Ganz still und heimlich. Weil es sich für mich gerade genau so richtig anfühlt. Weil ich es gerade so tun muss. Ich will mich spüren. Will dieses neue Leben in mir spüren. Will erst einmal gar nicht teilen. Vielleicht morgen, sage ich still. Weiß aber eigentlich schon in diesem Moment, dass Morgen nicht der Tag sein wird. Lass uns ein paar Tage, sagt mein Herz. Schenk uns diese Zeit. Damit wir eine Einheit werden können. Wirf die Ängste über Bord. Das ist mein letzter Gedanke und schon ziehe ich den Reißverschluss meines Koffers zu. Entscheidung gefällt.

Ja, denke ich, ich werde auf mein Bauchgefühl hören und vertrauen. Schon richte ich den Koffer auf und trage ihn unsere Treppe hinunter, stelle ihn neben die Haustür und mache mich fertig. Ich lege meinen Reisepass zurecht, die Unterlagen, die ich noch so brauche und kontrolliere noch einmal mein Handgepäck.
Ok, ich bin bereit. Es ist noch dunkel. Es ist kühl. Ich schiebe den Koffer zum Auto, lade ihn ein – und mit ihm eben auch mein Geheimnis. Es geht mit mir auf Reisen.

Auf der Autobahn spüre ich deutlich: Ja, es fühlt sich richtig an. Heute nicht, erst einmal nicht. Und kurz darauf stehe ich am Check-in. Auf Wiedersehen. Bis ganz bald. Eine feste Umarmung, noch eine, ein paar Tränen und dann nehme ich mein Handgepäck und gehe durch die Kontrolle. Ich drehe mich um, ich lächle und in diesem Moment wird mir ganz warm ums Herz. Mit ihm ist alles möglich. Wenn nicht wir, wer dann. Auf in neue Abenteuer. Und damit meine ich nicht diese Reise. Damit meine ich das ganz ganz Große, was kommt und uns erwartet. Noch mehr Liebe, noch mehr Chaos, noch mehr Familienbande. Einen kleinen Moment entfacht da ein Flattern in meinem Magen – Freude. Vorfreude. Weil, alles ist gut. Auch wenn ich erst einmal hineinwachsen muss in diesen Gedanken und in die neue Rolle. Und dann steige ich in mein Flugzeug und als ich über den Wolken bin und hinunter blicke, überkommt mich so viel Wärme. Ich spüre eine gewisse Leichtigkeit. So viel Sicherheit.

Ja, das wird gut – denke ich. Das wird richtig richtig gut und es soll genau so sein!
Wenn nicht wir, wer dann. Aus zwei mach sechs. 

Das Leben hat entschieden. Wie so oft hat das Leben für mich und in diesem Fall für uns entschieden. Und wir sagen ja, ja, liebes Leben, wir nehmen alles, was du uns schenkst, genau so an.

 

…und jetzt, einige Monate und viele viele Wochen später, sind wir tatsächlich zu Sechst. Mein kleiner persönlicher Chaostrupp, meine Bande. Ich halte mein viertes Baby in meinem Armen und starre es seit über drei Wochen unentwegt an. Die Ängste sind schon lange verflogen, stattdessen ist da ein Gefühl purer Glückseligkeit. Ja, ich bin bis über beide Ohren knallvoll mit Glück. Wie schwer verliebt. In den letzten Wochen habe ich häufiger darüber nachgedacht, wie groß die Angst an manchen Tagen war. Die Angst, dem nicht gewachsen zu sein. Die Angst vor all dem, was so viele Kinder mit sich bringen. Und dann war es natürlich auch einfach eine Entscheidung, die ich so nicht bewusst gefällt habe. Anders als sonst, war es eben eine riesig große Überraschung. Wir hatten nicht (wie sonst) den Gedanken, da fehlt noch wer und wir hätten gern noch jemanden. Aber ganz offensichtlich waren wir doch noch nicht komplett und jemand, nämlich dieser bezaubernde kleine Junge, unser Pieti, wollte noch zu uns. Und was soll ich sagen: Er ist ein Geschenk. Er passt so gut in unsere Bande. Wir sind alle, wirklich alle, ganz vernarrt in unser kleines Bebi. Es sollte so sein. Und ich bin so unglaublich dankbar, für diese wohl schönste Überraschung des Lebens.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

HALLO BABY
Plötzlich ein bisschen schwanger 

Ich hätte es mir ja denken können, wirklich. Spätestens an dem Abend, als mich der Hunger von der Couch hochtrieb, ich kurzerhand mit zerzausten Haaren und in Jogginghose in den Edeka fuhr und plötzlich, wirklich echt, vor den eingelegten Peperonis stand. Und im Anschluss vor dem Regal mit den Gewürzgurken. Kein Spaß. Ich studierte die Gläser, entschied mich für gleich zwei und stapfte weiter – in die Schoki-Abteilung. Hier eine Tafel Schokolade und da noch fix ein Ben&Jerry’s. Schnell bezahlt, noch schneller zurück ins Auto gehüpft und das erste Glas Gurken geöffnet. Hmmmm – dachte ich. Geil.

Nachtigall, ick hör dir trapsen. 

Was ich ein paar Tage später dachte, das weiß ich noch immer mindestens genau so gut: Krass! Kann nicht sein. Ne. Echt jetzt?!

Da saß ich also und starrte auf einen dieser billig-billig-billig Schwangerschaftstest (ein Papierstreifen), den ich noch ganz hinten im Vorratsraum gefunden hatte und eigentlich nur so pro forma machte. Und dann hat da was geschimmert, nur ganz zart – in rosa. Ich stand auf, hielt diesen dünnen Papierfetzen von Test unter die Badezimmerlampe und… Ist das jetzt… Oder ist es das nicht… Hmm, ne, kann ja nicht sein, oder? 

Letztendlich verstecke ich den Test in der hintersten Ecke vom Badezimmerschränkchen und startete in den Tag. Alles wie immer. Oder auch nicht. Ich gehe duschen, ich schminke mich – und obwohl das eigentlich jeden Tag meine kleine Me-Time ist, bin ich innerlich komplett unruhig. Wie unter Strom. Dieses leichte rosa Schimmern lässt mich nicht los. Klar, ich bin jetzt doch schon ein wenig (mehr) überfällig, aber, aber nein, das kann einfach nicht sein. Ich fühle mich gut. Ich fühle mich wie immer. Definitiv nicht wie schwanger. Nix da, spannende Brüste oder ein Ziehen, nicht einmal ein Hauch von Übelkeit. Nichts davon. Und das, obwohl ich bei dem kleinsten Hauch von Schwangerschaftshormonen zuvor immer direkt auch so richtig voll und doll schwanger war. Verrückte Kiste – aber so ist es eben. 

Ich wecke die Kinder, frühstücke mit ihnen, mache sie fertig und bringe sie in die Kita. Noch im Auto, rufe ich bei meinem Gynäkologen an und stammle (super aufgeregt) ins Telefon. 

„Ääh, Guten Morgen, ja, Westphal hier… {Paaaaaaause, lange Pause}
Ich glaube ich bin schwanger, aber, aber ich glaube, das kann nicht sein. Also, da war ein rosa Schimmern, ich weiß nicht so recht…“, sage ich und denke noch während ich spreche, wie dämlich das klingen mag. Wie so ein Teenie, dem es die Sprache verschlagen hat. Ich schwitze. Und fahre direkt in die Praxis, um Blut abzunehmen. 

Einen Tag später haben wir es dann, das Ergebnis. Ich nehme mein Handy, wähle die Nummer und höre ein: Herzlichen Glückwunsch!

Bääääm, krass. Echt jetzt? So schnell geht’s. Plötzlich ein bisschen schwanger. Und ganz vielleicht sogar ein bisschen mehr.
Ich muss mich erstmal setzen. Luft holen. Überraschung. Was in meinem Kopf los ist, kann ich gar nicht so richtig in Worte fassen. Ich stehe auf, verlasse das Büro und setze mich bei einem frischen Minztee vor ein Café. Es ist kühl und ich beobachte das Treiben um mich herum.

Schwanger. Krass. Ich bin echt schwanger. Vier Kinder. Und damit eine Großfamilie. Ich brauche jetzt ein Auto, denke ich noch, ein Großes, als ein Auto direkt vor mir in die Parklücke einparkt. Irre. Komplett verrückt. Aber irgendwie auch irre schön. Irre aufregend. Ein klitzekleines bisschen beängstigend. Da ist so viel los in meinem Kopf und ich kann es kaum in Worte fassen. Chaos in meinem Kopf. Alles ist angespannt, unter Strom, alles ist in Aufruhr. Ich wirke auf die Menschen vermutlich ruhig, unscheinbar, aber in mir ist was los – sag ich euch. Krawall und Remmidemmi.

Ich nippe an meinem Minztee, es ist kalt draußen und immer wieder schiele ich auf mein Handy… Nehme es sogar mehrmals in die Hand und möchte Henry anrufen. Tue es aber nicht sofort. Mein Gefühl sagt, warte. Warte noch einen Moment. Lass es erst einmal sacken. Lass den Gedanken zu und genieß es. Und das mache ich.

Denn erst einmal packe ich meinen Koffer, setze mich in ein Flugzeug richtig Nordamerika und strande in NYC. Sieben Tage in meiner absoluten Lieblingsstadt und ein Geist, der ein wenig zur Ruhe kommt. Der die Idee von einer Großfamilie sacken lässt und mit jedem Tag wird die Vorstellung realer, echter, greifbarer und schöner. Plötzlich schwanger – das Leben ist echt ein Abenteuer. Und es hält doch so viel für uns bereit. So viel Großartiges, Kostbares, Unerwartetes. Auch wenn dieses „plötzlich schwanger“ so viel umwirft. Denn eigentlich war da wieder diese Idee von einer langen Reise mit den Kindern und mir. Die schiebe ich nun, schwanger, erstmal beiseite und lasse passieren. In meiner Stadt New York also legt sich die Aufregung und da wächst sie, ganz sachte und zart, die Vorfreude auf all das, was kommen mag. Ich erinnere mich an einen Nachmittag, an dem ich in meinem Hotelbett liege und aus dem Fenster schaue. Hinaus in den Himmel und auf all die Wolkenkratzer, die Wohnungen darin. Lasse meinen Gedanken Raum und ich fühle mein Herz laut pochen. Es tanzt. Auf dem Weg zur Großfamilie. Vier Kinder, sechs Mann. Meine Bande.

Bald also, ganz bald sind wir schon einer mehr!

 

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