*enthält einen werbelink

 

 

Sexualität und Aufklärung
– warum viele junge Menschen heute glauben,
Sex würde wie im Porno funktionieren

 

Sex. Sex und nackte Haut ist allgegenwärtig. Im Fernsehen, in Zeitschriften, in der Werbung und im Netz sowieso. Wir sind übersättigt. Wir sind umgeben von Sex. Ständig. Und eigentlich kann man sich dem auch kaum entziehen. Wisst ihr, ich finde einen natürlichen Umgang mit Nacktheit und Sex gut. Ich begrüße das. Denn Nacktheit ist natürlich. Auch Sex ist natürlich. Was mir aber Kummer macht, ist das falsche Bild, was uns ständig, ja, rund um die Uhr vermittelt wird. Frauen sind Sexobjekte. Ein schüchterner, unterwürfiger Blick, lasziv.

Da steht auf dem Titel einer Frauen-Zeitschrift: „5 Tipps, wie du richtig bläst“ oder „10 Dinge, die Männer beim Sex heiß finden“. Ich bin ehrlich: Da fällt mir jedes Mal aufs Neue die Kinnlade runter und ich bin fassungslos. Meiner Meinung nach müssten da ganz andere Dinge stehen. Dinge, wie: „5 Gründe, warum du verdammt toll bist!“ oder „3 Tipps, wie du auf deine Kosten kommt!“. Aber das steht da in der Regel nicht. Stattdessen werden Frauen aufgefordert, adrett zu sein, damit sie den Männern gefallen. Es wird ihnen gesagt, was sie tun können, damit der Mann beim Sex so richtig auf seine Kosten kommt. Mach dieses oder tu jenes, dann kannst du ihn an dich binden. Mich macht das wütend. Daraus mache ich keinen Hehl. Es macht mich aber nicht nur wütend, es macht mir auch Sorgen. Denn wie wirkt das auf Heranwachsende? Viele Teenager haben Pornos gesehen, bevor sie das erste Mal in irgendeiner Form sexuell aktiv werden. Was hinterlässt das für ein Bild? Wie wirkt sich das aus?

Aufklärung ist heute wichtiger als jemals zuvor!
Viele junge Menschen denken heute,
Sex funktioniert wie im Porno.

Viele junge Menschen denken heute, Sex funktioniert wie im Porno. Man nimmt die Frau, fertig. Sex ist grob. Sex ist hart. Sex geht schnell. Und vor allem ist Sex ja immer und überall sofort verfügbar. Da sind kaum Gefühle im Spiel. Dabei ist Sex doch das Innigste, was man überhaupt teilen kann. So intim. Zwei Menschen, die ineinander verschmelzen. Das braucht Achtung und Respekt. Natürlich ist es vollkommen ok, wenn sich Frau oder Mann für einen One Night Stand entscheidet. Klar. Aber das wie, über das wie muss gesprochen werden. So generell. Niemals zuvor war Sex so präsent und alltäglich. Unsere Kinder müssten aufgeklärter denn je sein, sollte man meinen. Aber das sind sie nicht. Sie haben alles schon gesehen, alles schon gehört – aber richtig aufgeklärt, das sind sie in der Regel eben nicht. Sie haben da die Bilder im Kopf, die sie irgendwo (vermutlich) mal im Netz gesehen haben. Oder aber sie fragen sich, ob sie sich nun rasieren sollten oder lieber nicht. Aber was der eigene Körper da wirklich kann, diese Komplexität, dieses Wunder der Natur – das wissen die allermeisten nur vom (maximal) Sexualunterricht in der Schule. Dabei ist Aufklärung (auf allen Ebenen) so unfassbar wichtig.

Ich erinnere mich da an eine Situation zu meiner Schulzeit. Ich hatte keinen Sexualunterricht. Ich hatte deshalb keinen Sexualunterricht, weil unser Biologie-Lehrer, damals schon nicht mehr der Jüngste, sich weigerte, diesen zu lehren. Gut, dass ich Eltern hatte, die eh kein Blatt vor den Mund nahmen. Eines Tages, es muss etwa in der 9. Klasse gewesen sein, kamen ein paar Jungs auf die Idee, ein Plakat aus irgendeiner Erotikzeitschrift an die Wand neben der Tafel zu kleben. Auf diesem großen Plakat war eine Frau mit riesengroßen Brüsten in lasziver Pose abgebildet, natürlich nackt. Keine stilvolle Playboy-Aufnahme, eher das Gegenteil. Als meine Lehrerin, Frau Klein, eine emanzipierte und großartige Frau, in den Raum trat und das Poster entdeckte, tat sie folgendes: Sie fragte, wer das Poster aufgehängt hätte, bat darum, es wieder abzunehmen und verschob die Mathematikstunde. Stattdessen sprach sie mit uns über Sexualität, Achtung, Selbstliebe und Pornographie. Sie erklärte uns, warum (harte) Pornographie so schwierig sein kann, was sie in unseren Köpfen anrichtet und was sie mit unserer Sexualität macht. Sie war es, die uns erklärte, dass es frauenverachtend ist. Dass man sich mit Respekt begegnet, ganz besonders dann, wenn es um Intimität geht. Respekt und Achtung. Zwei so wichtige Stichworte. Intimität ist schön, etwas ganz und gar Kostbares. Aber junge Menschen haben oft ein ganz falsches Bild. Geprägt von den Medien und dem Internet. Hauptsache der Mann hat Spaß und Frau unterwirft sich – so funktioniert es, glaubt man den (Video)Bildern im Netz.

Sex und nackte Haut überall!

„… Wir treiben’s, wo du magst, komm, sei mein Fotograf
Und ich mach‘ den kleinen Mann jetzt größer, so wie Joko Klaas
Schatz, ich mach‘ deine Kanone hart
Blas‘ wie auf ’ner Mundharmonika im heißen Honigbad
Ich mag es grob und hart und kein’n Romantikscheiß
Mach mir nicht auf Manager, sonst wirst du hier gleich angeleint
Ah, hab‘ ’ne harte Schale und Kern
In mir war’n mehr Männer drin als im trojanischen Pferd (aha)
Also Baby, mach die Kamera an
Öffne die Hose, es geht ba-ba-ba-bam (ah)

Ich weiß, du willst Sex, Babe, ey
Will, dass du mich leckst, Babe, du darfst bei mir Backstage
Wir machen ein Sextape, e-ey
Und wir treiben es die ganze Nacht!“
– Katja Krasawice / Sextape

..singt eine junge, blonde Frau, während sie fast unbekleidet auf einer befahrenen Landstraße tänzelt. Auf all das bin ich durch eine Unterhaltung mit Kristin von bummelliese gestoßen und seitdem rattert es in meinem Kopf. Sex ist ihr Business. Stumpf, plakativ, roh. Die Zuschauer sind zu einem großen Teil jung. Sehr jung. Teenager. Doch was geschieht in den Köpfen dieser jungen Menschen, wenn sie diese „Sex Show“ sehen. Wenn dazu aufgerufen wird, die private Handynummer der Künstlerin zu gewinnen, damit man „sich austauschen“ könnte. Was setzt all das für Zeichen? Was vermittelt das? Wie wirkt sich das auf die, sich gerade erst entwickelnde, Sexualität aus? Junge Menschen sehen das vielleicht als gegeben an. Vielleicht glauben sie, dass es so wirklich funktioniert. Verrohlichung. Rein, raus, fertig. Keine langsame Annäherung. In diesen jungen Jahren lernt man doch erst, sich selbst kennenzulernen. Den eigenen Körper. Die eigenen Vorlieben. Macht da diese Dauerbestrahlung in Sachen Sex nicht vieles kaputt? Nimmt es nicht den Zauber? Verfälscht es nicht die Realität?

Und dann kam ein Einwurf von Henry. Ist es nicht verrückt (und ziemlich traurig), dass Sex und nackte Haut heute überall so präsent ist, dass man sich davor kaum abgrenzen kann, bei einer stillenden Frau wird aber empört die Augenbraue gehoben und bei ein wenig mehr Ausschnitt abschätzig geschaut. Es scheint, als würden wir Menschen uns, mit zunehmender Berieselung durch die Medien, in die Irre führen lassen. Würden immer weiter abdriften und gar nicht mehr wissen, was natürlich ist und was nicht. Wir alle sehen nackt gleich aus. Eine stillende Frau, beispielsweise, ist nichts, das abschreckt. Ganz im Gegenteil. Es ist natürlich. Das ist auf so viele Bereiche übertragbar.

Aufklärung ist also wichtiger als jemals zuvor. Und dabei geht es über „Rasieren, ja oder nein?“ und „Sport während der Regel?“ weit hinaus. Ihr lacht, aber erst gestern habe ich das in einem kleinen Prospekt gelesen. Neben einer guten Aufklärung müssen wir aber vor allem den Rücken unserer Kinder stärken. Ihnen aufzeigen und erklären, wie das alles funktioniert. Wie Liebe funktioniert. Und dass das, was sie vielleicht irgendwo im Netz oder auf YouTube (oder sonstwo) sehen, nicht echt ist. Dass es so nicht richtig ist. Wir müssen den jungen, heranwachsenden Menschen immer und immer wieder erzählen, dass Liebe, auch Körperlichkeit, auf Augenhöhe funktioniert. Da gehört so vieles dazu. Zum Beispiel, dass es wichtig ist Nein zu sagen, wenn man etwas nicht möchte und es sich nicht gut anfühlt. Dass man für sich einstehen muss. Es gibt so viele Möglichkeiten für Aufklärung – über die Schule hinaus. Es gibt gute Bücher (DAS HIER*, ist ziemlich gut!), es gibt Mädchensprechstunden bei Frauenärzten und wir als Eltern, wir sollten da mit unseren Kindern in den Dialog gehen. Offen sein und uns Fragen seitens der Kinder stellen. Zeigen, dass Sexualität nichts ist, wofür man sich schämen muss. Denn unser Körper ist uns gegeben und Sexualität ist das normalste der Welt.

 

 

Liebe, Nähe, Zweisamkeit

Eltern wissen, wovon ich spreche. Neben den Kindern, dem Job, dem Alltag bleibt oftmals gar nicht mehr viel Zeit für Zweisamkeit. Ein Abend mit einem guten Glas Wein, einem leckeren Essen, viel Ruhe und.. naja, einem Höhepunkt für beide zum Abschluss des Tages, träum weiter {sagt der Mann nur und ich muss lachen}. Wir beide wissen, wovon wir sprechen. Zweisamkeit ist mit Kindern oftmals gar nicht so leicht umzusetzen. Dabei sind genau das, Zweisamkeit und Nähe und natürlich auch Zärtlichkeit so wichtig für eine Partnerschaft. Ich bin ehrlich, ich brauche all das und genieße diese Partnerzeit. Und auch auf Zärtlichkeit kann und mag ich nicht verzichten.  (mehr …)