Die Frau Heute {Instagram: Frau Heute} begeistert mit einem wunderbaren Text. Thema: Junge Mutter gleich schlechtere Mutter? 
Ich oute mich an dieser Stelle als großer Frau Heute-Fan. Tolle Frau, die Grips hat und pfiffig ist, sympathisch und doch auch immer ein kleiner Rebell. Ich mag sie, die Frau Heute. Und ihr? 


Mütterqualitäten kennen keine Altersdimensionen! 

…“Ja, da sind sie wohl doch schwanger. Keine Salami, keinen Rohkäse, keinen Schinken und das Katzenklo dürfen Sie auch nicht leeren. Sie haben doch Katzen, oder?“

Nein, keine Katzen. 

Der Gedanke: „Und das soll er nun gewesen sein, dieser magische Moment, von dem alle reden?“ schwirrte durch meinen Kopf. Mein Moment sah jedoch anders aus – deutlich anders. Da war kein „Herzlichen Glückwunsch“, kein „Alles Gute“, nein, noch nicht mal ein „Alles wird gut“.

Da war nichts, einfach nichts.

Ich mein, klar, ich war 21. Jung – aber nicht zu jung. Ich war in einer festen Partnerschaft, das „Ja, dann sind Sie wohl doch schwanger“ war geplant und ich war glücklich. Dann eben ganz für mich allein. 

Als junge Mutter begegnet man vor allem einem: Vielen Stigmata. Die da wären..

– das war sicher ein Unfall
– die verbaut sich ja ihr ganzes Leben
– die wird maßlos überfordert sein
– die schafft nie eine richtige Ausbildung
– das Kind bekommt bestimmt die ganze Zeit nur Zucker und Fernsehen 
– und wird am Wochenende zur Oma abgeschoben um Party zu machen 
– bestimmt will die auch einen Kaiserschnitt 
– und ist in 5 Wochen plötzlich wieder Single
– und stillen wird sie sowieso nicht
– weil: die ist ja erst 21, die hat ja noch gar keine Lebenserfahrung

Nun. Um ehrlich zu sein ist nichts davon eingetreten – ganz zum Leidwesen einiger anfänglicher Miesepeter. 

Meine Tochter war kein Unfall, mein Leben wurde schöner denn je, ich habe meinen Studienabschluss mit Bravur absolviert und hatte eine natürliche Geburt. Nach der ich – selbstverständlich – ebenso stillte wie viele andere Mütter eben auch. Die erste Party erlebte ich 11  Monate nach der Geburt, mit dem Papa. Und nach 5 Jahren schenkte ich einem weiteren Wunschkind das Leben. 

Der Gegenwind war hart, aber wir waren härter. 

Als ich mit 26 meine zweite Tochter zur Welt brachte, stellte sich hier schon ein ganz anderes Bild dar. Beim Frauenarzt erhielt ich plötzlich mein lang ersehntes „Herzlichen Glückwunsch, Sie sind schwanger“, meine Hebamme behandelte mich plötzlich wie eine erwachsene Frau und auch die Geburt war eine gänzlich andere. 

Ich wurde nich mehr ständig belehrt, mit weisen Ratschlägen überschüttet und ich galt gemeinhin nicht mehr als „Teenie Mom“. Das ist ziemlich komisch, denn: Ich hatte mich nicht verändert – „ich“ war immer noch „ich“. Nur eben fünf Jahre älter.

Und es schien fast so, als würden die damaligen Stigmata nun nicht mehr passen, klar, für eine Frau Mitte/Ende Zwanzig. Ich begegnete plötzlich Akzeptanz und sogar Wohlwollen – dabei hätte ich genau das damals so dringend gebraucht. 

Wenn man jung Mutter wird, muss man sich nämlich nicht nur seinen eigenen Ängsten stellen, sondern vor allem denen der anderen. Das Leben als „Teenie Mom“ ist häufig voller unausgesprochener (und ausgesprochener) Zweifel, im ständigen Licht der Aufmerksamkeit. Die Hebammen sehen einmal genauer hin, die Leute auf der Straße gucken gern, die Omas an der Kasse staunen „Mensch, Sie sind aber jung Mutter geworden“. Ja, das stimmt. Und ich bin glücklich. 

Ich mache die Dinge ebenso wie andere (ältere) Mütter eben auch. Ich hatte vielleicht kein Eigenheim und keinen Garte, ich hatte auch noch keine Familienkarre oder einen festen Plan davon, wohin das Leben mich eigentlich führt. Aber wisst ihr, das habe ich heute manchmal auch nicht. Ich habe jetzt einen Abschluss, einen Job in Aussicht und wohne in einer tollen Wohnung, aber deshalb weiß ich manche Dinge auch nicht besser, als damals, mit 21. 

Aber ich habe viel gelernt, zum Beispiel, dass man als junge Mutter tagtäglich vielen unterschiedlichen Vorurteilen begegnet. DA fängt beim Frauenarzt an, hat den Höhepunkt im Kreißsaal und endet im täglichen Leben. In Kursen findet man häufig schwieriger Anschluss, weil naja, man ist halt „Teenie Mom“. 

Die Unterstützung, die ich heute bekommen, hätte ich damals sehr gebraucht. Anstatt zu Verurteilen oder zu Beratschlagen wäre ein ehrliches Lächeln, ein wenig mehr Zutrauen und ein bisschen mehr Toleranz das gewesen, was mir wirklich geholfen hätte. Nicht die Tipps zum richtigen Beikoststart oder der idealen Fragehilfe. 

Mutterqualitäten lassen sich nicht an der Anzahl der Geburtstagskerzen ausmachen – ja, noch nicht einmal an der Lebenserfahrung selbst. 

Jede Mutter – und jedes Kind – hat es verdient, mit Achtung behandelt zu werden. Vorurteile heißen VOR-urteile, weil sie VOR dem eigentlich Urteil stattfinden. Und dieses Urteil – das muss man sich schon selber bilden. 

Glaubt mir, ich habe 40jährige Mütter am Spielplatz getroffen, die ihre Kinder mit harten Worten und Klapsen zum Gehorsam erziehen wollen. Ebenso habe ich 18jährige Mütter gesehen, die jedes Wochenende knallvoll in der Disco lungerten und ihre Kinder kaum sahen. 

Mütterqualitäten sind keine Frage von Altersdimensionen – Mütterqualitäten sind Liebe. Und Liebe kennt keine Grenzen. 

Liebe sagt nicht: „Du kannst aber erst lieben, wenn du 30+ bist“. Leibe keimt, geht auf und erscheint dann in voller Blüte – wie eine Blume. Und dabei ist es egal, ob die Blume erst 5 Tage oder schon 2 Jahre alt ist. Die Blume blüht einfach, ohne zu fragen ob sie überhaupt schon blühen darf – weil sie doch noch so jung ist. 

Jedes Kind hat es verdient, dass dessen Mutter Achtung und Liebe erfährt. Weil Liebe eine Herzenssache ist. 

In diesem Sinne
Frau Heute
Aus Liebe zum Leben