VERLUST MEINES KINDES,
FRUCHTTOD EINES ZWILLINGS
IM 5. MONAT

Wenn ein Zwilling in der Schwangerschaft
noch im Bauch verstirbt!

Triggerwarnung – Verlust eines Kindes in der Schwangerschaft.

Wenn ich an Anna denke, dann sehe ich da diese wunderbare und smarte Frau vor meinem inneren Auge. Eine Frau, die so viel positive Energien ausstrahlt, die das Leben genießt und das Herz m rechten Fleck hat. Ich muss vermutlich nicht erwähnen, wie sehr ich mich mit ihr gefreut habe, als ich von ihrer Schwangerschaft erfahren habe. Die Freude (für sie) war riesig. Und dann diese Hiobsbotschaft. Um ganz ehrlich zu sein, fehlen mir bis zum heutigen Tag die Worte. Ich bin nicht in der Lage, das in Worte zu fassen, was ich Anna eigentlich schon seit Wochen sagen möchte. Anna ist stark. Und heute erzählt sie euch von diesem Schicksalsschlag. Mutig, tapfer und sachlich. Anna, ich drücke dich!

Wer Anna noch nicht folgt, der sollte mal rüberhülfen.
Schaut mal HIER.

 

Mein Schwangerschaftsbericht Teil 3 (Woche 17 – 27):
Der wahrgewordene Alptraum einer jeden Schwangeren
– Fruchttod eines Zwillings im 5. Monat

Fortsetzung von Teil 1 (HIER) und Teil 2 (HIER):

„Während sich mein Mann sehr schnell mit dem Gedanken, zwei Kinder zu bekommen, angefreundet hat, liege ich viele Nächte wach. Wie sollen zwei Kinder in unsere Wohnung passen? Was passiert nun mit unseren Ideen für Namen? Schlafen sie getrennt? Kinderwagen nebeneinander oder hintereinander? Wie, um Gottes Willen, stille ich zwei Kinder? Plötzlich geht es nicht mehr um DAS Baby, und wie es wohl aussehen / heißen / sich verhalten wird. Vielmehr geht es jetzt „nur“ noch um die Organisation, die Ausnahmesituation und die Verbündung mit anderen Zwillingseltern.“

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mich mit dem Gedanken, Zwillinge zu bekommen, vollends abgefunden hatte. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mich gut vorbereitet und der Situation gewachsen gefühlt hatte. Auch die Tatsache, dass die Ärztin sagte, es werden zwei Jungs, lag mir noch etwas schwer im Magen. Aber was mich an einem sonnigen Samstagnachmittag erwartete, das war das letzte, was ich mir je hätte erträumen können – leider nicht im positiven Sinne.

Durch einen Zufall, wegen einer Unsicherheit, habe ich mich mit meinem Mann auf den Weg ins Krankenhaus in die Notfallaufnahme gemacht. Der bereits in Rente gegangene Notfall-Frauenarzt scherzte herzlich mit meinem Mann herum und wollte noch schnell die Herztöne der Babys kontrollieren. Alles was dann passierte, zog an mir vorbei wie in einem Spielfilm. Der Arzt konnte die Herztöne eines Babys nicht finden und schickte uns mit hoffnungsvollen Worten in den Kreißsaal, wo ich genauer untersucht werden sollte. Er gab mir sogar noch seine Handynummer, damit ich ihn über den Ausgang informieren konnte. Auch im Kreißsaal trafen wir auf eine extrem einfühlsame Ärztin, die sich sehr viel Zeit nahm und selbst schockiert das Schlimmste bestätigte: eins der Babys lebte nicht mehr. Ich kann gar nicht richtig mit Worten beschreiben, wie ich mich gefühlt habe – es waren einfach zu viele Emotionen, Sorgen und Ängste auf einmal.

Zunächst bin ich fest davon ausgegangen, dass ich sofort operiert werden muss. Doch die Ärztin sagte mir, dass die Schwangerschaft „normal“ weitergeführt werden wird. Glück im Unglück war nämlich, dass die Zwillinge in zwei getrennten Fruchtblasen liegen. Trotzdem: die Überlebenschancen für das zweite Baby lagen zunächst bei nur 50%. Ich wurde darüber aufgeklärt, dass wir die Ursache vermutlich nicht herausfinden würden und dass tatsächlich sehr viele Zwillingsmütter von einem solch tragischen Event (Tod eines Zwillings) eingeholt werden. Allerdings – und das war und ist die Herausforderung – passiert dies meistens früher oder später. Zu dem Zeitpunkt war das überlebende Baby aber noch nicht reif genug, um es außerhalb zu schaffen, das verstorbene Baby hingegen bereits so groß, dass es eine Bedrohung für den Körper darstellte.

Da bei mir keine besorgniserregenden Parameter festgestellt werden konnten, wurde ich entlassen und ging mit meinem Mann wie in Trance nach Hause. Eines der ersten Dinge, die ich dann gemacht habe, war den „Spezialfall: Tod eines Zwillings“ zu googeln. Eigentlich etwas, was ich mir selber versuche so oft wie möglich zu verbieten, aber ich war überhaupt nicht aufgeklärt und vorbereitet auf das, was kommen mag. Und ich sage euch ganz ehrlich: das, was ich dann gelesen habe, hat mir so unglaublich geholfen, dass es auch für diesen Blogbeitrag als Inspirationsquelle gedient hat. Denn so intim und privat dieses Thema ist, so sehr es weh tut und man sich schuldig fühlt, so verdammt häufig passiert es im Alltag von Frauen und ihren Familien. Und genau deshalb möchte auch ich über das Erlebte berichten und bin unglaublich dankbar dafür, dass ich Janinas hart erarbeitete Reichweite und Plattform dafür nutzen darf.

Zum ersten Mal habe ich wirklich gespürt was es heißt, wenn man sagt: „Hauptsache das Baby ist gesund. “ Zum ersten Mal ist mir bewusstgeworden, dass eine intakte Schwangerschaft keine gegebene Tatsache ist. Und egal wohin ich schaute, überall las ich von Müttern, die auf irgendeine Art und Weise ein Kind verloren haben. Am nächsten Tag hatte ich einen Termin bei einer Spezialistin in der Uniklinik. Auch hier wurde ich sehr gut behandelt und mir wurde erneut gesagt, dass es viele solcher Fälle gibt und dass die kommenden Wochen die entscheidenden sein werden. Keine körperliche Anstrengung, kein Stress, kein Sport, kein Sex.

Wie eine Erlösung kam gleichzeitig die Nachricht beim Organultraschall, dass mit dem anderen Baby alles in Ordnung ist. Und die große Überraschung: Es ist ein Mädchen. So sehr ich mir dies anfangs gewünscht hatte, so irrelevant war die Tatsache zu diesem Zeitpunkt dann. Und für meinen Mann, der sich sehr auf einen (zwei) Sohn gefreut hat, sehr schmerzhaft. Aber wir wussten zu dem Zeitpunkt: Hauptsache gesund.

Familie, Freunde, Kollegen – sogar ich selbst – alle waren überrascht, fast schon schockiert, wie gefasst ich mit der Situation in den kommenden Tagen und Wochen umging. Eine Ärztin hat mir das Ganze dann ziemlich plausibel erklärt: da meine Schwangerschaft ja weiterläuft, produziert mein Körper weiterhin viele Hormone, die eine Frau vor einem etwaigen Zusammenbruch schützen. Umso wichtiger ist für mich die aktuelle psychotherapeutische Betreuung, für die ich ebenfalls sehr dankbar bin.

Jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, befinde ich mich im letzten Trimester und dem achten Monat der Schwangerschaft. Seit diesem einen Samstagnachmittag in der Notaufnahme habe ich die ersten Wochen danach in Angst und Bange hinter mich gebracht, war jede Woche zur Kontrolle in der Praxis und habe bei der letzten Untersuchung endlich erklärt bekommen, dass die Ärzte sehr gute Chancen für eine gesunde Geburt des Kindes sehen. Das verstorbene Kind wird bis zur Geburt ebenfalls im Bauch verbleiben und durch den Druck des wachsenden Kindes immer kleiner, ggfs. sogar nicht mehr erkennbar, werden.

Von einem Genuss der restlichen Schwangerschaft, einem Loslassen oder gar euphorischer Vorfreude bin ich weit entfernt und werde so etwas vermutlich auch nie erleben. Aber es hat mir viel gelehrt – die Natur ist stärker als der Mensch und man muss die Dinge so nehmen, wie sie kommen. Und wenn ich die immer mehr werdenden Tritte fühle, dann muss ich lächeln! Eine kleine Kämpferin bahnt sich ihren Weg…

Fortsetzung folgt.

Eure Anna,
www.instagram.com/liebe__anna

 

Du fehlst mir so.
Gestern, heute und morgen.

Mein Großvater, unvergessen!

Mein Großvater war mein Held, ich habe ihn angehimmelt, verehrt und so unfassbar geliebt. Er war für mich der wichtigste Mensch in meinem Leben und einen Großteil meiner Kindheit habe ich bei meinen Großeltern verbracht. Ich habe im Garten herumgetobt, mit meinem Opi auf der Bank gesessen und gespielt (und ganz heimlich ein wenig Formel 1 geschaut), wir haben gelacht und Schabernack ausgeheckt. Als ich älter wurde, zeigte er stets viel Verständnis, war da, war mir immer eine Stütze in der schweren Zeit der Pubertät. Jetzt bin ich Mitte 30 und mein Opi ist bereits seit 13 Jahren tot. Die Zeit heilt alle Wunden, heißt es. So wurde es mir oft und immer wieder gesagt. Die Zeit heilt alle Wunden. Aber stimmt das wirklich? (mehr …)

Ein Brief an unsere Tilly. Unser kleines Sternenkind.

Liebe Tilly,

mit deinen strahlend blauen Augen und dem dunklen Haar bist du ein wunderschönes, kleines Mädchen. Ein perfektes kleines Menschenkind. Ein Ebenbild deiner geliebten Eltern. Das leuchtende Blau deiner Augen erinnert mich an die Weite des Meeres. Dein Blick fast weise und in jedem Fall friedlich. Tilly, du fehlst mir, ich vermisse dich. Jeden Tag, den ganzen Tag.

Weisst du, Tilly, du bist ein echtes Wunschkind. Du bist gewollt, erhofft, erwünscht, herzlich willkommen, geliebt. Ich werde niemals vergessen, wie aufgeregt deine Mama war, als sie dein erstes Foto aus ihrer Tasche zog und mir von dir erzählte. Weisst du, deine Mama hatte Tränen der Freude in den Augen. Sie zeigte mir dein Bild, hielt es fest in ihren Händen und strich zärtlich immer wieder über dein Abbild. Tilly, du hast ihr Glück perfekt gemacht. (mehr …)

 



|| FRAGILES GLÜCK ||
Das Glück ist fragil!

Das Glück ist fragil

Es kann einen ereilen und genau so schnell wieder verlassen. Glück. Nach Glück kommt Unglück. Alles ist zerbrechlich, nichts ist sicher. Dieser Moment, wenn das Telefon klingelt und auf einmal {d}eine Welt zusammenbricht. Die Worte, die du hörst, ins Leere gehen, und dich doch mit aller Wucht und voller Kraft treffen. Wenn alles schwarz wird und es dir den Brustkorb zuschnürt.

Ich höre nichts, nur das Rauschen meines Blutes und meinen Herzschlag. Mein Leben steht still. Wie eine große Glasscheibe, die einen Riss bekommt und langsam und immer schneller zerbricht, bis sie berstend ineinander zusammenfällt – so fühlt es sich an.

Glück und Unglück, so nah beieinander.

Der Schmerz hat mich überrannt, mit einem Mal hat es mir die Luft zum atmen genommen. Mein Leben, ab dieser Sekunde an ein anderes. Fassungslosigkeit. Tränen. Am Boden zerstört. In der einen Minute erschien mir die Welt noch hell und wunderbar, in der nächsten ist schon nichts mehr so, wie es war. Vorbei. Schlagartig ist alles anders. Mein Weltbild ein anderes. Es gibt kein zurück.

Fassungslosigkeit, Trauer, Wut, Hilflosigkeit, Leere. Ich bin verzweifelt und wünsche mir, dass es dieses Telefonat nie gegeben, dass ich diese Worte nie gehört hätte. Das Glück ist zersprungen, in einer Minute. Geplatzt.

Glaube. Mein Glaube hat mich immer begleitet. Durch gute und schlechte Zeiten. Er hat mir Trost gegeben, mich geerdet. Während ich da sitze, frage ich mich, ob es Gott überhaupt gibt. Wo ist er, wieso lässt er das zu? Wut und Zweifel.

Ich fahre rechts ran, halte mich an meinem Lenkrad fest. Leere. Tränen suchen sich ihren Weg, viele Tränen. Ich kann kaum atmen, mich nicht regen. Fassungslosigkeit. Und dann eine Reaktion aus meinem tiefsten Inneren – ich schreie auf, beginne bitterlich zu weinen. Es ist warm draußen und doch ist mir bitterkalt. Ich bleibe auf dem Standstreifen stehen – eine Minute, zwei Minuten, zehn Minuten. Ein Traum, ein schlechter? Nein, leider kein Traum.

Nachts liege ich in meinem Bett, es ist dunkel und still. Ich kann nicht schlafen, tiefe Traurigkeit. Wie muss es ihr gehen, wenn ich es schon kaum aushalte, mich der Schmerz nahezu überrollt. Die Natur, so unberechenbar und grausam.

Ich werde in die Kirche gehen, eine Kerze anzünden, beten, auf Antwort und ein Wunder hoffen. Die Hoffnung nicht aufgeben, niemals. Und doch ist da diese unfassbare Wut in meinem Bauch und die Frage: Warum?! Vermutlich wird es darauf keine Antwort geben, niemals. Liebe und Zusammenhalt werden uns hoffentlich gemeinsam durch diese Zeit geleiten, uns Kraft geben und uns hoffen lassen.

Glück, so fragil und zerbrechlich, niemals beständig. Und die Frage: Warum trifft es Menschen, die sowas einfach nicht verdient haben. Denen Glück einfach nur zu wünschen wäre, weil sie selbst so viel Liebe in sich tragen, diese bedingungslos weitergeben und anderen so viel Glück bescheren. Warum.


Ein Baby, welches nicht geboren werden sollte!

Ich war so glücklich, das Strahlen konnte ich mir die letzten Tage und Wochen kaum verkneifen. Eigentlich war ich davon überzeugt, alle sehen es mir an – mein Glück, meine Freude. Und tatsächlich – mir wurde häufig gesagt, wie sehr ich von innen strahlen würde, wie glücklich ich wirkte. Und ja, dachte ich – ich bin vollkommen glücklich, und mit keiner Sekunde habe ich daran gezweifelt, dass man mir dieses Glück wieder nehmen konnte.

Am Tag davor gingen wir spazieren und waren zusammen in der Pizzeria. Ich fühlte mich gut, ich war voller Energie, und ich war glückselig. Die Nacht schlief ich schlecht, ich kann es nicht in Worte fassen – bis heute nicht. Aber als ich morgens aufstand, wusste ich, irgendwas ist anders. Ich arbeitete an diesem Tag viel, die Aushilfe hatte sich krank gemeldet und so stand ich da und musste das Tagespensum allein schaffen. Purer Stress. Packen, Versand, Büroarbeit, Telefon.  Und immer wieder das Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung ist. Um 17 Uhr war ich fix und fertig, ich fuhr nach Hause und ging mit dem Hund spazieren. Das Ziehen und Unwohlsein wurden stärker und als ich bei meinem Arzt anrief, teilte mir die Sprechstundenhilfe mit, dass jetzt keine Zeit sei. Ich könnte frühestens am nächsten Vormittag vorbeischauen. Ein dumpfer Schmerz in meiner Magengegend, unterbewusst wusste ich schon längst, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist. (mehr …)