Schwanger in den USA –
eine schöne und selbstbestimmte Geburt
in Milwaukee
Meine liebe Leserin Julia ist zum studieren in die USA gegangen und hat dort ihre große Liebe getroffen. Schnell war klar, dass die beiden Kinder möchten und so kam es schon fast unverhofft schnell dazu: Julia ist schwanger. Wie sie ihre Schwangerschaft in den USA sowie die Geburt erlebt hat, das erzählt sie uns heute.
Ihr findet Julia unter CoookiesforBreakfast bei Instagram.
Danke Julia für diesen schönen Erfahrungsbericht.
Alle anderen „Schwanger in…“-Beiträge findet ihr HIER.
Wenn auch du im Ausland schwanger warst oder entbunden hat und darüber schreiben magst, dann schick mir gern eine Mail an:
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„Ich fühlte mich stets sehr ernst genommen mit meinen Sorgen…“,
von einer herzlichen Betreuung in der Schwangerschaft
Mich hat das Schicksal und die Liebe für drei Jahre in die USA verschlagen. Ich lernte meinen Mann 2012 bei meinem Auslandssemester im bitterkalten Wisconsin kennen. Schnell wussten wir, dass wir zusammen gehörten, für immer; Entfernungen und komplizierte Visumsanträge spielten keine Rolle, wir wollten beieinander sein.
Und dass schafften wir auch:
2013 folgte die Verlobung, einige Monate später waren wir schon verheiratet. Durch den Visumsprozess dauerte es bis 2014 bis ich endlich in die USA reisen konnte, wo mein Mann in der Zwischenzeit sein Studium fortgesetzt hatte.
Uns wurde beiden unabhängig voneinander gesagt dass unsere Chancen jemals Kinder auf natürlichem Wege zu bekommen sehr gering seien, von daher machten wir Nägel mit Köpfen und verzichteten schnell auf Verhütungsmittel. Denn, Kinder wollten wir beide. Unbedingt sogar. Und falls unser Vorhaben einige Jahre in Anspruch nehmen sollte, wollten wir das Schicksal nicht herausfordern und uns die Sache durch ein höheres Alter erschweren. Im gleichen Monat fand ich einen großartigen Job und fing mit vollem Elan an zu arbeiten.
Und dann, wie sollte es anders sein, wurde ich schwanger. Beim ersten Versuch. Schwups. Wir waren geschockt aber überglücklich. Unser Wunderbaby würde im Mai geboren werden.
Auf der Arbeit spielte ich gleich mit offenen Karten und kündigte die Stelle nach 3 Monaten, da ich nach 6 Wochen ‚Elternzeit‘ hätte wieder einsteigen müssen. Dass war mir viel zu früh. Mittlerweile hatte mein Mann sein Studium beendet und eine Stelle in Milwaukee gefunden. Wir zogen also mit Sack und Pack um, der Zukunft entgegen.
Nach einem furchtbaren ersten Trimester mit nicht enden wollender Übelkeit und Appetitlosigkeit verlief der Rest der Schwangerschaft komplikationslos. Ich war sehr sehr gerne schwanger. Genoss jede Minute. Ich hatte einen tollen Arzt, der immer wieder bereit war mir bei meinen Sorgen und Fragen zuzuhören und mich sehr offen beriet.
Bei jedem meiner Besuche wurde ein Ultraschall gemacht, was in den USA nicht selbstverständlich ist, aber da mein Kind bei der großen Untersuchung in der 19. Woche eine vergrößerte Niere aufwies, wollte man auf Nummer sicher gehen, dass alles ok ist.
Ich fühlte mich die ganze Schwangerschaft über dort sehr gut aufgehoben. Ich war zu Beginn der Schwangerschaft sehr ängstlich und wurde immer wieder sehr ernst genommen.
Bei einem Kontroll-Termin in der 37. Woche sagte mein Arzt mir, dass wir uns das nächste mal zu 99% bei der Geburt sehen würden – und er sollte Recht behalten. Ich bekam nach dem morgendlichen Termin die ersten leichten Wehen und wartete ab bis die Schmerzen ‚unaushaltbar‘ wurden. Dass war nämlich die Richtlinie, die die Hebammen uns beim Geburtsvorbereitungskurs genannt hatten. Solange ich noch normal sprechen konnte und Kindsbewegungen spüren würde bräuchte ich nicht kommen. Unaushaltbar wurden die Schmerzen um 2 Uhr nachts, doch am Telefon wurde abewiegelt: Mir ginge es noch ‚zu gut‘, die Wehen-Abstände wären noch zu groß. Na wunderbar. Nach einer weiteren qualvollen Stunde reichte es meinem Mann. Er rief wieder an, diesmal um uns anzumelden ’no matter what‘.
Und tatsächlich: Mein Muttermund war bereits 4 cm geöffnet und mein Junge sollte kommen. Meinen ausgefüllten Geburtsplan, den ich vorher bekommen hatte, nahm die Schwester an und kurze Zeit später hatte ich meine PDA, die ich laut Plan gerne direkt haben wollte, und scherzte mit Mann und Belegschaft herum.
In der Region in der wir wohnten, bekommt jede Mutter ihr eigenes Zimmer, in dem man gebärt und später auch mit seinem Kind zur Beobachtung bleibt. Die Atmosphäre war rundherum sehr relaxed und beruhigend. Ich wurde auch in den Presswehen liegend nie gedrängt, nie beschwichtigt oder gar gehetzt. Alles war so positiv langsam und ruhig. Und so kam mein Sohn auch zur Welt. Mit dabei waren mein Mann, meine Schwiegermutter, der Arzt, eine Schwester und meine Mutter mit unserer besten Freundin – auf Skype. Die beiden hatten ihren Flug leider erst für eine Woche später gebucht, durften aber über den gesamten Geburtstprozess über bei Skype dabei sein (und dass waren immerhin 7 Stunden).
Wir blieben insgesamt 3 Tage im Krankenhaus, was in den USA verhältnismäßig lange ist. Über den gesamten Zeitraum hinweg kümmerten sich die Schwestern aufopferungsvoll um uns. Ich bekam ständig neues Eiswasser, wurde immer nach meinem und dem Befinden meines Kindes gefragt und immer gab es dabei ein nettes Lächeln. Das Essen wurde per Room Service (auch für meinen Mann) rund um die Uhr kostenlos zur Verfügung gestellt und im Zimmer gab es eine Schlafcouch, damit er bleiben konnte.
Das Krankenhaus zu verlassen machte uns fast schon ein wenig Angst, da wir so toll umsorgt wurden und zuhause auf uns alleine gestellt sein würden.
Die Geburt meiner Zwillinge verlief zwar ganz anders, aber ebenso angenehm für uns. Da eine Mehrlingsschwangerschaft in unserem Krankenhaus als Risikoschwangerschaft eingestuft wurde, durfte ich anfangs alle 4 Wochen zum Ultraschall und später dann jede Woche zum CTG.
Bei einem Routine CTG im Krankenhaus in der 34. Woche (meine neue Frauenärztin hatte Urlaub) wurden Wehen festgestellt, die sich nicht mehr stoppen ließen. Meine Mädchen lagen jeweils quer und verkehrt herum, so kam ich um einen Kaiserschnitt nicht herum. Die Schwestern kümmerten sich wirklich aufopferungsvoll um mich, bis mein Mann eintraf, und auch im OP hielten sie meine Hand bis er zu mir rein durfte. Als meine Mädchen endlich auf der Welt waren, gab es bei einem der beiden Probleme mit der Atmung, so dass sie sogar wiederbelebt werden musste. All dass bekam ich nicht mit und wurde auch von einer Schwester abgelenkt, um nicht in Panik zu verfallen während ich vernäht wurde. Mein Mädchen schaffte es schließlich, und war wieder bei Bewusstsein. Trotzdem mussten beide für 2 Wochen auf die Frühchenstation, um mit der Atmung und Gewichtszunahme zu helfen.
Wieder einmal waren die Schwestern rund um die Uhr mit einem Lächeln für mich da. Und auch meine Mädchen wurden stets umsorgt und angehimmelt.
In den zwei Wochen auf der Frühchenstation wurde mir wieder und wieder gezeigt, wie toll das Personal in den USA ist. Mir wurde mit viel Mitgefühl und Verständnis begegnet, aber immer dabei war eine Portion Leichtigkeit und es entstanden fast schon Freundschaften. Schwestern, die bei der Geburt dabei waren, erkannten mich in der Kantine wieder und fragten nach unserem Befinden. Ich fühlte mich wichtig genommen, nicht nur wie eine Nummer, eine von vielen.
Alles in allem habe ich mich 100% gut aufgehoben gefühlt. Einzig und allein hätte ich mir eine Hebammenbetreuung vor allem nach der Geburt gewünscht. Denn so musste ich mit meinen Neugeborenen wenige Tage nach der Geburt zur ersten Untersuchung zum Kinderarzt – der allerdings, wie der Zufall so will auch Deutscher ist.
(Seit kurzem leben wir – geplanter Weise – in Deutschland und ich bin gespannt auf die ersten Arzttermine der Kinder hier) .
Sarah Benner
Wieder einmal ein toller Artikel in einer spannenden und interessanten Rubrik! Zu dem Thema „Schwanger in…“ könnte ich ein ganzes Buch lesen ?! Es ist so faszinierend, wie das selbe Thema weltweit unterschiedlich gehandhabt wird! Ich freue mich auf mehr?!
Janina
Liebe Sarah,
ich find es auch so spannend.
Immer wenn mir ein neuer Beitrag zugeschickt wird, lese ich ihn voller Spannung.
Ganz liebe Grüße
Janina
Sylvia
Wow so ein schöner Bericht und verrückt das es wohl auch in den USA überall ganz anders ist! Die anderen Bericht hatten ja eher andersrum geklungen. Ich glaub es kommt wirklich einfach aufs KH und den Arzt an.
Liebe Grüsse
Sylvia
http://www.mirrorarts.at
Kristina Dinges
Was für eins chöenr Bericht. Wie schön die Geburten dann im Endeffekt doch gelaufen sind. Ich war schon 2 Mal in Amerika und kann mir sehr gut vorstellen wie die Athmosphäre im Krankenhaus war.
Falls du Lust hast schau doch gerne auf meinem Blog und auf Instagram vorbei 🙂
Sandra
Ein sehr schön geschriebener Bericht <3
Ich finde es jedes Mal unglaublich spannend zu hören, wie Geburten in anderen Ländern verlaufen. Ganz besonders interessant fand ich deinen Bericht, weil er durch schöne Erfahrungen geprägt ist. Die anderen USA Geburtsberichte waren ja eher kritisch geprägt.
Ich denke wirklich, man kann Geburten gar nicht länderspezifisch verallgemeinern. Es kommt aufs Krankenhaus und das Personal an, wie hier in Deutschland auch.
Ich wünsche euch viel Erfolg beim deutschen Kinderarzt und eine schöne Zeit in Deutschland. Werdet ihr nun erst mal hier bleiben oder wieder zurück gehen?
Liebe Grüße,
Sandra
http://www.kleinesbisschen.de