Eine Weltreise in 150 Tagen

Meine liebe Leserin Lea hat gemeinsam mit ihrem Freund die Rucksäcke gepackt und ist losgezogen. Einmal um die Welt sozusagen. In 150 Tagen. Sie haben viel gesehen und noch mehr erlebt. Neben wunderschönen Landschaften hatte die Reise noch so viel mehr zu bieten.

Ob man als neuer Mensch von so einer Reise zurückkommt, fragt sich Lea in ihrem Text.

Was denkt ihr? Verändert es einen Menschen nachhaltig und für immer?
Sind die Veränderungen krass oder wirken sie sich irgendwie anders aus?

 

In 150 Tagen um die Welt
– meine Weltreise und was sie mit mir gemacht hat!

 

Drum o Mensch, sei weise, pack die Koffer und verreise.
Wilhelm Busch

Mein Freund und ich haben eine Weltreise gemacht. In 150 Tagen haben wir jeden Kontinent besucht.

Als ich das erste Mal darüber schreiben wollte, habe ich mich verzettelt. Ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte, von welchen Städten und Ländern ich berichten sollte, welche ich getrost auslassen kann und wie ich meine Gefühle beschreiben soll. Ich habe mich gefragt, was ich denn überhaupt schreiben soll oder kann. Es ist nunmal eine Reise, und man kann nicht erklären oder beschreiben, was sich ändert, wenn man über Horizonte, besonders seine eigenen, blickt. Denn es passiert einfach.

Seit zwei Monaten sind wir nun zurück und meine ganzen Vorsätze, die ich während der Reise gefasst habe,  sind in den Hintergrund gerückt.  Was hab ich mir nicht alles vorgenommen: „Sobald ich zu Hause bin, werde ich die kleinen Momente wieder mehr schätzen, werde geduldiger sein oder weniger Zeit am Handy verbringen!“. Wieder Daheim, muss ich mir eingestehen, dass all diese Vorsätze schon wieder fast vergessen sind.

Nein, ich bleibe nicht, wie auf der Reise, stehen, wenn ich etwas besonders schön finde. Ich habe dazu keine Zeit, oder besser, ich will mir diese Zeit nicht nehmen. Zurück in Deutschland hat mich der Alltagstrott in seinen Fängen. Ich renne von Termin zu Termin und wenn die Pflichten getan sind, verzettle ich mich in meinem Freizeitstress. Trotz Umzug und der damit verbundenen Möglichkeit, alles radikal zu ändern, habe ich dies nicht getan. Ich mache alles wie vorher, vor dem Umzug und vor der Reise. Ich habe mir einen Tennis- und Klavierlehrer gesucht und mir mit diesen zusätzlichen Terminen meine wöchentliche freie Zeit weiter gekürzt. Auch habe ich nicht die Hälfte meiner Schuhe und Kleiner aussortiert, nur weil ich während der Reise mit den wenigen Dingen aus meinem Rucksack ausgekommen bin. Nein, ich habe mich über die Vielzahl an Schuhen, Kleidung und Kosmetikartikeln erfreut. Es ist also alles genau so wie zuvor. Vor der Reise, im alten Heimatort und doch ist alles anders.

Verändert so eine Weltreise?

Wenn ich abends im Bett liege, dann denke ich wie zuvor auch über den kommenden Tag nach. Darüber, was ich zu tun habe. Aber ich schwelge auch in Erinnerungen. Ich habe Fernweh, möchte zurück zu all den Orten, die ich sehen durfte. Wonach ich mich aber noch mehr sehne, ich möchte neue andere Orte kennenlernen. Wenn ich ein Foto der Reise sehe, weiß ich genau, in welchem Moment es entstanden ist. Ich weiß, was ich gefühlt habe und bin wirklich dankbar für diese Erfahrung.

Wenn ich jetzt im Supermarkt stehe, dann benötige ich mehr Zeit, als vor der Reise. Ich brauche sie deshalb, weil ich auf der Suche nach speziellen Zutaten bin, um die Geschmackserlebnisse, die ich auf der Reise erfahren durfte, auch hier zu erleben. Wenigstens annähernd. Heute erst, im Blumenladen, habe ich zwei riesige Topflupinen gekauft, weil sie mich an die Lupinenfelder in Neuseeland um den Lake Teeapo erinnern. Und auf dem Markt habe ich speziell nach einer Flugmango aus Brasilien gefragt, weil ich genau solche dort geerntet habe. Wenn ich mit Freundinnen durch die Stadt bummeln, kaufe ich nicht mehr so viel wie früher, vor der Reise. Aber kaufe ich etwas, dann erfreue ich mich nun viel mehr daran als vor der Reise.

Ich bin kein anderer Mensch geworden und auch wenn ich es gerne sagen würde, ich lebe weder besinnlicher, geduldiger, ruhiger oder generell irgendwie anders seit meiner Reise. Um ehrlich zu sein, bemerke ich beim ersten Blick auf mich selbst keinen großen Unterschied an mir. Als wäre da gar nicht viel passiert. Als hätte die Reise nachhaltig nichts mit mir getan. Aber das stimmt nicht. Manche Einstellungen und Ansichtsweisen haben sich während der Reise so sehr verändert und Gleichheit verankert. Das aber bemerkte ich erst auf einen zweiten Blick.

Ich habe Erfahrungen gesammelt, bin über mich hinaus gewachsen, weiß nun, was ich alles schaffen kann. Mein Ehrgeiz ist gestiegen. Meine Wertschätzung auch. Besonders meine Wertschätzung für mein Heimatland und die Möglichkeiten, die wir in diesem Land haben. Die weiß ich nun viel mehr zu schätzen. Ich bin dankbar für alles, was ich bin und besitze. Um einiges dankbarer als vor der Weltreise. Ich stecke Menschen viel weniger schnell in die von mir erfundenen Schubladen und reflektiere mich viel häufiger selbst.

Auch schon vor unserer Weltreise bin ich viel und gern gereist. Ich bin sechs Wochen am Stück durch Asien gereist, vier Wochen durch Kanada. Ich habe es genossen und es hat mir gefallen. Aber ich war nicht wirklich frei. Ich habe mich nicht anpassen müssen für diese kurze Zeit. Während der kurzen Reisen hatte ich immer ein „…wenn ich wieder zu Hause bin, muss / kann / will ich…“ im Hinterkopf. Das war auf der Weltreise nicht so. Da habe ich nach zwei Monaten aufgehört überhaupt so zu denken. Ich habe einfach nur genossen, es war so viel weitreichender. Auf einer langen Reise lässt man sich auf die Einheimischen ein. Man redet mit ihnen, lernt Menschen kennen, macht all die Erfahrungen, die man als „normaler Tourist“ nicht so häufig macht. Man geht in Supermärkte, statt in Modegeschäfte. Man lebt den Alltag in einem anderen Land, man lässt sich ein auf das Land und die andere, fremde Kultur.

Eine Reise verändert, auch wenn sie keinen neuen Menschen aus dir macht!

Jetzt nach der Reise kann ich sagen, eine Reise wie meine verändert nicht dein Leben oder dich selbst. Du kommst nicht zurück und hast dich um 180 Grad verändert. Aber eine Reise gibt dir unglaubliche Möglichkeiten, die man in seinem normalen Alltag nicht bemerkt. Man bemerkt sie häufig erst auf dem allseits bekannten zweiten Blick. Eine Reise macht weltoffener. Nicht in jedem Moment und manchmal mag man es vergessen, aber in den wirklich wichtigen Momenten, in den entscheidenden Momenten hilft sie, die Offenheit.

Wieso ich jedem Menschen eine solche lange Reise voller Komplikationen, Unannehmlichkeiten, Stress mit hoher emotionaler als auch finanzieller Investition nur wünschen kann? Weil man auf so einer Reise sein Herz verliert. Das tut weh. Das schmerzt sogar ein wenig mehr als Heimweh, dieses Fernweh. Aber es ist so kostbar und im wahrsten Sinne des Wortes wirklich umbeschreibbar.

Da es für viele Menschen aus vielleicht zeitlichen oder finanziellen Gründen nicht für eine lange Weltreise reicht, habe ich hier einmal als Idee meine Empfehlungen für die jeweilige Länder für euch nieder geschrieben.

 

Argentinien:

  • Gletscher Perito Moreno – Naturgewalten wie man sie nie zuvor gesehen hat
  • Küste: Puerto Madryn
  • Weingebiete: Mendoza
  • Buenoes Aires – eine Stadt mit Klasse, wenn auch nicht ganz ungefährlich

Brasilien:

  • Rio de Janiero, wo das Leben pulsiert
  • und für diejenigen die die Natur erleben wollen das Landesinnere oder der Regenwald

Bahamas:

  • schwimmen mit Schweinen, auf Sandbänken spazieren gehen, die Ruhe des Lebens genießen

USA / Miami:

  • mit dem Fahrrad an Miami Keys entlang

Australien:

  • Sydney, weil es eine tolle Stadt ist
  • Great Ocean Road mit dem Auto
  • Great Barrier Reef

 

Neuseeland:

unbedingt mit dem Wohnwagen!

  • Tongario Crossing
  • Mount Cook & Lake Tekapo
  • Milford Sounds
  • Lake Taupo
  • Routoura
  • Cape Reinga, wo Weltmeere auf einander treffen

Fiji:

  • jede Insel, ganz egal, Hauptsache Fiji (und wenns geht Nadi nur zum An- und Abflug)

Singapur & Kuala Lumpur:

  • kurz und knackig um Städte zu sehen in denen die moderne Architektur die Landschaft erobert und Kultur trotzdem nicht verloren geht

 

Thailand:

  • Bangkok (Rooftop Bar und den schönsten Sonnenuntergang über einer Stadt erleben)
  • Koh Samui (unbedingt an der Ostküste wohnen!)

Indien:

  • Taj Mahal (es gibt nichts verrückteres als diesen Touri Magneten)
  • Mumbai & Delhi, unglaubliche Städte voller Kultur und schönen Orten und so voller Amut, das man ganz demütig wird für all das, was man selbst hat und als selbstverständlich hält. Das ist es nämlich nicht.

Afrika:

  • Namibia: Nicht unbedingt Windhoek, einfach nur die Landschaft, die Weite, die Tiere
  • Südafrika: Kapstadt, die Weinberge!, die Strände

 

Reise um die Welt

Kommentare

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare
  • Tanja
    3 Nov 2017 Antworten

    Super schön geschrieben und ich denke – ich erkenne mich wieder. Nur noch 38 Tage bis zur Rückkehr 😉

    • Leamariaantonia
      5 Nov 2017 Antworten

      Danke :)! Ich wünsche dir eine angenehme Rückkehr und ganz viel Zeit für all die Erinnerungen.
      liebe Grüße
      Lea

  • Julia
    4 Nov 2017 Antworten

    Das klingt, als wäre es für dich eine wunderschöne Reise gewesen. Als du das mit dem Fernweh beschrieben hast, hatte ich kurz sogar kurz Gänsehaut.
    Für mich persönlich wären es zu kurze Aufenthalte in den einzelnen Ländern. Ich träume davon in vielen Ländern mal wirklich jeweils ein paar Wochen verbringen zu können. Um anzukommen und zu entschleunigen. Das find ich nämlich beim Reisen am Wichtigsten. Nicht soviel wie möglich sehen, sondern einfach nur da sein und zu genießen. Man braucht ja auch eine gewisse Zeit um sich an die Kultur, die Menschen, das Klima usw. zu gewöhnen.

    • Leamariaantonia
      5 Nov 2017 Antworten

      Dankeschön für deinen Kommentar :)!
      Es ist auch unser Traum nochmal in die verschiedenen Länder für eine längere Zeit zu reisen. Unsere 150 tägige Reise haben wir mit so vielen Zielen bestückt um einen Eindruck der Länder zu gewinnen und um für uns herausfinden zu können, welches der Länder wir gerne erneut bereisen würden. Zu Anfang war nur Argentinien und Brasilien geplant, aber dann waren wir im Flow und unsere Füße (öfter aber die Flugzeuge) haben uns dann noch an die weiteren Orte geführt. Entschleunigt haben wir für uns trotz der verschiedenen Ziele, ich glaube das ist oft eine innere Einstellung und hat weniger mit den Tagesaktivitäten zu tun. Wenn man zum Beispiel viel fliegt aber am Flughafen genug Zeit hat gemeinsam Kaffee zu trinken und dabei nichts zu sagen sondern nur die Flugzeuge zu bestaunen, dann hat man meiner Meinung nach auch entschleunigt :). Aber was die Kultur und das ankommen angeht hast du recht, richtig angekommen sind wir eigentlich nur an den Stationen an denen wir längere Zeit oder aber öfter waren.
      Ich wünsche dir, dass dein Traum einer längeren Reise in Erfüllung geht. Alles Liebe, Lea

  • Miu
    11 Nov 2017 Antworten

    Ich finde es etwas seltsam, dass in deiner Auflistung jedes Land eine eigene Überschrift ist, nur Afrika wird mal wieder zusammengefasst?

    • Janina
      12 Nov 2017 Antworten

      Liebe Mit,

      dies ist ein Gastbeitrag.
      Liegt vermutlich daran, dass zwei afrikanische Länder besucht wurden. Nämlich, steht ja auch unten aufgelistet 🙂 , Südafrika und Namibia. Wie würdest du das alternativ zusammenfassen? Als Oberbegriff? Wenn es doch zwei unterschiedliche afrikanische Länder sind.

      Viele liebe Grüße
      Janina

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