Wie es sein kann, ganz plötzlich Mutter zu werden – das erzählt uns heute meine Leserin Sara. Sie hat das Unfassbare erlebt – sie hat ein Kind ausgetragen, ohne es zu bemerken. Die Freude ist dennoch groß und allen geht es gut. Aber lest selbst. Danke Dir Sara, für diesen Beitrag. 

Plötzlich Mutter!


Plötzlich Mama, wie eine einzige Stunde mein Leben komplett verändert hat. 

An einem Sonntag vor ca. 20 Monaten sind mein Freund und ich morgens um 6 Uhr ins Krankenhaus gefahren, weil ich so starke kolikartige Unterleibsschmerzen hatte, dass ich kaum noch stehen konnte. Im Krankenhaus ging es dann auf den Stuhl der diensthabenden Gynäkologin und nach einem kurzen Ultraschall sagte sie nur: „Sie haben Wehen, wussten Sie denn nicht, dass sie schwanger sind?“ Es geht sofort in den Kreißsaal!“

Ich war geschockt, völlig neben mir und musste nur daran denken, was ich in den letzten Monaten alles gemacht habe – auf welchen Parties ich mal wieder zu viel getrunken hatte, wie viel Sport ich getrieben habe und wie rücksichtslos ich mit meinem Körper umgegangen bin. Was muss das nur für ein Kind sein, das dort in meinem Bauch heranwächst. 

Nach der Diagnose blieben mir zwei Minuten Zeit, um meinem Freund alles mitzuteilen, dann ging auch schon in den Kreißsaal. 

Dort legte man mir ein CTG an, ich fühlte mich wie in einem Film und konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Ich hatte doch gerade erst angefangen, beruflich aufzusteigen, wir wohnten noch nicht zusammen und dann hörte ich den Herzschlag meines Kindes.. Mein Kind.. Was ein Gefühlschaos. 

Warum hat keiner der Ärzte in den letzten Monaten etwas bemerkt? Warum habe ich keinen typischen Babybauch? Ich hatte etwas zugenommen, aber nur 3 – 4 kg, weil ich nich tauf meine Ernährung geachtet hatte und meine Periode hatte ich auch pünktlich jeden Monat. Und nun soll ich ein Kind bekommen? Mir gingen unzählige Dinge durch den Kopf. 

Auf meine Frage, wie lange ich denn nun noch hätte und wann das Kind kommen würde, sagte mir die Beleghebamme nur, dass es maximal noch eine Stunde dauern würde..

Der Kreißsaal füllte sich und ich war einfach nur froh, dass mein Freund an meiner Seite war. Die Wehen wurden schlimmer und durch die großartige Hilfe der anwesenden Hebammen war es ca. 45 Minuten später Wirklichkeit: ein Baby schrie und strampelte zwischen meinen Beinen. Mein Freund durfte noch die Nabelschnur durchtrennen und schon waren er und das Baby mit Ärzten verschwunden. 

Die Nachricht von meinem Freund, dass das Baby gesund sei und nicht wie ich erwartet hatte, vielleicht krank oder nicht richtig entwickelt, hat mich so erleichtert, dass ich erst ihn und dann den Kleinen küssen musste. 

Fast drei Stunden war er nur „er“, bis wir auf Drängen der Hebamme, die den Namen des „Wunderbabys“ unbedingt vor Feierabend noch wissen wollte, einen Matti Paul aus ihm machten. Matti Paul. 

Matti hat mich von der ersten Sekunde an verzaubert, mein Herz für sich gewonnen und alle Zweifel, ob wir das schaffen können, beiseite gelegt. 

Eigentlich hatte ich so viele berufliche Pläne, wollte noch was erleben und den üblichen Plan, den sich jedes Mädchen einmal ausmalt, verfolgen: Hochzeit, Haus, Kind. 
Dieser Plan war nun aber dahin und doch war es egal, völlig egal.


Wahnsinn, wie viel Liebe man für ein Wesen entwickeln kann, obwohl man gerade erst von ihm erfahren hat. 

Den Rest des Tages haben wir mit Anrufen bei Familie, Freunden und der Arbeit verbracht. Es gab nicht eine einzige negative Reaktion, ganz im Gegenteil. Dafür bin ich heute noch immer allen dankbar. Matti wurde sofort als neues Familienmitglied akzeptiert und ist bei beiden Großeltern als erstes Enkelkind der kleine Prinz. 

Leider gab es nicht nur solche Reaktionen. Ich wurde von Außenstehenden als Lügnerin, Hochstaplerin oder auch als Wichtigtuerin abgetan. Menschen, die noch nie ein Wort mit mir gesprochen haben, haben mich als dumm und verantwortungslos dargestellt. Das waren die Worte, die mir damals und auch heute noch Tränen vor Wut in die Augen treiben. 

Ich kann ehrlich sagen, dass ich nie geweint habe, weil ich überfordert bin oder war. Matti ist unglaublich toll, total normal entwickelt und hält uns ordentlich auf Trab. 
Ich weiß, dass es so viele Frauen gibt, die Kinder verloren haben, keine Kinder bekommen können oder die der Kinderwunsch wirklich quält. Manchmal fühle ich mich schlecht, weil wir solch ein Glück hatten und dieses kleine Wunder nun unser Leben bestimmen darf. 

Mit meiner Geschichte möchte eich weder Mitleid noch Aufmerksamkeit erreichen, viel mehr möchte ich zeigen, dass es auch „anders“ geht – es war eine einschneidende und wahnsinnig spontane aber auch wunderschöne Veränderung in unserem Leben. 

Kommentare

Dieser Beitrag hat 11 Kommentare
  • QueenOfEvilness
    18 Mai 2016 Antworten

    Mir wäre es fast ähnlich gegangen: ich ging wegen einer anscheinlichen Blasenentzündung zum Arzt weil meine Hausärztin das nicht richtig in den griff bekam mit Medikamenten überwies sie mich zum Urologen.Ich schob den Besuch beim Urologen etwas vor mir her doch an einem Dienstag letztes Jahr im März raffte ich mich auf und ging hin. Urinprobe diverse fragen beantwortet dann ab auf die Liege zum Ultraschall und Plötzlich sagt die Urologin Frau Sie wissen schon das Sie schwanger sind?! Ich wie jetzt? Ja ich kann hier ein Schlagendes Herz erkennen und die Wirbelsäule sehe ich auch mein gerät ist nicht so gut wie das eines Gynäkologen aber man erkennt es schon sehr gut. Ich immer noch völlig Perplex hätte ich nicht eh schon gelegen dann wäre ich sicher umgefallen. Sie druckte mir noch ein bild aus untersuchte nochmal die blase via Ultraschall und schickte mich heim. Völlig verwirrt saß ich auf dem Sofa und wusste weder links noch rechts! Irgendwann im Laufe des Tages machte ich einen Termin bei meinem Gynäkologen und abends Brachte ich das ganze irgendwie meinem Mann bei! 2Tage später beim Arzt erfuhren wir das ich bereits unbemerkt in der 24ssw war aber alles Anordnung sei! Nun wird unser Kleines wunder in 2Monaten schon 1Jahr! Liebe Grüße

  • Anonym
    18 Mai 2016 Antworten

    Hallo Sara,
    genau wie dir ist es einer Schulfreundin kurz nach ihrem Abitur ergangen. Zum Glück war auch ihre Tochter gesund, trotz regelmäßiger Einnahme der Pille und trotz Alkohol und Zigaretten auf Parties. Ganz so selten scheint eine unbemerkte Schwangerschaft gar nicht zu sein.
    Für euch auch weiterhin alles Gute für die Zukunft,

    Sarah

  • Bianca
    18 Mai 2016 Antworten

    Es ist kaum vorstellbar, wie es sein muss, ganz plötzlich Mama zu werden. Alle Dinge, mit denen man sich sonst 9 Monate lang beschäftigen kann, prasseln auf einmal ein. Name, Kinderzimmer, Erstausstattung…das war bestimmt eine spannende Zeit.
    Viele Grüße Bianca

    http://ladyandmum.blogspot.de

  • Katja
    18 Mai 2016 Antworten

    Wow, was für eine Geschichte! Man hört das ja ab und zu mal und hält es für ein Ammenmärchen, weil wir Dickbäuchigen uns schon nicht vorstellen können, wie unsere Babies im Bauch Platz gehabt haben sollen. Schön, dass dein Baby so liebevoll empfangen wurde! Und weiterhin alles Gute

  • Anonym
    18 Mai 2016 Antworten

    Das ist aber ein sehr herzzerreißender Ausnahmefall, meine liebe Sara <3

    Ich wünsche euch alles Liebe!

    Liebe Grüße an dich,

    Silke R.

  • Martina
    18 Mai 2016 Antworten

    Ich glaube Dir, denn ich hatte eine Arbeitskollegin die so plötzlich und unbemerkt ein Kind bekommen hat
    Sie stand wenige Stunden vor der Geburt noch neben mir auf der Arbeit, man hat NICHTS gesehen.
    Sie hat ihr Kind in der Nacht alleine zuhause im Bad geboren, weil sie dachte die Schmerzen gehen wieder weg und nicht ins Krankenhaus wollte.
    Der Vater fuhr am nächsten Tag hupend durch den Ort und hat es allen mitgeteilt ;0)
    ich wünsche Dir alles Gute

    Martina

  • Anonym
    18 Mai 2016 Antworten

    Das war bei einer Arbeitskollegin auch so. Freitags wünschten wir uns alle ein schönes WE und Montags die Nachricht, dass Frau X am Samstag einen kleinen Ju gen geboren hat. Und man hat NICHTS, aber auch gar NICHTS gesehen, das war ein gertenschlankes Mädchen, was auch häufig enge Sachen trug. Sämtliche Kollegen waren an dem Mo völlig perplex von den Neuigkeiten.

    K

  • Anonym
    18 Mai 2016 Antworten

    Eine wirklich schöne Geschichte!Sowas gibt es ja wirklich. Ich kenne jemanden die haben es erst im 6. Monat erfahren. Was ich nur schade daran finden,du konntest leider nicht die Schwangerschaft genießen mit den aufregenden Arzt besuchen und was noch dazu gehört. Aber wie auch immer du hattest anscheinend eine absolute Traum geburt. Ich wünsche euch alles Liebe und vielleicht bekommst du nochmal das Glück eine Schwangerschaft zu genießen?

  • Anonym
    18 Mai 2016 Antworten

    uf schrecklich und irgendwie unheimlich o_O

  • Anonym
    19 Mai 2016 Antworten

    Tja was soll ich sagen, mir kommt das so bekannt vor 🙂 Ich bin ein „5-Tages-Kind“. Meine Eltern haben lange versucht(17 Jahre) ein Kind zu bekommen, wollte aber einfach nicht klappen, zum Schluss hieß es dann, wenn Sie ein Kind wollen, müssen Sie sich künstlich befruchten lassen. Dies wollte meine Mama damals nicht, Sie meinte, es hat schon einen Grund warum es nicht klappen sollte. Beide haben Sie sich damit „abgefunden“. Am 14.02.1986 hatte meine Mama schreckliche Bauchschmerzen, sie ging dann zum Arzt und dieser meinte, gute Frau, wissen Sie denn gar nicht das Sie schwanger sind?! Meine Mama ist aus allen Wolken gefallen. Damals konnte keine ahnen, dass ich am 19.02. kerngesund und munter zur Welt kam. Und das, wo meine Mama die ganzen 9 Monate geraucht hat. Sie hat erst aufgehört, als sie wusste dass sie schwanger ist!

  • Beautyrausch
    19 Mai 2016 Antworten

    Wow was für eine „Geschichte“. Ich bin gerade selber schwanger und finde es unglaublich das du nichts von deinem kleinen Schatz gemerkt hast. Solche Einzelfälle liest man aber immer wieder. Kann mir das gar nicht vorstellen. Es ist so unglaublich toll das Ihr den kleinen Mann trotzdem annehmen konntet. Da gibt es ja auch andere Erzählungen 🙁 Nur Schade das das Umfeld nicht immer so nett reagiert. Mich würde interessieren, ob die Schwangerschaft nun nicht vermisst wurde. Klar man kann nur vermissen was man schon kennt, aber gerade diese vrobereitende Zeit ist ja auch wichtig.
    In den 40 Wochen steht man zwar auch viele Ängste und Sorgen durch, worauf man verzichten könnte, aber die Vorfreude möchte ich z.B. nie missen!
    Weiterhin alles Gute mit dem kleinen Prinz 🙂

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