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Geschwisterkinder mit wenig Altersabstand,
wie ist das eigentlich?

 

Zehn Wochen ist der kleine Sommerjunge nun bei uns. Und in diesen zweieinhalb Monaten ist so viel passiert. Wir haben uns kennengelernt und eingelebt, und unser Familiengefüge hat sich noch einmal neu sortiert. Alles war im Wandel. Ein weiteres Menschenskind, das zu uns gehört. Für uns bedeutete das in den letzten Wochen noch mehr Liebe, aber eben auch Fingerspitzengefühl zu haben, viel Verständnis zu zeigen und noch mehr Aufmerksamkeit schenken.

Wie würde es für Mimi sein, wenn der Junge da ist? Wird sie eifersüchtig sein oder eher nicht? All das haben wir uns in den letzten Monaten vor der Geburt gefragt. Immer und immer wieder: Wie wird es sein?!

Um ehrlich zu sein: Ich hatte ein wenig Angst vor der neuen Situation. Ich hatte Angst, Mimi könnte sich über ihren kleinen Bruder nicht freuen, aus Sorge um ihre Position. Wir konnten einfach nicht wissen, wie es sein wird. Mit knapp zweieinhalb Jahren sollte unser Nesthäkchen große Schwester werden. Noch so klein. Noch so unfassbar liebebedürftig. Und noch nicht in der Lage zu verstehen, was da eigentlich passiert. Für ein kleines Menschenskind ist das alles viel zu abstrakt und zu weit weg. Ja, der Bauch von Mama ist rund, und ja, da ist ein Baby drin. Aber was das wirklich bedeutet, das kommt da nur so halb an.

Unserer Kleinsten konnten wir, im Gegensatz zur Gr0ßen, nicht erklären, dass es keiner Eifersucht bedarf, weil sich für die beiden Mädchen eben nichts ändert. Weil es nichts an unserer Liebe ändert, sie nicht weniger sein wird, aber dass es eben sein kann, dass zukünftig mal einer kurz warten muss.

Wir wollten Mimi gern vorbereiten. Es zumindest versuchen. Und so begannen wir schon Monate vor der Geburt, sie aktiv in die Schwangerschaft mit einzubeziehen. Wir sprachen unheimlich viel von dem Baby in Mamas Bauch, ölten und cremten mit ihr gemeinsam den runden Babybauch ein, lasen Bilderbücher zur Thematik „Schwangerschaft“, „Geburt“ und „Geschwisterkinder“ und schafften alltägliche Rituale. Damit wollten wir die Schwangerschaft und das große, bevorstehende Ereignis für Mimi greifbarer und verständlicher machen.

Mehr zum Thema, „Kinder auf die neue Rolle als großes Geschwisterchen vorbereiten“, könnt ihr HIER {Ich werde große Schwester} lesen.

 

Rituale, auch nach der Schwangerschaft

Ein Ritual war unter anderem Emil, Emil die Eule*. Ein Nachtlicht von Lamaze. Jeden Tag legten wir das Nachtlicht, welches auch eine Melodie spielt, auf meinen Bauch und Mimi startete die Melodie immer wieder von vorn. Das fand sie toll und es ist in diesen Monaten vor der Geburt zu so einem festen Ritual geworden, dass sie es auch nach der Geburt weiter führt. Immer wieder trägt sie die Eule zu ihrem Bruder und startet die Melodie. Wenn er weint, wenn sie spielen und zum Abend hin, wenn es Zeit für das Bettchen wird. Emil und Baby gehören für sie irgendwie zusammen.

Generell halten wir es so, dass sie „helfen“ darf, wenn sie mag, wir sie aber nicht dazu anführen. Wir sind der Meinung, dass es von ihr kommen muss. Manchmal hat sie Interesse und möchte beispielsweise eine Windel zum Wickeln bringen, ein anderes Mal möchte sie es nicht. Und das ist ok so. Mal möchte sie ihn halten, kuscheln, lieb haben und betüddeln, an einem anderen Tag eben nicht. Und auch das ist ok.

Es gibt da aber auch jetzt mit dem Babybruder verschiedenste Rituale. Zum Beispiel am Morgen. Wenn wir aufstehen, kommt Mimi noch in unser Bettchen und kuschelt sich dazu – ein langsamer und entschleunigter Start in den Tag. Auch wenn es morgens nur diese zehn Minuten sind, so ist genau diese Zeit so kostbar für die Kinder. Beide bekommen ihre Kuscheleinheit und ihre Zeit.  Mimi findet es z. B. unheimlich spannend, wenn das Baby gebadet wird. Da steht sie nehmen dem Wäschekorb (wir baden ihn im Wäschekorb von Ikea, um Wasser zu sparen und weil wir der Meinung sind, dass es keine extra Babybadewanne braucht) und wäscht ihn mit dem Waschlappen. Das sind so kleine Alltagsrituale, die aber Struktur geben und Sicherheit schaffen. Jedes Kind bekommt seine Zeit und seine Aufmerksamkeit. Die ganz Große, die Mittlere und der Kleine. Jeder genau so, wie er es braucht. Gerade ganz am Anfang mussten wir da in unsere neue hineinwachsen und der Spagat viel uns alles andere als leicht. So allmählich wird es, da kommt nach und nach Routine rein und alles findet sich immer mehr. Es wird leichter und entspannter, von Tag zu Tag. Jetzt ist es so, dass Mimi versteht, dass es gerade in dieser Minute nicht geht, weil das Baby gewickelt wird, sich stillt oder was sonst so anfällt. Und wenn Mimi an der Reihe ist, muss das Baby eimal warten – dann liegt es gern in der Federwiege oder in der Wippe. Da ist er glücklich. Und seit kurzem ist er so aufmerksam, dass er ganz fasziniert alles beobachtet und anschaut, buntes findet er da ganz besonders spannend. Wir haben eine Activity Spirale* {ebenfalls von Lamaze}, die befestige ich immer und überall, z. B. an der Wiege, dem Autositz oder dem Kinderwagen, und der kleine Junge liebt sie heiß und innig. Er schaut dann ganz aufmerksam und betrachtet das kunterbunte Spielzeug. Ich wiederum gewinne dadurch Zeit und kann mich dann um Mimi, Anni oder den Haushalt kümmern.

Generell ist es so herzig zu sehen, wie sich die anfängliche Eifersucht gelegt hat. Denn ja, die {nun nicht mehr} Kleinste war zwischenzeitlich unheimlich eifersüchtig auf ihren Bruder. Natürlich. Wenn man sich nur in diesen kleinen Kopf hinein versetzt. Da war sie die Kleinste, noch ein Kleinkind und sie war sich ihrer Position in unserer Familie sicher – sie das Nesthäkchen, Anni ihre große Schwester, und plötzlich ist da noch jemand, der auch noch alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Da ist Eifersucht doch irgendwie nur normal und gesund. Ich muss sagen, es hat mich erleichtert, dass sie diese Eifersucht auch offen kommuniziert hat. Sie herausgelassen hat. Das hat es mir einfacher gemacht und für sie ist es so auch besser, denke ich.

Jetzt 2,5 Monat nach der Geburt herrscht hier Geschwisterplüsch. Die Eifersucht ist (vorerst) komplett verflogen. Die kleine, große Mimi liebt ihr Brüderchen, hält ständig Händchen, herzt ihn, kuschelt ihn und küsst ihn. Wenn er weint, ist sie sichtbar besorgt. „Baby Hunger, Baby muss trinken!“ sagt sie dann zum Beispiel. Oder sie kramt in meiner Tasche und holt eine Windel hervor.

Ich bin davon überzeugt, dass unser Weg für uns so richtig war. Offen sein, zuhören, Eifersucht und Wut wie auch Nähe zwischen dem Baby und dem Geschwisterkind zulassen, gleichzeitig auffangen und zeigen: Du wirst genauso geliebt. Du bist genauso Mittelpunkt. Und dann die Möglichkeit lassen, sich einzubringen, dies aber nicht erzwingen.

Wie ist es euch mit den Geschwisterkindern ergangen?
Wie habt ihr eure Kleinen auf die neue Situation vorbereitet?

Spielzeug BabyBaby Spielzeug

 

Kommentare

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare
  • Blumeyv
    14 Nov 2017 Antworten

    Das hört sich ganz prima an. Ich sage immer, es ist ganz schlecht, das „große“ Kind vom Baby fernzuhalten, nur weil etwas passieren könnte. Natürlich, darf man sie nicht alleine lassen, aber wenn halt mal das Plüschtier aufs Baby geschmissen wird, oder der Schnuller geklaut wird, das ist doch nicht schlimm… Fernhalten, das gibt meist unterschwellig Eifersucht, das dann irgendwann rausbricht. Sich Zeit nehmen, für jedes Kind, es einbinden… miteinander. Das ist Familie. Es gibt leider leider viele viele Familien, da ist das kleinste, das wichtigste, das schönste… und die anderen!? Ach, das tut mir dann immer so leid. Und die Tonfälle dazu. Bäh… Nun ja, jetzt wieder zu euch. Ganz ganz toll macht ihr eh alles. Niemand ist perfekt, aber ihr handelt aus dem Bauchgefühl heraus und verlasst euch darauf. Wie wunderbar…. Bei uns war es so, der Altersunterschied zwischen unseren beiden Mädchen sind 3 3/4 Jahre (nicht unbedingt so gewollt, aber manchmal kommt es so, wie es sein muss). Wir haben von Anfang an die Große stark eingebunden, sie durfte verschiedenes (natürlich unter Kontrolle) übernehmen und sie sind von klein auf ein Herz und eine Seele, was noch immer so ist (mittlerweile 13 und 9 Jahre)… Und genau das ist das, was ich vorhin erwähnt hatte; wir waren schon immer eine Familie, jeder bekommt seine Zeit und die gemeinsame Zeit ist für uns sehr wichtig, die Innigkeit, die Harmonie. Keiner wird bevorzugt oder es gibt kein Lieblingskind… Und ich bin sehr dankbar, und sitze oft mit meinen Lieben am Tisch, und denke, ja ich habe es (in meinen Augen) richtig gemacht, und mein Herz hüpft.

  • Katja
    14 Nov 2017 Antworten

    Wir bekommen Anfang nächsten Jahres Nachwuchs und unser Kleine ist dann bereits 4,5 Jahre. Sie freut sich schon sehr auf ihr Geschwisterchen.
    Allerdings muss sie jetzt schon sehr viel zurückstecken und Rücksicht nehmen, da ich eine nicht so einfache Schangerschaft hab und aktuell sogar 90% des Tages liegen muss und es schon 3 Krankenhausaufenthalte hinter mir hab. Ich hab ihr gegenüber teilweise ein sehr schlechtes Gewissen und nutze die Zeit um viel vorzulesen, zu kuscheln und auf dem Sofa zu spielen.
    Sie ist so verständnisvoll und hilft mir, wo sie kann. Ich bin echt sehr sehr gespannt, wie es wird, wenn das Baby dann letztendlich da ist.

    P.s. Ich mag deinen Blog und deine Art zu schreiben sehr sehr gerne

  • Anna Goßmann
    14 Nov 2017 Antworten

    Liebe Janina,
    unser Sohn war 2 Jahre und 2 Monate alt als seine kleine Schwester geboren wurde. Das ist jetzt ziemlich genau zwei Jahre her und im Februar kommt unser drittes Kind.
    Bei unserem Sohn hatte ich auch immer etwas Sorge das er eifersüchtig ist und seine Schwester nicht mag bzw sie als Störfaktor empfindet. Dies ist aber zum Glück nicht der Fall! Die beiden lieben sich ganz unfassbar doll und das gibt mir die Hoffnung das Nr 3 auch einfach in diese Bande reinrutscht! Natürlich streiten sie sich auch und sind auf einander eifersüchtig, aber das sind immer nur Phasen.
    Ich ahne das es für meine Tochter vllt etwas schwieriger wird als für ihren Bruder, aber dennoch bin ich da ganz zuversichtlich!
    Ganz liebe Grüße
    Anna

  • Kristina Dinges
    14 Nov 2017 Antworten

    Was für ein hilfreicher Beitag. Mein kleiner Sohn ist zwar erst 4 Monate alt, aber ich mache wir doch schon viele Gedanken bezüglich eines Geschwisterchens. Wie viel Jahre sollten dazwischen liegen und wie viel lieber nicht. Das beschäftigt mich gerade und auch vor der Eifersucht des Kleinen habe ich schon großen Respekt. Vielen Dank für deinen Beitrag!

    Falls du Lust hast schau doch gerne auf meinem Blog und auf Instagram vorbei 🙂

  • Steffi
    20 Nov 2017 Antworten

    Liebe Janina,
    danke für den schönen Beitrag, ihr macht das ganz wunderbar mit Mimi und dem Kleinen. Ich mache mir auch viele Gedanken über dieses Thema, weil Baby Nummer zwei gerade in Planung ist und meine Tochter mit 21 Monaten mir aber auch noch so klein vorkommt.
    Wegen des Badens im Wäschekorb wollte ich bloß kurz erwähnen, dass meine Hebamme im Geburtsvorbereitungskurs extra darauf hingewiesen hat, dass die meisten Plastikwäschekörbe BPA enthalten und man deshalb so einen nicht zum Baden verwenden sollte. Ich weiß nicht ob das bei eurem von Ikea der Fall ist, aber ich dachte mir ich sag deshalb schnell Bescheid.
    Ganz liebe Grüße
    Steffi

    • Janina
      20 Nov 2017 Antworten

      Liebe Steffi,

      das ist aber lieb. Ich danke dir für deine lieben Worte und vor allem für den Tipp mit dem Wäschekorb.
      Das war mir gar nicht klar. Oh weh. Da werde ich mal recherchieren und zur Not den Wäschekorb dann doch lieber durch eine Baby-Badewanne ersetzen.
      Also wirklich ganz ganz lieben Dank dir für den Denkanstoß.

      Ich wünsche dir eine wunderschöne vorweihnachtliche Zeit,
      Janina

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