DU BIST GENAU RICHTIG SO!
Weil wir alle nur mit Wasser kochen
– und Instagram nicht der Maßstab ist

Wie oft lese ich bei Instagram:
„Janina, du hast immer so eine Leichtigkeit. Wie machst du das? Ich fühle mich oft schon mit einem / zwei Kind(ern) überfordert. Wie bekommst du das alles unter einen Hut? Und wie schaffst du es, dabei immer so positiv zu bleiben?“

Mich erreichen regelmäßig so herzliche, liebe und wundervolle Nachrichten. Nachrichten, in denen ihr mir schreibt, wie bewundernswert ihr meine Leichtigkeit findet und wie ich es schaffe, mir diese im Alltag zu bewahren. Manchmal schreibt ihr mir und sagt, dass ihr gestresst seid von genau diesem Alltag. Dass es so scheint, als würde er euch auffressen. Dass ihr eben auch mal unzufrieden seid. Überfordert. Gestresst. Genervt. Und wisst ihr was, das bin ich auch. Genau wie ihr. Genau wie du, und du, und du. Mir geht es da (an manchen Tagen) nicht anders.

Sicherlich, ich lebe mein Leben sehr gern. Und ich habe mir schlichtweg antrainiert, mir mein Lächeln zu behalten. Erst einmal immer das Gute zu sehen. Das war aber nicht immer so. Das wisst ihr, denn davon hab ich euch schon einige Male erzählt. Es gab Zeiten, da fühlte ich mich wie in einem Loch. Da war das Gras überall grüner als bei mir. Da war ich immer auf der Suche. Auf der Suche nach Glück. Und gesucht habe ich dieses in Menschen, in Konsum, in Überfluss und in Ablenkung. Nicht verwunderlich, dass ich es nirgends dort finden konnte. Und logisch auch, dass dieser jeweils kleine Rausch niemals lange anhielt. Und so fing ich an, an mir zu arbeiten. Mir gewissen Dingen klar zu werden. Aufzuräumen. Vor meiner eigenen Haustüre, in mir drin. Das war ein langer, ein nicht immer schöner, ein steiniger Weg. Denn er bedeutete, dass ich mir Dinge eingestehen musste. Ich musste mich selbst reflektieren. Und das ist nicht immer besonders schön. Aber letztendlich hat mich all das zu dem gemacht, was ich heute sein kann. Ein zufriedener Mensch. Der eben in vielen Dingen immer das Gute sieht. Der sein Lächeln selten verliert. Vor allem aber: Ich ärgere mich selten über Dinge, die ich nicht ändern kann. Ich mache mir weniger Stress. Und dennoch: Auch ich koche nur mit Wasser. Auch hier herrscht nicht immer eitel Sonnenschein. Es gibt Tage, da bin ich demotiviert. Es gibt Tage, da bin ich genervt und an manchen Tagen, da zeigt sich der Fluchtreflex und ich möchte einfach nur rennen.

Es wird überall nur mit Wasser gekocht!

Es ist nirgends immer leicht. Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Jeder stellt sich an jedem Tag neu den Herausforderungen des Lebens. Sei es in der Familie, im Job, in der Partnerschaft. Rechnungen müssen bezahlt, ein Haushalt möchte geführt werden. Und wisst ihr was – überall türmt sich mal hier, mal da der Wäscheberg. Überall stapelt sich mal dreckiges Geschirr. Und ich wette, auch fast jeder hat irgendwo seine kleine („Schmuddel“)Ecke, wo der Staub sich sammelt. Abgesehen davon: Ja, auch schlechte Tage sind normal und gehören dazu. Manchmal stehe ich auf und fühle mich wie ein Hausdrachen. Schon bevor der Tag gestartet hat, bin ich mit eben diesem durch.

All das ist normal, ihr lieben Frauen (und Männer). Und all das darf auch sein. 

Ich mag all die schimpfenden Texte über diese verrückte App namens Instagram in der Regel nicht. Und deshalb gibt es sowas bei mir auch eigentlich nicht. Denn ich bin gern bei Instagram. Ich mag diese App auf meinem Handy. Ich stöbere gern durch meinen Feed, folge den Menschen, die ich abonniert habe, gern. Lasse mich inspirieren, berieseln und unterhalten.

ABER, und das ist ein aber, was man IMMER im Hinterkopf behalten sollte: Es ist eine kleine Parallelwelt. Eine kleine fiktive Welt, wo jeder sich seinen Account gestalten kann, wie er mag. Sprich: Jeder wird sich so kreieren, wie er sich gern sehen würde! Das sollte man nie vergessen.

Sicherlich, da stecken diese echten Menschen dahinter, wie ich und du, aber in der Regel wird niemand seine schlechtesten Tage zeigen. Niemand wird drauf halten, wenn es mal wieder ausschaut, wie bei Hempels unterm Sofa (nur schlimmer). Niemand wird in die Kamera fluchen und sagen, dass man heute mal alle zum Mond schießen könnte (oder möchte). Dass man sich gezofft (vielleicht sogar angebrüllt) hat. Dass der Job gerade so richtig kacke ist und dass das Elternsein an diesem Tag evtl. mal so gar keinen Spaß gemacht hat. Aber das heißt nicht, dass es all das (all diese Momente, diese Tage) nicht gibt. Dass all das nicht stattfindet.

Ihr schaut da Menschen zu. Echten Menschen. Mit den gleichen Problemen. Auch wenn ihr die aufgeräumtesten Feeds seht, die strahlendsten Frauen, denen vermeintlich alles so so leicht von der Hand geht, so steht dahinter dennoch ein Mensch – ein Mensch, der, wie ich es schon sagte, auch nur mit Wasser kocht und auf den Pott muss. Wenn man sich das immer wieder ins Gedächtnis ruft, dann schaut die Sache schon ganz anders aus.

Du bist dein Glückes Schmied in deinem Feed! 

So halte ich es. Ich bin Herrin meines Feeds und so folge ich nur Accounts, die irgendwas mit mir machen. Was Gutes. Ich folge Menschen und Accounts, die mich inspirieren. Sei es mit Rezepten, Interieur oder gesellschaftskritischen, wichtigen Texten. Ich folge Menschen, die mir sympathisch sind. Oder deren Alltag ich einfach gern sehe. Wo ich mich freue, wenn etwas von ihnen in meinem Feed aufploppt. Accounts, die mir Unbehagen bereiten, die mir nicht gut tun, die ich nicht sonderlich gern sehe (weil sie sonstwas in mir auslösen), denen folge ich nicht. Die sortiere ich aus. Zack, entflolgt. Aber auch das musste ich erst lernen. Das konnte ich anfangs auch nicht so gut. Mir hilft es einfach, dass ich immer weiß – das was ich da zu sehen bekomme, das sind bewusst gewählte Ausschnitte. Momente, Schnipsel – die der Kopf hinter dem Account – gern mit seinen LeserInnen teilt.

Und so ist es bei mir auch. Während ich diesen Text hier schreibe, liegt hinter meinem Laptop auf dem Boden ein Haufen Wäsche, der sich seit Tagen angesammelt hat. Natürlich sind die Kinder durch und haben alles im ganzen Raum verteilt. Und wer lachen mag, hier steht sogar noch ein nicht ausgepackter Handgepäckskoffer von meiner letzten „Reise“. Wenn ich ihn öffne, werde ich vermutlich Dinge finden, die ich seit einiger Zeit suche und vielleicht hab ich Glück und es fällt mir sogar noch as Süßes in die Hand. Wenn ich gleich runter gehe, dann wird die Küche ausschauen wie ein Schlachtfeld, irgendwer wird wie immer seine Schuhe und seine Jacke einfach in den Flur geschmissen haben, und ich werde wie so oft darüber stolpern und laut fluchen. Der olle Pappmüll wird noch immer da stehen, wo er seit Tagen steht. Nämlich im Weg. Und dann gibt es Tage, da sind die Kinder allesamt zu Hause und ich wünsche mir am Mittag schon den Abend herbei. Wenn sie alle hochfahren, wenn man nur noch schlichtet, nur noch hinterher rennt, wenn man viel zu oft ein lautes, eindringliches „Nein, lass das!“ ruft. Im schlechtesten Fall ist man sich dann nicht einmal mehr mit seinem/ seiner ParterIn einig, diskutiert, ärgert sich, zofft sich vielleicht sogar.

Ich sag es euch, es ist normal!
Macht euch da keinen Stress. Ihr seid normal.
Du bist genau richtig!

In den allerwenigsten Haushalten (eher nirgendwo) tänzelt Mutter in einem weißen Spitzen-Leinen-Kleid zu märchenhafter Musik mit Kindern in elfenhaften immerweißen, sauberen Kleidern und perfekt liegenden Haaren in einem geleckten Haushalt mit (immer)sanfter Stimme im Kreis und alles wirkt wie im Wunderland. Ne, echt nicht. Gibt es nicht. Hab ich so noch nie in echt gesehen. Und werde ich so in echt, im wirklichen Leben, vermutlich auch nie sehen. Habt das immer im Hinterkopf.

Viele weitere Gedanken von mir findet ihr HIER!

Kommentare

Dieser Beitrag hat 10 Kommentare
  • Katrin
    26 Apr 2019 Antworten

    Wahre Worte 💗 Liebe Janina

    • Janina
      27 Apr 2019 Antworten

      Liebe Katrin,

      so so lieben Dank!

      Herzliche Grüße an Dich
      Janina

  • Monika
    27 Apr 2019 Antworten

    Wunderbar geschrieben .. sehr echt .. ich liebe deine Beiträge.. bis heute hab ich gedacht : tolle Frau .. immer strahlend .. herzlich .. gut gelaunt .. cool , daß es bei dir auch Chaos gibt 🙈😀😀😀

    • Janina
      28 Apr 2019 Antworten

      liebe Monika,

      na – ich bin ja auch kein Roboter. 😀
      Ich freue mich wirklich sehr über deine lieben Worte. Aber, wir sind ja alle nur Menschen und haben so unsere alltäglichen Baustellen oder eben auch mal Chaos, Stress, dünne Nerven. 🙂

      Hab einen wunderschönen Sonntag,
      Janina

  • SaritLovesLife
    27 Apr 2019 Antworten

    Super gesagt! Genauso ist es! <3

    • Janina
      28 Apr 2019 Antworten

      Danke schön 🙂
      Ich hatte so richtig das Bedürfnis, das mal auf digitales Papier zu bringen. Denn, natürlich freue ich mich, wenn ich Nachrichten bekomme, wo mir andere Frauen und Mamas schreiben, dass sie es so bewundernswert finden, wie gelassen und locker ich immer wirke. Aber (!), ich bin halt auch nicht immer gelassen und locker. Wir sitzen da alle im gleichen Boot und haben die gleichen Probleme und Dinge, mit denen wir so im Alltag kämpfen.

      Und dann find ich es auch einfach wichtig, dass man sich immer wieder ins Gedächtnis ruft, dass Instagram eben auch nur ausgewählte Einblicke gewährt. Bewusst gewählte Einblicke. Und, dass man eben dafür sorgt, seinen Feed so anzupassen, dass er einem gut tut (und nicht Energie raubt oder Frust verursacht).

      Hab einen schönen Tag <3
      Janina

  • Nadine
    27 Apr 2019 Antworten

    Danke, Danke, Danke! DAS habe ich heute gebraucht!.

    • Janina
      28 Apr 2019 Antworten

      Liebe Nadine,

      das freut mich aber doll. Ich danke dir für so eine liebe Rückmeldung!
      Ich hatte den Tag so richtig den Impuls, das mal auf digitales Papier zu bringen.

      Hab einen schönen Sonntag,
      Janina

  • Sarah
    27 Apr 2019 Antworten

    Toller Beitrag – schön ehrlich und auf den Punkt 🖤 Ich habe auch damit begonnen nicht nach den Accounts zu streben, die mich unglücklich machen, sondern die zu suchen, die mir gut tun – genau wie du es gesagt hast! Hat aber auch nur 3 Jahre gedauert 😂

    • Janina
      28 Apr 2019 Antworten

      Liebe Sarah,

      bei mir hat es damals auch gedauert und ich glaube, man muss da einfach reinhören in sich und schauen, was tut gut, was nicht und wovon trennt man sich besser. Ist ja wie im echten Leben. Da umgibt man sich auch nicht (freiwillig) mit Menschen, die einem eher nicht so gut tun. 🙂

      Ich danke dir ganz doll und einen schönen Sonntag für dich,
      Janina

Schreibe ein Kommentar

Weitere Blogbeiträge