Kindererziehung aus dem Bauch heraus
„Wir leben Vertrauen, nicht Kontrolle!“

 

„Ich lasse meinen Kindern Freiheiten. Ich gebe ihnen Raum zum Wachsen und Gedeihen. Wisst ihr, Regeln sind meiner Meinung nach wichtig. Kinder brauchen Regeln. Und auch gewisse Grenzen. Aber innerhalb dieser Grenzen sind meine Kinder sehr frei. Wir versuchen uns darin, Vertrauen zu leben und nicht Kontrolle. Ich möchte nicht Gehorsam durch Strafandrohung. Sie sollen das sein dürfen, was sie möchten. So sein dürfen, wie sie sind. Und ich möchte sie auf ihrem Weg begleiten, sie bestärken, ja, und ich möchte Ihnen Werte mitgeben. Ich bin nicht die Freundin meiner Kinder, ich bin ihre Mama. Ich möchte ihnen nah sein, Vertrauensperson sein, im besten Fall Vorbild und doch braucht es eben auch Regeln. Dieser Mama-Job ist die größte Herausforderung meines Lebens. Und zeitgleich auch die schönste!“ – schrieb ich vor kurzem bei Instagram

2004 kam Anna zur Welt. Ich war jung, aber bereit für diese große, ehrenhafte Aufgabe – eine Mama sein. Ich wollte es gut machen, und richtig. Und so zerbrach ich mir bereits in der Schwangerschaft oft den Kopf. Was ist das Beste für mein (noch ungeborenes) Kind, worauf möchte ich achten und vor allem, was für eine Mama möchte ich eigentlich sein? Ja, was für eine Mama? Entspannt und locker oder gar streng.

Ich wusste noch nicht viel, aber eines war ganz klar: Ich möchte es anders angehen. Ich möchte die Erziehung, wie ich sie zum Teil erlebt habe, nicht weitergeben. Ich möchte Vertrauen leben, das wusste ich, alles andere würde sich zeigen und ergeben, wenn mein Kind geboren wäre. Aber sei mal mit jungen 21 Jahren Mutter – gar nicht so leicht. Denn eines ist sicher, deine Umwelt meint es gut mit ungefragten Ratschlägen und jeder weiß es besser. Und das bekommst du zu hören, ob du magst oder nicht. Da braucht es Courage und ein dickes Fell. Zum Glück hatte ich das – meistens.

„Erziehung“ lief bei uns intuitiv. Zu übersetzen wohl mit, heute viel diskutiert und in aller Munde, bedürfnisorientiert. Ich gab meinem Kind immer das, was es zum jeweiligen Zeitpunkt brauchte – und wir hatten wirklich wunderschöne, entspannte Jahre. Das lief gut. Und all die Sorgen, die ich noch in meiner Schwangerschaft hatte, waren wie weggeblasen. Zwischenzeitlich dachte ich sogar: „Mensch, das ist einfach!“. Aber Mutterschaft ist eben nicht nur einfach. Ganz im Gegenteil. Mutterschaft ist wunderschön, aufregend, erfüllend, aber auch eine waschechte Herausforderung. Da gibt es Momente, da platzt man vor Liebe und dann gibt es Situationen, da weiß man schlichtweg nicht, wie man die Ruhe bewahren oder gar den Tag schaffen soll.

Jedes Kind so ganz einzigartig und wunderbar,
gar nicht leicht in Sachen Kindererziehung!
– wir erziehen bedürfnisorientiert!

Heute habe ich drei Kinder und weiß, ich wachse an und mit meinen Aufgaben. Vor allem aber weiß ich auch, dass kein Kind dem Anderen gleicht. Jedes ist für sich so unfassbar einzigartig (und toll). Für jedes aber brauche ich auch einen anderen Fahrplan. Das hat mich überrascht. Damals dachte ich noch, ich könnte meinem bereits „erprobten“ Fahrplan einfach immer weiter folgen – bei allen Kindern. Als hätte ich „DEN“ (für uns) Weg gefunden. Das aber stimmt nicht, das funktioniert nicht. Denn jedes Kind ist so eigen. Jedes Kind kommt bereits mit Charakter im Gepäck zu uns. Jedes Kind hat andere Bedürfnisse und wirklich jedes Kind braucht eben seinen ganz eigenen Fahrplan. Das weiß ich nun, als Mama von drei wundervollen Kindern. Und ich kann euch versichern, die drei sind so unterschiedlich, dass ich es selbst manchmal kaum glauben kann.

Unsere Kinder werden also bedürfnisorientiert erzogen. Und das irgendwie ganz selbstverständlich, ohne dass wir beide vorher je von dem Wort „bedürfnisorientierte Erziehung“ gehört oder gelesen haben. Wir möchten sie so in ihrem Urvertrauen stärken, ihnen die Liebe und Nähe geben, die sie brauchen und ihre Bedürfnisse erfüllen. Das fühlt sich für uns gut und richtig an.

Das heißt aber nicht, dass unsere Kinder ihre Grenzen selbst setzen. Ich glaube daran, dass Regeln und Grenzen für Kinder wichtig, sind. Dass sie ihnen Sicherheit schenken. Diese Grenzen sind hier klar formuliert. Innerhalb dieser Grenzen und Regeln sind unsere Kinder recht frei. Denn auch das ist wichtig, finde ich. Freiheiten. Freiheiten braucht es, um das Kind zu stärken und zu fördern. Ich möchte in keinem Fall Gehorsam durch Strafandrohung oder gar aus Angst. Ich möchte nicht, dass unsere Kinder Angst vor uns haben. Das hieße ja im Umkehrschluss, dass in unserer Familie kein Vertrauen herrscht. Angst ist niemals nie ein guter Begleiter. Denn Angst bremst aus, Angst lähmt, Angst zerfrisst. Und gerade im sicheren Kreis der Familie, zwischen Eltern und Kind, sollte niemals die Angst vorherrschen. Natürlich ist es manchmal nicht leicht, die Ruhe zu bewahren. Alle Eltern kennen diese Momente, wo man innerlich erstmal bis zehn zählt… Das ist natürlich, das darf so sein. Und wenn das herunterzählen hilft, perfekt!

 

Die Eckpfeiler unseres Familienlebens:
Vertrauen, Verständnis, Achtung und Liebe

Drei Kinder, drei vollkommen unterschiedliche Typen Kind und jedes hat seine ganz eigenen Bedürfnisse. Wir machen es so, wie es für uns gut ist. Wir achten unsere Kinder, begegnen ihnen mit Liebe und Vertrauen. Denn ja, die Eckpfeiler unserer „Erziehung“ stellen ganz klar Vertrauen, Achtung und Liebe dar. Dazu gewisse Regeln und Grenzen und ganz viel Verständnis füreinander. Das ist unser roter Faden, der bisher für uns genauso gut funktioniert.

Ein Beispiel: Die Schlafbegleitung.

Als Anna ein Kleinkind war, sah die Schlafbegleitung folgendermaßen aus: Ich las ihr gegen 19 Uhr etwas vor, zog ihre Spieluhr auf und sang das Gute-Nacht-Lied mit. Danach gab ich ihr einen Kuss und wünschte ihr eine schöne Nacht. Das war für sie so perfekt und richtig. Mimi hingegen kann so früh gar nicht schlafen. Wir machen sie also bettfein und die Schlafbegleitung an sich braucht viel viel Zeit. Wir lesen sehr viele Bücher vor, schauen uns Wimmelbücher an, kuscheln, singen und irgendwann, wenn sie eingeschlafen ist, dann darf man das Zimmer verlassen. Der kleine Junge hingegen braucht (bisher) zum Einschlafen Körperkontakt. Sprich, einer von uns trägt ihn in den Schlaf und krault ihm dabei den Rücken oder streicht über das Köpfchen. Ich kann die Art der Schlafbegleitung von Kind 1 also gar nicht auf Kind 2 oder 3 anwenden. Das würde gar nicht funktionieren.

Gerade als Mutter eines Teenies merke ich immer wieder, dass ich eben die Mama meiner Tochter bin, nicht die Freundin. Dass es klare Grenzen geben muss. Das wiederum schließt aber nicht eine vertrauensvolle und enge Mutter-Kind-Bindung aus. Ganz im Gegenteil. Auch das schafft Sicherheit.

Kindererziehung ist kein leichtes Thema. Aber oft hilft es, auf sein Gefühl zu hören und die Umwelt mit all den Meinungen einfach mal außen vor zu lassen. Das nimmt den Druck raus und tut am Ende allen gut.

 

Kommentare

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare
  • Julia
    9 Juli 2018 Antworten

    Mein Sohn (11 Monate) braucht auch Körperkontakt zum Einschlafen. Und die ersten Monate wollte er gar nicht abgelegt werden. Das war oft anstrengend und manchmal dachte ich, ich habe was falsch gemacht, wenn mir andere Mütter von ihren Babys erzählten, die den ganzen Tag in ihrer Wiege schliefen und nachts in ihrem Bettchen. Und dann noch die Kommentare von einigen, ich würde mein Kind zu sehr verwöhnen. Aber du hast Recht, jedes Kind ist anders und braucht etwas anderes. Und ich gebe meinem Kind, was es braucht. Ich genieße es, dass er so kuschelig ist.

  • Bianca
    10 Juli 2018 Antworten

    Ich finde es toll, dass jedes deiner Kinder einen eigenen Fahrplan bekommt. Viele Mütter wenden ja oft Schema F an, was ihnen von Großmüttern oder „Expertinnen“ übergestülpt wird. Und dann wundern sie sich, dass es nicht klappt. Bei uns gibt es auch viele Freiheiten, aber auch feste Grenzen und Regeln, die akzeptiert werden müssen. Ich glaube, das ist die richtige Mischung.
    Liebe Grüße Bianca
    http://ladyandmum.blogspot.de

    • Janina
      10 Juli 2018 Antworten

      Liebe Bianca,

      genau so ist es hier auch. Klare Grenzen, Regeln und dabei aber auch Freiheiten. Ursprünglich, bis Mimi geboren wurde, dachte ich auch, dass mein Fahrplan erprobt und damit gut ist. Und dann kam Mimi und ich merkte, ich komme damit nicht weiter – das tut keinem gut. So wie es jetzt ist, ist es für uns perfekt. 🙂

      Ganz ganz liebe Grüße
      Janina

  • Liebling ich blogge jetzt
    10 Juli 2018 Antworten

    Schöner Text, der mich sehr anspricht. Nicht jedes Kind ist gleich oder gar ähnlich.
    Wichtig, dass du darauf noch einmal aus deiner persönlichen Sicht aufmerksam machst, danke dir.

    • Janina
      10 Juli 2018 Antworten

      Liebe Alina,

      wie lieb. Danke dir!

      Ich hab echt nie gedacht, bevor ich Mama von mindestens zwei Kindern war, dass einfach jedes Kind anders ist und eben auch schon mit ordentlich Charakter im Gepäck ankommt.

      Ganz liebe Grüße an Dich
      Janina

  • Elma
    11 Juli 2018 Antworten

    Liebste Janina,
    wieder mal ein sehr informativer und interessanter Beitrag zu diesem Wichtigen Thema:)

    Elma

  • Sarah (sarahslandliebe)
    11 Juli 2018 Antworten

    Liebe Janina,
    das hast du sehr schön formuliert und ich teile deine Ansichten. Ich habe nur das Gefühl , dass heutzutage viele Eltern Bedürfnisorientierung mit totaler Verwöhnung verwechseln. Beim Thema Medien zum Beispiel: Kind möchte stundenlang daddeln, Mutti erlaubt es, weil sie keinen Stress haben und dem Kind alle Wünsche erfüllen will. Oder das x-te unsinnige Spielzeug wird gekauft, weil Kind es doch soo gerne haben möchte. Aber was macht das mit den Kindern? Grenzen müssen sein, Eltern sind der Fels in der Brandung, das bedeutet aber auch, dass man sich an diesem Fels reiben kann. Wie du schon sagst, Grenzen geben Kindern Sicherheit. Denn auch im Erwachsenenalter haben wir Grenzen, wir müssen uns an Regeln halten, sei es im Beruf oder Straßenverkehr.
    Bedürfnisorientiert, das ist doch eigentlich das normale, das was der Mensch aus Instinkt heraus schon tun würde. Es ist doch eigentlich verrückt , dass wir heute dafür einen Namen brauchen.

    • Janina
      12 Juli 2018 Antworten

      Liebe Sarah,

      ich bin da ganz bei dir, das sind genau meine Gedanken.
      Aus dem Bauch handeln, so, wie es das Gefühl vorgibt – ich denke, das ist wichtig und richtig. Ich wusste lange gar keinen Namen dafür, muss aber auch sagen, dass ich mich nicht groß mit Ratgebern und ähnlichem dazu, beschäftigt habe. Und genau, es braucht meiner Meinung nach Grenzen – sie geben die Sicherheit und Rahmen vor.

      Ganz ganz lieben Dank, dass du deine Gedanken mit mir teilst!
      Janina

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