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Dating-Seite? Ja, doch!
Die liebe Janina hat nach unserer ganz persönlichen Liebesgeschichte gefragt. Wie wir uns gefunden und später geheiratet haben. Das klingt nach einer kurzen Geschichte, ist es aber bei weitem nicht. Vor kurzem haben wir unseren 1. Hochzeitstag gefeiert, sind aber schon fast elf Jahre lang ein Paar und nun auch eine waschechte Familie, wir sind Eltern geworden. Da elf Jahre eine ziemlich lange Zeit sind und zwischen dem Kennenlernen und unserer Hochzeit ganze zehn Jahre liegen, verkürze ich Euch die Geschichte etwas. Viel Spaß!
Wie der Zufall es so will, waren wir damals beide auf einer Dating-Seite im Internet angemeldet. Das klingt jetzt natürlich nicht so romantisch, auch wenn es heute anscheinend Gang und Gebe ist, sein Glück bei Tinder und Co. zu versuchen. Ich hatte Felix damals angeschrieben, ohne groß ernsthaftes Interesse zu haben. Wir haben über MSN (haha, wie retro) hin und wieder geschrieben und uns dann entschieden zu telefonieren.
Nachdem wir knapp zwei Wochen lang immer regelmäßiger telefoniert haben, kam es dann zu einem Treffen. Und danach zum nächsten und übernächsten. Felix hat doch tatsächlich absichtlich die Kapuze von seinem Mantel bei mir zuhause vergessen, damit wir uns wiedersehen. Bei unserem dritten Treffen waren wir dann auch schon ein Paar und das sind wir auch zehn Jahre später, also heute, noch.
Ja, so kurz am Anfang unserer Beziehung gab es dann noch so ein paar Missverständnisse. Hatte ich mich zum Beispiel im Internet vier Jahre älter gemacht, als ich eigentlich war. Diese kleine Schummelei musste natürlich irgendwie aufgeklärt werden. Warum das so ein Thema war? Nun, ich war gerade einmal 15 Jahre alt und Felix bereits 22. An sich keine große Sache, zumindest heute nicht mehr. Kurz nach unserem Kennenlernen entschied sich Felix Hals über Kopf ins Ausland zu gehen. Für einen Monat! Wir waren gerade zwei Monate zusammen. Er erzählte mir von seinem Vorhaben an einem Donnerstag, am Sonntag darauf saß er bereits im Flieger. Ich bin einen Tag früher mit meiner Familie nach Spanien geflogen und so war der Abschied schwer. Denn am Ende blieb es nicht bei dem Monat, es wurden ganze sechs.
Die Zeit war schwer für mich und sie verstrich zudem nur langsam. Die Sehnsucht war so groß, dass ich ihn nach drei Monaten besuchen kam. Und als er endlich wieder zurück war, zogen wir zusammen. Nun gut, Felix ist bei seinen Eltern ausgezogen und ich bin einfach mit bei ihm eingezogen. Wie das halt oft so ist.
Die Jahre vergingen und wir hatten nie viel Geld. Ich war damals noch Schülerin und er studierte. Irgendwann hatte ich dann endlich das Abi in der Tasche, wir zogen um und ich begann zu studieren. Nach insgesamt 8 gemeinsamen Jahren hat mir Felix einen Tag vor seinem 30. Geburtstag einen romantischen Heiratsantrag gemacht. Er hatte mir zu Weihnachten ein unvergessliches Wochenende geschenkt und ich wusste nicht wohin es gehen würde. Eine doppelte Überraschung also. In Amsterdam zogen wir dann ein paar Tage das volle Touri-Programm durch und am Tag des Antrags durfte ich den ganzen Tag bestimmen, wir waren sehr lecker Essen und nach dem Dinner wollte sich Felix noch an eine Gracht setzen. Ich muss dazu sagen, es hat geregnet, aber der Plan musste anscheinend eingehalten werden. Er hat irgendwo den Deckel von einem Schuhkarton gefunden auf den ich mich setzen konnte, damit meine Hose nicht nass wurde und urplötzlich ging auf er auf die Knie und sagte die schönsten Worte und ich habe schon von Anfang an nur geweint, vor Glück, vor Freude und aus Angst, dass er gleich samt Ring in die Gracht fällt. Er hat mir einen wunderschönen Ring ausgesucht, der nur leider ein paar Nummern zu groß war, aber das wurde, zurück in Berlin, schnell geändert. Den ganzen Tag hatte er einen Rucksack geschleppt, in ihm Champagner {wie er dachte} und kleine Schnaps-Einweggläsern. Der Champagner war zwar ein Wein, aber das spielte gar keine Rolle, denn wir wollten uns, wir wollten heiraten und irgendwann eine Familie sein….
Halt! Stopp! Felix wusste nicht, dass auf eine Verlobung auch eine Hochzeit folgt. Er dachte doch tatsächlich, man macht dann noch einen Heiratsantrag. Nun sei es drum!
Den Zahn habe ich ihn gezogen und wir hatten ohnehin nicht vor, direkt am nächsten Tag zu heiraten. Dafür hatten wir ehrlicherweise auch gar kein Geld zur Seite gelegt und so sollte noch etwas Zeit ins Land ziehen.
Mittlerweile war ich kurz vor Ende meines Studiums, dass ich im August 2015 mit einer 1 vor dem Komma beenden konnte. Doch irgendwas stimmte nicht. Unverhofft kommt oft, und ich war schwanger. Unser kleiner Mann war nicht geplant, aber immer gewünscht und so habe ich mit einer kleinen Kugel meine Bachelorarbeit geschrieben und hielt kurz darauf mein Zeugnis in der Hand.
Romantisch, ungezwungen, perfekt!
Unsere Vintage Hochzeit auf dem Archehof
Ich wollte nicht, dass wir eine Familie werden ohne denselben Namen zu tragen und so haben wir uns dazu entschieden, das Projekt Hochzeit nun endlich in Angriff zu nehmen. Eine liebe Blogger-Kollegin hatte mir in der Vergangenheit eine Hochzeitslocation empfohlen, die mir im Kopf geblieben ist, und so haben wir uns den Bauernhof wenige Zeit später angesehen und wir waren direkt verliebt. Nach Verhandlungen über den Preis (wir wollten natürlich kurz vor der Geburt nicht allzu viel Geld ausgeben), Telefonaten mit dem Standesamt im Ort und einigen Geldzuschüssen unserer Eltern, war klar, dass wir in 5 Wochen heiraten werden. Das bedeutete, ich heirate mit Babybauch. An meiner Hochzeit war ich in der 30 Schwangerschaftswoche. Mir war von Anfang an klar, dass es kein pompöses Kleid sein muss. Die Planung bin ich locker angegangen. Ich habe intuitiv für uns entschieden. Deko, Torte – all das aus dem Bauch heraus, ohne jahrelang Pinterest und Co zu durchstöbern. Über Facebook habe ich zufällig eine wundervolle Sängerin gefunden, die während der Trauung sangt und unsere Outfits kamen von dem allbekannten Online Shop, bei dem man angeblich vor Glück schreit.
Unsere Hochzeit war perfekt. Und das, obwohl ich nie den Anspruch hatte. Wir haben auf diesem wunderschönen Bauernhof, einem Archehof, geheiratet. Es war kalt, es war mitten im Herbst, doch der Wettergott überraschte uns mit viel Sonnenschein. Gegen Mittag hatten sich alle Gäste zusammengefunden und wir servierten Hochzeitssuppe, damit keiner unserer Gäste vom Fleisch fallen würde. Im Anschluss habe ich mich zusammen mit meiner Schwester fertig gemacht, bevor es mit der Kutsche Richtung Kapelle ging. Eine Kapelle, die wir nie zuvor live besichtigt hatten. Unsere Gäste sind währenddessen mit dem Auto vorgefahren. Wer denkt, die Kutschfahrt sei romantisch gewesen, der irrt. Es ging über holprige Waldwege, teilweise sogar im Galopp, da wir ziemlich spät dran waren. In manch einer Kurve hatte ich fast Angst, aus der Kutsche zu hüpfen. Aber wir kamen heil an und für mich ist diese Fahrt mit meiner Hochzeitskutsche eine schöne und vor allem lustige Erinnerung. Und, kaum zu glauben, ich habe während dieser holprigen Kutschfahrt auch noch meine Rede geschrieben, die ich am Abend für Felix halten wollte. Natürlich hatte ich bereits vorab in aller Ruhe an einer Rede gefeilt und diese niedergeschrieben. Aber in der Aufregung ist mir mein Spickzettel abhanden gekommen.
Die Kapelle war wunderschön, man kann es nich anders sagen. Mitten auf einer Waldlichtung stand sie, die niedliche, kleine Kapelle. Felix war sichtlich aufgeregt und hatte Tränen der Rührung in den Augen! Die Standesbeamtin hielt eine wundervolle Rede. Worte, die so persönlich, so passend und rührend waren und das obwohl wir vorher nur einmal kurz miteinander telefoniert hatten. Auch wenn ich vorher noch nicht auf vielen Hochzeiten war, ich finde, es war die allerschönste Rede, die ich bisher je gehört habe!
Den Rückweg zur Partylocation, dem Bauernhof, legten Felix und ich dann gemeinsam mit der Kutsche an. Zwischen Kapelle und Archehof entstanden dann auch noch unsere Hochzeitsbilder. Wir engagierten keinen Fotografen und vertrauten ganz und gar auf das Können von meinem Schwager. Und hey, ich finde, die Bilder sind wunderschön. Es folgten wundervolle Stunden mit unserer Familie und unseren Freunden. Wir haben lecker gegessen und gelacht und zusammen gefroren. Denn die Heizstrahler waren leider doch nicht ausreichend. Kurzerhand haben wir uns dann alle zusammen draußen an das Lagerfeuer gesetzt und Marshmallows geschmort. Kur vor Mitternacht dann der letzte Höhepunkt, unsere schöne Hochzeitstorte wurde präsentiert. Am kommenden Tag verbrachten wir noch wunderschöne Stunden mit den verbleibenden Gästen. Wir aßen zu Frühstück, unter anderem auch die restliche Hochzeitstorte, spazierten über die Felder, pflückten Äpfel und aßen in der Sonne frischen Kuchen.
Und nur zwei Monate später kam unser kleiner Mann auf die Welt. Er hat unser Leben auf den Kopf gestellt und es gleichzeitig tausendmal schöner gemacht.
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