Bangkok – eine Hassliebe

 

Fünf Tage bin ich nun weg, weg von zu Hause, raus aus meiner Komfortzone. Fünf Tage, die so ganz anders sind, als alles, was ich zuvor jemals gemacht oder erlebt habe.

Die Freude auf diese Reise war riesig, ja – sie war grenzenlos. Auf Grund meines Terminkalenders war aber kaum Zeit, um all das überhaupt annähernd zu realisieren und so kam er, der Mittwoch, mein Abreisetag, fast ganz unerwartet und plötzlich. Ich fühlte mich am Morgen fast überrumpelt. Wie, heute? Ich muss doch noch so viel erledigen, mein Backpack ist noch nicht gepackt, die Tickets noch nicht ausgedruckt.

 

Am Bahnhof erwarteten mich meine Schwestern, Henry war auch da. Und erst da, in dieser Minute wurde all das echt. Mir wurde heiß und kalt, alles drehte sich und ich war mir plötzlich doch gar nicht mehr so sicher, ob ich das überhaupt wollte. „War das wirklich meine Idee, warum, wieso?!“ Im Zug rollten die ersten Tränen und je näher ich dem Frankfurter Flughafen kam, um so weniger sicher war ich.
Als ich in Bangkok aus dem Flughafen trat, war ich überwältigt. Es war schwül, es war laut und bunt und so ganz anders. Im Taxi selbst staunte ich nur noch mehr. Wow, wow, krass, verrückt. Diese Stadt ist so riesig, der Verkehr ein einziges Chaos, die Luft schmutzig und dick.

 

 

Diese Menschenmassen, jeden Tag staune ich wieder. Es erscheint mir zu unwirklich. Fremde Gerüche gepaart mit Gestank, eine vollkommen andere Mentalität, die fremde Sprache. Ich bin das erste Mal in Asien und ich gestehe, es erschlägt mich fast. Ich bin innerlich zerrissen, mag ich diese Stadt oder mag ich sie nicht. Bangkok fasziniert mich, keine Frage. Gleichzeitig überreizt sie mich aufs Maximale.  Es ist eine Mischung aus Faszination und Unbehagen, ein Gefühl von kompletter Reizüberflutung. Eine Hassliebe. Und ganz eigentlich ist nichts davon überhaupt in Worte zu fassen. Dafür gibt es  einfach keine Worte. Es ist eine eigene Welt, Bangkok eben.

Die letzten zwei Tage lief ich, trotz meines etwas holprigen Starts, mit einem Leuchten in den Augen durch die Stadt. Dazu meist nur ein Gedanke im Kopf: „Krass!“

 

Erschöpft und glücklich, das war ich die letzten Tage. Ich hab mich hineingestürzt, in diese Stadt und in die Massen von Menschen. Ich wollte sie erleben, kennenlernen – ganz echt. Ich wollte Teil davon sein. So bin ich ausschließlich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren, ich habe in kleinen Straßenküchen gegessen und versucht, mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen. Denn, so ein wenig seltsam ist es schon – so einsam. Niemand da, mit dem man sprechen kann. Aber vielleicht ist das auch gar nicht schlecht. Ich habe Zeit für mich, für uns. Ich kann in mich hineinhorchen, ich kann mich noch besser kennenlernen, meinen Horizont erweitern, über den Tellerrand schauen. Die Welt ist schön und bunt und fabelhaft, und jeder einzelne von uns sollte sie entdecken.

 

 

 

Die Menschen hier in Bangkok sind anders. Sie sind hastig, sie sind egoistisch und wenig hilfsbereit, sie sind gleichzeitig aber so unfassbar kinderlieb (und greifen Mimi selbst beim vorbeigehen ständig ins Gesicht oder über den Kopf  sehr gewöhnungsbedürftig), sie lächeln fast immer und doch weiß ich nicht, was sie wirklich denken.
Nachdem ich die letzten Tage nicht aus dem Staunen herauskam, traf es mich heute wie der Blitz. Ein schlechter Tag. Ein absoluter Kollaps. Die Hitze, der Markt, das erste Heimweh. Und so sitze ich hier in meinem kleinen Apartment und weiß nicht, wohin mit mir. Alles zu viel. Die volle Überdosis Bangkok. Ein Gespräch via Face Time mit Henry und ein kleine Auszeit im Pool (bei Regen schwimmen gehen, ein Traum) haben mich aber gerettet, raus aus dem Loch, rein in die Vorfreude auf das, was noch kommen mag. Bangkok ist erst der Anfang, ein harter Einstieg. Und dieser ist fast geschafft. Am Dienstag schon läuft die Airbnb Miete hier aus und dann sehe ich weiter. Oh ja. Und ich bin gespannt, wonach es mich dann verschlägt.

 

Fun Facts über Bangkok 

 

Eigentlich spricht fast niemand Englisch. Und doch möchten sie dir aushelfen und höflich sein, weshalb ich den letzten drei Tagen unzählige Kilometer gelaufen bin, die ich hätte nicht laufen müssen – haha. Also, nach dem Weg fragen, das lohnt sich nur für straffere Beine, aber nicht um ans Ziel zu kommen.

 

Alles ist schneller, selbst die Rolltreppen rasen förmlich. Und die Treppe? Die nimmt hier niemand freiwillig. Die ist stets verwaist.

 

Ich habe noch nie so viele Chanel-Handtaschen auf einmal gesehen. Sowohl Originale wie auch Plagiate.

 

In der Metro habe ich jetzt bereits mehrmals Menschen im Pyjama entdeckt. Verrückte Welt.

 

Kein Fun Fact – die Armut hier, das ist leider sehr erschreckend.

 

Alle zehn Meter findet sich eine Straßenküche oder ein kleiner mobiler Verkaufsstand für Getränke oder Essen.

 

Wer mit der Metro fahren möchte, stellt sich an. Und zwar in Reih und Glied, gerade und nacheinander. Niemand drängelt vor.

 

Sie sind verrückt nach Milch und Milcherzeugnissen. Ich habe noch niemals so viele Sorten Milch im Supermarkt gesehen, auch nicht in den USA. Oder all die Milch Bars. Irre.

 

Die Asiaten aasen nur so mit Plastik(tüten). Wirklich alles ist eingeschweisst – sei es der Granatapfel oder die Tomate. Alles. Oft zusätzlich noch mit Styropor, sicher ist sicher. Und für alles gibt es eine Tüte und noch eine Tüte und noch eine Tüte. Da ich ja seit vier Monaten Plastik faste, hat mich das hier sehr schockiert. Ich finde dafür gar keine Worte. Ich dachte bisher immer, dass die Amerikaner nicht zu überbieten sind – falsch gedacht. Mit man sein Essen „take away“, bekommt es in eine Plastiktüte verpackt. Und selbst Trinkwasser wird am Strassenrand in Plastiktüten verkauft.

 

 

PS: Es gibt hier Bath & Body Works. Ich bin dezent durchgedreht. Eh ich überhaupt nachdenken konnte, hatte ich einen Beutel mit mehreren großen Kerzen in den Hand. Bis mir einfiel… ich backpacke. Haha.

 

Ihr Lieben, ich sende euch liebe Grüße.

 

Sitzen dürfen.. Mönche, dann Alte, dann Kranke, dann Schwangere und Frauen mit Baby

Erst einmal schlemmen..
mein kleines Reisebaby, ich bin so stolz auf sie 
 

Mimi freut sich, endlich in Bangkok angekommen
Alles, aber auch wirklich alles ist in Plastik eingeschweisst und Tüten, davon bekommt man am Tag sicher auch mehr als 10 (pro Person)

Kommentare

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
  • Sabine
    29 Dez 2016 Antworten

    Du hast Bangkok super zusammengefasst!

  • HEIMAT FINDEN, ANKOMMEN UND WURZELN SCHLAGEN
    4 Okt 2018 Antworten

    […] wenig überrumpelt). Ich werde reisen. Irgendwie war der Gedanke verrückt und auch noch so fern. First Stop: Bangkok. Wow. Neben meinen Kindern definitiv das Abenteuer meines Lebens. Knapp zehn Wochen war ich auf […]

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