DIE ANGST,
DIE MICH UND MEIN LEBEN BESTIMMTE!

Und morgens stehst du auf, und legst deine Maske auf. Deine schützende Fassade. Strahlend. Natürlich strahlend, Lächelnd. Genau so, wie du es von dir erwartest. Weil man es von dir erwartet. Funktionieren. Du musst funktionieren. 

Ich kenne dieses Gefühl. Ich kenne es leider viel zu gut. In meinen dunkelsten Momenten habe ich mein strahlendstes Lächeln aufgesetzt. Bin aufgestanden, stand vor meinen Spiegel, die Angst im Nacken und habe mir mit meinem Make-up, das ich mir für den Tag auflegte, auch mein Lächeln aufgelegt. Keine Schwäche zeigen. Bloß keine Schwäche zeigen. Alles, nur nicht das. 

Damals kam die Angst schleichend. So schleichend, dass ich es viel zu spät bemerkte. Mir viel zu spät eingestand, dass ich beherrscht bin von der Angst. Erst flüsternd und leise, sachte fast, in meinem Ohr, und irgendwann schrie sie mich an, brüllte mich an. Erdrückte mich, ließ mich leiden. War mein Begleiter von morgens früh bis abends spät. 

Ich habe die Signale nicht erkannt. Habe sie dann ignoriert. Weil ich funktionieren wollte. Ich lächelte, während meine Hände schwitzig wurden. Ich lächelte, während erst meine Fingerspitzen zu kribbeln begannen und es mir dann die Luft zuschnürte. Bloß nichts anmerken lassen. Ich strengte mich an. War bemüht um meinen Alltag. 

Eigentlich fing alles mit so einem Gefühl an. Einem, das ich nicht deuten konnte. Herzrasen, feuchte Hände, ein Magen, der sich zusammenzog und ein Kloß in meinem Hals, der anschwoll. Irgendwann waren es die unsichtbaren Hände an meiner Kehle, die sie zuschnürten, bis ich kaum noch Luft bekam. Ich zog mich zurück. Denn Zuhause, in meinen eigenen vier Wänden, konnte ich sein, wie ich war: Verängstigt und vor allem auch traurig. Ich suchte Schutz, Zuhause. Und war dennoch nicht sicher. 

Als es an der Haustüre klingelte, erstarrte ich. Angst. Sie schrie in mir. Ich war wie gelähmt. Es klingelte nochmal. Wie angewurzelt stand ich da, bewegte mich nicht, atmete nicht, stand einfach nur da. Und so stellte ich die Klingel aus. Für immer. Mein Telefon sollte folgen. Ich zog den Stecker, damit das Telefon still blieb. Sie kam zwar schleichend, die Angst, aber sie kam gewaltig. Sie eroberte mich und hatte alle Macht über mich. 

Sie bestimmte mein Leben,
sie bestimmte mich. 

Viele viele Jahre später, sehr viele Jahre später, sitze ich im Auto auf dem Beifahrersitz. Mir geht es gut. Denke ich. Die Sonne scheint. Ich habe gerade sehr gut gegessen. Alles ist gut. Eigentlich. Bis ich die flüsternde Stimme höre, altbekannt, so fern und plötzlich doch wieder da.

Ich bekomme Panik. Meine Hände kribbeln, sie werden ganz schwitzig, ich atme tief ein, versuche Luft zu bekommen und habe Angst vor der Angst. Ich kenne dieses Gefühl. Ich erkenne es sofort. Auch wenn ich es so viele Jahre, weit über ein Jahrzehnt nicht mehr gefühlt habe, so weiß ich doch sofort, wer da anklopft.
Ich mache mich ganz klein in meinem Sitz, versuche mich zu verstecken. Atme schwer, kämpfe gegen diesen Dämonen, will ihm keine Macht mehr geben. Nicht jetzt, nicht morgen, niemals wieder.

„Geht es dir gut, Schatz?“. Ich schüttle den Kopf. Nein, denke ich, innerlich in Schockstarre. Gerade ist nichts gut. Ich werde kreidebleich. Alles dreht sich, immer schneller und schneller und ich quäle mich, die zwei Worte herauszubringen: „HALT AN!“.

So viele Jahre später und ich habe sie sofort erkannt. Sie hat angeklopft, sie hat versucht, sich anzupirschen, wollte die Tür wieder aufstoßen, die ich vor vielen Jahren geschlossen habe. Die Angst. Nur dieses Mal, dieses Mal bin ich vorbereitet. Gut vorbereitet. Dieses Mal kann sie mich nicht überraschen, dafür kennen wir uns zu gut. 

 

BEZIEHUNGSKISTEN!

Warum es gut ist, nicht immer herunterzuschlucken.
Und warum es manchmal noch viel besser ist, sich zu lösen.

 

…sag nichts, tu nichts, nimm es einfach hin – sonst stehst du nachher noch alleine da!

Noch nie war ich so bei mir und noch nie habe ich meinen Weg so klar gesehen.
Vor allem aber war ich noch nie so stark. Ich hatte noch nie so ein gerades Rückgrat wie heute und niemals zuvor habe ich so offene, deutliche Worte gefunden, wenn es um meine Gefühle oder meine Meinung geht.

Mein Leben lang wollte ich vor allem eines: Nicht auffallen. Nicht anecken. Ich wollte gemocht werden. Ja, allem voran wollte ich, dass man mich mag, dass man mich lieb hat. Und deshalb hab ich mich angepasst. Ich habe Dinge hingenommen. Immer. Auch dann, wenn sie mich eigentlich, ganz tief in meinem Inneren, verletzten. Dann ist das halt so, dachte ich mir dann. Dann schluckst du die Verletzung halt runter. Dann schluckst du die Enttäuschung herunter. Dann schluckst du die Wut herunter. Dann schluck es einfach. Hauptsache diesen Menschen nicht verletzten. Hauptsache, er bleibt. Bloß keinen Anlass geben dafür, dass es unangenehm wird. Schwierig. Angst. Angst, dass ich im schlimmsten Fall allein dastehe. Dass sich dieser Mensch abwendet.

Ich hatte also Angst. Von klein auf.
Ich hatte Angst, verlassen zu werden.
Ich hatte Angst, dass man mich weniger lieb haben würde, wenn ich nicht dieses oder jenes hinnehme oder tue.

Ich hab also gelächelt.
Hab es weg gelächelt.
Hab immer alles weg gelächelt.
Dieses Lächeln wurde zu meiner, mich schützenden, Maske. Dachte ich. Und so lächelte ich. Ich lächelte und lächelte und je schlimmer etwas weh tat, je breiter wurde mein Lächeln. Ich lächelte um mein Leben. Meine Augen aber, meine Augen waren traurig. Sie waren oft leer. Voller Sorge. Voller Angst. Angst vor dem Verlust. Angst davor, etwas falsches zu sagen oder zu tun. Denn, ich wollte nichts verlieren. Auf gar keinem Fall. Ich war dankbar für die kleinen Bröckchen Liebe oder Zuneigung, die man mir hier und da mal zuwarf.
Ich nahm eben das, was ich bekommen konnte. Wenigstens das. Immerhin.
Schluck es einfach runter und sei dankbar. VERDAMMT NOCHMAL!

Obwohl ich wusste, dass das so nicht richtig ist, spielte ich das Spiel mit. Niemand mag große Gefühlsausbrüche, die eventuell auch noch für alle Beteiligten unangenehm sind. Niemand mag es, wenn man Dinge anspricht. Niemand möchte, dass Dinge einfordert werden. Dinge, die einem eigentlich zustehen und die normal sein sollten. Das ist also ein Muster. Ein Muster, das man lernt. Ein Muster, das man so annimmt und welches man irgendwann in Perfektion lebt. Herunterschlucken. Lächeln. Geradeaus laufen.
In mir drin aber, in mir drin hat es gearbeitet. Das hat sich nie eingestellt. All die Ängste, all die Enttäuschungen, ja, auch die Wut – die war da drin. Ich hab innerlich geweint. Hab innerlich geschrien, und ich hab getobt. Aber raus, raus ließ ich das nie. Denn ich wollte ja die Anerkennung, wollte die Liebe, ein „Du bist toll!“, ein „Ich hab dich lieb!“ oder ein „Ich bin stolz auf dich, du machst das klasse!“. Ich schluckte also und hoffte. Hoffte auf diese oder ähnliche Worte. Hoffte auf einen Anruf. Hoffte auf eine Nachricht. Hoffte darauf, dass da jemand einfach mal vor meiner Tür steht. Mich in den Arm nimmt. Nichts. Stattdessen schwamm ich. Lief hinterher. Versuchte. Machte. Tat. Kämpfte um diese Liebe und um diese Anerkennung, die ich so sehr wollte. Die ich brauchte. Dachte ich. Heute kämpfe ich nicht mehr. Es ist vorbei. Ich habe losgelassen.

Ich bin gewachsen. Auch über mich hinaus.
Ich habe gelernt, dass ich gut bin. Dass ich gut genug bin.
Dass ich mich weder verstellen noch „betteln“ muss.
Muss ich nicht. Ich bin richtig. Ich bin wertvoll.

Dieser Prozess, all das zu verstehen, brauchte lange. Ich lasse Enttäuschung zu. Lasse Wut zu. Ich lasse meine Gefühle zu.

Mein Kopf ist freier, mein Herz so viel reiner.
Kein Kloß mehr im Hals.
Kein Stein im Magen.
Keine Wolke im Kopf.

Ich spreche Gefühle aus. Forme sie in Worte. Ich spreche darüber, was mich bewegt. Ich sage es, wenn sich etwas für mich nicht richtig anfühlt. Ich fordere das ein, was mir zusteht. Ich mache keinen Hehl mehr daraus. Ich bin ich. Ich bin es (mir) wert. Ich muss mich nicht verstellen. Und ich will nichts herunterschlucken. Allem voran das: ICH WILL ES NICHT (mehr)!
Und ich tue es auch nicht mehr. Ich habe einen geraden Rücken bekommen. Ich stehe für mich und meine Kinder, stehe für Freunde und andere Menschen ein – wenn ich denke, es ist gerade richtig und wichtig. Vor allem stehe ich für mich ein. Ich kämpfe für mich und die Achtung meiner Gefühle. Ich lächle nicht mehr und weine innerlich.

„Ich finde das aber nicht richtig…!“,
„Ich wünsche mir aber, dass wir darüber sprechen…“.

Das hab ich in der Vergangenheit immer häufiger getan. Dinge angesprochen. Ungeachtet der Gefahr, dass es unangenehm werden könnte. Oder dass ich danach vielleicht sogar etwas verliere. Einen Menschen in meinem Leben. Dass ich meinen Weg dann vielleicht allein weiter gehen muss. Die Zeit hat gezeigt: Ja, muss ich. Leider. Obwohl, „leider und gut so“ in einem. Ich bin aus meiner alten Haut herausgewachsen. Bin über mich hinausgewachsen. Und ich habe für mich beschlossen, dass ich nicht lächeln und schweigen muss. Dass ich das auch gar nicht möchte. Dass ich nicht jeden kleinen, vertröstenden Brocken, den man mir hinwirft, schlucken muss. Dass es weder gesund ist, noch macht es (mich) glücklich.

Einen heißen Minztee halte ich in meinen Händen und blicke aus dem Fenster, als ich etwas sage, was ich so vorher noch nie laut ausgesprochen haben.

„Ich war noch nie so glücklich, wusste noch nie so sicher und genau, was ich eigentlich möchte und erwarte – und obwohl es mir damit so gut geht wie nie, bin ich im Verhältnis ganz schön „allein“. Die Anzahl der Menschen, mit denen ich gemeinsam durchs Leben gehe, ist ganz schön ausgedünnt. Ich habe sie ausgedünnt. Es sind nicht mehr viele Menschen, ich kann sie an zwei Händen abzählen, aber dafür sind es die Menschen, die mir am Herz liegen. Denen ich aufrichtig am Herzen liege. Mehr brauche und möchte ich gar nicht!“

Ich hab mich also befreit. Ich hab mich frei gemacht. Gelöst aus diesem Korsett. Gelöst aus den Mustern.
Sicherlich, das tut auch mal weh. Manchmal schmerzt es auch verdammt doll. Es ist nicht schön und es ist auch nicht leicht, die „rosarote“ Brille abzunehmen und zu begreifen. Zu sehen, dass man manche Menschen in seinem Leben romantisiert hat, ja, gar auf einen Sockel gestellt. Die Brille ist weg, die Wahrheit ist da. Ich sehe sie und ich nehme sie an. Ich sage nicht auf Wiedersehen, ich sage nicht Tschüß – aber ich sage immer häufiger: Ich schlucke nicht mehr hinunter.

Eine Beziehung. Das ist Teamarbeit.
Das ist ein mit- und ein füreinander. Kein „ich nehme und du gibst“.
Das ist, als würden zwei Menschen eine furchtbar kostbare Vase von sehr hohem Wert halten und tragen. Jeder auf einer Seite. Man muss diese Vase mit aller Sorgfalt halten. Man muss sie hegen und pflegen und Acht auf sie geben. Denn nur eine kleine Unachtsamkeit, und sie kann einen Sprung davontragen.
Und hat sie erstmal einen Sprung, dann ist sie beschädigt. Dann ist sie kaputt. Dann ist es schwer, diesen „Sprung“ wieder zu kitten. Das ist ein Balanceakt.
Es braucht Achtsamkeit und ein Bewusstsein dafür. Wertschätzung. Nicht mehr, nicht weniger. Und genau so ist es im Leben mit zwischenmenschlichen Beziehungen. Es braucht Wertschätzung. Es braucht Achtsamkeit und vor allem bedarf es Arbeit.

 

„Wer nicht in die Welt zu passen scheint, 
der ist immer nahe dran, sich selbst zu finden!“

Hermann Hesse

 

Mehr Gedanken von mir lest ihr HIER

 

 

HEIMAT FINDEN
– ein wenig Gedankenkarussell

Lange, sehr lange war da dieses Fernweh – das ganz tief in mir saß. Das mich getrieben hat. Ich wollte weg, wollte die Welt sehen und immer wieder war da die Frage: Besitze ich Wurzeln? Denn während andere Kinder früher unterwegs Heimweh hatten, war ich ausgelassen und glücklich, Neues zu sehen und zu erleben. Heimweh? Kannte ich nicht. Noch nie. Und so zog sich das durch mein halbes Leben. Immer die Frage im Gepäck: Was ist Heimat für mich und kann ich Heimat finden?

Schon in meiner Kindheit wusste ich sicher, ich möchte weg. Über meinem Bett hing eine große Weltkarte und mein ganz großer Traum waren die USA. Später dann, als Jugendliche und junge Erwachsene, war es die Hansestadt Hamburg. Alles, aber bloß weg aus „meinem Kaff“, weg aus Hannover. Ich wurde Mutter und stellte meine (Reise)Träume, Wünsche und Begehren hinten an. Das tat ich gern, es fühlte sich auch nicht nach Entbehrung an. Ganz im Gegenteil. Aber die Träumerei war immer da. Ich stellte mir vor, wie es wäre zu reisen. Weit zu reisen. Die Welt zu sehen. Und andere Kulturen zu erleben. Ich träumte mich in die Ferne und stellte mir vor, wie ich mit der Transsibirischen Eisenbahn fahre oder mit einem umgebauten Unimog die Welt bereise. Wie ich durch Asien backpacke und eintauche in diese mir fremde Kultur. Und fernab dieser tiefen Reiselust verging kein Tag, an dem ich mir nicht wünschte, fort zu ziehen. Nach Hamburg. Oder weit in die Welt hinaus. Irgendwann, Anni war noch sehr klein, flüchtete ich für einige Wochen weg nach Missouri. Aufs Land. Und ließ dort ein Stück meines Herzen zurück. Aber das, das ist eine andere Geschichte.

 

Heimat finden:
Aufbruch und die Reise meines Lebens

Vor drei Jahren dann war meine Reiselust auf dem Höhepunkt. Ich schwärmte und träumte vor mich hin. Bis Henry mich irgendwann einpackte und mit mir zum Reisebüro fuhr. Zack, da hielt ich die Tickets in der Hand {HIER lest ihr mehr dazu} und war völlig überwältigt (und auch ein wenig überrumpelt). Ich werde reisen. Irgendwie war der Gedanke verrückt und auch noch so fern. First Stop: Bangkok. Wow. Neben meinen Kindern definitiv das Abenteuer meines Lebens. Knapp zehn Wochen war ich auf Reisen. Zehn Wochen Südostasien, zehn Wochen pures Leben und Freiheit. Mit einem Kleinkind und später als Dreiergespann mit den zwei Mädels. Das hat uns zusammengeschweißt und es hat mich persönlich sehr zur Ruhe gebracht. Noch heute denke ich häufig an diese verrückte, wunderschöne Zeit zurück und schwelge in Erinnerungen, denke an all die Menschen, die ich kennenlernen durfte und die mich zum Teil so viel gelehrt haben.

Die Aufregung kam, als ich in Hannover mit der kleinen Mimi in den Zug stieg und meine Schwestern und Henry mit einem Plakat am Gleis standen und mir winkten. Plötzlich kamen mir die Tränen und ich fragte mich: Was machst du hier eigentlich, bist du verrückt?! Wenige Stunden später am Frankfurter Flughafen stieg ich nur deshalb in den Flieger, weil Georg und Stephie mich in dieser so aufregenden und für mich neuen Situation beruhigten (und mir Pizza gaben, haha). Im Flieger selbst gab es dann kein zurück mehr. Gott sei Dank. Denn die kommenden zehn Wochen sollten aufregend, lehrreich und letztendlich auch wunderschön werden. So schön, dass ich im letzten Jahr direkt noch einmal für fünf Wochen mit Mimi zurück nach Bali bin. Der Ort, fernab von Daheim, an dem ich mich Zuhause fühle. Verwurzelt. Als ich nach über 21 Stunden Anreise ankam und sich die Flughafentüren öffneten, ich dieses ganz besondere Licht erblickte, den so berühmten Bali Sound hörte und diese für Bali so typische Luft einsog, schlug mein Herz lauter und kam urplötzlich zur Ruhe. Inhale. Ich bin da. Ich bin Zuhause. So fühlte es sich an. Wie Ankommen. Mein Artikel Über Träume und die Reise meines Lebens. Dieser kleine Ort, nahe Ubud, tief in den Reisfeldern und fernab des Trubels ist für mich Zuhause. Ein Ort des Herzens. Ein Ort, in den ich mich auf den ersten Blick verliebt habe – und es war dunkel, als ich das erste Mal das Grundstück betrat. Ich durchschritt das Tor und wusste: Das hier, das ist etwas Besonderes. Leider gibt es diesen Ort nun nicht mehr, was mich buttertraurig macht, und hätte ich das gewusst, dann wäre ich noch einmal gekommen. Oder länger geblieben. Oh du magischer Platz auf dieser wunderschönen Erde. Ein Ort, an dem die Zeit still steht und an dem man nicht nach der Uhr lebt. Natur und nichts als Natur, mit Liebe zum Detail und fernab von Chichi.

Heimat ist für mich kein Ort,
Heimat ist für mich ein Gefühl!

Dieses Gefühl, hier, an diesem Ort, richtig zu sein. Verbundenheit zu fühlen. Zu spüren, wie das Herz vor Glück einmal aussetzt und dann in den Ruhemodus übergeht. Ich durfte das jetzt mehrmals erleben. Es mehrmals spüren. Dieses überwältigende Gefühl von „Zuhause“ zu sein Die Berge, die Toskana, Missouri oder Bali.

Viel habe ich darüber nachgedacht, was Zuhause für mich eigentlich ist. Was Heimat für mich bedeutet. Warum ich (beispielsweise) so ganz anders ticke als meine Freundin, die Zuhaue für sich ganz anders definiert als ich. Ich finde das spannend und es ist interessant.

Lange dachte ich, ich hätte keine Wurzeln – aber nein, die habe ich. Ich habe tiefe Wurzeln, gute Wurzeln. Welche, die mir Sicherheit geben. Das weiß ich heute. Und ich weiß, das Heimat für mich vieles sein kann. Dass Heimat für mich kein festgelegter Ort ist. Nicht der Ort, an dem ich aufgewachsen bin oder an dem meine Familie wohnt – beispielsweise. Für mich ist Heimat ein Gefühl. Ein Gefühl von „hier bin ich richtig, hier fühlt es sich gut an, hier bin ich sicher“. Vor allem aber ist Heimat für mich dort, wo meine eigene kleine Familie ist.

Ich bin örtlich flexibel und diese tief in mir sitzende Reiselust, ich nenne es bewusst nicht Fernweh, ist ein Teil von mir. Ich erzählte euch, dass ich immer weg wollte. Das empfinde ich heute nicht mehr so. Diesen Drang, das Getriebensein fühle ich nicht mehr. Ich reise gern und ich kann mir auch unheimlich gut vorstellen, woanders zu leben. Oh ja, sehr gut sogar. Aber dieses Gefühl von „ich muss…“, „ich muss weg…“, das ist nicht mehr. Ich bin glücklich in meiner Hannover-Base. Ich mag meine Stadt, denn es ist schön da, in Niedersachsens Hauptstadt. Die unterschätzte Stadt. Und das wiederum ist ein Grund, warum ich letztes Jahr die ganz große Möglichkeit verstreichen ließ und nicht nach Hamburg zog, obwohl wir ein Häuschen hatten und die Verträge bereits unterschrieben waren. Weil ich plötzlich klar sah und wusste, nein, ich bleibe, ich bin gut hier. Heimisch. Und es hat sich noch etwas geändert. Ich liebe diesen Moment, wenn ich zurück komme. Wenn ich die Tür öffne, diesen ganz besonderen Duft von „Zuhaue“ einatme und weiß, ich bin zurück. Endlich wieder Daheim. Wenn man eintritt, seine Schuhe auszieht, die Jacke ablegt und alles wie immer ist…

 

 

 

 

1000 FRAGEN AN MICH SELBST
|| WER BIN ICH ||
EIN EXPERIMENT #5

Irre, jetzt befinden wir uns schon in Woche 5 der „1000 Fragen an mich selbst“ Challenge. Gerade gestern dachte ich wieder, wie schnell die Zeit voranschreitet. Jetzt befinden wir uns schon wieder im Februar. Es war doch gerade erst Silvester. Wo ist der Januar hin?! Der kleine #OhBoy wächst und wächst und wächst und Mimi wird immer pfiffiger. Und in der kommenden Woche feiert meine kleine Anni ihren 14. Geburtstag. Das heißt, sie ist gar nicht mehr so klein. Ganz im Gegenteil. Der Wahnsinn. Ja, die Zeit rennt. Und das Leben, so wie wir es leben dürfen, ist ziemlich schön. Nun aber zu den nächsten 20 Fragen. Viel Freude damit!

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Gedankenkarussell:
wurzellos, Heimat in der unbekannten Ferne
&
was macht das Reisen mit Kindern?

Mai letzten Jahres. Ich bin mit Mimi in Südostasien gestrandet. Nach einer Woche Bangkok hat es mich kurzerhand nach Bali verschlagen. Relativ spontan, aus einer Bauchentscheidung heraus. Raus aus der stickigen und lauten Großstadt Thailands . Hinein ins grüne Paradies. Zumindest nach meiner romantischen Vorstellung. Als der Flieger zum Landeanflug ansetzt, bin ich erleichtert. Ich freue mich auf das Meer und die allseits bekannten sattgrünen Reisfelder. Auf die frischen Früchte und auf Sand unter meinen Füßen. Ach, ich freue mich einfach auf alles.

Endlich angekommen, bin ich erst einmal enttäuscht. Bali ist so ganz anders als in meiner Vorstellung. Auch so ganz anders, wie auf all den Bildern, die ich vorab auf diversen Blogs und auf Instagram gesehen habe. Einerseits wunderschön, aber eben auch ziemlich vermüllt und überlaufen. Eine riesige Touristenhochburg, so scheint es auf den ersten Blick Und obwohl ich mich die ersten Tage im Zwiespalt befinde, verzaubert mich diese Insel. Sie zieht mich in ihren Bann und ich kann nicht anders, als mich in dieses Fleckchen Erde und seine Menschen zu verlieben. Und so ist es bis heute, ein Jahr und eine weitere Reise ins balinesische Paradies später, vergeht kein Tag, an dem ich mich nicht zurück sehne. Zurück ins Paradies. Zurück in die grüne Einsamkeit oder auch, zurück in den Trubel mit all seinen Rollern und Cafés.  (mehr …)

…wie ich mich dabei ertappte, einem Menschen Unrecht zu tun!

Weniger Schublade, mehr Verständnis!

Manchmal tut man einem Mitmenschen Unrecht, ohne es zu wissen. Unbewusst, und nicht selten geschieht dies innerhalb von wenigen Sekunden. Weil wir in Schubladen denken, Vorurteile haben oder aber schneller urteilen, als zu hinterfragen. Ich war bis heute der Meinung, das Schubladendenken für mich weitestgehend abgelegt zu haben. Dass ich klüger geworden bin, umsichtiger, verständnisvoller. Dass ich mich diesbezüglich entwickelt habe und Menschen nicht sofort sortiere. Und dann hatte ich gestern ein Schlüsselerlebnis. Ein Erlebnis, das mir gezeigt hat, stimmt nicht, du bist noch immer ganz am Anfang. Auch du denkst noch immer viel zu sehr in Schubladen. Auch du bist da in keinster Weise frei von Schuld. Versteht mich nicht falsch, ich habe nie gedacht, dass ich alles richtig mache. Aber ich war eben doch der Meinung, dass ich gerade in Sachen „Schubladendenken“ im letzten Jahr einen großen Schritt nach vorn gemacht habe. Bis gestern. Bis zu dem Augenblick, als ich da stand, in der Bahn, in ein zerfurchtes, aber sehr freundliches Gesicht blickte und mich schämte, für mich und meine Gedanken, die ich noch eine Minute zuvor hatte. Ja, ich schämte mich sogar fürchterlich. Und doch war ich gleichzeitig unheimlich dankbar für eben diese Situation. Weil sie mir die Augen geöffnet hat, weil sie mir gezeigt hat, dass man in seinem Urteil einfach oft viel zu schnell und ungerecht ist. (mehr …)

 

Kein nächstes Mal!

Seit meiner späten Jugend habe ich so eine {neumodisch} Bucket List. Ein kleines Büchlein, in das ich meine Wünsche hinein notiere. Einmal eine Israel-Rundreise machen, steht da zum Beispiel drin. Oder, auf ein Konzert von Leonard Cohen, Rod Stewart und Paul McCartney gehen, einmal in einem anderen Land leben, Jura studieren – sowas eben.

In all den vielen Jahren sind Lebenswünsche hinzukommen, andere konnte ich abhaken, dann gab es welche, die sind einfach so verpufft, plötzlich nicht mehr da, manche stehen schon seit Ewigkeiten, seit Jahrzehnten, auf dieser besagten Bucket List. Ich habe sie geschoben. Kannst du irgendwann später machen… Ist gerade zu teuer, zu unpassend, was auch immer. Läuft nicht weg, hab ich mir dann gedacht. Doch, läuft weg.

Heute ist Leonard Cohen gestorben. Ein grandioser Künstler, ja, ein einzigartiger Sänger, der mich mit seiner unvergesslichen Stimme und seinen Songs fast 20 Jahre begleitet hat. Mit seinen Stücken hat er mich beglückt, er hat es geschafft, mich damit zutiefst zu berühren. Begleitet hat er mich, durch viele Momente meines Lebens. Die Nächte, die ich traurig und mit schwerem Herzen im Auto saß, mit Blick auf den Maschsee, allein. Die Momente, die ich für mich brauchte, zum nachdenken. Er hat sie oft begleitet. Genau so wie die Momente des Glücks und der Verliebtheit.  (mehr …)