HEIMAT FINDEN
– ein wenig Gedankenkarussell

Lange, sehr lange war da dieses Fernweh – das ganz tief in mir saß. Das mich getrieben hat. Ich wollte weg, wollte die Welt sehen und immer wieder war da die Frage: Besitze ich Wurzeln? Denn während andere Kinder früher unterwegs Heimweh hatten, war ich ausgelassen und glücklich, Neues zu sehen und zu erleben. Heimweh? Kannte ich nicht. Noch nie. Und so zog sich das durch mein halbes Leben. Immer die Frage im Gepäck: Was ist Heimat für mich und kann ich Heimat finden?

Schon in meiner Kindheit wusste ich sicher, ich möchte weg. Über meinem Bett hing eine große Weltkarte und mein ganz großer Traum waren die USA. Später dann, als Jugendliche und junge Erwachsene, war es die Hansestadt Hamburg. Alles, aber bloß weg aus „meinem Kaff“, weg aus Hannover. Ich wurde Mutter und stellte meine (Reise)Träume, Wünsche und Begehren hinten an. Das tat ich gern, es fühlte sich auch nicht nach Entbehrung an. Ganz im Gegenteil. Aber die Träumerei war immer da. Ich stellte mir vor, wie es wäre zu reisen. Weit zu reisen. Die Welt zu sehen. Und andere Kulturen zu erleben. Ich träumte mich in die Ferne und stellte mir vor, wie ich mit der Transsibirischen Eisenbahn fahre oder mit einem umgebauten Unimog die Welt bereise. Wie ich durch Asien backpacke und eintauche in diese mir fremde Kultur. Und fernab dieser tiefen Reiselust verging kein Tag, an dem ich mir nicht wünschte, fort zu ziehen. Nach Hamburg. Oder weit in die Welt hinaus. Irgendwann, Anni war noch sehr klein, flüchtete ich für einige Wochen weg nach Missouri. Aufs Land. Und ließ dort ein Stück meines Herzen zurück. Aber das, das ist eine andere Geschichte.

 

Heimat finden:
Aufbruch und die Reise meines Lebens

Vor drei Jahren dann war meine Reiselust auf dem Höhepunkt. Ich schwärmte und träumte vor mich hin. Bis Henry mich irgendwann einpackte und mit mir zum Reisebüro fuhr. Zack, da hielt ich die Tickets in der Hand {HIER lest ihr mehr dazu} und war völlig überwältigt (und auch ein wenig überrumpelt). Ich werde reisen. Irgendwie war der Gedanke verrückt und auch noch so fern. First Stop: Bangkok. Wow. Neben meinen Kindern definitiv das Abenteuer meines Lebens. Knapp zehn Wochen war ich auf Reisen. Zehn Wochen Südostasien, zehn Wochen pures Leben und Freiheit. Mit einem Kleinkind und später als Dreiergespann mit den zwei Mädels. Das hat uns zusammengeschweißt und es hat mich persönlich sehr zur Ruhe gebracht. Noch heute denke ich häufig an diese verrückte, wunderschöne Zeit zurück und schwelge in Erinnerungen, denke an all die Menschen, die ich kennenlernen durfte und die mich zum Teil so viel gelehrt haben.

Die Aufregung kam, als ich in Hannover mit der kleinen Mimi in den Zug stieg und meine Schwestern und Henry mit einem Plakat am Gleis standen und mir winkten. Plötzlich kamen mir die Tränen und ich fragte mich: Was machst du hier eigentlich, bist du verrückt?! Wenige Stunden später am Frankfurter Flughafen stieg ich nur deshalb in den Flieger, weil Georg und Stephie mich in dieser so aufregenden und für mich neuen Situation beruhigten (und mir Pizza gaben, haha). Im Flieger selbst gab es dann kein zurück mehr. Gott sei Dank. Denn die kommenden zehn Wochen sollten aufregend, lehrreich und letztendlich auch wunderschön werden. So schön, dass ich im letzten Jahr direkt noch einmal für fünf Wochen mit Mimi zurück nach Bali bin. Der Ort, fernab von Daheim, an dem ich mich Zuhause fühle. Verwurzelt. Als ich nach über 21 Stunden Anreise ankam und sich die Flughafentüren öffneten, ich dieses ganz besondere Licht erblickte, den so berühmten Bali Sound hörte und diese für Bali so typische Luft einsog, schlug mein Herz lauter und kam urplötzlich zur Ruhe. Inhale. Ich bin da. Ich bin Zuhause. So fühlte es sich an. Wie Ankommen. Mein Artikel Über Träume und die Reise meines Lebens. Dieser kleine Ort, nahe Ubud, tief in den Reisfeldern und fernab des Trubels ist für mich Zuhause. Ein Ort des Herzens. Ein Ort, in den ich mich auf den ersten Blick verliebt habe – und es war dunkel, als ich das erste Mal das Grundstück betrat. Ich durchschritt das Tor und wusste: Das hier, das ist etwas Besonderes. Leider gibt es diesen Ort nun nicht mehr, was mich buttertraurig macht, und hätte ich das gewusst, dann wäre ich noch einmal gekommen. Oder länger geblieben. Oh du magischer Platz auf dieser wunderschönen Erde. Ein Ort, an dem die Zeit still steht und an dem man nicht nach der Uhr lebt. Natur und nichts als Natur, mit Liebe zum Detail und fernab von Chichi.

Heimat ist für mich kein Ort,
Heimat ist für mich ein Gefühl!

Dieses Gefühl, hier, an diesem Ort, richtig zu sein. Verbundenheit zu fühlen. Zu spüren, wie das Herz vor Glück einmal aussetzt und dann in den Ruhemodus übergeht. Ich durfte das jetzt mehrmals erleben. Es mehrmals spüren. Dieses überwältigende Gefühl von „Zuhause“ zu sein Die Berge, die Toskana, Missouri oder Bali.

Viel habe ich darüber nachgedacht, was Zuhause für mich eigentlich ist. Was Heimat für mich bedeutet. Warum ich (beispielsweise) so ganz anders ticke als meine Freundin, die Zuhaue für sich ganz anders definiert als ich. Ich finde das spannend und es ist interessant.

Lange dachte ich, ich hätte keine Wurzeln – aber nein, die habe ich. Ich habe tiefe Wurzeln, gute Wurzeln. Welche, die mir Sicherheit geben. Das weiß ich heute. Und ich weiß, das Heimat für mich vieles sein kann. Dass Heimat für mich kein festgelegter Ort ist. Nicht der Ort, an dem ich aufgewachsen bin oder an dem meine Familie wohnt – beispielsweise. Für mich ist Heimat ein Gefühl. Ein Gefühl von „hier bin ich richtig, hier fühlt es sich gut an, hier bin ich sicher“. Vor allem aber ist Heimat für mich dort, wo meine eigene kleine Familie ist.

Ich bin örtlich flexibel und diese tief in mir sitzende Reiselust, ich nenne es bewusst nicht Fernweh, ist ein Teil von mir. Ich erzählte euch, dass ich immer weg wollte. Das empfinde ich heute nicht mehr so. Diesen Drang, das Getriebensein fühle ich nicht mehr. Ich reise gern und ich kann mir auch unheimlich gut vorstellen, woanders zu leben. Oh ja, sehr gut sogar. Aber dieses Gefühl von „ich muss…“, „ich muss weg…“, das ist nicht mehr. Ich bin glücklich in meiner Hannover-Base. Ich mag meine Stadt, denn es ist schön da, in Niedersachsens Hauptstadt. Die unterschätzte Stadt. Und das wiederum ist ein Grund, warum ich letztes Jahr die ganz große Möglichkeit verstreichen ließ und nicht nach Hamburg zog, obwohl wir ein Häuschen hatten und die Verträge bereits unterschrieben waren. Weil ich plötzlich klar sah und wusste, nein, ich bleibe, ich bin gut hier. Heimisch. Und es hat sich noch etwas geändert. Ich liebe diesen Moment, wenn ich zurück komme. Wenn ich die Tür öffne, diesen ganz besonderen Duft von „Zuhaue“ einatme und weiß, ich bin zurück. Endlich wieder Daheim. Wenn man eintritt, seine Schuhe auszieht, die Jacke ablegt und alles wie immer ist…