Schwanger im Ausland? Ja, in Mexiko!
Das Leben als Expat

 

Tanja lebt mit ihren Mann und nun zwei Kindern in Mexiko. Ihr kleiner Sohn hat erst letzte Woche das Licht der Welt erblickt, in Mexiko. Mit viel Witz und Charme erzählt Tanja aus ihrem Alltag als Expat im fernen Mexiko. Unheimlich spannend ist das und ich folge ihr so gern – denn ihre Storys sind unterhaltsam oder regen zum Nachdenken an. Und sie sind vor allem eines: Bunt und lebensfroh.

Zwei Deutsche mit ihren Kindern im bunten und lauten Mexiko. Aber lest selbst!

Tanja findet ihr auf Instagram HIER.

Meine Schwangerschaft in Puebla, Mexiko
Alles anders, alles neu!

Es ist 10 Uhr morgens an einem sonnigen Septembertag 2016 in Mexiko ca. 9.000 km von Zuhause entfernt. Mein Ehemann, meine Tochter und ich betreten die mexikanische Frauenarztpraxis. Den Termin habe ich nur einen Tag zuvor organisiert. Klar, als Privatpatient hat man viele Vorteile in Mexiko und der Eindruck könnte entstehen, dass alles sehr schnell geht. Denkt man!!!

Das Wartezimmer ist auch ein Flur, Empfangsbereich, Gewicht-Messzimmer und war komplett leer. Keine Patientenschlange, keine werdenden Muttis, die zum 10-ten Mal durch die gleiche Mama-Zeitschrift blättern. Ganz laut lief der Fernseher mit der mexikanischen Telenovela. Egal wo man ist, ob im Einkaufszentrum oder auf einem Kindergeburtstag es fällt sogar schwer sich zu unterhalten. Die Lautstärke beißt in den Ohren so sehr, dass man mit einem quadratischen Kopf nach Hause geht und sich immer wieder fragt, ob die Mexikaner evtl. schlechter hören können als die Europäer. Im Laufe der Zeit haben wir herausgefunden, dass alles hier extrem ist. Extrem laut, extrem bunt, extrem scharf, extrem groß und extrem unterschiedlich.

Zurück zum Wartezimmer – Beim Platznehmen haben mein Mann und ich uns freudestrahlend angeguckt: „Juhu nur einige wenige Minuten von dem super schönen Wochenendtag „verlieren“. Wir werden ja gleich drankommen. Nun vergingen einige Minuten, dann einige zehn Minuten und nun war bereits 1 Std. vergangen und auch 1:30 Std. – weit und breit waren kein Patient und kein Arzt zu sehen. Nach ca. 2 Std.  ist eine Frau aus dem Behandlungszimmer herausgekommen. Hätte sie ein Baby dabei gehabt – könnte man denken, dass sie gerade entbunden hat. Na ja – hauptsache wir können zum Arzt und dann endlich Mittagessen fahren.

Um ca. 13:30 Uhr dürfen wir endlich glücklich und zufrieden das Krankenhaus verlassen. Nun ist es offiziell und wir sind schwanger! Ah ja was haben wir eigentlich im Behandlungszimmer so lange gemacht!? Über Urlaub, Europa und unsere Studiengänge gesprochen. Bzw. die beiden Ärzte (Vater und Sohn) haben uns ausgefragt was, wie, warum und weshalb. In Mexiko heißt nämlich Service, sich Zeit für jeden Patienten zu nehmen, um viel zu viel zu plaudern. Vertrauen aufbauen heißt es hier!

Ab dem Tag ging es dann los. Untersuchungen bei einem, zweiten und dritten Arzt. In den ersten 13 Wochen wo es einem ohnehin so schlecht geht, wird man durch die Gegend geschickt als ob es keinen Morgen mehr gäbe und überall Wartezeiten und überall die langen Kennenlerngespräche. Hier tickt die Uhr ganz anders als in Deutschland. Alle haben Zeit und davon mehr als genug.

Wie oft saß ich im Bett und habe meinem Mann gesagt, dass ich meine Sachen packe und zum Austragen und Entbinden nach Deutschland fliege. Ich will Ruhe, meine Ruhe haben. Keine zehn Ärzte um mich herum, keine „was machen sie beruflich“ oder „was arbeitet ihr Mann“ Fragen. Ist ja alles super wichtig – ein Statussymbol hier.

Dazu kommt die Zika-Virus Sorge, welches im Moment sehr verbreitet in Nordamerika ist. Bitte nicht an Strand oder in den Jungel fahren, immer Mückenspray benutzen und abends meiden spazieren zu gehen – waren die Empfehlungen von meinem Arzt. Na das kann ja lustig werden dachte ich mir damals.

So ging es die nächsten Monate weiter. Ein Arzt, dann der Nächste. Eins muss ich sagen, wie froh ich war, dass alles gut verlief und es keine Komplikationen gab. Nun bin ich gespannt auf die bevorstehende Geburt. Erfahrung mit normalen Entbindungen haben sie hier nicht viel, 95% der Frauen der Mittel-und Oberschicht entbindet per Kaiserschnitt  – ich vertraue einfach meinem Mutterinstinkt und meinem Glück. Ah ja so ein toller Service wie eine Hebamme (zumindest nicht in Puebla) oder ein Geburtsvorbereitungskurs wird hier ausschließlich von Müttern und Großmüttern „angeboten“. Meine Mama ist nicht da, dann ist ja gut, dass ich bereits schon eine Tochter habe.

Das Schwierigste am Schwanger sein im Ausland sind zwei Sachen: 1. Es sind die Gelüste nach dem einheimischen Essen: Deutsche Salzgurken, eingelegtes Gemüse, Quarkprodukte und natürlich das traditionale Essen bei Muttern. Da muss man einfach kreativ sein und einfach nachbacken, nachkochen, selbst herstellen – was schon die halbe Schwangerschaft in Anspruch nimmt. 2. Die Sehnsucht nach der Familie und Freunden (was sich in der Schwangerschaft nochmal verstärkt hat – ihr wisst schon Hormone und so). Und natürlich die Unterstützung von der Familie – schließlich ist man ganz allein hier mit der Toxikose, mit dem großen Kind, mit der Hitze und mit der mexikanischen Kultur.

Ich kann nicht sagen, dass das Projekt „Kinder kriegen in Mexiko“ besonders schwierig ist. Es ist nur anders, ganz anders wie das komplette Land eigentlich auch, man muss sich nur darauf einlassen, viel Geduld mitbringen und positiv denken!!!

Kommentare

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare
  • Alexandra
    21 Mai 2017 Antworten

    Ich finde es wunderbar, über die verschiedenen Länder zu lesen 🙂

  • Claudia
    21 Mai 2017 Antworten

    Ich lebe auch in Mexiko und habe meine beiden Kinder hier bekommen. Ich finde dein Text klingt leider irgendwie negativ, dabei waren meine beiden Schwangerschaften hier sehr leicht und ohne viele Arztbesuche. Und ohne Kaiserschnitt;)

    • Janina
      21 Mai 2017 Antworten

      Liebe Claudia,

      ich persönlich hab ich ihn gar nicht negativ verstanden. Eher mit einer Prise Humor.
      Man liest so viel Witz aus den Instagram-Beiträgen von der lieben Tanja. Die kleinen Anekdoten aus dem Alltag. 🙂

      Magst du denn gern mal einen Beitrag zu deiner Schwangerschaft in Mexiko schreiben?
      Wenn ja, lass ihn mir sehr gern zukommen. 🙂
      Ich würde mich riesig freuen!

      Herzliche Grüße
      Janina

  • Janine
    26 Mai 2017 Antworten

    Sehr schöner Beitrag! Wie man Tanja auch kennt… Ich hatte ja die Freude, sie persönlich in Mexiko kennenzulernen und die Geburt auch mitzukriegen. Jeder erlebt es eben anders. Genauso wie jeder das Abenteuer Ausland für sich erlebt bzw. auch generell angeht. Ich kann da auch ein Lied von singen… – Und sicherlich ist das auch von Arzt zu Arzt verschieden. Mexiko ist eben anders und die Leute… noch anderser!?

    • Janina
      27 Mai 2017 Antworten

      Liebe Janine,

      ich finde es so spannend euch beiden zu folgen.
      Mexiko hatte ich nie so auf dem Schirm und als ich dann im letzten Jahr das erste Mal in Mexiko war, leider viel viel zu kurz, dafür aber mit ganz viel Kontakt zu den Einheimischen, wollte ich glatt nicht mehr weg und habe überlegt, eine vierwöchige Rundreise zu machen.. Bis ich in Mexico City am Flughafen saß und den positiven Schwangerschaftstest in der Hand hielt. Haha.

      Ganz liebe Grüße an Dich!
      Janina

      PS:
      Vielleicht magst du ja etwas über das Leben in Mexiko hier schreiben? Das würde mich riesig freuen!

  • Janine
    2 Jun. 2017 Antworten

    Liebe Fast-Namensvetterin!;-)
    Das ist ja ein Ding! Dann bekommst du quasi auch ein mexikanisches Baby!!:-D
    Alles Gute noch für die weitere „Reise“ bzw. den Endspurt!
    Ich habe ein paar Artikel über Schwangerschaft und Geburt bzw mexikanisches Alltägliches auf meinem Blögchen geschrieben. Wenn Du davon was veröffentlichen magst, würde mich das natürlich sehr freuen! Vielleicht schaust Du bei Gelegenheit mal rüber!
    Liebe Grüße von weit weg!
    Janine

  • JosiI
    10 Jun. 2017 Antworten

    Super schöner Bericht, liebe Tanja! Dein Sarkasmus klingt mir in den Ohren, kann mir die Situation in der Arztpraxis genau vorstellen. So bin ich vor einem Jahr auch in der mexikanischen Klinik gestanden – also in der staatlichen. Das war auch ein Erlebnis: ein Maßband, um die Schwangerschaftswoche zu bestimmen und ein (mit Urinflecken bespritztes?!) Weinglas zum Herzschlag hören… um hier zu entbinden haben mir dann sprichwörtlich „die Eier in der Hose gefehlt“ 😀 Eine schöne Zeit in Puebla wünsche ich euch noch!
    Ach, und spitze Blog (-; Hast du einen RSS-Button, Janina?

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