Schwangerschaftsvorsorge in Frankreich,
einmal alles anders!

Wie ist das eigentlich so, ein Kind in einem anderen Land zur Welt zu bringen? Wie funktioniert die Vor- oder gar die Nachsorge? Miriam von how I met my momlife hat ihr erstes Kind in Südfrankreich bekommen. Ich kann vorweg nehmen, die Schwangerschaftsvorsorge läuft dort ganz anders als bei uns. Weniger kontrolliert. Die Frauen scheinen eine Schwangerschaft auch entspannter zu handhaben. Aber lest selbst, welche Erfahrungen Miriam gemacht hat. Ihr findet sie HIER auf Instagram.

 

Schwanger in (Süd-) Frankreich

Als ich vor gut 3 Jahren nach Südfrankreich ausgewandert bin, wusste ich schon, dass ich hier auf jeden Fall mein erstes Kind bekommen würde. Angst hatte ich davor nicht, denn ich dachte mir: „Ich bleibe ja in Europa, so groß können die Unterschiede da ja nicht sein!“. Falsch gedacht. Die Unterschiede waren groß. So groß, dass ich mich teilweise so geärgert habe, dass ich vorzeitige Wehen bekam (das ist natürlich nicht bewiesen, aber wir Frauen brauchen ja immer einen Sündenbock, oder?)

 

Aber nun von vorne. Im Juni 2015 hielt ich meinen positiven Schwangerschaftstest in den Händen. Als ich mich auf meinen ersten Frauenarzttermin vorbereitete, fing ich an zu googeln (wie wohl alle Neu-Schwangeren). Ich wollte wissen, was beim ersten Arzttermin auf mich zukommen würde. Da ich Deutsche bin, recherchierte ich natürlich auch auf deutsch und macht mir folgende Notizen: Aufklärungsgespräch, wiegen, Blutdruck messen, Urinuntersuchung, Hb-Bestimmung, Blutentnahme um die Blutgruppe und den Rhesusfaktor zu bestimmen und weitere Tests – auf HIV und Röteln. Und die Aushändigung des Mutterpasses. Oh was freute ich mich auf den Mutterpass! Irgendwie ist man ja erst mit dem Mutterpass in der Hand „offiziell“ schwanger, oder?

Ganz aufgeregt saß ich dann ein paar Wochen später bei meiner Frauenärztin und war etwas verwirrt als sie mich mehr oder weniger gleich nach der Begrüßung auf den berühmten Stuhl bat. Es folgte ein vaginaler Ultraschall und die Erkenntnis, dass da tatsächlich „ein kleiner Punkt“ zu sehen sei. Jede Frau, die diesen „kleinen Punkt“ schon selbst auf dem Monitor gesehen hat, kennt dieses aufregende, fast magische Gefühl. Mein magischer Moment hielt ganze 30 Sekunden denn dann sagte die Ärztin:“Da schlägt aber noch kein Herz. Also lebt es quasi noch nicht. Erst wenn da ein Herzschlag zu sehen ist, sind sie wirklich schwanger. On va voir dans 3 semaines!“.  Daraufhin folgten keine weiteren Untersuchungen und ich konnte, mit der Bitte in 3 Wochen wieder zu kommen, nach Hause gehen. Erst beim Verlassen der Praxis realisierte ich, dass tatsächlich keine der von mir im Vorfeld notierten Untersuchungen durchgeführt worden war. Und einen Mutterpass hatte ich auch nicht bekommen. „Das wird sicher alles beim nächsten Mal gemacht wenn das Herzchen schlägt“, sagte ich mir und verbrachte die drei nachfolgenden Wochen überwiegend auf Google.

 

Beim zweiten Termin schlug dann endlich das kleine Herz auf dem Monitor und ich bekam zum ersten Mal auch ausgedruckte Ultraschallbilder. Nach der Untersuchung fragte ich meine Frauenärztin ob denn mein Gewicht, Blutdruck, Urin und Blutwerte nicht wichtig wären und ob ich denn einen Mutterpass bekommen würde. Sie schaute mich verwirrt an und meinte nur etwas von Labor und das sie nicht wüsste was ein Mutterpass sei – ich aber gerne mal bei der Krankenkasse nachfragen könne. Desweiteren redete sie irgendetwas von Screening, 11. Schwangerschaftswoche, Nackenfalte und Krankenhaus. Auf weitere Nachfragen ging sie nicht ein und schien überhaupt nicht zu verstehen, dass man sich als werdende (ausländische) Mutter ein umfassendes Beratungsgespräch vom Arzt wünscht. Als ich bei der Sekretärin dann einen Folgetermin vereinbaren wollte, bekam ich die Antwort, dass ich mich doch ans Krankenhaus wenden solle. Das verwirrte mich dann komplett und ich verließ die Arztpraxis mit Tränen.

Schwangerschaftsvorsorge in Frankreich,
wie läuft das ab?

Ich fand dann selbst heraus, dass in Frankreich (zumindest in meiner Region) sämtliche Blut- und Urinuntersuchungen in einem extra Labor durchgeführt werden und man die Ergebnisse dann einfach mit zum nächsten Frauenarztbesuch nimmt. Die Nackenfaltenmessung gehört in Frankreich zu einer Standarduntersuchung und wird, wie alle größeren Ultraschalluntersuchungen, von einem Spezialisten im Krankenhaus durchgeführt. Da ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, dass dies in Deutschland anders gehandhabt wird ließ ich sie natürlich auch durchführen. Dazu musste ich in das ortsansässige Krankenhaus. Der Screening Spezialist sprach während der Untersuchung nicht viel und das was er sagte verstand ich nicht. Er hatte einen starken Akzent, und da mein Französisch nach knapp 2 Jahren im Ausland weit entfernt von perfekt war, konnte ich ihn auch nach mehrmaligem Nachfragen einfach nicht verstehen. Man muss dazu sagen, dass sich Franzosen grundsätzlich weigern in einer anderen Sprache als ihrer eigenen zu sprechen. Da ich dies aber schon wusste machte ich keine großen Anstalten um eine englische Erklärung zu erhalten sondern verließ das Krankenhaus mal wieder ohne wirklich zu wissen ob denn nun alles in Ordnung sei.

 

Fünf Wochen später übergab mir meine Frauenärztin bei der nächsten Routineuntersuchung den Zettel mit dem Testergebnis der Nackenfaltenmessung. Auf einem weißen Blatt Papier stand 1:4000. Ich konnte mit dieser Zahl überhaupt nichts anfangen und auf meine Nachfrage hin meinte die Ärztin nur:“das passt schon!“. Dieses „das passt schon“ passte für mich allerdings nicht. Noch auf dem Nachhauseweg schaute ich mit Hilfe meines Handys ins Internet und versuchte herauszufinden ob mein Ergebnis nun gut oder schlecht war. Ich landete in einem Forum in dem eine Frau folgenden Satz schrieb:“Ich bin 35 und habe nun in meiner dritten Schwangerschaft ein Testergebnis von 1:4000. Als ich 25 war lag mein Wert bei 1:36.000″. Dieser Satz löste Panik in mir aus, denn ich war gerade mal 25 Jahre alt!  Ich war verunsichert und wütend. Verunsichert weil ich nicht glauben konnte, dass ich das gleiche Testergebnis wie eine 10 Jahre ältere Frau hatte und wütend, weil ich mich von meiner Frauenärztin und dem französischen Gesundheitssystem schlecht beraten fühlte. Als ich meinen Frust einer ebenfalls schwangeren Freundin aus Deutschland erzählte, empfahl sie mir doch einmal einen deutschen Frauenarzt zu kontaktieren. Dies tat ich daraufhin und hatte das wohl aufschlussreichste Telefonat und die beste Beratung meiner bisherigen Schwangerschaft. Folgende Sätze sind bis heute in meinem Kopf hängengeblieben:“Es ist wahrscheinlicher, dass sie morgen von einem Auto überfahren werden als das ihr Baby Downsyndrom hat“ und „die Franzosen sind locker was die Schwangerschaftsvorsorge angeht, versuchen Sie auch lockerer zu werden“.

 

Er hatte recht. Die Franzosen sind locker. Ich habe das Gefühl, die französischen Frauen sind einfach so „nebenher“ schwanger. Man hat drei große Ultraschalltermine zu denen man geht und ansonsten sieht man den Frauenarzt nur, wenn man Probleme hat. Die meisten französischen Frauen steigen auch 2-4 Monate nach der Geburt wieder Vollzeit ins Berufsleben ein. Das ist hier ganz normal. Man ist nebenbei schwanger, bekommt schnell sein Kind und sitzt 2 Monate nach der Geburt wieder hinterm Schreibtisch. Ist also auch irgendwie nur „nebenbei“ Mutter (was die Frauen aber alle recht entspannt macht. Sie haben schließlich keine Zeit sich in irgendetwas reinzusteigern). Als ich meine Schwangerschaft nach vier Monaten dann auf meiner Arbeit bekanntgab und dort meinen Kolleginnen erzählte, dass man in Deutschland mindestens alle vier Wochen zur Vorsorge geht und da in den meisten Fällen auch ein Ultraschall dabei ist, den man sich per „Flatrate“ kaufen kann, lachten sie herzlich. „Die Deutschen sind Kontrollfreaks“ meinte die eine und die andere warf ein: „Eine Ultraschall Flatrate? Sowas habe ich ja noch nie gehört!“. Die Reaktion meiner Kolleginnen überraschte mich. Ich wollte mich ausheulen und sie verstanden genauso wenig wie meine Frauenärztin um was es mir ging.

 

Erst nach und nach verstand ich, dass ich mein „typisch deutsches“ Verhalten ablegen musste. Doch bevor diese Erkenntnis kam meldete ich mich circa in der 21. SSW bei Instagram an. Der Austausch mit deutschen Bald-Mamas tat mir recht gut, dennoch merkte ich gerade dadurch wie groß die Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich sind. Nach jedem Besuch beim Frauenarzt verkündeten die deutschen Schwangeren die Schätzwerte ihres Kindes. Dann wurde verglichen und wenn das Ungeborene schon recht groß und dick war, waren die Frauen besonders stolz. Wenn ich einen Ultraschalltermin hatte, musste ich explizit nach den Schätzwerten meines Babys fragen. Jedes Mal wenn ich dies tat, sagte mir der Arzt, dass dies nur Schätzwerte seien und mich diese eigentlich auch nicht zu interessieren hätten. Die Messungen wären für die Ärzte wichtig, um zu sehen, ob alles zeitgerecht entwickelt wäre, aber für die Mutter sollte die Aussage reichen, dass alles okay ist.

 

Er ließ sie mich dann aber trotzdem wissen und ich gab diese fröhlich auf Instagram bekannt und machte auch fleißig beim  #dickbauchdienstag mit. Durch die Kommentare unter meinen Bildern wurde mir dann aber nach und nach eingeredet, dass meine Tochter viel zu zierlich sei und mein Bauch, ja mein Bauch, der wäre auch viel zu klein. Ob das denn normal wäre und was mein Arzt dazu sagen würde? Tja, da man in Frankreich aber nicht viel auf Schätzwerte gibt, konnte ich natürlich schlecht sagen,>Ö.Ä ,LK ob meine Werte denn nun gut oder schlecht waren. Und zu der Größe meines Bauches hatte hier auch noch niemand etwas gesagt. Eine Hebamme konnte ich ebenfalls nicht fragen, denn in Frankreich gibt es keine selbstständigen Hebammen die schon vor der Geburt Hausbesuche machen oder eventuelle Fragen beantworten. Also ärgerte ich mich wieder und hoffte, dass ich ab dem dritten Trimester besser untersucht und beraten werden würde.

 

Spätestens ab dem dritten Trimester werden hier nämlich alle Frauen vom Frauenarzt ans Krankenhaus überwiesen. Anders als in Deutschland kann man auch sämtliche Untersuchungen im Krankenhaus durchführen lassen. Es ist sogar eher selten der Fall, dass eine Frau die ersten beiden Trimester beim Frauenarzt ist und sich dann nur am Ende der Schwangerschaft im Krankenhaus betreuen lässt. Allerdings sind die Vorsorgeuntersuchungen am Ende der Schwangerschaft in Frankreich auch nur alle vier Wochen und nicht wie in Deutschland alle 14 Tage. Ein CTG wird ebenfalls nur gemacht wenn es Auffälligkeiten gibt. Und den letzten Ultraschall hat man circa in der 30. SSW. Die letzten Arztbesuche sehen in Frankreich lediglich so aus, dass man mit dem behandelnden Arzt über das aktuelle Befinden spricht, er den Muttermund und Bauch abtastet und voila: sogar das Gewicht notiert. Tatsächlich wurde mein Gewicht das erste Mal in der 30. SSW notiert. Einen Mutterpass bekam ich im Übrigen nie. Sowas gibt es in Frankreich nicht. Man bekommt alle wichtigen Unterlagen im DIN A 4 Format und kann sich einen eigenen „Schwangerschaftsordner“ anlegen.

Geburt in Frankreich,
80 Prozent der Frauen haben eine PDA

Als es auf die Geburt zuging bekam ich dann eine Kreißsaal-Führung und war geschockt. Dank der deutschen TV Sendung „Hallo Baby“ und den Erzählungen anderer hatte ich gewisse Vorstellungen davon wie ein Kreißsaal auszusehen hat: ein heller Raum mit pastellfarbenen Wänden und schönen Bildern, einem gemütlichen Bett, einer Badewanne in der Ecke und vielleicht sogar noch ein Festhalte-Seil an der Decke oder ein Pezziball zum Wehen veratmen. So sehen wohl die meisten Kreißsäle oder besser gesagt „Gebärzimmer“ in Deutschland aus. Man kann sich frei bewegen, verschiedene Geburtspositionen wählen und fühlt sich einigermaßen wohl und nicht wie auf einem Schlachttisch. So sah es nämlich bei mir aus. Ein blau gefließter Raum, in der Mitte ein Bett und drumherum lauter Kabel und Geräte. Kein Pezziball, keine Badewanne, kein Gebärhocker. Man muss dazu sagen, dass in Frankreich 80% aller Frauen schon im Vorfeld festlegen, dass sie eine PDA haben möchten (in Deutschland sind es nur 25%). Nur ganz selten wird keine PDA gelegt, und das ist dann auch eher der Fall, wenn es zeitlich einfach nicht mehr möglich ist. Etwas mittelalterlich ist auch die Art und Weise, wie die Frauen ihr Kind bekommen. In 90% der Fälle liegt die Frau auf dem Rücken, wenn die Presswehen einsetzen werden ihre Beine fixiert und eine Hebamme leitet mit Hilfe einer Krankenschwester die Geburt. Man hat auch die Option im Vorfeld einen Chefarzt zu „buchen“, dann bestünde auch die Möglichkeit seitlich liegend (falls der Arzt dies kann/möchte) zu gebären. Dies ist aber eine Privatleistung und wird von den wenigsten Krankenkassen bezahlt.

 

Dass diese Art zu entbinden eher rückständig ist, interessiert die meisten Leute nicht. Eine Geburt wird, wie eine Schwangerschaft auch, in Frankreich eher praktisch gehandhabt. Es wird einfach nicht so viel Tamtam darum gemacht. Natürlich gibt es auch Ärzte und Hebammen, die gerne anders arbeiten würden. Meine Nachsorge Hebamme zum Beispiel ist ganz begeistert von der Art und Weise wie mit Schwangeren und Neu-Mamas in Deutschland umgegangen wird. Allerdings ist sie auch der Meinung, dass in Deutschland eine Art „Übervorsorge“ herrscht. Deutschland ist nicht entspannt was das Schwangersein angeht. Alles muss kontrolliert und vorhergesehen werden. Das ist einerseits gut, da es den Schwangeren viel Sicherheit gibt, andererseits löst es oft auch unnötig viel Verunsicherung aus. Alles muss der „Norm“ entsprechen, in Tabellen passen und nach Vorgabe ablaufen. Man verliert das Vertrauen in den Körper der Frau, der seit Jahrtausenden gesunde Kinder gebärt. Das habe ich in Frankreich gelernt. Das Urvertrauen in den eigenen Körper. Warum 20 Ultraschallbilder machen, nur um zu sehen, wie das Baby eventuell aussehen könnte. Wieso verunsichern lassen, wenn man ein zu klein oder zu groß geschätztes Baby im Bauch trägt und wieso immer vergleichen? Das ist tatsächlich typisch deutsch!

 

Während meiner Schwangerschaft in Frankreich hat mich keine einzige Frau jemals nach den Schätzwerten meines Kindes gefragt, mein Bauch wurde freudig betrachtet ohne das ein Urteil darüber gefällt wurde ob er zu groß oder zu klein sei und auch das Drama um die perfekte Geburt- (svorbeitung) existiert hier nicht. Natürlich ist es nicht schlecht zu wissen, wie man eine Wehe veratmet. Aber macht man dies nicht automatisch „richtig“? Reicht es nicht, wenn einem die Hebamme im Kreißsaal nochmal Anleitung gibt? In Deutschland geht man in den Geburtsvorbereitungskurs, zur Akkupunktur, macht Dammmassagen und trinkt Literweise Himbeerblättertee. Und dann denkt man, dass man bestens vorbereitet ist und eine Traumgeburt erleben wird. Wenn dies dann nicht der Fall ist, ist man enttäuscht. Ich möchte die PDA Rate in Frankreich nicht gut reden, aber wenn man hier eine Schwangere trifft, die kurz vor der Entbindung steht, hört man meistens die Worte:“wird schon gut gehen!“. Ist das nicht die Einstellung, von der wir Deutschen uns eine Scheibe abschneiden könnten?

 

Zuletzt noch eine Sache, die in in Frankreich definitiv ganz anders ist und von der sich das deutsche Gesundheitssystem ruhig etwas abschauen könnte: die Rückbildung! Anstatt in einen Gruppen-Gymnastikkurs zu gehen, wo die Hälfte der Mütter entweder tratscht oder sich um das Baby kümmert, geht man hier zum Physiotherapeuten! Dann bekommt man eine Vaginalsonde eingeführt (ja, ihr hört richtig und ja, es wirkt erst einmal befremdlich) und spielt eine Art Computerspiel mit seiner Vagina. Dabei schaut man auf einen Monitor und steuert mit seinen Beckenbodenmuskeln eine Art Joystick mit dem man Punkte einsammeln kann. Wer viele Punkte sammelt hat (wieder) eine gute Beckenbodenmuskulatur.

 

Meine zweite Schwangerschaft werde ich auch wieder in Frankreich erleben und dann werde ich versuchen es mit der südfranzösischen Leichtigkeit zu tragen, wie die anderen Frauen hier. Denn vieles ist hier zwar anders, aber im Allgemeinen nicht unbedingt schlechter als in Deutschland. Dennoch möchte ich den deutschen Frauen sagen: Schätzt das was ihr habt und schimpft nicht so viel. Hört auf euch zu vergleichen und versucht mit etwas mehr Leichtigkeit durch diese wunderbaren 10 Monate zu gehen. Lasst euch nicht verrückt machen wenn euer Baby nicht immer in die „Tabelle“ passt, denn in anderen Ländern existieren diese Vorgaben garnicht und die Kinder kommen trotzdem zur Welt.

 

Nachtrag:

Mittlerweile bin ich mit dem zweiten Kind schwanger und erlebe diese Schwangerschaft ganz anders als die, über die ich in diesem Gastbeitrag berichtet habe. Ich gehe monatlich zu einem tollen Frauenarzt, bei dem ich mich gut aufgehoben fühle und tausche mich regelmäßig mit meiner Hebamme aus der ersten Schwangerschaft aus. Für die zweite Geburt durfte ich bereits den Wunsch äußern in einer anderen Position als der „klassischen“ zu entbinden und benötige dafür auch nicht die Anwesenheit eines Chefarztes. Alles in allem fühle ich mich rundum gut betreut, ziehe keinerlei Vergleiche mehr und bin viel entspannter. Mit meinem Gastbeitrag hier kann ich mich nur noch stellenweise identifizieren, da ich damals wohl einfach Pech mit der Frauenärztin hatte, das System nicht kannte und vieles negativ sah. Daher möchte abschließend noch einmal sagen, dass man nichts pauschalisieren sollte. Auch in Frankreich gibt es gute Ärzte, moderne Krankenhäuser, freiberufliche Hebammen oder gar Geburtshäuser. Natürlich ist dies von Region zu Region unterschiedlich – aber das ist es in Deutschland auch. Schwangerschaft und Geburt in Frankreich sind anders als in Deutschland – aber mit der richtigen (positiven) Einstellung und dem Absehen von Vergleichen ist dies auch hier ein einmalig schönes Erlebnis.
Liebe Grüße, Miriam

Kommentare

Dieser Beitrag hat 18 Kommentare
  • Chris
    17 Feb 2017 Antworten

    Schön geschrieben. Ich liebe solche Artikel, da ich selber gerade 40 wochen schwanger bin und in den Niederlanden lebe. Auch huer, nur 10km von der deutschen Grenze, ist alles ganz anders. Ich finde es gleichzeitig auch schön mich mit meinen schwangeren Freundinnen in Deutschland aber auch hier auszutauschen. Ich kann mir hierdurch ein bisschen das beste von allem raus suchen. Probiere vor allem das positive hier zu sehen wenn in Deutschland geklagt wird ? Auch wenn so eine Ultraschall Flatrate ganz gut wäre…Hier bezahle ich halt extra wenn ich mehr will. Und wer braucht schon einen Mutterpass…
    ?

  • Jessica
    17 Feb 2017 Antworten

    So hätte ich meine Schwangerschaft auch gerne gehabt.
    Mich hat das richtig wahnsinnig gemacht dieses ständige fragen wie groß das Baby ist und ob man noch in der Norm liegt. Dieses vergleichen. Auch beim Frauenarzt diese ständige Blutabnahme und dauernd wiegen. ?
    Das macht einen doch völlig verrückt!
    Ich mag die Franzosen dafür sehr das sie ihre Schwangerschaft mit so einer Leichtigkeit genießen können. ?
    Ich wäre gerne Schwanger in Frankreich und entbinden würde ich dann gerne in Deutschland. ?
    Bei meiner zweiten Schwangerschaft hab ich mir geschworen nichts mehr Preis zu geben, dieses ständige beurteilen von anderen ist nur Stress. Ich will mir auch keinen Stress mehr machen das mein Kind nicht in die Tabelle passt. Warum sollte es auch? Ist nicht jedes Kind individuell?

    Ich finde auch das die Deutschen sich ein wenig von der Leichtigkeit der Franzosen abgucken können und nicht nur wenn es um die Schwangerschaft geht sondern auch wenn es um die Erziehung der Kinder geht. Da kannste es hier in Deutschland ja auch keinen recht machen. Egal wie man es macht es ist falsch. ?

  • Anita
    17 Feb 2017 Antworten

    Wirklich gut geschrieben … ich bin tatsächlich sehr dankbar für das deutsche system und war auch regelmäßig beim Frauenarzt. Er hat mich aber nie verrückt gemacht, was ich echt gut fand .. und in beide Geburten konnte ich total entspannt rein gehen.. die erste war eine BEL Geburt und es war traumhaft .. die zweite kurz und schmerzvoll in der Wanne ?.. und weil ich mich nicht verrückt machen wollte , bin ich bei der ersten auch zu keinen Kursen gegangen und hab mich nicht mit anderen Schwangeren verglichen ?? Mein Bauch zB war auch immer recht klein, ich habe auch nicht viel zugenommen und bin dazu für eine Frau recht groß .. meine Schwägerin ist klein und zierlich und hatte jedesmal einen recht großen Bauch.. mir ist klar, bei jedem verteilt es sich halt anders ? Aber dafür fehlt leider immer noch vielen Leuten das Verständnis .. und weil wir beide groß sind werden wir auch Nie ein kleines Baby bekommen wahrscheinlich ? Der zweite kam bei 37+4 und hatte 4 Kilo und war 55 cm .. was da noch gekommen wäre wenn er bei 40+ gekommen wäre ? Gelassenheit in der Schwangerschaft ist sehr wichtig , dann bekommt man auch gelassene Babys denke ich ?

  • Lina A.
    17 Feb 2017 Antworten

    Ich finde diesen Beitrag großartig! Wundere mich aber zeitgleich, dass es ein solcher Beitrag auf diesen Blog geschafft hat, wo Janina es ja bereits als „Gewalt“ emfand, dass sie ihre Musik nicht hören durfte und die arme Hebamme es gewagt hat, einen Schichtwechsel durchzuführen.

    Schön also, mal diese ehrliche Seite zu lesen, anstatt künstlich aufgebautes Drama, weil es eben gerade ein aktuelles Thema ist.

    Viele Grüße nach Südfrankreich
    Lina

    • Janina
      17 Feb 2017 Antworten

      Ach Mensch, wenn das hier alles so ein, für dich, unerträgliches Drama ist, dann tu dir doch den Gefallen und investiere deine Zeit besser, im besten Fall auf anderen Plattformen. <3

  • Maria
    17 Feb 2017 Antworten

    So schön geschrieben. Hab bis heute keinen Gedanken daran verschwendet, dass es so „Nah“ anders zugehen könnte. Eigentlich ganz schön engstirnig von mir. Dieser Bericht ist wirklich toll.

  • Carla
    18 Feb 2017 Antworten

    Ich weiß, man darf nicht alles pauschalisieren. Aber so kommt es mir im Artikel etwas vor, obwohl das ja nur eine Schwangerschaft war. Ich lebe auch in Südfrankreich und ich musste beim Artikel die ganze Zeit mit dem Kopf wackeln und mich fragen wann du schwanger warst? Vielleicht ist es ja schon länger her denn heute ist es bei fast allen Themen die angesprochen wurden das komplette Gegenteil. Also bei mir! Wie gesagt, ich möchte nicht pauschalisieren. Ich muss jeden Monat zum Arzt und Hebamme, hatte mit der Hebamme ein Kennlerngespräch über 1,5 Stunden in dem sie alles, selbst meinen sozialen und familiären Hintergrund erfahren wollte, muss Pilates und Yoga machen mit der Hebamme, werde jedes Mal gewogen und mir wird obligatorisch jeden Monat mein Blut und Urin auf RAI und Toxo im Labor untersucht. Beim Diabetestest musste ich direkt den „großen“ 2 Stunden Test machen. Ultraschallbilder bekomme ich jedes Mal zwischen 6 und 15 Stück, 3D darunter. Es sind immer komplett alle Messwerte aufgeschrieben, sogar mit Diagrammen ob sie in der Norm liegen. Es wird komplett alles von der KA übernommen. Da dt Mittelwerte anders sind als die der Franzosen, liegen meine immer überm Durchschnitt und es wird mir jedes Mal gesagt mein Kind sei sehr kräftig. Auf mein Gewicht wird penibel geachtet und mit 6,5kg im 7. Monat soll ich doch bitte etwas mehr darauf achten, das dicke Ende komme ja noch und man darf nicht über 9kg zunehmen. Sei ungesund fürs Kind. Ich habe einen BMI von 24.
    Meine Mutter arbeitet in dt beim FA und wundert sich schon immer um das ganze Tamtam was hier veranstaltet wird, in dt sei alles viel entspannter.
    Wo ich dir absolut zustimme ist die Sache mit dem Mutterpass! Super nervig alles in A4 zu haben. Und dass ich nach 8 Wochen wieder arbeiten muss. Das geht gar nicht, anders bekomme ich aber eben kein Geld.
    Was auch anders ist, ist die Art den Gebtermin auszurechnen. Hier in fr sind es 41 Wochen, in dt 40 Wochen. Was meinen Termin entweder auf den 16.5.17. oder eben nach fr Rechnung auf den 27.5.17 schiebt. In dt gibt man den Termin an, ab wann man gebären kann ohne dass es als Frühchen gilt, in fr gibt man den letzt möglichen Termin an und leitet dann ein wenn man drüber kommt, damit nicht zu früh eingeleitet werden muss. Im Endeffekt kommt das Kind aber zwischen diesen beiden Terminen wann es denn Lust hat ?
    Wie gesagt, das sind meine Erfahrungen und ich will nicht sagen dass bei dir nicht so war wie beschrieben, nur kann man es eben nicht so verallgemeinern. Vllt hattest du Pech mit dem Arzt oder hast nicht direkt die passende Beratung gefunden wo du nach ner Hebamme zB suchen kannst etc. Würd mich wahnsinnig interessieren in welcher Stadt das ablief! Ich bin zB in Perpignan, also südlicher geht es nicht. Vllt kann man sich ja noch mehr austauschen. Ach und zum Thema Kreißsaal, ich seh bei meinem hier keinen Unterschied als zu denen in dt. Gymnastikball, Badewanne, Stützseil und co ist alles vorhanden. Ich könnte auch mit der Hebamme im Geburtshaus gebären. Das ist mir dann aber beim ersten Kind zu riskant.

    Ich hoffe ich habe niemandem vor den Kopf gestoßen, aber schade dass du so eine „unglückliche“ ssw erleben musstest. Vielleicht gehst du das nächste mal nicht ins KH sonder in eine Klinik, bin ich nun auch und vllt liegt daran der Unterschied.
    Vllt nimmst du ja Kontakt mit mir auf ? Würde mich riesig darüber freuen noch deutsche in Südfrankreich zu kennen!

    Liebst, Carla

    • Janina
      18 Feb 2017 Antworten

      Liebe Carla,

      danke dir für deine ausführlichen Erfahrungen. Wie spannend, dass es doch so starke Unterschiede gibt.
      Hast du vielleicht auch Lust, deine Erfahrungen hier für den Blog nieder zu schreiben?

      Herzliche Grüße an Dich
      Janina

    • Sarah
      18 Feb 2017 Antworten

      Da muss man sich ja fragen ob du anders versichert bist als Miriam (privat) und daher die Unterschiede kommen.??

      • Lisie
        13 Sep 2017 Antworten

        Hallo Sarah ,in Frankreich gibt es keinen Privatversicherung wie in Deutschland . Es gibt noch Zusatzversicherungen ,Mutuelle‘ Aber das spielt in diesem Fall keine Rolle.

    • Robin McHardy
      1 Mrz 2018 Antworten

      Hallo Carla,

      ich habe deinen Kommentar gelesen und der gefällt mir sehr gut.
      Ich lebe auch in Südfrankreich ( bei Saint Tropez) und werde im Juli mein Kind bekommen.
      Ich würde gerne Kontakt aufnehmen,
      um weitere Mamas aus Deutschland hier unten kennenlernen zu können.

      Liebe Grüße, Robin

  • Carla
    18 Feb 2017 Antworten

    Hallo Janina, das kann ich gern nochmal ausführlich machen! Wohin schick ich dir denn dann den Artikel? Wie spannend ?

    • Janina
      18 Feb 2017 Antworten

      Oh, ich freue mich gerade riesig. Wie toll!

      Einfach an meine Mail: info@oh-wunderbar

      Das ist ja wirklich schön. Ganz lieben Dank und ich bin unheimlich gespannt. 🙂

    • Caro
      2 Okt 2017 Antworten

      Hallo Carla,

      Gibst du hier Bescheid, wenn der Artikel fertig ist? Deine Erfahrungen würden mich auch total interessieren.
      Danke u Grüße aus der Bretagne

  • Susanne
    18 Feb 2017 Antworten

    Sehr interessant! Aber beinahe noch interessanter finde ich den Kommentar von Carla dazu. Bestätigt mal wieder, wie individuell Schwangerschafts- und Geburtserfahrungen doch sind. Es gibt eben nicht „die“ französische oder „die“ deutsche Betreuung/Geburt/Nachsorge. Frage drei deutsche Mütter, und Du wirst drei verschiedene Erfahrungen und Sichtweisen präsentiert bekommen. Wobei ich das gar nicht negativ meine; Miriam beschreibt ja ganz subjektiv IHR Erlebnis, ohne dabei den Anspruch zu erheben, es sei „DAS französische“.
    Man sieht aber wieder, dass man vorsichtig sein sollte mit jeglicher Form von Pauschalisierung. So wird ja immer gerne das Beispiel „Die Niederlande“ genannt als Vorbild für eine von Hebammen gesteuerte Schwangerschaftsbetreuung und Hausgeburt – ich kenne eine deutsche Schwangere, die in Maastricht lebt und die liebend gerne in einer Klinik entbinden würde, es aber nicht „darf“, weil sie keine Risikoschwangere ist und Klinikentbindungen einfach zu teuer sind. Sie sagt, dass die Stimmung diesbezüglich aber (sie findet, glücklicherweise) allmählich umschwenkt, weil im letzten Jahrzehnt die Sterblichkeitsrate von Schwangeren und Gebärenden in den Niederlanden deutlich angestiegen sind.
    Ergo: jeder Frau ihren individuellen Weg – aber wirklich nach „individuellen“ Kriterien, und nicht, weil „in Afrika“ oder „in Holland“ so und so entbunden wird, oder diese und jene mit dieser und jener Methode eine ganz tolle Erfahrung gemacht hat. 😉

  • NIJN
    18 Feb 2017 Antworten

    Hallo, spannender Artikel. Wie ist denn dann die Geburt verlaufen würde mich interessieren?

  • Tina
    10 Okt 2017 Antworten

    Ein super Bericht, ich kann fast alles so unterschreiben, habe 2010 das erste Mal in einem Krankenhaus bei Paris entbunden, und die zweite Geburt wird nun in Südfrankreich in einer Klinik stattfinden, mit etwas neuerer Ausstattung. Diesmal auch mit vorheriger Hebammenbetreuung. Dachte vorher auch, so etwas gibt es hier gar nicht, aber anscheinend liegt es wohl am Arzt selber, ob er eine Überweisung ausstellt bzw. den Besuch für sinnvoll erachtet. 😉 und ja, es ist schon recht entspannt hier, aber daran hab ich mich mittlerweile so gewöhnt und möchte das nicht missen. LG

  • Shalanda
    8 Apr 2018 Antworten

    Als Vater hast Du eine besondere Funktion im Leben Deines Kindes.
    Für Dein Kind bist Du der erste Mann, dem es begegnet, der Held, das Vorbild.

    Was Dein Kind sieht und spürt ist viel mehr, als
    Du selbst möglicherweise von Dir und Deinem eigenen System bewusst hast.
    Dein Kind sieht auch Deine unbewussten Emotionen, Deine ungeklärten Themen, Deine Blockaden und all das, was Dich ausmacht.

    Ab dem ersten Moment will Dein Kind, dass Du als Vater in Deiner gesamten Kraft und in Deinem gesamten Sein bist.
    Es tut alles, was es kann, um Dir dabei zu „helfen“.
    So kann es sein, dass es Deine ungelösten Themen, Blockaden, Emotionen, Gewohnheiten einfach
    in sich aufsaugt, damit Du davon befreit bist.

    Du vermutest sicherlich bereits, was damit passiert.
    Dadurch dass Dein Kind Deine Themen aufgesaugt hat, ist erst einmal nichts zum besten geschehen. Im Gegenteil.
    Nun kämpft das System Deines Kindes mit Themen, die
    möglicherweise viel zu groß sind.

    Das kann dazu führen, dass Dein Kind frühzeitig Krankheitssymptome zeigt,
    sehr unruhig ist, unbestimme Ängste entwickelt,
    sich vom außen abkapselt, aggressiv oder sonst wie auffällig ist.

    https://wirklichgut.com/vater-kind-coaching

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