Vertrauen und Achtsamkeit,
die selbstbestimmte Geburt!

Ich treibe im Wasser, die Wellen kommen, drängen nach vorn und weichen zurück – und sie tragen mich. Vollkommen entspannt und voller Vertrauen gebe ich mich dem Meer hin. Der Strand ist nahezu verwaist, ebenso das Meer. Nur sehr vereinzelt befinden sich ein paar wenige Menschen hier und da. Ich lasse mich treiben, denke nichts, fühle nur die Bewegungen der Wogen und die Kraft des Meeres. Ich fühle mich frei und grenzenlos und bin voller Vertrauen, in mich und jede einzelne Welle, in das Meer.

Jede einzelne Welle schiebt mich ein wenig voran, in Richtung Strand. Und auch wenn mich das Abebben einer jeden Welle wieder ein klitzekleines Stück zurückzieht, so ist der Fortschritt groß. Welle für Welle werde ich vorangetrieben. Ganz selbstverständlich. Ich bin so entspannt und frei, dass ich die Augen immer wieder schließe, um die Wogen und die Kraft, die Strömung noch tiefer zu fühlen. Ich bin frei von Ängsten, belastenden Gedanken, frei von allem – einfach nur da, einfach hier, einfach nur ich.

Plötzlich kommt der Gedanke an die anstehende Geburt auf und ich fühle einen tiefen Frieden. Mir wird klar, dass die Geburt wie das Treiben im Meer ist. Welle für Welle komme ich meinem Kind näher, Wehe für Wehe. Ich muss mich auch während der Geburt treiben lassen, frei sein, vertrauen und innehalten. Ich erinnere mich daran, wie ich die Wehen unter Annis Geburt als Wogen empfand. Wie ich von Welle zu Welle lebte, nicht weiter dachte, einfach intuitiv mein Becken kreiste und nach jeder einzelnen Wehe kurz entspannte und nichts fühlte, außer Ruhe, positive Erschöpfung und Vorfreude. Erst heute ist mir bewusst, welch wunderbare Geburt ich damals erlebt habe.

Während ich fernab des Strandes im Meer treibe, genieße ich diese Ruhe, das Rauschen des Meeres, den Wind, der meine Nase streift und mein Haar zerzaust, das Salzwasser auf meiner Haut und in meinen Haaren. Ein vollkommener Moment. Ich wünsche mir, dass er nicht endet, so perfekt ist er. Ich genieße es so sehr, dass ich jegliches Zeitgefühl verliere und mich einfach weiter treiben lassen. Vollkommenheit. Ich tanke Kraft, spüre diese Energie um mich herum. Die Energie der Natur. Der Wunsch, der Natur wieder näher sein zu wollen, ist stark präsent.

Wehen sind Wellen,
die Geburt wie das Meer!

Später kommen zwei junge Männer dazu, sie haben Spaß, lachen und unterhalten sich. Ich verkrampfe. So sehr ich mich auch anstrenge, diesen Zustand von Schwerelosigkeit und Freiheit beizubehalten, es gelingt mir nicht. Jedes Auflachen, jede ruckartige Bewegung stört mich in meiner Stimmung. Ich kann mich den Wellen plötzlich nicht mehr hingeben, es gelingt mir nicht. Die Leichtigkeit ist weg. Ich fühle mich gestört in meinem Zustand der absoluten Entspannung und Hingabe. Ich bin nicht mehr eins mit dem Meer und seinen Wellen. So sehr ich mich auch bemühe, ich arbeite gegen die Kraft des Meeres, gegen die Strömung und ich werde nicht mehr getragen. Plötzlich sehe ich die Geburt von Mimi vor meinen Augen, ich sehe Parallelen. Auch hier fühlte ich mich eingeschränkt und gestört, konnte mich nicht treiben lassen, nicht einfach nur sein. Ich schwimme zurück an den Strand und lege mich in den Sand. Ich genieße die starken Sonnenstrahlen auf meiner Haut, den Meereswind, der meine Haut kitzelt. Noch lange hallen viele meiner Gedanken nach. Irgendwann stehe ich auf, meine Zeit am Strand ist vorüber und doch nehme ich etwas mit: Vertrauen und Mut, Kraft und Zuversicht. Ein klarerer Blick, ich habe verstanden.

Meine kleine Auszeit im Wasser hat mir noch einmal aufgezeigt, dass ich es kann. Dass ich weiß, wie es geht. Dass ich nur ganz instinktiv vertrauen muss und für mich, für mich und mein ungeborenes Kind einstehen muss.

Vertrauen. Achtsamkeit.

Und es hat mir noch eines gezeigt, Wasser ist mein Element. Am und im Wasser fühle ich mich am wohlsten, Wasser gibt mir Kraft und stärkt mich. Schon immer habe ich die Nähe zum Wasser gesucht. Bin zum nachdenken an den See, habe Stunden an der Elbe oder an unserem Bach in unserem Wäldchen verbracht. Aktuell überlege ich, mir einen Geburtspool {oder ein schlichtes Planschbecken} zuzulegen. So hätte ich zu Hause die Möglichkeit, auch im Wasser zu entbinden. Sofern alles gut verläuft, keine Komplikationen auftreten und so Gott will.

Über meine Geburtserfahrungen und dem Wunsch nach einer selbstbestimmten Geburt habe ich HIER geschrieben. 

Kommentare

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare
  • Lisi
    16 Mrz 2017 Antworten

    Was für ein schöner Beitrag, den ich sehr gut nachfühlen kann, da ich auch häufig schon ähnlich empfunden habe. Nicht nur auf eine Geburt bezogen. Vertrauen in sich, Gott und die Welt, Hingabe, Loslassen… Alles muss fließen!

    Übrigens: als ich mit meinem Sohn schwanger war, habe ich insgeheim von einer Alleingeburt geträumt (ja, ganz allein). Es ist dann leider ein Kaiserschnitt geworden und alleine würde ich heute, glaub ich, auch nicht mehr sein wollen, jedoch bin ich der Meinung, viele Frauen misstrauen ihrer eigenen Kraft und der Ur-Weiblichkeit. Habt Vertrauen in euch selbst und die Natur! 🙂

  • julie
    16 Mrz 2017 Antworten

    …daher werden wehen ja auch wellen genannt 🙂
    liebe grüße!

  • Flo
    18 Mrz 2017 Antworten

    Ein Planschbecken ist zu nachgiebig.

  • Theodora
    30 Mrz 2017 Antworten

    Liebe Janina,
    Ich finde deinen Wunsch nach einer selbstbestimmten Geburt wunderbar, auch ich könnte mir nichts schöneres vorstellen. Allerdings würde ich es mir als Wunsch im herzen behalten und nicht wie ein fixer Plan darüber schreiben, denn eine Geburt bleibt eben ein unberechenbares Ereignis, bei dem es leicht sein kann dass sämtliche Pläne zugunsten der Gesundheit des Kindes (bspw. Notkaiserschnitt) zunichte sind. Ich wünsche dir, dass du die Geburt auch als etwas wunderbares sehen kannst, falls dein Wunsch nicht in Erfüllung gehen kann!

    • Janina
      30 Mrz 2017 Antworten

      Liebe Theodora,

      definitiv. Da bin ich ganz bei dir. Es ist auch nur mein Wunsch und mir ist von Beginn an klar, dass es eben nicht planbar ist. Aber sollte alles gut sein, komplikationslos – dann möchte ich es gern versuchen. Sollte auch nur irgendetwas auffällig sein, dann bin ich dankbar um die ärztliche Betreuung in der Klinik – zusammen mit meiner Hebamme.

      Ganz liebe Grüße an Dich
      Janina

  • Nicole
    4 Aug 2019 Antworten

    Einfach „wunderbar“ formuliert und so treffend zusammen gefasst. Vielen Dank!

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