Eine Schwangerschaft im Ausland,
immer ein Abenteuer!

Evelyn lebt da, wo andere Urlaub machen. Nämlich auf der wunderschönen spanischen Insel Mallorca. Und hier hat sie auch ihre erste Schwangerschaft verlebt und ihre Tochter zur Welt gebracht. Gibt es Unterschiede zur deutschen Schwangerschaftsvorsorge? Wie hat Evelyn die Geburt erlebt? Das lest ihr heute in ihrer Kolumne. Viel Spaß damit!

Ihr findet Evelyn HIER bei Instagram.

 

Schwanger auf Mallorca:
Ich habe gelernt, auf mein Bauchgefühl zu hören!

Zu leben wo andere Urlaub machen, mag sich zunächst wie ein Traum anhören und das ist es in gewisser weise auch. Doch es ist nicht alles so rosarot wie es auf den ersten Blick scheint und man muss mit einigen sehr großen Unterschieden zu seinem Heimatland klar kommen. Denn obwohl Mallorca sehr “verdeutscht” ist, kommt es doch immer darauf an in welchen Kreisen man sich bewegt. Ich habe mein Leben von Anfang an sehr an die Spanier angepasst. Und das tat mir auch ganz gut. Aber natürlich vermisse ich auch Einiges. Insbesondere wenn es um die Deutsche Sicherheit und Qualität geht: im Bildungssystem, auf dem Arbeitsmarkt, im Gesundheitssystem…

Arztpraxen wie man sie aus Deutschland kannte, gibt es hier nicht wirklich. Es sei denn, man geht zu einem privaten Arzt. Wenn man sich diesen, so wie ich mit meinem hart erarbeiteten Studenten Geld, nicht leisten kann, geht man zu dem Hausarzt, der einem zugewiesen wurde. Und verlässt den “Saal” meistens mit einem Rezept für Paracetamol. Nach meiner ersten Erfahrung wurden ganz schnell alle Routineuntersuchungen in Deutschland geplant und meine Deutschlandbesuche stellten sich dann jedes Mal zu einem Ärztemarathon heraus.

Irgendwann kam natürlich die Zeit, in der ich anfing mich mit dem Kinderwunsch zu beschäftigen. Ich muss zugeben, dass mich allein die Vorstellung daran in Spanien schwanger zu sein und ein Kind zu bekommen, verunsicherte. Frauenarztpraxen und den Frauenarzt deines Vertrauens gab es hier wie gesagt nicht. Untersuchungen während der Schwangerschaft nur sehr wenige. Und diese wurden wieder jedes Mal von einem anderen Facharzt im Krankenhaus durchgeführt, der dich wie eine Nummer behandelte, denn bis 14:00 Uhr musste er ja seine Liste abgearbeitet haben. Eine Hebamme für die Nachsorge kannte man hier gar nicht und sie wurde als purer Luxus angesehen. Ihr könnt euch vorstellen, dass meine Unsicherheit stieg.

Krankenversorgung und Schwangerschaftsvorsorge auf Mallorca,
alles einmal anders!

Irgendwann habe ich gesehen, dass es mit einer Privatversicherung auch anders laufen könnte. Nach meinem Studium bemühte ich mich also auch um eine Privatversicherung. Ich fand eine Gynäkologin meines Vertrauens. Ich konnte zum Geburtsvorbereitungskurs gehen, etc. Ich war happy und endlich bereit für das Abenteuer Schwanger in Spanien.

Nachdem ich dann im Juli 2015 mit meinem positive Schwangerschaftstest meine Frauenärztin um einen Besprechungstermin bat, wurde mir ein Termin für Ende August gegeben, da die erste Untersuchung erst in der 8. SSW erfolgt. Ok, das hat mich wieder irritiert. (Etwas übertrieben! Ich weiss. Und heute lese ich mein Gedanken und sehe selbst wie aufgeregt ich war. Aber dafür sind Ärzte doch auch da. Um uns zu beruhigen. Tja, in Spanien war dies vielen Ärzten noch ein Fremdwort). Nach unserem ersten Besuch waren sowohl ich, als auch mein Mann begeistert. Meine Ärztin war so liebevoll und einfühlsam. Sie ging auf meinen Mann ein und sprach mit uns wie mit einem glücklich verliebten Paar, dass voller Vorfreude auf ihr Baby ist. Etwas völlig normales für die meisten, doch hier in diesem Land nicht wirklich die Norm. Ich war einfach nur glücklich. Ungefähr alle vier Wochen hatte ich irgendwelche Untersuchungen und ich war froh, dass ich unser kleines Wunder so oft sehen konnte. Klingt also nicht mehr ganz so fremd, wie ich es von meinen deutschen Freundinnen kannte und es war eine super Lösung für uns.

Doch kurz darauf kam schon das nächste Problemchen. Die Geburt. Wollte ich in einer privaten Klinik mit meiner Frauenärztin an meiner Seite entbinden oder doch lieber in einem öffentlichen Krankenhaus. Da gibt es doch einige Unterschiede. In der Privatklinik wird die Geburt von dem leitenden Gynäkologen geleitet – in meinem Fall wurde die Ärztin sogar angerufen, da alles doch etwas schneller ging als geplant. Man bekommt ein eigenes Zimmer, alle sind freundlich, nett und einfühlsam. Doch das ist alles nur Nebensache. Viel wichtiger waren mir die “teuren Zusatzleistungen”, die ein Krankenhaus des Staates natürlich immer versucht zu vermeiden. Die beiden wichtigsten Punkte waren die PDA und der Kaiserschnitt.

PDA? Auf Mallorca selbstverständlich!

Hier in Spanien ist sowohl in den Privatkliniken, als auch den öffentlichen Krankenhäusern völlig normal der gebärende Mutter relativ früh eine PDA zu setzen. Eigentlich wollte ich diese vermeiden. Doch egal wo ich das äußerte wurde ich ausgelacht. Mit spöttischen Blicken von der Seite angesehen! Sogar in dem Geburtsvorbereitungskurs sprach die Hebamme von den typischen Frauen, meistens Deutsche (so ihre Worte voller Ironie), die von Anfang an klar und deutlich sagten sie möchten keine PDA und dann die Ersten waren die darum bettelten. Tja, was soll ich sagen. Ich war Mal wieder über diese Art und Weise über die Ausländer zu reden empört. Fand mich aber sehr schnell damit ab. Denn mittlerweile war ich es gewohnt. Somit ist mir ganz schnell die Lust vergangen diese Option mit jemandem zu besprechen, Geschweige denn, es in diesem Kurs zu erwähnen. Ja, ich sollte vielleicht mehr zu meiner Meinung stehen, doch es ist nicht immer so einfach, wenn man die Einzige mit einer anderen Ansicht ist und sich ständig wegen jeder Kleinigkeit, die man anders macht, rechtfertigen muss. #HalloLebenimAusland

PDA hin oder her. Das würde sich schon noch herausstellen. Was mich aber viel mehr beschäftigte war: Natürliche Geburt vs. Kaiserschnitt. Denn ich wollte auf keinen Fall einen schnellen, einfachen und vor allem lukrativen Kaiserschnitt. Versteht mich nicht falsch. Sollte dieser notwendig sein, dann sofort. Aber nicht, damit die Klinik nochmal extra daran verdienen kann. Und leider haben die meisten Privatkliniken hier diesen Ruf.

Da ich also während fast der gesamten Schwangerschaft nicht sicher war, wo ich letztendlich entbinden wollte, ließ ich mich sowohl von meiner Ärztin in der Privatklinik untersuchen, ging aber auch zu den 3 Untersuchungen, die von der Kasse vorgeschrieben waren, damit die Schwangerschaft gemeldet war und ich dann noch entscheiden konnte, ob ich nicht doch lieber im Krankenhaus entbinden wollte. Somit kann ich also meine Vorurteile, was den Umgang mit schwangeren Frauen in den öffentlichen Einrichtungen des spanischen Gesundheitssystems angeht, bestätigen. Natürlich gab es ein paar Ausnahmen, aber die Norm war ein gefühlvoller Umgang leider nicht.

Am Ende verlief dann doch alles anders als geplant – und ich versuchte nicht wirklich viel zu planen, da ich der Meinung war, das würde sich schon alles irgendwie ergeben. Ich entschied mich also relativ spät dafür mit meiner Frauenärztin in der Privatklinik zu entbinden. Sie war einfach so beruhigend auf mich, dass ich ihr komplett vertraute und mir nicht vorstellen konnte, dass sie einen unnötigen Kaiserschnitte machen würde.

Drei Tage vor dem ET hatte ich dann mein erstes CTG. Die Untersuchung danach veränderte alles, denn da hieß es plötzlich, die Kleine sollte raus und wann ich denn kommen wollte, um mit der Einleitung zu beginnen. Ich stand neben mir und wusste gar nicht, wovon meine Ärztin sprach. Sie versuchte mich zu beruhigen, indem sie mir versicherte, dass es dem Baby gut gehe, es allerdings nicht mehr gewachsen ist und man daher eine Einleitung empfehlen würde. Tja, und da waren sie wieder. Meine Zweifel. Ist das alles nur ein Trick der Privatklinik, um mehr Zusatzeinnahmen zu gewinnen? Ich war wieder verunsichert. Verstand einfach nicht, wieso sie “rausgeholt” werden sollte, wenn sie doch relativ klein war. Sollte sie dann nicht noch besser bei mir bleiben? Zwei Tage lang plagte mich diese Ungewissheit. Irgendwann übernahm mein Mann das Ruder und überzeugte mich davon, meiner Ärztin weiterhin zu vertrauen. Denn ich war kurz davor, doch noch in das öffentliche Krankenhaus zu fahren.

Plötzlich hieß es: Einleitung

Der Termin wurde für den 7. April 2016 festgelegt und wir sollten am Abend vorher im Krankenhaus “einchecken”. Ja, ihr habt richtig gelesen – es fühlte sich wie ein “Check in” im Hotel an. Denn es war fast wie in einem Hotelzimmer, oder noch schöner. Wir bekamen ein eigenes Zimmer, mit zwei Krankenbetten – eines für meinen Mann, einem Bad und einem kleinen Aufhalteraum für den Besuch. Oh ja, Besuch bekam ich sehr viel. Wochenbett und Ruhe während der ersten Wochen kannten die Spanier wohl auch nicht. 🙂

Die Geburt verlief trotz Einleitung sehr gut. Aber monatelang plagte mich der Gedanke, warum ich nicht auf mein Bauchgefühl gehört habe und mich gegen diese voreilige Einleitung entschieden habe. Ich weiss es bis heute nicht. Mittlerweile habe ich mich aber damit abgefunden. Ich bin jetzt einfach glücklich darüber, dass alles so reibungslos geklappt hat. Denn ich hatte eine Traumgeburt. Zwei Stunden nach der Einleitung, einer PDA und einer halben Stunde im KS, durfte ich das grösste und doch so kleine Wunder der Welt selber zu mir auf die Brust holen. Es war der schönste Moment meines Lebens. Und plötzlich war mir egal, ob mit Einleitung, mit PDA oder ohne etc. Ich war einfach nur überglücklich.

Manches hört sich vielleicht übertrieben an. Doch ich hatte meine klaren Vorstellungen. Manche kannte ich aus Erzählungen von Freunden und Familie aus Deutschland, Manches habe ich gelesen und manches war vielleicht auch einfach nur eine Traumvorstellung. Zunächst war mir die Art und Weise wie eine Schwangerschaft hier in Spanien gehandhabt wurde etwas komisch.

Heute weiss ich, dass die nächste Schwangerschaft lockerer wird. Ich werde mir keine Gedanken dazu machen, wo ich entbinden möchte, wie etc. sondern einfach auf mein Bauchgefühl hören. Ich werde mich nicht mehr so leicht verunsichern lassen, denn eines habe ich als Mutter gelernt – meinem Bauchgefühl zu vertrauen.

Auch du magst von deiner Geburt {ob im Ausland oder nicht} berichten?
Dann schreib mir gern eine E-Mail an info@oh-wunderbar.de

 

Kommentare

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
  • Wibke
    4 Jul 2017 Antworten

    Wow, sehr interessant und aufregend! Ich verreise ja gerne – auch mit kleinem Baby. Aber Geburt und Arztbesuche mache ich dann doch lieber in Deutschland. Da bin ich dann wohl doch zu ängstlich…
    LG Wibke

  • Anke
    2 Mai 2018 Antworten

    Danke für den Bericht, ich wohne in Barcelona und habe auch meine Geburt aufgeschrieben. Mir wurde auch angeboten es ohne PDA durchzustehen,da hat keiner gelacht. Naja es ist eben überall anders. Wer mag kann sich gerne mal meinen Berichtdurchlesen: http://barcelonakind.de/mein-geburtsbericht-barcelona

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