DIE ANGST,
DIE MICH UND MEIN LEBEN BESTIMMTE!

Und morgens stehst du auf, und legst deine Maske auf. Deine schützende Fassade. Strahlend. Natürlich strahlend, Lächelnd. Genau so, wie du es von dir erwartest. Weil man es von dir erwartet. Funktionieren. Du musst funktionieren. 

Ich kenne dieses Gefühl. Ich kenne es leider viel zu gut. In meinen dunkelsten Momenten habe ich mein strahlendstes Lächeln aufgesetzt. Bin aufgestanden, stand vor meinen Spiegel, die Angst im Nacken und habe mir mit meinem Make-up, das ich mir für den Tag auflegte, auch mein Lächeln aufgelegt. Keine Schwäche zeigen. Bloß keine Schwäche zeigen. Alles, nur nicht das. 

Damals kam die Angst schleichend. So schleichend, dass ich es viel zu spät bemerkte. Mir viel zu spät eingestand, dass ich beherrscht bin von der Angst. Erst flüsternd und leise, sachte fast, in meinem Ohr, und irgendwann schrie sie mich an, brüllte mich an. Erdrückte mich, ließ mich leiden. War mein Begleiter von morgens früh bis abends spät. 

Ich habe die Signale nicht erkannt. Habe sie dann ignoriert. Weil ich funktionieren wollte. Ich lächelte, während meine Hände schwitzig wurden. Ich lächelte, während erst meine Fingerspitzen zu kribbeln begannen und es mir dann die Luft zuschnürte. Bloß nichts anmerken lassen. Ich strengte mich an. War bemüht um meinen Alltag. 

Eigentlich fing alles mit so einem Gefühl an. Einem, das ich nicht deuten konnte. Herzrasen, feuchte Hände, ein Magen, der sich zusammenzog und ein Kloß in meinem Hals, der anschwoll. Irgendwann waren es die unsichtbaren Hände an meiner Kehle, die sie zuschnürten, bis ich kaum noch Luft bekam. Ich zog mich zurück. Denn Zuhause, in meinen eigenen vier Wänden, konnte ich sein, wie ich war: Verängstigt und vor allem auch traurig. Ich suchte Schutz, Zuhause. Und war dennoch nicht sicher. 

Als es an der Haustüre klingelte, erstarrte ich. Angst. Sie schrie in mir. Ich war wie gelähmt. Es klingelte nochmal. Wie angewurzelt stand ich da, bewegte mich nicht, atmete nicht, stand einfach nur da. Und so stellte ich die Klingel aus. Für immer. Mein Telefon sollte folgen. Ich zog den Stecker, damit das Telefon still blieb. Sie kam zwar schleichend, die Angst, aber sie kam gewaltig. Sie eroberte mich und hatte alle Macht über mich. 

Sie bestimmte mein Leben,
sie bestimmte mich. 

Viele viele Jahre später, sehr viele Jahre später, sitze ich im Auto auf dem Beifahrersitz. Mir geht es gut. Denke ich. Die Sonne scheint. Ich habe gerade sehr gut gegessen. Alles ist gut. Eigentlich. Bis ich die flüsternde Stimme höre, altbekannt, so fern und plötzlich doch wieder da.

Ich bekomme Panik. Meine Hände kribbeln, sie werden ganz schwitzig, ich atme tief ein, versuche Luft zu bekommen und habe Angst vor der Angst. Ich kenne dieses Gefühl. Ich erkenne es sofort. Auch wenn ich es so viele Jahre, weit über ein Jahrzehnt nicht mehr gefühlt habe, so weiß ich doch sofort, wer da anklopft.
Ich mache mich ganz klein in meinem Sitz, versuche mich zu verstecken. Atme schwer, kämpfe gegen diesen Dämonen, will ihm keine Macht mehr geben. Nicht jetzt, nicht morgen, niemals wieder.

„Geht es dir gut, Schatz?“. Ich schüttle den Kopf. Nein, denke ich, innerlich in Schockstarre. Gerade ist nichts gut. Ich werde kreidebleich. Alles dreht sich, immer schneller und schneller und ich quäle mich, die zwei Worte herauszubringen: „HALT AN!“.

So viele Jahre später und ich habe sie sofort erkannt. Sie hat angeklopft, sie hat versucht, sich anzupirschen, wollte die Tür wieder aufstoßen, die ich vor vielen Jahren geschlossen habe. Die Angst. Nur dieses Mal, dieses Mal bin ich vorbereitet. Gut vorbereitet. Dieses Mal kann sie mich nicht überraschen, dafür kennen wir uns zu gut. 

 

 

 

DANN BIST DU HALT DER ARSCH,
DANN IST DAS SO!

Über Meinungen und Angepasstheit

 

Heute ist das so: Jeder, der nicht die eigene Meinung teilt, ist dann ganz schnell der (ein) Arsch! 

Das war aber irgendwie nicht immer so. Früher kam noch gut miteinander aus, auch wenn man in einem oder vielen Bereichen völlig unterschiedlicher Meinung war. Was ja, wenn wir mal ganz ehrlich sind, auch einfach normal ist. Man konnte nicht nur gut miteinander auskommen, man konnte sogar trotzdem miteinander befreundet sein. Denn, man konnte (noch) andere Meinungen und Lebensweisen noch akzeptieren. Konnte sie annehmen, hinnehmen oder sich gar inspirieren lassen. Denn es ist doch so: Es gibt nicht nur DIE EINE Meinung, es gibt zu jedem erdenklichen Thema tausende Meinungen. Und das ist auch gar nicht so verkehrt. 

Heute, so scheint es, geht das nicht mehr. Jeder nimmt sich so wichtig, dass die eigene Meinung das Nonplusultra ist. Es ist nicht mehr ok, anderer Meinung zu sein. Es ist nicht mehr ok, Dinge anders zu machen. Es ist auch nicht mehr ok, sein Leben so zu leben, wie man es für richtig erachtet. Wehe, dann knallt es aber (fast) im Karton. Dann bist du ganz schnell. Hat sie gerade Arsch geschrieben? JA, hab ich, verdammte scheiße! 

Ich hab so ziemlich zu vielen Themen eine eigene Meinung. Ich mache Dinge auch nicht selten anders, als andere. Ich lebe mein Leben so, dass es sich für mich (und für meine Familie) gut anfühlt. Früher hab ich gekuscht. Früher dachte ich, ach komm, was sagen denn die Nachbarn dazu oder XY oder der Sack Reis, der in China umkippt. Ehrlich? Ist doch völlig egal, was der Sack Reis denkt oder gar sagt.

Meine beste Freundin und ich, sind das beste Beispiel dafür, dass es noch anders geht. Wir könnten nicht unterschiedlicher sein, wir könnten nicht unterschiedlichere Leben führen oder Meinungen haben, wirklich, wir sind in den meisten Dingen wie Feuer und Wasser, und dennoch sind wir seit über zehn Jahren die dicksten und loyalsten Freunde und gehen durch dick und dünn. Ich habe Kolleginnen, die packen Dinge anders an, die ticken anders, die haben andere Meinungen und dennoch kommt man klar. Klar, weil: Warum auch nicht. Aber die Mutti aus dem Spielkreis oder der Nachbar aus der elften Querstraße rechts von links oder Gertrude mit ihrem Fake-Account, schnall dich an, die finden, das, was du da machst (oder denkst oder sagst), das geht halt einfach gar nicht, das ist ja schon fast verwerflich (und eigentlich gehörst du fast gesteinigt dafür, du Arsch!). Weil die machen das ja ganz anders und damit natürlich auch viel BESSER (logisch!). Ich sach mal so: Keiner ist hier der Arsch, denn viele Menschen bedeuten viele Meinungen und das bedeutet Vielfalt. Und ob ich (in meinem Beispiel) trotzdem der Arsch bin? Peng, ich frag mal den Sack Reis in China, was er dazu sagt.

Aber mich juckt es jetzt wirklich nicht. Denn, es hat seinen Grund, warum ich eine Meinung zu gewissen Dingen habe und es hat einen Grund, warum ich mein Leben so lebe, wie ich es lebe. Das tue ich nämlich deshalb, weil es für mich so ein gutes Leben und eine gute Meinung ist. Wir wachsen im Leben (bestenfalls), wir entwickeln uns (kann man nur hoffen!) und das allerbeste ist es, lächelnd im Reisebus des Lebens zu sitzen und zu denken: Ja man, das fühlt sich verdammt richtig und verdammt gut an. Und irgendwann, wenn ich hoffentlich uralt bin, dann ist mein Gesicht gezeichnet von Lachfalten, weich und zufrieden, und ich blicke zurück und denke mir, ich hab immer das Beste rausgeholt! 

Früher hatte ich manchmal noch nicht den Mut dazu, mein Leben so zu führen, wie es gut anfühlt. Weil, meine Vorstellung von Leben eben meine ist und sich damit von der Vorstellung anderer Menschen auch abhebt. Ich war schon immer irgendwie ein Stück anders. Und lange dachte ich, dass Anderssein nicht gut ist. Dass ich das verstecken muss. Angepasst sein muss und das sogar MÖCHTE. Ich hab mich bemüht, angepasst zu sein. Ist das nicht verrückt? Wer möchte das denn? Also ich nicht. Das weiß ich zum Glück heute. Und das war auch der Schlüssel zu meinem Glück, endlich das Leben zu leben, nach dem ich mich sehnte. Das bedeutet für mich die ganz große Freiheit. Und dann bin ich halt für manch eine/n der Arsch. Ja, gern sogar, dann ist das so. 

Ich werde immer zu meiner Meinung stehen. Ich werde sie auch kommunizieren, wenn mir danach ist. Und ich find es sogar richtig schnieke, eine Meinung oder Einstellung zu einem Thema zu haben und sich da nicht anzupassen – aus der Bequemlichkeit oder Angst heraus. Auch werde ich immer mein Leben genau so leben, wie es für uns gut ist. Genau so, wie es mir Spaß macht. Denn wir alle haben nur dieses eine Leben und das sollte, wenn möglich, zum größten Teil Freude bereiten. Und wenn man doch mal ins Wanken gerät, erinnert man sich daran, was die Ärzte schon immer wussten: lass die Leute reden, sie haben nichts besseres zu tun. Ein Irgendwer, sei es der Sack Reis oder Gertrude aus dem Netz, die werden immer reden. Die werden immer etwas finden, was ihnen nicht gefällt. Und wenn sie nichts finden, denken sie sich halt kurzerhand was aus. „Stille Post“, das können schon die Kleinsten im Kindergarten.

Deshalb, an dieser Stelle, seid einfach gern der Arsch, bleibt bei eurer Meinung, steht dazu, steht zu euch und lass die Leute reden, in China fällt eh ein Sack Reis um.

 

Über Dankbarkeit,
und darüber, dass das Leben die besten Pläne macht!

Ich habe vertraut und wurde belohnt!

Er schaut immer wieder hoch, schaut mich an, strahlt und sein Blick ist so viel wacher als gestern noch. In seinen wunderschönen Augen kann ich mich verlieren. Jeden Tag aufs Neue. Ich sauge diese Nähe zwischen uns auf. Er streichelt über meinen Arm. Ich spüre seine zarte Haut auf meiner, diese Wärme. Seine kleinen Fingerchen, ich bewundere sie, staune, streichle sie zart. Er dreht den Kopf und stillt sich weiter. Ich gebe ihm einen Kuss auf seine Stirn und atme tief ein. Dieser Duft, dieser unverkennbare Babyduft – er ist Liebe pur. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass mein Herz in diesem Moment vor Liebe tanzt, ja, fast schon überschäumt vor Glück, bersten möchte.

Ich bin dankbar!
Ich bin so unfassbar dankbar. Dankbar für diesen kleinen Menschen, den ich nun in meinen Armen halte. Für dieses vierte Kind, welches doch irgendwie ganz schön überraschend zu uns gefunden hat. Denn, genau das war es, eine riesengroße Überraschung.

Als ich diesen zarten Strich auf dem Test entdeckte, war ich erst einmal ungläubig. Und als ich sicher wusste, dass da ein kleiner Mensch in mir wächst, war ich voller Angst. Ich war nicht darauf vorbereitet. Ich hatte Sorge, dieser Aufgabe, Mama von gleich vier Kindern zu sein, nicht gerecht zu werden. Ich hatte wirklich Angst. Ich hab mir wie wild den Kopf zerbrochen. Hab gehadert und mich gefragt: Wie kann das klappen, schaffen wir das?!

Dann wurde unser kleiner Sohn geboren. Groß war er, und kräftig. Er lag auf meiner Brust und ich hielt seinen Kopf. Mein Atmen ging schwer, ich war erschöpft von den Geburtschmerzen und von der Arbeit, die mein Körper da geleistet hatte. Meine Hand liegt auf seinem Kopf. Schützend. Streichelt ihn. Er liegt auf und direkt an meinem Herzen. Ganz eng an eng, aneinander gekuschelt, kommen wir an. Er auf dieser Welt, die so neu für ihn ist und ich, als eine frisch gebackene Mama. Wir haben alle Zeit und ganz viel Ruhe. Die ersten Stunden vergehen wie im Flug, alles fühlt sich an wie im Rausch. Mein Baby ist da. Das Baby, das uns so überrascht hat. Unser viertes Kind. Ich bin überglücklich und vor allem bin ich eines: dankbar!

Dieses Dankbarkeitsgefühl überkommt mich immer wieder mit aller Wucht. An nahezu jedem einzelnen Tag, seitdem unser Piet bei uns ist. Alle Ängste waren sofort wie weg geblasen, all die Sorgen, die ich hatte, verschwunden. Stattdessen hat es sich angefühlt, als wäre es nie anders gewesen. Als hätte genau dieser kleine Mensch noch gefehlt. Anders als zuvor hat sich unser ganz eigenes Familiengefüge nicht neu ordnen müssen. Es war alles gleich so „eingespielt“, wir sind hier ein gutes Team. Und unser Piet mit seinem völlig entspannten Wesen und der Sonne im Herzen, bringt hier eine extra Portion Liebe und Glück in unser Heim. Das Leben macht eben doch seine ganz eigenen Pläne. Ich habe vertraut und wurde belohnt.

 

 

 

 

Eine Ode ans Kämpfen

Es lohnt sich zu kämpfen. Für sich selbst.
Für ein glückliches Leben.

Es gab eine Zeit, da hatte ich mein Lachen verloren.
Es gab eine Zeit, da war mein Leben nicht so wie heute.
Ich war unsicher. So unglaublich unsicher, dass ich mir nichts zutraute.
Mein Kopf dachte gegen die Wand. Und jeder Tag kostete mich Kraft.
Ich war nicht {mehr} dankbar. Nein, ganz und gar nicht.
Ich war enttäuscht.
Und vor allem war ich wütend.

Wütend auf die Welt.
Wütend auf andere Menschen.
Aber ganz eigentlich, ganz tief in mir drin, war ich nur eines: Wütend auf MICH selbst.

Mein Leben lief nicht rund, und nichts wollte mir gelingen.
Meine Beziehung war von tiefer Enttäuschung geprägt.
Ich hatte kaum Geld. Auch beruflich befand ich mich in der Sackgasse.
Alles, einfach alles war eine Katastrophe – dachte ich. 

So saß ich da, einfach so richtig stinkesauer – auf das Leben.
Hockte frustriert in meinem kleinen Zimmerchen, das sich für mich anfühlte wie eine Zelle.
Eingeengt. Mein ganzes Leben fühlte sich so an.
Gefangen in meinem Leben.

Nicht im Reinen mit mir selbst. Wütend auf mich selbst. Enttäuscht. Verängstigt.
Ich tobte innerlich. Weinte. Tobte noch lauter. Ruhte mich darauf aus.
Und eines Tages sah ich klar. Ich begriff. Es machte Klick.

Es liegt in meiner Hand, nur in meiner Hand. Ich bin der Schlüssel. Ich habe die Macht.
Mein Leben ist eine Spirale und nur ich weiß, wohin ich möchte. Nur ich kann es steuern.
Hoch, in ein gutes, zufriedenes Leben, oder runter, aufgeben.
Ein Leben führen voller Wut im Bauch, nichts von dem ausgeschöpft, was möglich sein könnte. Game Over. 

Ich entschied mich.
Für den Weg raus.
Für den Weg nach oben.
Ich packte an.
Von jetzt auf gleich.

So stand ich auf, krempelte die Ärmel hoch und machte mich an die Baustelle namens Leben.
Wild entschlossen.
Ich wusste, es würde nicht leicht werden.
Ich wusste, dass ich als allererstes bei mir anfangen müsste. Und das tat ich. 

Das tat weh. Wie es so oft weh tut, wenn man sich erst einmal aufmacht.
Der Weg war steinig.
Der Weg war ein harter. 


Und bald schon, bald schon war da Licht. Und Kraft. Selbstvertrauen.
Dann war da Biss und Ausdauer, und irgendwann war da ganz viel Stolz.
Nämlich dann, als ich auf mein Leben blickte und die Schönheit sah.
Sah, wie ich das erschaffen habe, wovon ich so lange geträumt habe.
Durch viel Arbeit an mir selbst, durch Fleiß und vor allem dem Glauben an mich selbst.
Es stellte sich ein… Dankbarkeit. Und ein Gefühl von Glück. 

Ich habe es in der Hand. Nur ich. 

Kämpfen lohnt sich immer.

 

 

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WAS ICH DIESES JAHR MÖCHTE!

Wünsche, Ziele und Gedanken

Wisst ihr, ich hab es nicht so mit Vorsätzen. Und eigentlich ist es sogar so, dass ich mir nie wirklich etwas vornehme. Vielmehr blicke ich am Ende eines Jahres zurück und schaue noch einmal genauer hin: Was war los, was war gut, was war nicht gut, was kann man vielleicht besser machen?!
Das mache ich immer, jedes Jahr und tut mir gut. Das letzte Jahr aber hat sich als schön, aber auch schön zehrend gezeigt. Ich hab eigentlich nichts von dem „geschafft“, was ich mir so vorgenommen hatte. Und das find ich schade, sehr schade. Aber nicht nur, dass ich es schade finde, es wurmt mich natürlich auch ein wenig. Und so mache ich dieses Mal etwas, was ich sonst nicht tue. Ich schreibe mir meine Wünsche für das neue Jahr 2020 einfach mal auf. Denn ich glaube, wenn man etwas bewusst visualisiert, dann hilft das in der Umsetzung.

Was erwarte ich von mir in diesem Jahr? Einiges!
Ich möchte gern meine Projekte umsetzen. Es verging im letzten Jahr selten ein Tag, an dem mich nicht das schlechte Gewissen geplagt hat, weil ich da einfach nicht voran komme. Mir fehlte es aber oft einfach an Zeit oder Energie. Allem voran hab ich immer wieder bemerkt, wie ich mich selbst durch digitale Zerstreuung gebremst habe. Hier ein wenig Content produziere, hier ein wenig mitnehmen, einen Text für einen neuen Instagram-Post schreiben, auf Nachrichten antworten, auf Kommentare antworten. Boom, schon war der Kopf müde und alles an Worten für den Tag verpulvert. Das möchte ich so nicht mehr. Das bedeutet für mich, ich möchte in diesem Jahr ein wenig gezielter ansetzen. Weniger digitale Zerstreuung, dafür gebündelte Power für ein Herzens-Projekt (oder was auch immer). Außerdem möchte ich mich wieder an feste Arbeitszeiten halten. Henry und ich sagen gerade noch einmal zusammen, haben das letzte Jahr Revue laufen lassen und dabei festgestellt, dass die Zeiten zwischen Arbeit und Freizeit viel zu oft verschwimmen. Klar. Selbständigkeit, selbst und ständig eben. Aber, und das ist etwas, was sich für mich unbedingt ändern soll, ich möchte das nicht mehr. Ich möchte da klar(er) trennen. Das ist mir wichtig. Für mich, vor allem aber für uns. Plus: Ich war sehr lange mal sehr strikt mit meiner Instagram-Onlinezeit (45 – 60 Minuten am Tag). Damit komme ich längst nicht mehr hin. Und mit Erschrecken stelle ich immer wieder fest, wie viel Zeit diese App frisst und wie leicht man sich hinreißen lässt. Auch da möchte ich nochmal genauer hinschauen.

Ich erzählte schon von Projekten, die ich im letzten Jahr einfach nicht umgesetzt bekommen hab. Manche dieser Projekte hab ich sogar schon aus dem Jahr davor mit rüber geschoben. Sprich, seit zwei Jahren warten sie darauf, dass ich sie in die Hand nehme. Aber Pustekuchen, ist nicht passiert. Ein blödes Gefühl ist das. Und deshalb werd ich diese im neuen Jahr, sprich ab sofort, beruflich als oberste Priorität behandeln. Da steckt einfach so viel Herz hinter und es wäre viel zu schade, da nicht endlich in die Hände zu spucken und loszulegen. Eine Idee für ein eigenes Buch schlummert schon ganze drei Jahre in mir – und nichts ist passiert. Im Sommer 2019 hätte ich mein erstes eigenes Kinderbuch rausbringen sollen. Auch das ist nicht passiert. Ja, schade. Und ärgerlich irgendwie.  Aber dieses Jahr denke ich mir, da wird nichts mehr aufgeschoben. Ich möchte meine Energie bündeln für gute Dinge. Für bleibende Dinge. Drückt mir also gern die Daumen!

Ein weiterer Punkt, der mir wichtig ist: Ich möchte mein Geld so viel bedachter ausgeben. Ich bin schon so viel besser geworden in den letzten Jahren. Aber noch immer ist da so viel Luft nach oben und ganz oft ertappe ich mich dabei, wie ich dann doch wieder etwas gekauft hab, was ich jetzt nicht wirklich unbedingt brauche. Das wurmt mich dann jedes Mal sehr. Also: Auch hier will ich nochmal hinschauen. Irgendwie lief das mal echt ganz gut und ich habs wieder schleifen lassen. Gleichzeitig möchte ich gern noch mehr sparen und zur Seite legen.

Seit zwei Jahren überlegen Henry und ich, eine große Reise zu machen. Eine, die etwas länger dauert. Vielleicht sogar für ein paar Monate. Ursprünglich war sogar mal angedacht, dass wir uns für sechs Monate irgendwo niederlassen und uns so einen ganz großen Wunsch erfüllen. Henry war vor mir ja wirklich sehr viel auf Reisen. Hat wahnsinnige tolle Sachen gesehen und erlebt. So gern würde ich das mit ihm gemeinsam auch (er)leben.
Wer weiß, vielleicht können wir an diesem Wunsch in diesem Jahr ein wenig arbeiten. Das wäre schön und ich hab Hoffnung.

Ein ganz großes Thema wird für mich in diesem Jahr sein: Berufliche Veränderung. Ich möchte sehr gern für mich erarbeiten, wohin, sprich in welche Richtung, es gehen soll. Ich erzählte euch ja bereits im Jahresrückblick, dass mich dieser Gedanke schon etwas länger sehr intensiv begleitet. Ich hab viel mit meiner Freundin darüber gesprochen und wer weiß, vielleicht bekomme ich da ja in diesem Jahr mehr Klarheit.

Was ich mir von diesem Jahr erwarte,
was ich unbedingt gern erreichen möchte, das hab ich euch hier mal zusammengefasst:

 

Was ich dieses Jahr möchte:

  • mein Kinderbuch schreiben
  • mein Buch schreiben
  • 10% mehr verdienen als im Vorjahr
  • sparen, mein Geld bedachter ausgeben
  • reisen, gern eine längere Reise, sehr gern eine ganz lange Reise
  • mehr machen, weniger denken
  • im Monat mindestens ein Buch lesen
  • einen Podcast aufnehmen
  • ich bleiben, mich nicht verlieren
  • geduldiger sein
  • 10 kg abnehmen
  • jede Woche zwei Blogbeiträge, gern aber drei
    – und damit: wieder viel mehr Fokus auf mein 5. Baby, meinen Blog
  • weniger digitale Zerstreuung, mehr Energie und Kreativität für meine eigenen Projekte
  • mehr tanzen, jeden Tag mindestens 15 Minuten (weil es mich glücklich macht)
  • mein Herzensprojekt von SOS-Kinderdorf in Lippe ordentlich unterstützen und hoffentlich viele Spenden dafür zusammenbekommen
  • keine Lebensmittel mehr wegwerfen
  • mehr Familienzeit, feste Arbeitszeiten (und Feierabend)
  • effektiver Arbeiten
  • für jede neue Sache, eine Sache aussortieren
  • berufliche Veränderung, mir klarer werden in welche Richtung und dort dann anpacken und umsetzen

 

Ich bin so gespannt, wie am Ende des Jahres mein Fazit ausfallen wird!

Und jetzt: Auf das neue Jahr, auf viele aufregende Momente, auf hoffentlich viel Kreativität!

 

 

 

2019
MEIN GANZ PERSÖNLICHER JAHRESRÜCKBLICK

Schon wieder ist ein Jahr fast vorüber. Wir befinden uns auf den letzten Metern und wie immer zu dieser Jahreszeit, stellt sich bei mir eine gewisse Ruhe ein. Ich halte inne. Ich denke nach. Denke darüber nach, was so passiert ist in den letzten Monaten. Was ich erlebt habe. Was gut war, was nicht gut war, was ich für mich mitnehme.

2019. Das war ein verrücktes Jahr. Ein Jahr, das so schnell an mir vorbei raste, wie kaum ein anderes. In den letzten Monaten habe ich nicht nur einmal gedacht, dass mir das alles zu schnell geht. Und dieser Jahresrückblick, der ist mir wichtig, denn so halte ich noch einmal ganz bewusst meine Gedanken fest. Ja, dieser Jahresrückblick ist schon fast eine Tradition, hier auf „Oh Wunderbar“. Denn ich schreibe ihn schon seit vielen vielen Jahren und jedes Jahr, wenn sich das Jahr dem Ende neigt, lese ich meine Beiträge aus dieser Reihe noch einmal durch. Was nicht alles passiert ist. So viele Gedanken. Und so viele Gefühle. Und damit ist dieser Rückblick tatsächlich ein Beitrag, den ich hauptsächlich für mich auf digitales Papier bringe.

Wie jedes Jahr stelle ich fest: Das Leben entwickelt sich. Ich entwickle mich. Und das ist gut so. Manchmal tut das aber auch weh. In diesem Jahr hat sich vieles verändert. Manches bewusst, gewollt, vieles unerwartet. Das Leben zeigte sich in diesem Jahr als waschechte Überraschungstüte. Es öffneten sich Türen und schlossen sich auch welche. Ich erlebte Höhepunkte und einige Tiefpunkte. Ich lachte viel, ich weinte, ich war dankbar und manchmal voller Verunsicherung, Angst und Trauer. Auch das Gefühl von Enttäuschung war immer mal wieder mein Begleiter. Ich bin diesen Weg durch das Jahr 2019 mit Menschen gegangen, die ich nicht missen mag. Mit denen ich schon lange Hand in Hand gehe. Aber es gab auch Menschen, von denen ich mich getrennt habe. Wo ich losgelassen habe. Es gab Freundschaften, die sich intensiviert haben, und dann gab es noch zweite Chancen. In diesem Jahr gab es von allem viel. Sowohl von Licht und Sonne als auch von Schatten.

Alles in allem war 2019 ein Jahr, das mich weiter ge- und bestärkt hat meinen Weg zu gehen. Es war ein gutes Jahr. Ein lehrreiches Jahr. Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr kann ich mir eigentlich mitnehmen.

 

 

 

WELCHE THEMEN DEFINIEREN MEIN JAHR 2019?

Viele verschiedene Themen definieren mein Jahr 2019. Allem voran aber sind es wohl vier Kernthemen.

Wir sind „plötzlich“ einer mehr. Noch reicher beschenkt als eh schon. Mit einem kleinen Sohn, der zwar unerwartet zu uns kam, aber sehr wohl bestellt wurde. Denn seit der Geburt ist da ein ganz neues Gefühl dazu gekommen, ein Gefühl von Ruhe und „angekommen sein“. Das ist es wohl, wenn andere Mamas davon erzählen, dass sie jetzt komplett wären. Ja. So fühlt es sich an. Meine kleine bunte, laute Bande. Heute vor einem Jahr war für mich der Gedanke an ein weiteres Kind irgendwie weit weg. Ich war glücklich mit unserem Fünfer-Gespann. Und irgendwie saß mein Trauma auch noch viel zu tief, so tief, dass ich gar keinen Gedanken an Zuwachs zugelassen hätte. Ich erzählte euch HIER davon – einer meiner reinsten Beiträge, der mich von meiner verletzlichsten Seite zeigt. Aber Worte, die mir so wichtig waren. Die mir halfen, loszulassen. Ich arbeite noch immer daran, dieser Angst anders, sicherer begegnen zu können. Und immer wieder mal merke ich im Alltag, dass diese Arbeit auch nötig und wichtig ist. Denn diese Ängste kochen immer mal wieder hoch. Immer seltener, aber sie sind da.

Ein weiteres Thema, das sich zieht: Das Schreiben.
Das Schreiben war immer meine Leidenschaft. Mein Ventil. Die Schreiberei war das, was mich glücklich gemacht hat. Ich konnte mich mit Hilfe von Wörtern ausleben. Konnte mit ihnen meine Gefühle ausdrücken. Nach der Geburt von meinem dritten Kind ist etwas in mir zerbrochen und ich fand lange nicht mehr die Worte, die ich gern gefunden hätte. Obwohl doch. Manchmal kamen sie plötzlich aus mir herausgesprudelt und dann flossen sie nur so durch meine Finger. Doch dann waren es Texte, die ich so gar nicht teilen mochte. Weil sie direkt aus den Tiefen meines Herzens kamen. Viel zu empfindlich für die Augen und Ohren Fremder, die vielleicht nicht die Feinfühligkeit besitzen, mit ihnen umzugehen. Ich habe also  auch in diesem Jahr nicht so richtig zurück gefunden in meine Schreiberei. Oder doch, schon, ein wenig. Nur sind es oft die Texte, die ich dann doch nie teile. Wie es zukünftig sein wird, das wird wohl die Zeit zeigen. Das neue Jahr.

Eines meiner größten Themen dieses Jahr ist das Loslassen. Ich habe schmerzlich lernen müssen, dass man einen Menschen nicht halten kann, wenn er es nicht zulässt und vielleicht sogar immer wieder abblockt. Es reicht nicht, 200% zu geben – wenn mein Gegenüber diese nicht sieht, nicht annehmen kann und vor allem nur 20% zurückgibt. Man kann nichts erzwingen. Man kann Interesse nicht erzwingen. Mann sollte es auch nicht. Doch manchmal, manchmal will man eben mehr geben. Will zeigen, dass man da ist, dass man an jemanden denkt. Will vielleicht auch einfach den doppelten Einsatz zeigen, um das fehlende Engagement vom Gegenüber auszugleichen – in der Hoffnung auf… Ja, auf was eigentlich?! Letztendlich ist es doch so: Man kann es nicht erzwingen. Es tut vielleicht weh, ach was rede ich, natürlich tut es weh!, wenn man begreift, dass da einfach nicht die gleichen Gefühle, das gleiche Interesse gehegt wird, wie man es selbst hegt. Noch mehr schmerzt es, wenn man es anspricht, wenn man (wie erwachsene Menschen es tun) einfach offen spricht, und als Reaktion nichts bekommt – außer Stille im Walde und Ignoranz. Dann heißt es: Schmerz zulassen, in sich gehen und eine Entscheidung fällen. Das habe ich in diesem Jahr einmal mehr getan. Ich wurde verletzt. Ich wurde sogar sehr verletzt. Immer mal wieder im Kleinen und dieses Jahr dann ist etwas passiert, das unentschuldbar ist. Etwas, das weh tut. Das mich zwang, nochmal genauer hinzusehen. Das hat (und tut noch immer) unheimlich weh. Aber, ich möchte so nicht mehr behandelt werden.

Bereits in den letzten Jahren wurde ich dahingehend immer klarer. Hab geschaut, welche Menschen mir gut tun und was ich mir für ich nicht wünsche. Das was ich gebe, erwarte ich auch irgendwie für mich. Es fällt noch recht leicht, im Bekannten- und Freundeskreis zu schauen und Distanz zu schaffen. Aber spätestens dann, wenn es näher geht, inniger wird, wird es schwierig. Und das war es dieses Jahr. Ich hab mich gelöst und frei gemacht. Schmerzt noch immer, keine Frage, tut aber gleichzeitig auch gut und ist, denke ich, auf lange Sicht der gesündeste Weg.

Ein weiteres Thema, das mich seit ein paar Monaten beschäftigt, ist ein ganz anderes. Ich überlege, ob ich mich beruflich noch einmal komplett verändere. Mit bald 40 noch einmal einen ganz anderen Weg einschlagen. Es vergeht eigentlich kein Tag, an dem ich darüber nicht nachdenke. Und die Gedanken werden lauter und lauter.

Ich „arbeite“ so gern mit Menschen. Es gibt mir etwas, Menschen begleiten zu dürfen. So war es schon immer. Seit nun mehr zehn Jahren blogge ich. Und ich habe es immer geliebt. Es hat mir fast immer viel Freude bereitet. Abgesehen von kleinen Durchhängern. Irgendwann Ende letzten Jahres fragte mich meine Freundin mal, warum ich eigentlich blogge? Was mein Beweggrund dafür ist? Und ich musst nicht wirklich lange überlegen, denn ich weiß es – es macht mich glücklich, wenn ich (hauptsächlich) Frauen inspirieren kann. Wenn ich ihnen etwas mitgeben kann. Einen Gedanken. Ein gutes Wort. Ein „es ist ok“. Genau deshalb mach ich das. Ich möchte nicht unterhalten, ich möchte keinen Klamauk, ich möchte gern inspirieren und bin froh, wenn ich (in welcher Form auch immer) etwas Gutes mitgeben kann. Genau deshalb mach ich das alles. Und das ist bis heute der Grund für mein Tun hier. Das würde ich aber am liebsten immer häufiger mit ins offline Leben übernehmen. Mal schauen, wie sich das entwickelt und wohin mich diese Reise führt. Ich bin selbst ganz gespannt.

 

WAS HABE ICH IN
DIESEM JAHR ERREICHT?

Das ist ein Punkt, über den ich sehr lang nachgedacht habe. Ende letzten Jahres, als ich mich in diese „zwischen den Jahren“-Ruhe zurückzog, hatte ich einige Gedanken und auch Wünsche. Letztendlich kam wirklich alles anders. Und die Wünsche und Projekte (ich wollte dieses Jahr zB eigentlich ein Buch veröffentlichen und stand dafür mit einem Verlag in der Planung), die bei mir ganz weit oben standen, verpufften. Wie das Leben eben oft spielt… Es kommt alles anders als man denkt und plant!
Letztendlich kam ich schwanger und mit meinen drei Kindern plus Arbeit und Haushalt einfach an meine absoluten Grenzen und konnte weitere Projekte nicht umsetzen. Das wurmt mich noch immer ein wenig, aber was nicht geht, geht eben nicht.

Was habe ich also erreicht?! Ich bin eine Mama von vier Kindern. Ich habe einem Kind in diesem Jahr das Leben geschenkt. Und ich versuche an jedem Tag die bestmöglichste Mama zu sein, die ich sein kann. Ich gebe jeden Tag mein Bestes. Und das ist ein gutes Gefühl. Auch wenn man als Mama natürlich trotzdem immer wieder zweifelt und hinterfragt.

Was habe ich noch erreicht: Ich habe mich in den letzen Jahren beruflich immer weiter entwickelt. Der Blog war immer mein größtes Hobby und ich merkte irgendwann, dass ich mein Hobby gern besser verstehen und mich professionalisieren möchte. Und so setzte ich mein PR-Studium (vor einigen Jahren schon) drauf. Es war das Beste, was ich jemals tat – denn ich hatte Freude an diesem Studium. Es war dank toller Dozenten praxisnah und interessant. Und für mich persönlich war es einfach unheimlich hilfreich, beides zu verknüpfen, beides zu verstehen. Sprich, beide Seiten. Die Arbeit der Unternehmen und Agenturen und meine Arbeit. Gab es damals all die vielen (zum Teil wirklich guten!) Blogs plus (irgendwann) die Verlängerung auf Instagram, ist Instagram heute das Medium überhaupt. Da wird nur noch selten nach Blog plus Instagram gefragt. Da ist Instagram und optional Blog eher der Alltag. Ich bin doch ein wenig Stolz, dass ich da rechtzeitig wusste, auf was ich achten und setzen muss und eben (in Sachen Zeit und Arbeit) in beides gleichermaßen stark, Blog und Instagram, investiert habe. Auch habe ich meine Selbstständigkeit in beratender Form in den letzten Jahren sehr verstärkt und ausgebaut. Ich hatte wohl einen einigermaßen guten Riecher. Das zahlt sich aus und gibt mir ein Gefühl von Sicherheit.

Grundsätzlich hatte ich immer wieder die Möglichkeit, für mich ein Learning aus gewissen Situationen zu ziehen. Das ist wichtig. Ich gehe also wieder ein Stück klüger und mit einer Portion extra Wissen ins neue Jahr. Außerdem habe ich seit diesem Jahr Marie, meine gute Fee, an meiner Seite. Die für mich einfach die (unangefochten!) Beste ist. Eine wahnsinnig kluge, zielstrebige und tolle junge Frau, die mich unterstützt. Es gab in diesem Jahr kaum einen Tag, an dem ich nicht dachte „Wow, die Marie, die ist der absolute Wahnsinn!“. Ich bin stolz auf sie und vor allem bin ich dankbar, den Weg gemeinsam mit ihr zu gehen. Hand in Hand. Ihr müsstet sie kennenlernen und ihr würdet sie lieben!

 

 

WELCHE EMOTIONALEN ERFAHRUNGEN
HABE ICH GEMACHT?

Ok, da hab ich einmal alles mitgenommen.Und irgendwie bin ich oben bereits ziemlich detailliert darauf eingegangen.
Ich hab ein wundervolles Baby geboren und wurde überrollt von Glücksgefühlen. Grundsätzlich kann ich mein Glück manchmal kaum glauben, vier so wundervolle Kinder, einen Henry an meiner Seite – alles Glück dieser Erde also.

Aber da waren eben auch Ängste. Erst einmal die Sorge, eine so große Familie nicht „gewuppt“ zu bekommen. Echt, ich hatte sowas von Muffensausen. Aber wie so oft im Leben, wächst man mit seinen Aufgaben. Und ich liebe es. Ich liebe dieses Großfamilien-Chaos-Ding. Als wäre es genau das, was für mich bestellt wurde.

Ich hatte viele Ups und einige Downs. Ich war alles in allem aber sehr viel ruhiger als die Jahre zuvor. Irgendwie hat sich die Ruhe in mir breit gemacht. Alles ist ohne große, dramatische Ausschläge. Und das finde ich auch ganz angenehm. Ich übernehme immer selbstverständlicher Henrys Leitsatz: „Ärger dich nicht über Dinge, die du nicht ändern kannst!“. Das hilft!

Außerdem habe ich in diesem Jahr das SOS-Kinderdorf begleiten dürfen. Die Fakten und der Tag in Berlin waren eine absolute emotionale Herausforderung und es brach mir das Herz. Deshalb hab ich beschlossen, ab sofort und langfristig ein festes Projekt in Lippe zu unterstützen. Ich hoffe, dass ich den Kindern dort vor Ort damit ein wenig helfen kann.

Ich hab viel gewonnen und manches verloren. Auch darauf bin ich bereits eingegangen.
Alles in allem war das Jahr 2019 für mich ein sehr emotionales Jahr.

 

 

MEIN GRÖSSTES ERFOLGSERLEBNIS
IN DIESEM JAHR

Ich habe mein Baby zur Welt gebracht. Und zwar genau so, wie ich es mir erwünscht habe.
Trotz vieler (anderer) Meinungen von außen.

 

WAS HABE ICH DIESES JAHR GELERNT?

Abzugeben. Ich glaube, das ist etwas, was mein Jahr an Learnings dominiert.
Ich neige generell dazu, alles selbst machen zu wollen. Abgeben fällt mir unheimlich schwer und nicht selten macht es mich wahnsinnig, wenn ich Sorge habe, die Kontrolle zu verlieren. Hallo Janina, du kleiner Kontrollfreak. Denn, immer wenn man etwas aus der Hand gibt, muss man auch Vertrauen haben. Und DAS fällt mir dann echt schwer. Weil ich oft denke, es muss genau so gemacht werden, wie ich es machen würde. Was Quatsch ist, das weiß ich auch, und trotzdem ertappe ich mich dann immer wieder dabei. In diesem Jahr hab ich dazu gelernt und abgegeben. Ich habe mir in vielen Bereichen helfen lassen und siehe da, es fühlt sich gut an. Es entlastet mich. Und doch war es anfangs immer total schwierig für mich.

Im letzten Jahr schrieb ich: Dinge anzusprechen!
Wie ihr oben bereits gelesen habt, hat das auch in diesem Jahr gut geklappt (meinen Kreis der Menschen um mich herum aber eben auch reduziert). HIER hab ich mal ein paar Gedanken dazu niedergeschrieben. Vom Weglächeln und hinunterschlucken.

 

WAS HABE ICH IN DIESEM JAHR VERMISST?

Ich habe gerade einmal gelesen, was ich im letzten Jahr vermisst habe. Bali, stand da. Und unsere alte Wohnung. Jetzt muss ich schmunzeln, denn unsere alte Wohnung vermisse ich gar nicht mehr. Viele von euch schrieben mir genau das damals, dass diese Sehnsucht vergehen wird. Und das ist passiert. Ich fahre noch immer fast täglich an der Wohnung vorbei, ich schau hoch, erinnere mich daran, wie wir mit Mimi als Baby eingezogen sind und wie ich unseren Friedo dort zur Welt brachte – aber ich bin nicht mehr traurig. Verrückt. Ich schwor mir, nie wieder über unser kleines Häuschen zu schimpfen und das tat ich auch nicht mehr. Trotzdem merken wir, auch nach 2,5 Jahren, dass das hier nicht unsere letzte Station ist. Zum 1. Juni wären wir sogar eigentlich wieder umgezogen. Denn wir hatten eine traumhaft schöne Altbauwohnung mitten in der Innenstadt ergattert. So traumhaft schön, dass wir unser Glück kaum glauben konnten. Nachdem wir den Vertrag unterschrieben hatten, bekam ich aber Angst. Mein übliches Problem. Glücklicherweise konnten wir den Vertrag auflösen. Seitdem genieße ich es hier einfach und mach es uns schön.

Nun aber zurück zur Frage. Was habe ich vermisst?! Henry rief gleich laut in den Raum: Lange Spaziergänge und Vitalität. Reisen und Italien. Das stimmt. Ich war durch die Schwangerschaft leider nicht so fit, wie ich es mir gewünscht hätte und sollte nicht ganz so viel auf den Beinen sein. Das viel mir am schwersten. Ich bin jemand, der am liebsten ständig in Bewegung ist und viel unternimmt. Es hat mich schlichtweg frustriert, dass ich nicht mehr wirklich gut zu Fuß war und mich schonen sollte. Selten hab ich mich so so so arg selbst genervt. Ich wollte ständig raus, ständig spazieren, wollte so viel tun und machen – und stattdessen verharrte ich auf der Couch und später auf meinem Gartenstuhl. Leute, ich würde am liebsten losjoggen und nie wieder anhalten. So sehr fehlt Bewegung. Schwierig.

Sonst hat es mir an nichts gefehlt. Ich war in diesem Jahr wirklich sehr gesegnet.
Ein bisschen mehr Toskana wäre schon gewesen. Aber nun denn, was nicht war, kann ja noch werden.

 

WAS MUSSTE ICH LOSLASSEN?

Menschen. Ich musste Menschen loslassen.

Außerdem wird Anni immer erwachsener und dementsprechend selbstständiger. In diesem Sommer ist sie für ganze vier Wochen allein auf Sprachreise nach Kalifornien gegangen. Zurück kam sie noch reifer. Sie ist nicht mehr mein kleines Kind. Sie ist eine tolle junge Frau. Und das führt aber manchmal auch dazu, dass wir uns nicht mehr immer einig sind. Das ist wohl dieser Prozess der Abnabelung. Und das ist gut so (wenn auch nicht leicht für mich).

 

 

WORÜBER HABE ICH MICH GEFREUT?

Ich war allein in New York, ich liebe diese Stadt. Und dann hatte ich dort auch noch ein Blind Date mit Jessy. Wir teilten uns für drei Tage ein Hotelzimmer und, das Leben ist verrückt, es war, als gehörten wir zusammen. Sie ist mir in dieser kurzen Zeit so sehr ans Herz gewachsen. Als sie abreiste, war ich unheimlich traurig. Ich würde sagen, da ist innerhalb kürzester Zeit eine Freundschaft entstanden, die auf Distanz dennoch sehr innig ist. Manchmal gibt es sie wohl, diese Begegnungen, die ganz besonders sind!

Dann waren wir wieder in der Toskana. Dieses Jahr nur einmal und auch nur für ein paar Tage, aber es ist immer wieder wie „ankommen“. Ich liebe diesen Ort. Grundsätzlich hat sich, wie auch in den letzten Jahren, gezeigt, dass das Reisen unser Herz höher schlagen lässt. Als ich Henry kennenlernte, war noch nicht lange von seinen Reisen zurück. Er war überall und nirgendwo. Und ich lausche ihm noch heute so unheimlich gern, wenn er mir von seinen Reisen erzählt – wie er mit dem Pferd durch die Berge Kasachstans geritten ist oder die große Tour durch die USA machte. Ich träume davon, all das auch noch erleben zu dürfen. Ich hab mich also über jede noch so kleine Reise in diesem Jahr gefreut.

Und dann hab ich mich riesig über meine erste eigene Küche gefreut. Ich stehe noch immer jeden Tag in ihr und kann mein Glück kaum fassen!

 

AUFGEHÖRT?

Ich renne niemanden mehr hinterher. Und ich geb nichts auf Leute, die meinen, sie müssen mir vor die Haustür spucken.

 

 

BEGONNEN?

Irgendwie hab ich in diesem Jahr nichts Neues begonnen. Ich lese wieder mehr, das hab ich beibehalten. Und wenn ich, egal wie müde ich bin, jeden Abend vor dem Zubettgehen ein paar wenige Seiten lese. Manchmal sticke ich vor mich hin. Heraus kommen keine Kunstwerke, aber es bringt mich ordentlich runter.

 

GELIEBT?

Meine Kinder.

 

 

HÄTTE ICH EINEN ZAUBERSTAB,
DANN WÜRDE ICH..?

…Menschen mit rechtem Gedankengut gern den Kopf waschen und hoffen, dass all diese Menschen stattdessen Menschlichkeit leben und hinschauen und verstehen. Ich hatte in diesem Jahr viele Momente, wo ich fassungslos war. Es mag einfach nicht in meinen Kopf.

Und ja, so abgedroschen es klingt und ich wiederhole mich da von Jahr zu Jahr, ich wünschte, wir könnten die Welt wieder ein Stück weit ins Gleichgewicht bringen. Mehr Menschlichkeit, mehr Miteinander, mehr Achtsamkeit, weniger Krieg und Hass und Unterdrückung.

 

DAS MÖCHTE ICH GERN NOCH ERLEBEN?

Seit Jahren ein ganz ganz großer und tiefer Wunsch: Einmal lange Zeit reisen oder im Ausland leben. Aber die Zeit wird eng, immerhin kommt Mimi schon bald in die Schule und ich glaube fast, das bleibt einfach ein Wunsch.

 

 

DAS BESTE, WAS ICH DIESES JAHR FÜR JEMANDEN
GEMACHT HABE?

Ich glaube das wirklich Beste, was ich getan habe, war u. a. das SOS-Kinderdorf zu unterstützen. Ich glaube einfach, dass es wichtig ist, sich einzubringen. Ich hoffe in jedem Fall, dass ich damit helfen kann. Dass ich dadurch langfristig Kinder unterstützen kann.

Dann hab ich in diesem Jahr auch einen Schritt nach vorn gemacht und mich für etwas geöffnet, war bereit dafür, es endlich zu wagen und das hat sich auch gut und richtig angefühlt. Das war ein schönes Gefühl.

 

DAS BESTE, WAS JEMAND FÜR MICH GETAN HAT?

An dieser Stelle eine kleine Lobeshymne und ein dickes, dickes Danke an meine Freundin Sassi, die mir in diesem Jahr meine engste Vertraute, meine beste Zuhörerin, Mutmacherin und Rückenfreihalterin war.

Was Sassi in diesem Jahr nicht alles für mich war. Das lässt sich wirklich kaum in Worte fassen. Wir haben diese Schwangerschaft eigentlich gemeinsam durchlebt. All die Höhen und die vielen kleinen mentalen Einbrüche (haha). Sie ist mit mir im ultra langsamen Entengang herumspaziert, hat mich nach Lübeck entführt, saß mit mir am Wasser und wir haben wundervolle Gespräche geführt. Als Saskia in mein Leben kam, war ich mir anfangs nicht sicher, was das wird. Und heute ist sie für mich ein Mensch, den ich nicht missen mag und kann. Für mich ist sie eine Verbündete. Wir sind uns so ähnlich und doch so unterschiedlich. Ja, das Beste, was Jemand in diesem Jahr für mich getan hat – war für mich da sein. Immer. Sie ist auch die, die uns den Rücken unter der Geburt freigehalten hat. Die schon Wochen vorher in Sporthose geschlafen hat, um bereit zu sein für Moment X. Eigentlich ist jedes Danke nicht genug.

 

 

ICH FREUE MICH AUF 2020, WEIL..?

…weil jedes neue Jahr ein Neuanfang ist mit Chancen. Ich bin gespannt, was das Jahr für uns bereithalten wird. Ich bin gespannt, wohin es uns verschlägt, was wir erleben werden und wie es mit Anni weiter geht.

 

 

 

Foto von Sophie Biebl

 

 

Von Elternschaft und Galgenhumor
– oder aber: Einfach mal raus aus dem Chaos-Haus!

„Ganz ehrlich, ich könnte schon wieder… Einfach mal flüchten, einfach mal raus aus dem Chaos-Haus!“, sagt sie. 
Momente, die wir (vermutlich) alle kennen. 

Gestern treffe ich eine Freundin auf dem Markt. Zufällig, wie eigentlich immer. Sie steht an dem Bauern-Marktstand, ihr Baby im Arm. Sie schaut blendet aus, denke ich noch. Schon so lange sprechen wir darüber, uns auch mal über den Markt hinaus zu treffen. Vielleicht auf einen Kaffee, einen Spazierglas oder ein Glas Wein (haha, irgendwann dann mal oder träum weiter, Janina!). Klappt aber nie. Weil das Leben dazwischen kommt. Wir haben beide kleine Kinder und irgendwie immer die Hände voll.

„Also ich könnte schon wieder… Manchmal denk ich mir echt, einfach mal raus! Also gestern….“ und ich muss lachen. Wir lachen beide. Wir lachen hart. Denn ich weiß genau was sie meint. Erst vor kurzem saß ich allein im Auto. Weil es mir zu bunt wurde Zuhause. Weil ich dachte, jetzt raus, sonst explodiere ich. Und so stieg ich kurzerhand ins Auto und ging allein einkaufen. Auf dem Weg zum Supermarkt drehte ich die Musik so laut auf, dass die Boxen unseres Familienautos kratzen. Tja, die Zeiten sind vorbei. Selbst die Boxen sind auf Familie ausgelegt. Bums war gestern – dachte ich mir noch. Als ich auf den Schnellweg fahre, kommt mir der Gedanke:

„Was, wenn du jetzt einfach Gas gibst (haha, bei maximal 130 ist bei der Kiste eh Schluss) und nicht mehr anhältst. Wenn du einfach immer immer immer weiter geradeaus fährst. Wenn du dann vielleicht in Süditalien strandest. Die Sonne scheint. Das Meer rauscht. Hach ja!“.

Ja, was wäre wenn. Einfach mal Gas geben. Einfach mal laufen, ohne Ziel, einen Fuß vor den anderen. Immer weiter und weiter. Weg vom Alltagschaos. Weg von schlaflosen Nächten. Weg von Zankereien unter den Kindern. Vor dem niemals endenden Wäschebergen. Dem Haushalt. Dem zigsten nervigsten Elternabend, vor dem du dir am liebsten noch einen antrinken möchtest. Reißaus nehmen. Nicht in echt. Aber für den Moment in Gedanken.

Wir stehen noch immer am Marktstand und warten darauf, dass wir rankommen. Wir machen unsere Witze – Galgenhumor. Hinter uns ein Mann, gleiches Alter. Auch er fängt an zu lachen und stimmt ein. Eltern. Wir alle sind Eltern. Und wir alle sind im Club, sitzen im gleichen Boot, haben mit den gleichen Herausforderungen zu kämpfen, erleben ähnliche Dinge. Und es hilft, sich dem bewusst zu sein. Gemeinsam zu lachen. Über dieses verrückte Leben als Mutter oder Vater.

„Gestern dachte ich echt, einfach mal raus…“, sagt sie. Und ich erwidere, dass ich heute noch ins Büro gehe.Zum arbeiten.
Ich zwinkere ihr zu. Aber weißt du was, eigentlich ist das Kurzurlaub. Ein wenig in Ruhe arbeiten, ja, diese himmlische Ruhe, ein paar nette Gespräche, Austausch mit erwachsenen Menschen fernab von Kinderthemen  und Kaffee. Mengen an Kaffee.
Gegen Nachmittag fahre ich dann wirklich ins Büro und sitze an meinem Tisch. Ich starre in den Raum, esse in Ruhe (warm!!) zu Mittag, habe einen heißen (!!) Kaffee und freue mich. Bäääm. So ändern sich die Zeiten. Das ist meine Art von Alltagsurlaub. Einfach mal den Kopf frei haben, um in aller Ruhe (das Wort ist Programm) ein wenig an Ideen zu feilen, mich auszutauschen und zu schreiben. In eben diesem Moment denk ich an meine Freundin, mache ein Foto von meinem Ausblick und verlinke sie. Ihre Antwort: „Sind das da hinten Schaukeln?“. „Ja, das sind Schaukeln. Wir haben auch ne ziemlich bequeme Couch hier!!“, antworte ich. „Ich glaub, ich kündige meine Mitgliedschaft im Fitnessstudio und miete mich da mit ein!“, ploppt es auf. Ich schmunzle. In Gedanken stoße ich mit ihr auf ein Glas Wein an. Gespräche unter Eltern. Unter Verbündeten. Und manchmal, manchmal verlässt man in Gedanken das Schiff und flüchtet kurz. Sei es dann, wenn man im Auto die Musik so laut wie nur möglich aufdreht, auf der Bank am Sandkasten sitzt und mit anderen Eltern Galgenhumor lebt oder sich wirklich mal eine kleine Auszeit nimmt.

Einfach mal raus aus dem Familienchaos. Weil wir alle in einem Boot sitzen. Weil wir sie kennen, diese Momente, an denen man denkt „wo bin ich hier eigentlich gelandet!“. Es mit Humor nehmen und wenn der Humor mal im Keller ist und weint, wirklich mal einfach raus. Und wenn es nur fünf Minuten sind oder es die Toilette ist. Einatmen, ausatmen, von vorn. Manchmal, da braucht es einfach ein wenig Galgenhumor!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gestern treffe ich meine Freundin auf dem Markt. Zufällig. Alles wie immer, denn eigentlich laufen wir uns immer nur dort über den Weg. Obwohl wir immer auch darüber sprechen, uns über den Markt hinaus zu treffen. Auf eine Tasse Kaffee, einen Spaziergang oder eine Glas Wein. Klappt aber nie. Aus Gründen. Wegen dem Leben eben. Und dem Alltagswahnsinn – der überall so herrscht.
Gestern also treffe ich sie wieder. Wie jeden Freitag. An meinem Bauernstand. Sie hat ihr Baby auf dem Arm, ich meines im Buggy, sie erzählt mir, dass sie gerade zum zweiten Mal ansteht – weil sie beim ersten Mal die Hälfte vergessen hat. Ich schmunzle innerlich, „Kenn ich“ – schießt es mir durch den Kopf. Sie wirkt müde. Ich bin müde. Wir machen unsere Späße, unterhalten uns, lassen uns ein wenig über das „Mom Life“ aus. Alles mit einem zwinkernden Auge und einer großen Portion Humor. Ihr kennt das. Aber in jedem Witz steckt eben auch ein Fünkchen Wahrheit. Sie erzählt mir von ihrem gestrigen Tag. So ein typischer Tag zum abhaken. So einer, der halt weg kann – auf direktem Wege in die Tonne. Auch das kennen wir alle. Oder?! Wir lachen. Wir lachen hart.

 

Foto von Leni Moretti

 

ICH GAB EINFACH AUF UND VERSTUMMTE
– alles in mir tobte,
aber meine Fassade war eisern und blieb still!

„Und, wie fühlst du dich, Janina?“, fragt mich meine liebe Hebamme und lächelt mich an. Ja, wie fühle ich mich – frage ich mich. Ohne groß darüber nachzudenken, antworte ich auch schon. „Ich fühle mich irgendwie nicht wirklich schwanger. Dieses Mal ist alles so anders als sonst. Normalerweise bin ich schwanger und merke es fast sofort. Spüre die Veränderungen. Spannende Brüste, ein Ziehen im Bauch – sowas eben. Sonst fahre ich immer direkt das volle Programm. Aber dieses Mal? Nö, nichts davon…“. Jedes Kind, jede Schwangerschaft ist doch so anders. Verblüffend. Bisher hab ich, vergleichsweise, den bisher kleinsten Bauch für die Schwangerschaftswoche. Das merke ich natürlich. Ich merke auch, dass auch sonst nicht viel anders ist. Nichts spannt, mir ist nicht übel, ich bin nicht groß emotional. Lediglich müde bin ich. Und das war es auch schon. Ist doch eigentlich auch gut so, denke ich. Und weiß eigentlich, dass da noch was ist. Dass da was lauert. Im Dunklen. Tief in mir. Und eigentlich weiß ich es doch nicht. Weil ich eine riesige Schutzmauer aufgebaut habe. Unüberwindbar. Für mich. Weil ich Angst habe vor dem, was dahinter lauert. Und weil ich Angst habe, dass diese Schutzmauer ins Wanken gerät.

Meine Hebamme nimmt sich sehr viel Zeit für unser Gespräch. Generell nimmt sie sich immer enorm viel Zeit, ist aufmerksam, kompetent, eine wirklich tolle Hebamme (für die ich unfassbar dankbar bin). Aber sie hat auch feine Antennen.
Wir sprechen also über die letzten und damit ersten Wochen der Schwangerschaft, über die letzte Geburt, über das was nach der Geburt geschah und plötzlich spüre ich den Knoten in meinem Hals, der mir fast die Luft abschnürt. Vorbei. Heiße Tränen füllen meine Augen und ich versuche stärker zu sein, eisern, versuche, sie zu verdrängen – aber es gelingt mir nicht. Ich spüre die erste Träne, die sich den Weg frei gekämpft hat, auf meiner Wange. Ich möchte nicht schluchzen. Wenigstens das nicht. Keine Schwäche zeigen. Ich denke an diese Mauer, die mich schützen soll. Die zweit Träne, die dritte, die vierte. Heiß und schwer und voller Kummer und Leid.

Und da ist es, das erste große und laute Schluchzen und es ist vorbei, ich verliere die Haltung und sacke in mich zusammen. Ich fühle mich auf einmal schwach. Fühle mich klein. Fühle mich hilflos und als hätte ich versagt, verloren, als wäre da gerade was zerbrochen.

Meine Hebamme spricht mit ruhiger Stimme mit mir. Sie steht auf, stellt sich hinter mich, legt mir ihre Hände auf die Schultern und das gibt mir in diesem Moment Kraft. Denn auch Nähe ist seit der letzten Geburt für mich eher etwas, was mir Angst macht. Was mir schwer fällt, was ich nur mit Überwindung zulassen kann. Aber in diesem Moment fühlen sich diese Hände auf meinen Schultern an wie die Erlösung. Als würden sie mich in dieser Sekunde, in diesem Moment, von so einer schweren Last befreien. Ich weine noch immer. Und die Tränen sind noch immer warm und schwer. Als hätten sie viel zu lange auf diesen Moment warten müssen. Und so sitze ich da und lasse zu. Lasse raus. Versuche nicht mehr, mit angestrengtem geraden Rücken und aufrechtem Haupt dazusitzen. Die Fassade ist gefallen.

Nach einigen Minuten spüre ich, wie die Tränen Platz gemacht haben für Luft. Die Anspannung, die sich da über die letzten knapp 18 Monate angesammelt hat, weicht. Die dicke, schwere Schutzmauer ist zum Teil eingerissen. Mein Schutzschild ist nicht mehr heil. Und ich weiß in dem Moment noch nicht, ob das gut ist – oder schlecht. Meine Hebamme setzt sich wieder neben mich und schaut mich an. Mit ruhigen Worten sagt sie:
„Siehst du, warum sich das dieses Mal so anders anfühlt? Warum du dich nicht schwanger fühlst?“

Ja, ich sehe es. Ich begreife es auch. Schutz. Selbstschutz. Angst zuzulassen, weil da noch so viel Angst ist, die so tief sitzt und nie ganz und vollständig aufgearbeitet wurde. Diese blanke Angst, die ich damals verspürt habe, ist für mich noch heute kaum auszuhalten. Die Angst um mein Kind. Die Sorge, es zu verlieren. Diese erste Woche mit unserem Sohn hat tiefe Wunden hinterlassen. Körperliche, vor allem aber ganz Seelische.
Ich kann mich erinnern, wie ich wie ein Häufchen Elend, wund, voller Schmerzen, voller Angst, kaum in der Lage zu stehen, neben dem Bett meines Babys saß. Immer. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Zusammengefallen. Weinend. Meine Augen rot und müde. Erschöpft. Hatte ich doch eigentlich selbst absolute Bettruhe, aber die Angst trieb mich an. Ich kämpfte dafür, ihn stillen zu dürfen. Wir kämpften (vergeblich) dafür, dass endlich jemand mit uns sprach und uns sagte, was hier gerade passierte. Ich funktionierte wie ein Roboter – und fühlte mich auch wie ein Roboter. Ich wusste, ich muss wie eine Maschine weiter machen. Wie ein Motor. Zuverlässig im gleichen Takt. Aber ich hab auch nicht vergessen, wie hilflos ich mich fühlte. Dass ich am liebsten laut geschrien hätte vor Angst und Hilflosigkeit. Stattdessen war ich stumm. Und weinte still. Es liefen einfach nur die Tränen. Stumme Zeugen meiner Gefühle.

Im ersten halben Jahr habe ich viel über das, was passiert ist, gesprochen. Mit Henry. Zumindest über das, was wir an Informationen hatten. Ich versuchte, es zu begreifen und wollte es verarbeiten. Aber ich konnte niemals nie nur daran denken, dann kamen schon die Tränen und die Hilflosigkeit und das Gefühl nicht gut genug zu sein. Also begann ich, (m)eine Maske aufzulegen. Mich zu schützen. Arbeitete an dieser Mauer in mir. Stein für Stein brauchte es, um sie dick und sicher aufzurichten. Ich lächelte, ich versuchte, den Kopf aufzurichten, gerade zu sitzen, stark zu wirken. ICH. BIN. STARK!

Ich gab einfach auf.
Für mich, so schien es, war das der leichtere Weg.
Und irgendwann, irgendwann ist das Gefühl von dieser Angst so tief vergraben,
so weit weg, dass es vergessen ist.

Das erste Jahr war schwer. Es war auch schwer für uns als Paar. Weil ich irgendwann nicht mehr redete. Ich verstummte. Weil ich die ersten zehn Monate nicht einmal mehr eine Berührung zulassen konnte. Keine einzige. Eine Hand auf meiner Schulter von dem Mann, den ich unfassbar liebe, machte mir Angst und brachte Beklemmung. Eine Umarmung war für mich nur schwer zu ertragen. Ein zarte Berührung im Vorbeigehen, etwas, was ich sonst immer so liebte und schätzte, trieb mir den Angstschweiß hoch. Oft biss ich die Zähne zusammen. Aber viel viel öfter reagierte ich mit Ablehnung. Geh weg. Fass mich nicht an. Mich wegdrehen. Wegsetzen. Komm mir bloß nicht zu nah. Ich hörte auf zu sprechen. Dabei war es immer genau das, was uns so zusammenhielt. Das miteinander sprechen. Ich konnte es nicht mehr und doch fehlte mir im gleichen Moment all das so unfassbar sehr. Mir fehlte die Nähe. Mir fehlten seine Arme, die sonst immer mein Fels waren. Mir fehlte sein vertrauter Duft. Mir fehlte all das so sehr, dass es weh tat.

Als die Hebamme mich an diesem Tag an meiner Haustür kurz umarmt, ihr warmes Lächeln trägt und sich verabschiedet, schließe ich die Tür und setze mich auf die Couch. Es ist still im Haus. Niemand sonst ist da. Nicht Henry, nicht die Kinder. Ich sitze da und bin plötzlich zutiefst erschöpft und müde. Ich spüre meinen Körper plötzlich wieder. Ich weine nochmal. Und obwohl ich weine, obwohl ich so komplett übermannt bin von meinen Gefühlen und all dem, was gerade in mir tobt, spüre ich auch Erleichterung. Da ist ein Funken Licht. Die Mauer ist eingerissen und ich nehme mir an diesem Tag, in dieser Minute vor, all das Geröll wegzuräumen. Stück für Stück, Stein für Stein. Nach vielen Minuten stehe ich auf und hole mein Telefon. Ich rufe Henry an, ich höre seine Stimme und mir laufen die Tränen. Ich kann nicht sprechen, ich sage nichts, ich weine einfach still ins Telefon. Und er, er hört still zu. Gefühlt eine halbe Ewigkeit. An diesem Tag kommt er früher Heim und ich spreche, ich spreche und spreche und spreche und weine und spreche. Ich bin wieder da. Ich bin ein Stückchen wieder die Alte, wieder ein Stück näher an der Janina, die ich eigentlich bin.

 

 

 

Viele weitere Artikel rund um das Thema Geburt samt Geburtsberichte
findet ihr HIER

Foto von pixababy.com

 

MEIN KIND TRÄGT BUNT, NA UND?!
Farben sind für alle da

„Wie kann man sein Kind nur so rumlaufen lassen… Das sieht fürchterlich aus!
Wie aus der Kleiderspende, schade und dann bekommst du noch ein weiteres Kind!“

Ein Kommentar einer Frau, die unter einem meiner Bilder den Kleidungsstil meiner Tochter kritisiert. Weil eben alles an ihr bunt ist. Eine pinke Mütze, eine Strickjacke in Regenbogenfarben und ihr heiß geliebter pinker Paw Patrol – Schal. Eben all ihre Lieblingssachen in nur einem Bild. Sicherlich, ich selbst würde es {heute als erwachsene Frau} so auch nicht tragen. Und ja, die Mütze bereitet mir nahezu jedes Mal einen kleinen Lachanfall – weil sie eben ist wie sie ist, knallbunt (und so gar nicht mein Geschmack). Und da sind wir schon mittendrin, es muss mir auch nicht gefallen. Denn mir ist nur eines wichtig: Meine Kinder sollen sich entfalten können und wenn sie eben meinen „bunt, bunt, bunt sind alle meine Kleider….“, dann sind sie eben bunt. Sehr gern sogar. Trist und grau wird das verdammte Leben noch früh genug. Und wenn ich unsere Gesellschaft so betrachte, wie sie immer mehr verroht, dann sehe ich nicht grau sondern tiefschwarz.

Mein Kind trägt also fast immer bunt. Es trägt bunt, weil es tragen darf, was es möchte. Mein Kind liebt farbenfrohe Kleidung – und auch wenn es vielleicht nicht mein Geschmack ist, so darf es tragen, was es möchte. Weil es sich entfalten soll. Es muss sich entfalten dürfen. Das ist sie doch, die Kindheit. Geprägt von Abenteuer- und Entdeckungslust, bunt, laut, so voller Spiel und Freiheit. Ich möchte meinem kleinen Kind nicht schon in seiner Kindheit die Möglichkeit zur freien Entfaltung rauben. Warum auch?! Ich möchte meine Kinder nicht in Kleidung zwängen, die ihnen nicht gefällt. Ich werde einen Teufel tun und sie in piekfeinen weißen Zwirn zwingen und vor eine Wand stellen, damit auch ja alles für die Menschen im Netz adrett und perfekt wirkt. Ich bin nämlich kein Hochglanz-Magazin. Hier spielt das Leben. Ich bringe meine Kinder morgens gekämmt und sauber in die Kita und wenn ich sie abhole, sind sie fast immer beides nicht mehr. Weder sauber, noch gekämmt. Dann sehen sie aus wie das pure Leben. Schmutzige Wangen, angemalte Hände, wilde Haare, das T-Shirt mit Flecken vom Mittagessen. Man sieht, dass sie den Tag über aktiv waren und Spaß hatten. Und genau so ist es richtig. Der Ernst des Lebens geht schon früh genug los!

Statt meinen Kindern bunte Kleidung zu verbieten, aus Angst, dass es irgendjemanden nicht passen könnte {merkt ihr, wie absurd?}, möchte ich nämlich viel mehr etwas anderes: Glückliche Kinder. Kinder, die sich frei fühlen und ihre Umwelt und sich selbst entdecken können. Vor allem aber möchte ich Kinder, die sich einer Sache ganz sicher sein können: Liebe und Sicherheit. Ich möchte sie bestärken und werde sie in ihrer Entwicklung immer unterstützen. Mein Job ist es, ihnen Liebe zu schenken. Ich begleite sie auf ihrem Weg des Wachsens. Ich lebe ihnen Empathie und Respekt vor und gehe so auch mit ihnen um.

Jeden Tag lege ich am Abend Kleidung heraus. Verschiedene Variationen und ich kann mir sicher sein, Mimi wählt bunt, pink oder Prinzessin (Tüll). Am liebsten alles gemixt. Ja, meine Güte, dann ist das so. Dann steht sie da und sagt, wie schön es ausschaut und ich freue mich, dass sie eben weiß, was sie schön findet und das völlig frei (und unbedarft) ausleben kann.

 

„…und dein armer Junge läuft schon in rosa Sachen rum!“

Oh nein, stimmt. Rosa an einem Jungen. Skandal. Das geht ja auch wirklich gar nicht. Willst du den denn umbringen?!
Wie schrieb mir vor wenigen Monaten erst eine andere Dame:

Du machst den noch schwul und dann wird er dich hassen!

Also von vorn. Eine rosa Strumpfhose an einem kleinen Jungen, gerade einmal ein Jahr alt, triggert {zum Glück nur sehr wenige} erwachsene Frauen im Netz so sehr, dass sie der Meinung sind, ein Junge könnte dadurch schwul werden, ich wäre schuld daran und er würde mich für sein späteres „Schwul sein“ hassen. Da möchte man doch meinen, das wäre ein {ganz schön} schlechter Scherz. April, April. Aber nein, das meinen diese Damen der Schöpfung ernst. Zum Glück wurde ihnen in der Kindheit niemals etwas Blaues angezogen, sonst wären sie wohlmöglich noch lesbisch geworden. Auch hier: Skandal.

Aber jetzt mal ehrlich.

Farben sind für alle da!

Wenn ein kleiner Junge, in diesem Fall meiner, eine rosa Strumpfhose seiner Schwester trägt, sehe ich daran nichts Verwerfliches. Liegt einfach daran, dass gerade keine andere Strumpfhose zur Verfügung stand {hallo Wäscheberge, ich komme kaum hinterher} und die Kinder eben auch Sachen auftragen. Hallo Ersparnis in Sachen Geld und Ressourcen. Aber selbst, wenn unser Junge jetzt größer wird und sich die pinke Mütze seiner großen Schwester wünscht {die er übrigens anhimmelt}, dann wird er die tragen dürfen. Natürlich. Da muss ich nicht überlegen. Was ist eigentlich mit Henry, der auch manchmal ein rosa Hemd trägt?! Oh weh, führe ich eine Scheinehe. Ist der eigentlich auch schwul und führt mit mir nur ein Doppelleben?!

Und wisst ihr, egal, welche sexuelle Orientierung meine Kinder haben oder haben werden, es ist für mich völlig unrelevant. Jede Liebe ist eine Liebe. Die Liebe ist frei! Und ich als Mutter möchte auch nur eines: Glückliche Kinder. Deshalb sind hier heute und später alle Partnerinnen und Partner herzlich willkommen.

Menschen, die so denken, wie die Kommentatorin, die haben {meiner Meinung nach} etwas im Leben grundsätzlich nicht verstanden. Die wissen nicht worum es geht. Was es bedeutet, Kind zu sein und sein zu dürfen. Und vor allem haben sie auch etwas Entscheidendes nicht mitbekommen: Einen offenen Geist und damit ein offenes Weltbild. Aber genau das braucht es für diese Welt, Menschen mit einem offenen Geist und einem warmen Herzen.

 

 

UNVERHOFFT KOMMT NICHT SO OFT…

…aber manchmal, manchmal klopft dieser Unverhofft halt eben doch an
und das macht die Würze im Leben, oder?!

Wir möchten euch etwas erzählen. Ein kleines, wundervolles Geheimnis, das gar nicht mehr so klein ist. Denn, wir sind ganz bald einer mehr und damit eine Family of Six. Wahnsinn. Ich kann es selbst noch immer kaum glauben und wie so oft im Leben, kommen die schönsten Überraschungen eben doch ganz unerwartet.

Lange, ziemlich lange starre ich schon auf meinen Bildschirm und überlege, wie ich all das, was die letzten Wochen und Monate hier los war, in Worte zu fassen. Aber das ist gar nicht möglich. Das geht gar nicht. Nicht jetzt. Dafür reichen meine Worte noch immer nicht aus. Das Leben eben. Bunt, laut und so voller Überraschungen. Genau so, wie ich es liebe und schätze.

Wie sagte meine Freundin vor kurzem zu uns: Wir startet jetzt aktiv das Projekt Großfamilie
und ich kann es selbst noch immer kaum glauben. Das Leben schreibt schon verrückte Geschichten!

Es bleibt spannend und ich hoffe, dass ihr euch mit uns freut!

 

ICH HALTE MEIN LEBEN IN MEINEN HÄNDEN
– wie ich mein Leben in die Hand nahm
und Frieden fand!

 

Ich halte mein Leben in meinen Händen.
Nur ich halte es.
Ich halte es, wie eine besonders kostbare Vase. Wie einen Schatz.
Hüte es, beschütze es, pflege es.
Denn es ist mein Leben, dass ich da halte. Auf das ich Acht gebe.
Und es ist kostbar.
Und damit bin ich es, für deren Wohl ich sorge.
Nur ich halte mein Leben in meinen Händen, niemals ein Anderer.

 

Ich habe mich irgendwann bewusst dazu entschieden, „ja“ zu mir und zu meinem Leben zu sagen. Die Verantwortung zu übernehmen – für mich und dieses meine Leben. Für mein Tun und Handeln, für mein Sein im Allgemeinen. Denn, auch wenn es oft nicht so scheint, nur wir tragen diese für uns. Niemand sonst kann diese Verantwortung übernehmen und vor allem haben wir es in der Hand, nur wir. Verantwortung für sich zu tragen, ist der einzige Schlüssel zu einem selbstbestimmten, zufriedenem Leben. Oft ist man sich dieser Tatsache aber nicht bewusst und viel zu häufig geben wir diese Verantwortung ab – ob nun bewusst oder unbewusst.

Mein Name ist Janina, ich bin 36 und ich trage mich in meinen Händen.
Ich habe mir mein Leben zurückerobert. Ich habe mich aus Abhängigkeiten gelöst und gelernt, dass der Schlüssel zu meinem Glück nur bei mir selbst zu finden ist.

Blicke ich zurück, dann sehe ich vieles. Mein Leben ist definitiv nicht geradlinig verlaufen und da sind viele Kurven, manche Irrwege und einige Berge und Täler. Über allem steht aber auch Entwicklung und Veränderung. Und Entwicklung ist so kostbar und wichtig, fehlende Entwicklung bedeutet Stillstand – und Stillstand ist niemals gut. Letztendlich war jede Kreuzung, jede Kurve, jede Berg- und Talfahrt in meinem bisherigen Leben wichtig und prägend – und ich weiß: Das Erlebte hat mich geformt. Und es war meine Chance, daran zu wachsen, ja, sogar über mich hinaus zu wachsen.

Es gab sie, die dunklen Phasen in meinem Leben. Es gab Momente, in denen ich dachte, ich wäre gebrochen. Phasen meines Lebens, in denen ich wenig bei mir und dafür ganz viel im Außen war. Und da gab es diese eine Phase, in der ich mit mir selbst gekämpft und gelitten habe – in der ich mich klein gemacht, ausgeharrt und ertragen habe. Selbstaufgabe. Ich traute mir nichts mehr zu. War unsicher. War irgendwie auch verloren.

Ich war unzufrieden.
Unzufrieden mit meinem Leben,
unzufrieden mit mir,
unzufrieden mit allem.

Ich war im Ungleichgewicht. Mein Inneres war im Ungleichgewicht. Und das führte dazu, dass ich andere Menschen beneidete. Ich beneidete sie für ganz unterschiedliche Dinge. Für ihre Sorglosigkeit, ihr Aussehen, um ihr Wissen, ihre Coolness, ihren Urlaub oder was auch immer. Ich wollte nicht vor meiner eigenen Haustüre kehren, denn das hätte weh getan. Das hätte Schmerz bedeutet. Ich hätte dann bei mir anfangen müssen und das wiederum hätte vor allem eines bedeutet: Arbeit. Außerdem schützte mich meine Fassade. Sie wirkte hart. Sie wirkte unnahbar. Eine Maske, die ich aufsetzte, um nicht zu zeigen, wie es wirklich in mir ausschaut. Denn ich war zerbrechlich.

Also lenkte ich mich ab. Lenkte von meinen Problemen ab. Lenkte mich ab mit Konsum. Lenkte mich ab, in dem ich schaute, was Person X, Y und Z so machen – und vor allem, ob das in meinen Augen so richtig und korrekt ist (oder eben nicht). Kurzum: Ich befand mich in einer Spirale, aus der ich selbst nicht raus kam. Ich wusste, dass was im Argen liegt, aber ich hatte nicht den Mut, es anzupacken. Immer wieder ertappte ich mich dabei, wie (ver)urteilte, wie ich Menschen in meinem Umfeld etwas absprach. All das nahm mir aber nicht den Frust. Und all das minderte auch nicht dieses Gefühl von Leere in mir.

Doch dann gab es da diesen einen Schlüsselmoment. Der Moment, wo ich plötzlich klar sah und aufwachte. Als hätte es Klick gemacht. Dieser Moment, wo mir alles in seinem vollen Ausmaß bewusst wurde. Wo ich mich plötzlich in Grund und Boden schämte – für das, was ich fühlte und für das was ich teilweise dachte oder sagte. Es tat weh. Es tat sogar unfassbar weh, einzusehen, dass es an mir liegt und dass nur ich es in die Hand nehmen kann. Das erschien mir doch sehr sehr weit weg.
Wollte ich dieser Mensch sein? Es war nicht leicht, mir einzugestehen, dass ich zu dieser Zeit meines Lebens ganz schön unglücklich war. Ich glaube, das ist es nie. Aber ich nahm es an – und handelte. Ich dachte viel nach, ich sah Dinge plötzlich viel klarer und damit löste sich auch dicker, dicker, steinharter Knoten in meiner Brust.

Ich krempelte mein Leben um und veränderte Dinge, die ich sonst (aus Bequemlichkeit? Aus Angst vor den Konsequenzen?) einfach hingenommen habe. Es war mein Moment, an dem ich wieder begann, das Leben zu führen, wonach ich mich sehnte. Und es fühlte sich nach langer Zeit auch wieder nach leben an. Da war wieder Luft zum atmen.
Es waren viele kleine Schritte, aber viele kleine Schritte brachten mich voran. Ich schob also die Ärmel hoch und machte…
Und das war ein langer Prozess. Mit jedem kleinen Schritt nach vorn, löste sich in mir mehr und mit der Zeit war es nich mehr schwer, sondern gut. Es fühlte sich richtig gut an, wie ein Befreiungsschlag – und ich konnte wieder tief atmen, gut schlafen, empfand wieder Dankbarkeit und Glück.

Und da ist es, das ganz große Stichwort: Dankbarkeit!
Seitdem empfinde ich ganz häufig in ganz vielen kleinen alltäglichen Dingen Dankbarkeit.
Ich bin heute gern der Mensch, der ich jetzt bin.
Ich bin sicherlich nicht fehlerfrei, aber ich gehe mit offenen Augen und Herz durch mein Leben. 

Heute halte ich mein Leben in meinen Händen und ich habe es verinnerlicht. Ich weiß heute, nur ich bin mein „Glückes“ Schmied. Auch wenn ich das mit dem Glück heute ein wenig anders sehe. Das, in unserer Gesellschaft vorgelebte, Streben nach Glück setzt nicht selten unter Druck. Viel wichtiger ist doch: Was bedeutet für uns Glück? Ich weiß heute, dass nicht jeder Tag Friede Freude Eierkuchen samt Glitzer-Topping ist. Ich weiß, dass es gar nicht möglich ist, dass ein Highlight das andere jagt in unserem Alltag. Die Erwartungshaltung habe ich auch gar nicht mehr. Stattdessen erfreue ich mich an dem, was ich habe und an dem, was sich ergibt. Viele kleine wundervolle Dinge. Und da schließt sich der Kreis. Es ist wie eine Spirale. Es ist immer wie eine Spirale. Entweder du steckst drin, mit Tendenz nach unten, und strauchelst – dann wird es immer schwerer und schwerer, sich zu lösen – aber es ist immer und zu jeder Zeit möglich. Wenn man es will! Heute befinde ich mich noch in der gleichen Spirale wie damals, nur eben mit Aufwärtstrieb. Ich spüre, wie mich Kleinigkeiten, die mal nicht so laufen, wie ich es mir wünschen würde, nicht mehr aus der Bahn werfen oder mich verunsichern oder mich gar runterziehen. Stattdessen fügt sich ganz viel. Ganz viel passiert einfach und passt dann. Ich lerne wunderbare Menschen kennen. Menschen, die so wundervoll und spannend und einzigartig sind, dass es eine Wohltat ist, Zeit mit ihnen zu verbringen. Hatte ich früher vermehrt Menschen um mich, die genau so miesepetrig unterwegs waren wie ich damals, ist es heute genau das Gegenteil.
Man ist ein Spiegel – daran glaube ich fest. Man zieht das an, was man ist.

Halte dein Leben fest in deinen Händen. Halte es fest, nimm es in die Hand und mach das aus deinem Leben, was du für dich möchtest und was sich für dich gut anfühlt. Sei der Mensch, der du sein möchtest. Dazu gehört auch, einmal mehr Nein zu sagen. Denn ein Nein, ist manchmal auch ein Ja zu sich selbst. Nimm dich wichtig, du bist kostbar!

 

 

EINE ODE AN DAS ALLEIN REISEN ALS FRAU!

EINFACH MAL MACHEN 
– allein reisen als Frau
mit oder ohne Kind

Einfach machen, das denke ich mir doch ziemlich oft und immer häufiger. Einfach machen und auf mein Bauchgefühl vertrauen. Und so war es auch wieder im Januar, als ich kurzerhand mein Ticket nach NYC buchte. Allein. Nur ich und diese wahnsinnig aufregende Stadt, die im letzten Jahr ein Stück meines Herzens erobert hat – und zwar auf die erste Sekunde.
Wochen vorher schon hatte ich die Idee von mir und New York. Und je häufiger ich darüber nachdachte, es nochmal zu wagen, allein auf Reisen zu gehen und mir ein Ticket samt Hotel zu buchen, desto größer war das Kribbeln großer Vorfreude in meinem Bauch. Es fühlte sich gut an. Als ich dann tatsächlich und wirklich auf „Buchen“ klickte, lächele ich. Ein Glücksgefühl. Sofort sind da die Erinnerung an das Jahr 2016. An den Tag, an dem ich Mimi einpackte, meinen Backpack umschnallte und loszog, um die Welt  zu entdecken.Damals eine völlig neue Erfahrung für mich. Eine Reise, die für mich mehr war als eine Reise in ferne Länder. Viel mehr war es der erste Schritt einer Reise zu mir selbst.

Allein verreisen? Das war (für mich) vor Jahren noch undenkbar. So völlig weit weg. Wer verreist denn bitte allein? – hab ich mich da immer mal wieder gefragt. Jemand, der allein ins Kino oder Theater geht, muss doch ganz schön einsam sein – dachte ich.
Heute weiß ich: Da war ich ganz schön auf dem Holzweg. Etwas allein zu tun, tut gut. Und allein zu verreisen, ist wunderschön und aufregend und erfüllend.

Grundsätzlich ist „auch mal allein sein“ ziemlich kostbar und wichtig. Dafür muss es nicht einmal groß auf Reise gehen. Aber heute geht es eben genau darum: Allein verreisen – ob nun mit oder ohne Kind/er.

 

Los geht’s:
Mein Kind, ich und ein riesiger Backpack!

Im Mai 2016 wagte ich zum allerersten Mal den großen Schritt. Ich stieg mit meiner (damals gerade einmal 14 Monate alten) Mimi und einem riesigen Rucksack in einen ICE Richtung Frankfurt Airport. Am Bahnsteig standen meine Schwestern, in ihren Händen ein selbst gemaltes Plakat, und Henry. Das Signal ertönte, die Türen gingen zu und mir wurde in diesem Moment das allererste Mal so wirklich richtig bewusst, was ich da eigentlich tue. Ich fliege allein in den Urlaub. Für ganze 2,5 Monate. Nach Asien. Um zu backpacken. Nur ich und meine kleine Tochter. Jetzt. Und es sollte das Abenteuer meines Lebens sein und auch wirklich werden. Noch nie zuvor hab ich etwas wirklich so Großes (jeder definiert das natürlich für sich selbst) wirklich ganz allein gemacht. Ok, mal abgesehen von den ganzen Ferienfreizeiten als Kind und Teenie und meiner „Hals über Kopf“ Reise nach Missouri. Und nun stand ich da und schluckte. Schluckte nochmal und versuchte mit aller Kraft, die aufsteigende Panik zu unterbinden. „Fang nicht an zu weinen!“, rügte ich mich innerlich selbst und schon liefen die Tränen. Heiß und schwer fühlten sie sich an, kullerten an meinen Wangen herunter und tropften vom Kinn. Mit meinem Ärmel wischte ich sie weg. Plötzlich waren da so viele Zweifel, so viele Ängste und die Frage: War das wirklich eine gute Idee. In Frankfurt am Flughafen wartete mein Freund Georg mit seiner Frau auf uns. Gott sei Dank. Weil ganz ehrlich – ich wäre sonst umgedreht und in den nächstbesten Zug zurück nach Hannover gestiegen.

Ich war mir meiner Sache überhaupt nicht mehr sicher.
So ganz und gar nicht.

Aber so konnte ich die Wartezeit bis zum ersten Flug gut überbrücken – mit guten Gesprächen und einem Abendessen. Als ich dann endlich im Flugzeug saß, verflog die Angst und machte der Aufregung Platz. Von Frankfurt ging es nach Dubai und von Dubai nach Bangkok. Mein erster Stop meiner Südostasienreise und bisher hatte ich keine Ahnung, wohin es als nächstes gehen würde, keinen Flug, keine Unterkunft. Nichts. Ich wollte aus dem Bauch heraus entscheiden und dementsprechend reisen, spontan sein, nicht festgelegt. Ich dachte, das wäre eine gute Idee. Heute denke ich, dass es das nicht war. Nicht für die erste große Reise allein. Nicht für mich. Heute weiß ich, dass Bangkok (und ich war zuvor noch niemals in Asien und dementsprechend auch nicht in Bangkok) ganz schön erschlagend wirkt. Eine Metropole, so ganz anders als alles, was ich zuvor kannte. Laut, stickig, voll. Nein, das war keine Liebe auf den ersten Blick – dafür auf den zweiten (HIER ein Artikel dazu von mir). Als ich am Abend aus dem Flughaften trat, war es schwül und stickig. Ich nahm ein Taxi und fuhr zu meinem Airbnb. Nun ja, kurz gefasst, die erste Woche war ganz und gar kein guter Start. Ich war müde, reizüberflutet, gejetlagged und bereits am ersten Tag fielen die Flöhe im Apartment über uns her. Ich rief weinend zu Hause an und erklärte, wie schrecklich alles wäre, welch doofe Idee es doch war, diese Reise zu machen. Und Henry, der beruhigte mich und riet mir, einfach weiter zu reisen und durchzuhalten. Das tat ich… und lernte das Solo Reisen (mit Kind) lieben.

 

Selbstbestimmtes reisen, Abenteuer & Ruhe finden
– wunderschön!

Niemals werde ich dieses Gefühl von Freiheit vergessen, von Abenteuer, von Ruhe  – vor allem von Ruhe.
Denn, allein zu Reisen bedeutet auch, offen zu sein für Neues und offen zu sein für Stille. Wie oft kommt es im Alltag vor, dass man ganz allein ist und sich ausschließlich auf sich konzentriert. Einfach mal dasitzt und nichts tut. So rein gar nichts, außer lauschen, aufsaugen und alle Sinne spüren. Ich habe gelernt, den Moment zu genießen und zu schweigen. Einfach nichts zu tun, außer lauschen und schweigen. Ich habe gelernt, mich für fremde Menschen zu öffnen und habe auf allen Reisen, an all den vielen Orten immerzu spannende und wunderschöne Bekanntschaften gemacht. Bin Menschen begegnet, denen ich sonst nie begegnet wäre. Habe Dinge erlebt, die ich so sonst nie erlebt hätte. Und, vor allem aber, habe mich selbst besser kennengelernt. Mal eine ganz andere Seite von mir. All das passiert eher selten, wenn man nicht allein reist. Dann fokussiert man sich auf den Reisepartner. Man geht Kompromisse ein.

Zu Schweigen, das fiel mir anfangs gar nicht leicht. Es gab Momente, da kam ein Gefühl von Einsamkeit hoch oder ich ertappte mich dabei, wie ich versuchte. mich mit dem Smartphone abzulenken, statt im Moment zu sein. Aber mit jedem Tag war ich mehr „da“, mehr bei mir und genoss diese Ruhe. Das Rauschen des Windes, den Windhauch auf der Haut, den Geruch, den Duft von Großstadt oder Meer. Alles nimmt man bewusster wahr.Und dann brachte es noch etwas Wundervolles mit sich: Eine noch viel engere, innigere Bindung zwischen meinem Kind und mir. Weil wir die Möglichkeit hatten, fernab von Alltag und vollkommen ohne Ablenkung von Außen, uns noch besser kennenzulernen, uns einzulassen, gemeinsam zu ruhen. Später, das wisst ihr sicher noch, kam Henry mit Anni dazu und zwei Wochen später reiste ich mit meinen zwei Mädchen allein weiter durch Thailand. Auch das nochmal eine neue, wunderschöne Erfahrung. Prägend. Für mich ein echtes Geschenk. Es war nicht immer alles leicht, es gab Momente, in denen ich an meine Grenzen gekommen bin, aber auch diese Momente waren wichtig und gut.

Einmal und immer wieder…

Auf diese Reise sollten noch weitere folgen. Mal nah, mal fern. Mal ganz allein, mal mit Kind/ern. Mexiko, Bali und Lombok, Österreich, Grömitz, New York City, Dubai. Doch jede darauf folgende Reise war anders als die erste. Da war immer diese angenehme Vorfreude und das Wissen, was mich erwarten würde – nämlich viele viele Momente voller Glück, Ruhe und Achtsamkeit. Kleine und große Abenteuer. Keine Angst mehr, keine Panik, wie ich sie vor meiner ersten Reise empfunden habe – dafür neu gewonnene Selbstsicherheit und Vertrauen. Einfach mal machen, einfach mal was wagen.

Mitmenschen reagieren da oft verdutzt. Allein reisen? Wirklich? Warum? Warum tut man das?
Dann schaue ich (nicht selten) in verdutzte Gesichter. Warum? Weil es wunderschön ist. Es ist wunderschön als Familie zu reisen, ja, es ist aber auch genau so schön, als Frau und Mutter (und auch als Mann) allein loszuziehen.

Ich erinnere mich an das Gesicht meines Vaters, als wir ihm damals erstmalig von meinen Reiseplänen erzählten. Wie er die Augenbrauen hochzog und uns überrascht ansah. Ich sah förmlich die Sorge. Wie? Allein? Ganz allein? Ohne Henry? Aber das ist doch gefährlich? Und bitte, Janina, bitte iss nicht an einer der Straßenküchen. Ich lachte und sagte, dass ich das natürlich nicht machen würde, ganz bestimmt nicht und heute erinnere mich zurück, wie ich dann doch an einer dieser Garküchen stand und mir mein erstes Gericht holte. Für ein paar Cents und saulecker noch dazu. In diesem Moment lachte ich in mich hinein und dachte, dass ich sowas sonst wohl nie gemacht hätte. Was wäre mir entgangen. Die Meinungen gingen grundsätzlich weit auseinander. Manche fanden es cool, Andere total mutig und wieder Andere konnten einfach nicht verstehen, warum man allein auf Reisen geht. So ist das. Wir alle sind so unterschiedlich. Und ich, ich selbst hätte mir noch vor ein paar Jahren an den Kopf gefasst. Allein in den Urlaub, pfff. Heute leuchten meine Augen, wenn ich von einer der Reisen erzähle oder nur an sie zurückdenke. Weil ich das große Glück hatte, diese Erfahrung machen zu können. Ich bin auf den Geschmack gekommen und ich habe auf jeder dieser Reisen unheimliche spannende Menschen kennengelernt, denen ich sonst nie begegnet wäre. Hab gelacht, genossen, entspannt und aufgesaugt – wie ein Schwamm.

Alleine reisen hat mir (mehr) Selbstvertrauen geschenkt.
Allein reisen hat mich gelehrt, einfach mal mit mir allein auszukommen und die Stille genießen zu können.
Und dann hat mir allein reisen interessante und spannende Begegnungen und Menschen beschert.

Januar 2019. Ein weiterer kleiner Traum wird wahr. Noch einmal NYC. Dieses Mal, so wie damals in Mexiko, sogar ganz allein. Als ich in den Flieger steige, tanzt mein Herz vor Freude. Und dann, viele viele Stunden später, lande ich in Newark. Müde, kaputt und viel später als geplant. Aber als ich die Skyline von NYC in der Dunkelheit sehe, da bin ich hellwach und platze fast vor Wiedersehensfreude. Eine Woche NYC, ich in dieser großen Stadt und was ich da noch nicht wusste: Diese sieben Tage würden allerlei Abenteuer und noch größere Überraschungen für mich parat halten. Aber dazu vielleicht irgendwann mal mehr.

 

 

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Fünfzehn.

Wie jedes Jahr bin ich ganz rührselig und meine Gefühle fahren Achterbahn. Denn morgen früh, um ganz genau zu sein, um 8.27 Uhr, wird meine große Tochter wieder ein Jahr älter. Fünfzehn. Unglaubliche fünfzehn Jahre. Sie wird schon fünfzehn – und ich kann es nicht glauben. Denn diese Zeit, sie fühlt sich an wie ein Wimperschlag. Wie ein Moment, ein sehr kostbarer, aber kurzer Moment.

Ich bin also seit fünfzehn Jahren Mama und dieser siebte Tag im Februar vor eben diesen fünfzehn Jahren ist unvergessen. Unvergessen schön, unvergessen nah. Ich weiß alles. Und ich erinnere mich auch noch ganz genau an den Abend zuvor. Wie ich kugelrund und ungeduldig und müde auf meiner Couch im Wohnzimmer lag und wie ich irgendwann, ziemlich schwerfällig, ins Schlafzimmer tapste. Bereit für die Nacht. Und ohne große Hoffnung, dass es jetzt endlich bald losgehen würde. Ich erinnere mich daran, wie ich dann doch gegen Mitternacht wach wurde, weil es da in meinem Bauch zog – regelmäßig. Und ich überrascht war. Unsicher. All das ist noch so präsent, zum greifen nah. Ich spüre noch die Angst, die ich empfand, als ich in der Badewanne merkte, dass das jetzt echt ist. Dass es jetzt wirklich wirklich los geht. Ich erschrak, meinen Bauch so zu sehen, wie er sich durch die Wehen verformte und ganz spitz wurde. Die Kraft der Wehen zu spüren. Die Schmerzen, die eine bis dahin ungekannte Intensität hatten. Und auch weiß ich noch, wie ich in diesem fensterlosen Bad, in meiner geliebten kleinen Wohnung, ausharrte – weil: Aus der Nummer kommst du nicht mehr raus!

Nein, aus dieser Nummer kam ich tatsächlich nicht mehr raus. Zum Glück.
Denn es ist das größte Geschenk auf Erden, deine Mama zu sein. Dieser Tag, vor fünfzehn Jahren, hat mein Leben grundlegend verändert. Mit dir kam der wahre Sinn für dieses Leben. Und nicht nur das, mit dir kam auch so viel Liebe, so viel Glück, so viele Emotionen.

Dieses kleine Mädchen in meinem Bauch wollte uns also kennenlernen, es war bereit. Und ich war es plötzlich nicht mehr. Aus Angst. Da waren sie, die Ängste, die mich schon in den Monaten zuvor begleitet haben. Die große Angst, zu versagen. Die Furcht, keine gute Mama sein zu können. Alles kam, wie es kommt. Das Baby wollte geboren werden. Nur wenige Stunden später lag ich erschöpft auf dem Bett im Kreißsaal. Ich brüllte und ich schrie, schrie den Schmerz laut heraus. Ich kämpfte wie eine Löwin, presste, schob mit, drückte mit aller Kraft und spürte die Urkräfte – und dann, es war ein wundervoller Wintermorgen, am Siebten des Februars im Jahre 2004, war sie geboren. Ein kleiner Sternengucker. Ein perfektes, kleines Mädchen. Kugelrund. Stark. Eine kleine Kopie von mir, glaubt man meiner Mama.

Anna. Aus dem hebräischem, die Gnade.

An diesem Tag schneite es. Und an diesem Tag schien die Sonne. So strahlend und kraftvoll erschien sie mir selten zuvor. An diesem Tag, dem 07. Februar, habe ich mein Herz verloren. Ich habe es in die Hände meiner wundervollen Tochter gelegt. Und ganz irgendwie wurden wir an diesem Tag beide geboren. Sie in diese Welt hinein, und aus mir wurde eine Mutter.
Seit diesem Tag, gehen wir Hand in Hand – durch dick und dünn, durch Glück und Leid, durch Freude und Trauer.

Ich kann gar nicht sagen, wie eng dieses Band ist und wie stark meine Liebe.
Denn diese Liebe wächst. Sie wächst mit jedem Tag, mit jedem Jahr, mit jedem Moment.

Manchmal, da sehe ich sie an und alles in mir wird warm. Ich bin stolz auf dieses wundervolle Mädchen. So unfassbar stolz. Sie ist großartig und war es schon immer. Sie ist klug – und sie ist so voller Liebe, für alle. Selten habe ich einen Menschen erlebt, der so viel Liebe übrig hat. So viel Verständnis. Ein Mensch, der in diesem Maße emphatisch ist, ist selten. Aber sie ist es. Und irgendwie, so schmunzeln und witzeln wir immer, ist sie hier im Hause auch immer irgendwie die Vernünftigste.

Fünfzehn Jahre ist sie also alt. Dieses kleine kugelrunde Baby von damals, welches heute eine wundervolle, sehr junge Frau ist. Eine junge Frau, die ihren Weg gehen wird. Und ich darf sie begleiten. Stück für Stück, als ihre Mama, als ihr Anker und ihr {Heimat-}Hafen. Für mich das wohl größte Geschenk auf dieser Welt und so kostbar.

Auf ein neues Lebensjahr. Auf Monate, die viel Veränderung bringen werden.
Denn eines ist sicher, deine Zeit ist gekommen und du streckst deine Flügel aus und übst das Fliegen. Du bist nicht mehr das kleine Mädchen, das ich so oft noch in dir sehe, und ich bewundere dich und bin stolz. Da ist ganz viel Glück und manchmal ist da auch eine Träne. Eine Träne der Angst vor dem Tag, an dem du nicht mehr nur übst und stattdessen deine Flügel weit ausstreckst und los fliegst. Aber selbst dann werde ich hinter dir stehen und dich anfeuern.

Mein Mädchen,
für dieses neue Lebensjahr wünsche ich dir alles.
Gesundheit und Glück, noch mehr Liebe und viele spannende Momente.
Glücksmomente. Marmeladenglasmomente. Freiheit und Unbeschwertheit.

Herzlichen Glückwunsch, kleine große Anni!

 

 

 

 

Mein ganz persönlicher Jahresrückblick ist für mich schon fast eine kleine Tradition {HIER sind alle Beitrage dazu} und, ganz anders als bei anderen Beiträgen, schreibe ich diesen Text irgendwie hauptsächlich für mich. Natürlich auch, um euch daran teilhaben zu lassen. Aber letztendlich schreibe ich diese Zeilen für mich, um noch einmal zu schauen, was in in diesem Jahr eigentlich los war, was passiert ist und was nicht. Und wie jedes Jahr durchstöbere ich die alten Texte der Jahre zuvor. Lese mich rein, in all die „Jahresrückblicke“ – und bin dabei immer wieder erstaunt, wie viel man so im Alltagstrubel doch vergisst. Wie Gedanken oder Erfahrungen verblassen oder gar verloren gehen. Oder Dinge sich einfach in so kurzer Zeit verändern.

Die letzten Jahre meines Lebens waren voller Entwicklung. Ich habe mich persönlich entwickelt und bin ein gutes Stück vorangekommen. Ich bin gewachsen, ruhiger geworden, sicherlich auch klüger und bedachter. Die letzten fünf Jahre waren für mich eine Achterbahnfahrt und ich bin dankbar für alles. Für jedes Hoch, jedes Tief, jeden Fehltritt und die darauf folgende Erkenntnis oder Einsicht. Ich habe alles geschätzt. Jeden Erfolg, aber auch jede (persönliche) Niederlage. Denn beides ist wichtig, beides formt und prägt. Allem voran aber bin ich dankbar für meine eigene kleine Familie, für die ich lebe. Die mir alles gibt, was ich brauche, Die mir Glück und Leichtigkeit beschert, mich auffängt oder stärker werden lässt.

Ich habe viel über mein Jahr 2018 nachgedacht und im Gegensatz zu den Jahren davor ist mir vor allem eines aufgefallen: Es ist Ruhe eingekehrt. Da waren keine extremen Höhen oder Tiefen. Alles war irgendwie ohne große Ausschläge. Da ist nichts Großes oder Prägendes passiert. Keine große Aufregung, nichts dergleichen. Stattdessen war da ganz viel Alltagsleben plus die alltäglichen Sorgen, die man so hat als erwachsener Mensch.

Aber von vorn…

Welche Themen definieren mein Jahr 2018?

Nach der Geburt meines dritten Kindes ist mir etwas abhanden gekommen. Etwas, das eigentlich mein großes Ventil und meine Leidenschaft ist. Das Schreiben.

Seit nun einem Jahr hadere ich mit mir. Ich weiß noch, wie es anfing. Da war die eigentlich so wunderschöne (Haus)Geburt, dann die Klinik und das Bangen. Ein Ausnahmezustand für uns alle. Gott wollte, dass wir beisammen sind und wir all das überstehen, er erhörte all meine Gebete. An diesem Tag im August spürte ich seine Anwesenheit, er war da. Das war 2017. Und seitdem ist noch einmal so vieles anders. Denn ich bin mir nun sicherer als jemals zuvor, dass wir nicht alleine sind und gehalten werden.

Noch heute empfinde ich deshalb große Dankbarkeit. Aber dieses Erlebnis ging auch nicht spurlos an mir vorüber und hat mich das ganze neue alte Jahr begleitet. Ich war in Aufruhr und meine Seele braucht bis heute Zeit. Das Erlebte führte auch dazu, dass ich vieles hinterfragte. Mich immer wieder fragte, ob all das hier überhaupt wichtig ist. Ob es nicht vergebene Liebesmüh ist. An manchen Tagen habe ich darüber nachgedacht, das hier einzustampfen. Denn mein Anspruch war es immer, Frauen zu inspirieren (in jeglicher Form) oder sie aufzufangen. Ich wollte echt sein und zeigen: Du bist damit nicht allein!
Ich wollte nicht nur Schönwetter und perfekter Schein sein, ich wollte aufzeigen, dass das Leben eben alles ist: Bunt. Hell, dunkel, schwer, leicht, laut und leise. Wollte vorleben, dass sich Mut und Ausdauer auszahlen.
Ihr glaubt nicht, wie dankbar ich war und bin über jede Nachricht, jede Mail, jeden einzelnen Kommentar mit Gedanken von euch. Das war der echte Lohn für meine Arbeit. Denn das ist es, was mich immer angetrieben hat. Das Wissen, dass meine Worte ankommen und im besten Fall in irgendeiner Form etwas bewirken.

Da ich in diesem Jahr aber kaum in der Lage war, einen dieser vielen Gedanken und Texte niederzuschreiben oder gar zu veröffentlichen, zweifelte ich vermehrt. Was ist dann mein Mehrwert? Ich sah keinen mehr. Ein Teufelskreis. Ich sehe generell vieles mit anderen Augen. Auch beruflich – oder eher: Gerade auch beruflich.

Seit 2009 bin ich online, seit 2010 schreibe ich und teile mit euch ein Stück meines Lebens. Mein größtes Hobby, meine Leidenschaft, wurde damit ein Stück weit auch mein Beruf. Und obwohl das natürlich irgendwie auch ein Sechser im Lotto ist, ist es auch Fluch. Denn ich mag die Entwicklung nicht. Seit etwa zwei Jahren beobachte ich die Branche immer kritischer und ich stelle immer häufiger fest, das, was gefragt wird, bin ich nicht und das möchte ich auch nicht sein.

Ich mag mich nicht verstellen, nur um mithalten zu können. Ich werde nicht betrügen, um zu wachsen oder die Zahlen zu halten. Ich werde zu den Prinzipien, die ich habe, weiterhin stehen. Es ist sogar so, dass mir meine Prinzipien immer wichtiger werden. Viel zu oft fühle ich mich „zwischen den Stühlen“. Es muss sich für mich richtig anfühlen. Aber das, was ich seit knapp zwei Jahren und vor allem in diesem Jahr um mich herum beobachte, schreckt mich ab. Da ist nichts mehr echt. Da haben Content Creatoren ganze Teams hinter sich, inklusive Leute für die Eigen-PR. Sprich, es wird online eine Person geschaffen, die bestmöglichst bei den Followern (von Lesern spricht leider kaum noch einer, was ich total schade finde) ankommt. Aalglatt, ohne große Ecken und Kanten. Nur so liegen dir eben Massen zu Füßen und nur so machst du viel Geld. Das ist auch vollkommen ok so. Aber für mich passt das nicht. Das bin ich nicht. Ich habe kein Team. Und ich hab auch niemanden für meine Eigen-PR. Ich habe einen Steuerberater, den ich dafür bezahle, dass er mir bei meinen Steuern hilft. Und sonst? Bin ich ich. Ohne Scheinrealität, ohne erfundene Persönlichkeit. Halt einfach eine Frau von nebenan mit den gleichen Problemen, wie sie jeder hat.
Ich habe einen Kopf, einen Mund und zwei Hände. Mehr nicht. Sprich, ich kann auch nur Arbeit für eine Person leisten. Zwischenzeitlich hatte ich mal eine Agentur, aber auch da kann ich (jetzt nach meiner Erfahrung) nur sagen, vertraue nur dir selbst. Denn auch das war eine Erfahrung, die zwar nicht schön, dafür aber lehrreich war.

Das letzte Jahr hat also ordentlich nachgehallt und die leichten Nachbeben haben mich bis in dieses Jahr begleitet.

Anfangs waren da so viele Worte in meinem Kopf, es juckte mir in den Fingern, manchmal schrieb ich Texte sogar in einem Atemzug herunter, manchmal begann ich zu schreiben und stockte dann… und ich wollte und konnte sie nicht teilen. In meinem Kopf war da eine Blockade. Anfangs dachte ich noch, es wäre eine simple Schreibblockade. Aber das war es nicht. Denn da waren ja so viele fertige Texte in meinem Kopf. Ich hatte so viel zu erzählen. Ich hab so viel gefühlt, so unfassbar viel erlebt und hab es schlichtweg nicht auf „digitales Papier“ bringen können. Es ging einfach nicht. Auch waren da Zweifel. Erst ganz zart und leise, aber mit der Zeit wuchsen sie und ich zog mich zunehmend zurück. Ich war nicht bereit, zu teilen. Immer wieder sagte ich mir, dass die Zeit mir den Weg weisen würde – aber bisher tut sie das nicht. So endet das Jahr 2018 und ich bin noch nicht zu einer Entscheidung gekommen. Ich weiß noch immer nicht, wohin es für mich geht, ich habe keine Antwort auf all meine Fragen gefunden.

Zweifel und die Frage des Wohin sind für mich in diesem Jahr also sehr präsent. Vermutlich werde ich Ende nächsten Jahres diesen Text lesen und mich fragen, warum ich nicht klarer sehen konnte, obwohl es doch eigentlich so einfach ist. Wer weiß.

Auch in diesem Jahr bin ich gerne gereist. Seitdem ich 2016 für 2,5 Monate mit den Kids aufgebrochen bin, ruft mich die Welt. Ich habe Reisefieber und genieße es, meine freie Zeit an schönen Orten verbringen zu können. Das gibt mir unheimlich viel und nach jeder Reise bin ich dankbar für diese schönen Erlebnisse. So haben wir in diesem Jahr wunderschöne Urlaubstage verbracht. Wir waren in Skagen, Dänemark, da, wo die Nordsee die Ostsee trifft, im wunderschönen Grömitz (manchmal muss es gar nicht weit sein, weil wir die Schönheit auch vor der eigenen Türe haben), dreimal in Österreich und in Italien. Ich war in New York und mit Mimi in Dubai. Und dann durfte ihr ich Lappland sehen. Magisch, sag ich da nur. Absolute Magie. Atemberaubend und selten hat mich etwas so beeindruckt. Mal schauen, was das neue Jahr da für uns an Abenteuer bereithält.

Wir hatten Pläne. Ursprünglich hatten wir geplant, in diesem Winter für eine Zeit auf Reisen zu gehen. Es auf uns zukommen zu lassen. Irgendwie war es wohl auch die Lust auf Abenteuer. Vermutlich auch deshalb, ich mich zukünftig beruflich, fernab von Blog und Co, gern noch verändern möchte. Deshalb hab ich das ganze Jahr irgendwie auch ein Stück auf den Winter hingelebt, in Vorfreude auf das, was wohl kommen mag. Aber wie es so oft im Leben ist, kommt dann doch vieles anders als man denkt, hofft, plant. Und so sind wir noch hier!

2017 war also das Jahr der Zweifel, gleichzeitig aber auch ein Jahr der angenehmen Ruhe. Mal schauen, was die kommenden Monate so für uns parat halten!

Was habe ich in
diesem Jahr erreicht?

Ich könnte euch jetzt erzählen, dass ich dieses oder jenes erreicht hätte, dass ich in diesem Jahr besser als jemals zuvor war, aber das stimmt nicht. Ganz im Gegenteil. Ich habe eigentlich nicht wirklich etwas erreicht. Ich bin in diesem Jahr mehr als jemals zuvor an meine Grenzen gekommen. Der Spagat zwischen dem Mamasein und meinem Job fiel mir sehr schwer.

Ich war in diesem Jahr hauptsächlich müde. Zwei so kleine Kinder, sprich ein Baby und ein Kleinkind, plus ein Teenie-Kind haben mich voll und ganz gefordert und dabei ist viel zu oft die Arbeit liegen geblieben. Jeden Tag war da das schlechte Gewissen. „Morgen aber, morgen arbeite ich ab, da hab ich bestimmt mehr Zeit…“. Ne, Pustekuchen. Der Stapel an Arbeit wuchs und wuchs, Mails blieben teilweise komplett unbeantwortet und ich spürte zwischenzeitlich die Panik. Ich fühlte mich an manchen Tagen wie der größte Versager auf Erden und das tat weh. Ich habe sehr hohe Ansprüche an mich selbst und wenn es dann nicht so funktioniert, wie ich mir das vorstelle, dann ist das für mich ein echtes Problem.
Mein Tag bestand aus Kinderbetreuung, aus Haushalt und dann eben daraus, wenigstens das Gröbste abzuarbeiten. Kein Abend ohne Panik und Sorge. Kein Abend ohne das Wissen, dass da noch ein riesiger Berg an Arbeit wartet.

Seit wenigen Monaten habe ich nun ein „Büro“ in einem Co-Working-Space und trenne Familie und Arbeit vermehrt. Und in den letzten Wochen werde ich immer unabhängiger und finde wieder mehr in meine Routinen. Es macht mir sogar wieder viel Freude, wenn ich arbeiten kann. Ich freue mich darauf, ins Büro fahren zu können. Das war wohl mit eine der besten Entscheidungen der letzten Zeit. Und ich freue mich darauf, im neuen Jahr endlich wieder mehr Zeit mit Arbeit zu verbringen. Denn ich arbeite gern, ich brauche das für mich und es hat mich traurig gemacht, dass ich oft nicht so konnte, wie ich wollte. Das war ein unfassbar unbefriedigendes Gefühl für mich!

Im kommenden Jahr wird sich diesbezüglich einiges ändern. Ein klarer Plan und eine strikte Trennung. Kein Arbeiten mehr von zu Hause und zwischen Kindern und Haushalt. Und generell bin ich dem Jahr 2019 gegenüber sehr offen und gespannt, was es bringen wird. In jedem Fall hoffe ich auf ein gesünderes neues Jahr, denn ich war in 2018 gefühlt mehr krank als fit.



Welche emotionalen Erfahrungen habe ich gemacht?

Dieses Jahr war emotional irgendwie sehr stabil und gleichbleibend. Weniger von allem. Irgendwie scheint sich die Ruhe momentan durch alle Lebenslagen zu ziehen. Ich bin irgendwie ganz schön zufrieden und das, obwohl ich echt nicht alles rund läuft.

Ich habe vor wenigen Wochen an einem Mutterleicht Workshop teilgenommen. Ein Workshop ausschließlich für Frauen, bei dem in einem sehr kleinen Kreise ein wenig die Work-Life-Love-Balance herausgearbeitet wird. Klingt erstmal dröge, hat mich aber nachhaltig sehr beschäftigt. Denn es hat in mir so vieles hervor gekitzelt. Ich habe plötzlich Dinge gesehen, die ich vorher nicht realisiert habe. Es waren zwei unfassbar intensive Tage, in denen ich für mich persönliche Ziele herausgearbeitet habe. Das war eine super emotionale Erfahrung, wozu ich aber sich irgendwann noch einmal mehr schreiben werde.

Was habe ich dieses Jahr gelernt?

Du hältst dein Glück in deinen Händen. Denn nur du bist dein Glückes Schmied!

Definitiv ein Ansatz, der sich in den letzten Jahren bei mir gesetzt hat und ich spüre mit der Zeit, wie es mir mit diesem Wissen einfach immer besser geht. Aus dieser Abwärtsspirale aus negativen Energien, Frust und Neid bewusst auszusteigen, war wohl die beste Entscheidung meines Lebens. Seitdem ist mein Blick klar und seitdem bin ich offen für die Schönheit dieser Welt. Ich lerne tolle Menschen kennen, sehe fast immer das Gute (anstatt primär das Schlechte), ich empfinde echte Dankbarkeit, sie ist einfach da, und das, das ist das allergrößte Geschenk!
Ich glaube fest daran, dass eine positive Grundeinstellung der Schlüssel zu einem glücklicherem Leben ist. Dass es sich immer auszahlt, bei sich zu bleiben. Und dass es sich lohnt, mal genauer hinzuschauen, etwas anzupacken und es zu ändern – auch wenn es erstmal weh tut oder schwer fällt!

Außerdem ein großes Thema:
Sprich Dinge an, wenn sie dir auf dem Herzen liegen.
Es ist niemals klüger, alles in sich hinein zu fressen und mit selbst auszumachen. Ganz im Gegenteil: Kommunikation ist alles. Und das, angewendet auf alles. Berufliche Beziehungen, Freundschaften sowie Partnerschaften. Daran möchte ich in jedem Fall aktiv arbeiten. Meine Freundin hat mir da in diesem Jahr noch einmal einen guten Impuls gegeben und mich mit der Nase darauf gestossen.

Auch habe ich gelernt, mich vom Frust anderer weitestgehend frei zu machen. Klar, es ist menschlich, dass mir das nicht immer zu 100% gelingt – aber ich bin da auf einem sehr guten Weg. Es bringt meist eh nichts, mit solchen Menschen in den Dialog zu gehen. Es bringt allein deshalb nichts, weil es ihnen nicht darum geht, in einen Dialog auf Augenhöhe zu gehen. Ich sage dazu immer liebend gern: Energievampire.
Menschen, die sich ihre Kraft, Erfüllung, Bestätigung (oder was auch immer) auf diesem Wege holen (müssen), sollte man grundsätzlich meiden.


Mein größtes Erfolgserlebnis in diesem Jahr?

Für mich persönlich: Die Möglichkeit in meiner alten Uni als Gast-Dozentin über Influencer Marketing zu referieren. Das hat mir so unglaublich viel Freude bereitet. Es ist schon ein ziemlich tolles Gefühl, über etwas sprechen zu dürfen und Menschen Wissen mit auf den Weg zu geben.


Was habe ich in diesem Jahr vermisst?

Meinen „happy place“ auf Bali und unsere alte Wohnung.


Was musste ich loslassen?

Anni wird langsam aber ziemlich sicher flügge.
Gerade in diesem Jahr ist dahingehend ganz viel passiert und wir spüren deutlich, dass unser kleines Mädchen nun eine junge Erwachsene ist. Dass sie ihre Fühler ausstreckt und so ganz langsam die Welt für sich entdeckt. Das ist auch gut so. Und doch stehe ich manchmal da und weiß nicht so recht, wohin mit meinen Gefühlen.

Ich glaube auch, dass wir nun die letzten Urlaube mit ihr genießen (weshalb ich diese Zeit nochmal intensiver aufsauge). Im kommenden Jahr ist sie gleich mehrmals allein im Ausland und wird eine Sprachreise für knapp einen Monat unternehmen. Das wird dann vermutlich noch einmal eine Herausforderung für mich in Sachen Loslassen.


Worüber habe ich mich gefreut?

Ed Sheeran live zu sehen – und das vollkommen unerwartet. Ihr müsst wissen, dass Menschenmassen eigentlich so gar nicht meins sind und Anni mit meiner Freundin zum Konzert gehen sollte. So war der Plan. Aber, wir hatten es ja schon, es kommt immer alles anders und so hab ich Anni zu Ed nach Hamburg begleitet und es war SO SO WUNDERSCHÖN!

Diese Stimmung war atemberaubend und es ist definitiv ein Erlebnis, das ich so bald nicht vergesse. Ich kann fast noch immer die unglaublich heiße Sommerluft auf meiner schwitzigen Haut spüren, Ed’s Stimme, wie sie pure Glücksgefühle in mir auslöste. In diesem Jahr geht es wieder auf sein Konzert!

Und dann war da noch New York, ein kleiner großer Traum und ich bin eigentlich durchgehend mit offenem Mund durch diese riesige, faszinierende Stadt gelaufen. Es war unvergesslich. Ich hatte einen guten Deal für ein Hotel nah der Wall Street gefunden und die Lage war perfekt. In der Regel bin ich morgens zu Sonnenaufgang los und bin abends zurück gekommen. Ich möchte unbedingt ein weiteres Mal hin.


Aufgehört?

Tja, ich hab jetzt mehrere Tage darüber nachgedacht, aber mir fällt schlichtweg nichts ein. Deshalb skippe ich an dieser Stelle für dieses Jahr. Mal schauen, wie es das kommende Jahr ausschaut.


Begonnen?

Wieder mehr zu lesen. Ich bin schon immer eine Leseratte und doch hab ich es zwischenzeitlich nicht geschafft. In diesem Jahr habe ich aber doch einige Bücher gelesen und mich über jedes weitere Buch in meinem Bücherregal gefreut. Ich habe mir angewöhnt, jeden Abend vor dem Zubettgehen mindestens einige Seiten zu lesen. Egal wie müde ich bin. So komm ich noch ein wenig runter und schaffe jeden Tag ein wenig.


Geliebt?

Meine kleine Familie und das über alles. Ich habe wohl noch nie so viel Liebe gefühlt und es wird nicht weniger.



Hätte ich einen Zauberstab, dann würde ich..?

Da übernehme ich 1 zu 1 den Text vom Vorjahr. Der lautet:

…der Welt gern ins Gleichgewicht helfen.

Frieden für jeden einzelnen Menschen würde ich mir wünschen. Sicherheit. Und keinen Hunger. Überall. Ich würde mir wünschen, dass Bildung für Jedermann frei zugänglich wäre und dass wir wieder mehr nach links und rechts schauen. Ich weiß, dass dieser Wunsch leider nahezu utopisch ist. Aber das wäre mein größter Wunsch. Das wir auf dieser Welt Hand in Hand gehen und füreinander da sind.



Das möchte ich gern noch erleben?

Die Gedanken und Wünsche sind irgendwie noch die gleichen wie im letzten Jahr. Da ist noch immer der tiefe Wunsch, für eine gewisse Zeit im Ausland zu leben und zu arbeiten. Es reizt mich doch sehr und ich denke, ich wäre irgendwann traurig, wenn ich es nicht wenigstens mal probiert hätte. Zum Glück ticken wir da recht ähnlich und wer weiß, wenn es so sein soll, dann fügt es sich und wenn nicht, dann eben nicht. Und ganz vielleicht haben wir ja in diesem Jahr mal Glück mit der Green Card Lottery.


Ich möchte mehr?

Zeit für Henry und mich als Paar.

Außerdem möchte ich mir in dem kommenden Jahr ein wenig Zeit für ein Hobby freischaufeln. Den Gedanken hatte ich schon länger, war mir aber nicht sicher, was ich tun könnte. Ursprünglich hatte ich an einen Malkurs gedacht. Aber jetzt hat sich irgendwie alles gefügt mit unserem Weihnachtsurlaub und ich denke, es wird das reiten werden.



Das Beste, was ich dieses Jahr für jemanden gemacht habe?

Ich habe in diesem Jahr einige Dinge getan, die gut sind – denke ich. Ich habe einige Projekte monetär unterstützt. Manche davon langfristig. Auch schenke ich seit vielen Monaten regelmäßig Zeit. Ich finde es schwierig, es als „das Beste, was ich dieses Jahr für jemanden gemacht habe“ zu bezeichnen. Aber ich denke, es ist wichtig und gut. Ich hatte Phasen im Leben, da ging es mir nicht gut. Ich hatte sogar Phasen, da ging es mir finanziell richtig schlecht. Und ich meine wirklich richtig schlecht. Heute habe ich mir ein gutes, sicheres Leben aufgebaut, und finde es nur richtig, dass ich etwas zurückgebe.


Das Beste, was jemand für mich getan hat?

Eine Kleinigkeit, aber eine ganz große Geste.

Ich war kurz mit dem Auto für einen Termin in der Stadt und als ich mein Ticket für das Parkhaus auslösen wollte, stellte ich fest, dass ich weder Geld noch eine Karte dabei hatte. Ein älterer Herr stand hinter mir und hat mir dann kurzerhand mein Ticket bezahlt. Ich war so dankbar. Das war eine wirklich sehr sehr nette Geste!

Ich freue mich auf 2019, weil..?

…ich gespannt bin, auf alles, was kommt!

Grundsätzlich habe ich aufgehört, große Pläne zu schmieden. Es kommt eh fast immer anders, das haben wir in diesem Jahr ganz besonders gemerkt – und mal ehrlich, das macht ja auch irgendwie die Würze.

Wir haben aber geplant, wieder, wie auch in diesem Jahr, ein wenig zu reisen. Mal schauen, wohin es uns verschlägt. Ich muss gestehen, dass Reisen mein Herz sehr erfüllt. Egal ob nah oder fern.

Und etwas, worauf ich mich sehr freue: Dass ich endlich dabei bin, meine Angst vorm Zahnarzt zu überwinden. Ich hab eine Ärztin gefunden, spezialisiert auf Angstpatienten wie mich, die einfühlsam ist und großartige Arbeit leistet.

 

 

ENTSCHULDIGEN SIE,
BIN ICH HIER RICHTIG?
Bitte einsteigen ins Gedankenkarussell

Mein Kopf rattert und meine Gedanken stehen nicht still. Immer wieder ploppen da die gleichen Fragen in meinem Kopf auf. Immer wieder sind da die gleichen Gedanken, die gleichen Fragen, die gleichen Sorgen und das dumpfe Gefühl von „ich bin hier nicht richtig“. Ich frage mich, ob ich noch Spaß habe an all dem. An dem, was ich da tue. Ich stelle mein Tun in Frage. Stecke ich vielleicht sogar in einer Schaffenskrise? Klar ist, seit einem Jahr sind da die immer gleichen Gedanken und seit knapp einem Jahr komme ich zu keiner Lösung. Aber von vorn..

Hallo, ich bin Janina, 35 Jahre alt und Mama von drei wundervollen Kindern, die mein Leben rund und schön machen. Manchmal auch ein wenig schlaflos, manchmal auch ein wenig laut und chaotisch – aber ich mag das so. Weil ihr wisst ja, wo kein Schatten ist, ist keine Sonne. Ich lebe in Hannover und habe einen tollen Mann an meiner Seite. Eigentlich sind wir fünf wie jede andere Familie. Hier läuft es mal gut, mal nicht. Wir lachen, weinen und manchmal zoffen wir uns sogar. Ich mag die schönen Dinge und das sind oft Kleinigkeiten – wie Sonnenlicht, das durch mein Fenster tanzt und mich seufzen lässt. Das sind Blumen. Das ist gutes Essen (oooh, was liebe ich es, zu essen) und dazu ein gutes Gläschen Gin Tonic. Und dann ist das Zeit mit Freunden, barfuss laufen, Kerzenschein, das Geräusch von Wind in den Baumkronen und ganz manchmal ist es auch das paar neue Schuhe, der neue Lippenstift oder das neue Kleid. Klar.

Ich war mal eine Tussi. Dann war ich mal keine. Ich war mal ziemlich unglücklich und bin es heute nicht mehr. Ich hab Frösche geküsst, hab geheiratet und festgestellt, dass genau das keine so gute Idee war und dann traf ich Henry… Und in Henry hab ich meinen besten Freund gefunden. Klingt kitschig, klingt wie aus einer Schnulze, ja, ich weiß – ist aber einfach so. Ich hätte es selbst nicht geglaubt, dass sowas wirklich möglich ist. Was kann ich euch noch sagen? Ich bin die wohl schlechteste Hausfrau der Welt. An mir ist definitiv keine Martha Stewart verloren gegangen, was schade ist. Ich koche zwar gern, das aber am liebsten unkompliziert und simpel. Ob das am Ende hübsch ausschaut? Ist mir fast egal, für mich zählt am Ende nur eines, der Geschmack. Dann bin ich ein kleiner Chaot. Halleluja, ja das bin ich. Und als wäre das nicht genug, so bin ich auch noch ziemlich vergesslich und verpeilt (Hallo, Geilo-Verpeilo mein Name!) – fühle mich aber gleichzeitig am wohlsten, wenn ich alles unter Kontrolle habe. Ich hab Prinzipien und Wertvorstellungen – und damit stehe ich mir gern selbst im Weg. Weil ich es mir damit schwer und nicht leicht mache. Ich denke viel zu oft und viel zu viel nach, mache mir Gedanken über Gedanken und bereite mir damit schlaflose Nächte. Ich bin ein Herzmensch, ziemlich sensibel und weich. Das ist nicht immer gut, aber so ist es halt. Wenn ich Nachdenken muss oder Ruhe brauche, setze ich mich immer auf eine Bank und starre in den Himmel oder auf die Bäume. Manchmal suche ich die Ruhe auf dem Friedhof, setze mich hin und bin für mich. Mein Leben war ein auf und ab, ich war ein auf und ab. Und heute fühle ich mich gut und wohl.

Ich bin ein Buntmaler, kein Schwarzmaler und meine Gedanken kann ich am besten in Worten ausdrücken. Schreiben ist für mich so vieles – es ist Leidenschaft. Ich bin oft gar nicht gut darin, mich mündlich mitzuteilen und dann setze ich mich hin und schreibe…    …denn ich fühle in Worten!

Wohin geht es mit mir?
Ich weiß es nicht.

Seit bald zehn Jahren bin ich online. Habe ich mich am Anfang noch in Video-Content auf YouTube probiert, stellte ich schnell fest, dass mir das Schreiben eigentlich viel mehr liegt (und Freude macht). Und so ging 2010 mein erster Blog online. Es war eigentlich mehr eine Art Online-Tagebuch. Da war nicht ein Gedanke, dass das jemand lesen könnte. Oder Bloggen sogar ein Beruf sein kann. So weit war das alles weg. Ich fotografierte das, was mir vor die Linse kam und woran ich Freude hatte. Meistens waren das dann doch Schuhe, Kleider und Lippenstifte. Für viel mehr war da gar kein Platz. Outfits gab es noch und regelmäßig eine Weekly Review. Mein Blog war alles andere als professionell und ich, die vorher nicht wirklich viel mit dem Netz am Hut hatte, hatte eigentlich keine Ahnung von nichts. Ich mach dann einfach mal… Ohne Plan, ohne groß nachzudenken – einfach immer dem Bauchgefühl nach. Mit den Jahren hab ich mich verändert, hab mich entwickelt und bin immer meinen Weg gegangen. Und irgendwie konnte man das auch auf dem Blog verfolgen, denke ich. Ich bin nicht mehr die unsichere Janina, die ich vor acht Jahren war. Und auch bin ich nicht mehr die Frau, die ich vor drei Jahren war. Wir alle entwicklen uns und so auch ich. Alles hat sich seitdem verändert. Mein ganzes Leben ist ein anderes. Es ist schon verrückt, was in so einem Jahrzehnt alles passiert. Und ja, die Dreißiger sind wohl die beste Zeit meines Lebens. Bisher. Gesetzter. Entspannter. Irgendwie auch ein Stück angekommen. Und trotz all der Veränderungen, ist mir immer eines geblieben: Mein Blog. Mein kleiner Ort im Netz.

Mein Blog,
mein kleiner Ort im Netz!

Was anfangs noch sehr oberflächlich und konsumorientiert war, wurde immer mehr zu einem sehr persönlichen Ort. Ich hab euch mitgenommen, wann immer mir danach war. In den Schwangerschaften, im Studium – ja, ich hab euch auch immer wieder anhand von Texten in meinem Kopf gelassen. Und das deshalb, weil ich immer das Gefühl hatte, ich kann damit Impulse setzen, stärken oder gar unterstützen. Mein Ziel ist es, euch, meine lieben Leserinnen, zu begleiten und ganz manchmal vielleicht auch Inspiration zu sein. Ich hab den Blog nie mit dem Gedanken aufgesetzt, groß zu werden oder viel zu verdienen. Reich werde ich damit auch nicht. Wie gesagt, ich wollte einen Mehrwert schaffen. Doch ist da seit fast einem Jahr eine Barriere (in meinem Kopf). Da sind so viele Dinge, die würde ich gern mit euch teilen und euch erzählen, da sind so so so viele Texte, die ich in diesem Jahr geschrieben und nie veröffentlicht habe… Und all das, weil ich es nicht kann. Da sind liebevolle Zeilen an meine Kinder, da sind Geschichten aus meinem Leben, da waren Updates und kleine Katastrophen – und doch wurde nicht ein Artikel davon von mir veröffentlicht. Warum? Das weiß ich selbst nicht. Was ich aber weiß ist, dass ich in einer kleinen Krise stecken. Mit mir und meinen Gedanken.

Anfangs dachte ich, ich hätte ein Schreibblockade, aber das ist es nicht.
Ich kann schreiben. Mein ganzer Kopf ist voller Wörter und Gedanken und manchmal habe ich das Gefühl, dass mich all diese Worte erdrücken würden – weil sie raus wollen.

Weil ich so viel weniger schreibe, als all die Jahre zuvor. Aber ich haue mir auf die Finger und vertröste mich selbst. Ist das nicht absurd? Da sind Wörter, die sich bemerkbar machen, ganzen Texte in meinem Kopf und ich möchte sie nicht zu digitalem Papier bringen. Will sie generell nicht niederschreiben. Und gleichzeitig möchte ich es doch. Eine Misere – in meinem Kopf.

Der Blog ist mein viertes Baby. In ihm steckt so viel Persönlichkeit, so viel Liebe und vor allem Zeit, vieeeel Zeit. Lange Nächte hab ich da gesessen und Texte geschrieben. Gedanken habe ich mir gemacht und niemals werde ich den Moment vergessen, als ich meinen allerersten Kommentar vorfand. Das war so verrückt, so schön, unvergesslich toll. Denn der Austausch hier, das ist es, was ich schätze. Einige von euch kenne ich seit Jahren und wenn ich von euch eine Mail oder Nachricht entdecke, dann ist das, als würde ich mit einer Freundin schreiben. Dann freue ich mich riesig. Eure Rückmeldungen sind wichtig für mich, so unheimlich wichtig. In diesem Jahr habe ich, ich sag es ganz ehrlich, mehrmals darüber nachgedacht, einfach alles offline zu nehmen. Schluss zu machen. Bis…

 

Niemals nie werde ich den Moment vergessen,
als ich fast zu Tränen gerührt war…

Wie jeden Freitag stehe ich auf dem Markt und halte am Fisch-Stand. Während ich da so in der Schlange stehe und darauf warte, meine Bestellung abgeben zu können, bemerke ich den Blick eines jungen Vaters, als er mich auch schon anspricht und mich fragt, ob ich Janina wäre. „Oh, sicher ein alter Kommilitone von Henry“, denke ich mir in dem Moment noch. Aber nein, damit liege ich falsch.

Dieser junge Vater erzählt mir, dass ich Ihnen mit einem meiner Texte (über unsere verschobenen Eingewöhnung in der Kita) helfen konnte. Dass seine Frau meinen Text gelesen hat und sie deshalb noch einmal tief in sich hinein gehört haben. Auf ihr Bauchgefühl vertraut haben. Und danach entschieden, die Eingewöhnung ihres Kindes abzubrechen – was die richtige Entscheidung war, sagte er. Genau das, was ich versuche, mit meinen Texten weiterzugeben. Vertraut auf euer Bauchgefühl. Hört in euch hinein. Fast immer liegt da die Lösung zu allem.

Ich war so ergriffen, so gerührt, so unfassbar froh über diese Rückmeldung, dass ich meine Tränen wirklich zurückhalten musste. Und das war der Moment, in dem es Klick gemacht hat und ich wusste: Ich bleibe!
Nichts da. Da wird nichts offline genommen. Meinen kleinen Blog wird es weiter geben.
„Halte einfach aus, schau, was die Zeit bringt und mach einfach das, wonach dir ist!“, habe ich mir an diesem Tag gesagt. Und so halte ich es. Es kommt, was kommt. Und sicherlich wird es irgendwann auch wieder mehr. Vielleicht fühlt es sich irgendwann richtig an, den „Veröffentlichen“-Button zu drücken. Und wenn nicht, dann bleiben all diese Briefe und Kolumnen eben offline. Auch gut. Ich muss den Druck rausnehmen. Für den Blog ist mir das gelungen, aber auf Instagram… da bisher nicht!

 

Instagram,
bin ich da eigentlich richtig?

Instagram. Über wohl kein Medium wird so viel gesprochen, berichtet und diskutiert. Ursprünglich eine App zum Vernetzen und für das Teilen von spontanen Schnappschüssen, ist Instagram heute eine riesige Business-Maschinerie. Instagram ist wichtig geworden. Ohne Instagram läuft kaum noch etwas. Und vor allem haben sich die User auf allen Seiten professionalisiert. Die Trends haben sich verlagert und perfekte Bilder winken von allen Seiten.

Da sind so viele Fragezeichen in meinem Kopf, so viele Fragen. Manchmal fühle ich mich auf dieser App so fehl am Platz. Auch hier bin ich seit nun fast einem Jahr am grübeln, komme aber (bisher) zu keiner Lösung.

Versteh mich nicht falsch, ich konsumiere meinen Feed gern. Ich mag Instagram. Ich folge wunderbaren, spannenden und kreativen Menschen. Ich schaue mir all das, was mein Feed zeigt, gern an. Aber ich hadere mit mir, mit mir selbst auf dieser Plattform. Ich frage mich, ob ich an diesem Ort, auf dieser App, noch richtig bin. Ob mein Content interessant ist. Denn auch auf Instagram verhält es sich wie auf meinem Blog: Ich mache mir Gedanken, viele Gedanken! Ich möchte dir einen Mehrwert bieten. Ich zeige mich, wie ich bin. Wenn du mich außerhalb der App treffen würdest, dann wäre ich die gleiche wie online.

Anfangs dachte ich, es wäre eine klassische „Müdigkeit“. Wird schon wieder, dachte ich. Aber die Zweifel sind geblieben. Ich hab gar nicht so viel zu erzählen. Ich gehe nicht alle zwei Wochen zum Friseur, ich bekomme nicht jede Woche ein riesiges Paket von einem beliebigen Onlineshop und auch sonst passiert hier einfach nicht ganz so viel. Alltag halt, Familienalltag. Kinder, Arbeit, Partnerschaft, Haushalt. Manchmal noch eine Reise. Aber da hört es dann auch schon auf. Ich fühle mich so ein wenig verloren. Wie zwischen den Seilen. Frage mich, ob ich ohne die obligatorisch zigtausend zur Verfügung gestellten Samples am Tag noch „mithalten“ kann. Ich sehe, dass der Trend eben in diese Richtung geht. Konsum. Das ist auch ok. Ich kaufe selbst auch gern ein und ich hab nicht selten schöne Dinge nachgekauft. Aber bin da natürlich auch begrenzt. Zumal ich in der Schwangerschaft dazu übergegangen bin, mir meine Sachen und die der Kinder im besten Fall lieber selbst zu kaufen. Der Wertschätzung wegen.

Natürlich gibt es auch bei mir Werbung. Das ist klar. Ohne die geht es nicht und ich setze die Kampagnen, die ich annehme, auch gern um. Weil ich die Produkte gut finde und dahinter stehe. Ich schaue genau hin und mache so viele Gedanken, bevor ich etwas zusage. Ich hab da Prinzipien und da ist der Punkt: Ich stehe mir damit oft selbst im Weg. Ich mache es mir schwer. Ich konsumiere also seit Monaten meinen Feed und bekomme zunehmend das Gefühl, dass mein Content und meine Bilder vielleicht nicht mehr das sind, was gern gelesen und angeschaut wird. Und genau diese Gedanken habe ich heute auch in meiner Story mit euch geteilt. Eure ganzen Nachrichten haben mich gerührt und es ist so manche Träne geflossen. Weil ihr mir damit den Nebel für mich lüftet. Ich jetzt gerade in diesem Moment wieder viel klarer sehen kann. So klar, wie ich es seit fast einem Jahr nicht geschafft habe. Warum zweifle ich, warum mache ich mir diese Gedanken. Ich muss lernen, mir weniger einen Kopf zu machen. Ich sollte das tun, was ich so oft predige: Auf mein Bauchgefühl hören. Und so werde ich es halten. Die Zeit wird es zeigen. Danke, an euch. Für jedes Wort, für alles!

 

 

 

HEIMAT FINDEN
– ein wenig Gedankenkarussell

Lange, sehr lange war da dieses Fernweh – das ganz tief in mir saß. Das mich getrieben hat. Ich wollte weg, wollte die Welt sehen und immer wieder war da die Frage: Besitze ich Wurzeln? Denn während andere Kinder früher unterwegs Heimweh hatten, war ich ausgelassen und glücklich, Neues zu sehen und zu erleben. Heimweh? Kannte ich nicht. Noch nie. Und so zog sich das durch mein halbes Leben. Immer die Frage im Gepäck: Was ist Heimat für mich und kann ich Heimat finden?

Schon in meiner Kindheit wusste ich sicher, ich möchte weg. Über meinem Bett hing eine große Weltkarte und mein ganz großer Traum waren die USA. Später dann, als Jugendliche und junge Erwachsene, war es die Hansestadt Hamburg. Alles, aber bloß weg aus „meinem Kaff“, weg aus Hannover. Ich wurde Mutter und stellte meine (Reise)Träume, Wünsche und Begehren hinten an. Das tat ich gern, es fühlte sich auch nicht nach Entbehrung an. Ganz im Gegenteil. Aber die Träumerei war immer da. Ich stellte mir vor, wie es wäre zu reisen. Weit zu reisen. Die Welt zu sehen. Und andere Kulturen zu erleben. Ich träumte mich in die Ferne und stellte mir vor, wie ich mit der Transsibirischen Eisenbahn fahre oder mit einem umgebauten Unimog die Welt bereise. Wie ich durch Asien backpacke und eintauche in diese mir fremde Kultur. Und fernab dieser tiefen Reiselust verging kein Tag, an dem ich mir nicht wünschte, fort zu ziehen. Nach Hamburg. Oder weit in die Welt hinaus. Irgendwann, Anni war noch sehr klein, flüchtete ich für einige Wochen weg nach Missouri. Aufs Land. Und ließ dort ein Stück meines Herzen zurück. Aber das, das ist eine andere Geschichte.

 

Heimat finden:
Aufbruch und die Reise meines Lebens

Vor drei Jahren dann war meine Reiselust auf dem Höhepunkt. Ich schwärmte und träumte vor mich hin. Bis Henry mich irgendwann einpackte und mit mir zum Reisebüro fuhr. Zack, da hielt ich die Tickets in der Hand {HIER lest ihr mehr dazu} und war völlig überwältigt (und auch ein wenig überrumpelt). Ich werde reisen. Irgendwie war der Gedanke verrückt und auch noch so fern. First Stop: Bangkok. Wow. Neben meinen Kindern definitiv das Abenteuer meines Lebens. Knapp zehn Wochen war ich auf Reisen. Zehn Wochen Südostasien, zehn Wochen pures Leben und Freiheit. Mit einem Kleinkind und später als Dreiergespann mit den zwei Mädels. Das hat uns zusammengeschweißt und es hat mich persönlich sehr zur Ruhe gebracht. Noch heute denke ich häufig an diese verrückte, wunderschöne Zeit zurück und schwelge in Erinnerungen, denke an all die Menschen, die ich kennenlernen durfte und die mich zum Teil so viel gelehrt haben.

Die Aufregung kam, als ich in Hannover mit der kleinen Mimi in den Zug stieg und meine Schwestern und Henry mit einem Plakat am Gleis standen und mir winkten. Plötzlich kamen mir die Tränen und ich fragte mich: Was machst du hier eigentlich, bist du verrückt?! Wenige Stunden später am Frankfurter Flughafen stieg ich nur deshalb in den Flieger, weil Georg und Stephie mich in dieser so aufregenden und für mich neuen Situation beruhigten (und mir Pizza gaben, haha). Im Flieger selbst gab es dann kein zurück mehr. Gott sei Dank. Denn die kommenden zehn Wochen sollten aufregend, lehrreich und letztendlich auch wunderschön werden. So schön, dass ich im letzten Jahr direkt noch einmal für fünf Wochen mit Mimi zurück nach Bali bin. Der Ort, fernab von Daheim, an dem ich mich Zuhause fühle. Verwurzelt. Als ich nach über 21 Stunden Anreise ankam und sich die Flughafentüren öffneten, ich dieses ganz besondere Licht erblickte, den so berühmten Bali Sound hörte und diese für Bali so typische Luft einsog, schlug mein Herz lauter und kam urplötzlich zur Ruhe. Inhale. Ich bin da. Ich bin Zuhause. So fühlte es sich an. Wie Ankommen. Mein Artikel Über Träume und die Reise meines Lebens. Dieser kleine Ort, nahe Ubud, tief in den Reisfeldern und fernab des Trubels ist für mich Zuhause. Ein Ort des Herzens. Ein Ort, in den ich mich auf den ersten Blick verliebt habe – und es war dunkel, als ich das erste Mal das Grundstück betrat. Ich durchschritt das Tor und wusste: Das hier, das ist etwas Besonderes. Leider gibt es diesen Ort nun nicht mehr, was mich buttertraurig macht, und hätte ich das gewusst, dann wäre ich noch einmal gekommen. Oder länger geblieben. Oh du magischer Platz auf dieser wunderschönen Erde. Ein Ort, an dem die Zeit still steht und an dem man nicht nach der Uhr lebt. Natur und nichts als Natur, mit Liebe zum Detail und fernab von Chichi.

Heimat ist für mich kein Ort,
Heimat ist für mich ein Gefühl!

Dieses Gefühl, hier, an diesem Ort, richtig zu sein. Verbundenheit zu fühlen. Zu spüren, wie das Herz vor Glück einmal aussetzt und dann in den Ruhemodus übergeht. Ich durfte das jetzt mehrmals erleben. Es mehrmals spüren. Dieses überwältigende Gefühl von „Zuhause“ zu sein Die Berge, die Toskana, Missouri oder Bali.

Viel habe ich darüber nachgedacht, was Zuhause für mich eigentlich ist. Was Heimat für mich bedeutet. Warum ich (beispielsweise) so ganz anders ticke als meine Freundin, die Zuhaue für sich ganz anders definiert als ich. Ich finde das spannend und es ist interessant.

Lange dachte ich, ich hätte keine Wurzeln – aber nein, die habe ich. Ich habe tiefe Wurzeln, gute Wurzeln. Welche, die mir Sicherheit geben. Das weiß ich heute. Und ich weiß, das Heimat für mich vieles sein kann. Dass Heimat für mich kein festgelegter Ort ist. Nicht der Ort, an dem ich aufgewachsen bin oder an dem meine Familie wohnt – beispielsweise. Für mich ist Heimat ein Gefühl. Ein Gefühl von „hier bin ich richtig, hier fühlt es sich gut an, hier bin ich sicher“. Vor allem aber ist Heimat für mich dort, wo meine eigene kleine Familie ist.

Ich bin örtlich flexibel und diese tief in mir sitzende Reiselust, ich nenne es bewusst nicht Fernweh, ist ein Teil von mir. Ich erzählte euch, dass ich immer weg wollte. Das empfinde ich heute nicht mehr so. Diesen Drang, das Getriebensein fühle ich nicht mehr. Ich reise gern und ich kann mir auch unheimlich gut vorstellen, woanders zu leben. Oh ja, sehr gut sogar. Aber dieses Gefühl von „ich muss…“, „ich muss weg…“, das ist nicht mehr. Ich bin glücklich in meiner Hannover-Base. Ich mag meine Stadt, denn es ist schön da, in Niedersachsens Hauptstadt. Die unterschätzte Stadt. Und das wiederum ist ein Grund, warum ich letztes Jahr die ganz große Möglichkeit verstreichen ließ und nicht nach Hamburg zog, obwohl wir ein Häuschen hatten und die Verträge bereits unterschrieben waren. Weil ich plötzlich klar sah und wusste, nein, ich bleibe, ich bin gut hier. Heimisch. Und es hat sich noch etwas geändert. Ich liebe diesen Moment, wenn ich zurück komme. Wenn ich die Tür öffne, diesen ganz besonderen Duft von „Zuhaue“ einatme und weiß, ich bin zurück. Endlich wieder Daheim. Wenn man eintritt, seine Schuhe auszieht, die Jacke ablegt und alles wie immer ist…

 

 

 

 

TANZ AUS DER REIHE,
UND SEI DU.
STEH ZU DIR!

Tanz aus der Reihe, mach dein Ding und lass dich nicht beirren.
Denn aus der Reihe tanzen tut gut und macht glücklich.
Angepasstheit wiederum macht nicht glücklich.
Nicht auf Dauer. Denn Angepasstheit bremst aus und hält uns auf Dauer klein. 

Bloß nicht aus der Reihe tanzen. Das wird uns von klein auf gelehrt. Angepasstheit statt Freigeist. Lieber brav, statt wild, statt kreativ, statt anders. Ja, bitte alles, bloß nicht Anderssein. Denn Anderssein ist in unserer Gesellschaft verpönt. Anderssein wird beäugt, kommentiert und abgestraft. Dabei ist es so schön und so lohnenswert, sich nicht klein zu machen und zu verstecken. Statt zu fördern und zu unterstützen, wird abtrainiert, gemaßregelt und klein gehalten. Es fängt schon in der Kindheit an. Kinder sollen funktionieren, sollen sich benehmen und sich fügen. Kindern wird viel zu oft der Mund verboten und ich erlebe es immer wieder, dass Kinder sich nicht ausleben können und dürfen – weil es beispielsweise nicht ins Bild passt. Da darf der kleine Junge eben nicht zum „tanzen“, ist ja schließlich nur was für Mädchen. Von Geburt an werden wir in Rollen gepresst.

Wenn unser Leben ein weißes Blatt Papier ist,
dann hab ich schon immer über den Rand hinaus gemalt. 

Ich hab mich schon immer ausprobiert, habe Dinge anders gemacht und dabei irgendwie in meiner kleinen, anderen Welt gelebt. Wenn ich den Geschichten meiner Eltern lausche, dann wird mir klar: Ich bin schon immer irgendwie aus der Reihe getanzt. Ich war ein wildes Mädchen. Ich hab einfach gemacht. Hab mich ausprobiert und immer wieder neu erfunden. Fernab von vorgegebenen Rollen. Aber ich bekam auch immer wieder zu spüren, dass Anderssein nicht gern gesehen wird. Tanzt du aus der Reihe, dann musst du mit Gerede und Kritik und verächtlichen Blicken rechnen. Dabei ist es so befreiend, sein Ding zu machen. Es tut so gut. Würden wir alle offener sein, uns weniger scheuen, mehr über den Rand hinausmalen – dann wäre da noch so viel mehr Potential. Stell dir doch einmal vor, welch großartige Dinge wir bewegen könnten, würden wir uns nicht ständig klein machen – aus Angst vor der Reaktion von außen. Wow, der Gedanke allein, wie viel Power und Kraft, wie viele großartige Ideen da in uns allen schlummern. Wir könnten die Welt verändern. Wir alle, du und ich. Aber stattdessen bremsen wir uns gegenseitig aus.

„Die Normalsten sind die Kränkesten und
die Kranken sind die Gesunden“ – Erich Fromm

Wie sich das anfühlt, wenn man sich verbiegt. Wenn man eigentlich bunt ist und sich stattdessen zu einem grauen, funktionierenden Mäuschen macht. Klein. Bloß nicht auffallen. Hat man Glück, dann hat man Eltern, die die Persönlichkeit kitzeln und fördern. Hat man dieses Glück nicht, wird der Käfig schon früh enger und enger. In meinem Leben habe ich oft versucht, mich anzupassen. Bloß nicht auffallen. Gleich sein. Nicht anders. Denn ich möchte ja Akzeptanz erfahren. Ich erinnere mich, wie ich zur Schulzeit der „Nerd“ war, „uncool“, „verrückt“ und Witze oft auf meine Kappe gingen. Und ich erinnere mich auch, dass ehemalige Mitstudierende sich hinter meinem Rücken darüber ausließen, dass ich „da im Internet schreibe“. Die Sache ist aber letztendlich die: Es ist mir heute egal. Denn ich führe das Leben, was ich führen möchte und ich habe den Job, den ich immer haben wollte. Und ich bin damit 1. glücklich und 2. ziemlich gut in dem, was ich mache. Es hätte also gar nicht besser kommen können. Doch das erfordert eben auch Mut und Stärke.

Ich stehe zu mir, ich tanze aus der Reihe und du solltest das auch tun, wenn dir danach ist. Wenn du anders bist, dann ist das gut. Das ist eine Gabe, es ist ein Talent. Nutze es für dich. Lebe es aus. Denn alles andere macht unzufrieden und unglücklich. Wer möchte sich schon sein Leben lang verstellen oder gar verstecken. Wenn da doch so viel Potential in dir, in mir, in uns allen schlummert. Oder?

Warum leben heute noch immer so viele homosexuelle Männer und Frauen in hetero Ehen und das, obwohl es sie nicht glücklich macht? Aus Angst. Warum sind Krankheiten wie Depressionen auch heute noch so ein großes Tabu-Thema, warum wird darüber kaum gesprochen? Aus Angst. Warum gibt es so viele Menschen, die es nicht wagen, sich öffentlich auszuleben und zu sich zu stehen? Die lieber ausharren und darunter vielleicht sogar leiden? Aus Angst! Natürlich, es gibt Grenzen. Grenzen, an die wir uns alle halten müssen. Allein deshalb, weil eine Gesellschaft sonst nicht funktionieren kann. Es gibt Regeln und die sind wichtig und auch gut. Aber innerhalb dieser Regeln ist alles erlaubt und es ist so befreiend und wunderschön, zu sich zu stehen. Man selbst zu sein.

Deshalb: Tanz aus der Reihe, mach dein Ding – es lohnt sich. Glaub mir. Denn:

Mut tut gut!

 

 

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Fassade

Damals, als ich dich kennenlernte, da war diese Verbindung.
Du warst gar nicht mein Typ und doch hattest du mich – direkt in den ersten Minuten.

Ich saß dir gegenüber und hörte dir zu, beobachtete dich, mein Herz noch so geschunden, meine Seele in Trümmern.

Ich war lost. Am schwimmen. Am strampeln.
Immer in der Angst, unterzugehen und es nicht wieder hoch zu schaffen.
Zerbrechlich. Wie ein scheues Reh. Immer mit dieser Fassade.

Morgens, wenn ich aufstand, legte ich sie auf. Wie eine Maske.
Das breite Lächeln. Immer ein Lächeln.
Diese überdrehte, immerfrohe Art.
Ablenken. Bloß ablenken.
Während ich lachte und lachte und lachte, war es in mir düster. Und kalt. So kalt.
Diese Angst, die mich hatte. Die mich hielt, in ihren Händen.
Panik. Angst, die Augen zu schließen. Angst, die Augen morgens wieder aufzumachen.
Diese Macht. Die ich über mich nicht mehr hatte. So glaubte ich.
Mein Ich, so klein, geduckt und versteckt.

Damals, als ich dich traf, da warst du das flackernde Licht in der Finsternis.
Du saßt mir gegenüber und schautest mich an.
Als würdest du in mich hineinsehen,
Als würdest du verstehen. Sofort wissen.
Wissen, dass das Lächeln nicht echt ist.
Wissen, dass meine Seele in Scherben liegt.
Wissen, dass ich einsam bin.
Einfach wissen, dass hinter der Fassade eine andere Janina steckt.

Du bist mein Licht. Bis heute.
Du hast mir die Hand gereicht und mir die Fasse abgenommen.
Weg war sie.
Ich fühlte mich manchmal nackt. So verletzlich, ohne diese Fassade.
Zerbrechlich.
Es brauchte so viel Zeit.
Zeit, um die Angst herauszulassen.
Nur um sie dann zu verabschieden. Zu begraben.
Du hast mein Herz geflickt.
Hast die Scherben in mir aufgesammelt und Stück für Stück zusammengesetzt.
Wie ein Puzzle.
Ganz geduldig. Und voller Verständnis.

Du hast ausgehalten. Hast zugehört. Hast mich aufgefangen.
Und warst mein Licht.
Zu jeder Zeit – bis heute.

Weißt du, wenn ich an diesen Tag zurückdenke.
Dann ist das so viel Liebe.
Und ich spüre Dankbarkeit.
Dankbarkeit für dich, Dankbarkeit für das was wir heute haben.
Diese Fassade, die mich so lange begleitet hat, ist weg.
Ich brauche sie nicht mehr.
Nie wieder.
Und das, das habe ich dir zu verdanken!

 

WER BIN ICH
| 1000 FRAGEN AN MICH SELBST |
SELBSTFÜRSORGE UND EIN EXPERIMENT
#23

Ein paar Wochen war ich raus. Ein paar Wochen habe ich an der „1000 Fragen an mich selbst“ Reihe nicht teilgenommen. Denn irgendwie war die Luft raus. Und dann schrieb mir die Woche eine liebe Leserin und fragte, wann ich weiter mache, sie würde die Reihe gern weiterlesen. Ja, hey, da bin ich wieder – und es macht mir wieder Freude. Ich versuche also, da weiterzumachen, wo ich aufgehört habe. Viel viel Spaß beim Lesen!

 

Wie persönlich ist deine Einrichtung?

Ich würde aus dem Bauch heraus sagen: persönlich. Es wächst. Jedes Teil ist mit den Jahren dazugekommen. Viele Möbelstücke erzählen Geschichten oder wir hängen an ihnen. Dann sind da die Bilder, die so viel aussagen. Doch, wir leben in jedem Fall persönlich.

Wenn ein Fremder unsere vier Wände betreten würde, dann erfährt er sicherlich einiges über die Bewohner des Hauses {uns}.

 

Welchen Songtext hast du jahrelang falsch gesungen?

Ich singe jeden einzelnen Song falsch. Jeden. Ich schaffe es einfach nicht, Songtexte richtig mitzusingen. Ich kenne die Texte auch gar nicht. Aber ich liebe es zu singen – und das trotz meines nicht vorhandenen Talentes. Ich brülle jeden Song mit und hab oft einfach gar keine Ahnung, was ich da singe. Das muss für Andere amüsant wirken.

 

Würdest du gerne viele Höhepunkte erleben, auch wenn du dann viele Tiefpunkte erleben müsstest?

Ich habe bisher beides erlebt. Sehr sehr viele Tiefpunkte und dafür aber auch tolle, unvergessliche Höhepunkte. Das ist doch das Leben. Da gibt es nicht nur Sonnenschein. Es ist eine Berg- und Talfahrt voller Entwicklung und manchmal ist da auch eine Sackgasse dabei. Ich denke, wenn man sch gar nicht erst so sehr den Kopf zerbricht, sondern viel mehr die Situationen einfach annimmt, dann fällt es einfacher. Generell habe ich in den letzten Jahres gelernt, dass es auch gar nicht immer um Höhepunkte geht. Es braucht keine Höhepunkte, um ein glückliches und gutes Leben zu führen. Wenn man sich von diesem Gedanken löst, ist auch direkt der Druck und die Erwartungshaltung nicht mehr so hoch. Das wiederum macht frei im Kopf und im Herzen.

 

Mit wem hattest du vor kurzem ein gutes Gespräch?

Verrückt, aber mit einer Auftraggeberin. Es war ein wirklich langes und sehr gutes Gespräch, das auch noch länger nachgehallt hat. Definitiv eine Unterhaltung, die noch sehr präsent ist.

 

Was trinkst du an einem Tag vorwiegend?

Ganz klar, Wasser. Und mein Herz schlägt für Schorle. Jetzt in der Rhabarberzeit habe ich auch wieder jede Menge Rhabarberschorle getrunken. Den restlichen Sirup habe ich uns portioniert und eingefroren. So haben wir auch über die Rhabarber-Saison hinaus noch etwas davon. Und heute habe ich mich an Erdbeersirup versucht. Auch das war sehr sehr lecker. Mir schwebt da was sehr leckeres vor…

Heute morgen hatte ich ein sehr leckeres Getränk. Ginger Ale und Sprudel (Verhältnis 40/60) mit Crushed Ice, frischer Minze aus dem Garten und einem Schuss Zitrone. Sehr lecker und erfrischend.

 

Welches Lied hast du zuletzt gesungen?

Think I’m in Love von Ruby Dell’Unto

 

Kannst du über dich selbst lachen?

Oh ja, ich kann super über mich selbst lachen. Und da gibt es auch einiges, worüber ich lachen kann.

 

 Wann hast du zuletzt eine Kopfmassage gehabt?


Ich hatte letzten Monat meine beste Thai Massage meines Lebens. Also wirklich nichts kommt an diese Massage heran. Als ich aus dem Studio kam, war ich so tiefenentspannt wie selten zuvor und ich bin fast im Auto eingeschlafen. Und genau dort habe ich auch eine Kopf- und Nackenmassage erhalten. Der Himmel. Was tat das gut. 

 

Wie sieht der ideale Sonntagmorgen aus?

Darf ich mir etwas wünschen? Ausschlafen, im Bett frühstücken, einfach nur liegen bleiben, einen Film schauen und wieder einschlafen. Dabei das Fenster auf, ich spüre den Zug der frischen Luft auf meiner Haut und höre die Vögel zwitschern. Aaaaaaber als Eltern ist das eben nur Träumerei. Deshalb schaut mein idealer Sonntagmorgen so aus: Alle Kinder stehen auf und haben gute Laune!

 

Machst du manchmal ganz allein einen langen Spaziergang?

Früher habe ich das regelmäßig gemacht, und ich habe es geliebt. Oft habe ich mich auf „meine“ Bank gesetzt und einfach dort gesessen. Mit dem Blick ins Grüne. Das tat so gut. Und gerade, wenn ich Entscheidungen zu treffen hatte, dann war das immer mein Platz. Aber ich ein Spaziergang durch den Wald war nicht selten. Ich mag es, spazieren zu gehen. Und ich bin ich sehr gern mit mir. Allerdings habe ich diese Zeit seit der Geburt einfach nicht mehr. Die fehlt und ich muss ehrlich zugeben, dass ich das schade finde. Manchmal möchte ich einfach für mich sein. Mal wieder spazieren, mal wieder durchatmen und Ruhe empfinden. Manchmal möchte ich nicht mehr vorlesen, nicht mehr auf das zwanzigste „waaaaarum?“ antworten oder mich unterhalten und fragen, wie der Tag war. Natürlich genieße ich das. Natürlich ist das schön. Aber ich wäre auch gern wieder mehr Janina. Mehr ich.

 

Wann hast du zuletzt Fotos eingeklebt? 

Da ist tatsächlich gar nicht lange her. Ich vermute wenige Wochen. Da habe ich wieder am Fotoalbum der Kinder gebastelt.

 

Worüber hast du vor kurzem deine Meinung geändert?

Gerade in den letzten zwei Jahren habe ich zu vielen Dingen meine Meinung geändert. Ich befinde mich in einem Wandel, das spüre ich immer wieder ganz stark. Viele Dinge sehe ich mit anderen Augen, entspannter und gelassener oder aber auch strenger. Ganz unterschiedlich.

Ganz konkret kann ich da aber gerade nichts benennen.

 

Wann wärst du am liebsten den ganzen Tag im Bett geblieben?

Diese Woche, komplett. Denn diese Woche war eine Aneinanderreihung von doofen Ereignissen. Flug verpasst, Zug bleibt stehen, Auto kaputt, ausgeschlossen und ich könnte es weiter führen. Aber ich habe mir angewöhnt, mich über Dinge, die ich nicht ändern kann, nicht mehr zu ärgern. Und so ist die Woche einfach abgehakt.

 

 Glaubst du an eine offene Beziehung?

Ich für mich persönlich – NEIN. Ich kann mir das nicht vorstellen. Wenn ich liebe, dann liebe ich. Dann kann ich nicht teilen. Oder gar wissen, dass mein Partner teilt. Ich würde also auch nicht damit klar kommen, zu wissen, dass mein Partner „offenere“ Wege geht. Also nein, ganz klar.

Ich kann mir aber vorstellen, dass es für andere Paare der richtige Weg sein kann und dann so passt und funktioniert. Keine Frage. Nur für mich, für mich ist das keine Option.

 

Welches Gesetz würdest du einführen, wenn du in der Regierung sitzen würdest?

Erst einmal würde ich das Volk mehr in Entscheidungen einbinden – so nach dem Schweizer Modell. Ich denke, das ist wichtig. Es ist wichtig, dass das Volk Entscheidungen treffen kann. Denn die Menschen müssen mit diesen Entscheidungen letztendlich leben. Ich habe aktuell immer mehr das Gefühl, dass unsere Regierung nicht mehr im Sinne seines Volkes handelt bzw. auch nicht da ansetzt, wo es besonders wichtig wäre.

Mein nächster Punkt wäre: Ich würde die Regresspflicht von Politikern noch einmal schärfen.

 

 Was würdest du mit einer Million Euro tun?

Eine Million Euro. Das klingt erst einmal viel und für mich ist das auch unendlich viel, aber heutzutage bekommt man dafür in vielen großen Städten nicht einmal mehr eine ausreichend große Wohnung oder ein Haus in guter Lage. Ist das nicht schrecklich? Ich erinnere mich daran, dass man damals, als ich Kind war, für ein paar Mark so viel bekommen hat. Einfach mehr als heute. Dass die Lebenserhaltungskosten so viel niedriger waren. Heute arbeiten die Leute so viel wie niemals zu vor. Es wird immer mehr Leistung erwartet, aber ein wertschätzender Lohn bleibt in der Regel aus. Da muss sich so viel tun, da muss ich so viel ändern.

Mein erster Gedanke war tatsächlich, dass ich einen großen, alten Resthof aufkaufe. Mit mehreren Häusern, in dem wir als große Familie zusammenleben. Ein Mehr-Generationen-Hof sozusagen. In der Mitte ein gemeinschaftlicher Platz mit Feuerstelle, für das Zusammenkommen. Ja, ich würde es schön finden, mit meiner gesamten Familie auf einem größeren Grundstück zu leben. Jeder für sich in seinem Haus, aber doch irgendwie zusammen. Das wäre wohl meine Investition.

Sollte das nicht möglich sein, würde ich das Geld in gut gelegene Immobilien investieren und von dem Ertrag leben – und eventuell auch mehr reisen.

 

Wie hieß oder heißt dein Lieblingskuscheltier?

Mein liebstes Kuscheltiere war ein alter, abgenutzter Waschbär und hieß Waschbär.

 

Was war deine weiteste Reise?

Das weiß ich jetzt leider nicht, aber ich vermute, dass Indonesien die weiteste Strecke gewesen sein müsste. Lombok und Bali, vermutlich. Aber auch Mexiko war unglaublich schön, genau wie meine Zeit in Missouri.

Aktuell hegen wir immer häufiger den Gedanken, gemeinsam, als Familie auf weite Reise zu gehen. Ja, eigentlich planen wir das sogar in langsamen Schritten und das seit etwa einem halben Jahr ganz konkret. Mal schauen, ob es sich dann auch wirklich ergibt, ob wir es wirklich wagen oder eben nicht. Das wird das Leben zeigen.

 

In welcher Haltung schläfst du am liebsten?

Ich habe immer in Embryonalhaltung geschlafen. Und ich hatte auch immer Rücken. Irgendwann dann wurde mir bei YouTube dieses Video HIER angezeigt und seitdem schlafe ich gerade auf dem Rücken. Das war die ersten Nächte wirklich schwierig und ich kam nicht zu viel Schlaf, aber seitdem spüre ich die Vorteile auch ganz stark. Viel weniger Rücken.

 

Zu wem gehst du mit deinen Problemen?

Ich mache oft viel mit mir selbst aus. Wenn ich mit jemandem spreche, dann ist das meist meine Freundin oder aber mein Vater. Tendenziell aber doch eher meine Freundin. Auch deshalb, weil ich immer denke, ich möchte meine Eltern nicht noch zusätzlich mit meinem Kummer „belasten“.

 

Kannst du Dinge leicht von dir abschütteln?

Ganz und gar nicht. Ich denke über Dinge lange nach. Oft verfolgen sie mich noch lange Zeit. Aber ich habe auch gelernt, gewisse Dinge nicht mehr anzunehmen.

 

Wie voll ist dein Bücherregal?

Ihr ahnt es sicher schon – aber ich habe viel zu viele Bücher. Ich lese so gern und mein Stapel mit den Büchern, die ich gern lesen möchte, wird immer größer. Ich habe mir aber auch angewöhnt, ausgelesene Bücher weiterzureichen. Dann verschenke ich, verleihe oder stelle sie in die Bücherschränke hier in Hannover. Allein der Gedanke, das mein Buch durch weitere Hände geht, durch Hände von Menschen, die das Buch genau so genießen wie ich. Das ist doch ganz schön schön. 😉

 

Bist du mit deiner Handschrift zufrieden?

Meine Handschrift ist meine Handschrift. Mir wurde mal gesagt, dass sie sehr unleserlich ist. Ich sage dazu, das ist Kunst, das soll so.

 

 Findest du es wichtig, dass deine Meinung gehört wird?

Jein. Einerseits, bei bestimmten Themen, ist es mir sehr wichtig. Bei anderen Themen denke ich mir meinen Teil und behalte diese Gedanken für mich.

 

Welches Brettspiel magst du am liebsten?


Hier, ganz großer Brettspiel-Fan.
Es gib doch sehr viele Spiele, die ich gern mag. Gerade gestern habe ich auf Annis Wunsch wieder „Spiel des Lebens“ gespielt.

 

 Wem hast du zuletzt eine Postkarte geschickt?

Wirklich wahr – diese Woche.

 

 

 

KINDER DENKEN NICHT IN HAUTFARBEN
– die Zukunft in den Händen unserer Kinder

Vor etwa drei Wochen in einem Eiscafé.

Eine Frau, vielleicht Ende Sechzig. Sie sitzt auf einer der Stufen vor dem Eisladen. Neben ihr ein Mann, vermutlich ihr Mann. Sie essen Eis. Warum sie mir aber auffallen – sie starren, sie verfolgen mit ihrem Blick, sie blicken abschätzig. Aus ihrem Blick kann ich ganz klar Abneigung lesen. Sie rümpft die Nase. Dieser bohrende Blick, mit dem sie eine kleine Familie, einen Vater mit seinen zwei Kindern, verfolgen. Und ihr Blick soll sich auch in den nächsten wenigen Minuten nicht lösen. Ja, sie starren. Zwar still und leise, aber das macht es in meinen Augen nicht weniger schlimm.

Was dieses Ehepaar stört? Ganz offensichtlich die Hautfarbe. Denn dieser Vater, dieser Mann mit seinen zwei Kindern ist schwarz.

Eine kleine Familie von vielen an diesem Tag in diesem Eiscafé. Ganz offensichtlich hat das ältere Paar ein Problem mit der Hautfarbe oder Herkunft dieser Familie. Ich frage mich, wie sich wohl der Familienvater fühlt, dem dieser Blick gilt. Wie sich seine Kinder fühlen. Ob sie tagtäglich mit ähnlichen Reaktionen kämpfen müssen? Diskriminierung? Ob es sie verletzt oder ob sie es gar ignorieren und wegschieben können. Wie muss sich das anfühlen?!

Schrecklich. Es ist einfach nur schrecklich und völlig daneben. Und es widert mich an. Fremdenfeindlichkeit, Alltagsrassismus, egal in welcher Form, widert mich an. Dafür haben ich kein Verständnis. Als wir aufstehen, um zu gehen, kann ich mir einen knappen Spruch nicht verkneifen. Es geht einfach nicht. Ich muss etwas sagen. Allein schon deshalb, weil ich hoffe, dass diese Beiden es beim nächsten Mal vielleicht nicht mehr tun.

Am Abend unterhalte ich mich mit Henry. Wie so oft greifen wir gerade abends, wenn die Kinder schlafen und Ruhe eingekehrt ist, noch einmal Themen auf, die uns über den Tag beschäftigen. An diesem Abend sprechen wir über Fremdenfeindlichkeit im Alltag. So ganz allgemein. Darüber, wie es sein könnte {und müsste!} und wie es leider doch noch oft ist.

Ich erinnere mich an die Worte einer türkischstämmigen Freundin, die einmal zu mir sagte, sie wäre heimatlos. Immer zwischen den Stühlen. Geboren ist sie in Deutschland, sie fühle sich als Deutsche, aber sie wird nicht als Deutsche akzeptiert – wegen ihrer dunklen Haare, ihrem Aussehen und wegen ihres Namens. Gleichzeitig akzeptiert man sie in der Türkei aber auch nicht als Türkin. Ihre Worte waren damals:

„Ich lebe zwischen den Kulturen, werde heimatlos gemacht, als würde ich nirgends reinpassen, nirgends dazugehören, nirgends willkommen sein – was aber nicht an mir liegt, weil ich im Herzen deutsch bin.
Aber hier werde ich häufig nicht als Deutsche akzeptiert und in der Türkei als Türkin ebenso wenig!“.

Ihre Worte hallen bis heute nach. Ich kann es nicht verstehen, sind wir doch alle Mensch. Völlig egal welche Hautfarbe wir tragen, völlig egal woher wir letztendlich kommen und wo unsere Wurzeln liegen. Mensch ist Mensch.

Wann hört das endlich auf?

 

Unsere Kinder sind die Zukunft,
sie denken nicht in Hautfarben

Für unsere Kinder ist die Welt ganz selbstverständlich kunterbunt.
Sie denken nicht in Hautfarben.
Sie leben in einer transkulturellen Gesellschaft.
Für sie ist all das normal.

Und das ist toll und gut! 

Und dann kamen wir auf Anni zu sprechen, oder eher auf Annis Generation. 14 Jahre ist sie jetzt alt und ein kunterbuntes Deutschland, eine kunterbunte Welt ist für sie selbstverständlich.

Ihre Klasse ist bunt, ihr Freundeskreis ist es ebenso und ehrlich, das ist gut so. Ich hab noch nie bewusst darüber nachgedacht, bis jetzt, aber ich finde das toll. Für sie ist das Normalität. Ihre Freundinnen und Freunde, Klassenkameraden oder Trainingspartner kommen aus allen Ecken dieser Welt und sie denkt gar nicht darüber nach. Weil es für sie so normal ist. Weil sie den Menschen sieht. Auch bei Mimi ist es so. Auch für sie bedeutet all das Normalität. Transkulturalität.

Unsere Kinder wachsen mit Menschen unterschiedlichsten Hautfarben und Mentalitäten auf. Und so wird diese neue Generation, unsere Zukunft, global denken und Fremdenfeindlichkeit wird damit {hoffentlich} immer weniger ein Problem sein. Sie werden nicht im Eiscafé sitzen und die Nase rümpfen oder gar andere Dinge tun. Das zumindest hoffe ich und wünsche ich mir – für uns alle – für diese Welt und uns Menschen.

Unsere Kinder und Kindeskinder werden so viele Dinge besser machen. Davon bin ich fest überzeugt. Weil sie so anders aufwachsen. Und weil sie ganz andere Möglichkeiten haben. Natürlich werden auch sie ihre Probleme haben, andere Probleme als wir sie bisher kennen, aber Fremdenfeindlichkeit wird hierbei hoffentlich keine große Rolle mehr spielen. Stellt euch das einmal vor – eine Welt, in der etwas Gegebenes wie eine Hautfarbe oder die Herkunft keine Rolle mehr spielt. In der nur noch der Mensch zählt. Wie wundervoll und schön das wäre.

Wir können einen neuen und besseren Weg einschlagen und bereits die Weichen für unsere Kinder stellen – in dem wir ihnen mit Respekt und Liebe begegnen. Wir können und müssen ihnen Vorbild sein und sie bestärken und ermutigen. Wir sind Vorbild. Leben wir ihnen schon jetzt vor, wie es besser geht und zeigen wir unseren Kindern, dass diese Welt und all die Menschen auf ihr nur eines sind: Mensch. Egal ob schwarz oder weiß, egal ob rot oder gelb. Egal ob arm oder reich. Egal ob Moslem, Christ, Jude oder was auch immer. Mensch.

Unsere Kinder sind die Zukunft und der Schlüssel.
Und das macht mir Hoffnung.
Wir sind die Saat. Wir müssen das kleine Pflänzchen der Toleranz pflanzen, es hegen und pflegen und wachsen lassen.
Auf in eine bessere Welt ohne Diskriminierungen oder Ausgrenzung.

 

Es mag sein, dass meine Hoffnung in eine bessere Zukunft ohne Rassismus, naiv wirkt.
Aber stellt euch doch einmal vor, wie gut da wäre. Wie schön. Wie bereichernd für uns alle.
Hand in Hand, miteinander, als Mensch. Als wir.
Ich finde, das ist ein gutes Ziel, für das wir uns alle einsetzen sollten.